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Das Zimmer

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09.06.2017
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Das Zimmer

Das Alien ist über Nacht gewachsen. Als Frank seine Morgenration Tabletten auf der Bettkante eingenommen hat, bugsiert er die Beine zurück auf die Matratze und zieht die Decke bis unters Kinn. Über dem Bett hängt eine Kalligrafie, in Holz gerahmt.

Freiheit ist der Zustand, unabhängig, nicht unterdrückt oder gefangen zu sein.​

Frank schließt die Augen.
Einatmen, ausatmen, existieren.

Ein Handtuch um die Hüften geschlungen schlendert Uwe nach dem Duschen aus dem Badezimmer. Wassertropfen bedecken seinen Körper wie Perlen. Frank dreht sich auf die Seite und rutscht hin und her, bis die Position erträglich wird. Er hat Uwe voll im Blick, als er wie in Zeitlupe das Handtuch fallen lässt, sein Geschlecht enthüllt, alles präsentiert. Wie er sich mit den Fingern durch glänzende Haarsträhnen fährt, das Kinn in die Höhe reckt. In katzenhaften Bewegungen Kleidung zusammensucht und überstreift: Das weiße T-Shirt, den Tanga, die Jeans.

Wieso muss Frank das mitansehen. Warum macht Uwe es nicht wie er und nimmt die Kleidung vorm Duschen mit ins Bad. Was verspricht Uwe sich davon oder ist das pure Einbildung. Läuft es heute so.
Seit vier Jahren sendet das Alien Störsignale - eine Empfindung, für die Frank keine Worte findet. Anfangs erstreckte sie sich nur vom linken Fuß bis rauf zum Knie, dann breitete sie sich aus. Ob sich das eisig anfühle, kribbele oder brenne, wollten sie wissen, legten ihn für Tests in eine weiße Sargröhre. Die Größe des Aliens variiert. An guten Tagen läuft Frank mit einem Stock.

Wie jeden Samstag notiert Uwe Franks Wünsche auf einem Zettel.
"Vollkornbrot, Bananen, Quark. Noch was?"
"Nüsse. Cashewnüsse, falls es die gibt."
"Okay. Alles?"
"Ja."
"Also, dann kann ich jetzt losfahren?"
Frank nickt. Schwungvoll nimmt Uwe die Schlüssel vom Tisch, zieht seinen Kapuzenpulli über und lässt die Tür hinter sich ins Schloss fallen. Die lädierte Klinke hängt runter.

Frank holt tief Luft, bevor er sich zur Bettkante vorschiebt und auf den vergilbten Teppichvorleger sinken lässt. Auf allen Vieren durchquert er das Zimmer, zieht den Rollstuhl aus dem Spalt zwischen Kleiderschrank und Wand hervor. Die Reflektoren auf der Reisetasche starren ihn an. Nachdem er sich hochgezogen hat, schießt der Schmerz in die Waden und eine Welle der Übelkeit überrollt ihn - für einige Minuten schließt er die Augen.

Marie.
Ihr Teint war durchscheinend wie Porzellan, mit rosigen Sommersprossen drauf. Sie roch nach Sauerklee und Nelke, hatte ein helles Lachen.
Durch die Nase atmen.
Ein. Und wieder aus.

Das Handy klingelt, als er die Nummer sieht, klickt er den Anruf weg. Ob er am Sonntag zum Essen käme, würden sie fragen. Bei der Gelegenheit könne er den Rollator mitnehmen. Ob er die Krankengymnastik gewissenhaft verrichte.

Er manövriert sich ins Bad. Uwe muss etwas bemerkt haben - er hat die nassen Handtücher zum Trocknen aufgehängt und nicht wie sonst auf dem Boden liegen lassen. In tiefer Stille absolviert Frank seine Morgenroutine. Er nimmt die Briefe vom Schreibtisch und kehrt ins Bett zurück, um vor sich hin zu dösen. Ob er heute in der Lage sein wird, an der Masterarbeit zu schreiben, ist fraglich.

Um halb eins kommt Uwe zurück - seine Haare stehen streichholzkurz in die Höhe. Er wäscht Kirschen, stellt sie Frank auf den Nachttisch und setzt sich auf die Bettkante. Frank will sich zur Wand hin bewegen, Platz schaffen für Uwe. Doch der legt die Hand fest auf seine Schulter, bedeutet, das sei nicht erforderlich. Nein, das sei nicht schön. Warum denn nicht einmal dicht an dicht sein. Wann hat das angefangen, dass Frank diese Berührungen nicht mehr für Zufall hält.
"Komm schon, probier mal", sagt Uwe.
Frank schüttelt den Kopf.

Im April hat er das Angebot der Eltern abgelehnt, ist runter in dieses Zimmer gezogen. Die Leitung des Hauses hat schnell auf seine Bitte reagiert - Frank fällt das Gehen schwer. Einmal stürzt er oben im Flur. Zu mehreren stehen sie um ihn herum und sehen zu, wie es ihm nicht gelingt, wieder aufzustehen.

"Heute gibt es Omelette mit Steinpilzen", sagt Uwe.
Er füllt eine Schüssel mit heißem Wasser und öffnet die Packung mit den getrockneten Pilzen. Sie haben Routine darin, sich einfache Gerichte zuzubereiten. Frank verlässt das Bett und schlägt Eier auf.
Uwe verzieht den Mund. "Für mich bitte nicht knusprig heute."
"Weiß nicht, was du meinst. Nur Anfänger verwenden die Schale mit."
Uwe schnalzt mit der Zunge, nimmt Teller aus dem Hängeschrank und deckt den Tisch.
"Lass mich Pilze schneiden."
Uwe überlässt ihm das Messer und gibt den Omeletteteig in die Pfanne, während Frank sich den Pilzen zuwendet. Die sind glitschiger als gedacht und seine Linke verhält sich unkooperativ. Uwe ist mit der Sauce fertig und schaut betont aus dem Fenster.
"Falls du die kleiner willst, dann fürchte ich ..."
"Ach was, ich mag es stückig." Uwe nimmt das Brettchen und schiebt die Pilze in die Sauce.
Nachdem sie ihre Mahlzeit schweigend eingenommen haben, spülen sie Geschirr. Frank fühlt sich wie auf der Zielgeraden des Berlinmarathons und kriecht zurück ins Bett.

Uwe hat wieder diesen verwundeten Blick aufgesetzt, als er Frank eine Strähne aus der Stirn streicht.
"Darf ich mich zu dir legen?"
Der schließt die Augen und schweigt. Das Bett bewegt sich, dann schmiegt Uwe sich mit dem Rücken an ihn. After Shave weht rüber. Frank fühlt Uwes Körper wie durch mehrere Lagen Plastikplane.
"Warst du beim Friseur?"
"Gefällt es dir", flüstert Uwe.
"Siehst witzig aus. Wie Mecki."
Uwe lacht leise.
"Wann gehst du heute Abend in den Club?", sagt Frank.
"So gegen sieben. Kommst du mit?"
"Idiot!"

Das Handy klingelt.
"Warte", sagt Frank, gleichzeitig nimmt Uwe das Gespräch an und reicht ihm das Smartphone.
"Endlich erreiche ich dich! Wie geht es dir?", fragt Mutter.
"Großartig. Alles bestens. Wirklich."
"Wo bist du? Wir wollen dich ma-"
"Du, die Verbindung ist schlecht. Ich melde mich später." Frank legt auf. "Ich habe nur eine Bitte: Lass mich nächstes Mal zuerst aufs Display schauen!"
"Hm."

Franks Oberschenkel zuckt, bis er die Hand darauf presst.
"Kann ich was tun, dich massieren?" Auf Uwes Stirn bildet sich eine Falte.
Frank verneint.
Uwe kehrt zurück in die Löffelstellung. Er atmet schneller und Frank kann die rhythmischen Bewegungen mehr sehen als fühlen. Wie Uwes ganzer Körper sich anspannt und loslässt.
Nicht an Herde in Gehirn und Rückenmark denken. Nicht an Nähe und nicht an Ferne. Denk was Schönes. Den rechten Arm kann Frank gut bewegen, könnte Uwe damit über die Schulter streicheln, aber er dehnt es hinaus, immer weiter, wie einen Kaugummi.
Ein undefinierbares Geräusch schwillt an. Stöhnen oder Weinen? Frank lauscht halbherzig.

Uwe studiert Kunstgeschichte und erwähnt gerne, dass er im Club jobbt, worauf er eine Sprechpause einlegt und Frank in die Augen sieht. Warum sollte Frank ihm den Gefallen erweisen, nach Details zu fragen, wenn Club und Kunst ihm gleichermaßen einerlei sind? Seit wann Uwe hier lebt, Frank weiß es nicht. Im Erdgeschoss des Wohnheims befinden sich, abgesehen von diesem Zimmer, nur Wirtschaftsräume. Gesichert ist, dass sich das Studentenleben in den oberen Stockwerken abspielt.

Die vergessene Vorlage fällt ihm ein. Dicht an dicht mit Uwe braucht er kein Malheur.
"Du, ich muss ins Bad."
Uwe reagiert schnell - er erhebt sich vom Bett und stützt Frank beim Transfer in den Rollstuhl den Rücken. Dabei fährt er sich mit dem Ärmel übers Gesicht. Im Bad stellt Frank fest, dass seine Hose trockengeblieben ist. Er zuppelt eine Vorlage aus dem blickdichten Beutel im Schrank unter dem Waschbecken. Von Uwe liegt oben auf dem Spiegelschrank eine Plastiktüte, durch die es rosa schimmert, wenn die Lampe darauf scheint.

Als Frank die Hand auf die Türklinke legt, dringt aus dem Zimmer Schluchzen. Er setzt zurück, stützt den Kopf in die Hände - und wartet.
Zu Hause warten sie auch. Mutter - so heißt es - weine jeden Tag. Nachdem Frank innerlich bis zwanzig gezählt hat, rollt er wieder ins Zimmer. Uwe liegt wie ein Embryo auf dem Bett, das Gesicht zur Wand.
"Was ist", sagt Frank.
Es bleibt still.
Er fixiert die Bremsen und setzt über aufs Bett. Uwe rutscht ein Stück Richtung Wand. Wieder nehmen sie dieselbe Stellung ein - nur diesmal liegt Frank auf seiner rechten Seite - das ist die gute. Langsam streicht er Uwe über die Schulter, fährt den Arm entlang. Verweilt am Ellbogen, so gut es mit der zitternden Linken geht.
"Ich kann so nicht weitermachen", sagt Uwe.
"In deinem Club. Gibt es da niemanden, hm?"
Uwe zuckt die Schultern.
Nach einer Weile rutscht Frank Richtung Bettkante.
"Nicht!" Uwe dreht sich um und hält ihn am Ärmel fest. "Bitte!"
Seufzend rückt Frank wieder an ihn heran. "Erzähl."
"Nicht jetzt."
Sie liegen eine Weile schweigend da.
"Was machen wir", sagt Frank leise.
"Ekelt dich doch." Uwe zieht die Nase hoch.

Gerade als Frank am Einnicken ist, klopft es an die Tür und er hört Uwe leise reden. Er muss sich anstrengen, um alles mitzubekommen.
"Hallo. Ich suche Frank Schäfer", sagt eine Frauenstimme.
Er hebt den Kopf, aber Uwe steht im Blickfeld. Das macht der mit Absicht, Frank würde sie gerne sehen.
"Ah. Und worum geht es?", fragt Uwe.
"Jesus lebt und wir von der Auferstehungsgemein-"
"Ich werd's ausrichten."
"Aber ..."
"Hey!", ruft Uwe.
Die Matratze bewegt sich, ein Mädchen mit mächtigen Brüsten sitzt plötzlich neben Frank auf der Bettkante. "Ich bin Pia und Gott hat dich nicht vergess-"
"Ja doch", sagt Frank.
"Wir beten gemeinsam und später k-"
Das Bett wackelt, als Uwe sie am Arm packt und wegzerrt. Mit einem Knall rastet das Schloss ein, Schläge poltern gegen die Tür, durch die Ritze wird Papier geschoben. Frank fischt ein Feuerzeug aus der Nachttischschublade.
"Hinten im Geschirrschrank steht noch der angeschlagene Teller. Ich hol den mal", sagt Uwe. Er legt die gefalteten Blätter darauf, bringt sie ans Bett und Frank zündet sie an. Gemeinsam sehen sie zu, wie die Flammen hochschlagen, das Papier verkohlt, sich biegt und zu Asche zerfällt.

Das Handy klingelt.
"Lass! Geh nicht ran", sagt Frank.
"Was soll das? Wie lang noch!" Uwe geht zum Tisch und nimmt es. "Glaubst du nicht, dass die sich Sorgen machen?"
"Halt dich da raus."
Das Klingeln verstummt.
Uwe hält ihm das Handy entgegen. "Ruf sie an. Komm!"
"Du kannst mich mal."
Uwe setzt sich in den Rollstuhl. Kippelt, fährt damit vor, zurück und im Kreis.
"Hey, lass das."
"Du rufst da an und danach gehen wir raus an die Luft."
"Vergiss es."
Uwe schiebt den leeren Rollstuhl zurück ans Bett. "Dann halt nicht. Aber jetzt runter von meiner Matratze." Er verschränkt die Arme und sieht aus dem Fenster.

Frank rollt ins Bad, schließt die Tür hinter sich und schaut hoch zu der Plastiktüte auf dem Spiegelschrank. Mit beiden Händen stützt er sich am Waschbecken ab und zieht sich hoch. Wackelig steht er für wenige Sekunden auf tauben Fußsohlen. Es fühlt sich gut an. Richtig. Morgen wird es wieder besser sein. Jeden Tag bis an die Grenzen gehen, das ist wichtig. Niemals den Glauben an sich selbst verlieren. Jetzt noch den Arm nach oben strecken. Komm. In seinen Ohren rauscht es, die Knie sacken weg und der Kachelboden rast auf ihn zu.

