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Das Gänseblümchen

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Das Gänseblümchen

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Das Gänseblümchen

Es war unbequem geworden. Er konnte sich nicht mehr erinnern, wie diese Pfeile in ihn gekommen waren. Irgendwann bemerkte er, dass sie da waren und wie Stacheln aus ihm herausragten. Er schämte sich dafür. Es wurden immer mehr. Der Versuch, sie herauszuziehen, scheiterte. Es schmerzte dadurch nur noch mehr. Was leichter ging, war, sie hineinzuschieben, die Pfeile ganz in sich verschwinden zu lassen, sodaß niemand sie mehr sehen konnte. Verbergen musste er sie, sie durften nicht da sein. Sie genierte sich immer für ihn, wenn er nicht perfekt war.

Sie spickte ihn weiter, zielte und traf dabei jedesmal millimetergenau und unbemerkt. Sie konnte den Bogen extrem weit spannen und war versessen auf dieses Hobby. Und er rammte sie alle wieder aus Scham in sich hinein. Seine Freunde durften sie nicht sehen, seine Lehrer, später sein Arbeitgeber, auch Fremde nicht. Er sollte makellos sein und diese verdammten Pfeile störten dabei, ließen ihm nur wenig Bewegungsfreiheit. Besonders, wenn sich wieder einmal einer einen Weg heraus bahnte, in die Realität herausragte. Dann versuchte er, ihn möglichst schnell wieder zurückzuschieben, geheimzuhalten, was ihn innen drückte und stach. Er blickte verstohlen um sich, ob auch niemand sein kleines Mißgeschick gesehen hatte.

Eines Tages wurde ihm klar, dass er sich bei ihr in Wohnhaft befand, entriss sich ihrer und tauschte den Sicherheitstrakt gegen das Risikoreich.
Erst fühlte er sich frei, so frei, dass er die Pfeile eine Woche lang vergaß. Wie Hänschenklein kam er sich vor und schöpfte an einem Steppensee Sonne in sich.

Er reiste weiter und fand Einlass in eine Herberge, die von Menschen mit selbstgebasteltem Heiligenschein bewohnt war. Sie waren alle so wahnsinnig lieb. Er hatte wenig Vergleiche, aber es schien ihm, dass es wohl gut sein müsse, wie es hier war. Es ließ jeder jeden mehr oder weniger in Ruhe, kümmerte sich nicht um die anderen. Oder kam ihm das nur positiv vor? Die in ihm steckenden Pfeile begannen wieder zu schmerzen.

Er spürte den Salzsee in seinem Inneren, der sehr leicht über die traurigen Ufer trat. Das sollte aber sein Freund Arnold nicht sehen, der sagte „Geh doch mal aus dir heraus“. Seine Bitterkeit wollte er ebenso für sich behalten, und an die herben Erfahrungen mit dem sauren Nachgeschmack wollte er schon gar nicht denken. Etwas Süßes wollte er erleben.

Die Nacht gehörte seinem Unterbewußtsein. Sie flogen auf einem Perserteppich nach Hawaii. In eine riesige Schüssel füllten sie acht Dosen italienisches Pfirsichkompott, saßen sich dort im Türkensitz gegenüber und aßen die Früchte. Nebenan auf der Bettdecke begann das schnörkelige Muster zu tanzen. Es verformte sich im Takt der indischen Musik zu wilden Tieren und plötzlich war ein immenses Gewusel auf dem Überzug. Die Anzahl der Tiere hätte für halb Afrika gereicht, die Decke wurde wegen Überfüllung geschlossen. Als sie es sich auf dem Bett bequem machen wollten, mussten sie die Decke erst auf den Boden legen, um sich nicht auf die Tiere zu setzen. So konnten sie auch das Geschehen viel besser beobachten.
Er saß da, starrte auf die Tiere und die Musik kroch durch seinen Schädel, bevor er sich schreckte und den Kopf zur Tür drehte. Ein Blick bestätigte Gespürtes, er flüchtete in den letzten Winkel des Bettes und umarmte den Polster (D: das Kissen).
Mit dem Luftzug, der durch den Spalt unter der Tür kam, flogen auf ihn gerichtete Augenpaare, eins nach dem anderen, herein. Sie schwirrten im Zimmer umher, dabei ließen sie nicht von ihm ab. Er erkannte die Augen sofort: Sie war es. Immer neue Augenpaare schwebten nun im Zweisekundentakt unter der Tür herein und ihre Runden durchs Zimmer, ohne den Blick von ihm zu lassen – prüfend, mahnend, voller Kälte und vor allem beherrschend.
Nun war es soweit, jetzt hatte sie ihn wiedergefunden. Sie schoss Pfeile, denen ein schallendes Grinsen anhing, direkt aus ihren giftigen Pupillen ab. Er versuchte auszuweichen, es gelang ihm jedoch nicht und sie spickte ihn nun endgültig damit zu.
Arnold erkannte die Situation oberflächlich und jagte die Augenpaare mit der Fliegenklatsche, bis sie am Boden lagen. Dann kehrte er sie auf einen Haufen, auf eine Schaufel und spülte sie im Klo hinunter. Anschließend stopfte er den Spalt unter der Türe mit einigen Metern Klopapier zu.

