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Das Geheimnis der Liebe

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23.07.2001
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Das Geheimnis der Liebe

Die schmale Straße führte abseits der Stadt durch dichten Nebel.
Zur einen Seite duckten sich dunkle Schemen der Gartenlauben hinter diesig, feuchten Schleiern, zur anderen flossen schwarze, abgeerntete Felder ins graue Nichts.
Vor Leopold schälte sich das große Fachwerkhaus mit jedem Schritt wie geisterhaft aus dem Dunst. Noch waren die Fenster verwaschene, gelbe Schemen, doch die Leuchtschrift darüber strahlte deutlich erkennbar: „Die Liebe.“
Leopold war ein schlaksiger Typ, Anfang zwanzig und von unbekümmerter, freundlicher Natur. Sein Dienst als Kellner würde erst in einer guten Stunde beginnen, doch er war gerne in der „Liebe“.
Die stille Dämmerung dieses späten Herbstnachmittages wurde jedoch in dem Augenblick jäh zerrissen, als hinter ihm eine tiefe Reibeisenstimme röhrte: „He Junge!“
Leopold wandte sich erschrocken um und mit den Worten, “Grüß´ mir deine Chefin.“ flog eine große Faust auf ihn zu und ließ augenblicklich die Nacht über ihn hereinbrechen.
Im Vergleich zu ihrem Opfer waren die beiden Schläger Kolosse. Zwei Hünen, schwarz gekleidet, der eine mit gegeltem, dunklen Haar, der andere kahlgeschoren, schleiften Leopold wie eine schlaffe Puppe von der menschenleeren Straße, über den noch dunklen Parkplatz, zum Seiteneingang des Restaurants.
Über dem unscheinbaren Zugang brannte eine schwache Lampe, die kaum zur Orientierung half. Als sie die Tür öffneten wallte ihnen aromatischer Dunst entgegen, der in der kühlen Abendluft sofort kondensierte. Die Küche war erfüllt von Stimmen und Geschirrklappern. Aufträge wurden gerufen. Es wurde an Herden und Arbeitsplatten gearbeitet.

Johanna stand im Gastraum hinter dem Tresen und sortierte Bestecke in Schubladen, ordnete Servietten und faltete neue. Es waren nur Kleinigkeiten die zu regeln waren, bis die ersten Gäste erschienen.
Johanna war eine attraktive Frau, Mitte vierzig, nicht direkt schlank aber auf eine sehr reizvolle Art weiblich. Ihre langen, blonden, durch Spangen gebändigten Haare umarmten ein weiches Gesicht, das irgendwie immer entspannt zu lächeln schien.
Doch plötzlich hielt sie inne und lauschte. Ihr war, als hätte sie einen gedämpften Schrei gehört. Dann ließ sie alles stehen und liegen, stieß die Flügel der Schwingtür beiseite, die den Gastraum vom Wirtschaftsbereich trennte, riss die Küchentür auf und blieb so abrupt stehen, als wäre sie gegen eine unsichtbare Wand geprallt. Im Bruchteil einer Sekunde nahm sie die die bizarre Situation wahr. Die zwei Köche standen wie aus Stein vor der langen Herdzeile, die junge Küchenhilfe hielt sich an einem Schrank fest und zitterte merklich. Aber alle Blicke waren auf Leopold gerichtet, der sich auf den Bodenfliesen stöhnend regte. Renate, seine Kollegin im Service, kniete neben ihm, stützte seinen Kopf und sah zu den beiden dunklen Gestalten empor, die breitbeinig und bedrohlich vor ihnen standen.
Sofort stürzte Johanna hinzu und versicherte sich, dass Leopolds Augen klar wurden und die Verletzung wohl nicht schwer war.
Sie hielt noch ein Tuch in ihren Händen, mit dem sie zuvor die Bestecke poliert hatte. Jetzt aber walkte sie es, als würde sie gerade einen imaginären Gegner würgen.
Sie blickte zu den Fremden hinauf und in ihrer lauten Stimme war harte Entschlossenheit.
„Was haben Sie mit ihm gemacht?“
Die Hünen grinsten sie an, wobei der eine sich, arrogant und übertrieben eitel, übers Haar strich.
„Wir haben den Kleinen da vor dem Haus gefunden.“
Und mit gespieltem Mitleid. „Sieht so aus, als hätte er sich wehgetan. Naja, so abgelegen, wie das hier ist, … da kann schon mal was passieren.“
Der Glatzkopf fügte grinsend hinzu: „Sogar immer wieder. Scheint ja ne üble Gegend hier zu sein.“
Mit diesen Worten zog er einen weißen Umschlag aus der Jackentasche und ließ ihn vor Johanna auf den Boden flattern.
„Schönen Gruß vom Chef. Du hast vergessen den Vertrag zu unterschreiben.“ Darauf wandten sich die Männer um, zum Gehen, doch bevor sie die Tür erreichten, rief Johanna „Stop!“ und die Beiden hielten inne.
Johanna hatte sich aufgerichtet und hielt nun den Umschlag in der Hand.
„Dies alles hier“, sie machte eine allesumfassende Geste, „die Menschen, das Haus, ... das ist mein Leben, ... meine Liebe, und das ist nicht nur ein Name! Vielleicht muss ich sie tatsächlich hergeben, denn gegen Gewalt bin ich machtlos. Sollte Ihr Chef also tatsächlich der neue Besitzer werden, dann muss er das Restaurant kennenlernen und sehen, was er bekommt, … wenn er es bekommt. Ich erwarte also ihn und Sie morgen Abend, um 23 Uhr.“
Resolut hatte sie die Fäuste in die Seiten gestemmt. Im Befehlston fügte sie hinzu: „Richten Sie ihm das aus!“
Die Männer wandten sich ab und mit lautem Knall schlug die Tür zu.
Als wäre ein Schalter umgelegt worden, kam Leben in die Kollegen und alle stürmten auf Leopold zu, der sich stöhnend auf einen Stuhl helfen ließ.
Er wollte nicht zum Arzt und so brachte Johanna ihn desinfiziert und mit Pflaster versehen nach Hause.
Vergewissert, dass es ihm gut ging und er nicht alleine blieb, kehrte sie bald ins Restaurant zurück, wo alle wieder wie gewohnt bei der Arbeit waren. Es war nur etwas stiller als sonst und hin und wieder wechselte man stumme, sorgenvolle Blicke.
Johanna versuchte ein Lächeln, das sagen sollte: > Kopf hoch, es wird schon wieder.< … Es misslang.