Kälte durchdringt sein Auge, über sich sieht er das vertraute Gesicht in Großaufnahme.
"Tut dir was weh?" Uwe legt die Kompresse zur Seite.
Alles ist weich, Frank liegt in seinem Bett und spürt nach, schüttelt den Kopf. Uwe schlägt die Bettdecke zurück und tastet ihn - an den Füßen beginnend - ab.
"Lass das!" Frank will Uwes Arm wegschieben, aber es geht nicht. "Hör auf, sag ich!"
"Wenn ich nicht nachsehen darf, ob was gebrochen ist, rufe ich den Arzt."
"Was ist in der Tüte auf dem Spiegelschrank?"
"Ich ruf den Arzt."
"Fass mich nicht an!"
"Bist du deshalb auf die Fresse gefallen, hm? Weil du an die Tüte wolltest?"
"Ja, verdammt!"
Das Bett bewegt sich, Uwe geht ins Bad und kehrt mit dem Beutel zurück, legt ihn Frank in die Hand. "Hier. Kannst reinschauen."
Frank schiebt die Tüte wortlos über die Bettkante, bis sie raschelnd zu Boden fällt.
Das Handy klingelt.
Uwe nimmt ab. "Kann gerade nicht. Soll ich was ausrichten? ... Werd ich machen. ... Ja."
Frank setzt sich auf. "Ich hab dir gesagt, du soll-"
"Dein Vater wartet vorne in der Eingangshalle. Ich bring dich."
"Nein."
"Jetzt beweg deinen Arsch, der wartet."
"Was ist mit deinen Eltern?", sagt Frank.
"Erzähl ich hinterher."

Schmerz bohrt im Ellenbogen und mit ihm die Scham, eine unsichtbare Grenze überschritten zu haben, als er in die geheimnisvolle Tüte spähen wollte. In Frank reift der Entschluss, sich dem Vater im Zustand körperlicher Schwäche zu präsentieren, sich von Uwe dorthin schieben zu lassen, so als wäre das nur gerecht.
Wenn Frank die Augen schließt, wird ihm schwindelig. Zum Glück begegnen sie niemandem auf dem Flur. Schon von weitem sieht er den Mann in der Halle, wie er vom Plastiksitz aufspringt und sich mit der Hand übers Gesicht fährt.
Frank hält ihm die Rechte entgegen. "Wie geht es Mutter?"
Vater ignoriert die Geste, wendet sich über seinen Kopf hinweg an Uwe. "Und Sie sind ...?"
Der beugt sich runter an Franks Ohr: "Soll ich gehen oder bleiben?"
"Bleib."
Der Vater sieht stirnrunzelnd zu Uwe, der die Hände auf Franks Schultern ablegt und nicht spricht.
"Mein Zimmernachbar", sagt Frank. "Warum bist du alleine gekommen?"
"Deine Mutter fährt morgen zur Kur. Es würde sie freuen, wenn ..."
"Sag ihr, dass es mir fantastisch geht. Gestern bin ich zur Vorlesung gelaufen. Morgen oder übermorgen", er klopft auf die Armlehne, "stell ich das Ding wieder in die Ecke."
Zu der Reisetasche mit den glotzenden Reflektoren.
Vater reibt sich das Kinn und wiegt den Kopf.
"Ist so", sagt Uwe. "Kann ich bezeugen. Gehen wir was trinken oder stehen wir hier nur so rum?"
"Wann kommst du heim?", sagt Vater zu Frank. "Deine Mutter vermisst dich. Jetzt, wo ..."
"Gar nicht. Ich bin erwachsen, gewöhnt euch dran."
Der Vater öffnet den Mund und schließt ihn wieder.
"Sag ihr, ich ruf sie die Tage an." Frank dreht sich um und rollt davon.
"Machen Sie sich keine Sorgen", murmelt Uwe. Mit schnellen Schritten überholt er Frank und hält ihm die Schwingtür auf.
"So. Schieß los", sagt Frank, als sie wieder im Zimmer sind.
Uwe geht zum Fenster und zuckt die Schultern. "Meine Eltern sind tot. Schon lange."
"Oh. Das ... tut mir leid."
"Schon gut. Kannst du ja nichts für."

Als Frank seine Augen öffnet, werfen Straßenlaternen fahle Lichtstreifen auf den Holzboden. Es ist kurz vor zwei in der Nacht. Uwe schließt für gewöhnlich die Vorhänge, wenn er aus dem Club kommt. Nachdem Frank die Nachttischlampe angeknipst hat, rutscht er zur Bettkante, stellt seine Füße auf die Dielen, spürt Kontakt. Gerade als er den Rollstuhl heranzieht und sich zur Toilette aufmachen will, poltert und kratzt es am Schloss. Eine Gestalt taumelt ins Zimmer, fällt auf die Knie und beugt sich ächzend vornüber: Er ist zurück. Das automatische Licht im Gang erlischt. Frank gleitet zu Boden und lehnt sich vor, um der Tür einen Stoß zu versetzen, sodass sie ins Schloss fällt.
"Hey. Alles klar?"
Uwe schüttelt den Kopf, langt nach dem leeren Rollstuhl, wie um sich daran aufzurichten und beginnt zu würgen.
Frank rutscht näher und legt die Hand auf seinen Arm. "Kotz uns nicht die Bude voll. Geh ins Bad, hm?" Jetzt entdeckt er das verkrustete Blut über dem Auge.
"Dieser Scheißkerl", lallt Uwe. "Den werd ich ..."
Er versucht aufzustehen, stolpert und fällt Frank in den Schoß. Ein Schwall ergießt sich auf den Boden, gefolgt von einem zweiten. Frank versucht Uwes Hand loszulassen, will einen Lappen holen.
"Geh nicht weg", ächzt Uwe. "Bitte. Du und ich, wir zwei ..." Er vergräbt sein Gesicht in Franks Brust.
"Du, ich kann so nicht sitzen. Bitte, lass mal los."
Uwe gehorcht, rutscht zur Seite und stützt den Kopf in die Hände. Der säuerliche Geruch, der den Raum durchzieht, wird immer intensiver, jetzt holt Frank Eimer und Lappen aus dem Bad.

"Deine Eltern sind nicht wirklich tot, oder?"
Uwe zuckt die Schultern, während er zur Seite blickt. Er steigt schwankend auf Franks Bett und hängt den gerahmten Spruch ab. Nachdem er ihn auf den Fußboden gelegt hat, betrachtet er ihn eingehend.

Freiheit ist der Zustand, unabhängig, nicht unterdrückt oder gefangen zu sein.​

"Was ist damit?", sagt Frank.
Uwe räkelt die Arme über den Kopf, sein Mundwinkel zuckt, als er sich zu Frank beugt, bis sie einander beinahe an der Stirn berühren. "Weißt du, ich mag dich. Wirklich."
Frank nickt, dreht der glotzenden Reisetasche den Rücken zu. Über Marie zu sprechen, ist keine Option. Sein Atem geht ruhig und gleichmäßig, während er mit der Rechten Uwes Hand sucht und sie umfasst.

 

Hallo, Anne49

Wow, ich stehe ein wenig hilflos vor diesem Text, denn ... Wie soll ich ihn kommentieren? Normalerweise fange ich mit formalen Fehlern an, aber ich finde nicht einmal einen winzigen Zeichensetzungsfehler. Das kann ich nur sehr selten von mir behaupten.

Und die Stimmung, die Charaktere, alles ist so weich, melancholisch, hervorragend. Ich habe den Text aufgesaugt und mir mehr gewünscht, mehr, mehr, mehr. Was aber nur für meine eigenen Einverleibungsfantasien spricht - von dem, was mich begeistert, will ich immer mehr -, und nicht heißen soll, dass das Ende nicht passt.

Nur ein Wermutstropfen:

"Mein Zimmernachbar", sagt Frank.

Wo zur Hölle ist dieses Zimmer? Frank und Uwe müssen sich ein Zimmer teilen? Wo ist das der Fall? In einem Krankenhaus? Könnte sein, aber Uwe scheint nicht krank zu sein, und Du erwähnst, dass im Haus sehr viele Studenten wohnen. Die Ärmsten. Ich kenne kein deutsches (und auch kein schwedisches) Studentenwohnheim, in dem sich Leute ein Zimmer teilen müssen. Soweit ich weiß, ist das nur in Amerika üblich. Aber dann teilen sie sich auch noch ein Bett? Vielleicht wohnt Uwe auch im Zimmer nebenan und kommt immer zu Besuch? Aber er spricht zwischendurch von seiner Matratze. Ich muss sagen, das namensgebende Zimmer konnte ich mir überhaupt nicht vorstellen, weil ich keine Ahnung habe, in welcher Einrichtung es sich befindet und wie die Jungs den Wohnraum unter sich aufteilen. Ich habe dazu eine Menge Theorien, aber die entkräftest Du alle.

Aber vielleicht ist das auch nicht so wichtig. Sehr gerne gelesen. :thumbsup:

Sonnige Grüße,
Maria

 

Hallo Anne49,
Ich finde, da ist dir ein ziemlich guter Text gelungen. Wenn ich zusammenfassen müsste, worum es geht, wäre das gar nicht einfach. Zwei Männer im Zimmer. Da schwingt eine Menge Erotik mit, ohne dass sie explizit wird. Da ist eine Familienproblematik. Da ist ein Mann, der Liebe sucht. Da ist eine geheimnisvolle Krankheit, die mich in den Folgen manchmal an Kafkas Verwandlung erinnert. Also alles ist da und auch nicht und dazwischen gibt es Steinpilze. Und interessant ist jetzt für mich, dass mich das interessiert und in der Schwebe hält. Ich glaube, das liegt neben der genauen Szenenplanung an der disziplinierten Sprache, die ganz präzise auf den Punkt kommt. Mir gefällt der Text und ich bin beeindruckt. Tolle Geschichte.
Herzliche Grüße
rieger

 

Hej Anne49,

nun ahne ich auch, wo du so lange gesteckt hast. Du hast dich vom Plauderton gelöst, Inspirationen gesammelt, ein Thema gefunden fernab aller Büros und eine Geschichte geschrieben, den Konjunktiv gepflegt. :D Dir hätte die Maske beim Ball hervorragend gestanden und dich getarnt. ;)

Er hat Uwe voll im Blick, als er wie in Zeitlupe das Handtuch fallen lässt, seinen Körper enthüllt, alles präsentiert.

Was er da wohl alles unterm Handtuch hervorzaubert. Ich habe hier überlegt, ob ich es direkter brauche/will, oder ob mir dieses alles unentschlossen und im Verhältnis zur klaren Sprache/Ausdruck zu halbherzig vorkommt. :hmm:

Wieso muss Frank das mitansehen. Warum macht Uwe es nicht wie er und nimmt die Kleidung vorm Duschen mit ins Bad. Was verspricht Uwe sich davon oder ist das pure Einbildung. Läuft es heute so.

Und warum gibbet hier nicht ein einziges Fragezeichen? Ist das ein stilistisches Mittel, es nicht zu tun? Erzähle mir davon. :)

Marie.
Ihr Teint war durchscheinend wie Porzellan, mit rosigen Sommersprossen drauf. Sie roch nach Sauerklee und Nelke, hatte ein helles Lachen.

Das ist jetzt aber dürftig für die Ankündigung einer Marie. Teint wie Porzellan (schon auch bekannt) und ein seltsamer, saurer Weihnachtsbratengeruch. Was soll mir das sagen? Ich kriege keine Vorstellung von Marie, vermutlich zeigst du mir hier, dass Frank nicht homosexuell sein soll. Aber seit ich kürzlich im Kino Call me by your name gesehen habe, bin ich eh misstrauisch. :shy:

Uwe verzieht den Mund. "Für mich bitte nicht knusprig heute."
"Weiß nicht, was du meinst. Nur Anfänger verwenden die Schale mit."

Yeah, Humor!

"Gott im Himmel! Ich habe nur eine Bitte: Lass mich nächstes Mal zuerst aufs Display schauen!"

Ein Telefon für zwei. Ich steig nicht durch bei den beiden Männern.

Uwe kehrt zurück in die Löffelstellung. Er atmet schneller und Frank kann die rhythmischen Bewegungen mehr sehen als fühlen. Wie Uwes ganzer Körper sich anspannt und loslässt.

Kann Frank jetzt nichts fühlen, weil er eben Alien hat und nix fühlt? Wenn jemand in Löffelstellung an jemandem klebt, dann kriegt man doch schon Bewegungen mit, im Idealfall.

Von Uwe liegt oben auf dem Spiegelschrank eine Plastiktüte, durch die es rosa schimmert, wenn die Lampe darauf scheint.

Was da wohl drinnen ist? Wenns gut läuft, kommst du drauf zurück.

"Was machen wir", sagt Frank leise.
"Ekelt dich doch." Uwe zieht die Nase hoch.

Ähm. Wie meinen? Wieso fragt Frank so etwas? Da ist sie wieder, diese Diskrepanz zwischen Klarheit und Andeutungen. Während mir bisher deutlich geworden ist, wie die beiden Männer ticken, ist dieser Wortwechsel erneut irritierend. Jedenfalls Franks Aussage. Wenn er jetzt tatsächlich selbst zweifelt und Uwes Annäherungen zu mögen scheint, dann wären mir ein paar Worte mehr recht an dieser Stelle. Nicht direkt, aber eben ... mehr.

"Hinten im Geschirrschrank steht noch der angeschlagene Teller. Ich hol den mal", sagt Uwe. Er legt die gefalteten Blätter darauf, bringt sie ans Bett und Frank zündet sie an. Gemeinsam sehen sie zu, wie die Flammen hochschlagen, das Papier verkohlt, sich biegt und zu Asche zerfällt.

Das machen die wohl öfter mal rituell? Blätter verbrennen? Aber wieso nur?

Uwe setzt sich in den Rollstuhl. Kippelt, fährt damit vor, zurück und im Kreis.

Superbild. Uwe ist ein Psycho, oder? Etwas manisch fällt er von einer Laune in die nächste. Okay, kauf ich.

Schmerz bohrt im Ellenbogen und mit ihm die Scham, eine unsichtbare Grenze überschritten zu haben, als er in die geheimnisvolle Tüte spähen wollte.

Ach Iwo, dass glaub ich gar nicht. Uwe hat doch cool reagiert.

"Deine Eltern sind nicht wirklich tot, oder?"

Das ist aber mal eine Eingebung. :hmm: Hat sich das nur für mich nicht angedeutet? Also ich habs Uwe geglaubt.

Eine Diskrepanz zwischen der klaren, knappen, treffsicheren Sprache und der konfusen Beziehung der beiden Studenten, macht, dass ich während des Lesens permanent denke. Das ist sicher nicht dir zu schulden, aber dein Text macht das.