Er atmete erleichtert auf und stieß die neuen Pfeile schnell in sich hinein. Weg damit.

Am nächsten Morgen fühlte er sich wie frisch gereinigt, innerlich gereinigt. Der Traum trat nach und nach in seine Erinnerung und langsam dämmerte es ihm, woher all die Pfeile kamen.
„Sie müssen raus!“, gab er sich selbst den Befehl.
In den kommenden Wochen und Monaten zog und zerrte er daran, aber sie saßen zu fest. Er schaffte es nicht und irgendwann gab er auf.

Er fühlte sich nicht mehr im Geringsten frei. Die Pfeile taten immer mehr weh und er wollte alles tun, um sie los zu werden. Er ahnte, wie es sein könnte, wären sie nicht da. Aber es war eine bloße Ahnung, die er auf einem Fundament aus seinen Beobachtungen anderer Menschen aufbaute.
Nächte später hörte er ein silbernes Klingen. Als er aufblickte, sah er sich einem transparentweißen Wesen gegenüber, das sein Gesicht hatte, nur eben transparentweiß, und mit ebenso blassen Flügeln schwebte es über seinem Bett.
„Wer bist du?“, fragte er es.
„Ich bin alles“, antwortete es. „Ich bin dein Schutzengel, ich bin dein Gewissen, ich bin deine Angst, ich bin dein Mut, deine Ehrlichkeit und dein Optimismus. Und nur ich kann dir helfen, diese Pfeile herauszuziehen.“
„Wie kann das sein, wo kommst du her und warum hast du mein Gesicht?“
„Ich komme aus dir selbst, ich bin ein Teil von dir.“
„Wie bitte?“
„Du selbst bist es, mit dem du sprichst. Suche mich.“ Es wurde blasser und blasser ...
„Wie meinst du das?“ – Doch da sah er es nicht mehr und hörte auch die Antwort nicht. Er schlief wieder ein.

Im Traum kam es wieder. Es nahm ihn an der Hand und führte ihn zu einem Schloss.
„Dies ist dein Schloss.“
„Es kommt mir bekannt vor...“
„Ich weiß, du hast es schon fast vergessen... Aber zum Glück nur fast...“
„Zeig es mir bitte!“
„Ich kann dir nur den Teil zeigen, den du schon kennst. Die meisten Türen sind versperrt.“
„Warum?“
Sie hat sie vor dir verschlossen, sie wollte nicht, dass du sie siehst.“
„Kannst du sie nicht öffnen?“
„Ich helfe dir gerne, aber du brauchst die passenden Schlüssel, damit du die Türen aufbekommst.“
„Was meinst du damit?“
„Die Stellen, jene Ereignisse, bei denen sie die Pfeile auf dich abgeschossen hat, die Ursache deiner Wunden und die Gefühle, die du dabei hattest. Alles andere ist bloß Kratzen daran. Wenn du sie findest und deine Schmerzen richtig zuordnest, bekommst du die Pfeile heraus und die Türen öffnen sich. Jeder Pfeil ist der Weg zu einem Schlüssel, du musst jeden einzelnen spüren, erkennen und benennen. So verschwinden sie und die Räume in deinem Schloss werden sich für dich öffnen. Oder du betrachtest es weiterhin von außen und nutzt lediglich die öffentlichen Räume - und den Schlossteich, um baden zu gehen.“

Mit Fragen im Kopf wachte er in der Früh auf. Warum schenkte sie ihm erst ein Schloss, um dann alle Räume zu versperren, ohne ihm die Schlüssel dafür zu geben? Warum schloss sie sie überhaupt ab? Keine Antwort. Nur Angst, es nicht zu schaffen, zu versagen. – Und er spürte schon wieder so ein Stechen...