Als der Abend kam, stand Johanna an der Bar, in der Nähe des Eingangs, empfing mit gewohnter Freundlichkeit die Gäste und geleitete sie zu den Tischen.
Sie hatte eine besondere Art mit Menschen umzugehen und darum war man gern mit ihr zusammen. Ihre Freundlichkeit war nicht aufgesetzt und so gab sie den Gästen das Gefühl, wirklich willkommen zu sein.
Vor vielen Jahren hatte sie das Restaurant „Die Liebe“, wie es schon immer hieß, von ihren Eltern übernommen und diese wiederum von deren Eltern und so weiter. Es lag zwar sehr abgelegen, aber längst war es die absolute Ausnahme, dass ein Gast, der nicht reserviert hatte, noch einen freien Platz bekam.
Wände und Dekorationen des Gastraums waren in erdigen Tönen gehalten, großzügige Pflanzenarrangements trennten die Tische voneinander. Dies in Verbindung mit dezenter Musik, schuf eine besondere, intime Wohlfühlatmosphäre.
Die Gäste meinten, es sei diese besondere Stimmung, die sie gar nicht genau beschreiben könnten und der Name des Hauses sei irgendwie passend.

Leopold war ausgefallen und so musste Caro, Johannas Nichte, mehr Aufgaben übernehmen als sonst. Caro war eine junge Frau von Anfang zwanzig mit dunklem Pagenschnitt und zarten, jugendlichen Zügen. Johannas Hoffnung war es, dass sie eines Tages an ihre Stelle treten würde und diese Hoffnung schien berechtigt, denn Caro hatte dieselbe warmherzige Art wie ihre Tante, war geschickt, freundlich und machte ihre Arbeit mit Freude.
Johanna sah, wie Caro einem älteren Paar die Speisenkarten reichte, bei der Auswahl beriet und die Bestellung aufnahm.
Mit einer Handbewegung winkte Johanna sie zu sich.
„Wie würdest du die Zwei einschätzen?“ Dabei deutete sie unauffällig auf das Paar, um das Caro sich gerade gekümmert hatte.
Schon von weitem konnte man sehen, dass am Tisch eine triste, drückende Stille herrschte. Keiner schien von dem anderen Notiz zu nehmen und das wohl nicht nur hier. Eine Beziehung, die über Jahre in eine tiefe Gleichgültigkeit abgesunken war und darin wohl zu ertrinken drohte.
„Ich würde sagen, sie sind schon sehr lange verheiratet.“ Caro verzog ihr Gesicht zu einer leidvollen Miene. „ … Vielleicht schon zu lange.“
Johanna nickte lächelnd, legte ihrer Nichte eine Hand auf die Schulter und zog sie etwas dichter zu sich heran.
„Du hast mal nach dem Geheimnis des Restaurants gefragt und ich denke, es ist Zeit, dass du mehrdarüber erfährst.“
Das Paar hatte jeweils nur das Hauptgericht bestellt und Johanna wies Caro an, vor dem Servieren zu ihr zu kommen.
Eine Weile später, nachdem bereits der Wein serviert war, kam aus der Küche das Zeichen.
Beide Frauen nahmen die Teller entgegen und stellten sich so, dass sie nicht einsehbar waren.
Unauffällig hielt Johanna eine kleine Phiole in der Hand und gab auf jeden Teller zwei Tropfen einer klaren Flüssigkeit.
„Das ist das Geheimnis! Das Rezept ist seit vielen Jahrzehnten nur in unserer Familie.“ Und beschwörend fügte sie hinzu: „ … und nur da darf es bleiben!“
Caro grinste verschwörerisch, fuhr sich mit zwei Fingern über die Lippen, als Geste, dass ihr Mund versiegelt sei und raunte, „Von mir keine Wort.“
„Es ist völlig geschmacklos und die Wirkung hält einige Tage an.“ Erklärte Johanna weiter. „Serviere jetzt und schau, was passiert.“
Der Abend verlief wie gewohnt. Alle Tische waren besetzt und das leise Stimmgemurmel der Gäste schmiegte sich ein, in die dezente Musik, die unaufdringlich aus zahlreichen Lautsprechern klang. Kellner, unter ihnen auch Caro, balancierten Speisen an die Tische und zogen auf ihren Wegen Fahnen verlockender Düfte durch den Raum.
Unbemerkt behielt sie dabei das Paar im Blick, über das sie mit ihrer Tante gesprochen hatte.
Zunächst aßen sie stumm, schauten dann aber immer wieder fast heimlich zum anderen hinüber. Irgendwann war eine Unterhaltung im Gange und als Caro einmal nahe an den Tisch heran kam, hörte sie leises Lachen. Bei einer anderen Gelegenheit fielen Caro die Augen des Mannes auf, in denen etwas Warmes, … etwas sehr Zärtliches war. Dann schob er seine Hand auf den Tisch und ergriff die seiner Frau.
Zwischen diesen beiden Menschen war etwas vorgegangen, was Caro sicher für ein Wunder gehalten hätte, wüsste sie nicht, woher es kam.
Irgendwann standen sie vom Tisch auf und nachdem sie an der Bar gezahlt hatten, legte er seinen Arm um ihre Schulter und sie schmiegte sich an ihn.
Johanna sagte zu Caro: „Sie haben eine Chance und vielleicht kommen sie wieder, weil dann unser Restaurant etwas Besonderes für sie ist, auch wenn sie eigentlich gar nicht wissen warum.“
Jetzt, wo Caro das wunderbare Geheimnis kannte, schmerzte sie der Gedanke, das Restaurant zu verlieren, umso mehr. Für die Gäste war es ein normaler Tag gewesen, doch auf den Angestellten lag eine schwere Last und drückende Stimmung.
Sicher würde man überall wieder ein Restaurant eröffnen können, doch es würde wohl nie wie diese „Liebe“ sein.

