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Der Geisterläufer

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25.02.2006
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Der Geisterläufer

Ich erinnere mich noch an jede unbedeutende Einzelheit, das strahlend schöne Augustwetter, die jubelnden Zuschauer hinter den Absperrungen, das klaustrophobische Gedränge und die ewig langen Schlangen vor den Dixie-Klos. Es ist fast so, als könnte ich mich wirklich noch daran erinnern.
Seit ich als kleiner Junge den Film Marathon Man mit Dustin Hoffman gesehen hatte, war ich von der Idee fasziniert. Einmal in meinem Leben wollte ich einen Marathon laufen und den inneren Schweinehund, der mir diesen nutzlosen Speckgürtel um die Hüften beschert hatte, jaulend in seine imaginäre Hundehütte verweisen. Und endlich, nach Monaten des Trainings, nach all den scheinbar sinnlosen Entbehrungen war der alles entscheidende Tag gekommen. Das sportliche Großereignis, der Berlin Marathon warf seinen Schatten voraus und elektrisierte meine neu gebildeten Muskelstränge.
Meine Freundin Sofie war mit mir am Start erschienen, vordergründig nur zur seelischen Unterstützung, in Wahrheit aber als vollwertige Laufpartnerin. Aus einer spontanen Laune heraus und ohne ihre Zustimmung einzuholen, hatte ich sie als Teilnehmerin angemeldet. Hinterher hatte ich dann vehement darauf bestanden, dass sie mir zumindest die ersten paar Kilometer Gesellschaft leisten sollte.
Nicht ganz fair, zugegeben, aber letztendlich erfolgreich.
Noch neun Minuten bis zum Start. Mein Ruhepuls hämmerte bei gefühlten 120 Schlägen pro Minute. Unterdessen trat Sofie nervös auf der Stelle und warf mir ungeduldige Blicke zu.
„Meinst du wirklich?“
Ihre blassblauen Augen fixierten das überdimensionale Start-Banner über unseren Köpfen, hinter dem verschwommen das Brandenburger Tor in der aufsteigenden Hitze flimmerte. Ihre Pupillen zitterten.
„Na klar, Schatz“, versuchte ich sie zu beruhigen. „Was soll schon großartig schief gehen? Wir sind schließlich beide in Topform, du und ich. Der Gesundheitscheck war mehr als positiv, also Kopf hoch. Das wird das reinste Kinderspiel.“
An den rinnenden Schweißperlen auf ihrer Stirn konnte ich deutlich erkennen, dass sie mir nicht glaubte. Trotz ihrer offensichtlichen Bedenken schenkte sie mir ein gequältes Lächeln, ohne ihren Blick auch nur einen Zentimeter von dem angsteinflößenden Start-Banner zu lösen. Wenn ich nicht in Kauf nehmen wollte, dass sie an den Folgen eines Kreislaufkollapses zusammenbrach, noch bevor wir uns auch nur einen Zentimeter von der Stelle bewegt hatten, dann war ich gezwungen sie auf irgendeine Weise abzulenken. Ich hatte außerdem nicht die geringste Lust, das Abenteuer Marathon als Einzelkämpfer in Angriff zu nehmen. Also war meine kreative Ader gefragt.
„Hör mal Sofie, kennst du eigentlich die Geschichte vom … äh, Geisterläufer?“
Beiläufig betrachtete ich meine Fingerspitzen während ich ihre Reaktion abwartete, die wie ein gut geöltes Schweizer Uhrwerk nicht lange auf sich warten ließ. Sofie sprang sofort auf das Stichwort Geist an und drehte ihren hübschen Kopf in meine Richtung.
„Was, Geisterläufer? Willst du mich verarschen?“
Eingeschnappt suchte sie in meiner ausdruckslosen Mimik nach verräterischen Anzeichen einer gemeinen Lüge. Natürlich wollte ich sie auf den Arm nehmen, was denn sonst? Eine kleine schaurige Nonsensgeschichte würde sie bis zum Start auf andere Gedanken bringen und außerdem hatte Sofie eine besonders ausgeprägte Eigenschaft, die ich nur allzu gern schamlos ausnutzte. Sie war unglaublich naiv, was sie in meinen Augen wiederum sehr sympathisch machte.
„Was? Nein, wie kommst du denn da drauf? Ich dachte, du hättest in der Zeitung davon gelesen.“
„Erzähl!“, forderte sie mich wie aus der Pistole geschossen auf.
Mein Plan war erwartungsgemäß aufgegangen. In ihren Pupillen spiegelte sich ehrliche Neugier und ich begann zu erzählen, wobei ich mir während des Sprechens die Handlung der Geschichte erst zurecht reimte.

