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Das Geständnis

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16.02.2016
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Das Geständnis

Die zierliche Frau flechtet ihre ebenholz farbenen lockigen Haare zu einem Zopf. So stramm und fest, dass ihre Kopfhaut unangenehm spannt, bis sich die Qual langsam über ihrem Kopf verteilt. Ihre Hände zittern, als sie die Haarsträhnen sorgsam übereinanderlegt. Margret ist nervös. Viel nervöser als sie dachte. Nicht mal der Schmerz kann die Aufregung lindern. Sie blickt in den schmutzigen Spiegel, der vor ihr in dem kleinen Badezimmer hängt. Das dumpfe Licht von draußen verleiht ihr ein hübsches Antlitz, kaschiert großzügig ihre Augenringe und ihren aschfahlen Teint. Die schlaflose Nacht hat deutliche Spuren hinterlassen. Nicht nur in ihrem Gesicht, auch ihr Kopf der inzwischen dumpf vor Schmerz pocht. Margret dreht ihre spröden Haarspitzen zusammen und windet ein schwarzes Haargummi darüber. Sie hat keine Ahnung wie sie das schaffen soll. Sie wendet den Blick von ihrem verzweifelten Spiegelbild ab und dreht das Wasser eiskalt auf. Sie beträufelt ihre Handgelenke mit dem kühlen Nass, verteilt es dann auf der Stirn und im ganzen Gesicht. Es tut gut und lenkt sie einen Moment ab. Margret schlüpft in ihre Kleidung, die sie sich gestern sorgsam herausgelegt hatte. Penibel zusammengefaltet lag es auf dem Rand der Badewanne, darauf wartend endlich übergestreift zu werden. Eifrig schlüpft in das weite unförmige Kleid, dazu die klobige kratzige Weste, die sie so ungern trug. Alles in schwarz. Die einzig passende Farbe für diesen Anlass. Margret verzichtete auf Schmuck und Make Up. Das schwarz ließ sie noch blasser erscheinen und verlieh ihr einen kränklichen Ausdruck. Eine Stimme riss sie aus ihren Gedanken. „Alles in Ordnung?“ Sie konnte die Fürsorge darin hören. Ein flaues Gefühl überfiel sie und fraß sich tief in ihren Magen, ehe sie trocken zu würgen begann. Verzweifelt klammerte sie sich an das Waschbecken, sog die Luft gierig ein und versuchte gegen eine erneute Welle der Übelkeit anzukämpfen. Diesmal gewann sie und Margret hing würgend und spuckend über dem weißen Porzellan des Waschbeckens. Eifrig drehte sie den Hahn auf, aus dem das Wasser augenblicklich tosend sprudelte. „Margret?“ Die Stimme rief lauter und energischer nach ihr, diesmal war die Sorge zum Greifen nahe. „Alles in Ordnung, bin gleich da“ wiegelte Margret ab. Sie versuchte den Kummer in ihrer Stimme hinunterzuschlucken, doch sie wusste so einfach würde er sich nicht täuschen lassen. Sie straffte ihre Schultern und ging die Treppen hinunter. Jeder Schritt quälte sie, denn er brachte sie weiter ins Verderben. Langsam schleichend schlürfte Margret die Treppe hinunter, den Blick starr auf den Boden gerichtet. Er wartete bereits am Ende der Treppe auf sie. Wie ein Ritter auf seine Prinzessin, nur ohne die eiserne Rüstung. Seine grünen Augen funkelten besorgt, als er sie erblickte. „Was hast du denn?“ Seine Stirn legte sich in Falten, er schürzte die vollen Lippen. Margret schüttelte schwach den Kopf. „Später, essen wir erst mal was“ Sie versuchte Zeit zu schinden, das war auch Fred klar geworden. Schweigend lief er hinter ihr her. Er sah noch immer genauso gut aus, als an dem Tag als sie sich trafen.“ dachte Margret wehmütig. Die kessen schwarzen Locken, die ihm beim Lachen ständig in die Stirn fielen. Die ebenmäßigen Gesichtszüge, die aussahen wie in Stein gemeißelt. Fred rieb seine schmale Nase, wie er es immer tat wenn er nach Worten suchte, ehe er neben Margret am Tisch Platz nahm. Er blickte auf ihre herunterhängenden Schultern, die Leere in den Augen, die seinen Blicken auswichen. Fred wollte nach Margrets Händen greifen, doch sie hatte sie nachdenklich in ihrem Schoß vergraben. Nach einer gefühlten Ewigkeit, räusperte sich Fred. „Du kannst es mir erzählen. Margi“ Er rang sich ein Lächeln ab. In Margrets Augen schimmerten Tränen, die allmählich leise über ihre Wangen rannen, ehe sie auf ihr schwarzes Kleid tropften. „Egal was es ist“ fügte Fred hinzu. Er kniff die Augen zusammen und schluckte tapfer die Tränen hinunter. Margret begann zu sprechen, doch außer einem leisen Wispern war nichts zu hören. In ihrem Kopf drehte sich alles. „Margret“ herrschte sie nun Fred an. Erschrocken zuckte sie zusammen, ehe ein Schluchzen aus ihrer Kehle drang. Sie wischte sich unbeholfen mit ihrem Ärmel über das verweinte Gesicht und presste mühsam die Worte hervor, als würde sie schmerzen beim Sprechen haben. „Du bist es nicht“ Nun verlor Fred endgültig die Fassung. Er brüllte so laut, dass seine Augen qualvoll hervortraten und sich seine Stimme fast überschlug. „Herrgott nochmal, red doch endlich mal Klartext. Was bin ich nicht?“ Margret blickte ihm tief in die Augen, ehe sie langsam weitersprach „Du bist nicht der Vater.“
Freds Augen weiteten sich, sein Blick taxierte Margret fassungslos. Er rang nach Worten, doch außer einem lauten Keuchen drang nichts aus ihm. Sämtliche Farbe wich aus seinem Gesicht, ehe er die Hände vor sein Gesicht schlug, laut schnaubend ausatmete, aufsprang und ohne ein weiteres Wort aus dem Zimmer lief.