Es begann eine jahrelange Suche. Er lernte, mit den schmerzenden Pfeilen umzugehen, sich daran zu klammern, bis er die Wurzel gefunden hat. „Unkraut reißt man mit der Wurzel aus, sonst kommt es wieder, und das bei jeder Gelegenheit“, zog er seine Lehre daraus.

Nach und nach öffneten sich die Zimmer seines Schlosses. Sie waren kaum eingerichtet, kahl die Wände, bis auf einige Zettel, die sie ihm hier aufgehängt hatte. Auf ihnen standen Dinge wie: „Du kannst doch nicht...!“, „Was hast du dir dabei eigentlich gedacht?“, „Was denken sich die Nachbarn?!“, „Du bist sowieso zu blöd dafür!“, und viele andere in dieser Art. – Er riss sie eines Tages alle von den Wänden, zerhackte die Stühle, die sie ihm hiergelassen hatte und machte in seinem Schlosspark ein Lagerfeuer daraus, das er mit Wasser aus seinem Salzsee löschte. An diesem Tag schlief er besonders gut.

Am nächsten Tag bemerkte er erstmals, wie hell es durch die großen Fenster hier drinnen war. Er begann, den Räumen Farbe zu geben, überlegte, wie er sie einrichten wollte und begann sogleich damit. Zwischendurch fand er immer wieder neue Schlüssel für neue Räume. Manche Räume erreichte er erst, nachdem er zuvor zwei oder drei andere öffnen konnte. Und in so einem versteckten, hinteren Raum fand er einen Haufen Spielsachen in der Ecke liegen. Sie musste sie übersehen haben...
Er besah sie alle genau, hielt jedes einzelne in der Hand und legte sie anschließend alle nebeneinander auf. Ganz zu unterst entdeckte er eine Holzschatulle. Sein Herz begann zu pochen, als er sie in Händen hielt, er fühlte eine tiefe Verbindung zwischen sich und dieser Schatulle.
Er öffnete sie langsam und bedächtig. Darin fand er, gut in Papier eingewickelt, ein winziges Samenkorn.

Wieder ertönte ein leises Klingen. Es schwebte vor ihm und fragte: „Nun, hast du sie endlich gefunden?“
Was gefunden?“
„Deine Seele.“
„Du sprichst schon wieder in Rätseln.“
„Weißt du nicht mehr, wie du sie damals hier hineingelegt hast, um sie zu beschützen? Sie hätte sie doch umgebracht...“
„Das ist meine Seele? Bist du dir sicher? Das ist doch ein Samenkorn!“
„Ja, ich bin sicher. Hege und pflege sie, dann wird sie wachsen und gedeihen!“, sprach es zum Abschied und verblasste wieder.

Er kaufte den schönsten Blumentopf, den er finden konnte, füllte Erde aus seinem Garten ein und stellte ihn ans Fenster. Dann holte er das Samenkorn aus der Schatulle, steckte es in die Erde und goss es mit frischem Quellwasser. Er freute sich, als die erste grüne Spitze aus der Erde ragte und das gab ihm unheimlich viel Energie. Bald waren ein kleiner Stamm und kleine Blätter gewachsen. Pfeile spürte er nur mehr sehr selten und wenn, dann waren es bloß kleine. Es dauerte nicht lange, bis auch ein Blütenkopf sichtbar wurde. Ein Gänseblümchen wuchs aus seinem Samenkorn.
Er liebte immer schon Gänseblümchen und wusste nun, woher diese Liebe kommen musste. Gänseblümchen sind, so dachte er, zart, sanft und trotzdem widerstandsfähig. Sie sind nicht leicht umzubringen, selbst, wenn man sie abmäht, stehen sie als erste wieder auf der Wiese. Und wenn sie schon ewig lang kein Wasser bekommen haben, öffnen sie wieder ihre Köpfe, sobald sie es nass an den Wurzeln spüren. In ihnen wohnt eine immense Kraft.

Diese Kraft entdeckte er nun auch in sich, er selbst wurde ein Gänseblümchen.
Und wenn er nicht gestorben ist, dann blüht er heute noch...


*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*

Susi P.

 

Elvira, das ist wirklich lieb, wenn Du mir die Zeitfehler, die Du entdeckt hast, sagst, denn ich finde keine. ;)

Hab jetzt noch ein paar Kleinigkeiten geändert, und ich hoffe, sie verbessern die Geschichte noch ein bisschen?

 

Hallo Häferle,

es wurde schon alles gesagt, was zu sagen ist - finde ich.

Eine Geschichte, die nachhallt - die tief im Inneren bohrt und kratzt - ich hatte die eigenen Pfeile schon ganz vergessen. Im Moment sind viele da ... sie haben Deine Geschichte verstanden.