***

„Okay … der Ausgangspunkt der mysteriösen Ereignisse war ein tragischer Todesfall, der sich … äh, vorletztes Jahr beim Marathon zugetragen hat. Ein junger Mann, etwa mein Alter, seines Zeichens der klassische Sportmuffel mit dem Schreibtischjob, der vorher kaum seine Ausdauer trainiert hatte, wollte es unbedingt noch einmal wissen und den lieben Kollegen aus seiner Abteilung beweisen, was für ein toller Hecht er doch sei.
Seine Kollegen hatten nämlich darauf gewettet, dass er es nicht bis hinter die Zielgeraden schaffen würde.
Und wirklich, der arme Kerl war schon nach den ersten Kilometern völlig ausgepowert und am Ende seiner Kräfte angelangt. Trotzdem dachte er nicht im Traum daran aufzugeben. Verbissen und unter Schmerzen quälte er sich immer weiter voran, Kilometer um Kilometer.
Auf halber Strecke brach er schließlich zusammen, mitten auf der Straße. Die Rettungssanitäter waren natürlich sofort zur Stelle und taten ihr Möglichstes, doch dem armen Kerl war nicht mehr zu helfen, sein Herz hatte aufgrund der ungewohnten Anstrengung kapituliert und einfach aufgehört zu schlagen. Er hatte den Geist aufgegeben, sozusagen. Natürlich war der Vorfall tragisch genug, um die Berichterstattung über den Marathon in den darauf folgenden Tagen und Wochen zu dominieren, du kennst ja die Skandalblätter und ihre einseitige Meinungsmache.
Nun, wie auch immer … das eigentlich Außergewöhnliche geschah erst im darauf folgenden Jahr, während des letzten Berlin Marathons. Etwa an derselben Stelle, an der zuvor der Mann ums Leben gekommen war, machte plötzlich eine übernatürliche Erscheinung das Teilnehmerfeld unsicher, ein geheimnisvoller Geisterläufer.
Mehrere Zuschauer und Läufer berichteten übereinstimmend von einem nebelhaften Wesen, das scheinbar ziellos - entschuldige bitte den Ausdruck - Amok lief und kreuz und quer in entgegen gesetzter Richtung durch das Teilnehmerfeld irrte.
Die meisten Läufer sahen den Geist rechtzeitig genug, um ihm auszuweichen, nur ein älterer Herr im Rentenalter hatte anscheinend keinerlei Notiz von der rätselhaften Erscheinung genommen und stieß frontal mit dem Geist zusammen oder besser gesagt, lief in ihn hinein. Rentner und Geist verschmolzen miteinander und was soll ich dir sagen, der Geist verflüchtigte sich genauso schnell wie er gekommen war. Sein … äh, wie heißt das Zeug noch gleich, aus dem Gespenster … genau, sein Ektoplasma wurde von der faltigen Haut des Senioren absorbiert.
Allerdings zeigte sich der alte Haudegen von dem Ereignis wenig beeindruckt. Schließlich war er noch erstaunlich fit für sein Alter und hatte in seinem Leben schon unzählige Marathonläufe problemlos überstanden, warum sollte er sich ausgerechnet von einem popeligen Gespenst ins Bockshorn jagen lassen. Er überholte selbst viele jüngere Teilnehmer vor ihm noch spielend, doch bei Kilometer 41, kurz vor dem finalen Zieleinlauf fasste er sich schmerzverzerrt an die Brust, fiel vornüber und blieb tot auf dem Asphalt liegen. Jeder Rettungsversuch kam zu spät.“
Sofie hing gebannt an meinen Lippen. Trotz fehlender Lagerfeueratmosphäre hatte ich mir anscheinend eine spannende Geschichte ausgedacht.
„Und die Moral von der Geschichte“ fuhr ich fort. „Tja also, allem Anschein nach war der Geist des Mannes ... der im Jahr zuvor gestorben war, du verstehst ... zurückgekehrt und hatte dem nächsten Opfer sein Brandzeichen aufgedrückt. Es waren übrigens die einzigen beiden Todesfälle, die sich je bei einem Berlin-Marathon zugetragen haben. So, das war’s, Happy End.“
Sofie sah mich mit großen ergriffenen Rehaugen an.
„Ist das auch wirklich wahr, die ganze Geschichte, meine ich?“
„So wahr ich hier vor dir stehe“ log ich frech und kreuzte zwei Finger meiner rechten Hand hinter meinem Rücken. Es fiel mir verdammt schwer, ein schiefes Grinsen zu unterdrücken.
Kurz bevor ich in prustendes Gelächter ausgebrochen wäre, fiel der Startschuss und erlöste mich aus meinem Dilemma. Endlich ging es los und ich hatte es tatsächlich geschafft, meine Freundin von ihren Versagensängsten abzulenken. Jetzt standen nur noch 42,195 Kilometer vor uns und der billigen Medaille mit Blattgoldüberzug, die man uns hinter der Ziellinie überreichen würde. Aber darauf hatte ich es sowieso nicht abgesehen, der Weg war bekanntlich das Ziel.
„Und du meinst also, der Geist wollte den alten Mann warnen?“
„Lass uns später darüber reden, Schatz, okay? Die Leute vor uns setzen sich schon in Bewegung.“
Ich sah zu Sofie hinüber, sie sah mich im wahrsten Wortsinn entgeistert an und dann begannen wir den ersten Marathon unseres Lebens.

