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Serie David Wessels Geisterhaus - Das Kind

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29.11.2008
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David Wessels Geisterhaus - Das Kind

Verdammt viele Leute schauten auf die Leiche, die im Gebüsch am Straßenrand lag: Polizisten, Redakteure, Fotografen, Ärzte und natürlich ein paar Schaulustige, die den ganzen Tag nichts besseres zu tun hatten und Farbe in ihr Leben bringen wollten.
Zwei Männer in einem VW-Bulli betrachteten ebenfalls den Tatort. Sie achteten darauf, nicht zu auffällig zu wirken, deshalb griffen sie ab und an zu einer Zeitung, die von vorgestern war.
“Was hat die Stadtverwaltung noch gleich zurück geschrieben?” fragte der Beifahrer seinen Sitznachbarn. Der Fahrer des bereits alt wirkenden Gefährts rollte die Augen: “Muss du unbedingt meine Gedanken wieder darauf lenken? Ja ja, schon klar, du bist vergesslich, besonders du, Bob, deshalb mache ich mal eine Ausnahme.” Er mache eine kurze Pause und kniff die Augen zusammen, als ob ihn die Erinnerung schmerzen beriet: “Sie schrieben, es gebe nicht genug Beweise, dass in diesem Haus seltsame Dinge geschehen, deshalb sehen sie im Augenblick keinen Handlungsbedarf. Die Erschütterungen seien darauf zurück zu führen, das ein leichtes Erdbeben stattfand, wie es in ehemaligen Zechengebieten manchmal vorkommt. Die beiden Männer, die wir verloren, sind in dem Haus gesucht und nicht gefunden worden. Weitere Suchen im Umland ergaben auch nichts.”
“Scheiße, warum glauben die Wichser uns nicht? Erst konnten wir als Spezialeinheit da anwackeln, weil dort angeblich seltsame Dinge geschehen, dann heißt es plötzlich: ‘Leute, Dämonen? Geht ma’ schön in die Klapsmühle.’ So eine beschissene Stadtverwaltung.”
“Besonders nach den Bürgermeisterwahlen vor ein paar Wochen.”
Beiden schwiegen ein paar Minuten und betrachteten weiter den Tatort. Einige Schaulustige waren nun weitergegangen, sonst war alles unverändert. Bob begann erneut ein Gespräch: “Na Tom, wie macht sich dein Kleiner in der Schule?”
Tom sah wütend zu Bob: “Dieses Kind, was dort liegt, ist in der Klasse meines Kindes gewesen. Genau wie das Erste Opfer. Was glaubst du, wie er sich macht?”
“Keine Ahnung,” antwortete Bob schulterzuckend. “Vielleicht hat er ja Freunde gefunden, die ihn trösten?”
“Herr Björnquist, sie schaffen es auch jedes Mal, sich wieder aus dem Schlamassel zu ziehen, hmm? Tatsächlich hat er einen Freund gefunden. Sein Name ist Demian. Er und Ben verstehen sich sehr gut, und bestimmt trösten sie sich. Worüber ich auch froh bin.”
“Kann ich mir denken,” merkte Bob an.
Beide saßen noch eine Weile da, dann startete Tom den Motor und fuhr zur Agentur.