Gratuliere !!!

... ich finde sie anfangs nur zu lang.

Lieben Gruß
Bella

 

Hi Bella!

Danke für Dein Lob! :)

Freut mich, daß Du sie verstanden hast! Und daß Du offenbar auch persönlich was damit anfangen kannst, freut mich umso mehr!

Ich wüßte nicht, was ich kürzen könnte, damit der Anfang nicht so lang ist. Da es aber so ist, daß die ersten Kritiker eher den Schluß zu lang fanden, ist es vielleicht einfach so, daß jeder persönlich mit einem Teil mehr und mit einem Teil weniger anfangen kann?

Alles liebe
Susi

 

Liebe Häferl,

Deine schöne Geschichte hat mich stellenweise sehr angesprochen. Wenn Du Dich noch an meinen Text "Der innere Panzer", den Du ja mal vor einigen Wochen oder Monaten gelesen und kritisiert hast, erinnerst, wirst Du vielleicht auch wissen, was ich damit meine. Wir haben in beiden Erzählungen sehr ähnliche Dinge thematisiert und eine ebenso märchen- und traumhafte Sprache verwendet. Auch der Verlauf unserer beiden Geschichten ist im Grundsatz sogar parallel verlaufend - also: Problematik, Katharsis, Erlösung. Und am Ende findet Dein Protagonist - wie auch meine Protagonistin(!) - sogar seine verloren geglaubte Seele wieder! Gib's zu, Susi! Ich hab' Dich inspiriert!! ;) :D

Bemerkenswerter Weise stellte ich eine Frau in den Mittelpunkt, während Dir offensichtlich ein Mann lieber war. War diese Auswahl selbstverständlich für Dich? Oder gar unwillkürlich? Ich frage mich, ob das Maß an Mitleid und Leidenschaft dem anderen Geschlecht gegenüber bereits beim Schreiben einer Erzählung einen signifikanten Unterschied macht - und damit sich beim Ergebnis bemerkbar macht. Mir fällt es nämlich leichter, bestimmte Rollen nur dem einen oder anderen Geschlecht zuzuordnen, sehe das allerdings auch als eine ungewollte kreative Einschränkung.

Besonders anschaulich fand ich Deine Metaphorik der Pfeile (schließe mich hier also den anderen an) und, ich glaube sogar noch mehr, Deine Darstellung eines inneren Schlosses, mit seinen teilweise verschlossenen Türen, die es für das Heil des Protagonisten aufzuschließen gilt. Auch eine Analogie wie den "Salzsee" für das Reich der Tränen halte ich für gut gelungen.

Einige Verbesserungsvorschläge möchte ich Dir auch in der letzten Fassung noch vorschlagen:

Es war unbequem geworden
Ich würde stattdessen mit: "Sie waren unbequem geworden", da Du nachfolgend mehr die Pfeile als einen Zustand in den Mittelpunkt stellst.
Sie spickte ihn weiter, zielte und traf jedesmal milimetergenau und unbemerkt.
Was meinst Du mit "spicken"? Ist das österreichisch? Ich kenne diesen Begriff nur aus der Schülersprache (Spickzettel), und mein Duden übrigens ebenso. Aber selbst, wenn man das außer Acht lässt, passt doch die Reihenfolge nicht so ganz, oder? (spicken, zielen, treffen)
Sie flogen mit einer riesigen Schüssel[...]
Die "Schüssel" würde ich noch etwas näher beschreiben. Ich muss beim Lesen nämlich ständig an diese Satellitenschüsseln an diversen Häuserwänden denken! Das passt natürlich so gar nicht ins übrige Bild wie aus "1001 Nacht".
Saßen sich dort im Türkensitz gegenüber und aßen gemeinsam daraus.
Sie aßen aus dem Türkensitz? Eine der Stellen, die ich mehrmals lesen musste, um nachzuvollziehen, was sich nun worauf bezieht. Auch den Sinn der "acht Dosen Kompott" in der Schüssel - die sie doch eigentlich als Transportmittel und nicht als... ähm Badewanne gebrauchen - habe ich nicht ganz mitbekommen.
Ihre Augen flogen nun im Dreisekundentakt[...]
Dreisekundentakt? Ich weiß nicht, was ich mir darunter vorstellen soll.
[...]und mit ebensolchen Flügeln schwebte es über seinem Bett.
"ebensolchen"? Worauf spielst Du hier an?
"Hä?"
Finde ich zu salopp in diesem Kontext! Würde eher "Was?" bevorzugen.
Schweißgebadet wachte er in der Früh auf.
Sehr klischeehaft! Außerdem kann ich keinen so rechten Grund dafür finden, dass er gerade "schweißgebadet" aufwacht.
Warum hinterließ sie ihm ein Schloss,[...]?
Besitzt nicht jeder Mensch bereits von vornherein ein inneres Schloss? Das, was sie ihm angetan hat, besteht doch mehr aus dem Verschließen der inneren Türen, als dass sie ihm ein Schloss schenken würde. Oder?
Es begann eine jahrelange Suche.
Hier würde ich wenigstens eine oder besser noch zwei Leerzeilen machen, um diese lange Zeit auch rein optisch zum Ausdruck zu bringen.