Der folgende Tag verlief wie gewohnt, auch wenn die Blicke aller sich immer öfter auf die Uhren richteten, je weiter die Zeit voranschritt.
Johanna ließ sich nichts anmerken, selbst als es schon nach 23 Uhr war, blieb sie so ruhig, als würde sie nichts Besonderes erwarten.
Erst eine halbe Stunde später ging die Tür auf und die drei besonderen Gäste betraten das Lokal.
Johanna hatte Robert Senter kennen gelernt, als er noch zurückhaltend sein Interesse am Restaurant bekundet hatte. Später ließ er dann seine Hunde von der Leine, die nun direkt hinter ihm standen und deren drohende Mienen ganz zum Auftreten ihres Chefs passten.
Senter war untersetzt, aber nicht dick, fast einen Kopf kleiner als seine Männer und somit auf gleicher Höhe mit Johanna. Sein dunkler Anzug war maßgeschneidert, die schütteren, schwarzen Haare streng zurück gekämmt.
Stechende Augen in einem kalten, unbewegten Gesicht, tasteten unentwegt die Umgebung ab und gaben ihm die Aura eines Raubvogels.
Seine Miene wechselte jedoch in dem Moment zu einem charmanten aber deutlich aufgesetzten Lächeln, als Johanna herantrat.
„Ich habe mich über ihre Einladung sehr gefreut.“ Seine Stimme war sanft, wirkte aber dennoch lauernd. Mit einem provozierenden Grinsen fügte er hinzu: „ … und dass Sie einem Verkauf offensichtlich nicht mehr ganz so ablehnend gegenüberstehen.“
Johanna gab sich freundlich, konnte aber ihre Unsicherheit nicht ganz verbergen. Sie führte die Männer an zwei reservierte Tische, die wie üblich, bereits perfekt eingedeckt waren, aber nicht allzu nah beieinander standen.
Die beiden „Wachhunde“ gaben sich, als würde höchste Gefahr lauern und setzten sich so, dass sie ihren Chef immer im Blick hatten.
Da es die Natur des Menschen ist, die sichere Wand im Rücken zu haben, um das Geschehen im Raum beobachten zu können, setzte Senter sich genau so, wie Johanna es gehofft hatte.
„Mir ist es wichtig, “ wendete sie sich an ihren Gast, „dass Sie unser Unternehmen kennenlernen und dadurch vielleicht vieles verstehen werden.“
Bei diesen Worten reichte sie ihm die Karte. „Uns ist in jeder Minute bewusst, dass unsere Existenz vom Wohlwollen der Gäste abhängt.“
Senter grinste verschlagen, nahm die Karte und ergänzte wie nebenbei: „Wohlwollen, ja, ... und heute bin ich ihr Gast.“
Er wählte einen trockenen Rotwein, eine leichte Vorspeise und das Hauptgericht. Das Dessert bat Johanna auswählen zu dürfen.
Caro kümmerte sich um den Nachbartisch, an dem die zwei Hünen nur blutige Steaks bestellen wollten, doch sie erklärte, dass es Stil des Hauses sei, immer wenigstens eine kleine Vorspeise zu reichen.
Johanna öffnete die Flasche direkt am Tisch und während sie Senter das Glas füllte, sagte sie: „Sie werden diesen Wein lieben. Ich gönne ihn mir selbst hin und wieder.“ Worauf sie auch ihr Glas füllte.
Ihren Fehler, zu versäumen, den Gast zunächst kosten zu lassen, übersah Senter mit überheblichem Grinsen.
Die klare Flüssigkeit auf dem Glasboden hätte den Geschmack des Weines sicher beeinflusst.
Caro hatte das Problem nicht, denn die beiden Männer bestellten Bier und das wurde frisch gezapft.
Johanna erhob ihr Glas. „Ich hoffe, dass diese entspannte Atmosphäre dazu beitragen wird, dass wir eine Lösung finden, die unter den gegebenen Umständen für alle akzeptabel ist.“ Auch Senter nahm sein Glas, hielt es gegen das Licht und betrachtete das leuchtende Farbspiel zwischen Blut und Purpur. „Ich bin sicher.“ Dann kostete er und nickte zufrieden. „Ich bin absolut sicher.“
In dieser Situation tat Johanna sich schwer mit zwangloser Konversation und gab stattdessen Informationen über die Auslastung des Restaurants, Einsatz und Aufgaben der Mittarbeiter und weitere Details. Bei alledem versuchte sie vergebens in Senters Gesicht eine mögliche Veränderung zu erkennen, glaubte aber gleichzeitig bösartig, bohrende Blicke vom Nachbartisch fast körperlich zu spüren.
Der unaufdringliche Klang eine Glocke meldete, dass die bestellten Vorspeisen bereit seien.
Es gab einen leichten Salat mit gebratenen Champignons und zarten Putenstreifen und Caro, die nun mit einer eigenen Phiole ausgestattet war, gab unauffällig auf jedes Gericht zwei Tropfen.
Als sie servieren wollte, hielt Johanna sie zurück.
„Das sind Härtefälle, gib reichlich.“ Und sie gab reichlich.
Wieder am Tisch, erwartete Senter sie mit freundlichem Lächeln und es schien, als seinen aus seinem Gesicht einige Falten verschwunden.
Zwischen den beiden Bodyguards hatte sich eine leise Unterhaltung ergeben, wobei sie ihren Boss aber nie aus den Augen ließen.
Johanna hatte sich selbst einen unpräparierten Salat mitgebracht. Ihrem Gast aber schmeckte die Vorspeise so köstlich, dass er überhaupt nicht aufhörte zu schwärmen und so tat, als hätte Johanna sie selbst zubereitet. In der weiteren Unterhaltung gab Johanna sich offen und reagierte auf Komplimente mit verschämtem Lächeln.
„Meine Großeltern hatten dieses Haus vor vielen Jahren gekauft.“
Senter tupfte sich mit der Serviette den Mund ab und trank sein Glas leer.
„Sie müssen wunderbare Menschen gewesen sein.“ Seine Augen glänzten feucht und sagten, dass er es genau so meinte.
Johanna goss nach. „Anfangs war das Restaurant recht klein, aber sie haben angebaut.“
Senters Lächeln war in Zucker gegossen und mit Honig überzogen.
„Ich bin glücklich darüber. Wir hätten uns sonst nicht kennengelernt“, sagte er und Johanna senkte scheu den Blick.
Vom Nachbartisch kam ein leises, sonores Kichern. Die Hünen hatten ihre Köpfe zusammengesteckt und schienen sich zu mögen.
Senter gab sich offen, plauderte von sich und seinem oft verkannten, doch so freundlichen Wesen und irgendwann erklang wieder die Glocke und Johanna entschuldigte sich für einen Moment.
Es gab einen gefüllten Schweinebraten, der vortrefflich angerichtet war. Caro sah ihre Tante nur einen kurzen Moment an und als Johanna nickte hatten beide wieder die Phiolen in Händen.
Als Johanna an den Tisch zurückkehrte, hatte Senter sein Kinn auf beide Hände gestützt und schien zu träumen. Dann blickte er zu ihr auf und sagte mit schmachtender Stimme: „Es ist so schön bei Ihnen.“
Die Bodyguards gaben sich tuschelnd und kichernd wie kleine Mädchen. Sie schienen ihren Chef völlig vergessen zu haben. Johanna traute ihren Augen nicht, als sie bemerkte, dass die Männer sich auf dem Tisch bei den Händen hielten.
Schließlich war auch das Hauptgericht gegessen, während Johanna nur die Reste ihres Salats aufpickte. Senter machte unentwegt Komplimente, wobei er sich immer wieder schmunzelnd für seine Offenheit entschuldigte. Mittlerweile hatten seine Haare leicht ihre Ordnung verloren und eine schwarze Strähne hing ihm bis auf die Nasenwurzel. Er strich die Locke, wie nebenbei zurück und sagte mit bedeutsamer Stimme: „Johanna, ich glaube, ich liebe Sie!“
Johanna atmete tief durch, lächelte und senkte verschämt den Blick. Dann sah sie wieder auf und schaute Senter direkt und tief in die Augen. „Ja, es ist wohl so. Auch ich habe ein starkes Gefühl.“
Senter hielt einen Moment den Atem an, dass man meinen könnte, er würde ersticken, gab dann ein langgezogenes, freudiges Quieken von sich, das seinen Körper sogar seltsam erzittern ließ.
Am Nachbartisch saßen die beiden Männer nun direkt nebeneinander. Sie tuschelten und glucksten und die Glatze zwirbelte dem Gegeelten an der Schläfe, spielerisch eine Locke.
Als Nachspeise gab es Früchte, mit wenig Saft, aber dafür gaben die Phiolen ihren Rest.
Die Bodyguards fütterten sich gegenseitig mit den süßen Leckereinen während ihre Blicke ineinander verschmolzen und hätte man zwischen beiden eine Glühlampe gehalten, sie wäre zu einer Sonne aufgeflammt, Turbinen wären angesprungen, die Stadt wäre auf Jahre mit Strom versorgt.
Senter war mittlerweile in einer anderen Welt, einer Welt, die aus glühender, warmer Liebe bestand und in der Johanna die Königin war.
In dieser Welt schien es kein Dessert zu geben und so begann auch Johanna ihren Gast zu füttern.
Zärtlich berührte sie sein Gesicht, fesselte ihn mit tiefen, sanften Blicken, während sie ihm die Köstlichkeiten zwischen die Lippen schob, was er mit schmatzenden Liebesschwüren und verzücktem Stöhnen quittierte.
Irgendwann, als sie sich bei den Händen haltend, stumm gegenübersaßen, unterbrach Johanna die Stille und flüsterte: „Dieser schöne Abend hat jetzt sein Ende gefunden und ich danke Ihnen sehr, dass Sie meine Gäste waren.“
Sie erhob sich und Senter folgte ihr, fast wie in Trance, als wäre er unsichtbar mit ihr verbunden.
„Ich möchte ihnen aber etwas mitgeben.“ Johanna zog einen weißen Umschlag aus ihrer Jackentasche und drückte ihn Senter in die Hand.
„Ich möchte, dass Sie diesen Brief erst öffnen, wenn Sie wieder zuhause sind, auf keinen Fall aber früher. Setzen Sie sich in einen Sessel, entspannen Sie und nehmen Sie sich Zeit, erst dann lesen Sie. Werden Sie mir das Versprechen?“
Senter hielt das Papier wie einen Schatz in Händen. Dann küsste er den Umschlag wie ein kostbares Gut.
Er hätte ihr auch versprochen Theologie zu studieren, der Alkaida beizutreten oder Zwergcockerspaniel zu züchten, … oder alles zusammen. Jeden Wunsch hätte er ihr mit Freude erfüllt.
Schließlich murmelte er mit einem Ausdruck unendlich tiefer Liebe: „Ja, ich verspreche es.“
Inzwischen hatte Caro dafür gesorgt, dass auch die beiden Schläger sich erhoben, doch diese Bezeichnung traf schon längste nicht mehr. In seltsamer Umarmung standen sie hinter ihrem Chef, nahmen jedoch keinerlei Notiz von ihm. Irgendetwas schien ihnen aber zu sagen, dass es jetzt nicht der richtige Zeitpunkt sei, übereinander herzufallen. ... obwohl? Hände berührten das Gesicht des jeweils anderen, während ihre Blicke sich verknoteten und sie zu siamesischen Zwillingen der Liebe machten.
Schließlich verließen die Drei das Restaurant und für einen Moment war es so vollkommen still, dass man hätte meinen können, der Raum befände sich in einer Vakuumblase.
Schließlich fand Caro ihre Worte wieder: „Ich verstehe dich nicht. Das macht doch unsere Situation nur noch schlimmer.“
Johanna nickte nachdenklich. „Ich hoffe nicht.“ Dann ging sie in die Küche.

