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Der Fliegenfischer

BRM

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22.01.2015
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Der Fliegenfischer

"Ich bin Fischer", sagte der Herr mit dem großen Krempenhut. "Fliegenfischer", setzte er nach, während er sich bückte, um dem kleinen Jungen näher zu sein. Die großen, schweren Stiefel glichen Säulen und in seiner, am Bund abgeschnürten Wathose sah er aus wie eine riesige Bratwurst.

"Ja ja", sagte der Fischer, wischte sich den Schweiß von der Stirn und hockte sich neben den kleinen Jungen. Mit hochrotem Kopf und breitem Grinsen zeigte er ihm seine Angel.
"Schau", sagte er, während seine dicken Finger eine kleine Metalldose aus dem Beutel hervorholten. Er öffnete sie und versuchte eines der winzigen Haarbüschel zu greifen, die sich eingepfercht darin versteckten.
"Das ist eine Fliege, hehe."
Zwischen Daumen und Zeigefinger eingeklemmt, hielt er das mit Fasanfedern umwickelte Teil, an dessen Ende eine goldene Kugel hervorblitze, nach oben. Die zittrige Hand ließ das Unikat so lebendig erscheinen, als wollte es jeden Augenblick abheben und wegfliegen.
"Das werden wir nun an die Schnur binden und dann ...", erfolglos versuchte er, das fast unsichtbare Ende einer Nylonschnur durch die Öse zu fädeln, steckte ungeduldig das Büschel Fasan zwischen seine Zähne, um mit der frei gewordenen Hand nach seiner Brille zu suchen, die er bald darauf mit einer Schräglage wie Titanic vor dem Untergang auf seiner Nase platzierte.
"Ha, siehst du", sagte er, immer noch seine Fliege zwischen den Zähnen festhaltend.
Nun hatte er mehr Kontrolle über die Schnur und nach wenigen Versuchen war sie durch. Flink knotete er und steckte ein Ende zwischen seine Zähne, speichelte es ein und zog an dem anderen mit seiner Hand. Danach biss er das überlange Stück ab und spuckte es wieder aus, als hätte er eine Spinne verschluckt. Schweiß tropfte von seiner Stirn wie das Wasser vom Trevi-Brunnen in Rom.
"So, fertig, hehe."
Er hob die Hand und hielt das Meisterwerk gegen die Sonne.
"Fische fressen Fliegen und ich esse Fische", erklärte er und zeigte lachend auf den Haken, der kaum zu erkennen, aus dem Haarbüschel ragte.

Mit einem kräftigen Ruck versuchte er, aus seiner Hocke hochzukommen. Doch erst das Abstützen mit den Händen am Felsen ermöglichte ihm, seine Füße zu entlasten und für den aufrechten Gang in Stellung zu bringen. Breitbeinig stapfte er Richtung Ufer, in der rechten Hand die Rute und in der linken hielt er sein Federinsekt. Vorsichtig stellte er sein linkes Bein ins seichte Wasser, drehte sich kurz um und lachte dem Jungen zu. Mit ruckartigen Bewegungen begann er, die senkrecht stehende Angelrute zu schwingen. Ein weiter Wurf nach vorne, zurück und wieder nach vorne, ließ die Schnur mit atemberaubender Geschwindigkeit durch die Luft sausen, gefolgt von der Fliege, die danach einige Meter vor ihm am Wasser zu liegen kam. Da tanzte es nun, sein Imitat, und trieb langsam in der Strömung ab. Schritt für Schritt folgte er, zog kurz an der Leine und watete weiter, immer weiter, zog an der Schnur, wirbelte die Fliege durch die Luft und ging wieder weiter. Die rechte Hand nach vorne gestreckt, mit der linken an der Schnur ziehend, entfernte er sich langsam vom Flussrand.