BTW:

Sehr gut gefallen hat mir auch, Zitat: "um sich nicht auf die Tiere zu setzen" - typisch Häferl!
Hehe, war das Deine Intention? Deinen Ruf zu pflegen? :lol: Scheint so, dass Deine Geschichten immer unverwechselbarer werden! :D

lieben Gruß
Philo-Ratte

 

Hi Susi,
also ich hab mir jetzt nicht alle Kommentare durchgelesen, aber in den oberen stand ja immer so, dass das "happy- end" nicht so gepasst hat und so. Ich fand diesen Ausgang eigentlich ziemlich gut, weil der Anfang, so gut er auch geschrieben war (die Idee mit den Pfeilen war echt klasse), war irgendwie n bisschen düster. Ich mein, ich hab von sowas zwar nicht so viel Ahnung, aber ich fand den Weg, wie der aus der ganzen Sache wieder herausgefunden hat, echt gut geschrieben. Und ich find die idee echt schön, dass man in seinen Gedanken oder Träumen ein Schloss mit ganz vielen Räumen hat, die man auch selber einrichten kann.
..also ich mein jetzt nicht im Sinne von Ikea oder so..^^
Naja jedenfalls finde ich die ganze Geschichte wirklich gut!

:thumbsup: ^^
Sasami

 

Hallo Ratte!

Ich danke Dir fürs Lesen und Kommentieren meiner Geschichte!
Auch, wenn es Dich vielleicht freuen würde, war es nicht Deine Geschichte, die mich dazu inspiriert hatte... Ich mache seit einem dreiviertel Jahr eine katathym-imaginative Therapie, aus der ich meine Bilder zum Teil habe.
Und damals begann es so, daß da eine vertrocknete Blume ohne Kopf im Schatten einer Wand stand...
Aber abgesehen davon, gibt es tatsächlich gewisse Ähnlichkeiten, wenn ich sie auch nicht in dem Maß sehe, wie Du scheinbar. Deine Geschichte finde ich viel düsterer, warum muß Deine Protagonistin zum Beispiel im Schloß eine Treppe hinunter ins Finstere gehen? Die Räume in meinem Schloß sind (hab ich nicht geschrieben, war für mich logisch) hell... Wenn ich jetzt noch große Fenster hineinschreibe, wird sie noch länger...

Es war unbequem geworden
Es = das Leben mit den Pfeilen
Sie spickte ihn weiter, zielte und traf jedesmal milimetergenau und unbemerkt.
spicken heißt eigentlich einen Braten mit Speckstreifen durchziehen, dazu gibt es auch eigene Spicknadeln. Aber man sagt bei uns auch etwas ist gespickt, wenn von etwas viel wo drauf oder drin ist, also zum Beispiel eine Geschichte, die gespickt mit Fehlern ist. "millimetergenau und unbemerkt" ist eine Beifügung, wie "Sie ging, langsam und bedächtig."

Das mit der Schüssel und Hawaii steht praktisch symbolisch dafür, daß der Protagonist einmal tut, was ihm gerade Spaß macht, ohne zu denken, ob sie das auch richtig finden würde. Sie flogen übrigens "mit" und nicht "in" der Schüssel...;)

Daß die Augen im Dreisekundentakt unter der Tür hereinschwebten heißt, daß alle drei Sekunden ein Augenpaar dazukam. Das ist eigentlich fast zu langsam, werde besser zwei Sekunden draus machen...

Besitzt nicht jeder Mensch bereits von vornherein ein inneres Schloss?
Ja, von Geburt an. Sie hat ihm "das Leben geschenkt", somit auch das Schloss.

(Was ich jetzt nicht beantwortet habe, wird entweder geändert oder es folgt noch eine Antwort, wenn ich sie am Wochenende nochmal überarbeite.)

