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Das Heimwerkerparadies

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09.04.2005
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Das Heimwerkerparadies

Eine Glühbirne verglüht mitten in einer Familienklausur. Der Instinkt des geborenen Heimwerkers wird anregt. In Sekundenschnelle wird sich einer neuen Glühbirne bemächtigt, steckt den Birnensockel in den Mund, er muss ja seine beiden Hände frei haben, wenn er die wacklige Malerleiter erklimmt. Er ergreift die erloschene Birne, aber er hatte vergessen, sie ist noch brennend heiß, reißt den Mund weit auf um sich seines Schmerzens zu befreien. Die kaputte Glühbirne ist noch verschraubt, die Neue aber saust hinunter und zerschmetterte auf der Couchtischplatte. Es war die Letzte. Der Gedanke zum Heimwerkerparadies, dem Baumarkt zu besuchen, wäre damit angekurbelt.
Von weit schon betören die bunten flatternden Fahnen an den Masten, wie einst die Gesänge der Sirenen Odysseus, den Heimwerker in seine Wunderwelt ein.

Den Einkaufswagen genannt Caddie wird mit einer gratis Münze, eigens dafür vom Baumarkt angefertigte Prägung gefüttert und schon wird aus dem bis vor kurzem noch angeketteten Sklaven ein ergebener Diener des Heimwerkers. Mit diesem leider oft schwer lenkbaren Drahtkorb erreicht der Kunde das Eingangsportal des Baumarktes. Als Triumphator schubst er sein Drahtesel durch die Eingangsschleuse und befindet sich endlich in dem gelobten Gefilde.
Selbstverständlich sucht er zuerst die Elektroabteilung auf. Langsam, so als würde er eine Parade abnehmen marschiert er entlang diesem fast endlos erscheinenden Regals. Er registriert jede Art von Birnen; die Kleinen wie die Großen, die Klaren wie die Farbigen und das Ganze in verschiedenen Leistungsprofilen. Zielsicher greift er nach dem gesuchten Objekt überprüft die auf der Lampe eingebrannten Daten. Ehe er jedoch die Birne in den Einkaufswagen legt, wird sie am Prüfstand kontrolliert. Ein leichtes Summen verrät dem Profi, die Birne ist betriebstauglich. Endlich verlässt er die Elektroabteilung.

Er weiß ganz genau, nach einer scharfen, aber kontrollierbaren Rechtsabbiegung erreicht er die Domäne der Schrauben und Dübeln. Dort ruhen sie aus Stahl, Messing, Aluminium und sogar Kunststoff, paarweise oder Dutzenderweise in ihren durchsichtigen Plastikkästchen. Auch für den Heimwerker mit großem Verschleiß wird gesorgt, in mehreren Wannen kann er lustvoll hineingrapschen und die Menge an Gewindebolzen heimsen, die er braucht. Schrauben kann man immer verwerten und was kostet schon eine Hand voll Kreuzschlitzschrauben.

Unscheinbar, aber dennoch unübersehbar gliedert sich maßlos das Imperium der grauen Nylondübeln an. Die ganze Welt würde aus den Fugen geraten, wenn alle eingeschlagene und eingedrückte Dübeln gleichzeitig aus ihren Lochbetten herausfallen würden. Aber das tut sie nicht. Bombenfest hält der stille Helfer die Hacken und damit, sowohl das große Stillleben im Museum, wie das im Stüblein an der Wand befestigte Brett, mit den kitschigen Bierseidel. Kein Heimwerker kann sich heute gegen die Zuverlässigkeit einer Dübel abschirmen, sie wurde einen festen Bestandteil des alltäglichen Heimwerkerlebens.

Doch dann schlagartig meldet sich sein Herz, es beginnt schneller zu klopfen, er verspürt die Pulsationen, die sich rasant steigern. Der Grund dieser rhythmischen Zunahme seiner arteriellen Gefäße ist ihm wohl bekannt. Er weiß warum, denn als er den Einkaufswagen nach einer weiteren Rechtskurve dicht an dem nächsten Regal einlenkt, hat er das gute Stück schon im Visier.
Da steht sie, die Morsch 2513WC125D Tischkreissäge. Wie oft hat er sie vor Augen gehabt. Er hätte sie schon längst in seiner Werkstattstube, wäre da nicht der Preis. Doch halt, fast hätte er es übersehen, ein Preisnachlass. Ganze 10 Euros billiger, quasi ein Schnäppchen!Obwohl er das Gerät bereits zigmal untersucht hatte, enträtselt er die Säge aufs Neue. Er tätschelt ihren wulstigen Handgriff, überprüft die giftig bissigen Zähne, womit er jedes Brett bis einer Dicke von 60 mm durchtrennen kann. Langsam streichelt er die kleine gefräste Metalltischplatte. Endlich kann er einen lang gehegten Wunsch zu Eigen machen. Nur mit großer Mühe gelingt es ihm die Kartonnage des Gerätes in den Einkaufswagen zu hieven.

Doch der Weg bis zur Kasse ist noch lang und die Versuchung immer greifbar nahe. Er muss vorbei an den unzähligen Schraubendreher, Feilen, Hämmer, Bohrmaschinen, Zollstöcke, Lötkolben, Wasserwaagen, zusammenlegbare Werkbänke, alles, was der Heimwerker bereits schon hat, aber dennoch aufs Neue entdecken möchte. Einen knallroten Schraubendreher und Schleifpapier der Körnung 110 wird noch besorgt. Schließlich möchte er nicht, wie vor zwei Monaten plötzlich auf Schleifpapierentzug sein.

