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Der blaue Strich

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11.04.2005
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Der blaue Strich

Der blaue Strich

Sollten Sie mit dem Titel dieser Geschichte ersteinmal nichts anfangen können, so möchte ich sie beruhigen indem ich sie wissen lasse, das es mir nicht anders erging.

Dieser blaue Strich jedoch sollte mein Leben und auch das Leben meiner Frau nachhaltig verändern.

Ich kann mich noch genau an den Tag erinnern als mir meine Frau aus heiterem Himmel mitteilen musste:
“Er ist blau!“

Aber der Reihe nach.

Alle weiblichen Leser werden sich nun sehr wahrscheinlich verwundert die Augen reiben, weil Sie auf ein männliches Wesen zu treffen scheinen das sich an einen für beide Seiten wichtigen Tag erinnern kann.

Eigentlich kennen wir das Wort Mann doch als Pseudonym für das vergessen der einfachsten Termine wie Hochzeit, Verlobung, Geburtstag, Valentinstag, Namenstag etc.

Nicht bei mir, ich kann mich an diesen Tag bestens erinnern.

Es war ein sehr frühlingshafter Samstag im April, ein verirrter kleiner Sonnenstrahl weckte mich bereits gegen halb acht und ärgerte mich bis halb neun.

Ich schälte mich aus meinem Schlafanzug und verließ wie jeden Samstag die Wohnung, ohne mich gewaschen zu haben geschweige denn mir die Haare gekämmt zu haben.
Mit den Sachen vom Vortag bekleidet und meine zerwuschelten Haare unter einer alten Baseball Kappe versteckt, bewegte ich mich in Richtung Auto.
Am Ziel meiner morgendlichen Reise sollten, hoffnungsweise, Brötchen auf mich warten die ein wenig frischer waren als ich.

Der Tag verlief eigentlich wie jeder andere, wir frühstückten in aller Ruhe, unternahmen danach einen kleinen Bummel durch die Stadt und erstanden - ein paar Schuhe für meine Frau.

Insgeheim freute ich mich bereits seit gestern auf den heutigen Tag, denn er bedeutete Wochenende, Freizeit , kein Stress und das Wichtigste von allem war - heute spielten meine Schalker gegen einen Provinzklub aus Bayern.

Kurz gegen halb vier, alle Männer können mit dieser Uhrzeit etwas verbinden, lief meine Gattin mehrfach zwischen mir und, meinem „halb vier bis viertel nach fünf Freund“, dem Fernseher, hin und her.
„Hast du etwas?“, wollte ich wissen und ich bekam sofort die obligatorische Gegenfrage gestellt: „Bin ich dir eigentlich zu dick?“

Ich liebe diese spezielle Frage, denn hat man eine reelle Chance sie zur vollsten Zufriedenheit der Gattin zu beantworten?
Sagt man schlicht und ergreifend: “nein“, so fühlt sich die Holde oberflächlich behandelt und man läuft Gefahr eine endlose Diskussion über das Thema „Es interessiert dich überhaupt

nicht wie ich aussehe“, anzuzetteln und das kann ich gegen halb vier am Samstag genauso wenig gebrauchen wie einen totalen Stromausfall.

Antworte ich hingegen mit: „Ja“ ist das Wochenende komplett ruiniert und ich werde als taktloses Wesen betitelt womit ich den gemütlichen Teil dieses Tages getrost vergessen kann.

Ich frage sie also, wie um alles in der Welt soll der Mann von heute antworten?

Ich überlege kurz und antworte, obwohl ihre Maße zu diesem Zeitpunkt das komplette Olympia Stadion verdeckten: „Nein, warum? Ich finde du hast eine sehr frauliche Figur“

Die Tatsache, dass ich alle möglichen Verrenkungen bei meiner Antwort anstellen musste um einen Blick auf das Spiel erhaschen zu können, nahm meine Holde zum Anlass die Antwort nicht wirklich ernst zu nehmen und sie kurz entschlossen auch nicht gelten zu lassen.

Wider ihrer Natur verließ sie kommentarlos den Raum um in der Küche Kaffee und Kuchen zuzubereiten.
Das ich zum ersten Mal das letzte Wort hatte ist mir erst heute richtig bewusst geworden, so das ich dieses Erlebnis damals nicht gänzlich genießen konnte.