Scheint so, dass Deine Geschichten immer unverwechselbarer werden!
Das ist mir nur Recht...:)

Alles liebe
Susi

 

@Hallo Sasami!

Willkommen auf kg.de! :)

Es freut mich sehr, daß Du meine Geschichte gelesen hast und auch Deine Meinung dazu hinterlassen hast!
Und besonders freut mich, daß Du das Ende auch wichtig findest, weil es alles zum Positiven kehrt! - Danke!

Alles liebe
Susi

 

Sie flogen übrigens "mit" und nicht "in" der Schüssel... ;)
*lach* Damit kommst Du bei mir aber nicht durch! Wenn ich sage: Ich fahre jetzt mit meinem Auto von A nach B ist ja wohl anzunehmen, dass ich dann sicher auch in dem Auto sitzen werde und es nicht hinter mir herziehen werde! :p
Daß die Augen im Dreisekundentakt unter der Tür hereinschwebten heißt, daß alle drei Sekunden ein Augenpaar dazukam.
Das ist einfach missverständlich. Ich hatte beim Lesen immer nur ein Augenpaar vor mir und wusste deshalb nichts mit einem "Dreisekundentakt" anzufangen. Du solltest vielleicht noch darauf hinweisen, dass Du eigentlich Augenpaare meinst bzw. dass sich "Augen" offensichtlich nicht auf einzelne Augen bezieht. Außerdem: Wer kommt schon auf die Idee, dass sie gleich eine ganze Folge von Augenpaaren aussendet, anstatt nur eines einzigen? Jedenfalls erläuterst Du das nirgends.
Sie hat ihm "das Leben geschenkt".
Ist sie etwa seine Mutter? Woraus geht das hervor? :confused:

 

Hallo nochmal, Philo-Ratte!

dass ich dann sicher auch in dem Auto sitzen werde
Weil es allgemein so üblich ist und vor allem die praktischste Variante, ein Auto zu benutzen...:D Deshalb stößt sich auch niemand daran, wenn man nicht extra dazusagt, daß man das Auto von innen benützt. Es stößt sich ja auch niemand daran, wenn ein Autofahrer behauptet, er stünde da vorne um die Ecke, dabei meint er doch sein Auto... Also ist das mit den Autos ein ganz eigenes Kapitel. ;)

Das mit den Schüsseln hingegen ist so, daß man da meistens auf einem persischen Teppich sitzt, die Schüssel in der Mitte steht und man im Türkensitz das italienische Kompott ißt. Insbesondere dann, wenn es sich um einen Traum handelt...

Das mit den Augenpaaren werde ich noch verbessern - spätestens am Wochenende.

Ist sie etwa seine Mutter? Woraus geht das hervor?
Ich denke, aus einigen Stellen im Text, aber spätestens eben dann beim Schloß. querkopp erkannte auch Anna Irene darin, also schien es glaub ich zumindest auch ihm klar gewesen zu sein....

Aber vielleicht äußert sich ja noch jemand zu dem Punkt? Würde mich freuen, wenn ich noch mehr Meinungen dazu bekommen könnte. :)

Liebe Grüße
Susi

 

Gut, ich werd noch einmal über die Stelle nachdenken - ich kann ja nicht zusehen, wie Du an mir verzweifelst...:D

 

So, der (hoffentlich) letzte Feinschliff ist vollbracht.

Danke für Deine vielen Anregungen, Philo-Ratte. :)

Änderungen:

Sie spickte ihn weiter, zielte und traf dabei jedesmal millimetergenau und unbemerkt.
Sie flogen gemeinsam mit einer riesigen Schüssel, in die sie acht Dosen italienisches Pfirsichkompott füllten, auf einem Perserteppich nach Hawaii. Saßen sich dort im Türkensitz gegenüber und aßen die Früchte aus der Schüssel.
Mit dem Luftzug, der durch den Spalt unter der Tür kam, flogen auf ihn gerichtete Augenpaare, eins nach dem anderen, herein. Sie flogen im Zimmer umher, dabei ließen sie nicht von ihm ab. Er erkannte die Augen sofort: Sie war es. Immer neue Augenpaare schwebten nun im Zweisekundentakt unter der Tür herein und flogen ihre Runden durchs Zimmer,...
mit ebenso blassen Flügeln
Statt "Hä?" ist jetzt ein
„Wie bitte?“
Statt "Schweißgebadet":
Mit Fragen im Kopf
Warum schenkte sie ihm erst ein Schloss, um dann alle Räume zu versperren, ohne ihm die Schlüssel dafür zu geben?
Und ein ganz neuer Satz:
Am nächsten Tag bemerkte er erstmals wie hell es durch die großen Fenster hier drinnen war.