 
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Die zierliche Frau flechtet ihre ebenholz farbenen lockigen Haare zu einem Zopf.

1. ebenholzfarben
2. Warum sind immer alle Frauen zierlich? Weil sie scheu, zerbrechlich und zurückhaltend sind, natürlich! Es gibt keine starken Frauen. Starke Frauen sind ein Gerücht.

Nicht mal der Schmerz kann die Aufregung lindern.

Man hört immer von Leuten, die sich ritzen; aber Leute, die sich Zöpfe binden, um Schmerz zu empfinden ... das ist mir neu. Gibt es da auch eine Selbsthilfegruppe, wo alle im Kreis sitzen und aussehen wie frisch geliftet?

Sie blickt in den schmutzigen Spiegel, der vor ihr in dem kleinen Badezimmer hängt.

Jetzt mal exemplarisch: Das ist zu viel tell. Das kleine Badezimmer, der schmutzige Spiegel, die zierliche Frau ...

Der Leitspruch beim Schreiben heißt "show, dont tell"

"Sie blickte in ihren Spiegel und fuhr mit einer Hand über die Staubschicht, die sich darauf gebildet hatte. Dabei stieß ihr Becken an die Kommode." -> Der Leser weiß, dass der Spiegel schmutzig ist und es ist atmosphärischer. Da sie direkt an die Kommode stößt, kann man annehmen, dass in diesem Badezimmer nicht viel Platz ist.

Das dumpfe Licht von draußen verleiht ihr ein hübsches Antlitz,

Ist das dumpfe Licht Detlef d! Soost?

Ich glaube kaum, dass es das Licht ist, dass ihr das schöne Antlitz verleiht. Es rückt sie vielleicht in ein vorteilhaftes Licht, aber macht sicherlich keine Schönheits-OP.

Nicht nur in ihrem Gesicht, auch ihr Kopf der inzwischen dumpf vor Schmerz pocht.

Das Gesicht ist ein Teil des Kopfes. Unglücklich formuliert. "Nicht nur in ihrem Gesicht" kannst du ruhig streichen. Die Beschreibung vorher reicht aus.

"Ihr Kopf pocht" reicht. Das sind Kopfschmerzen. Der Leser verstehts!

Sie hat keine Ahnung wie sie das schaffen soll.

Aber sie macht es doch! Zopfbinden ist jetzt net sooo schwierig. Wenn du etwas anderes meinst, ist die Information falsch gestreut und an dieser Stelle Fehl am Platz.

Sie wendet den Blick von ihrem verzweifelten Spiegelbild ab

Das "verzweifelten" kannst du streichen. Das Wort erfüllt keinen Zweck. Es soll nur schmücken.

Margret schlüpft in ihre Kleidung, die sie sich gestern sorgsam herausgelegt hatte. Penibel zusammengefaltet lag es auf dem Rand der Badewanne, darauf wartend endlich übergestreift zu werden

Ein Drittel des Textes ist vorbei und es ist nichts passiert. Dafür bist du gründlich mit unwichtigen Details! Margret wäscht sich, macht sich nen Zopf, zieht sich an ... du, das mach ich auch jeden Morgen. Das ist nicht interessant!

Das schwarz

Merkste selbst, wah? Du hast das Wort substantiviert. Was macht da? Man schreibt es groß. -> "Das Schwarz"

ließ sie noch blasser erscheinen und verlieh ihr einen kränklichen Ausdruck.

Plötzlicher Zeitenwechsel in die Vergangenheit. So was ist immer hässlich. Cowboy, stick to your gun.

Eifrig drehte sie den Hahn auf,

Du beschreibst vorher, dass sie speit ... und dann dreht sie eifrig den Hahn auf.