Auf der Maximillianschule war das Leben so gut wie erloschen. Es gab kaum Kinder, die spielten. Die Meisten saßen lethargisch herum, andere weinten oder hatten Angst, sie könnten die nächsten sein.
Auch Ben saß am Rande des Sandkastens der Schule und blies Trübsal. Er konnte nicht begreifen, was es bedeutete, so früh das Leben zu verlieren, aber er fand es schrecklich, das so etwas passieren konnte.
Dann kam Demian dazu. Er war neu in der zweiten Klasse und hatte mit dem Opfer Freundschaft geschlossen. Auch er war still, aber das war seine Art. Meistens beobachtete er andere Kinder, während er bedächtig auf seinem Lieblingskaugummi kaute, Marke ‘Choppa Gum‘.
“Hallo,” sagte er zu Ben und lächelte leicht.
“Hi,” entgegnete ihm Ben.
“Willst du ein Kaugummi?” fragte er zaghaft sein gegenüber.
“Na klar. Danke.”
“Wollen wir vielleicht auf die Wippe gehen?”
“Nein. Jetzt nicht.”
Demian legte einen Arm um Ben: “Hör mal, dass mit Tim ist ja ziemlich schlimm, aber wir können doch jetzt nicht alle nichts mehr machen. Hast du Lust, mich Morgen nach der Schule zu besuchen? Ich hab’ ne PlayStation 3 bei mir.”
“Cool! Ja, warum nicht? Morgen bei dir, OK.”
“Gut,” sagte Demian und machte eine Blase mit seinem Kaugummi.

Das diffuse Licht, dass durch die zugezogenen Jalousien kam, und der Luftverteiler sorgten in dem Büro für eine ganz eigene Atmosphäre. Der Mann, der gegenüber von Tom und Bob saß, knetete seinen Hut bereits eine Weile: “Okay, mein Lieber, Sie glauben also an das Paranormale und möchten deshalb unserer Firma beitreten?” fragte Tom den nervösen Mann.
“Ähh... ja, gerne. Ich glaube, wenn wir unheimliche Vorgänge nicht aufklären, könnte das... ähh... schlimme Folgen haben.
“Sind Sie mit den Abwehrtechniken vertraut?”
“Na ja... Ich weiß, dass Vampire gegen Knoblauch... und ich glaube, auch gegen Weihwasser und so, allergisch sind. Und Silber ist gegen... ähh... Werwölfe, genau!”
“Vampire. Und Werwölfe?” Bob klang fassungslos. Plötzlich sprang er von seinem Stuhl auf und schlug mit flachen Händen auf den Tisch, vor dem der Bewerber saß: “Sag mal, was glaubst du eigentlich, was das hier ist, ein Live-Rollenspiel für Spinner wie dich? Mit solchen Idioten wie du machen wir meist unser Geld, weil sie meinen, Frankenstein wütet gerade in ihrem Keller. Glaubst du wirklich, diese ganzen scheiß Fabelwesen aus Literatur und Film existieren? Seid ihr schon so fertig mit dem Scheiß, dass ihr...”
“Bob.” Tom brachte ihn wieder auf den Teppich. Dann wandte er sich an den Bewerber: “Um ehrlich zu sein, auch, wenn es Vampire und Werwölfe wohl nicht gibt, so gibt es doch Paranormales. Vor etwa einem Monat waren wir in einem Anwesen, wo uns ein Dämon erwartete. Wir verloren zwei Mitglieder. Und genau diese glaubten eben nicht an Geister, Dämonen, et cetera. Was ich sagen will: Wir machen keine Späße. Wenn ihnen das klar ist, dann, willkommen an Bord.”
“Völlig klar.” Der Neue lächelte zuversichtlich.
“Gut. Bob, weise unseren neuen Kollegen mal gründlich ein, damit er einsatzbereit ist. Ich werde in der Zwischenzeit meinen Sohn von der Schule abholen. Alles klar?”
Bob schien nicht begeistert, nickte aber. Tom schien da zu genügen: “Wundervoll! Bis später.”