Alles liebe
Susi

 

Okay, soeben durchliefen Deine Verbesserungen erfolgreich meine offizielle Philo-Ratten-Geschichten-Optimierungs-Abteilung © ! :D :D

Daher: Genehmigt! :cool: *siegeldraufstempel*


Aber Halt! Bis auf die Sache mit dem Perserteppich! Da würde ich lieber zwei Sätze formulieren und eine alternative Anordnung wählen.
Zum Beispiel: Sie flogen gemeinsam auf einem Perserteppich nach Hawaii. Dabei saßen sie sich im Türkensitz gegenüber und aßen Früchte aus einer riesigen Schüssel, die sie mit acht Dosen italienischem Pfirsichkompott gefüllt hatten. Na?


Beim zweiten (oder dritten) Durchlesen machte ich mir übrigens noch ein paar Gedanken zu Deiner Metapher des Schlosses, die ich umso beeindruckender finde, je mehr ich darüber nachdenke. Verstehe ich Deine Intention richtig, dass zumindest diese Frau in Deiner Geschichte, die sich ja als die Mutter des Helden herausstellt, diesem zum Zeitpunkt seiner Geburt ein Schloss schenkte, die Räume in diesem aber im Laufe seines Lebens nach und nach versperrte (und also auch die Macht dazu hatte), und ihm offensichtlich auch noch die Möglichkeit für deren Wiederöffnung entzog - symbolisch dargestellt durch die in ihrem Besitz befindlichen Schlüssel, und verursacht durch die vielen, auf ihn abgeschossenen "Pfeile"?

Ist es dann weiterhin so, dass die vielen Zettel, die der Held in den jahrelang für ihn zugesperrten Räumen des Schlosses vorfindet, die eigentlichen Schlüssel sind, die Du ansprichst? Eine faszinierende Vorstellung, wie ich finde. Wieviele "Räume" verschließen sich die Menschen im Laufe ihres Lebens wohl gegenseitig durch zahllose Vorwürfe, Unterstellungen oder Herabwürdigungen? Vor meinem geistigen Auge sehe ich jetzt gerade jedesmal aufs Neue eine schwere Tür ins Schloss fallen! Eine nach der Anderen! Und die mehr oder weniger streng verfolgte Absicht, diese Türen wieder öffnen zu wollen, ist bekanntermaßen nur allzu oft der Beginn eines langen Prozesses der inneren Suche nach sich selbst. Und das vor allem deshalb, weil man oft gar nicht weiß, welche Türen denn nun genau von anderen verschlossen wurden! (besonders, wenn man die Interpretation: Raum = Gedächtnisinhalt annimmt)

Mich würde interessieren, ob Du das ähnlich siehst.

Aber auch Ansichten anderer dazu würde ich natürlich Willkommen heißen! :)

((ob da was kommt? :susp: ))

 

Hallo Ratte!

Danke nochmal für Deinen Hinweis, habe den Satz jetzt auch noch umgebaut. :)

Deine Gedanken zu meiner Geschichte finde ich absolut gut! Das mit den Zetteln sehe ich genau so. Sie sind praktisch der Kern, oder auch Fremdkörper, an den man gelangen muß, um sich selbst finden zu können. ;)

Alles liebe
Susi

 

Sicherheitstrakt gegen Risikoreich!
Was für ein genialer Schachzug während dieser Reise eines Protagonisten zur eigenen Seele.

Hallo, Susi,
bissl spät, aber, naja.
Ich musste an mehreren Stellen an Kafka denken und daran, dass es trotz allem Surrealismus doch so passieren könnte. Dann wieder gab es Stellen in dieser Geschichte, die mich unweigerlich zu Handke führten, z. B. die Szene anfangs im Lokal (siehe das Buch von Handke ,In einer dunklen Stunde ging ich aus meinem stillen Haus').
Sehr schön fand ich, dass aus dem Samenkorn ein Gänseblümchen geworden ist, eines, das trotz Abmähen als erstes von allen Blumen wieder nachwächst.
Ich werde die Geschichte wieder lesen, es scheint darin viel mehr von dir verpackt worden zu sein.
Deine Geschichte stößt Gedankenwelten auf, darum ist sie wunderbar für mich.

