Liebe Kanji,
danke, dass du dir die Mühe gemacht hast! Ich werde mich sicher noch lange an deinem Kommentar erfreuen und mache mich, wenn ich noch ein paar Kommentare beantwortet habe, an die Überarbeitung.
»Der andere schlaue Einwand war, dass ich Mühe habe mit dem Alter von Tom, weil ihm ja unterstellt wird, er wüsste nicht, was ein Orkan ist. Und zum anderen hab ich ein Problem mit der Glaubwürdigkeit des Selbstmörders.«
Diesen Einwand versuche ich so gut es geht zu berücksichtigen. Vielleicht variiere ich dadurch das Ende etwas, aber ohne Glaubwürdigkeit macht es natürlich keinen Sinn.
»Der Dialog kommt so salopp daher, dass es kaum vorstellbar ist, kurz darauf in die Fluten zu stürzen.«
Das machte ich zum ersten Punkt der Überarbeitung. Ich möchte ihn am Ende nicht in die Fluten steigen lassen. Aber der Leser darf es ruhig für einen Augenblick glauben. Mit dem Ende im Kopf werde ich den Dialog nachjustieren und die Figuren schärfer stellen. Danke für den Hinweis!
»Nein, lieber Carlo Zwei, es war mein Stolz, der sich rührte, als mich Peeperkorn mit dir im Maskenball verglichen hat Ich fühle mich gern mit dir verbunden und freu mich immer über neue Texte von dir.«
Das ist süß! Und es beruht auf Gegenseitigkeit, auch wenn ich gerade noch viel Zeit bei den Wortkriegern verbringe. Das soll sich in ein paar Monaten ändern ...
» Ich hoffe, dir ein bisschen Ersatz für den Verlust verschaffen zu haben und freu mich auf ein Wiederlesen, Kanji«
mehr als das! Ich danke dir aufrichtig dafür!!
»Falls du den Artikel im Titel auch nicht mehr brauchst, musst du bloß Bescheid geben.«
Ja, bitte! Mir würde ohne Artikel noch besser gefallen!
Viele Grüße
Carlo
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Lieber linktofink,
was für ein Kommentar! Ich danke dir für deine vielen kritischen und darin nützlichen Anmerkungen.
»Er verspricht ihr, alles zu ersetzen, was meine Mutter und ich ihr genommen haben.«
»Hä? Wie kann er das? Durch Suizid etwa? Bei "ersetzen" bin ich sofort bei "Verlust ersetzen" und denke ebenso direkt: Es gibt unwiderrufliche Verluste. Punkt. Dass Adrian damit nicht leben kann, ist etwas anderes. Die Suizidmotivation mit Verlust ersetzen zu konstruieren, finde ich nicht gelungen.«
Ich hätte spontan gesagt: Ja, durch Suizid will er ihr das »ersetzen«, weil er denkt, sie wären dadurch wieder zusammen. Ich werde aber nochmal darüber nachsinnen. Es ist jedenfalls eine ziemlich gestörte, verschrobene Annahme, die wenig Identifikationspotential bietet und die von daher vielleicht wirklich »ungelungen« ist. Ich schaue es mir nochmal an. Dein Vorschlag, die Sehnsucht nach seiner Mutter zu verstärken, finde ich sehr brauchbar. Wahrscheinlich werde ich es in meiner Überarbeitung in diese Richtung drehen ...
»Spürst du, dass du lebst? Verschanzt dich in dir selbst ... Kämpf’ lieber! Je länger ich meine Worte zurückhalte, desto schneller erfüllen sich seine Träume …
Hab noch nie erlebt, dass das funktioniert. Für mich Nonsens.«
Ich glaube, der Punkt ist nicht, dass es Nonsens ist, sondern dass nicht erwogen wird, es könnte auch Nonsens sein. Letzteres füge ich diesem Teil in der Überarbeitung bei. Es muss vielleicht klarer werden, dass der Prot hier überlegt, wie er Adrian helfen könnte und im nächsten Moment daran zweifelt, ob er überhaupt über die Mittel verfügt.
»Fragen: Im Orkan mit 125 km/h Windgeschwindigkeit vor die Tür zu gehen, ist gut für die Gesundheit?
Adrian plant seinen Abgang und schafft es nicht, sich Tom vom hals zu halten? Reicht ihm sogar die Jacke???«
Da pikst du auf jeden Fall eine Passage an, in der es zu viele Leerstellen gibt. Der Konflikt schwächelt jedenfalls an der Stelle, da muss einiges geschehen ...
»das martialische Distelblatt , vllt sticht es einfach nur.«
stimmt, zu übertrieben. Danke!
»Erst schmeißt er ihm den Anorak zu, dann schickt er ihn zurück?«
Wahrscheinlich muss es darauf hinauslaufen, dass Tom ihm einfach folgt. Wäre dann auch plausibler. Ein Wettrennen. Das Toms Motivation beflügelt und Spannung bringt.
»Da er ein gewissenhafter Mensch zu sein scheint, müsste er doch dafür Sorge tragen (und nicht nur auffordern), dass der Jüngere (?) ihm nicht folgt.«
wieder (in anderen Kommentaren auch) das Problem mit dem Alter. Ich denke hier ist es nötig, klar zu machen, dass sie gleichalt sind, was im Dialog irgendwie verzerrt rüberkommt. Danke für den Hinweis. Nützlich ...
»"Als wir ihn finden …"«
Wahrscheinlicher wäre ein »Als sie ihn finden«, ich denke sogar, es widerspricht nicht den Aussagen, die Tom über seine Leiche trifft.