An der Schule wartete Ben bereits. Neben ihm stand sein neuer Freund, der, wie Tom bereits bemerkt hatte, immerzu ein Kaugummi im Mund hatte und sich mit seinem Sohn unterhielt. Als er aus dem Wagen stieg, beachtete Ben ihm zunächst nicht. Er musste seinen Sohn rufen, damit er ihn sah. Ben drehte sich um, und auch sein Freund sah zu Tom rüber. Sein Blick gefiel ihm nicht. Er war irgendwie kühl, dachte sich Tom.
Im Auto redete Ben andauernd von Demian, seinen neuen Freund: “Und dann hat er mit morgen zu sich nach Hause eingeladen. Direkt nach der Schule. Darf ich, Papi, darf ich, bitte?”
“Natürlich, kann nicht schaden, wenn ihr euch jetzt... wenn ihr zusammen spielt. Weißt du denn, wo er wohnt?”
“Nö, nicht genau, aber er sagte, nicht weit von der Schule.”
“Gut.” Er beobachtete seinen Sohn noch sorgenvoll, wie er sich ein Kaugummi auspackte, vermutlich von seinem Freund. Zwei Kinder aus seiner Klasse waren nun bereits ermordet, beide mit merkwürdigen Malen am Körper und bleich, als hätte ihnen jemand eine beträchtliche Menge Blut abgenommen. Von dem zweiten Opfer wusste sein Sohn zum Glück noch nichts, und das sollte zumindest bis morgen noch so bleiben.
Bereits zwei Tote in einer Klasse. Die Gefahr stieg damit. Zeit, dem Umfug ein Ende zu bereiten.

Am nächsten Morgen fuhr Tom alleine zu einer Untersuchung. Er wollte den Fundort des ersten Opfers genauer inspizieren. Die Zeit drängte: Jeden Tag wurde die Gefahr größer, dass der Killer noch mal zuschlägt. Natürlich konnte es auch Zufall sein, dass die Opfer beide aus Bens Klasse waren. Aber das Risiko, dass es doch eine Verbindung gab, konnte Tom nicht eingehen. Immerhin war sein Sohn in der Klasse.
Die Leiche fand man in einer Seitengasse, nahe eines großen Müllcontainers. Hier gab es erste Ungereimtheiten für Tom: Warum versuchte der Mörder nicht, die Leiche im Müllcontainer verschwinden zu lassen? Dort hätte man sie kaum finden können. Oder sollte die Leiche etwa gefunden werden?
Tom besah sich weiter den Tatort. Er bückte sich und sah sich den Boden ganz genau an. Blutflecken bedeckten den Asphalt. Aber was war das?
Tom sah unter den Müllcontainer und entdeckte zwei Verpackungen ’Choppa Gum’. Sicherlich nichts ungewöhnliches, die neben einem Müllcontainer zu finden. Aber dieses merkwürdige Kind ging Tom nicht aus dem Kopf.
Er verdrängte diese lächerlichen Gedanken und betrachtete den Müllcontainer. Auch hier waren Blutflecken zu finden. Warum? Es sah ganz so aus, als ob der Täter versucht haben musste, die Leiche in den Müllcontainer zu werfen, es aber nicht konnte.
Tom ging die Seitengasse entlang. Vereinzelt sah er weitere Blutspuren. Das Opfer wurde wohl hinein gezogen, dachte sich Tom.
Die Gasse mündete in eine Wiese. Dort mussten auch Spuren zu finden sein, dachte sich Tom und untersuchte das Gras. Eine Passantin kam währenddessen mit ihrem Hund vorbei, sah Tom und schüttelte den Kopf.
Tom beachtete sie nicht. Er hatte etwas gefunden: Schleifspuren, auch mit einzelnen Blutspuren. Und dann sah er etwas, was ihm fast den Atem nahm.
Fußspuren. Nicht irgendwelche, sondern von Kinderschuhen. Die waren auch nicht von herumlaufenden Kindern entstanden. Sie führten fein säuberlich entlang der Schleifspuren.
Unglaublich.
Tom sah auf die Uhr. Zwölf Uhr dreiundzwanzig. Schulschluss.
Zu spät.
Tom nahm sein Handy und rief bei der Agentur an: “Bob, hör zu: Ruf bei der Maximillianschule an und frag nach der Adresse eines ’Demian’ aus der 2c. Dann öffnest du bitte unseren Spezialschrank und nimmst das graue Paket ganz unten heraus. Dann warte mit unserem Neuen vor der Tür. Ich hole euch in zwanzig Minuten ab. Alles klar?”
“Sicher,” antwortete Bob, verabschiedete sich, legte auf und meinte: “Spinner.”