***

Zunächst lief alles einwandfrei. Die Wetterlage war ausgezeichnet bei angenehmen Temperaturen um die 23 Grad. Außerdem sorgte eine laue Brise für eine milde Erfrischung auf unserer noch schweißfreien Haut.
Das Teilnehmerfeld war kurz nach dem Start noch dicht gedrängt, erst nachdem wir das Brandenburger Tor passiert hatten und durch den Tiergarten in Richtung Siegessäule liefen, trennte sich allmählich die Spreu vom Weizen.
Eine Gruppe von jungen Kerlen, vermutlich BWL-Studenten, keuchte bereits asthmatisch vor sich hin und ließ sich mühelos von uns überholen, dagegen legten ein paar rüstige Rentner mit Schirmmützen ein Wahnsinnstempo an den Tag, mit dem wir beide nur kurzzeitig Schritt halten konnten.
Alles in allem war die Stimmung ausgezeichnet. Man hatte in dieser frühen Phase des Marathons noch genügend Kraftreserven, um ein wenig Konversation zu treiben und die verschiedenen Nationalitäten in knappen Brocken ihrer Landessprache zu begrüßen.
„Bon Jour. Comment allez-vous?“
„Hi folks, where are you from?“
Wir trafen auf einen schwedischen Laufverein, ein bulgarisches Ehepaar und zu unser beider Erstaunen sogar zwei Behinderte an Krückstöcken, die trotz amputierter Unterschenkel ihr Bestes gaben um das ersehnte Ziel mit nur einem Bein zu erreichen. Ich wünschte ihnen viel Glück und beschleunigte mein Tempo.
Wie angekündigt gab es alle fünf Kilometer einen Getränkestand mit kaltem Wasser oder lauwarmem Tee in Plastikbechern. Ich und Sofie unterbrachen bei jedem Stand unseren Lauf um unsere inneren Wassertanks neu zu füllen, denn ausreichend Flüssigkeit war entscheidend für ein erfolgreiches Bestehen, das war uns beiden bewusst. Jeder kippte mindestens zwei Becher die trockene Kehle hinunter, ohne lange auf der Stelle zu verharren. Dann warfen wir die leeren Hüllen achtlos auf die Straße zwischen sich bewegenden Läuferwaden. Der Asphalt war mittlerweile übersät von zertretenen Überresten aus weißem Plastik, die knirschende Geräusche unter den Sohlen der Turnschuhe erzeugten.
Sofie hielt sich zu meiner Überraschung erstaunlich gut. Wir hatten bereits den zehnten Kilometer problemlos überstanden. Am Straßenrand hatten sich Zuschauer versammelt, um ihre Familienmitglieder und Freunde anzufeuern. Kleine Kinder reckten Transparente über ihre schmalen Schultern, auf denen geschrieben stand: Vati, du schaffst das oder Karl-Gustav, gib Gas, das Mittagessen wird kalt!
Ich fühlte mich einfach großartig. Die langweiligen Waldläufe zur Vorbereitung verblassten in meiner Erinnerung, während ich und Sofie in einem angenehmen Tempo durch die Straßen von Berlin joggten und die Sehenswürdigkeiten der Stadt nur so an uns vorbei flogen. Wie ein gigantischer Zug von Lemmingen folgte ein jeder seinem Vordermann und startete bei Gelegenheit ein kleines Überholmanöver.
Erstaunlich war, dass es kaum zu Rempeleien, Engpässen oder Staus kam, die Streckenführung folgte zumeist breiten Hauptstraßen oder doppelspurigen Alleen, sodass man nur äußerst selten gezwungen war, sein Tempo zu verlangsamen. Zu beiden Seiten sorgten Streckenposten oder Polizisten dafür, dass niemand die Absperrung durchbrach oder den Läufern zu nahe kam. Für Sicherheit war also gesorgt.
Ich hatte meine erfundene Geistergeschichte schon fast wieder vergessen als wir über den Kurfürstendamm in Richtung Gedächtniskirche liefen. Sofie machte noch immer einen hervorragenden Eindruck. Sie atmete tief und gleichmäßig und gab das Tempo vor, ich fühlte mich hingegen seltsam schlapp und fast schon am Ende meiner Kräfte angelangt.
Wehmütig entdeckte ich eine Reklametafel am Streckenrand auf der ein saftiger Cheeseburger und goldbraune Pommes appetitlich in Szene gesetzt waren. Hinter dem gigantischen Sesambrötchen mit gegrilltem Fleischbelag thronte ein majestätischer Pappbecher, randvoll gefüllt mit eisgekühlter Coca-Cola. Meine staubtrockene Kehle wurde augenblicklich mit Speichel benetzt, dann setzten die Seitenstiche ein.
Zunächst bemerkte ich nur ein leichtes Ziehen in meiner rechten Körperhälfte, doch schon Sekunden später kam es mir vor als ob meine Leber von brennenden Pfeilen durchbohrt werden würde, wie bei einer unglücklich verlaufenen Akupunktur der inneren Organe. Schmerzverzerrt blieb ich stehen und krümmte meinen Oberkörper nach vorn.
Sofie lief unbeirrt weiter, nach einigen Metern hielt sie jedoch an um nach mir zu sehen. Die Schmerzen machten mich fast wahnsinnig, eisiger Schweiß perlte von meiner Stirn und meine Lungen brannten. Ganz offensichtlich war ich unfähig weiter zu laufen, dennoch versuchte ich es krampfhaft um nicht als kompletter Versager vor Sofie dazustehen. Schließlich war ich es, der diesen Marathon unbedingt in seinem Lebenslauf verewigen wollte und nicht sie.
Im Moment war ich jedoch unfähig mir einzugestehen, dass mir meine Atemtechnik zum Verhängnis geworden war. Meine Organe litten unter akutem Sauerstoffmangel und meine Leber hatte im Grunde nur versucht, sich etwas Luft zu verschaffen. Eine kurze Verschnaufpause, dann würde ich mich schon wieder aufraffen und diesen verdammten Lauf zu mir selbst zu einem siegreichen Ende bringen. Plötzlich spürte ich Sofies Hand auf meiner Schulter.
„Was ist, alles in Ordnung?“ fragte sie mitfühlend.
„Ja klar … nur Seitenstechen … nichts Ernstes … geht gleich wieder …“ hechelte ich als Antwort und versuchte zu lächeln um meinen Worten Nachdruck zu verleihen. In Wahrheit rebellierte meine angeschlagene Kondition erfolgreich gegen meine Willenskraft und wollte mich zur Aufgabe zwingen. Ich versuchte so gut es eben ging die eindeutigen Symptome meines Körpers aus meiner Wahrnehmung zu verdrängen und lief weiter, zwar deutlich langsamer als zuvor aber immerhin.
Es geht schon wieder, komm, du schaffst das, du bist eine Kämpfernatur redete ich mir ein. Doch im Gegensatz zu Sofie war mein inneres Ich nicht sehr leichtgläubig und insgeheim war mir auch hundertprozentig bewusst, dass ich es in meiner gegenwärtigen Verfassung nicht bis ins Ziel schaffen würde. Trotzdem dachte ich nicht im Entferntesten daran aufzugeben, sondern schleppte mich weiter, Kilometer um Kilometer, wie ein verwundeter Soldat auf dem Schlachtfeld.
Vor uns am rechten Streckenrand entdeckte ich verschwommen ein aktuelles Kilometerschild, 16 Kilometer war darauf in leuchtend weißer Schrift zu lesen. Erst 16 Kilometer.
Verdammt, noch nicht einmal die Hälfte der Strecke.
In der Ferne tauchte bereits der Eingang zum neu gebauten unterirdischen Straßentunnel auf, der das östliche Ende des Tiergartens mit dem Potsdamer Platz verband und erstmalig für einen Marathon freigegeben worden war.
Auf einmal entstand eine nervöse Unruhe im Teilnehmerfeld vor uns. Läufer sprangen panisch zur Seite, einige hechteten ungelenk in Deckung, wieder andere kreischten vor Überraschung laut auf. Irgendetwas kam uns entgegen. Und so seltsam es klingen mag, ich wusste instinktiv, was sich da unaufhaltsam näherte, meine Lügengeschichte war Realität geworden.