Der Mann, der am Tag darauf mittags ins Lokal kam, war um die Dreißig, lässig gekleidet mit Jeans und einem schwarzen Lederblouson. Am Eingang blieb er kurz stehen, strich sich eine blonde Strähne aus der Stirn und schlenderte dann mit ernster Miene auf Johanna zu, die am Tresen damit beschäftigt war, die Besteckfächer aufzufüllen.
Er grüßte knapp, zeigte einen Dienstausweis und bat die Geschäftsführung zu sprechen.
„Polizei?“ Johanna richtete sich auf. „Mir gehört das Restaurant. Ich bin Johanna Frank.“
„Mein Name ist Bernd Richter. Frau Frank, ich hätte da ein paar Fragen an Sie. Kennen Sie einen Robert Senter?“
Johanna nickte. „Herr Senter war erst gestern Abend unser Gast.“
„Wie gut kennen Sie Herrn Santer?“
„Ich kenne ihn seit einigen Wochen. Wir haben geschäftlich miteinander zu tun.“
„Ist ihre Bekanntschaft nur geschäftlich oder auch privat?“
Mit diesen Worten zog der Polizist einen Briefumschlag aus seiner Jackentasche, der deutlich das Zeichen des Restaurants zeigte.
Johanna erkannte den Umschlag sofort.
„Nicht nur geschäftlich. Wir sind uns in der letzten Zeit etwas näher gekommen.“
Richter faltete den Brief auf und hielt das Papier hoch.
„Ist dies hier von Ihnen?“
Johanna nickte stumm.
Schweigend las Richter und als er sich endlich wieder an Johanna wandte, hatten seine Augen etwas sehr fürsorgliches.
„Hier schreiben Sie, dass es Ihnen nicht gut ginge und Sie nur einen Ausweg sähen. Sie schreiben von einer anderen Welt, in die Sie nun gegangen seien und in der sie sich wiedersehen würden.“
In Richters Stimme war Mitgefühl. „Frau Frank, das ist ein Abschiedsbrief!“
Er sah Johanna direkt an und in seinem Blick war keine Anklage.
„Frau Frank, wie geht es Ihnen jetzt?“
Schweigend zog sich Johanna einen Stuhl heran. Dann atmete sie tief, so, als müsse sie jetzt ganz stark sein.
„Es geht mir gut.“, flüsterte sie. „Es geht mir wirklich besser, ... viel besser. Gestern, ... ich hatte Depressionen und ...“ Johanna rieb sich leicht zitternd die Hände. „Es geht mir gut. Herr Senter braucht sich keine Sorgen um mich zu machen.“
Mit einem schwachen und wenig überzeugenden Lächeln unterstrich sie ihre Worte.
Der Polizist zog sich nun ebenfalls einen Stuhl heran.
„Frau Frank, ich muss Ihnen mitteilen, dass Herr Senter sich heute Nacht das Leben genommen hat.“
In diesem Moment veränderte sich Johannas Gesicht zu einer starren Maske. Ihr Atem ging stoßweise. Sie sagte nichts, während Richter ihr schonend beibrachte, wie Senter von seinen Männern gefunden wurde.
Er verschwieg die bizarre Situation mit zwei fast nackten Hünen, die selbst in der Vernehmung durch die Polizei, kaum ihre Hände voneinander lassen konnten. Männer, die zwischen Trauer und Begierde taumelnd weinten, sich befummelten und kaum zu verwertbaren Aussagen zu bewegen waren.
Der Polizist verließ schließlich das Restaurant, nicht ohne Johanna in der Obhut ihrer Nichte zu wissen.
Als sie allein waren, kniete Caro vor ihrer Tante und streichelte zärtlich deren Wange.
„Ich verstehe dich nicht. Wieso geht dir das so nahe? Möchtest du, dass ich dich nachhause fahre?“
Johanna schüttelte den Kopf.
„Ich lasse dich auf keinen Fall alleine. Ich finde, wir sollten heute das Lokal schließen.“
Johanna schaute auf, nahm Caros Gesicht in beide Hände und küsste sie auf die Stirn. „Warum schließen?“
Dann stand sie von ihrem Stuhl auf, reckte sich, als sei ein neuer Morgen angebrochen und grinste: „Komm, ich zeig´ dir, wie man das Geheimnis der Liebe zubereitet.“
30 Min.