Genau achtzehn Minuten später kam Tom an der Agentur an. Bob und ihr neuer Azubi Marvin standen bereits bereit.
Während Marvin das graue Paket im Kofferraum verstaute, stieg Bob bereits ein: “Oh Mann, tut mir leid, du hast es nicht gehört, aber ich hab dich einen Spinner genannt, als du mir deine Anweisungen gegeben hast, ich hab gar nicht gewusst, was...” “WOHIN?” Tom war extrem angespannt. So hatte ihn Bob noch nie erlebt.
“Rate mal.”
“SAG ES.”
“Im Hollenloch 13. Es ist die Villa, Tom.”
“Ich wusste es. Steig ein.”
Als auch Marvin eingestiegen war, gab Tom Vollgas und fuhr in Richtung der Villa.
“Ein paar Sachen musst du mir noch erklären. Was hat das alles mit diesem Demian zu tun? Ich meine, auch wenn er in diesem verdammten Haus lebt, ist ja nicht ungesetzlich. Was..?”
“Er will meinen Sohn töten. ER war der Mörder des ersten Jungen und wohl auch des zweiten. Und mein Sohn ist bei ihm.”
“Bist du dir da sicher? Ich meine...”
“NEIN! Ich bin mir NICHT sicher.”
“Hmm.” Er bemerkte, dass Tom immer nervöser wurde. Um ihn abzulenken, schaltete er das Autoradio an. Ein Song von Lady Gaga war zu hören.
“Mach die Scheiße aus,” blaffte Tom ihn an.
“Oh Mann, die Olle verfolgt einen regelrecht,” stimmte Bob zu, lies das Radio aber an. “Schon alleine, was die immer singt. Die reinste Provokation, oder? Marvin, was hältst du von dieser Geschichte?” Marvin war ebenfalls recht angespannt, da das hier anscheinend keine Übung zu sein schien: “Mann, dazu hab ich echt keine Meinung.” “Jeder hat doch eine Meinung dazu. Ich meine, glaubst du, die Olle wäre so erfolgreich, wenn sie über die herrliche Sonne Gottes...” “VERDAMMT, MACH ENDLICH DIESE SCHEISSE AUS, BOB! UND HALT DEINE SCHNAUZE!” Tom war wirklich sehr nervös. “Okay, Boss, kein Problem.”

Als die Villa bereits in Sichtweite war, versuchte Bob noch einmal, seinen Chef zu beruhigen: “Sag mal, wie kommst du darauf, dass so ein Hosenscheißer deinen Sohn und vorher zwei andere Bengel gekillt hat?” “Das lass meine Sorge sein.” Kurz und knapp. Da war nichts zu machen.
Sie waren da. Tom stieg als erster aus und rannte sofort zum Eingangstor, während Marvin und Bob noch das graue Paket holten. Das Tor war unverschlossen. Tom riss es auf und stürmte zur Haustür. “Ähh, Tom, sollten wir uns nicht erst einen Plan machen oder so?” Tom reagierte nicht. “Verdammte Scheiße. Tja, Marvin, sieht so aus, als müssten wir auf unseren Chef aufpassen.” Sie rannten ihm hinterher.
An der Haustür holten sie ihn ein. Sie war verschlossen. Tom rammte sie wie ein Besessener, aber sie war zu massiv. Plötzlich zog er seine Pistole: “Aus dem Weg.” Er schoss dreimal auf das Schloss, so dass es kaputt ging. Nun öffnete er hastig die Tür.