Die Sonne stand tief und ließ das Tänzeln der kleinen Wellen in einem prächtigen Farbenspiel erscheinen. Eine leichte, kühle Brise deutete das bevorstehende Ende des Tages an. Bis zu den Knien stand der Herr nun schon im Wasser. Die Wellen drückten gegen seine Beine, die sich wie Pfeiler einer Brücke der Strömung entgegenstemmten. Heftig schwang er den langen Stab und steppte, dem Druck langsam nachgebend, nach vor. Der Pegel stieg, der Druck wurde stärker, seine Schritte schneller, immer weiter, immer tiefer, bis er, der Wasserkraft nicht mehr standhaltend, nach vorne fiel und in der Strömung kurz verschwand. Kopf und Arme unter Wasser, die Beine wie zwei aufgeblasene Ballone steil nach oben gestreckt, trieb er ab. Dahinter hüpfte spielerisch sein Hut auf den Wellen, gefolgt von der Angelrute.

Die Blätter der Birken tanzten im Wind und das Abendrot überzog das Land mit seiner vollen Farbenpracht. Das immer lauter werdenden Tosen des Wassers übertönte das Singen der Vögel und Quaken der Wildenten. Es war kalt. Der Junge stand auf, klopfte die Hosen ab und nahm seine Jacke, die über dem Schild "Achtung Wehranlage" hing. Er bewunderte die beiden aufgemalten Totenköpfe am Anfang und am Ende der Aufschrift, zog sich die Jacke an und ging nach Hause.

 

Hallo BRM

eine Zähne ragten, wie Pfeiler einer mittelalterlichen Pfahlbau-Siedlung, aus dem Kiefer und ließen das kürbisrunde Gesicht noch mächtiger erscheinen.
Sein bis dahin eher einem Fischmaul gleichender Mund zog sich nun auf, zu einem breiten, das ganze Gesicht umspannenden Grinsen.
Deine bilderreiche Sprache verwirrt mich etwas. Das Gesicht wird so beschrieben, dass es mir schwerfällt, es mir vorzustellen.

"Fische fressen Fliegen und ich esse Fische"
und der Fluß verschlingt Fischer. Soweit ist die Geschichte ja nachvollziehbar. Aber wer ist der Junge, wäre es nicht anschaulicher, wenn man etwas mehr von ihm wüsste - Tourist? Anwohner? Verwandter?
Und weiß der Fliegenfischer nichts vom Stauwehr? Andererseits, so wie die Geschichte geschrieben ist, hatte ich bis zum Ende den Eindruck, das passiert ihm jedesmal, wenn er fischen geht.
Und das bringt mich zur Frage: Was ist an dieser Geschichte Satire?

Naja, die in Österreich geläufigen Ausdrücke Krainer und Perchten sagen einem durchschnittlichen Norddeutschen nichts- Aber es gibt ja das Internet.

Ein weiter Wurf nach vor,
nach vorne oder vor - hast Du mehrmals.

Bei einigen Kommas war ich mir unsicher:

n der Hand hielt er eine, mit gelber Schnur umwickelte
der ,? kaum zu erkennen, aus dem Haarbüschel ragte

Der Pegel stieg
Das hieße, dass das Gewässer Hochwasser führt und weiter ansteigt. Oder meinst Du, die Wassertiefe nahm zu?

Nachdem ich mir die Geschichte zweimal durchgelesen habe, kann ich nur sagen; Das muss ein sehr dummer und unerfahrener Fischer gewesen sein - oder wollte er dem Jungen imponieren?

Ansonsten gerne gelesen

Herzliche Grüße

Jobär

 
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Hallo BRM,

Ich wollte deine Geschichte mal eben schnell überfliegen, schien sie mir doch in überschaubarer Länge, jedoch schon bald fühlte ich mich genötigt, ein paar Kommentare zu hinterlassen, weil ich meine, man könnte noch mehr aus der Idee machen.

Was ich zu bemängeln habe bezieht sich vornehmlich auf die vielen rewcht verschachtelten Sätze, die mir das Lesen zum einen erschwerten, zum andern mit relativ vielen Partizip-Konstruktion eine streckenweise zu berichtende Tonalität vermitteln.

Hier ein paar Beispiele:

In seiner braunen, am Bund abgebundenen und fast bis zu den Schultern reichenden Latzhose sah er aus wie ein riesen Exemplar von Metzgers Krainer. In der Hand hielt er eine, mit gelber Schnur umwickelte Bambusrute.
Lass mich den Satz mal ein wenig umformulieren:

In seiner braunen Latzhose, die er am Bund zusammengeschnürt hatte und die ihm fast bis zu den Schultern reichte, sah er aus wie eine riesige Bratwurst.