 

Hallo Dreimeier,

Das ist mir beim einmaligen Lesen so aufgefallen:

Das Wetter legte den späten Nachmittag in eine graue Dämmerung, doch als plötzlich hinter ihm eine tiefe Reibeisenstimme röhrte: „Grüß´ mir deine Chefin.“ und Leopold sich erschrocken umwandte, brach mit einer riesigen Faust die Nacht über ihn herein.
Ein wirklich stimmungsvolles Bild! Man ist gleich voll drin in dieser unbehaglichen Atmosphäre. Nur das "Plötzlich" könntest du meiner Ansicht nach streichen, da du ja später schreibst, dass er sich erschrocken umdrehte.

Die Glatze grinste zu ihm hinunter und zog dann einen weißen Umschlag aus der Tasche. Dann schaute er jeden der Umstehenden einzeln und drohend an.
Eines von beiden solltest du streichen.

Der Andere Hüne
andere

„Du hast mal nach dem Geheimnis des Restaurants gefragt und es ist Zeit, dass Du es erfährst.“
Wieso schreibst du das groß?

Das Paar hatte jeweils nur das Hauptgericht bestellt und Johanna wies Caro an, vor dem servieren zu ihr zu kommen.
dem Servieren

wüsste sie nicht woher es kam.
, woher

Für die Gäste war es ein normaler Tag gewesen doch auf den Angestellten lag eine schwere Last und drückende Stimmung.
, doch

während sie Senter das Glas füllte sagte sie:
, sagte

jedes Gericht zwei Tropfen Als sie servieren wollte hielt Johanna sie auf.
Punkt und Komma fehlen.

„Ich bin glücklich darüber. Wir hätten uns sonst nicht kennengelernt.“ Sagte er
Johanna lächelte ihn verschämt an.
kennengelernt", sagte er. Johanna

ihre Blicke ineinander verschmolzen und hätte man zwischen beiden eine Glühlampe gehalten, sie wäre zu einer Sonne aufgeflammt,
Der Vergleich gefällt mir richtig gut!:thumbsup:

Senter schien mittlerweile in einer anderen Welt, einer Welt, die aus glühender, warmer Liebe bestand und in der Johanna die Königin war.
Schien es denn so? Nein, das hört sich immer unschön an. Senter war mittlerweile in einer anderen Welt ... klingt doch besser. Außerdem fehlt mir in deinem Satz ein "zu sein".

In dieser Welt schien es kein Dessert zu geben und so begann auch Johanna ihren Gast zu füttern.
In dieser Welt gab es kein Dessert. Natürlich ist das eine Frage des Geschmackes. Aber ich finde, man sollte ein "schien", wenn es denn irgendwie möglich ist, vermeiden.

was er mit schmatzenden Liebesschüren
Liebesschwüren

Schweigend las Richter
Wie kann man jemandem schweigend etwas vorlesen? Telepathie?