Das leicht störende Geräusch im Hintergrund, von der arbeitenden Kaffeemaschine und das klirren der Teller und Tassen, wurde nur noch durch das Gemurmel meines Eheweibes übertroffen.
Mit jeder Minute wurde der Geräuschpegel nervender bis endlich der Zeitpunkt erreicht war wo ich einfach reagieren musste.
Auf der einen Seite ließen meine Nerven ein gemütliches verweilen auf dem Sofa nicht mehr zu und auf der anderen Seite musste ich versuchen, dass seit drei Generationen in unserer Familie befindliche Kaffeeservice vor der willkürlichen und völlig ungerechtfertigten Zerstörung zu schützen.

Zeitgleich mit meinem erscheinen in der Küche verstummte das Murmeln von Flüchen.

Ich nutzte die eingetretene Stille um meiner Gattin erneut mitzuteilen das ich sie genau so liebe wie sie ist und ich sie für sehr gutaussehend halten würde.
Vielleicht hätte ich mir den Satz: “ Ich bin der Meinung das du genau richtig proportioniert bist“, schenken sollen aber es entsprach und entspricht immer noch der Wahrheit.

Diese Antwort war in meinen Augen richtig gut, die Augen meiner Liebsten sprachen eine wesentlich deutlichere Sprache.
„Du brauchst gar nicht zu denken, dass du damit jetzt aus dem Schneider bist! Gehe ruhig zu deinem Spiel zurück, es gibt gleich Kuchen“.

Wie soll ich oder irgend ein anderer Ehemann ruhig zurückgehen können, wenn einem ein solcher Satz entgegengebracht wird.
Ganz automatisch hängt einem ein schlechtes Gewissen nach, weil man bei der Wortwahl wieder versagt zu haben scheint.

Alleine das schlechte Gewissen hing mir exakt bis 15.33 Uhr, nämlich bis zur 3.Spielminute, nach ab dann gesellte sich noch das ärgerliche Gefühl eines Rückstandes hinzu.
Etwas schmollend und auch mit meiner Situation nicht sonderlich glücklich dauerte es bis 15.44 Uhr als sich die Stille in unserer Wohnung durch meinen Aufschrei fluchtartig verabschiedete.

Schalke schoss das 1 – 1!

Enthusiastisch rannte ich zu meiner Frau um ihr das, was ich durch einen lauten Aufschrei verbal ankündigte in Worte zu fassen um sie sowohl für die Zeitlupe alsauch gegen ihren Willen vor den Fernseher zu zerren.

Vor dem Bildschirm positioniert, ignorierte sie zum einen das schönste Tor der gesamten Saison und zum anderen mich.

Das Einzige was sie sagte kam mir wie ein deja vue vor:

„Er ist blau“

„Natürlich ist er blau aber er ist nicht nur einfach so blau, um genau zu sein ist er königsblau. Blau ist eine wunderschöne Farbe findest du nicht auch? Viel schöner als rot oder schwarz-gelb oder grün-orange“, brachte ich ihr fröhlich und, zugegebener Weise, ein bisschen von Sinnen entgegen.

Dieses Szenario wiederholte sich um 16.33 Uhr sowie um 17.01 Uhr in fast genau derselben Form: jubeln, zur Frau laufen, sie vor den Bildschirm stellen, Gleichgültigkeit ernten und jedes Mal die Feststellung:

„Er ist blau“!

Um 17.15 Uhr war das Spiel beendet und mein Verein hatte 3 – 1 gewonnen.

Fünf Minuten nach dem Abpfiff betrat meine Gattin das Wohnzimmer. Sie kam leichten Schrittes und mit einem sich ständig wiederholenden: „Er ist blau, er ist blau, er iiiissst blllaau“, pfeifend daher.

Jetzt reichte es mir, ziemlich genervt von ihrem andauernden Farbenspiel und mittlerweile auch etwas neugierig darauf was sie damit meinen könnte, brach es aus mir heraus: „Was in drei Teufelsnamen versuchst du mir eigentlich die ganze Zeit zu sagen?“, herrschte ich sie an.

„Nicht in diesem Ton! Mit einer Frau in meiner Situation muss man vorsichtig umgehen man muss sie umsorgen und schonen!“, bei diesen Worten streckte sie mir ihre Füße für eine Massage entgegen.

Meine, momentan, geistige Überforderung spiegelte sich in der Tatsache wieder, das ich mich daran machte meiner Gattin wirklich eine Pediküre samt Massage angedeihen zu lassen und mich dabei ertappte nachzufragen, welche Situation sie denn meinte.