"am Bund abgebunden" klingt mir angesichts der Wiederholung etwas improvisiert, das Bild des "Exemplars von Metzger Krainer" wusste ich nicht so recht zu interpretieren, am ehesten meinte ich, eben eine Bratwurst darin zu sehen, bin mir aber nicht sicher, ob dies deiner Intention entspricht.


Seine Zähne ragten [,] wie Pfeiler einer mittelalterlichen Pfahlbau-Siedlung [,] aus dem Kiefer und ließen das kürbisrunde Gesicht noch mächtiger erscheinen.
Ich meine, auf die beiden Kommas kann/sollte man verzichten. Ich empfinde sie hier als unnötige Bremsklötze.


Er öffnete sie und versuchte eines der winzigen Haarbüschel zu greifen, die sich eingepfercht und zusammengedrückt darin versteckten.
Er öffnete sie und versuchte eines der winzigen Haarbüschel zu greifen, die plattgepresst darin steckten.

"eingepfercht, zusammengedrückt, versteckt" scheint mir einfach zu viel des Guten.


Zwischen Daumen und Zeigefinger eingeklemmt, hielt er das mit Fasanfedern umwickelte Teil, an dessen Ende eine runde, goldene Kugel hervorblitze, nach oben.
Zwischen Daumen und Zeigefinger hielt er das mit Fasanfedern umwickelte Teil, an dessen Ende eine goldene Kugel hervorblitzte, nach oben.

Und überhaupt sind Kugeln eh immer rund ;)


""Ha, siehst du", sagte er, immer noch seine Fliege zwischen den Zähnen festhaltend.
Okay, es mag subjektiv sein, aber ich empfinde es in so einer Art weniger berichtshaft:

"Ha, siehst du", sagte er, während er seine Fliege zwischen den Zähnen festhielt.


"Danach biss er das überlange Stück ab und spuckte es, als hätte er eine Spinne verschluckt, wieder aus.
"Danach biss er das überlange Stück ab und spuckte es wieder aus, als hätte er eine Spinne verschluckt.

Ich meine, in dieser Art liest es sich leichter, ... weniger holprig und irgendwie natürlicher.


Sein bis dahin eher einem Fischmaul gleichender Mund zog sich nun auf, zu einem breiten, das ganze Gesicht umspannenden Grinsen.
Eher einem Fischmaul glich sein Mund bisher, zog sich aber nun auf zu einem breiten Grinsen, welches das ganze Gesicht umspannte.

Auch noch nicht optimal, aber ich würde den Einsatz von Partizipien deutlich reduzieren.


Er hob die Hand und hielt das Meisterwerk, immer noch zwischen Daumen und Zeigefinger eingeklemmt, gegen die Sonne.
Er hielt das Meisterwerk hoch in die Sonne.

Ich denke, so könnte es reichen, denn wie anders sollte er das tun als eben mit den Fingern seiner Hand ;)


Mit einem kräftigen Ruck versuchte er, aus seiner Hocke hochzukommen. Erst das Abstützen am Felsen ermöglichte ihm jedoch die nötige Gewichtsverlagerung, um seine Füße zu entlasten und für den aufrechten Gang in Stellung zu bringen.
Hier macht die Anhäufung an Substantivierungen die Satzmelodie kaputt - oder verhindert eine eben solche zugunsten einer "Behördensprache"


Die rechte Hand nach vor[ne] gestreckt, mit der linken an der Schnur ziehend, entfernte er sich langsam vom Flussrand.
Ein kleiner Tippfehler und nochmal Partizip.


In der rechten Hand die Rute und in der linken, immer noch zwischen den Fingern eingeklemmt, sein Pelzinsekt.
Die "klemmenden Finger" lassen dich offensichtlich gar nicht mehr los ;)

Nun, das geht natürlich noch etwas weiter, aber ich will hier auch gar nicht den Eindruck erwecken, ich würde deine Geschichte umschreiben wollen. Aber ich denke, du verstehst so leichter, was ich meine. Ich fände es besser, den etwas langatmig vorangehenden Teil bis zur Pointe einfach lesbarer, unterhaltsamer zu formulieren.
Daher wäre es neben meinen beispielhaften Formulierungshinweisen sicher auch gut, wenn du die Hinführung straffen würdest. Die teils recht detaillierten Tätigkeitsbeschreibungen tragen ja nicht viel zur Handlung deiner Geschichte bei bzw. stellen sich mir durch die Sprache streckenweise zu sehr als eine eben solche (Tätigkeitsbeschreibung) dar.