»Bis der Sturm sich legt, und sie sich zurückholen können, was sie sich genommen haben.«
Es ist dieselbe Logik, nach der Adrian seinen Suizid beschlossen hat. Und später auch Tom. Sich zurückholen bzw. jemand anderem zurückgeben, was ihm durch den Tod der Person genommen wurde. In diesem Fall als Anklage: »was sie sich genommen haben«, weil Tom sie beschuldigt, durch ihre Affäre, für den Tod von Adrians Mutter, später von Adrian und nun auch von Tom selbst verantwortlich zu sein. Mir kommt gerade eine Idee. Man hätte das auch als Tagebucheintrag erzählen können. Bis zum Schluss meint der Leser, es wäre Adrians Tagebuch, dabei ist es eigentlich das von Tom. Tja, vielleicht klingt das auch interessanter als es letztlich ist. Zu Kanji habe ich außerdem schon gesagt, dass ich mir ein weniger drastisches Ende wünsche, eins in dem Tom beschließt, seinem Bruder nicht in die Wellen zu folgen.
Danke für deine Anregungen und auch das Lob zwischendrin.
Peace und viele Grüße
Carlo
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Liebe barnhelm,
ich danke dir für das Loben der kraftvollen Stellen und beschäftige mich nun instensiv mit deinen kritischen Anmerkungen.
Du führst verschiedene Stellen an, deren Informationsfluss du mangelhaft findest, und stellst auch einige Konstellationen ganz in Frage:
»Auf der Strecke bleiben für mich die Ausführung der anderen Aspekte: die enge Beziehung Adrians zu seiner Mutter, seine Unfähigkeit, mit ihrem Tod fertig zu werden, die homerotischen Gefühle Toms zu ihm. Und als völlig unnötig empfinde ich die etwas umständlich wirkende Familienkonstellation am Anfang.«
Ich glaube, du hast da schon recht. Ich fürchte mich bloß ein wenig, denn hier gehts an die Textsubstanz. Da verändern Anpassungen das Gesamte. Allerdings ist es, finde ich, einen Versuch wert. Ich könnte die Beziehung der Eltern als recht harmonisch darstellen und Adrian einfach am Freitod seiner Mutter verzweifeln lassen. Da würde ich einiges an Verstricktheit lösen, denke ich. Vor allem im Hinblick hierauf:
»Was soll da eigentlich diese Meteorologen-Vater-Mutter-Geschichte am Anfang? Was gibt sie mir als Leser? Was gibt sie deiner Geschichte?«
»Die erwähnten Aspekte stehen für sich und entwickeln keine wirkliche Bedeutung für deine Geschichte. Was am Ende bleibt ist Adrians Weg in den Freitod. Seine Motivation ist mir dabei aber zu schwach, wie auch Toms Rolle im ganzen Geschehen. Kann es sein, dass der Antrieb deines Schreibens die Darstellung des Orkans war und die Konstruktion der Handlung nur Mittel zum Zweck?«
Nee, ich wollte mich schon mit den zwei Brüdern beschäftigen und mit dem Wetter-Motiv ^^ Aber ich sehe deine Punkte ein. Gerade die Motivation ist wirklich zu schwammig. Da gehe ich wie gesagt nochmal ran. Schön, dass dir die Naturbeschreibungen so gefallen, ein Lichtblick für mich ;-)
Was Toms Rolle angeht, so verstehe ich deinen Punkt. Ich denke, ich muss Tom noch um einiges mehr in Handlung (mit Adrian) darstellen, damit klar wird, was sein Entschluss für ihn bedeutet.
»Mal abgesehen davon, dass ich das Ende des Satzes als tautologisch empfinde, frage ich mich nach der moralischen Kategorie, die hinter dieser Auffassung steht. Darf ein Mann seinen Stiefbruder nicht lieben?«
das habe ich wohl nicht breit genug dargestellt, sodass es in der Dichte völlig den Rahmen sprengt. Ich denke, hier wäre auch die Möglichkeit Tom klarer zu zeichnen. Natürlich darf er seinen Stiefbruder lieben, ob das nun gesellschaftlich akzeptiert ist und er damit klar kommt ist eine andere Frage. Dein Nachhaken finde ich sehr berechtigt. Danke!
»Er verspricht der toten Mutter, ihr ihren Mannes zu ersetzen? Meinst du das so?
Und was hat Tom ihr eigentlich genommen?«
Tom und seine Mutter werden für den Tod von Adrians Mutter verantwortlich gemacht. So dachte ich mir das.
»Bei den Wellen sollen sie warten. Wer? die Fische? die Möwen? Ich finde keine anderen Plural-Subjekte - auch im vorhergehenden Satz nicht.«
damit meinte ich die Übriggebliebenen. Also Toms Mutter und Adrians Vater. Sie sollen sich zurückholen, was sie sich genommen haben (indem sie ohne Rücksicht auf Adrian und seine Mutter eine Affäre begonnen haben, die nun auch Toms Schicksal bestimmt - Toms Perspektive)
ich fürchte, da habe ich den Umfang des Textes mal wieder viel zu eng geschnallt.
Nun ja, liebe barnhelm, vielen Dank für die etlichen Denkanstöße. Ich werde mich nun daran machen, einiges davon umzusetzen und stelle die überarbeitete Version danach auch ein. Ich freue mich sehr, dass du dir so viel Mühe mit meiner Geschichte gemacht hast.
Liebe Grüße
Carlo