„Mein lieber Schatz“, setzte mein Weib an: „mein Schwangerschaftstest ist blau das bedeutet wir werden in nicht allzu ferner Zukunft zu dritt sein!“

Bei diesen Worten setze die Pediküre und die Massage schlagartig aus und meine Ohnmacht spontan ein.

Wieder bei Bewusstsein wurde mir klar was gerade geschehen ist.

Ich werde Papa!

Aber ich bitte sie, wie sollte ich auch erahnen können das die andauernde Aussage meiner Frau: „Er ist blau“, sich auf den Strich ihres Schwangerschaftstests bezog und ihr eindeutig zu verstehen gab, dass sie schwanger ist und sie sich nicht auf den Torschützen meines Vereins bezog?

P.S: Für alle die es Interessiert die Tore schossen: Jancker (3. Minute) 1-0
Sand (14. Minute) 1-1
Sand (48. Minute) 1-2
Sand (76. Minute) 1-3


.

.

 

heute spielten meine Schalker gegen einen Provinzklub aus Bayern.
Huch... ein Schalker, der schreiben kann :p


Moin Michael,

Erstmal willkommen auf KG.de

Deine Geschichte hat mir leider nicht wirklich gefallen.
Die Schilderung des Fußballfans hast du ganz gut hinbekommen und diesen Aspekt fand ich auch recht originell, aber ansonsten hat die Geschicher meiner Meinung nach nicht viel hergegeben. Stilistisch sauber geschrieben, aber irgendwie dümpelt die ganze Sache so vor sich hin und es fehlten mir die Höhepunkte. (Schalketore zählen für mich nicht als Höhepunkte :D)

Der Anfang ist mir zu lang und klischeehaft (Männer vergessen Geburtstage, die Frage "bin ich dick") - dazu kommt, daß ich persönlich das Thema "Mann und Frau und warum sie nicht das geringste gemeinsam haben" als Grundlage von Geschichten nicht so toll finde. Ist aber Geschmackssache.
Danach kommt die Sache langsam in Tritt, dein Erzähler setzt sich vor den Fernseher und seine Frau übt sich im Schwangerschaftstestergebnisauswerten. Den Gag "Er ist blau" fand ich eigentlich ganz okay, aber du hast ihn meiner Meinung nach zu sehr ausgewalzt. Einmal hätte vermutlich gereicht. Die Schlußpointe saß bei mir leider ebenfalls nicht, da sie darin besteht, daß die Frau schwanger ist, was du allerdings schon im ersten Absatz verraten hast. Also weder spannend noch lustig, die Pointe - da vorhersehbar.

Aber wie gesagt, daß ist alles nur mein persönlicher Eindruck. Geschmackssache und so.

Kleinigkeiten:

Es war ein sehr frühlingshafter Samstag im April, ein verirrter kleiner Sonnenstrahl weckte mich bereits gegen halb acht und ärgerte mich bis halb neun.
Ich würde den Text hier beginnen lassen. Der Satz wäre ein toller Einstieg, da er launig ist. Alles davor ist Prolog, der nicht nur langsam in Tritt kommt, sondern zudem die Pointe der Geschichte verrät.
Ich schälte mich aus meinem Schlafanzug und verließ wie jeden Samstag die Wohnung, ohne mich gewaschen zu haben geschweige denn mir die Haare gekämmt zu haben.
Nackt aus dem Haus? Die Brötchenepisode wirkt arg an den Text angeklebt, da du im späteren Verlauf nicht mehr darauf zurückkommst und die Sache nur kurz erwähnst. Könntest du vielleicht noch ausschmücken.
Ich überlege kurz und antworte, obwohl ihre Maße zu diesem Zeitpunkt das komplette Olympia Stadion verdeckten:
gut. Mehr davon.
Auf der einen Seite ließen meine Nerven ein gemütliches verweilen
Verweilen groß...
Zeitgleich mit meinem erscheinen
... Erscheinen auch
Gehe ruhig zu deinem Spiel zurück, es gibt gleich Kuchen
Boah... wagt sie es wirklich, einen Fußballfan am Samstagnachmittag an den Kuchentisch zu zerren?
Viel schöner als rot oder schwarz-gelb oder grün-orange
So, jetzt hast du bei mir als Bremer verspielt ;)
Aber ich bitte sie, wie sollte ich auch erahnen können das die andauernde Aussage meiner Frau: ?Er ist blau?, sich auf den Strich ihres Schwangerschaftstests bezog und ihr eindeutig zu verstehen gab, dass sie schwanger ist und sie sich nicht auf den Torschützen meines Vereins bezog?
Auch das würd ich weglassen. Mit diesem Absatz diskutierst du den Gag zu Tode. Wenn du es wegläßt, hast du eine schöne Schlußpointe (ich werde Papa), die kurz und knackig daherkommt. "Papa + Blau = Schwangerschaftstest" reicht als Anspielung, denke ich.