Die Idee fand ich interessant, den Text locker geschrieben. Der Stil ist locker und passt zu der Geschichte. Das Ende birgt sogar eine Überraschung. Und die Atmosphäre lässt mich in die Geschichte eindringen. Das ist alles gut gemacht, wirklich, aber ... die Figuren bleiben für mich unergründlich. Deine Protagonistin ist bereit für dieses Restaurant zu morden. Deiner Figur kaufe ich das aber nicht ab. Ich weiß ja kaum etwas über die Beziehung zwischen ihr und dem Lokal, außer das es schon lang in Familienbesitz ist. Was die Personen hier wirklich fühlen, was sie zum Handeln bewegt, konnte ich nicht 100%ig nachvollziehen. Hier könntest du noch nachlegen. Du hattest da einen Film vor Augen, wolltest den Plot möglichst schnell abhandeln, zum überraschenden Ende kommen, aber das nützt dir alles nichts, wenn die Charaktere hier auf der Strecke bleiben. Ich finde, du hattest da eine gute Idee, die mir ein Schmunzeln abringen konnte. Besonders das mit den Hünen, die sich da ineinander verknallen - super!:D Ich habe diesen Text vor allem mit dem Herz gelesen und nicht mit dem Kopf. Sonst hätte mich stark gestört, dass nicht auf die Substanz, dieses äußerst starke Aphrodisiakum eingegangen wird. Aber so war das schon in Ordnung.

Beste Grüße
Hacke

 

Hallo Dreimeier

Der Titel machte mich neugierig, und dann noch unter Spannung/Krimi. :D

Die schmale Straße führte abseits der Stadt durch dichten, stillen Nebel.

Mit diesem Einstiegssatz begann ich jedoch gleich an, zu zaudern. Der dichte Nebel erzeugt mir ein Bild, assoziiert mir den Text des Nebel-Gedichtes von Hesse. Darin ist von leise die Rede, doch es sind die Menschen, die Umwelt, und nicht der Nebel selbst. Das „stille“ war mir als Leser ein Störenfried, und ich fand es erst harmonisch, als ich die Endung des Satzes für mich umbaute: … durch dichten Nebel, Stille herrschte.

Leopold begann sich stöhnend zu regen[KOMMA] als die Männer ihn unsanft auf die Bodenfliesen sinken ließen.

Der Andere Hüne strich sich arrogant grinsend und übertrieben eitel übers Haar.

andere

Vielleicht schon zulange.“

… zu lange. (Mit Zulangen hat es nichts zu tun.)

Später ließ er dann seine Hunde von der Leine, die nun direkt hinter ihm standen und deren drohende Minen ganz zum Auftreten ihres Chefs passten.

Mienen (denn nur die bezeichnen den Gesichtsausdruck.)

Seine Mine wechselte in dem Moment zu einem charmanten aber deutlich aufgesetzten Lächeln, als Johanna herantrat.

Hier ebenso.

Zärtlich berührte sie sein Gesicht, fesselte ihn mit tiefen, sanften Blicken, während sie ihm die Köstlichkeiten zwischen die Lippen schob, was er mit schmatzenden Liebesschüren und verzücktem Stöhnen quittierte.

Liebesschwüren (?) (Schüren wäre ein anfeuern, dass in diesem Wort eine merkwürdige Konstruktion wäre.)

Die oben angeführten Hinweise sind mir beim Lesen aufgefallen, doch ich bin mir nicht sicher, ob ich über alle „hinkenden Stellen“ gestolpert bin. Du solltest es diesbezüglich nochmals sorgsam durchgehen.

Eine seltsame Geschichte, humorvoll und beinah poetisch hingemalt. Für einen Krimi ungewöhnlich, doch von der Idee her war es mir eine bestechende Unterhaltung. Es war mir ein Vergnügen, mich darin zu vertiefen. :)

Schöne Grüsse

Anakreon

PS: Ich sah jetzt eben, dass Hacke auch ein paar Schreibfehler aufgegriffen hat, habe es jetzt aber aus Zeitgründen nicht mehr abgeglichen.

 

Hallo Hacke,
hallo Anakreon,
ich freu mich sehr, dass ihr euch so für meine Geschichte interessiert habt.
Tja, das mit den Charakteren hatte ich irgendwie auch schon im Gefühl. Wesentlich länger darf die Geschichte aber nicht werden, denn 7 Seiten sind hier schon grenzwertig, wenn man gelesen werden will.
Tatsächlich ist es aber so, dass nur wenige, wohlgesetzte Hinweise viel erzählen können.
Ich werde mir Gedanken machen.
Danke auch für die Fehlersuche und für die vielen Anregungen. Ich werde mich dann bald an die Arbeit machen.
Besonders freut mich, dass ich euch dennoch unterhalten konnte!! :-))
Viele Grüße 3

 

Danke für die Fehlersuche und nach euren Anmerkungen habe ich einige Korrekturen durchgeführt.
Ich werde aber wohl noch weiter an den Figuren und den Bildern arbeiten.
Allerdings habe ich nicht alles übernommen. Man kann das auch vielleicht Sturheit nennen oder einfach Geschmackssache. ;-)))

*** Aber ich finde, man sollte ein "schien", wenn es denn irgendwie möglich ist, vermeiden. ***
Ich glaube, jeder hat so ein Wort, das ihm die Fußnägel aufrollt. Meins ist „plötzlich“ ok, ich hab´s auch gebraucht aber oft wird es inflationär angewendet. Mein Hit ist: Urplötzlich. Reiner Masochismus!

*** Schweigend las Richter
Wie kann man jemandem schweigend etwas vorlesen? Telepathie? ***
Da steht ja nicht, dass er vorliest. Er hält das Blatt und seine Augen gleiten über die Zeilen.

*** Liebesschwüren (?) (Schüren wäre ein anfeuern, dass in diesem Wort eine merkwürdige Konstruktion wäre.) ***
Nein, Liebesschwüre sind kein Anfeuern. „Ich liebe dich, wie es noch keiner tat, so selbstlos und ewig. Du bist mein Leben und an nichts anderes kann ich denken ...“
Nicht persönlich nehmen. :-)))

Danke und Gruß 3

 

Hallo Dreimeier

*** Liebesschwüren (?) (Schüren wäre ein anfeuern, dass in diesem Wort eine merkwürdige Konstruktion wäre.) ***
Nein, Liebesschwüre sind kein Anfeuern. „Ich liebe dich, wie es noch keiner tat, so selbstlos und ewig. Du bist mein Leben und an nichts anderes kann ich denken ...“
Nicht persönlich nehmen. :-)))

Meinst du das nun als Witz? Wenn ich den Sinn dazu finde, lache ich. - Ja doch, es muss so sein, du hattest ja sechs Minuten zuvor in deinem Text die „Liebesschüre“ in Liebesschwüre geändert. Heureka! :lol:

Da ich auch bei den andern Hinweisen nicht ins Leere schrieb, hier noch ein paar Kleinigkeiten, die mir eben beiläufig auffielen.