Ich habe ihn verstanden als eine äußerst reduzierte Szene und Beziehung zwischen zwei Männern, die sich gefunden haben und jeder sein Päckchen auf dem Weg zum Erwachsenwerden zu tragen hat. Frank flüchtet sich in eine unerklärliche Lähmung, Uwe in ... Drogen? Während er eine sich selbst sucht, flüchtet der andere vor sich.
Das ist eine tolle Idee und liebe Anne, auch wirklich cool und souverän gemacht. Ich bewundere diese Art von Redundanz hier im Forum immer wieder.
Für mich persönlich fließt sie aber zu wenig. Ich komme einfach nicht dazu, mich einzufinden. Aber das ist mit Sicherheit eine eigene Angelegenheit.
Auf jeden Fall zeigt sich hier deine Begabung und dein Können, aus dem was dir gegeben ist, zu wachsen und ich mag sie auf jeden Fall sehr gerne (lieber :shy:)

Ein Leseeindruck und freundlicher Gruß, Kanji

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo TeddyMaria,

du hast aber einen schönen Nickname! Bist Du vielleicht eine Teddybärin? :)

Normalerweise fange ich mit formalen Fehlern an, aber ich finde nicht einmal einen winzigen Zeichensetzungsfehler. Das kann ich nur sehr selten von mir behaupten.

Oder doch eine Kommafüchsin? ;) Hm, irgendjemand hier findet bestimmt noch einen Fehler in meiner Geschichte. Würde mich wundern, wenn nicht, bei Kommas vertraue ich nur auf meine Intuition, reicht meistens nicht ...

Ja, und erst einmal danke für deinen blitzgeschwinden und freundlichen Kommentar! Dieser Text hat ein halbes Jahr auf meiner Festplatte geschlummert und ich war schon neunundneuzigpro davon überzeugt, ihn niemals zu veröffentlichen. Dann ging alles auf einmal sehr schnell, alle Skrupel über Bord geworfen, kleine Korrekturen und ... gepostet! Ist immer schön, wenn die erste Antwort kein Totalverriss ist ... :shy:

Und die Stimmung, die Charaktere, alles ist so weich, melancholisch, hervorragend. Ich habe den Text aufgesaugt und mir mehr gewünscht, mehr, mehr, mehr. Was aber nur für meine eigenen Einverleibungsfantasien spricht - von dem, was mich begeistert, will ich immer mehr -, und nicht heißen soll, dass das Ende nicht passt.

Ja, das Ende muss sein. Freut mich, dass das für dich passt!
Was deine Einverleibungsfantasien davor betrifft, ja, spannende Rückmeldung das, inwieweit der Text reicht oder vielleicht doch zu karg, zu dürr, zu wenig ...

Wo zur Hölle ist dieses Zimmer? [...] und Du erwähnst, dass im Haus sehr viele Studenten wohnen [...] Aber vielleicht ist das auch nicht so wichtig.

Ich lass das mal auf mich wirken ... Zu meiner Zeit gab es Zweierzimmer im Studentenwohnheim, aber noch keine Smartphones, ... vielleicht ist das auch nicht so wichtig ....

Aber dann teilen sie sich auch noch ein Bett?

Ich dachte eigentlich eher an zwei Betten. Mal liegen sie auf dem einen, mal auf dem anderen.

Also, ganz lieben Dank für deinen Kommentar und sonnige Grüße zurück!
Anne

 

Hallo rieger,

über deinen wunderbaren Kommentar habe ich mich sehr gefreut, auch weil ich extrem unsicher war, wie dieser Text wirken würde. Ich war die längste Zeit davon ausgegangen, dass ich ihn ihn niemals posten würde.

Deine feinsinnigen Resümees lese ich immer sehr gerne. So auch hier, wo ich hin- und herüberlege, ob mir dein Kommentar nicht sogar ästhetischer erscheint als der Text, auf den er sich bezieht. ;) Du hast den Schwingungen in meinem Text so gut nachgespürt und sie so treffend benannt.

Da schwingt eine Menge Erotik mit, ohne dass sie explizit wird.

So war es gedacht. Danke! Ganz leise füge ich hinzu, dass ich zu mehr Erotik ohnehin nicht in der Lage gewesen wäre. Das hier hat mich schon ein bisschen Überwindung gekostet. Und na ja, noch mehr Erotik wäre dann auch am Thema vorbeigegangen bzw. hätte die Gewichtung dahin verschoben, wo ich nicht hinwill.

Da ist ein Mann, der Liebe sucht.

Auch dafür danke! Das hast du schön formuliert! Ich würde sogar so weit gehen und sagen: Da sind zwei Männer, die Liebe suchen.

Da ist eine geheimnisvolle Krankheit, die mich in den Folgen manchmal an Kafkas Verwandlung erinnert. Also alles ist da und auch nicht und dazwischen gibt es Steinpilze. Und interessant ist jetzt für mich, dass mich das interessiert und in der Schwebe hält. Ich glaube, das liegt neben der genauen Szenenplanung an der disziplinierten Sprache, die ganz präzise auf den Punkt kommt.

Kafka ist nicht so meins und für die Krankheit hatte ich eine konkrete medizinische Diagnose im Hinterkopf, aber du hast vollkommen Recht: Ist egal! Lass sie geheimnisvoll sein, das ist es! (Ich habe gerade den tiefrabenschwarzen Gedanken im Kopf, dass Uwe Frank schleichend mit Pilzen vergiftet, um ihn an sich zu binden, haha, aber das war nicht meine ursprüngliche Intention.)

Die Szenenplanung ist, ehrlich gesagt, mehr so aus dem Bauch heraus passiert, aber egal. Ich freu mich.

Beste Grüße und ich bin gespannt auf deine nächste Geschichte!
Anne

 

Liebe Anne49,

diese Geschichte ist ja ganz anders als die Sachen, die ich vorher von dir gelesen habe – ruhiger irgendwie, schlichter, geheimnisvoller – mir gefällt sie richtig gut, die Sprache, die Stimmung – nur kann ich am Ende nicht wirklich sagen, was eigentlich los ist, ob ich es nicht geschafft habe, richtig zwischen den Zeilen zu lesen, oder ob da vielleicht gar nicht so viel steht?

Was hat Frank? ALS, MS, Gehirntumor? Aber ist wahrscheinlich egal – krank isser jedenfalls und kommt nicht vom Fleck …
Die Definition von Freiheit hängt an der Wand und zum Schluss am Boden – weil die beiden nicht frei sind, nicht frei sein können, nicht frei sein wollen? Die glotzende Reisetasche, die nicht gepackt wird, um abzuhauen, das abgelehnte Angebot von den Eltern – für eine eigene Wohnung?

"Soll ich gehen oder bleiben?"
fragt Uwe. "So you got to let me know - Should I stay or should I go?" The Clash – ja, ich glaube, die beiden wissen nicht genau, was sie wollen, und die Umstände sind auf jeden Fall nicht perfekt für eine Beziehung, und okay, ich muss ja auch gar nicht wissen, was in der blöden Tüte ist – (was'n da drin??? :schiel:), und was ist eigentlich mit Marie - da war mal was, und dann gab es ein zufälliges Coming-out und jetzt will Frank doch lieber mit Uwe, aber ekelt sich auch – ich fühle mich irgendwie als unzulänglicher Leser für deine Geschichte :hmm:, und trotzdem hat sie mir Spaß gemacht, habe ich sie gerne gelesen, und das ist ja die Hauptsache! (Und als ob man sonst immer alles verstehen würde ...)

Und damit hier wenigstens ein konstruktives Gequengel kommt:

Nachdem Frank die Nachttischlampe angeknipst hat, rutscht er zur Bettkante, stellt seine Füße auf die Dielen, spürt bruchstückhaft Kontakt.
Bruchstückhaft passt nach meinem Empfinden nicht so gut in dem Zusammenhang - aber für einen besseren Vorschlag bin ich gerade zu faul bzw. habe zuviel Sonne abbekommen heute ;) .

Liebe Grüße von Raindog

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Anne49,
ich habe schon auf deine nächste Geschichte gelauert, war so verdächtig ruhig um dich geworden. :)
Franks Krankheit als in ihm wachsendes Alien zu bezeichnen, finde ich abgefahren gut. Diese Benennung könnte ruhig im hinteren Textteil wiederauftauchen. Was und wie du zwischen den Zeilen erzählst, z.B. die starke kirchliche Verbundenheit von Franks Familie, gefällt mir. Maries Rolle ist mir nicht ganz klar. Sie ist eine alte Verflossene, bedeutet Frank etwas, taucht aber nur passiv im Text auf, obwohl bei den restlichen zwischenmenschlichen Beziehungen Frank derjenige ist, der sich zurückzieht. Ich habe auch eine Zeit gebraucht, um zu verstehen, dass sich das Zimmer in einem Studentenheim befindet. So grübelte ich dann, ob sich Frank vllt. aufgrund seiner Krankheit von seinem Lebensgefährten, die zusammen in einer gemeinsamen Wohnung (/Wohneinheit für Menschen mit körperlichen Einschränkungen) leben, zurückzieht.

"Jesus lebt und wir von der Auferstehungsgemein-"
"Wo bist du? Wir wollen dich ma-"
Soso, der Viertelgeviertstrich an Stelle der üblichen Auslassungspunkte. :D

"Du, die Verbindung ist schlecht. Ich melde mich später." Frank legt auf. "Gott im Himmel! Ich habe nur eine Bitte: Lass mich nächstes Mal zuerst aufs Display schauen!"
Den Dialogteil nach dem Auflegen finde ich etwas zu theatralisch. Das passt für mich nicht so richtig zu Frank.
Die vergessene Vorlage fällt ihm ein. Dicht an dicht mit Uwe braucht er kein Malheur.
Vorlage ist vllt. nicht für jeden Leser ein Begriff.

Von Uwe liegt oben auf dem Spiegelschrank eine Plastiktüte, durch die es rosa schimmert, wenn die Lampe darauf scheint.
Ich habe nicht verstanden, was in der Tüte sein soll. Wenn du damit einen Hinweis streuen willst, könntest du es stärker initiieren.

Er fixiert die Bremsen und setzt über aufs Bett.
Durch das „aufs Bett“ an Stelle von z.B. „auf Uwes Bett“ wirkt es wieder, als gäbe es nur ein Bett im Zimmer. Hast du im Text erwähnt, dass im Zimmer zwei Betten stehen? Vllt. habe ich es überlesen.

"Was machen wir", sagt Frank leise.
"Ekelt dich doch." Uwe zieht die Nase hoch.
Uwes Reaktion verstehe ich nicht und der Bezug stimmt irgendwie nicht.

"Oh. Das ... also, das tut mir leid."
Das kannst du schöner! :schiel:

"Was ist damit?", sagt Frank.
Fragt Frank.

Im Text hast du viele Gedankenstriche verwendet. Nicht inkorrekt, nur so häufig, dass es mir auffiel.


Sehr schöne, gekonnt geschriebene Geschichte!
Gern gelesen.
Viele Grüße
wegen

 

Liebe Konjunktiv- Kanji,

was für ein wunderbarer Kommentar! :kuss:

nun ahne ich auch, wo du so lange gesteckt hast. Du hast dich vom Plauderton gelöst, Inspirationen gesammelt, ein Thema gefunden fernab aller Büros und eine Geschichte geschrieben, den Konjunktiv gepflegt. Dir hätte die Maske beim Ball hervorragend gestanden und dich getarnt.

Hehe, das mit der Maske habe ich dieser Tage auch gedacht!
Die Geschichte habe ich tatsächlich aber schon letzten Herbst geschrieben. Etwa zu der Zeit, als ich über das Helpdesk geplaudert geschrieben habe.
Nach den Wolfstagen war es, als hätte jemand den Stecker gezogen. Und jetzt bin ich ganz glücklich, mal wieder was gepostet zu haben.
Na ja, aber was den Plauderton betrifft, ich mag den schon auch noch ... Die Krone der Schreiberei ist für mich, wenn man die Leichtigkeit des Plauderns mit den Bitterkeiten des Lebens verbinden kann. Das schaffen nur wenige.

Was er da wohl alles unterm Handtuch hervorzaubert. Ich habe hier überlegt, ob ich es direkter brauche/will, oder ob mir dieses alles unentschlossen und im Verhältnis zur klaren Sprache/Ausdruck zu halbherzig vorkommt. :hmm:

Ja, guter Punkt. Aber wie ich schon oben an rieger geschrieben habe: Noch erotischer fiele mir schwer. Oder hasten konkreten Vorschlag?

Und warum gibbet hier nicht ein einziges Fragezeichen? Ist das ein stilistisches Mittel, es nicht zu tun? Erzähle mir davon. :)

Aber gerne. Ich gebe zu, dass ich mir das so ein bisschen hier im Forum abgeguckt habe. Ich find das in der Tat ein ganz hübsches Stilmittel, weil ich die Texte beim Lesen ja in meinem inneren Ohr höre und ich es gerne so höre, mit Stimme runter am Ende.
Und inzwischen habe ich ein bisschen was über die Intonation der deutschen Sprache gelesen. Anscheinend ist es typisch, dass wir am Satzende mit der Stimme runtergehen. Und zwar nicht nur bei Aussagesätzen, sondern auch bei Fragesätzen, wenn es andere sprachliche Hinweise auf den Fragecharakter gibt (z. B. ein W-Fragewort). Insbesondere tun wir das bei Gesprächspartnern, die uns sehr vertraut sind. (Fremden gegenüber signalisiert es Höflichkeit und Aufmerksamkeit, am Ende eines Fragesatzes mit der Stimme hochzugehen.)
Die andere Frage, die ich mir bisweilen stelle ist die, ob ich bei jedem Imperativ eine Ausrufezeichen bräuchte. Da könnte man bei dem Text sicher die eine oder andere Stelle finden ...

