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Das Tier

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10.07.2004
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Das Tier

Das Tier

Es ist wahrhaft ein seltsames Tier, doch wie könnte ich ohne es leben?
Es gehört mir jedoch keineswegs, wie es überhaupt niemandem gehört, vielmehr gehöre ich ihm, wenn es denn mal wieder bei mir zu Besuch ist und wir mit jedem Tag, mit jeder Nacht vertrauter werden. Wie lange jene Besuche dauern ist schwer zu sagen; manchmal verschwindet das Tier bereits nach einem Tag, und eine Woche später kann ich schon gar nicht mehr mit Sicherheit sagen, ob es überhaupt wirklich dagewesen war.
Es kann jedoch auch vorkommen, dass es Monate, manchmal sogar Jahre bei mir bleibt und ich einen Abschied schon fast nicht mehr für möglich halte; dann beweist es mir aufs Neue wie unberechenbar und grausam es ist: Ich wache auf, rufe es, als ich sehe, dass es sich nicht in meinem Zimmer (das unseres geworden ist) aufhält; erschrecke, als es nicht kommt, rufe lauter, springe auf, wie ein wildes Tier renne ich durch die Wohnung – „es ist weg, es ist weg“, so schießt es mir durch den Kopf, und ein Traum, den ich schon fast für Realität glaubte halten zu dürfen, zerbricht und Leere, so kalt wie eine Nacht im tiefsten Winter, hält Einzug.
Das Tier draußen zu suchen ist sinnlos, und dennoch tut man es, obwohl die Tatsache, dass man es nicht findet, schmerzt wie ein stumpfes Messer, das sich langsam und beständig tief im Innern des Herzens dreht und dreht und dreht. Doch das vergebliche Suchen hat auch seine positiven Seiten; mehr noch, es muss sein, denn die folgende unvermeidliche Ernüchterung ist die einzig wahre Bedingung der Möglichkeit, gefunden zu werden. Denn das kann sehr wohl geschehen, während das Suchen stets vergebens ist. (Hin und wieder sieht man zwar ein Tier aus weiter Ferne, meint manchmal auch, es wäre das Gesuchte, doch das Näherkommen, ein genaueres Beäugen zerstört die Hoffnung, die eigentlich nie wirklich existiert hat.)
Es geschieht stets unerwartet, wenn ich von dem Tier wiedergefunden werde – doch was heißt gefunden? Hat es mich überhaupt gesucht oder ist es mir nur zufällig über den Weg gelaufen? Fragen dieser Art zu klären ist wohl unmöglich; vielleicht würde man an solchen Überlegungen sogar zugrunde gehen.
Jedenfalls ist es plötzlich da; ich versuche zunächst, es gar nicht zu beachten, obwohl ich merke, wie mein Herz schneller pocht und meine Gedanken Wege einschlagen, die ich schon für längst verschüttet gehalten habe – die Angst vor einer erneuten Enttäuschung (die größer als alle bisherigen wäre) umgibt mich wie eine hohe Mauer.
Vorsichtig, aus den Augenwinkeln (es soll nichts bemerken) betrachte ich das mich begleitende Tier: Es hat sich verändert, das ist gut, dennoch erkenne ich es; sein Auftreten ist ein anderes, und doch bin ich mir sicher, denn es umfängt mich ja schon, es ist ja schon zu einem Teil von mir geworden.

 

Hallo coppelius,
zunächst einmal herzlich willkommen auf kg.de und im "seltsamen" Forum :thumbsup:

Deine Geschichte hinterlässt mich sehr unbefriedigt. Es ist zweifellos eine Rätselgeschichte. Die Frage danach, von was für einem "Tier" die Rede ist, ist der zentrale Inhalt, denn sonst lässt sich das alles nicht verstehen.

Man muss solche Rätselgeschichten mögen. Ansonsten empfindet man Sätze wie:

"Doch das vergebliche Suchen hat auch seine positiven Seiten; mehr noch, es muss sein, denn die folgende unvermeidliche Ernüchterung ist die einzig wahre Bedingung der Möglichkeit, gefunden zu werden."

als Zumutung. Man gewinnt den Eindruck: Der Autor weiß, wovon er redet, und grinst sich einen, da man es als Leser nicht kapiert.

Einfach gesagt: Ich kann nichts mit dem Text anfangen. Es ist für mich eigentlich nicht einmal eine Geschichte, da es keine erkennbare Handlung gibt.

Fazit: kein Fazit. Nicht mein Ding.

Uwe
:cool:

 

Hallo Uwe,

erst einmal vielen Dank für dein schnelles Feedback. Natürlich hat das ganze etwas einer Rätselgeschichte. Das liegt wohl daran, dass ich selbst Texte solcher Art sehr gerne lese und mich ziemlich lange mit ihnen beschäftigen kann. Dagegen finde ich Texte, die gleich ihr Geheimnis - sofern sie denn eines in sich bergen - offenbaren, eher als langweilig und unspektakulär.
Jeder hat nunmal seine Vorlieben...

Viele Grüße,
coppelius

 

Hallo coppelius,
Deine Geschichte ist zweifellos rätselhaft! Oder auch nicht! Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass es sich hier um einen Geisteskranken handelt, der hin und wieder (Vielleicht aus Ermangelung, die ihm von einem Psychologen verschriebenen Medikamente, einzunehmen.) von Angstattacken gequält wird. Dieses Tier, dass Du beschreibst ist zu einem Teil Deines "Protagonisten" geworden. Und schlummert nicht in uns allen dieses Tier? Alles in Allem finde ich die Geschichte recht verwirrend, was ja nicht zwangsläufig schlecht sein muss! Zum Ende verändert sich das Tier. Mal angenommen ich hätte Recht und es handelt sich um einen Geisteskranken. Wird er nun mit seiner Angst fertig, oder zieht er sich ganz in sich selbst zurück, um an der Angst zu Grunde zu gehen? Ein offenes Ende einer Geschichte ist stets ein gutes Mittel um den Leser zum Denken anzuregen, aber auch für den Leser recht unbefriedigend, was ja auch vermutlich beabsichtigt wird!!!!
Ich fands gut!!
Gruß Susie

 

@ Kürbiselfe: aber wenn es sich um eine Geisteskrankheit handeln würde, dann würe der erste satz ja nicht passen... nämlich, dass das Tier keinen gehört bzw. ihm nicht gehört...

vielleicht handelt es sich ja um ein Gefühl... wie zb. die Liebe... und das Gefühl verändert sich durch Erfahrung oder anderen Partner...

 

Hallo Angua, Kürbiselfe und Cola,

vielen Dank für eure Anregungen und Kritikpunkte. Ich werde die Geschichte oder den Text oder was auch immer noch einmal auf eure Anmerkungen hin durchgehen. Außerdem muss ich sagen, dass Cola mit dem abschließenden Satz schon sehr nah an meiner ursprünglichen Intention liegt...

 

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