***

Auf einmal spürte ich keine Seitenstiche mehr, ich spürte überhaupt nichts mehr. Gebannt und unfähig mich zu bewegen, starrte ich stur geradeaus, als hätte man mir Scheuklappen aufgesetzt. Eine menschenleere Schneise hatte sich auf dem Mittelstreifen der Straße gebildet und eine Gestalt auf zwei Beinen näherte sich mir wie in Zeitlupe. In meiner Fantasie hatte ich ihn mir genau so ausgemalt, den Geisterläufer.
Schlagartig veränderte sich meine Wahrnehmung der Außenwelt und ich beobachtete Sofie teilnahmslos aus dem Augenwinkel heraus, die mir etwas zurief, doch ich hörte sie nicht.
Der Geist hatte mich bereits anvisiert, seine Beine schwebten deutlich über dem Boden und von seiner Gestalt war nur eine vage schlierenförmige Kontur zu erkennen. Sämtliche Läufer in meiner Umgebung waren verschwunden, hatten sich schutzsuchend zurückgezogen oder kauerten ängstlich hinter der Absperrung. Nur ich und mein frei erfundener Geist befanden sich noch auf dem verwaisten Asphalt, wie zwei sich duellierende Cowboys zwölf Uhr Mittags auf der Main Street.
Verängstigt und absolut unfähig einen klaren Gedanken zu fassen geschweige denn die Flucht zu ergreifen, befleckte ich meine hellen Sporthosen mit heißem Urin. Nur noch ein paar Meter Abstand trennten uns jetzt noch voneinander, fasziniert sah ich dem irrealen Wesen ins durchscheinende Antlitz.
Paradoxerweise wurde der Umriss des Kopfes auf seinen Schultern immer unschärfer, je näher er auf mich zukam. Es machte fast den Eindruck, als wäre der Geist ganz und gar kopflos, ein vollkommen orientierungsloses Wesen.
Noch bis vor kurzem hätte ich jeden hämisch ausgelacht, der mir etwas über die Existenz von Geistern, Zombies, Werwölfen und dergleichen berichtet hätte, doch in diesem Augenblick war alles anders. Wie ein willenloses Opfertier auf der Schlachtbank erwartete ich die Vereinigung mit meinem Todesboten aus dem Jenseits.
Nur einen Sekundenbruchteil vor unserem schicksalhaften Aufeinandertreffen spürte ich einen harten Stoß in die Rippen und wurde rüde zur Seite gestoßen. Ohne genau zu begreifen, was mit mir geschah, zog ich reflexartig die Arme vor den Oberkörper und landete unsanft auf dem Boden. Beim Aufprall schürfte ich mir den linken Ellenbogen auf.
Aufgeschreckt drehte ich mich um und blickte in die zornigen Augen eines jungen Mannes. Der grimmig dreinblickende Typ gab mir mit einer abfälligen Geste zu verstehen, dass ich ihm im Weg stand und er sich nicht anders zu helfen wusste. Er bemerkte scheinbar nicht, wie die Aura des Geistes unvermittelt in seinen Körper fuhr und sich in Form einer zerstäubenden Wolke mit ihm vereinigte. Bläulich schimmernder Dunst verflüchtigte sich geräuschlos zu allen Seiten, doch die einzige Reaktion des Mannes war, dass sich seine buschigen Augenbrauen zusammenzogen und er mir etwas in einer fremden Sprache zuraunte, irgend eine Beleidigung, die ich nicht verstand. Dann lief er weiter.
Völlig perplex blieb ich in meiner lächerlichen Position liegen und sah ihm mit offenem Mund hinterher. Der Geisterläufer hatte sich vollständig verflüchtigt und nichts zeugte mehr von seiner Existenz.
Mittlerweile war der junge Mann an der übernächsten Kreuzung angekommen, bog nach rechts in die Unterführung ein und verschwand endgültig aus meinem Sichtfeld. Das letzte, was ich von ihm wahrnahm war sein wallendes T-Shirt mit der Aufschrift WTC, das seinen massigen Körper wie einen wehenden Umhang umgab.