Du hast die Geschichte auch mit "Satire" getaggt, doch dieser Charakter fehlt mir irgendwie gänzlich. Er könnte/müsste sich m. E. in einem vielleicht überzogenen Eifer des Fischers, einer Pseudo-Präzision in den Arbeitsschritten, einer Schulmeisterlichkeit oder irgend sowas Ähnlichem wiederfinden.

Puuh, dabei wollt ich nur mal eben kurz drüberlesen. Aber ich denke, du weilst lange genug unter den Wortkriegern, dass du es mir nicht übel nimmst, wenn jetzt die Pferde etwas durchgegangen sein sollten mit mir ;)

Frohes Schaffen noch
oisisaus

 
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Hallo Jobär,

Wow, du zerlegst meine schönste Geschichte :D

Nein, Spaß beiseite, deine Anmerkungen zeigen mir einmal mehr, wie schwierig es ist, Lustiges auf Papier zu bringen. Das liegt sicher auch an den kulturellen Unterschieden. Ich war vor vielen Jahren oft und lange in Rostock, meiner Lieblingsstadt in Germanien. Sosehr mir die Gegend gefällt, sosehr ich die Menschen mag, zum Lachen war's kaum. Über den Spaß der Norddeutschen konnte ich nie lachen. Meine Scherze kamen dort allerdings auch nicht an.

Das soll aber nicht meine Geschichte verteidigen, ganz im Gegenteil. Wenn du die Pointe nicht erkennen kannst, hab ich etwas falsch gemacht. Eine Geschichte/Pointe zu erklären ist das letzte was ich will.

Trotzdem, für dich mache ich das. Sollst wenigstens sehen, was ich mir gedacht habe.

Der Junge ist nicht wichtig, dient nur als Statist der zufälligerweise am Wege sitzt und das Geschehen rundherum beobachtet. Wichtig ist der Fischer, der vollgepackt mit bester Ausrüstung des Weges kommt, den Jungen sieht und stolz seinen Status als Fischer präsentiert. Sich als Profi präsentiert, der er beiweitem nicht ist. Unglücklicherweise hatte der Junge seine Jacke über das Hinweisschild gehängt, auf dem stand, dass es sich hier um eine Wehranlage handelt. Wehranlagen sind gefährlich, die können unangemeldet geöffnet werden, wie hier geschehen, und das Flussbett überfluten. Wenn der Pegel steigt heißt das, dass mehr Wasser kommt und den Fischer mit sich reißt.

Ja und den Jungen hat das alles nicht berührt. Weder hat er nach Erklärungen gefragt noch hatte er Interesse am Fischen. Er war einfach da und beobachtete das Geschehen.

Blöd gelaufen, könnte man sagen.

Die bildliche Beschreibung seines Gesichtes ist wirklich etwas umständlich. Mich würde trotzdem interessieren, wie ein Österreichischer Autor meine Geschichte beurteilt.

Trotzdem, vielen Dank für deine Bemühungen, denn so schmerzhaft es manchmal auch ist, Kritik ist das einzig was mich weiterbringen kann.

Danke

LG

BRM

PS: oisisaus auch dir erst mal danke, da ich auch auf deine Kritik genau eingehen möchte und es heute schon so spät ist, muss ich dich auf morgen vertrösten. Muss schlafen gehen ;)

 

Lieber BRM,

Unglücklicherweise hatte der Junge seine Jacke über das Hinweisschild gehängt
Ich habe diese Verbindung - Die Jacke hängt über einem Pfahl und verdeckt dadurch das Schild darunter - nicht gezogen. Vielleicht weil diese Hinweisschilder bei uns immer oben am Pfahl angebracht sind. Nun verstehe ich wenigstens den Witz. Ich muss Dir allerdings recht geben: Norddeutscher Humr ist eigenartig. Was in diesem Fall bedeutet: Ein Fischer, der nicht einmal sieht, dass das Gewässer schnell fließt und damit auch ohne Wehr Gefahr besteht, hat es nicht besser verdient.