Sie betraten es, alles war still. Nur ein leiser Windhauch zog durch die offene Tür, die plötzlich laut zuknallte. Plötzlich ein Wimmern. Es kam aus einem der oberen Stockwerke. Tom schrie “Ben”, immer wieder “Ben” und rannte dem Wimmern nach, Bob und Marvin hinterher. Dieser hatte jetzt auch seine Waffe gezückt. “Na fein,” dachte sich Bob. “Wenn Tom mit seinen Vermutungen falsch liegt, kommen wir alle wegen Hausfriedensbruch und wohl auch angeblichen bewaffneten Raub hinter Gitter.” Doch im zweiten Stockwerk des Hauses hörte man aus einem Zimmer nun das Wimmern deutlich. Tom rammte unverzüglich die Tür, die unvermittelt aufbrach. Was er dort sah, lähmte ihn einen Augenblick lang.
Sein Sohn war tatsächlich dort. Er war an einem Gerät angeschlossen, dass einem Dialysegerät glich. Allerdings zog es anscheinend nur Blut ab. Sein ‘Freund’ machte sich gerade an dem Gerät zu schaffen, als er sich zu ihnen umdrehte.
“Du kleine Mistsau,” schrie Tom, zog seine Waffe und schoss mehrmals auf ihn.
Nichts geschah. Dem Jungen fehlte nichts, obwohl Tom ihn getroffen hatte.
Tom blickte fassungslos auf seine Pistole.
Dann, als ob er aus einem Traum erwachte, blickte er verwundert auf sie.
Schnell rief er Marvin, der die graue Schachtel hielt, zu: “Die Schachtel, Marvin! Wirf sie zu mir! Schnell!”
Währenddessen blickte Demian Marvin an. Seine Augen verfärbten sich rot.
Marvin warf die Kiste zu Tom, dann allerdings zuckte er seltsam. Er taumelte durch den Raum, und ehe sich Tom und Bob versahen, ging Marvin in Flammen auf. Demian stierte weiter auf ihn. Das Feuer loderte am ganzen Körper, fraß sich durch die Kleidung, durch die Haut, durch das Fleisch. Panisch suchte Bob etwas, womit man die Flammen löschen könnte, und riss eine staubige Gardine vom Gardinenständer.
Tom hatte mittlerweile die graue Schachtel geöffnet und hielt nun zwei Messer in der Hand. In ihnen waren seltsame Muster eingeschmiedet. Demian blickte jetzt zu ihm. Währenddessen sagte er: “Mit dem Blut deines Sohnes wird mein Vater endlich zurückkehren.”
Tom hatte keine Zeit, den Jungen zu fragen, was dies bedeutet. Er fühlte sich, als ob er von innen zu kochen anfing. Die Zeit drängte.
Mit aller Kraft warf er erst das eine, dann das andere Messer.
Beide erreichten ihr Ziel.
Mit einem Messer im Kopf und dem anderem in der Brust sackte Demian blutend zusammen.
Sofort stürmte Tom zu seinem Sohn, um ihn von der Höllenmaschine zu befreien. Liebevoll nahm er ihn in seine Arme.
Bob konnte derweil die Flammen an Marvins Körper ersticken. Er hatte schwere Verbrennungen. Bob schaute auf ihn herunter. Dann informierte er Tom, der Marvin ganz vergessen hatte: “Tom, er atmet nicht mehr.”

Als das Trio auf dem schnellsten Weg zum Krankenhaus fuhr, fragte Bob: “Was sind das eigentlich für merkwürdige Messer?”
“Die habe ich aus Thailand. Dort nutzte man sie, um Dämonen auszutreiben. Ich dachte, falls wir es noch mal mit einem Dämon zu tun bekommen, sollte man besser gerüstet sein.” Er grinste kurz, es war ein schwaches Grinsen. “Weißt du, ich wusste nicht mal, ob sie funktionieren. Oder ob wir es überhaupt mit einem Dämon zu tun hatten. Ich hatte einfach... Angst um meinen Sohn. Ich hätte nicht so ausflippen dürfen.”
“Schon okay. Schließlich ist es dein Sohn. Wenn unsere Liebsten in Gefahr sind, flippen wir gerne mal aus.”
“Aber... was werden seine Liebsten denken?”
Tom deutete auf Marvin.