Liebe Grüße - Aqua

 

@Aqualung

Ich musste an mehreren Stellen an Kafka denken und daran, dass es trotz allem Surrealismus doch so passieren könnte.
Einspruch! :teach:
Mir ist bis jetzt noch kein rettender "Schutzengel" wie in "Das Gänseblümchen" begegnet, der mir den Weg in mein Inneres weist. ;) Und ich wüsste auch nicht, worauf ich das übertragen könnte (eine innere Stimme oder so was?). Dieser Notausgang in Susis Geschichte wurde auch schon an anderer Stelle zurecht kritisiert. Leider ist dieser Schutzengel aber ein Dreh- und Angelpunkt in der Geschichte, da es der Held offensichtlich nicht aus eigenen Stücken schafft, sein "Schloss" zu entdecken und sich dessen bewusst zu werden.
Dann wieder gab es Stellen in der Geschichte, die mich unweigerlich zu Handke führten, z. B. die Szene anfangs im Lokal (siehe das Buch von Handke ,In einer dunklen Stunde ging ich aus meinem stillen Haus')
Mhh. Welches Lokal? Und der Titel zählt nicht gerade zu Handkes bekannteren Werken. Inwiefern siehst du Parallelen? (interessiert mich, weil ich vor kurzem zwei Erzählungen von Handke gelesen hab)

 

Hallo PhiloRatte,

Zu Handke:
Das Buch erzählt die Geschichte des Apothekers von Taxham, einem unbedeutenden Vorort Salzburgs. Von dort beginnt die sehr surrealistische Reise dieses Mannes, während derer er mit Stummheit geschlagen ist. Ausgangspunkt ist ein Kellerlokal, mit ähnlich beschriebenen Leuten wie in Susis Geschichte. Auch der Apotheker sucht seine Seele, die er allerdings erst nach erfolgter Heimkehr im eigenen Haus, in der Stille des Hauses, findet.

Bei Kafka bleibts für mich dabei.

Liebe Grüße - Aqua

 

Hei Häferl, den ganzen Tag kann man sich mit dieser Geschichte beschäftigen, wenn mal will. Es ist ein Märchen, ein Spielfilm! Ich habe es, also das was du in der Pm schriebst, aber ganz anders wahrgenommen. Meine Story kommt der nicht nahe.

Liebe grüsse Stefan

 

Hallo Aqualung!

Danke Dir fürs Lesen und Deinen Kommentar! Ich auch: "bissl spät, aber, naja." ;)

Daß Du beim Lesen meiner Geschichte gleich an zwei so herausragende Autoren denkst, ehrt mich, nur hätte ich gern das Geld, das deren Bücher einbringen... :D
Was Kafka betrifft (mit Handke hab ich mich bisher noch nicht befaßt), kann ich es nur als Beweis dafür sehen, daß Kafkas Schilderungen tatsächlich mit den nichtverarbeiteten Kindheitserlebnissen zusammenhängen und sie nicht irgendwie anders zu lesen sind. Denn wo meine Geschichte herkommt, das weiß ich ganz genau.
Nur ist Kafka leider nie über diesen Schritt des Schmerzempfindens, des Leidens, hinausgekommen, hat keine (Er-)Lösung von seinen Traumen gefunden. Was ihm gewiß sehr weh getan hat, denn er war ja ein sehr sensibler Mensch.

Besonders freut mich, daß ich ein paar Menschen, wie auch Dich, zum Nachdenken bringen konnte, und das, ohne daß mir irgendwann der Holzhammer vorgeworfen worden wäre... :)


Liebe Ratte!

Ich danke Dir für die wohlwollende Verteidigung. :kuss:
Was Deinen Widerspruch betrifft, hast Du bezüglich Unterschied zu Kafka ganz genau das gesehen, was ich auch in meinen Zeilen an Aqualung zum Ausdruck brachte. - Daß Kafkas Geschichten düsterer klingen, liegt wohl eben darin begründet.

Den Schutzengel sehe ich nicht als Notausgang. Versuch ihn vielleicht mal als Erkenntnis zu sehen... Vielleicht eine Erkenntnis, die er aufgrund des Lesens von Büchern hatte - das ist ja legitim. Wenn man ein Buch liest oder mit jemandem spricht und sich aufgrund dessen Gedanken macht, die zu einer Erkenntnis für einen selbst führen, sehe ich das schon als Eigenleistung. ;)


Lieber Archetyp!

Dein Posting hat mich einfach gefreut! :)
Der Vergleich mit Deiner Geschichte war aber glaub ich nicht hier, sondern bei "Unterschall", aber macht nix: Wenn Du sie den ganzen Tag lesen kannst, bin ich mehr als nur zufrieden! Danke für Deine Antwort!

Alles liebe für Euch,
Susi

 

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