Da es die Natur des Menschen ist, die sichere Wand im Rücken zu haben[KOMMA] um das Geschehen im Raum beobachten zu können, setzte Senter sich genau so, wie Johanna es gehofft hatte.

genauso

So abgelegen[KOMMA] wie das hier ist, … da kann schonmal was passieren … sogar immer wieder.“

schon mal (In zwei Worten!)

„Ich möchte, dass Sie diesen Brief erst öffnen, wenn Sie wieder Zuhause sind, auf keinen Fall aber früher. Setzen Sie sich in einen Sessel, entspannen Sie und nehmen Sie sich Zeit, erst dann lesen Sie. Werden Sie mir das versprechen?“

Zuhause entweder zu Hause in zwei Worten oder einfach kleingeschrieben zuhause. Das Versprechen, seiner Bedeutung gemäss jedoch gross.

Den Stop rechnete ich der alten Schreibweise zu.

Nimm es nicht tragisch, das sind halt die kleinen Lasten, die ein Autor zu tragen hat. ;)

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Lieber Dreimeier!
Eine typisch weibliche Mordmethode. Falls ein weibliches Wesen deine Plot-Beraterin war, sage ich nur: Vorsicht, vor der Dame, nie nicht verärgern!
Die Geschichte gefällt mir. Ein bunter Strauß Ideen, starker Konflikt, der gleich zu Anfang deutlich wird, und durch eine überaschende Lösung ein lang anhaltender Spannungsbogen.

Die schmale Straße führte abseits der Stadt durch dichten, stillen Nebel.
Zur einen Seite duckten sich dunkle Schemen der Gartenlauben hinter diesig, feuchten Schleiern, zur anderen flossen schwarze, abgeerntete Felder ins graue Nichts.
Der Herbst war feucht und vor Leopold schälte sich das Gebäude mit jedem Schritt fast geisterhaft aus dem Dunst, bis schließlich die Leuchtschrift „Die Liebe“ deutlich zu erkennen war.
Für meinen Geschmack ist der Einstieg arg überschwänglich. Mich stören diese doppelt gebündelten Beschreibungen. Und dann auch noch die Aussage: „Der Herbst war feucht“, als genügten dichter, stiller Nebel und diesig, feuchte Schleier nicht, diesen Umstand begreiflich zu machen.

Das Wetter legte den späten Nachmittag in eine graue Dämmerung, doch als hinter ihm eine tiefe Reibeisenstimme röhrte: „Grüß´ mir deine Chefin.“ und Leopold sich erschrocken umwandte, brach mit einer riesigen Faust die Nacht über ihn herein.
„Das Wetter legte den späten Nachmittag in eine graue Dämmerung“ kommt dann auch nicht überraschend.
„eine tiefe Reibeisenstimme röhrte“, das ist nicht so mein Geschmack. Tief + Reibeisenstimme + röhrt = Dreifach, als hätten alle drei Meier ihren Beitrag beisteuern wollen.
Naja, im weiteren Text gibt sich das etwas.

Das Aphrodisiakum ist für diese Rubrik hart an der Grenze zur Fantastik, aber die geschilderte Wirkung deckt sich ungefähr mit den Werbeversprechen dubioser Mails. Von daher …

Kleiner Fehler noch:

Senter hielt das Papier wie einen Schatz in Händen.
Herr Santer war erst gestern Abend unser Gast.

Lieben Gruß

Asterix

 

Hi Anakreon,
bei den Liebesschwüren hatte ich mir keine Gedanken darüber gemacht, dass ich das „W“ besser weglassen sollte, um zu zeigen, dass es mein Fehler war. Ich wollte dich in keine Lächerlichkeit hineinziehen oder von meiner Dummheit ablenken.
Ich entschuldige mich für meinen billigen Humor.
*** Nimm es nicht tragisch, das sind halt die kleinen Lasten, die ein Autor zu tragen hat. ***
Ich habe ja über die Jahre schon so einige Geschichten hier veröffentlicht und du wirst dir denken können, dass ich Kritik gewohnt bin und sie auch möchte.
Danke, dass du mir dennoch weiter bei der Fehlersuche geholfen hast.
Gruß 3

Hallo Asterrix,
vielleicht kennst du das, dass in deinem Handeln so ein kleiner, schwacher Gedanke dir was sagt, du ihn aber ignorierest und dann … eines Tages kommt jemand und sagt: Warum das? Anders wäre es doch besser!
Und du erinnerst dich plötzlich an den kleinen, schwachen Gedanken, der genau das gesagt hat.
Genau so geht es mir mit deinen Anmerkungen.
Ich glaube du und mein Unterbewusstsein, ihr seid Kumpel. ;-)))
*** Das Aphrodisiakum ist für diese Rubrik hart an der Grenze zur Fantastik ***
Nein, da ist die Grenze eindeutig überschritten und ich wollte das auch so. Und wenn es solch ein Mittel gäbe, hätte es sicher bei jedem andere Wirkungen. Vielleicht wäre Senter dann Einsiedler geworden und hätte Pickel bekommen, … wer weiß?
Danke fürs Lesen. Ich werde deine Anmerkungen überdenken.
Gruß 3

 

Lieber Dreimeier,

endlich komme ich mal dazu, mir deine Geschichte vorzuknöpfen.

Ich fand diese etwas skurrile Geschichte gar nicht mal schlecht, aber ich hatte ein wenig Probleme, mich so ganz auf sie einzulassen.
Das lag daran, dass ich einen knallharten Krimi erwartete, Kellner niedergeschlagen, Hünen von Bodyguards, die bedrohlich wirken, ein Mann, der das Lokal kaufen möchte. Das alles schrie geradezu nach einem Thriller.

Aber dann tauchen diese Tropfen auf und ich war ein wenig perplex. Was sollten jetzt diese Liebestropfen denn für einen Sinn machen?
Gut zum Ende der Geschichte hin hast du es ja erzählt, aber als die zwischendrin auftauchten, empfand ich sie als unangenehmen Plotwechsel in der Geschichte.

Wenn man sich aber auf diese Sache mit den Tropfen einlässt und akzeptiert, dass die diese Wirkung haben, dann ist es eine recht launige, nette Geschichte geworden.

Jemanden mit einer Substanz zu manipulieren, ist meiner Meinung nach typisch weiblich. Daher passt es natürlich gut, dass es hier auch Frauen sind, die agieren.