Sie warteten eine Dreiviertelstunde, dann kam der Oberarzt zu ihnen: “Können wir unter sechs Augen sprechen?”
“Natürlich,” antwortete Tom, gab seinen Sohn ein paar Münzen und sagte: “Geh zum Automaten und hol dir eine Limo. Na los.”
Als Ben weg war, sagte der Arzt: “Es tut mir leid. Wir konnten für ihren Kollegen leider nichts mehr tun.”
Tom und Bob senkten ihre Köpfe. Erneut wurde für den siegreichen Kampf ein sehr hoher Preis bezahlt.

 
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Verdammt viele Leute schauten auf die Leiche, die im Gebüsch am Straßenrand lag: Polizisten, Redakteure, Fotografen, Ärzte und natürlich ein paar Schaulustige, die den ganzen Tag nichts besseres zu tun hatten und Farbe in ihr Leben bringen wollten.
„Verdammt viele Leute schauten auf die Leiche“ ist als Einstiegssatz völlig ausreichend. Das wird sonst überladen. Gerade mit den beiden Relativsätze, vor allem der Letzte, der das „Schaulustige“ erklärt, dabei ist mit „Schaulustig“ alles gesagt. Das Wort braucht kein Adjektiv und schon gar keinen Attributssatz.
Verdammt viele Leute schauten auf die Leiche – das ist echt ein ordentlicher Einstiegssatz.

Zwei Männer in einem VW-Bulli
Da hab ich was mit Pulli gelesen und dachte an Pullover. :)

betrachteten ebenfalls den Tatort. Sie achteten darauf,
Hier ist achten/betrachteten ein monotoner Gleichklang, die ganzen Verben in diesem Teil könnten mehr Energie gebrauchen, mehr Bewegung.
also wenn man sich mal die Verben bis hierhin anschaut:
Schauten; lag; zu tun hatten; betrachteten;. Achteten;,zu wirken; griffen; war.
Da fehlt schon Bewegung. Einzig das „griffen“ hat eine dynamische Komponente.
Das untergräbt die Erwartungen ein wenig.
Es gibt zwar auch sehr ruhige und kontemplative Horror-Geschichten, aber ich nehme nicht an, dass diese hier so geplant ist, oder?

“Was hat die Stadtverwaltung noch gleich zurück geschrieben?” fragte der Beifahrer seinen Sitznachbarn. Der Fahrer des bereits alt wirkenden Gefährts rollte die Augen: “Muss du unbedingt meine Gedanken wieder darauf lenken? Ja ja, schon klar, du bist vergesslich, besonders du, Bob, deshalb mache ich mal eine Ausnahme.”
Au, au, au. Ganz schlimmer Dialog. Ist so ein CSI-Dialog, da fragt ein studierter Mediziner den anderen auch immer, was genau noch mal ein Herzinfarkt sei.
Man spricht übrigens in Dialogen ganz selten den Namen des anderen. Lass dir mal die Dialoge, die du so letzte Woche hattest, durch den Kopf gehen und frag dich, wie oft du den Gesprächspartner beim Namen genannt hast; und dann stell dir spaßeshalber vor, du hättest es getan. Es wirkt unnatürlich und sogar ein bisschen lächerlich.
Verkäufer machen das, um deutlich zu machen, dass man den Namen des anderen kennt, um eine Vertrauensbasis zu schaffen. Auch Beamten wird das wohl beigebracht, wenn sie zu Bürgern sprechen. Aber man käme nie auf die Idee zu seiner Freundin zu sagen: „Gibst du mir mal den Kaffee rüber, Katrin-Vanessa“.

Dieses „Was hat denn noch gleich“ – so spricht doch auch keiner.

als ob ihn die Erinnerung schmerzen beriet
Üble Falle. Beriet kommt von „beraten“, du meinst „bereitete“

Sie schrieben,
Nein, sie schreiben.

es gebe nicht genug Beweise, dass in diesem Haus seltsame Dinge geschehen, deshalb sehen sie im Augenblick keinen Handlungsbedarf.
Wenig tausend Menschen bilden im mündlichen tatsächlich den Konjunktiv. Warum sollten die beiden Typen in einem VW-Bulli dazugehören?
Sie schreiben: Es gibt nicht genug Beweise.