Weißt du wie das wirkt? Als ob es nichts Geileres gäbe, als trockenes Würgen und Speien. Ich stelle mir gerade vor, dass sie währenddessen das Schlümpfe-Thema singt.

"Lalalalalalalalala. Jetzt spülen wir die Kotze weg und dann kann ich wieder Stimmen hören und mich im Spiegel anschauen!"

aus dem das Wasser augenblicklich tosend sprudelte.

Nein. Einfach nein.

Ja, es kommt Wasser aus dem Wasserhahn ... aber nicht tosend oder sprudelnd. Ein Wasserfall tost. Willst du den Strahl von Wasser, der aus dem Hahn kommt, damit vergleichen? Stell dir vor, es wäre so. Der Druck, der dabei entstehen würde, würde das Waschbecken in die Etage des Obermieters katapultieren. Außerdem sprudelt das Wasser nicht. Mineralwasser mit Sprutz sprudelt. In ihrem Leitungswasser ist keine Kohlensäure.

Darüber hinaus ist der ganze Satz schräg formuliert und klingt nicht richtig.

„Margret?“ Die Stimme rief lauter und energischer nach ihr, diesmal war die Sorge zum Greifen nahe.

Springt da ein Mainzelmännchen in ihrer Stube herum, das Übelkeit auslöst?

******

Da bin ich dann auch ausgestiegen und habe nur noch überflogen, um zu wissen, was überhaupt passiert.

Margret ist eine Schleife, die ihren Mann betrogen und sich vorgenommen hat, ihn darüber aufzuklären. Dazu treibt sie sich unnötig lange im Badezimmer herum, sucht sich sorgsam Kleidung aus, die ihr nicht gefällt und denkt darüber nach, einen Klempner zu holen, weil das Waschbecken schon wieder im Obergeschoß gelandet ist.

Insgesamt: Nicht gut. Du musst viel, viiiiiel daran arbeiten.

Zuerst: Absätze rein! Dieser Block ist zum davonlaufen. Das schreckt Leser ab!
Zweitens: Dialoge klar kennzeichnen.

"Hallo" "Hallo" "Wie geht es dir?" "Mir geht es gut" geht einfach nicht.

"Hallo"
"Hallo"
"Wie geht es dir?"
"Mir geht es gut."

Viel einfacher auseinanderzuhalten.

Du benutzt sehr viele Füll- und Schmuckworte, die ich an deiner Stelle kurzerhand rausstreichen würde, um das Erlebnis flotter lesbar zu machen. Du musst deinem Leser nicht genau vorkauen, wie deine Charaktere wann etwas tun; in einem guten Fließtext kommt diese Information rüber, ohne dass du sie erwähnen musst. Überlege dir lieber, wie du deinem Leser vermittelst, dass Margret verzweifelt ist, ohne es ihm mit einem plumpen Wort auf die Nase zu binden. Damit machst du es dir einfach - die Leser rollen nur mit den Augen.

Du hast dir da ein spannendes Thema ausgesucht und bringst diese Idee zu einem offenem Ende, allerdings solltest du an deinem Pacing arbeiten. In der ganze Geschichte passiert bis zum Schluss hin recht wenig bis gar nichts. Das sorgt nicht gerade für einen Hook. Wie gesagt: Waschen tun wir uns alle. Warum sollte ich etwas darüber lesen wollen? Lass sie während der Morgenpflege darüber sinnieren, was sie vorhat. Du kannst es dem Leser ruhig sagen. Es geht um den Konflikt, der dadurch entstehen wird. So ein richtiger Twist ist dieses Geständnis nämlich nicht, schließlich kennen wir (deine Leser) Margret und Fred überhaupt nicht und wissen gar nichts von ihnen. Warum sollte uns das also interessieren, dass sie irgendeinem Bob auf dem Schwengel rumgehüpft ist?

Das soll erstmal reichen. Wenn du an deinem Text arbeiten möchtest, hast du hoffentlich einen guten Eindruck davon bekommen, was da auf dich zurollt.

 

Hallo Strichpunkt,

ich kann der Analyse von NWZed nur zustimmen. Ich hab den Text ab einem gewissen Absatz auch nur noch überflogen, am Anfang dachte ich sie ist krank (wegen dem übergeben), dass es anscheinend vom Stress kommt wegen falschem Kindsvater finde ich etwas übertrieben. Oder ist ihr übel von der Schwangerschaft? Ich denke es wäre auch lohnenswert zu erläutern, warum sie ihn betrogen hat. Gäbe der Figur noch etwas Tiefe.

Viele Grüße,

Marissa

 

Wer so eine Antwort auf solch eine lange Kritik schreibt, braucht sich nicht zu wundern, wenn kein anderer eine weitere Kritik hinzufügen will.

Yep - ich hatte eigentlich grad angesetzt, um diesen einzigen Blocksatz-Textklotz zu lesen, aber bei der "überwältigenden" Resonanz des Autors hab ich da irgendwo und irgendwie doch so grad mal gaaar keinen Bock drauf. Na ja, wen wundert's ...

 

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