Das ist jetzt aber dürftig für die Ankündigung einer Marie. Teint wie Porzellan (schon auch bekannt) und ein seltsamer, saurer Weihnachtsbratengeruch. Was soll mir das sagen? Ich kriege keine Vorstellung von Marie, vermutlich zeigst du mir hier, dass Frank nicht homosexuell sein soll. Aber seit ich kürzlich im Kino Call me by your name gesehen habe, bin ich eh misstrauisch. :shy:

Weihnachtsbratengeruch, ha! Soooo hab ich das ja nu nich gemeint! Jetzt, wo du es sagst, in Kombination mit den Nelken ... hihi ...
Teint wie Porzellan: muss. Die Marie, das ist so’ne Ätherische, weißte ... Die sieht aus wie ein Engel, verhält sich aber vielleicht gar nicht so engelhaft...
Jaja, die Marie wird recht kurz abgefrühstückt. Kommt aber im vorletzten Satz wieder. Ist also nicht ganz so unwichtig. Ganz und gar nicht. Ist ein Päckchen von Frank.
Obwohl. So schwarz-weiß möchte ich das trotzdem nicht verstanden wissen. (Wäre doof, wenn dieser kurze Absatz so rüberkäme.) Er soll andeuten, dass Frank auch deutliche Hetero-Züge in sich trägt. Haben nicht die meisten Menschen alles vom Regenbogen in sich drin, nur in unterschiedlichem Ausmaß?

Yeah, Humor!

Okay, zumindest hast du es nicht als unpassenden Klamauk identifiziert. :Pfeif:

Ein Telefon für zwei. Ich steig nicht durch bei den beiden Männern.

Hätte jetzt gedacht, dass Uwe einfach an Franks Handy geht. Kaufst du das?

Kann Frank jetzt nichts fühlen, weil er eben Alien hat und nix fühlt? Wenn jemand in Löffelstellung an jemandem klebt, dann kriegt man doch schon Bewegungen mit, im Idealfall.

Ich hab schon eine konkrete medizinische Vorstellung vom Alien, fühlt sich an wie Plastikplane. Aber ja, ist ein bisschen übertrieben, stimmt, ist ne Übertreibung, die mir (noch) gefällt.

Ähm. Wie meinen? Wieso fragt Frank so etwas? Da ist sie wieder, diese Diskrepanz zwischen Klarheit und Andeutungen. Während mir bisher deutlich geworden ist, wie die beiden Männer ticken, ist dieser Wortwechsel erneut irritierend. Jedenfalls Franks Aussage. Wenn er jetzt tatsächlich selbst zweifelt und Uwes Annäherungen zu mögen scheint, dann wären mir ein paar Worte mehr recht an dieser Stelle. Nicht direkt, aber eben ... mehr.

Hm, aber anscheinend will Frank Uwe nicht mehr sagen ... Was soll ich tun? Ich hab ihn gefragt. :shy:
Glaube eigentlich nicht, dass er Uwes Annäherungen soo sehr mag. Glaube, er denkt auch viel an Marie. It’s complicated.

Das machen die wohl öfter mal rituell? Blätter verbrennen? Aber wieso nur?

Ob die das öfter machen, weiß ich nicht. Für ein AfD-Flugblatt böte sich das sicher an. Das mit dem rituellen Charakter hast du aber genau richtig erkannt. Wie gerne hören Behinderte Menschen, die behindert werden, die Auslassungen religiöser Fanatiker? Genau. Da ist es Balsam auf der Seele, das Pamphlet rituell abzufackeln.

Ach Iwo, dass glaub ich gar nicht. Uwe hat doch cool reagiert.

Hmnja ... Wenn Frank ein sensibles Gespür für Uwes Privatsphäre hat, kann sein, dass er sich trotzdem innerlich schämt, auch wenn der anscheinend großherzig reagiert hat?

Das ist aber mal eine Eingebung. :hmm: Hat sich das nur für mich nicht angedeutet? Also ich habs Uwe geglaubt.

Das spricht für dich, Kanji. Finde ich auch gut. Ich hab es Uwe anfangs ja auch geglaubt. Aber Frank kennt Uwe anscheinend schon länger und jetzt lässt er uns an seinem Wissen teilhaben.

Eine Diskrepanz zwischen der klaren, knappen, treffsicheren Sprache und der konfusen Beziehung der beiden Studenten, macht, dass ich während des Lesens permanent denke. Das ist sicher nicht dir zu schulden, aber dein Text macht das.

Ähm, denken. Ist das jetzt gut oder schlecht?

Ich habe ihn verstanden als eine äußerst reduzierte Szene und Beziehung zwischen zwei Männern, die sich gefunden haben und jeder sein Päckchen auf dem Weg zum Erwachsenwerden zu tragen hat.

Danke dir, das entspricht so ziemlich meiner Intention.

Frank flüchtet sich in eine unerklärliche Lähmung, Uwe in ... Drogen? Während er eine sich selbst sucht, flüchtet der andere vor sich.

Danke auch dafür! Das ist für mich spanned, dass du das so rausliest. Für mich (typisch Naturwissenschaftler?) hat Frank eine Diagnose, aber egal. Flucht wäre natürlich auch eine zynische Interpretation von Krankheit. Aber deine Deutung hat was. Seltsamerweise hat sie mich im ersten Moment überrascht, aber dann auch wieder nicht. Ist schon strange, wenn man den eigenen Text vielleicht gar noch nicht konsequent zuendegedacht hat. Sich suchen, vor sich flüchten - ist das nicht alles ein und dasselbe?

bewundere diese Art von Redundanz hier im Forum immer wieder.

Meinst du echt Redundanz oder vielleicht Reduziertheit? Weil Redundanz, da steh ich gerade etwas auf der Leitung, was jetzt hier so redundant sein soll??
Falls du Reduziertheit gemeint haben solltest, dazu könnte ich etwas sagen: Ja, es stimmt, ich zeige hier mehr sprachliche Kargheit und Kühle im Vergleich zu meinen früheren Geschichten. Obwohl ich glaube, nahe an meinen Figuren dran zu sein. Liegt vielleicht daran, dass Frank und Uwe so leiden in ihrer Notgemeinschaft, das will ich nur andeuten, kann sich jeder den Rest denken, keine Ahnung. Ist nicht die Andeutung manchmal schlimmer als das Explizite?

Für mich persönlich fließt sie aber zu wenig. Ich komme einfach nicht dazu, mich einzufinden. Aber das ist mit Sicherheit eine eigene Angelegenheit.
Auf jeden Fall zeigt sich hier deine Begabung und dein Können, aus dem was dir gegeben ist, zu wachsen und ich mag sie auf jeden Fall sehr gerne (lieber

Werde mir Mühe geben, es das nächste Mal besser fließen zu lassen ... :shy: Danke für deine aufbauenden Worte, liebe Kanji, hat mich sehr gefreut!

Beste Grüße
Anne

 

Ach Anne49,

da wir grad so nett beisammensitzen ...

was für ein wunderbarer Kommentar!

:shy:

Etwa zu der Zeit, als ich über das Helpdesk geplaudert geschrieben habe.
Nach den Wolfstagen war es, als hätte jemand den Stecker gezogen. Und jetzt bin ich ganz glücklich, mal wieder was gepostet zu haben.
Na ja, aber was den Plauderton betrifft, ich mag den schon auch noch ... Die Krone der Schreiberei ist für mich, wenn man die Leichtigkeit des Plauderns mit den Bitterkeiten des Lebens verbinden kann. Das schaffen nur wenige.

Stecker gezogen, Luft rausgelassen ... das kenn ich. Aber nu biste ja wieder hier und mit etwas Abstand auch hellwach.
Plaudernd sollte sich wertfrei anhören. Das ist eine Begabung, die superklasse ist und sich gut liest und ich sehe es wie du: eine Kunst für sich. Ich benötige sie bloß nicht schriftlich, obwohl es kommt wohl auch dabei, wie bei so Vielen darauf an ... Denke da grad an josefelipe. :hmm: ...

Zitat Zitat von Kanji Beitrag anzeigen
Was er da wohl alles unterm Handtuch hervorzaubert. Ich habe hier überlegt, ob ich es direkter brauche/will, oder ob mir dieses alles unentschlossen und im Verhältnis zur klaren Sprache/Ausdruck zu halbherzig vorkommt.

Ja, guter Punkt. Aber wie ich schon oben an rieger geschrieben habe: Noch erotischer fiele mir schwer. Oder hasten konkreten Vorschlag?


Ich habe diese Stelle jetzt noch ein paar Mal aufgenommen und bin mir sicher, wenn ich das Gesamtkonzept dieser beiden in diesem Zimmer betrachte: du "musst" es deutlich sagen, von seinem Penis/Geschlecht, wie immer du es nennen magst, reden, weil es ja das Thema zwischen den beiden ist, nicht die "Behinderung". Lass Frank sehen, wie er schlapp und groß, rot und zart, krumm und schrumplig (up to you) sich an die Schenkelinnenseite schmiegt, wie er ihn vor Frank trocknet ... irgendwie so, also gar nicht mal erotisch oder anzüglich, sondern lediglich existent ;) Es ist das Knisternde, das die ganze Zeit über allem schwebt. Und in dem Moment, gleich zu Beginn, stößt du uns und Frank direkt bildlich auf das, was es ausmachen wird. Ich denke, das muss. Peace.

Ich find das in der Tat ein ganz hübsches Stilmittel, weil ich die Texte beim Lesen ja in meinem inneren Ohr höre und ich es gerne so höre, mit Stimme runter am Ende.
Und inzwischen habe ich ein bisschen was über die Intonation der deutschen Sprache gelesen. Anscheinend ist es typisch, dass wir am Satzende mit der Stimme runtergehen. Und zwar nicht nur bei Aussagesätzen, sondern auch bei Fragesätzen, wenn es andere sprachliche Hinweise auf den Fragecharakter gibt (z. B. ein W-Fragewort). Insbesondere tun wir das bei Gesprächspartnern, die uns sehr vertraut sind. (Fremden gegenüber signalisiert es Höflichkeit und Aufmerksamkeit, am Ende eines Fragesatzes mit der Stimme hochzugehen.)

Na so was. Sehr interessant. Nur lese ich die Frage auch ohne Fragezeichen wie eine Frage, hebe meine Stimme. Ich runzle sogar meine Stirn dabei, glaub ich. Und wundere mich dann über das fehlende Fragezeichen. Aber mach wiesde denkst. ;)

Teint wie Porzellan: muss. Die Marie, das ist so’ne Ätherische, weißte ... Die sieht aus wie ein Engel, verhält sich aber vielleicht gar nicht so engelhaft...
Jaja, die Marie wird recht kurz abgefrühstückt. Kommt aber im vorletzten Satz wieder. Ist also nicht ganz so unwichtig. Ganz und gar nicht. Ist ein Päckchen von Frank.
Obwohl. So schwarz-weiß möchte ich das trotzdem nicht verstanden wissen. (Wäre doof, wenn dieser kurze Absatz so rüberkäme.) Er soll andeuten, dass Frank auch deutliche Hetero-Züge in sich trägt. Haben nicht die meisten Menschen alles vom Regenbogen in sich drin, nur in unterschiedlichem Ausmaß?

Ich finde Marie auch notwendig und vermutlich kommt sie deswegen etwas zu kurz. Denn bisher verbindet er einen optischen, bzw. olfaktorischen Bezug zu ihr. Mir wird nicht klar, dass ihre Beziehung sexuell war, oder sie direkten Einfluss auf seine sexuelle Ausrichtung hat. Frank ist eben auch deshalb ein interessanter Charakter, weil so viel mit ihm verbunden werden kann: Krankheit, Familienstellung, Studium, Selbstzweifel, Uwe, Marie. Ich hab das schon verstanden, dass Frank nicht gegen Uwes Avancen immun ist.

Zitat Zitat von Kanji Beitrag anzeigen
Yeah, Humor!

Okay, zumindest hast du es nicht als unpassenden Klamauk identifiziert.


Üüüberhaupts nicht. Der gehört unbedingt zu den beiden und hilft in der unbeholfenen Kommunikation ganz außerordentlich gut, zumal er dezent ist. All good, finde ich.

Hätte jetzt gedacht, dass Uwe einfach an Franks Handy geht. Kaufst du das?

Aber klar, ich Dummi. Das ist ja auch typisch für Uwe. Beim Treffen mit Franks Vater merk ich diese dreiste (dort hilfreiche) Eigenschaft noch mal deutlicher. Entschuldige.

Hm, aber anscheinend will Frank Uwe nicht mehr sagen ... Was soll ich tun? Ich hab ihn gefragt.
Glaube eigentlich nicht, dass er Uwes Annäherungen soo sehr mag. Glaube, er denkt auch viel an Marie. It’s complicated.

Aaaaber, Anne, ich begleite Frank dahingehend, dass er mit dem anfänglichen Blick auf Uwe unterm Handtuch, zunehmend und kontinuierlich an sich und seinem Gefühl für Uwe schlingert und verwirrt ist und immer mehr dazu neigt, zuzulassen. Zumindest sein Gefühl zu akzeptieren. Denn wenn er es nicht kann, wie soll ich es denn können Fragezeichen. Und ich weiß nichts davon, dass er an Marie denkt. Er erlebt Uwe und das ganze Geraffelt drumrum. Und wenn er partout nix sagen will, der Starrkopf, dann soll er was machen, damit's voran geht, um am Ende dann eben wieder an der Erinnerung mit Marie zu kleben. Marie war ein Gedanke von Sauerklee und Porzellan. ;) (:hmm: So forsch bin ich sonst gar nicht bei fremden Texten. Liegt wohl am Thema und dir).

Das mit dem rituellen Charakter hast du aber genau richtig erkannt.

Das konnte ich bloß erkennen, weil du es so beschrieben hast. Es war die Wirkung.

Hmnja ... Wenn Frank ein sensibles Gespür für Uwes Privatsphäre hat, kann sein, dass er sich trotzdem innerlich schämt, auch wenn der anscheinend großherzig reagiert hat?

Wird wohl so sein, so gut kenn ich Frank noch nicht.

Zitat Zitat von Kanji Beitrag anzeigen
Das ist aber mal eine Eingebung. Hat sich das nur für mich nicht angedeutet? Also ich habs Uwe geglaubt.

Das spricht für dich, Kanji. Finde ich auch gut. Ich hab es Uwe anfangs ja auch geglaubt. Aber Frank kennt Uwe anscheinend schon länger und jetzt lässt er uns an seinem Wissen teilhaben.


Du bist putzig, Anne. :herz: Aber wäre es nicht schön, wenn ich Uwe das auch angemerkt hätte? Mit einer Geste, einer Übersprungshandlung? Einem Gestotter, Verhaspler? So irgendwie? Dann hätte ich an dieser Stelle auch aufschreien können: hab ichs mir doch gleich gedacht! Die sind gar nicht tot!