Herzliche Grüße

Jobär

 
Zuletzt bearbeitet:

Der „aufrechte“ Gang – sprich: Sich vor nichts zu verbiegen (oder zu lassen), ist für mich das wichtigste in meinem Leben. Und doch ist’s eine merkwürdige Geschichte, zwischen Pfählen (Pfahlbauten/Zähnen) und Pfeilern, die Du da erzählst. Da denk ich noch drüber nach, aber

über Schnitzel denkt kein Chinese nach; Hier

… sah er aus wie ein riesen Exemplar von Metzgers Krainer. …
Fälle-Falle (oder doch mundartlich?). Hierzulande jedenfalls „Riesenexemplar“ (bevorzugt) oder „riesiges / riesenhaftes“ E.

… mit unzähligen Reisverschlüssen …
Ohne Fleiß, kein Leis, sagt der Chinamann, abel dass el den „Leisvelschlüssel“ kenne? El schleibt sie tats#chlich (wenn wir’s denn lesen könnten)
Reißverschlüsse
Er öffnete sie und versuchte[,] eines der winzigen Haarbüschel zu greifen, die sich eingepfercht und zusammengedrückt darin versteckten.
Erst das Abstützen am Felsen ermöglichte ihm jedoch die nötige Gewichtsverlagerung, um seine Füße zu entlasten[,] und für den aufrechten Gang in Stellung zu bringen.

Ein weiter Wurf nach vor, zurück und wieder nach vor, ließ …
„nach vor…, landschaftlich/mundartlich bedingt?

Die Frage kommt auf, weil keiner der von Bairischen Dialekten (einer Unterabteilung des nhd.) nicht darüber stolpert. Dem Franko-sächsisch-friesischen Ohr fehlt zumindest das „e“: Vorn(e) hat nämlich (selbst im nhd., dem „Hoch“deutschen, dem „Ober“deutschen - kann eines Sprache eigentlich in Metern überm Meeresspiegel an Gültigkeit gewinnen? – dem schlichteren „vor“) als Raumadverb den Rang abgelaufen …
Nee, wat is dat dann?:

nach vorne kippte

Alle Nicht-eindeutig-eindeutigen Texte sind mir eh die liebstem. Gebrauchsanweisungen und Lebensratgeber langeweilen!

Gruß + schönes Wochenende vom

Friedel

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber oisisaus,

Erst mal vielen dank für deine Bemühungen. Ich war natürlich überrascht über die negativen Wortmeldungen, war ich doch so verliebt in meinen Text. Umbauen geht in diesem Fall nicht, das würde ihm die Seele nehmen. Außerdem ist diese kleine Geschichte absolut nicht wichtig für mich.

Wichtig ist sie jedoch in der Hinsicht, dass ich einiges lernen konnte aus euren Anmerkungen. Ich gebe dir vollkommen recht, die zu langen und verschachtelten Sätze sollte ich vermeiden. Hier hatte ich es sogar bewusst gemacht, um damit eine gewisse Wortmelodie zu erzeugen. Ich habe den Text immer wieder laut vorgelesen und darauf geachtet, dass ich Zungenbrecher vermeide und der Wortfluss erhalten bleibt. Auf diese Art sind dann auch die langen Sätze entstanden.

Du hast auch recht, dass die "Hinführung" kürzer sein könnte/sollte. Es ist schon ein Teil des Humors, den Herren zu beschreiben, ihm einen Charakter zu geben, um dann die Pointe, dass genau er, der alles so perfekt macht, nicht auf darauf achtet, in welches Gewässer er sich begibt. Aber wie schon vorher angemerkt, Humor ist sehr kulturspezifisch. Ich bin mir sogar sicher, dass auch innerhalb Österreich sehr verschiedene Meinungen über meine Geschichte kommen würden.