Die Erschütterungen seien darauf zurück zu führen, das ein leichtes Erdbeben stattfand, wie es in ehemaligen Zechengebieten manchmal vorkommt.
Dass es „dass“ und nicht „das“ heißen muss, sagt dir jedes bessere Rechtschreibprogramm.
Was es dir nicht sagt ist, dass wildes Springen zwischen Konjunktiv und Indikativ in einem Satz einfach nicht klingt.

Die beiden Männer, die wir verloren,
Die Hoffnung, die ich verlor, ich find sie nimmermehr!
So spricht kein Mensch. Lies dir den Dialog mal laut vor, es klingt lächerlich. „die wir verloren haben“.
Schau dir einen der achttausend Kriegsfilme an, da kommt der Sergeant auch nie zum Captain und sagt: Acht Männer verloren wir! Sondern er sagt: Wir haben acht Männer verloren.
Bei Shakesspeare sagt er das noch: Acht Männer verloren wir und erstritten dennoch tapfer den Sieg.

weil dort angeblich seltsame Dinge geschehen
Passiert sind
Merken, wirklich merken: Erzähltext und mündliche Rede sind zwei paar Schuhe.

“Herr Björnquist, sie schaffen es auch jedes Mal, sich wieder aus dem Schlamassel zu ziehen, hmm? Tatsächlich hat er einen Freund gefunden. Sein Name ist Demian.
Dreifaches Buuh.
Eins für den fürchterlichen Gesprächsverlauf. Das zweite für „Herr Björnquist“ und das dritte für „Demian“.
Buuh Buuh Buuh

Worüber ist auch froh bin.
Sowas muss man aber selbst merken. Laut lesen. Mehrmals. Ausdrucken und lesen mit nem Bleistift daneben. An der Überarbeitungsmethode was ändern. Aber auf jeden Fall: Laut, laut lesen. So als würde man es vortragen. Dann merkt man die Dialoge und man merkt unpassende Zeitformen und man merkt so was hier.

Also weiter mach ich jetzt nicht, wenn du allein das beherzigst (wenn du es denn beherzigen möchtest), hast du schon genug zu tun.

Gruß
Quinn

 

Hallo Quinn,

auch, wenn du nicht den ganzen Text kritisiert hast, muss ich dir trotzdem für deine Anmerkungen danken. Besonders, sich selbst den Text laut vorzulesen, hat mich weitergebracht. Ich weiß nicht, wie oft ich den Text zur Korrektur schon durchgelesen habe, aber so geht es wirklich besser.

Die Hoffnung, die ich verlor, ich find sie nimmermehr!
So spricht kein Mensch. Lies dir den Dialog mal laut vor, es klingt lächerlich. „die wir verloren haben“.
Schau dir einen der achttausend Kriegsfilme an, da kommt der Sergeant auch nie zum Captain und sagt: Acht Männer verloren wir! Sondern er sagt: Wir haben acht Männer verloren.
Bei Shakesspeare sagt er das noch: Acht Männer verloren wir und erstritten dennoch tapfer den Sieg.

Da bin ich ein bisschen über das Ziel hinausgeschossen. Tom sollte ursprünglich nur ohne Umgangssprache reden. Jetzt scheint er fast ein Poet zu sein. So war das nicht gedacht.:D

Dreifaches Buuh.
Eins für den fürchterlichen Gesprächsverlauf. Das zweite für „Herr Björnquist“ und das dritte für „Demian“.

Warum Buuh für Demian? Die anderen beiden sehe ich natürlich ein.

Selber gemerkt hast du es ja auch: Dialoge sind noch nicht meine wirkliche Stärke. Da muss ich wirklich noch dran feilen.

Nochmal herzlichen Dank, der DÄIF

 

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