Ähm, denken. Ist das jetzt gut oder schlecht?

Generell nicht schlecht. Ich wollte es nicht werten, nur mal sagen.

Danke auch dafür! Das ist für mich spanned, dass du das so rausliest. Für mich (typisch Naturwissenschaftler?) hat Frank eine Diagnose, aber egal. Flucht wäre natürlich auch eine zynische Interpretation von Krankheit. Aber deine Deutung hat was. Seltsamerweise hat sie mich im ersten Moment überrascht, aber dann auch wieder nicht. Ist schon strange, wenn man den eigenen Text vielleicht gar noch nicht konsequent zuendegedacht hat. Sich suchen, vor sich flüchten - ist das nicht alles ein und dasselbe?

Nee, psst. Für mich ist Frank ein Simulant, einer den es aber wirklich erwischt hat - er hat diese Beschwerden, ich glaub ihm das ja, aber man findet keine Ursache - damit er sich nicht mit der Enge seiner Eltern auseinandersetzten muss. Sobald er das angeht, wird der Alien auch verschwinden.

Meinst du echt Redundanz oder vielleicht Reduziertheit?

Reduziertheit natürlich. Davon rede ich. :shy:

Obwohl ich glaube, nahe an meinen Figuren dran zu sein. Liegt vielleicht daran, dass Frank und Uwe so leiden in ihrer Notgemeinschaft, das will ich nur andeuten, kann sich jeder den Rest denken, keine Ahnung. Ist nicht die Andeutung manchmal schlimmer als das Explizite?

Natürlich bist du das! Und somit ich. Nur ich würde gerne noch dichter ran. Und nach meinem Empfinden klappt das meist nicht so gut mit dieser Reduziertheit. Ich brauch Futter, Bilder, Gefühle, ich muss sehen, hören, riechen ... Für benötige ich ... mehr. Betonung liegt immer auch ICH. Und da liegt vielleicht die Kunst? Also ich denke mal laut in Buchstaben. Ich denke, es darf nicht zu ausgeschrieben sein, aber auch nicht zu weit zurückgenommen. Ich bin ja auf dich angewiesen, kenne die beiden nicht, das Zimmer nicht (übrigens die Eltern genügen mir).
Ein weites Feld.

Werde mir Mühe geben, es das nächste Mal besser fließen zu lassen ... Danke für deine aufbauenden Worte, liebe Kanji, hat mich sehr gefreut!

Ach Iwo, keine Umstände meinetwegen. Entweder es fliesst oder macht was anderes.
Dass ich aufbauend sein konnte, freut mich ungemein und umsomehr.

Lieber Gruß, Kanji

 
Zuletzt bearbeitet:

Einmal stürzt er oben im Flur. Zu mehreren stehen sie um ihn herum und sehen zu, wie es ihm nicht gelingt, wieder aufzustehen.

Denkwürdige Geschichte einer Beziehung,

liebe Anne49,

ein nicht nur buchstäbliches Kammerspiel, denn wäre da nicht der missionarischräge Einschub, Frauenrollen blieben wie "Mutter" bloßes Wort.

Aber bevor Du gleich fürchtest, hier schriebe einer aus dem "Aliens' office" oder auch nur ein seehoferschers Heimatmysterium, die Spruchweisheit über die Freiheit lässt mich auf einen uralten Vortrag über das, was Liebe sei, von mir hieorts zurückgreifen, der zwar auf dem Gotisch der Ulfila Bibel beruht aber entsetzlich nahe beim ahd. liegt.

Was ist Liebe? Zunächst einmal ein allzu häufig verwendetes und darum in seiner Bedeutung gefährdetes Wort, wo vordem begann als ein (sehr) geehrte/r … und mit einem steifen hochachtungsvoll schloss, steht heute das zur Floskel erstarrte liebe/r …, ohne dass ein Hauch davon zu spüren sein muss.

Doch weg von der Floskel!

Ist das Liebe, wenn einer in den andern verknallt ist? Da ist die Liebe ein seltsames Spiel, wie ja schon Connie Francis sang und fortfuhr, sie kommt und geht von einem zum andern (oder doch so ungefähr).

Den Goten – hab ich schon etwas anders an andern Stellen, etwa bei lakita, Markus’, Morphin und zuletzt Marai aufgeführt - wars entscheidende im Wort „Liebe“ (= frijaþwa) die Freiheit (= frijei) als Unabhängigkeit von irgendwelchen Besitzansprüchen, und „frijon“ war, was man gern tat – weil als freier Mensch, was allemal im „friond/i“ dem/ der Freund/in mitschwingt.

Da mag einer nun darauf kommen, dass Wulfila - der erste Mann germanistischer Zunge, von dem schriftliche Zeugnisse belegt sind, der die Bibel in seine Volkssprache übersetzte und auch, wenn nötig, Worte neu geschaffen hat, dieser völkerwanderungszeitliche Luther hatte sicherlich die Finger drin in dieser Art von Wortbildung und könnte durchaus den ersten Korintherbrief, 13, 4 ff. in „frijaþwa“ umgesetzt haben, denn „die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf, sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu, sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit; sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles. Die Liebe hört niemals auf, …“ Man sehe nun wie durch „einen Spiegel ein dunkles Bild; dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise; dann aber werde ich erkennen, wie ich erkannt bin. Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.“ Glaube ist Vertrauen (im ahd. gilouben schwingt auch noch ein ge-loben, Treue mit) und die Hoffnung hatte im ahd. zwei Wörter, die gegensätzlicher nicht sein können und die wir heutigen sofort erkennen: trost und wan (ausgesprochen wie unser nhd. Wahn).

Was mir immer wiede auffällt, ist die Nähe der Schriftbilder des Gotischen und des Althochdeutschen, was erklären könnte, warum die verschwägerten Chlodwig (salischer Franke) und Theoderich (Ostgote) sich ohne Dolmetscher verstanden. Das identische Schriftbild samt Bedeutung aber findet sich in der Freiheit, "freihals" (got., ahd.), denn frei waren nur die, die keinen versklavenden Ring trugen - ob real zum "anleinen" oder als Symbol für Leibeigenschaft und Knechtschaft stand. (Nur nebenbei die Frage: Sollte der Ehering ein Abklatsch des würgenden am Hals sein?)

Keine Angst, ich bin kein Pfarrer, schon gar kein Missionar, selbst wenn ich in einer Auferstehungsgemeinde Presbyter war …, aber bissken noch zum Text, der mir - kann es anders sein? - gefällt. Einmal nörgel ich ein bissken - wenn es heißt

Im Erdgeschoss des Wohnheims befinden sich, ..., nur Wirtschaftsräume.
Klingt nicht nur gespreizt, wenn man bedenkt, dass alles sich irgendwie und wo befindet bis hin zu unseren eigenen momentanen Befindlichkeiten. Wird "sich befinden" nicht von jenen benutzt, denen "sein" allzu einfach klingt oder gar nur für ein Hilfsverb nehmen?

Und das furchtbare German gerund im

Gerade als Frank am Einnicken ist, ....
Nickt F. nicht einfach ein?

Gern gelesen vom

Friedel,
der derzeit auch mal wenig Zeit hat und überwiegend in einer anderen Grammatik (Stichwort: Angewandte Mathematik) werkelt ...

 

Hallo Raindog,

schön, dass du vorbeigeschaut hast!

ruhiger irgendwie, schlichter, geheimnisvoller – mir gefällt sie richtig gut, die Sprache, die Stimmung – nur kann ich am Ende nicht wirklich sagen, was eigentlich los ist, ob ich es nicht geschafft habe, richtig zwischen den Zeilen zu lesen, oder ob da vielleicht gar nicht so viel steht?

Diese Attribute gefallen mir. Ich bin total glücklich, wie der Text bisher aufgenommen wird. Wie genau du gelesen hast!

Was hat Frank? ALS, MS, Gehirntumor? Aber ist wahrscheinlich egal – krank isser jedenfalls und kommt nicht vom Fleck …

Ich beschreibe es als MS, aber wie du ganz richtig sagst: Es ist egal. Die Lesart Geheimnisvolle Krankheit geht auch.

Die Definition von Freiheit hängt an der Wand und zum Schluss am Boden – weil die beiden nicht frei sind, nicht frei sein können, nicht frei sein wollen?

Danke, diese Interpretation gefällt mir. Vor allem: Nicht frei sein können.
Ich frage mich natürlich so ein bisschen, ob das nicht zu plakativ ist mit dem gerahmten Spruch, zumal ich ihn dann am Ende noch einmal wiederhole ...?!

Die glotzende Reisetasche, die nicht gepackt wird, um abzuhauen, das abgelehnte Angebot von den Eltern – für eine eigene Wohnung?

Ich fürchte, Mutti hätte Frank gerne wieder bei sich zu Hause. Jetzt wo Opa tot ist, möchte sie gerne weiterpflegen ...

und okay, ich muss ja auch gar nicht wissen, was in der blöden Tüte ist – (was'n da drin??? :schiel:)

Na ja, es schimmert rosa durch, mehr weiß ich eigentlich auch nicht. Ich hab selbst nicht reingeguckt in die Tüte.

und was ist eigentlich mit Marie - da war mal was, und dann gab es ein zufälliges Coming-out und jetzt will Frank doch lieber mit Uwe, aber ekelt sich auch

In meiner Vorstellung (aber is nur meine Privatmeinung, muss nicht so sein) überwiegen bei Frank die Hetero-Tendenzen, aber Marie ist leider unerreichbar, hegt keine Gefühle (mehr) für ihn, und bei Uwe fühlt er sich freier als daheim bei den Eltern.

– ich fühle mich irgendwie als unzulänglicher Leser für deine Geschichte :hmm:, und trotzdem hat sie mir Spaß gemacht, habe ich sie gerne gelesen, und das ist ja die Hauptsache! (Und als ob man sonst immer alles verstehen würde ...)

Siehe oben, ich finde, du hast den Text wunderbar aufgenommen. Du bist der perfekte Leser. Einiges steht auch einfach nicht drin und ich glaube, das muss so sein.

Und damit hier wenigstens ein konstruktives Gequengel kommt: Bruchstückhaft passt nach meinem Empfinden nicht so gut in dem Zusammenhang - aber für einen besseren Vorschlag bin ich gerade zu faul bzw. habe zuviel Sonne abbekommen heute ;) .

Haha, ich hatte auch (zu) viel Sonne am Wochenende! Hm, ist schwierig, ich meine die patchy sensation, die durch Rückenmarksläsionen entstehen, wenn jemand taube, pelzige Stellen hat, Sensibilitätsstörungen. Am ehesten würde es mir gefallen, das Wort ‘bruchstückhaft’ einfach ersatzlos zu streichen. Muss nochmal drüber schlafen, aber vielleicht mache ich das so.

Vielen Dank für deinen Kommentar und liebe Grüße
Anne

---
Hallo wegen,

ich habe schon auf deine nächste Geschichte gelauert, war so verdächtig ruhig um dich geworden.

Yeah, danke! Bin auch gespannt auf deine nächste Geschichte.

Ich muss jetzt gleich mal was vorausschicken: Ich habe mich total über deine Textarbeit gefreut. Das ist echt wertvolles Feedback, zu erfahren, wie bestimmte Textstellen wirken. Das Ding ist, dass ich jetzt erstmal nicht so viel am Text ändern werde, vor allem an den Stellen, wo es dir nicht konkret genug ist. Weil ich da nämlich mit Absicht so vage bin. Das Stichwort geheimnisvoll ist schon gefallen, das gefällt mir ganz gut ... Was aber nicht heißt, dass ich mir keine Gedanken über deine Anmerkungen mache.

Franks Krankheit als in ihm wachsendes Alien zu bezeichnen, finde ich abgefahren gut. Diese Benennung könnte ruhig im hinteren Textteil wiederauftauchen.

Hm, ja, das Wort Alien kommt ja jetzt schon dreimal vor. Einmal im ersten Satz und dann zweimal in dem Abschnitt übers MRT, die weiße Sargröhre. Ich glaube, ein viertes Mal, das wäre mir dann echt too much.

Was und wie du zwischen den Zeilen erzählst, z.B. die starke kirchliche Verbundenheit von Franks Familie, gefällt mir.

Das steht jetzt tatsächlich so sehr zwischen den Zeilen, dass ich es selbst nicht bemerkt habe! Wo liest du das denn raus?? Etwa aus dem Ausruf “Gott im Himmel”? (Ist übrigens ein Streichkandidat.)
Ich hatte nicht vor, darüber etwas auszusagen bzw. abgesehen von Pia sollte in dieser Geschichte niemand religiös sein. Und was Frank und Uwe von der frommen Pia halten, kommt hoffentlich rüber.

Maries Rolle ist mir nicht ganz klar. Sie ist eine alte Verflossene, bedeutet Frank etwas, taucht aber nur passiv im Text auf, obwohl bei den restlichen zwischenmenschlichen Beziehungen Frank derjenige ist, der sich zurückzieht.

Hm, ja, die wird ein bisschen kurz abgehandelt, hat Kanji auch schon angemerkt. Irgendwie will ich da nicht so ins Detail gehen. Ist eigentlich gut, dass dir ihre Rolle nicht ganz klar ist, hehe. Ich denke auch, dass sie Frank sehr viel bedeutet, aber das hab ich nicht gesagt. Ich denke mal, Frank versucht vor allem, sich vor seinen Eltern zu befreien (und teilweise auch, Uwes Avancen auszuweichen).

Soso, der Viertelgeviertstrich an Stelle der üblichen Auslassungspunkte.

Ich dachte erst, ich setze den Strich, weil die Sprecher mitten im Wort unterbrochen werden. Wahrscheinlich müsste der Strich auch etwas länger sein, meintest du das?
Jetzt habe ich gelesen: Der Strich steht dann, wenn der Leser das Fehlende nicht gedanklich ergänzen soll und die Pünktchen, wenn er das tun soll. Also:
“Schweig, du -!”, schrie er ihn an.
Er gab den Takt vor: “Eins, zwei, eins, zwei, ...”
Und der Strich scheint mittlerweile etwas veraltet, die neueren Duden-Ausgaben favorisieren die Pünktchen, oder so.

Den Dialogteil nach dem Auflegen finde ich etwas zu theatralisch. Das passt für mich nicht so richtig zu Frank.