Sofie war in der Zwischenzeit auf die Straße geeilt und kniete neben mir nieder. Die anderen Marathon-Teilnehmer kamen derweil zaghaft zurück auf die Straße geeilt und tuschelten nervös durcheinander. Sie schienen sich gegenseitig zu versichern, dass sie allem Anschein nach einer Fata Morgana erlegen waren. Einer nach dem anderen nahm den Marathon wieder in Angriff, fast so als wäre nichts geschehen. Sofie ergriff meine rechte Hand, die bleich und leblos herabhing, eine blonde Haarsträhne klebte wellig an ihrer schweißglänzenden Stirn.
„Du hast mich also doch nicht angelogen“, waren ihre ersten Worte. „Es gibt ihn wirklich und er hatte es diesmal auf dich abgesehen.“
Ich wusste nicht, was ich ihr antworten sollte, widersprüchliche Gedanken kreisten unkontrolliert in meinem Verstand, ich musste das Geschehene erst einmal verdauen. Wie in Trance richtete ich mich wieder auf. Die Seitenstiche waren verschwunden und ich fühlte mich etwas schwindelig aber seltsam erleichtert.
„Lass uns weiterlaufen“ erklärte ich mit gespielter Überzeugung. „Ich denke, dass ich es bis ins Ziel schaffen kann.“
Sofie sah mich verdutzt an.
„Das meinst du jetzt nicht im Ernst, oder?“ entgegnete sie mit einem leichten Anflug von Zorn in ihrer Stimme. „Hast du deine eigene Geschichte verdrängt? Die beiden Todesfälle … die Warnung des Geistes … und die Erscheinung gerade eben?“
Sofie meinte es bitterernst, keine Frage. Doch in meinem Inneren kämpften zwei entgegen gesetzte Stimmen um die Meinungsführerschaft, wie bei der abgedroschenen Metapher mit dem Engel und dem Teufel auf den Schultern. Ich wusste einfach nicht, wie ich mich entscheiden sollte, Weiterlaufen oder Abbruch und das Eingeständnis, versagt zu haben. Letztendlich entschied ich mich schweren Herzens für Sofies Ratschlag. Der Geisterläufer hatte sein Ziel erreicht und mir einen gehörigen Schrecken eingejagt.
„Gut, wenn du unbedingt willst, dann bin ich halt ein elender Versager. Nächstes Jahr ist schließlich auch wieder eine Gelegenheit.“
Innerlich fühlte ich mich erbärmlich, doch Sofie umarmte mich und gab mir einen Kuss auf die Wange.
„Das war die absolut richtige Entscheidung, glaub’ mir.“
Genau da war ich mir alles andere als sicher, doch Sofie strahlte mich überglücklich an, als sei ihr ein riesiger Stein vom Herzen gefallen. Die Erscheinung des Geistes schien sie weit weniger beunruhigt zu haben als mein soeben geäußerter Wille, doch noch weiterzulaufen. Und als meine geistige Verwirrung allmählich wieder klaren Gedanken wich, traf ich eine Entscheidung.
„Hör mal, wenn ich schon diesen gottverdammten Marathon nicht zu Ende laufen kann, dann solltest du es wenigstens versuchen. Wenn ich es mir recht überlege, stehen deine Chancen wirklich gut, Hauptsache du übertreibst es nicht so wie ich.“
„Glaubst du, bisher bin ich höchstens zehn Kilometer im Park …“
„Nichts da! Deine Tagesform ist ausgezeichnet. Wenn du es mit deiner Geschwindigkeit nicht übertreibst und weiterhin an jedem Getränkestand eine Pause einlegst, dann sollte es für dich eigentlich zu schaffen sein. Na ja, Blasen an den Füßen wirst du hinterher wahrscheinlich schon bekommen.“
Verwundert über mich selbst klopfte ich ihr mehrmals auf die Schulter, um ihr Glück zu wünschen. Sofie lächelte mich wortlos an, umarmte mich und lief weiter. Ihre Silhouette schrumpfte mit zunehmender Entfernung auf Daumengröße zusammen, dann schlängelte sie sich elegant an einer Gruppe von Läufern vorbei und bog nach rechts in die Unterführung ein. Als sie von der Dunkelheit des Tunnels verschluckt wurde, verlor ich sie endgültig aus den Augen.