Deine Art, das Ganze darzustellen, grenzt immer ein Tick an Kitschigkeit, aber ich habe jetzt keinen einzigen Satz herausgefiltert, wo ich es dir vorhalten könnte, es ist immer auf dem Weg zum Kitsch, landet dann aber dort nicht. Ich glaube, ich würde für einen Krimi eher noch nüchterner, sachlicher schreiben.

Wie auch immer, ich habs gern gelesen und mich auch unterhalten gefühlt.

Hier kommt nun meine Liste der Worte, Sätze etc, die mir auffielen:

Johanna war eine attraktive Frau, Mitte vierzig, nicht direkt schlank aber auf eine sehr reizvolle Art weiblich.
Tut mir leid, aber dieses Wesen hab ich mir nicht vorstellen können. Das ist holzschnittartig wie du sie beschreibst und gespickt mit Begriffen, die von dir erst mit Werten und Wertungen gefüllt werden müssten. Attraktiv, reizvolle Art weiblich was muss ich mir darunter vorstellen. Ich will damit sagen, dass es mir lieber gewesen wäre, du hättest mir einfach etwas über Johanna beschrieben, wie z.B. dass sie ihre feuchten Hände seitlich an ihrer Schürze trocknet, so dass sie immer mit einer verknitterten karierten Schürze rumläuft, sowas in der Richtung meine ich. Etwas Persönliches halt.

„Dies alles hier“, sie machte eine allesumfassende Geste, „die Menschen, das Haus, ... das ist mein Leben, ... meine Liebe, und das ist nicht nur ein Name! Vielleicht muss ich sie tatsächlich hergeben, denn gegen Gewalt bin ich machtlos. Sollte Ihr Chef also tatsächlich der neue Besitzer werden, dann muss er das Restaurant kennenlernen und sehen, was er bekommt, … wenn er es bekommt. Ich erwarte also ihn und Sie morgen Abend, um 23 Uhr.“
Ich finde, da redet sie zu gestelzt. Ist schon fast Kitschalarm. Ich würde sie sachlicher reden lassen, aber auch wiederum so, dass ihre Einladung unbedingt zu befolgen ist. Vielleicht hast du bereits genügend zeitlichen Abstand zu deiner Geschichte, um diesen Absatz umformulieren zu können.

mehrdarüber
Leertaste fehlt
Von mir keine Wort.“
kein


Zwischen diesen beiden Menschen war etwas vorgegangen, was Caro sicher für ein Wunder gehalten hätte, wüsste sie nicht, woher es kam.
Inhaltlich stimmt es nicht, denn es ist doch ein Wunder, das da grad geschieht. Diese Flüssigkeit hat doch magische Kräfte. Ich würde den Satz komplett streichen.

Ich habe mich über ihre Einladung sehr gefreut.
Ihre

und heute bin ich ihr Gast.
Ihr

Die klare Flüssigkeit auf dem Glasboden hätte den Geschmack des Weines sicher beeinflusst.
Ja? Weiter oben beschreibt Johanna diese Flüssigkeit Caro als geschmacklos. Das ist ein Widerspruch.
Übrigens würde ich diesen Satz eh entfernen, denn der Leser ahnt ja nun bereits, dass auch Senter in den "Genuss" dieser Flüssigkeit kommt.

als seinen aus seinem Gesicht
seien

den süßen Leckereinen
Leckereien

In dieser Welt schien es kein Dessert zu geben und so begann auch Johanna ihren Gast zu füttern.
Den Satz versteh ich inhaltlich nicht. In welcher Welt schien es kein Dessert zu geben?

„Ich möchte ihnen aber etwas mitgeben.“
Ihnen

Alkaida
hm.. hast du extra diesen Namen so verballhornt geschrieben? :D

längste nicht mehr
längst

etwas sehr fürsorgliches.
Fürsorgliches

30 Min.
Das würde ich löschen.


Lieben Gruß

lakita

 

Hallo Lakita,
zunächst entschuldige ich mich, für meine späte Antwort. Ich war für einige Tage nur auf mein Smartphone reduziert.
Du hast recht, der Wechsel von der Brutalität zum Liebestrunk, mag verwirren.
Ich mag generell Verläufe, in denen Macht durch Brutalität demonstriert wird, von Personen, die skrupellos, allein darauf, mit absoluter Sicherheit und Überzeugung, setzen. Mir gibt es dann eine besondere Genugtuung, wenn sie dann, gerade durch eine seichte Art, die so gar nicht ihre ist, komplett ausgehebelt werden. Wenn Stärke, Brutalität und pure, vordergründige Macht, total hilflos sind. Ha! ;-)
Vielleicht habe ich genau das nicht deutlich rübergebracht. Deine Kritik hat mich da zum nachdenken gebracht, auch wenn ich im Moment noch keine Lösung dafür habe. Aber es lohnt sich das zu verfolgen.
*** dann ist es eine recht launige, nette Geschichte geworden ***
Wenn man nicht in den Olymp will, ist das doch ein tolles Kompliment. :-)
*** Deine Art, das Ganze darzustellen, grenzt immer ein Tick an Kitschigkeit, ***
Jup, … hmmm, … wieder so´n Ding. Du hast recht. Ich denke aber, dass dies irgendwie auch mit dem oben beschriebenen Plotwechsel zu tun hat.
Zu den weiteren Anmerkungen:
*** Vielleicht hast du bereits genügend zeitlichen Abstand zu deiner Geschichte, um diesen Absatz umformulieren zu können. ***
Genau das ist es! Ich werde Deine nachvollziehbare Kritik in die Geschichte einfließen lassen.

*** Die klare Flüssigkeit auf dem Glasboden hätte den Geschmack des Weines sicher beeinflusst. ***
*** Weiter oben beschreibt Johanna diese Flüssigkeit Caro als geschmacklos. Das ist ein Widerspruch. ***
Verdünnt man Wein mit einer geschmacklosen Flüssigkeit, bekommt man ne Plörre, und besonders, wenn es ein guter Wein sein soll. Beim kosten gibt man nur wenig Wein ins Glas und da mag das Verhältnis für einen Kenner evtl. wichtig sein.
50% geschmaklos + 50% guter Wein = 100% Plörre. :-))))
Ich werde überlegen den Satz zu ändern oder wegzulassen.

Vielen Dank für Deine Mühe und den vielen Anregungen.
Gruß 3

 

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