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Das Sterben ist ästhetisch rein
Manchmal ist die Einsamkeit, die ein ordinärer Flur vermittelt, mehr als man mit den größten Worten auszudrücken vermag.
Die Wände weiß, die Decke weiß – der Fußboden grau meliert.
Ein wenig Farbe muss sein.
Blumen blühen in ewigem Plastikglanz, täuschen die gewillten Sinne. Geräusche gedämpft – Gefühle verhalten. Man will nicht stören.
Die Bluse weiß, die Hose weiß – der Nagellack grau meliert.
Ein Lächeln muss sein.
Im Porzellangesicht der ungewohnten Jugend. So höhnisch an diesem Ort. Unerreichbarer Traum serviert Essen in Plastiknäpfen.
Schließt sich die Tür wieder, geht es weiter, das humane Sterben in blütenweißen Laken.
Gerahmte Bilder an der Wand, gerahmte Erinnerungen. Luftdicht hinter Glas versiegelt – sie sollen nicht stören.
Verständnis schenkt der tote Heiland an der Wand – salbungsvoller Holzblick vom ehernen Kruzifix.
Erreicht er die blinden Augen?
Die Haare weiß, die Haut weiß – das Gesicht grau meliert.
Milder Blick der Seligkeit in Tablettenform. Dämmern im Tagtraum:
Ein Leben, dass nur noch die Vergangenheit kennt.
Könnte man doch das Lächeln einen Moment für bewusst halten, die Einsamkeit mit Ruhe verwechseln, Lethargie mit Zufriedenheit – einmal Milderung, einmal Erleichterung am Puls der Vergänglichkeit.
Welke Herzen fallen im Herbst.