Endlich näherte er sich der Kasse, lenkt seinen voll geladenen Caddie in die Schleuse, doch dann ein überstürztes Abstoppen. Die schwere Kartonnage der Säge knallt gegen die fragile Verpackung der Birne. Er hatt’s nicht bemerkt, vielmehr galt seine ganze Aufmerksamkeit dem kleinen Bildschirm, der genau rechts am Schleusenausgang aufgestellt ist. Das ablaufende Demonstrationsvideo preist eine Sensation an, eine Weltneuheit -Fixdicht- eine revolutionäre Dichtungsmasse. Das Mittel haftet auf allen feuchten und nassen Untergründe! Sofort und absolut wasserdicht, auch bei Regen, Schnee und Frost! Für alle Bereiche!Innen und außen anwendbar!
Unser Heimwerker überlegt, wo er das Mittel sinnvoll anwenden könnte, leider fällt ihm nichts ein. Aber sein Verlangen diese Weltneuheit zu besitzen überwiegt alles. Forsch wandert die Dose in den Korb.

Endlich reiht er sich an der Kasse ein. Unser Heimwerker hat bereits die Plastikkarte gezückt und wartet darauf sie in den Kartenleser zu schieben. Die Summe wird abgebucht, die zwei Euros, die ihm seine Gattin mitgab, zur Besorgung einer neuen Glühbirne, werden für eine Tüte frisch geröstete Mandeln bei der Frau am Eingang des Baumarktes verhökert.

Zu Hause wird sogleich die Glühbirne ausgepackt. Oh weh, die Ärmste, sie wurde in ihrer zarten Verpackung beim Crash mit der Kreissäge zerquetscht!
Der Weg zum Baumarkt ist der gleiche, doch diesmal wird der Heimwerker begleitet von seinem ersten Handlanger, seiner Frau.

 

Grüße ; )

Vorweg: Was die Geschichte rettet, ist die Pointe. War zwar abzusehen, aber es war zumindest für mich nicht soo offensichtlich.

Ein paar stilistische Schwächen finden sich, wie z.B.

In Sekundenschnelle wird sich einer neuen Glühbirne bemächtigt, steckt den Birnensockel in den Mund

Wer?

Er weiß ganz genau, nach einer scharfen, aber kontrollierbaren Rechtsabbiegung erreicht er die Domäne der Schrauben und Dübeln.

Nicht idiomatisch für meinen Geschmack.


Man hätte die Einkaufswut auch noch weit übertriebender schildern können; wäre vielleicht nicht schlecht gewesen.

Aber ansonsten: Netter Happen für zwischendurch.

 

Hallo lettre!

Also so richtig lustig fand ich Deine Geschichte nicht. Ein zumindest beim Umgang mit Glühbirnen etwas ungeschickter Mann fährt wegen einer Glühbirne in den Baumarkt, bestaunt das Warenangebot und kauft zusätzlich eine Kreissäge, mit der er die Glühbirne zu guter Letzt noch kaputt macht. Und dann kommt natürlich die Frau mit...

Ich finde die Aufzählung der Dinge im Baumarkt nicht ideenreich genug, um lustig zu sein. Daß es Schrauben und Dübel in verschiedensten Ausführungen und Packungsgrößen gibt, wird keinem Leser neu sein. Vielleicht fallen Dir ja ein paar Gedanken dazu ein, was er denn z.B. mit der Kreissäge sägen will und vor allem: wie er sie vor seiner Frau rechtfertigt. Braucht er nicht auch noch Holz? Oder zersägt er die Einrichtung? :D Also ich könnte mir keine Säge kaufen, ohne daß ich auch zu verarbeitendes Material mitnehme, das wäre ja purer Masochismus. Das ist, als würde sich jemand einen PC ohne Bildschirm oder ohne Kabel kaufen... ;)

Der Gedanke zum Heimwerkerparadies, dem Baumarkt zu besuchen, wäre damit angekurbelt.
Der Anfang könnte eventuell lustiger werden, wenn Du es so darstellst, als wäre die kaputte Glühbirne ein gefundenes Fressen gewesen. Vielleicht hat er ja von der Säge in einem Flugblatt gelesen und schon drei Nächte davon geträumt, und sucht einen Grund, um in den Baumarkt fahren zu dürfen... - sonst ist es ja auch eher seltsam, daß man wegen einer Glühbirne in den Baumarkt fährt (zumindest bei mir gibt es die in jedem Supermarkt). Noch seltsamer übrigens, daß er dann auch tatsächlich nur eine einzige mitnimmt. Wenn Du es aber so darstellst, daß er immer erst einen Vorwand braucht, um in den Baumarkt zu fahren, könnte er ganz bewußt nur eine mitnehmen, dann wirkt er etwas geschickter und seine Gedanken könnten doch ganz lustig sein... ;)

Oben zitierter Satz müßte eigentlich richtig heißen:
Der Gedanke, das Heimwerkerparadies, den Baumarkt zu besuchen, ...
Außer diesem sind aber leider noch zahlreiche andere Fehler in Deiner Geschichte, die sie doch etwas schwer lesbar machen.
Mehrzahl von Dübel ist übrigens Dübel. ;)

Liebe Grüße,
Susi :)

 

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