Ja, anscheinend bricht es da aus ihm heraus. Müdigkeit, Schwindelgefühl - er ist ja ansonsten ein wenig zur Passivität verdammt. Ich glaube, er will gerade echt nicht mit seinen Eltern telefonieren. Aber der Ausruf ist ein Streichkandidat, muss nochmal drüber schlafen. Danke, dass du mich auf die Stelle aufmerksam gemacht hast.

Vorlage ist vllt. nicht für jeden Leser ein Begriff.

Da muss der Leser durch, fürchte ich. Ich möchte bei diesem Erzählton bleiben, also nicht ins Kindlich-Ironische (Windel ...) abdriften, so ist Frank gerade nicht drauf. Und Inkontinenzeinlage ist zu lang.

Ich habe nicht verstanden, was in der Tüte sein soll. Wenn du damit einen Hinweis streuen willst, könntest du es stärker initiieren.

Freut mich sehr, dass du gerne wissen möchtest, was in der Tüte drin ist. (Ich wüsste es auch gerne.)

Durch das „aufs Bett“ an Stelle von z.B. „auf Uwes Bett“ wirkt es wieder, als gäbe es nur ein Bett im Zimmer. Hast du im Text erwähnt, dass im Zimmer zwei Betten stehen? Vllt. habe ich es überlesen.

Aber das muss ich doch nicht extra erwähnen, wie viele Bettchen es dort gibt. Ich bin mal so frei.

Uwes Reaktion verstehe ich nicht und der Bezug stimmt irgendwie nicht.

Du findest auch eher das Nasehochziehen eklig, oder?
Ja, das ist, glaube ich, eine Schlüsselstelle im Text.
Will ich so lassen bzw. dein Kommentar hat mich noch nicht überzeugt, da etwas zu ändern.
Wir sind nur Beobachter. Die reden so. Wir haben nicht mehr Hintergrundinfos über die beiden und müssen uns zusammenreimen, was das wohl gerade los ist.

Das kannst du schöner!

Öhm, findest du? Hasten Vorschlag? (Ich finds eigentlich schön so.)

Fragt Frank.

Singt Sina? Brummt Bruno? Sind wir jetzt beim Stabreimen? Nee, das meinst du doch jetzt nicht ernst!

Im Text hast du viele Gedankenstriche verwendet. Nicht inkorrekt, nur so häufig, dass es mir auffiel.

Haha, ja, Gedankenstrichte sind mein Hobby. Danke, dass du mir die Ohren langziehst dafür! Ich versuche, mich zu bessern. Und eigentlich müssten sie vielleicht länger sein und nicht nur so Minusstriche.

Ich danke dir für deinen sehr konstruktiven Kommentar und hoffe, du sprichst noch mit mir, auch wenn ich jetzt diesmal nicht sofort mit Textänderungen losstürze. Muss über einiges nochmal nachdenken ...

Liebe Grüße
Anne

 

Hey Anne(50),


Mann! Kennst du das? Du nimmst dir mal wieder richtig Zeit für einen Komm - so wie ich heute Mittag -, bist noch ein/ zwei Sätze vom Abschiedsdank entfernt, und Schwups ... äh schwups, ein unbedachter (saudämlicher) Klick, und alles ist ... weg! Futsch! Irgendwo im Nirgendwo.

Egal, try it again, hell.

Dein Text ist gut, Anne, hat mir gefallen. Facettenreich näherst du dich hier Aspekten einer (vermeintlichen) Liebe - derer dunkleren Seite zumindest. Ist das überhaupt Liebe? Für mich schon. Eine, die durch ein mit Brettern vernageltes Fenster lugt, dabei halt auch Schatten wirft. Folgen hat. Und da leuchtest du hin. Klar, der Rahmen dazu ist natürlich geschickt gesetzt. Einfach ist da nichts. Sehnsucht, Abhängigkeit lese ich heraus, Egoismus auch, Freiheitsliebe, Ängste, (vermeintliche) Elternliebe - ein ganzes Potpourri eben.

Kritisieren könnte man vielleicht, dass du es dir ein wenig leicht machst, indem du Uwes Zuneigung einfach mal voraussetzt. Ich könnte mich jetzt fragen, was denn an Frank so liebenswert ist. Er hat MS, nicht? So mal die hell'sche Diagnose, und du bildest das gut ab, finde ich. Das Körperliche, klar, aber auch die psychische Komponente - das Mürrische, die Launen u.a.
Was ist es also, das Frank so anturnt? Wo haben die sich kennengelernt? Ist es vielleicht gerade die Hilfsbedürftigkeit, die Uwe reizt?
Ich könnte jetzt positiv anmerken, dass es ja nicht immer schlecht ist, wenn ein Text Fragen aufwirft, die er nicht beantwortet. Im Gegenteil. Manchmal passt das schon.
Und überhaupt, deiner hier stößt so manches Steinchen in meinem Oberstübchen an, was zu allerlei Reaktionen führt. Kurzum: Er regt zum (nach)denken an, und nicht umsonst setze ich mich jetzt noch mal ran, um erneut zu versuchen, einen Komm zu verfassen. Die Geschichte beschäftigt mich. Das hast du auf jeden Fall auf der Haben Seite bei mir, Anne. Aber natürlich nicht nur das.


Textkram:


Als Frank die Morgenration Tabletten auf der Bettkante eingenommen hat, bugsiert er die Beine zurück auf die Matratze und zieht die Decke bis unters Kinn.
Ich würde den Satz ummodeln, alleine schon, weil du vier mal "die" in einem Satz verwendest. Nur zu, zähle ruhig nach :)!
Vorschlag (irgendwie so): Als Frank seine Morgenration Tabletten eingenommen hat, bugsiert er die Beine zurück aufs Bett und zieht die Decke bis unters Kinn.

Wassertropfen bedecken seinen Körper wie Perlen. Frank dreht sich auf die Seite und rutscht hin und her, bis die Position erträglich wird. Er hat Uwe voll im Blick, als er wie in Zeitlupe das Handtuch fallen lässt, seinen Körper enthüllt, alles präsentiert. Wie er sich mit den Fingern durch glänzende Haarsträhnen fährt, das Kinn trotzig in die Höhe reckt.
Wie in Zeitlupe lässt er das Handtuch fallen? Ne, das funktioniert höchstens im Film.
Die glänzenden Strähnen, das trotzige Kinn, später noch der Tanga, hm, mir ist das alles too much. Ich würde da ein, zwei Gänge runterschalten.

Die Größe des Aliens variiert. An guten Tagen läuft Frank mit einem Stock.
Nun zum Alien. Also, ich finde das eine prima Idee, dass du Frank die Krankheit als Extrakorporal, ja, Extraterrestrisch wahrnehmen lässt, das sagt viel über Frank aus, wie er das verarbeitet und so. Allerdings fügt sich das nocht nicht ganz rund in mir zusammen - kann natürlich einfach nur an mir liegen. Aber gerade hier: Ist das Alien klein, hat er einen guten Tag, ist es groß, einen miesen. Hm, ich weiß nicht.
Ich gehe noch einen Schritt weiter. Wäre das mein Text (ist er ja nicht), würde ich ernsthaft darüber nachdenken, dieses Darling rauszuwerfen, obwohl ich dann auch auf den ersten (neugierig machenden) Satz verzichten müsste. Der lockt natürlich erst mal an, verwirrt aber mMn mehr, als ein Reingleiten zu ermöglichen. Ich würde klarer in die Geschichte lenken. Klarer Verorten. Den ersten Satz wohl einfach streichen :). Zumindest darüber nachdenken, wie schon gesagt. Du lässt das sicher so, vermute ich mal, und das ist natürlich okay, ich teil's dir trotzdem mal mit.

Das Handy klingelt, als er die Nummer sieht, klickt er den Anruf weg. Ob er am Sonntag zum Essen käme, würden sie fragen. Bei der Gelegenheit könne er den Rollator von Opa Ernst mitnehmen. Ob er die Krankengymnastik gewissenhaft verrichte.
Nicht an zu Hause denken. An das Gefühl, ersticken zu müssen.
MMn nimmst du den Leser hier zu sehr bei der Hand. Streichkandidaten für mich.

Frank fällt das Laufen schwer.
Umgangssprachlich passt das schon, in Süd(west)deutschland erst recht, hier zöge ich dennoch "Gehen" vor. Bekommt sonst beinahe eine ironische Note, und die wolltest du nicht, oder?

Sie haben Routine, sich einfache Gerichte zuzubereiten. Frank verlässt das Bett und schlägt Eier auf.
Ich bleibe an beiden Sätzen hängen.
Der erste ist ganz einfach unschön, zumindest ein "darin" würde ich einfügen.
Beim zweiten ist es so: Du legst viel Wert darauf, auf Franks beschwerliche, erschwerte Mobilität hinzuweisen, teils wirst du sehr ausführlich, und hier verlässt er einfach mal so das Bett. Mindestens ein Adjektiv dürfte rein, finde ich.

... und öffnet die Packung mit den getrockneten Pilzen
...
Die sind glitschiger als gedacht ...
Müssen die nicht über Stunden eingeweicht werden bis die glitschig sind? Mag dir jetzt pingelig erscheinen, hat auch nur was mit meiner Unwissenheit zu tun. Ich weiß es nicht, deshalb würde ich den Jungs wohl 'ne Dose Champignons spendieren. Kann ja aber auch passen. Ich schreib's dir einfach trotzdem mal so hin.

Uwe ist mit der Sauce fertig ...
Soße, gefiele mir besser.

Franks Oberschenkel zuckt, bis er die Hand darauf presst. »Kann ich was tun, dich massieren?« Auf Uwes Stirn bildet sich eine Falte.
Frank verneint. Uwe kehrt zurück in die Löffelstellung. Er atmet schneller und Frank kann die rhythmischen Bewegungen mehr sehen als fühlen. Wie Uwes ganzer Körper sich anspannt und loslässt. Nicht an Herde in Gehirn und Rückenmark denken.
Uwe weint, nicht? ich hab' das nicht gleich kapiert, weil du das zwischen Franks Spastik und den Herden im Rückenmark platziert hast. Würde das aufdröseln und klarer machen. Oder wolltest du das so?

Als Frank die Hand auf die Türklinke legt, dringt aus dem Zimmer Schluchzen. Er setzt zurück, stützt den Kopf in die Hände - und wartet. Zu Hause warten sie auch. Opa Ernst sei heimgegangen und Mutter - so heißt es - weine jeden Tag. Nachdem Frank innerlich bis zwanzig gezählt hat, rollt er zurück ins Zimmer. Uwe liegt wie ein Embryo auf dem Bett, das Gesicht zur Wand.
Opa Ernst würde ich beerdigen. Brauchtst du den? Ist irgendwie ein loser Faden, wirkt wie ein Fremdkörper auf mich. Hast eh schon genug Personal.

Den rechten Arm kann Frank gut bewegen, könnte Uwe damit über die Schulter streicheln ...
...
Wieder nehmen sie dieselbe Stellung ein - nur diesmal liegt Frank hinten und auf seiner rechten Seite - das ist die gute. Langsam streicht er Uwe über die Schulter, fährt den Arm entlang.
Also erst liegt er vorne und auf der Linken. Er könnte also mit der Rechten Franks Schulter streicheln? Indem er mit ihr quasi nach hinten tastet? Hm, ich würde mir wünschen, du brächtest da mehr Klarheit rein. Vielleicht erst über den Arm streichen können lassen, dann bei der Schulter bleiben - keine Ahnung, ob du kapierst, worauf ich hinaus will :).

Gerade als Frank am Einnicken ist, klopft es an die Tür, hört er Uwe leise reden.
Da stimmt was nicht.

»Ah. Und worum geht es?«, fragt Uwe.
»Jesus lebt und wir von der Auferstehungsgemein-«
»Ich werd’s ausrichten.«
»Aber ...«
»Hey!«, ruft Uwe.
Die Matratze bewegt sich, ein Mädchen mit mächtigen Brüsten sitzt plötzlich neben Frank auf der Bettkante, schaut zu Uwe. »Kann er mich verstehen?«
Die Szenerie kaufe ich dir nicht ab. Vor allem der letzte Satz ist unglaubwürdig, finde ich. Too much alles.

... durch die Ritze wird Papier geschoben. Frank fischt ein Feuerzeug aus der Nachttischschublade.
»Hinten im Geschirrschrank steht noch der angeschlagene Teller. Ich hol den mal«, sagt Uwe. Er legt die gefalteten Blätter darauf, bringt sie ans Bett und Frank zündet sie an. Gemeinsam sehen sie zu, wie die Flammen hochschlagen, das Papier verkohlt, sich biegt und zu Asche zerfällt.
Wirkt so, als wäre das auch eine Art Ritual der beiden. Kaufe ich dir (so) auch nicht ab.

Uwe setzt sich in den Rollstuhl. Kippelt, fährt damit vor, zurück und im Kreis.
Hach, damit hast du mich in Zivi-Zeiten zurückversetzt. Hab' ich auch gerne gemacht - auf zwei Rädern, hin und her und um die eigene Achse :). Schönes Detail deswegen für mich.

Morgen wird es wieder besser gehen. Jeden Tag bis an die Grenzen zu gehen, das ist wichtig.
Du weißt schon.

... der Mosaikboden rast auf ihn zu.
Sehr pingelig jetzt, ich weiß, aber mir käme ein einfacher Fliesenboden im Studentenwohnheim glaubhafter daher.

»Dein Vater wartet vorne in der Eingangshalle. Ich bring dich.«
»Nein.«
»Jetzt beweg deinen Arsch, der wartet.«
»Was ist mit deinen Eltern?«, fragt Frank.
»Erzähl ich hinterher.«
Das kommt unvorbereitet, wirkt wie angepappt. Entweder zu ziehst diesen Faden ganz heraus, oder gönnst ihm mehr Raum.

Schon von weitem sieht er den Mann in der Halle, wie er vom Plastiksitz aufspringt und sich mit der Hand übers Gesicht fährt.
Frank hält ihm die Rechte entgegen. "Wie geht es Mutter?"
Vater ignoriert die Geste, wendet sich über seinen Kopf hinweg an Uwe.
Okay, spätestens jetzt kapiere ich, dass das Verhältnis unterkühlt ist. Aber auch so richtig. Dass Frank ihm die Rechte entgegenstreckt, zuerst nach dem Befinden der Mutter fragt und der Vater die Geste auch noch ignoriert ... Hm, finde ich ein wenig überzeichnet, oder (auch hier) zu unvorbereitet.