***

Erschöpft, aber auch seltsam erleichtert schlurfte ich der nächstgelegenen Bushaltestelle entgegen, ohne an etwas Bestimmtes zu denken. Meine Fußsohlen schmerzten bei jeder Bodenberührung und meine Kniescheiben knirschten auf den blanken Oberschenkelknochen. Einige Zuschauer, hauptsächlich ältere Damen mit kleinen aufgedunsenen Pelzknäulen auf dem Arm, die eine entfernte Ähnlichkeit mit Hunden besaßen, machten ein mitleidiges Gesicht in meiner Gegenwart. Andere grinsen höhnisch und schienen mich für mein Aufgeben zu verachten. Ich ignorierte ihre Blicke so gut es eben ging.
Ein kleiner Junge hielt mir eine noch nicht ganz reife Banane entgegen, die ich dankbar annahm und gierig verschlang, woraufhin das flaue Gefühl in meinem Magen fürs Erste verschwand.
Ich beschloss, mit dem M45er Bus zur Zielgeraden vorzufahren um dort auf Sofie zu warten. Wenn sie ihr gegenwärtiges Tempo beibehielt, dann würde sie vermutlich in knapp zwei Stunden dort eintreffen. Ich konnte also noch in aller Ruhe ein wenig ausspannen und vielleicht einen kleinen Imbiss zu mir nehmen, eine Currywurst oder einen Döner mit Schafskäse. Meine miserable Laune verbesserte sich geringfügig und ich war gerade am Haltestellenschild angekommen, als plötzlich, ohne Vorwarnung ein gewaltiges Dröhnen das Trommelfell in meinen Ohren bis zur Schmerzgrenze vibrieren ließ. Sekunden später bebte die Erde und eine gewaltige Hitzewelle strömte über mich hinweg.
Was zum …?
Mein Gehör wurde von einem schrillen Ton überlagert und die überraschten Schreie der umstehenden Passanten drangen nur dumpf zu mir durch. Benommen torkelte ich in Richtung Straße. Eher aus purem Zufall warf ich einen Blick in Richtung der Unterführung. Was ich dort sah, konnte ich im ersten Moment kaum glauben, geschweige denn begreifen, doch mein vernebelter Verstand wurde von einem Adrenalinschock überflutet und ich wurde augenblicklich hellwach.
Aus dem Tunnel, der jetzt einem gigantischen Maul aus Stahlbeton glich, stieg schwarzer Rauch in den sonnigen Nachmittagshimmel empor. Menschliche Umrisse wankten aus dem Inneren hervor, stöhnende Gestalten, die mich an lebende Tote erinnerten. Die mit Sicherheitsnadeln angesteckten Startnummern auf ihren Hemden waren blutverschmiert, ihre Blicke starr, leer und glasig. Ein apathisch wirkender Mann mit wüst abstehenden staubbedeckten Haaren reckte mir seine zerfetzten Armstümpfe entgegen.
Staunend betrachtete ich den Albtraum, der sich gerade vor meinen Augen abspielte. Das konnte doch alles unmöglich passieren. Unterbewusst speicherte ich jedes Detail in meiner Erinnerung ab während ich mich wie ferngesteuert dem Tunneleingang näherte. Eine schwangere Frau mit kurzen schulterlangen Haaren, der das Blut in Sturzbächen die Oberschenkel hinabströmte, bettelte mich um Hilfe an, doch ich beachtete sie kaum.
Einer Vorahnung folgend, betrat ich den Tunnel.
Grässlich verstümmelte Menschen kamen mir entgegen, einige wimmerten leise vor sich hin, andere schlurften nur teilnahmslos an mir vorbei. Das Epizentrum der Explosion lag jetzt direkt vor mir und das Bild der Verwüstung war in seiner ganzen schrecklichen Dimension nahezu unbeschreiblich.
Die eben noch neuen Kacheln an den Tunnelwänden waren aus den Fugen gesprengt worden, zerbrochene Keramikscherben lagen überall auf dem Boden verstreut und aus zersplitterten Neon-Röhren, die schief von der Decke hingen, flackerte gelbliches Licht. An der Stelle der Explosion war nur noch ein muldenförmiger rußgeschwärzter Krater im Boden zurückgeblieben, die Ränder des Kraters waren mit Kleidungsfetzen und eigentümlichen Überresten von schwarzem Leder verziert.