Völlig Beratungsreststent bin ich allerdings nicht und werde versuchen den Text vorsichtig besser zu machen ;)

Eher einem Fischmaul glich sein Mund bisher, zog sich aber nun auf zu einem breiten Grinsen, welches das ganze Gesicht umspannte.

Ja dieses "welches". Das ist Deutsch und wird in Österreich kaum verwendet. Bei uns heißt es "das" ;)


Danke noch mal für deine tolle Erklärung und deinen Beispielen.

LG
BRM

 

Ja dieses "welches". Das ist Deutsch und wird in Österreich kaum verwendet. Bei uns heißt es "dass" ;)

Nein, BRM, bei uns heißt es "das". :D

 
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Zuletzt von einem Teammitglied bearbeitet:

Hallo Friedel,

Hat mich voll gefreut, dass du vorbeigeschaut hast. Die chinesische Schreibweise (hat übrigens Duden vorgeschlagen :D) und all das andere Ungemach wurde natürlich sofort ausgebessert. Aber du hast recht, es liegt schon sehr viel in der Unterschiedlichen weise zu sprechen und ohne im Dialekt schreiben zu wollen, hört sich mein Deitsch definitiv anders an.

Ich bin auch der Meinung, dass es sehr wertvoll ist, diese kleinen Unterschiede zu erhalten und keinen sprachlichen Einheitsbrei zu erzeugen. Aber verstanden sollte es halt auch werden. Immer eine Gratwanderung.

Rita Falk ist sehr erfolgreich mit ihren Bayern-Romane und das genau wegen ihrer sprachlichen Originalität.

Nee, wat is dat dann?:
nach vorne kippte

Hier ist wenigstens das "vorne" richtig :lol: hab es trotzdem geändert.

… sah er aus wie ein riesen Exemplar von Metzgers Krainer. …

Ich weiß zwar nicht, ob es in eurem Lande eine Krainer gibt, schmecken tut sie jedenfalls hervorragend. Metzger ist auch nicht Österreichisch. Das habe ich nur gewählt, weil es besser passt. Wir sagen Fleischhauer dazu. Aber wie würde das klingen - wie ein Riesenexemplar von Fleischhauers Knackwurst - :confused:
Auch ziemlich blöd.

Ich danke ich dir für deinen Kommentar und auch dir ein schenes Wochenende :)

LG
BRM

Hallo Ernst,

So ein Mist :confused: da schreib ich ein Wort und auch das ist falsch :thdown:

Danke fürs aufmerksam machen :Pfeif:

 

Hallo BRM,

sorry, aber das fänd' ich keineswegs blöd:

... wie ein Riesenexemplar von Fleischhauers Knackwurst ...

Es mag daran liegen, dass ich Bayer bin und (Ober)österreich nur einen Steinwurf von mir entfernt liegt, aber das mit den Wurstbezeichnungen ist ja eh immer so eine Sache, immerhin weiß ja auch kaum jemand, dass eine Weißwurst auch nicht mehr weiß als eine Knackwurst ;)

 

So,

dem reichhaltigen Ideendruck nachgegeben, habe ich den Text nun radikal geändert. Es war in Wirklichkeit so, dass ich detailverliebt in Um- und Beschreibungen, das eigentliche Ziel aus den Augen verloren habe. Mir war die Knackwurst oder Metzgers Krainer wichtiger, als geradlinig auf die Pointe zuzusteuern. Ich weiß, dass die neue Version auch nicht das gelbe vom Ei ist, aber sie schwimmt langsam richtig Dotter ;)


Danke für eure Ratschläge, Ideen und Anregungen. Verbesserungen nicht zu vergessen :lol:

LG
BRM

 

Hallo BRM,

echt schräg, deine Geschichte, und der Humor ist ziemlich schwarz. Ich finde die Figur dieses Fischers super charakterisiert.

"Das werden wir nun an die Schnur binden und dann ...", erfolglos versuchte er, das fast unsichtbare Ende einer Nylonschnur durch die Öse zu fädeln, steckte ungeduldig das Büschel Fasan zwischen seine Zähne, um mit der frei gewordenen Hand nach seiner Brille zu suchen, die er bald darauf mit einer Schräglage wie Titanic vor dem Untergang auf seiner Nase platzierte.