E

ine Gestalt taumelt ins Zimmer, fällt auf die Knie und beugt sich ächzend vornüber: Er ist zurück. Das automatische Licht im Gang erlischt. Frank gleitet zu Boden und beugt sich vor, um der Tür einen Stoß zu versetzen, sodass sie ins Schloss fällt.
Vermeidbar.

Frank versucht Uwes Hand loszulassen, will einen Lappen holen.
...
... jetzt holt Frank Eimer und Lappen aus dem Bad.
Ich hab' das weiter oben schon angemerkt. Da du Franks Gebrechen so detailliert beschrieben hast, geht mir das zu einfach von der Hand.


So, hier war ich schon mal heute, bevor ich ... Ach, vergessen wir das.
Nur eins noch: Mag sein, dass dir mein Kommentar ein wenig wirr, zumindest unpräzise vorkommt, aber ich hab' ja jetzt hoffentlich eine gute Ausrede dafür :).


Ich hab' jetzt zwar ein wenig was gemeckert, du kannst das aber richtig einordnen, denke ich. Du weißt schon selbst - will es aber trotzdem gerne betonen -, dass du sprachlich sehr souverän agierst. Der Text hat mir auch in dieser Hinsicht ausgesprochen gut gefallen, Anne.


Vielen Dank fürs Hochladen!


hell

 

Hey Anne49,

Ich danke dir für deinen sehr konstruktiven Kommentar und hoffe, du sprichst noch mit mir, auch wenn ich jetzt diesmal nicht sofort mit Textänderungen losstürze. Muss über einiges nochmal nachdenken ...
:kuss: Mein Kommentar war sowieso mehr Leseeindruck als Änderungsvorschlag, weil mir dein Text so wie er ist sehr gut gefällt. Deswegen passt das für mich total. Und wenn mehrere ähnliche Leseeindrücke über einzelne Textstellen kommen, gibt das dann ja auch neue Impulse durch andere Sichtweisen. Dennoch bist du der Chef und filterst, was du ändern möchtest.

Zitat von wegen
Was und wie du zwischen den Zeilen erzählst, z.B. die starke kirchliche Verbundenheit von Franks Familie, gefällt mir.
Das steht jetzt tatsächlich so sehr zwischen den Zeilen, dass ich es selbst nicht bemerkt habe! Wo liest du das denn raus?? Etwa aus dem Ausruf “Gott im Himmel”? (Ist übrigens ein Streichkandidat.)
Ich hatte nicht vor, darüber etwas auszusagen bzw. abgesehen von Pia sollte in dieser Geschichte niemand religiös sein. Und was Frank und Uwe von der frommen Pia halten, kommt hoffentlich rüber.
:schiel: Tatsächlich habe ich mich nach dem Kommentar-Posten gefragt, ob ich da nicht zu viel in die Zeilenzwischenräume interpretiere. Nee, das „Gott im Himmel“ wars nicht.
-> Opa Ernst sei heimgegangen; (das klare Rollenbild innerhalb der Familie); Pia sucht gezielt nach Frank: „Gott hat dich nicht vergessen“; Frank und Uwe wehren das recht routiniert ab, ohne jede Verwunderung über den Besuch.
Das reicht bei mir, um einem Film über Sektenaussteiger ablaufen zu lassen. Fand das eigentlich gar nicht schlecht, auch wenns anscheinend nur in meinem Kopf existierte. :shy:

"Oh. Das ... also, das tut mir leid."
Zitat von wegen
Das kannst du schöner!
Öhm, findest du? Hasten Vorschlag? (Ich finds eigentlich schön so.)
Sorry, mein Kommentar war nicht besonders aussagekräftig.
Schon klar, du willst seine Bestürzung über das eben Erfahrene zeigen. Aber dieses Gestotter passt für mich nicht so richtig zu dem sonst schön klaren Tonfall. Du könntest es auf z.B. „Das tut mir leid.“ kürzen und vllt. vorher noch über Gestik/Mimik sein kurzes Stutzen zeigen.

"Was ist damit?", sagt Frank.
Zitat von wegen
Fragt Frank.
Singt Sina? Brummt Bruno? Sind wir jetzt beim Stabreimen? Nee, das meinst du doch jetzt nicht ernst!
Ach was, aber hier geht es?:
"Wann gehst du heute Abend in den Club?", fragt Frank.
"Was ist mit deinen Eltern?", fragt Frank.
:D
Wenns dich stört, vllt. ein anderes Wort für fragen oder ein anderer Name?


Fluse:

"Gefällt es dir", flüstert Uwe.
Fehlendes, ganz leises Fragezeichen.

Liebe Grüße
wegen

 

Hi Anne49,

Ich glaube, viel Neues kann ich bald gar nicht mehr sagen. Alles in allem eine schöne Geschichte, die vor allem einen sonderbaren Nachgeschmack hinterlassen hat; mag vielleicht bereits an dem ersten Satz oder an dem relativ einzigartigen Setting liegen.

Am Besten aber finde ich deine Art zu Schreiben; für mich hat sich der Text, aber auch die Diaolge sehr geschmeidig und natürlich angefühlt. Man kommt schnell in einen Fluss, der einen angenehm an die Hand nimmt und einmal quer durch die Geschichte führt.

Dir noch alles Gute :) .

Meuvind

 

Huhu Kanji,

weiter geht’s! :)

Nee, psst. Für mich ist Frank ein Simulant, einer den es aber wirklich erwischt hat - er hat diese Beschwerden, ich glaub ihm das ja, aber man findet keine Ursache - damit er sich nicht mit der Enge seiner Eltern auseinandersetzten muss. Sobald er das angeht, wird der Alien auch verschwinden.

Es sei dir unbenommen, so zu denken, aber es gibt Textstellen, die eher dagegensprechen.
Doktor hell hat die Diagnose richtig gestellt (hab auch gerade schon ein paar seiner Op-Vorschläge im Text umgesetzt ...)

Aber wäre es nicht schön, wenn ich Uwe das auch angemerkt hätte? Mit einer Geste, einer Übersprungshandlung? Einem Gestotter, Verhaspler? So irgendwie? Dann hätte ich an dieser Stelle auch aufschreien können: hab ichs mir doch gleich gedacht! Die sind gar nicht tot!

Zum Fenster gehen ist keine Übersprungshandlung? Für mich schon.
Gestotter wäre mir zu plakativ. Dann überrasche ich lieber den einen oder anderen Leser.

bin mir sicher, wenn ich das Gesamtkonzept dieser beiden in diesem Zimmer betrachte: du "musst" es deutlich sagen, von seinem Penis/Geschlecht, wie immer du es nennen magst, reden, weil es ja das Thema zwischen den beiden ist, nicht die "Behinderung". Lass Frank sehen, wie er schlapp und groß, rot und zart, krumm und schrumplig (up to you) sich an die Schenkelinnenseite schmiegt, wie er ihn vor Frank trocknet ... irgendwie so, also gar nicht mal erotisch oder anzüglich, sondern lediglich existent ;) Es ist das Knisternde, das die ganze Zeit über allem schwebt. Und in dem Moment, gleich zu Beginn, stößt du uns und Frank direkt bildlich auf das, was es ausmachen wird. Ich denke, das muss. Peace.

Ich dachte erst, ich könnte das nicht, war wie blockiert. Erst nachdem hell mich da noch auf eine Wortdopplung aufmerksam gemacht hat, habe ich das zweite Exemplar von “seinen Körper” in “sein Geschlecht” geändert. Damit bin ich jetzt zufrieden und danke dir für deine Anregung! :thumbsup:
Wo sehe ich das Thema? Ich sehe es tatsächlich auch da, wo du es nicht siehst (und würde es nicht in Gänsefüßchen setzen).

Nur ich würde gerne noch dichter ran. Und nach meinem Empfinden klappt das meist nicht so gut mit dieser Reduziertheit. Ich brauch Futter, Bilder, Gefühle, ich muss sehen, hören, riechen ... Für benötige ich ... mehr. Betonung liegt immer auch ICH. Und da liegt vielleicht die Kunst? Also ich denke mal laut in Buchstaben. Ich denke, es darf nicht zu ausgeschrieben sein, aber auch nicht zu weit zurückgenommen. Ich bin ja auf dich angewiesen, kenne die beiden nicht, das Zimmer nicht (übrigens die Eltern genügen mir).

Ich nehme deine Eindrücke dankbar auf. Und ich kann dir gar nicht so genau sagen, woran es liegt, dass ich dir hier nicht mehr liefern kann und will. Irgendwie möchte ich bei diesem Stoff, dass alles nur so im Raum schwebt.
Es könnte vielleicht vielleicht mit Franks Erkrankung zu tun haben: Ich erzähle aus seiner Perspektive und der erlebt das alles nur wie durch Watte, kämpft gegen Müdigkeit und Schwindelgefühl. Aber sicher bin ich mir da auch nicht. Wie ich beim Schreiben einer Geschichte zu meiner Erzählhaltung komme und warum die hier anders ist als bei den Texten davor - ich kann es dir nicht sagen, es ist ein Mysterium.

Ich finde Marie auch notwendig und vermutlich kommt sie deswegen etwas zu kurz. Denn bisher verbindet er einen optischen, bzw. olfaktorischen Bezug zu ihr. Mir wird nicht klar, dass ihre Beziehung sexuell war, oder sie direkten Einfluss auf seine sexuelle Ausrichtung hat. Frank ist eben auch deshalb ein interessanter Charakter, weil so viel mit ihm verbunden werden kann: Krankheit, Familienstellung, Studium, Selbstzweifel, Uwe, Marie. Ich hab das schon verstanden, dass Frank nicht gegen Uwes Avancen immun ist.

Ob die Beziehung zwischen Frank und Marie jemals sexuell wurde oder nicht, spielt für mich keine Rolle. Er denkt an sie. Und sie ist ... Nicht. Da.

Liebe Grüße
Anne

 

Hallo Schatten-Ratten-reimender Bas,

wie schön, dass du ins Zimmer geschaut hast.

und wenn es dich stört, dass ich gerade unter deiner Geschichte so loslege, entschuldige ich mich hiermit schon mal

Du darfst so viel und so oft unter meine Geschichten schreiben, wie du magst.

Ich habe den Eindruck, dass Frank, weil das »Alien« ihm keine andere Wahl lässt, Uwe ausgeliefert ist. Wobei ausgeliefert so klingen mag, als wäre er sein Gefangener, das ist er ja nicht – obwohl … Mensch, ja, das ist 'ne Geschichte, die den Kopf rattern lässt. Ich verstehe echt wenig, hab ich so den Eindruck, so auf Handlungsebene, ich kann im ersten Durchlauf diese Gottsache und die brennenden Blätter nur schwer einordnen und weil mein Kopf das Gefühl hat, dass ihm Informationen fehlen, setzt er die Fäden eben so zusammen, wie er es für richtig hält

Ausgeliefert, ja. Freut mich, dass du das gespürt hast.
Ist überhaupt irgendjemand frei?
Ich lese auch gerne, dass der Text dein Kopfkino gestartet hat.

Ja, also wahrscheinlich habe ich eine ganz große Sache übersehen und würde ich jetzt die Kommentare der anderen durchlesen, würde ich denken, ja, na klar, aber nee, ich will, dass dein Zimmer so bei mir haften bleibt, wie es das aktuell tut, erinnerungswürdig, weil rätselhaft, nur in Ansätzen durchschaubar, mit viel Schwingungen in diese und jene Richtung.

Hast nix übersehen.
Deine Rückmeldung macht mich glücklich. Das bedeutet für mich eine Stärkung, dass ich auch sagen kann: Ich will bestimmte Sachverhalte im Text bewusst nicht präzisieren.
Einen Text zu schreiben, ist das Eine. Das Andere ist, ihn zu verteidigen. (Das richtige Händchen bei der (Nicht-)Umsetzung von Änderungsvorschlägen.)

Ich bin übrigens froh, dass es »das« Alien ist – lese immer mal wieder »der« Alien, was ich ziemlich blöd finde.

Laut Duden geht beides, aber ich find “das” auch schöner.

Ich bezweifle, dass das Zufall ist. Also dass du »so« schreibst. Und ich kann dir das im weiteren Verlauf nur schwer an bestimmten Beispielen festmachen, es ist mehr so der grundlegende Klang, der mich auf eine Sache stößt, die ich schon beim letzten Peeperkorn angemerkt habe, diese Gratwanderung zwischen Ausprobieren und … Nee, warte, diese Grawanderung zwischen bewusstem Schreiben und Flußschreiben, das bringt es eher auf den Punkt.
Mir drängt sich hier nämlich der Eindruck auf, dass du ganz bewusst schreibst, nicht auf den Inhalt bezogen, sondern auf die Art und Weise, wie du deine Wörter setzt. Das sage ich erstmal ganz wertfrei, ich nehme es nur wahr. Ist das nachvollziehbar? Weil irgendwie schreibt ja jeder bewusst, wenn es nicht … Konschessnessgestreame ist.

Wenn ich mich also nicht täusche und tatsächlich ein gewisses »Kalkül« in der Art und Weise des Wörtersetzens steckt, möglicherweise zu Stilübungszwecken, vielleicht, weil dadurch ein bestimmter Effekt ausgelöst werden soll, dann ist es glaube ich sehr wichtig, wie der Leser mit diesen Schwinungen umgeht, wie er sie wahrnimmt. Der reine Leserleser nimmt sie im Idealfall als das, was sie sind, und lässt sich von dem beabsichtigten Effekt mitreißen. Da ich aber leider Schreiberleser bin, kann ich nur schwer beurteilen, ob das wirklich klappt, weil ich ein anderes Bewusstsein dafür habe – und wenn ich mich zu sehr darauf versteife, leidet zwangsläufig der Fluss. Ich werde den Schreiberleser gleich wieder nach Hause schicken und mir Mühe geben, deine Geschichte als Leserleser zu lesen, um das erhoffte, erinnerungswürdige Werk dahinter nicht zu verpassen, aber ja, ich muss mir eben Mühe geben, und ich denke, dass das nicht der Anspruch des Autors sein kann.


