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- Anmerkungen zum Text
Die Kürze der Geschichte und die sehr einfache knappe Sprache hat etwas mit meiner Zielgruppe zu tun: Kinder, die eher Leseschwierigkeiten haben, aber nicht mehr ganz so jung sind. Sie sollen selber lesen. Ich habe versucht viele einfache Worte, knappe Sätze und auch Wortwiederholungen zu verwenden, um einen Lesefluß zu ermöglichen. Und diese Länge ist meiner Erfahrung nach das Äußerste was man erwarten kann.
Der beste Zeuge
„Mama, darf ich dein Handy haben?“, fragt Ben.
„Nein, ganz sicher nicht!“, ruft seine Mutter. „Ich gehe einkaufen. Und du, fang endlich mit deinen Hausaufgaben an.“
Aber Ben hat keine Lust. Er geht auf den Balkon. Von dort sieht er seine Mutter. Sie wartet unten an der Ampel.
„Bring Schokolade mit!“, ruft er.
Seine Mutter schreit: „Mach sofort deine Hausaufgaben!“
„Bin dabei.“ Er wedelt mit dem Heft.
Seine Mutter geht in den Supermarkt gegenüber.
Ben hat immer noch keine Lust. Er will lieber malen.
Also malt er ein Auto ab. Es ist ein roter Golf. Er steht vor dem Supermarkt. Der Motor läuft.
„Luftverpester", denkt Ben.
Vorne im Auto sitzt jemand. Ben kann nur den Arm sehen. Da ist eine Schlange auf den Arm tätowiert.
Es ist schwer, das Auto von oben zu malen. Aber das Bild wird super.
Dann knallt es. Zwei Männer rennen aus dem Supermarkt. In den Händen halten sie Pistolen. Sie springen in den Golf. Der Motor heult auf. Das Auto rast weg.
„Alter!“, denkt Ben und dann: „Mama ist da unten!“
Schnell rennt er die Treppe hinunter. Und über die Straße zu dem Supermarkt.
Die Frau an der Kasse weint. Eine andere telefoniert. Ein Mann hält die Hand auf sein Herz. Er atmet schnell.
„Mama!“, ruft Ben. Da kommt seine Mutter von hinten. Sie hat Schokolade in der Hand. „Was war das denn für ein Knall?“
Der Mann zeigt nach oben: „Überfall. Sie haben auf die Kamera geschossen. Und das ganze Geld mitgenommen.“
„Gut, dass keiner verletzt ist“, sagt eine Frau.
Die Polizei kommt.
„Ich kann helfen!“, ruft Ben.
„Aha“, sagt der Polizist. Aber dann fragt er die Frau an der Kasse: „Was genau ist passiert?“
Ben ruft wieder: „Ich habe ein Bild!“
„Warst du dabei?“, fragt der Polizist.
„Nein, aber ich habe ein Bild gemalt.“
„Du musst warten. Immer der Reihe nach.“
Ben rennt nach Hause. Er rennt schnell. So schnell, dass er auf der Treppe fällt. Sein Knie blutet. Aber er rennt weiter. Er holt das Bild.
Als er wiederkommt, redet der Polizist gerade mit seiner Mutter.
„Ich habe nichts gesehen“, sagt sie.
„Aber ich!“, ruft Ben und hält das Bild hoch. Der Polizist sieht ihn böse an. Dann sieht er das Bild.
„Was ist das?“
„Mit diesem Auto sind die Täter abgehauen. Ich war auf dem Balkon gegenüber.“
Nun sieht der Polizist genau hin: „Ist das etwa das richtige Kennzeichen?“
„Genau. Ich habe die Zahlen vom Auto abgemalt.“
„Donnerwetter!“ Der Polizist schickt ein Foto von dem Bild an seine Kollegen. Die sind mit dem Polizeiauto unterwegs. Dann lacht er: „Wie heißt du?“
„Ben.“
„Gute Arbeit, Ben. Damit fangen wir sie.“
Ben darf bleiben. Er darf der Polizei bei der Spurensuche zusehen. Sie finden die Patrone von der Pistole in den Bananen. Dann kommt der Anruf: „Wir haben sie. Es sind drei. Die Fahrerin hat eine Schlange auf dem Arm. Genau wie auf dem Bild.“
„Hurra!“, ruft Ben.
Zu Hause gibt seine Mutter ihm die Schokolade. „Ich bin so stolz auf dich!“
„Obwohl ich gar keine Hausaufgaben gemacht habe“, grinst Ben.