Da entstehen wirklich sehr deutliche Bilder. Und dieser plumpe, unbeholfene Riese war mir, auch in seinem gutmütigen Umgang mit dem Jungen, recht sympathisch. Den Entwurf vorher habe ich jetzt nicht mehr so ganz im Kopf, aber was ich jetzt vermisst habe, war die Stelle, wo er es nicht gleich schafft hoch zu kommen und sich noch mal abstossen musste.

Auf jeden Fall war ich platt, als er dann auf einmal ertrunken ist. Dazu diese grandiose Natur und dieser dumpfe Junge, das hat alles eine ganz eigenartige Wirkung. Fische fressen Fliegen, Fischer ißt Fische und der Fluss verschluckt den Fischer. Und das alles so lakonisch runter erzählt, dass ich als Leserin auch schlucken musste.

Hat mir gut gefallen!

LG, Chutney

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo BRM,

ja, der Fischer wirkt jetzt vielleicht nicht mehr ganz so unbeholfen, aber seine herablassende, an der Person des Jungen desinteressierte, Jovialität, wird sehr deutlich. Damit wird auch das Verhalten des Jungen verständlich. Und die Pointe ist jetzt deutlich erkennbar. Gefällt mir besser als die alte Version.
Nur nebenbei: Ich hatte eine grüne Wathose (Bild), aber grüne Würste gibt es wohl nur bei den Vegtariern.

Liebe Grüße

Jobär

 

Hi BRM,

Der Pegel stieg, der Druck wurde stärker, seine Schritte schneller, immer weiter, immer tiefer, bis er, der Wasserkraft nicht mehr standhaltend, nach vorne fiel und in der Strömung kurz verschwand. Kopf und Arme unter Wasser, die Beine wie zwei aufgeblasene Ballone steil nach oben gestreckt, trieb er ab. Dahinter hüpfte spielerisch sein Hut auf den Wellen, gefolgt von der Angelrute.

Zuerst dachte ich, was kommt denn nun für ein Fischerei-Kurs und dann diese Überraschung! Bis dahin gefiel mir der Schreibstil bereits so gut, dass ich gerne las und trotz des -für mich- nicht interessanten Themas "dran blieb".

An der Stelle oben war ich schon recht überrascht, dann aber kam das:

Die Blätter der Birken tanzten im Wind und das Abendrot überzog das Land mit seiner vollen Farbenpracht. Das immer lauter werdenden Tosen des Wassers übertönte das Singen der Vögel und Quaken der Wildenten. Es war kalt. Der Junge stand auf, klopfte die Hosen ab und nahm seine Jacke, die über dem Schild "Achtung Wehranlage" hing. Er bewunderte die beiden aufgemalten Totenköpfe am Anfang und am Ende der Aufschrift, zog sich die Jacke an und ging nach Hause.

Völlig unerwartet und mit einem Satz ganz am Ende für eine richtige Überraschung gesorgt. Sehr gut!

lg, Freegrazer

 
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Hallo Chutney,

Vielen Dank fürs Lesen. Dein Lob freut mich besonders :D
Auch ich musste lachen, als ich die Geschichte geschrieben habe. Natürlich, ich hatte das Bild vor meinen Augen und alles war klar, mit Wörtern muss man die Geschichte erst vermitteln, das Bild entstehen lassen.

aber was ich jetzt vermisst habe, war die Stelle, wo er es nicht gleich schafft hoch zu kommen und sich noch mal abstossen musste.

Hab ich, wenn auch abgeändert, wieder eingefügt. Wurde bei der radikalen Kürzung einfach gestrichen, fehlte mir dann aber auch ;-)

LG
BRM

Hallo Freegrazer,

Auch dir ein herzliches Dankeschön für deine Anmerkungen, die mich ebenfalls ehren :shy:

Für mich war wichtig, die Pointe oder einen Hinweis darauf, nicht zu bald zu bringen. Es sollte sich langsam aufbauend in eine unerwartete Richtung bewegen um sich dann, am Ende, wie der sich lichtende Nebel aufzuklären, um ein Gesamtbild der Situation vermitteln.

jobär ja, es gibt grüne Wathosen und braune. Ich habe eine Braune :lol:

LG

BRM

 

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