Irgendwie haste mich da zwischendurch abhängt. :shy: Also, das mit dem Leserleser und dem Schreiberleser, das kapier ich noch. Ich höre das Feedback von Schreiberlesern sehr gerne, das sind die aufmerksameren Leser und die verstehen auch den Leserleser. Nur umgekehrt funktioniert das nicht: Der Leserleser versteht nicht unbedingt den Schreiberleser.
Nun das mit dem bewussten Schreiben...
Stilübung ist so ein garstiges Wort! Warum sollte ich das tun?
Mein Schreibprozess ist mir selbst ein Rätsel und bei jedem neuen Text läuft das komplett anders ab, weil ich auch zu den Figuren immer ganz unterschiedliche Beziehungen aufbaue (obwohl sie alle ausnahmslos fiktiv sind, es gibt keine realen Vorbilder, auch bei “Kirchenschatten” nicht).
Ich kann dir also nicht sagen, warum meine Schreibe bei diesem Text so anders wirkt als bei den Geschichten davor. Es ist halt einfach ... passiert.
Ich glaube, im schöpferischen Prozess gibt es immer beide Elemente: Den Flow und die Ratio.
Na ja, dass ich die Geschichte nicht im Texteditor der Wortkrieger-Website verfasst habe, hast du dir wahrscheinlich gedacht. :D Also es ist schon viel Ratio dabei. Aber Kalkül würde ich das nicht nennen wollen, das klingt so abwertend. Das würdest du bei einem Musiker oder Maler doch auch nicht sagen.
Ich hatte das Zimmer schon ein halbes Jahr auf der Festplatte und wollte es gar nicht posten. Jetzt bin ich froh, dass ich es doch getan habe. All die Rückmeldungen, auch deine, haben mich weitergebracht.
So, deine Ratten muss ich noch ein bisschen auf mich einwirken lassen. Meine erste spontane Assoziation war Matthäus 6, 26.

LG, Anne

 

ein nicht nur buchstäbliches Kammerspiel, denn wäre da nicht der missionarischräge Einschub, Frauenrollen blieben wie "Mutter" bloßes Wort.

Lieber Friedrichard,

wohl wahr, wenig weibliches Personal diesmal ... Schön, dass du trotzdem ins Zimmer reingeschaut hast!

Spannende Sache, die Verbindung zwischen Liebe und Freiheit bei den Goten und überhaupt. Und ja, da zitierst du das Hohelied der Liebe aus dem Korintherbrief. Ich finde das einen so schönen Text (darf man das so sagen?) und man muss nicht religiös sein, um das zu erkennen (obwohl ich auch mal ürgendwann im KV war, aber ohne Auferstehungsgemeinde, dafür beim Paulus).

Im Erdgeschoss des Wohnheims befinden sich, ..., nur Wirtschaftsräume.
Klingt nicht nur gespreizt, wenn man bedenkt, dass alles sich irgendwie und wo befindet bis hin zu unseren eigenen momentanen Befindlichkeiten. Wird "sich befinden" nicht von jenen benutzt, denen "sein" allzu einfach klingt oder gar nur für ein Hilfsverb nehmen?

Hast ja Recht und ich würde es auch ändern, wenn nicht in nächster Nähe noch einmal das Wort “sind” auftauchen würde. Um die Wortdopplung zu vermeiden, möchte ich gerne bei der Befindlichkeit bleiben.

Und das furchtbare German gerund im
Gerade als Frank am Einnicken ist, ....
Nickt F. nicht einfach ein?

Der am-Progressiv (auch “rheinische Verlaufsform” genannt - wo wohnst du nochmal? :) ) hat sich in den letzten Jahren im gesamten Sprachraum verbreitet und wird mittlerweile vom Duden akzeptiert, also mir gefällt er. Sprache ist lebendig.

Freitag, der 13. wäre nun fast geschafft. Ich bin es auf jeden Fall. Zu viel Regen abbekommen. Aber nun - Friedel sei Dank! - weniger verwirrt ...

Liebe Grüße und bis bald!
Anne

 
Zuletzt bearbeitet:

Der am-Progressiv (auch “rheinische Verlaufsform” genannt - wo wohnst du nochmal? ) hat sich in den letzten Jahren im gesamten Sprachraum verbreitet und wird mittlerweile vom Duden akzeptiert, also mir gefällt er. Sprache ist lebendig.

Dat willich abba auch meinen,

liebe Anne,

aber von der "rheinischen Verlaufsform" - k, A., les ich das erste Mal. Schön, das wir Grundlagen der Forschung liefern vonne niederrheinischen Seite aus, die sächsische - Münster- und Sauerland weiß ich gar nicht, ob die so viel am Machen sind ... Und wo jeder am Arbeiten, Tun und Machen is', da is' man sich manches Mal am Verlaufen. Da bin ich guter Dinge, dass gar bald der Genitiv-Mörder vonnet Ruhrlatein gemördert wird ... und lade'n dann wie der Schwiegermuttermörder die zersägte Frau den aDitv auf 'ne Schubkarre. Der Ruhrgebietskrimi schlechthin immer noch mit Jürgen von Manger aus Kolbenz, äh, als Schwiegersohn ...

Tschüss, schönes Wochenende und bis bald

Friedel

 

Hallo hell,

vielen Dank für deinen Kommentar. Hab mich über das Lob gefreut und ganz besonders über deine wertvollen Hinweise zu Textstellen! :kuss:

Facettenreich näherst du dich hier Aspekten einer (vermeintlichen) Liebe - derer dunkleren Seite zumindest. Ist das überhaupt Liebe? Für mich schon. Eine, die durch ein mit Brettern vernageltes Fenster lugt, dabei halt auch Schatten wirft. Folgen hat. Und da leuchtest du hin. Klar, der Rahmen dazu ist natürlich geschickt gesetzt. Einfach ist da nichts. Sehnsucht, Abhängigkeit lese ich heraus, Egoismus auch, Freiheitsliebe, Ängste, (vermeintliche) Elternliebe

Yeah, danke!

Ich würde den Satz ummodeln, alleine schon, weil du vier mal "die" in einem Satz verwendest. Nur zu, zähle ruhig nach :)!
Vorschlag (irgendwie so): Als Frank seine Morgenration Tabletten eingenommen hat, bugsiert er die Beine zurück aufs Bett und zieht die Decke bis unters Kinn.

Da ich an der Matratze hänge, ist es jetzt nur ein “die” weniger, aber immerhin.

Wie in Zeitlupe lässt er das Handtuch fallen? Ne, das funktioniert höchstens im Film.

Das nasse Handtuch rutscht ihm wohl eher langsam vom Körper. Ich empfinde es nicht als so einen krassen Logikschnitzer bzw. ist ein Darling, von dem ich mich (noch) nicht lösen kann.

Die glänzenden Strähnen, das trotzige Kinn, später noch der Tanga, hm, mir ist das alles too much. Ich würde da ein, zwei Gänge runterschalten.

Jaja, ich weiß, hier ist der Text auf Speed. Immerhin ist das “trotzig” rausgeflogen.

Nun zum Alien. Also, ich finde das eine prima Idee, dass du Frank die Krankheit als Extrakorporal, ja, Extraterrestrisch wahrnehmen lässt, das sagt viel über Frank aus, wie er das verarbeitet und so. Allerdings fügt sich das nocht nicht ganz rund in mir zusammen - kann natürlich einfach nur an mir liegen. Aber gerade hier: Ist das Alien klein, hat er einen guten Tag, ist es groß, einen miesen. Hm, ich weiß nicht.
Ich gehe noch einen Schritt weiter. Wäre das mein Text (ist er ja nicht), würde ich ernsthaft darüber nachdenken, dieses Darling rauszuwerfen, obwohl ich dann auch auf den ersten (neugierig machenden) Satz verzichten müsste. Der lockt natürlich erst mal an, verwirrt aber mMn mehr, als ein Reingleiten zu ermöglichen. Ich würde klarer in die Geschichte lenken. Klarer Verorten. Den ersten Satz wohl einfach streichen :). Zumindest darüber nachdenken, wie schon gesagt. Du lässt das sicher so, vermute ich mal, und das ist natürlich okay, ich teil's dir trotzdem mal mit.

Diese gestörte Körperwahrnehmung als Alien zu beschreiben, ist mir wichtig. Das hat nicht zwangsläufig etwas damit zu tun, wie Frank die Erkrankung mental verarbeitet. Ich habe ihn nicht so vor Augen, dass er die Diagnose nicht akzeptiert hätte. Mit dem Alien meine ich vielmehr die eigenartigen Missempfindungen bei MS, die schwer in Worte zu fassen sind.

Das mit dem ersten Satz, ich versteh schon, was du meinst, der Einstieg ist strange. Ich will ja keine Science-Fiction-Fans anlocken, die wären dann nur enttäuscht. Ich habe da im Vorfeld auch eine Weile hin- und herüberlegt und mich dann dafür entschieden, das in Kauf zu nehmen.

Nicht an zu Hause denken. An das Gefühl, ersticken zu müssen.
MMn nimmst du den Leser hier zu sehr bei der Hand. Streichkandidaten für mich.

Ist weg!

Umgangssprachlich passt das schon, in Süd(west)deutschland erst recht, hier zöge ich dennoch "Gehen" vor. Bekommt sonst beinahe eine ironische Note, und die wolltest du nicht, oder?

Danke. Ist jetzt Gehen. In meinem Sprachgebrauch sind Laufen und Gehen Synonyme, ich hatte das nur ganz dunkel im Hinterkopf, dass es da einen Unterschied gibt.

Sie haben Routine, sich einfache Gerichte zuzubereiten. Frank verlässt das Bett und schlägt Eier auf.
Ich bleibe an beiden Sätzen hängen.
Der erste ist ganz einfach unschön, zumindest ein "darin" würde ich einfügen.
Beim zweiten ist es so: Du legst viel Wert darauf, auf Franks beschwerliche, erschwerte Mobilität hinzuweisen, teils wirst du sehr ausführlich, und hier verlässt er einfach mal so das Bett. Mindestens ein Adjektiv dürfte rein, finde ich.

Das “darin” habe ich eingefügt. Das andere, darüber habe ich mir auch schon viele Gedanken gemacht. Wie du sagst, beschreibe ich seine Bewegungseinschränkungen schon so ausführlich im Text, dass ich mir dann ab und zu mal eine Auszeit nehmen will. Verlassen - das schien mir ein absolut neutrales Verb, dass keine Details preisgibt, darüber wie schnell oder wie leicht ihm das vonstatten geht. (Das Gleiche bei dem Satz “jetzt holt Frank Eimer und Lappen aus dem Bad”.)

Müssen die nicht über Stunden eingeweicht werden bis die glitschig sind? Mag dir jetzt pingelig erscheinen, hat auch nur was mit meiner Unwissenheit zu tun. Ich weiß es nicht, deshalb würde ich den Jungs wohl 'ne Dose Champignons spendieren. Kann ja aber auch passen. Ich schreib's dir einfach trotzdem mal so hin.

Nee, mit heißem Wasser sind die ruckzuck glitschig. Steinpilze schmecken übrigens wesentlich besser als Dosenchampignons. Sind aber auch teurer. Wahrscheinlich haste Recht und in der Studentenbude gibts eher Dosenpilze. Da schimmern wohl meine privaten Geschmacksvorlieben durch ...
Und mir gefällt halt Sauce besser als Soße.

Opa Ernst würde ich beerdigen. Brauchtst du den? Ist irgendwie ein loser Faden, wirkt wie ein Fremdkörper auf mich. Hast eh schon genug Personal.

Gekauft, ist weg. (Das mit dem zu viel Personal ist meine Schwäche.)

Also erst liegt er vorne und auf der Linken. Er könnte also mit der Rechten Franks Schulter streicheln? Indem er mit ihr quasi nach hinten tastet? Hm, ich würde mir wünschen, du brächtest da mehr Klarheit rein. Vielleicht erst über den Arm streichen können lassen, dann bei der Schulter bleiben - keine Ahnung, ob du kapierst, worauf ich hinaus will

Danke, hab ich verbessert, auch weitere Wortdopplungen, die du aufgespürt hast, und den verunglückten Satz, als Pia klopft.

Die Szenerie kaufe ich dir nicht ab. Vor allem der letzte Satz ist unglaubwürdig, finde ich. Too much alles. [...] Wirkt so, als wäre das auch eine Art Ritual der beiden. Kaufe ich dir (so) auch nicht ab.

Die Pia und das Blätterabfackeln. Hm, ist ein bisschen überzogen, stimmt schon. Ich tue mich schwer damit, die ganze Szene rauszuwerfen. Religiöse Fanatiker beglücken gerne Behinderte, das wollte ich aufspießen. Der Dialog “Kann er mich verstehen ...” ist geflogen, das ist im Studentenwohnheim Schwachsinn, da haste Recht. Dieses gemeinsame Abfackeln, das ist halt was, was Frank und Uwe gemeinsam tun, und irgendwie muss eine Geschichte auch mal übertreiben dürfen, ich bin mal so frei.

Sehr pingelig jetzt, ich weiß, aber mir käme ein einfacher Fliesenboden im Studentenwohnheim glaubhafter daher.

Nee, hast Recht, ist jetzt ein Kachelboden.

»Dein Vater wartet vorne in der Eingangshalle. Ich bring dich.«
»Nein.«
»Jetzt beweg deinen Arsch, der wartet.«
»Was ist mit deinen Eltern?«, fragt Frank.
»Erzähl ich hinterher.«
Das kommt unvorbereitet, wirkt wie angepappt. Entweder zu ziehst diesen Faden ganz heraus, oder gönnst ihm mehr Raum.

Der unterstrichene Satz ist Franks Ablenkungsmanöver, ich finde das einigermaßen plausibel.

Okay, spätestens jetzt kapiere ich, dass das Verhältnis unterkühlt ist. Aber auch so richtig. Dass Frank ihm die Rechte entgegenstreckt, zuerst nach dem Befinden der Mutter fragt und der Vater die Geste auch noch ignoriert ... Hm, finde ich ein wenig überzeichnet, oder (auch hier) zu unvorbereitet.

Ja, da werden Spannungen spürbar und verknappt ist das auch. Vorbereiten will ich das aber nicht. Die komplizierte Beziehung zwischen Frank und Uwe soll bei aller Rätselhaftigkeit im Fokus stehen.

Also, das war alles sehr hilfreich, was du mir geschrieben hast, hat einiges bei mir angestoßen, und ich freue mich auch schon auf deine nächste Geschichte.

Liebe Grüße in den Südwesten!
Anne

 

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