Links neben mir ragte noch ein verkohlter Arm aus einem grünen T-Shirt. Auf dem zerfetzten Baumwollhemd war die Aufschrift WTC zu erkennen und ich erkannte das Hemd des jungen Mannes wieder, das mich vor nicht einmal zehn Minuten an einen wallenden Umhang erinnert hatte. WTC … World Trade Center.
Zusammengekrallte Finger umschlossen einen länglichen Gegenstand, aus dem ein verschmortes Kabel herabhing. Wie ein gezielter Schlag in die Magengrube wurde mir bewusst, was sich abgespielt haben musste. Niemand, mich eingeschlossen hatte den Warnungen des BKA vor einem Terroranschlag in Berlin Beachtung geschenkt. So etwas geschah in allen möglichen Teilen der Welt, nur nicht hier bei uns. Mein klägliches Rest-Selbstbewusstsein verabschiedete sich vollends ins Nirwana und meine Knie zitterten wie morsches Holz, das jederzeit zu brechen drohte. Dennoch setzte ich meine Suche fort. Noch hatte ich Sofie nicht gefunden.
Wie unter Hypnose absolvierte ich einen morbiden Hindernislauf, stolperte über abgerissene Arme und Beine und sah mich vor, nicht in einer rötlich schimmernden Blutlache auszurutschen.
Dann entdeckte ich Sofie. Ihr zerfetzter Torso, aus dem die Rippen ihres Brustkorbes wie verdrehte Spinnenbeine herausragten, lehnte seitlich an einer Tunnelwand. Der vollkommen mit glänzendem Blut überzogene Fleischklumpen, der noch vom Körper meiner Freundin übrig geblieben war, erinnerte mich an einen glasierten Weihnachtsapfel. Ihr grauenvoller Anblick trieb mir die Tränen in die Augen. Nur anhand ihrer Startnummer konnte ich sie überhaupt noch identifizieren. Sofies hübscher Kopf war verschwunden, aus dem offenen Halsstumpf sprudelte jetzt roter Lebenssaft wie aus einem frisch angezapften Bierfass.
Zitternd wendete ich mich von dem entsetzlichen Anblick ab und versuchte so gut es eben ging, die Fassung zu wahren, was mir nicht recht gelingen wollte. Sofies zierlicher Kopf war anscheinend von der Druckwelle der Explosion abgerissen und zurückgeschleudert worden. Mit einem verschwommenen Tränenschleier vor den Augen wankte ich den Weg zurück, den ich gekommen war und hielt dabei den Blick stur gen Boden gerichtet.
Nur wenige Meter vor dem Tunneleingang fand ich ihn endlich, Sophies dunkelblondes Haar klebte noch auf dem Asphalt. Ich beugte mich herunter, nahm ihren Kopf zärtlich zwischen beide Hände und hob ihn vorsichtig zu mir nach oben. Ihre am Boden haftenden Haarsträhnen lösten sich mit einem widerwärtig reißenden Geräusch vom Straßenbelag.
Mit ehrlicher Erleichterung sah ich in ihr makelloses Antlitz. Ihr Gesichtsausdruck war noch exakt derselbe, mit dem sie sich vor kurzem von mir verabschiedet hatte und wenn ich es nicht besser gewusst hätte, dann hätte ich schwören können, sie würde mich anlächeln.
Ihren Kopf wie eine lieb gewonnene Trophäe unter den Arm geklemmt, wankte ich zurück ins Freie.
Sofies Geist begleitete mich.
Es machte mir überhaupt nichts aus, dass ich soeben den Verstand verloren hatte.

 

Guten Morgen Mr. Hunt,

zunächst mal nennt der Esel sich immer zuerst, das ist mir an einigen Stellen in deiner Geschichte unangenehm aufgefallen. Ich und ... Soviel zum Knigge.

Die Geschichte fand ich gut, besonders gefallen hat mir die Transition von der niedlichen Gespenstergeschichte zum infernalischen Horrorszenario eines Terroranschlags.

Nicht geschnallt habe ich:

1. Den Sinn der 9/11-Referenzen (Warum liegt da ein Typ mit WTC-Shirt unter den Opfern?).

2. Den Zusammenhang zwischen der Geisterläufergeschte und dem Bombenattentat, auch wenn mir der Übergang von einem zum anderen wie gesagt gefallen hat.