PS: Die Fußballkommentare von mir sind natürlich nicht ernst gemeint. Kleiner Spaß von Fan zu Fan (wenn du auch in Echt einer bist und nicht nur der Erzähler deiner Geschichte).

 

Hey Michael!

Auch von mir herzlich willkommen auf kg.de! :)

Mir hat deine Geschichte nicht wirklich gefallen.
Von der Handlung her ein wenig mau, find ich. Schon vom Titel her konnte man sich denken, dass mit "er ist blau" was anderes gemeint ist. Man weiß zwar nicht, was genau, aber es ist klar, dass kein Fußballspieler gemeint ist.
Außerdem fand ich deine Absätze in der Geschichte leicht störend. Ist das beim Reinkopieren des Textes passiert oder sind die mit Absicht?
Stilistisch war deine Geschichte soweit in Ordnung. :)

Liebe Grüße
Alisha

 

Moin, moin nach Bremen,

erstmal danke für deine Antwort.
Habe mich genau aus diesem Grund auf KG.de registrieren lassen, denn man kann sich nur durch konstruktive Kritik verbessern.
Ich schreibe erst seit knapp zwei Jahren und auch nur in meiner sehr knappen Freizeit.
Ich sehe das Schreiben als reines Hobby und versuche das von mir Erlebte auf humoristische Weise in Worten festzuhalten. Mit mehr Schreibpraxis hoffe ich natürlich meine Geschichten reifen zu lassen, doch das dauert eben - und bei Schalkern noch länger.

P.S. ich war nicht nackt!!! Ich hatte die alten Sachen vom Vortag an!

Bis dann
Michael

 

Hallo Alisha,

habe mich bei KG.de registrieren lassen um mich zu verbessern und das geht nunmal nicht ohne Kritik, deshalb danke für deine Antwort.
Die Absätze sind teilweise wirklich durch das Reinkopieren entstanden und nicht beabsichtigt.Sorry! Werde beim nächsten Mal besser aufpassen. Ich schreibe erst seit knapp zwei Jahren und das in sehr unregelmässigen Abständen, deshalb freut es mich das zumindest mein Stil nicht so schlecht zu sein scheint.

Na dann bis zur nächsten Kritik
Michael

 

Moin Michael nochmal,

Deine Einstellung zum Schreiben find ich toll und teile ich komplett.

Moin, moin nach Bremen
Hehe... nee, ich wohn da nicht, ich mag nur den Verein.
ich war nicht nackt!!! Ich hatte die alten Sachen vom Vortag an!
Ja, aber das steht erst im nächsten Satz. Die Chronologie sieht also wie folgt aus: aufstehen - ausziehen - aus dem Haus gehen - Klamotten vom Vortag. Darum wärs evtl besser, die Klamotten gleich in den ersten Satz mit reinzupacken. Vorschlag: Ich schälte mich aus meinem Schlafanzug, quälte mich in die alten Klamotten vom Vortag und verließ wie jeden Samstag die Wohnung, ohne mich gewaschen (...) - oder so.

 

Moin, moin, dann eben nicht nach Bremen,

ich gebe mich geschlagen, hast ja recht. War auch nur ein scherzhafter Versuch mich zu retten;-)).
Und jetzt muss ich mich in mein Schicksal als Schalker ergeben und ein bisschen trauern.
Gruss

 

Hallo Michael,

ich liebe solche Überschriften - ganz einfach, ohne Effekthascherei...
Der Rest - gut, da hast du schon Hinweise bekommen. Dass der blaue Strich sich dann aber auf so etwas bezieht, war doch eine Überraschung.

Weiterhin viel Spaß beim Schreiben,

tschüß... Woltochinon

 

Hallo Woltochinon,

danke für dein Feetback, freue mich wenn sich jemand die Mühe macht meine Geschichten zu lesen.
Noch schöner ist es, überhaupt eine Rückmeldung zu bekommen.
Habe ich mir bei meiner Anmeldung gar nicht so schwierig vorgestellt. Aber so ist das im Leben, man lernt, hoffnungsweise, immer dazu.

Bis zur nächsten Geschichte . . .
Michael

 

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