3. Is' der Erzähler 'nu am Ende 'n Jespenst?

Was vom Tage übrigblieb:

„Was, Geisterläufer? Du willst mich auf den Arm nehmen.“

"Willst du mich verarschen" würde doch um einiges natürlicher klingen. Oder "Du willst mich wohl ins Bockshorn jagen, was, du Handkäs mit Musik!"

genau, sein Ektoplasma

Ich musste auch die ganze Zeit an die Szene in Ghostbusters denken, wo sie den Geisterjogger im Central Park einfangen. :D

Kleine Kinder reckten Transparente über ihre schmalen Schultern, auf denen geschrieben stand: Vati, du schaffst das oder Karl-Gustav, gib Gas, das Mittagessen wird kalt!

:lol:

Und so seltsam es klingen mag, ich wusste instinktiv, was sich da unaufhaltsam näherte, meine Lügengeschichte war Realität geworden

Der letzte Teil des Satzes macht seine Wirkung kaputt. Jeder halbwegs aufmerksame Leser weiß, was da auf den Prot zukommt.

Schön schön.

Viele Grüße,

Jan-Christoph

PS: Kurz nach sechs? Hast du Insomnia oder was? :sconf:

 

Guten Abend!

Schön, dass du Gefallen an meinem Ego-Trip gefunden hast :)

Zum Thema "Nicht geschnallt":

Der Terroranschlag ist ja quasi nur das Überraschungsei am Schluss, gleichzeitig aber auch die logische Konsequenz aus der Geister-Erscheinung (Todesbote *blabla sülz*). WTC ist dann auch nur ein billiger Hinweis für die gaaaanz schlauen Leser :D

Ich wollte den "Anrempler" zuerst als Araber beschreiben, aber dann wäre es leider zu eindeutig gewesen (Araber = Terrorist :( ).

Da mein Prot sich das mit dem Geist ja nur ausgedacht hat, kann es eigentlich nur eine mögliche Erklärung für die Identität des Geistes geben, oder? Tip: Der kopflose Rei ... äh, Läufer und Sofies Kopflosigkeit am Schluss :hmm: Wer sagt denn, das Astralerscheinungen nicht in der Zeit zurückgehen bzw laufen können? :Pfeif:

Ich musste auch die ganze Zeit an die Szene in Ghostbusters denken, wo sie den Geisterjogger im Central Park einfangen.

Ohne Scheiss, die Idee ist mir beim diesjährigen Bewag Berlin Halbmarathon gekommen und ich fand sie bescheuert genug, um (ein halbes Jahr später) eine Geschichte draus zu machen. An einen echten Marathon traue ich mich noch nicht ran (Angst vor Gespenstern, du verstehst).

PS: Kurz nach sechs? Hast du Insomnia oder was?

Der frühe Vogel fängt den Wurm :)

In dem Sinne, ich geh jetzt schlafen

Ciao, Marvin

 

WTC ist dann auch nur ein billiger Hinweis für die gaaaanz schlauen Leser

Würde ich an deiner Stelle rausschmeißen, macht meines Erachtens echt gar keinen Sinn.

Da mein Prot sich das mit dem Geist ja nur ausgedacht hat, kann es eigentlich nur eine mögliche Erklärung für die Identität des Geistes geben, oder? Tip: Der kopflose Rei ... äh, Läufer und Sofies Kopflosigkeit am Schluss

Der kopflose Geist als Vorbote der Katastrophe, ja, das passt. Aber dass der Prot sich eine Marathongespenstergeschichte ausdenkt und der Geist seiner Freundin dann beschließt, als Marathonläufergespenst das Omen zu machen, ist schon'n komischer Zufall, woll?

Obwohl ... :idee: Sie kommt ja aus der Zukunft, kann sich an die Geschichte vom MLG erinnern und deutet ihrem Stecher so vielleicht an: Hey, ich bin's! War's so gemeint? :hmm:

Rätselnd

Jan-Christoph

 

Würde ich an deiner Stelle rausschmeißen, macht meines Erachtens echt gar keinen Sinn.

Warum nicht :confused:

Obwohl ... Sie kommt ja aus der Zukunft, kann sich an die Geschichte vom MLG erinnern und deutet ihrem Stecher so vielleicht an: Hey, ich bin's! War's so gemeint?

Ja doch, so in etwa war's von mir angedacht. Dachte ehrlich gesagt nicht, dass es so kompliziert/unverständlich rüberkommt :(

 

Warum nicht

Warum doch? Ein Terroranschlag in Berlin und dann ist da ein Opfer mit WTC-Shirt, weil, in New York hat's ja auch mal geknallt, ich meine, was soll denn das heißen?

Ein Hundezüchter wird erschossen und neben der Leiche liegt die Visitenkarte von Mel Gibson, weil der ja auch'n Hund hat. Schnall ich einfach nicht. Was soll dieser Hinweis?

Dachte ehrlich gesagt nicht, dass es so kompliziert/unverständlich rüberkommt

Vielleicht hab' ich auch nicht aufmerksam genung gelesen. Weitere Kritiken abwarten. ;)

Der Wurm,

Jan-Christoph

 

Hallo,
Formkram zuerst:

Ich erinnere mich noch an jede unbedeutende Einzelheit, das strahlend schöne Augustwetter, die jubelnden Zuschauer hinter den Absperrungen, das klaustrophobische Gedränge und die ewig langen Schlangen vor den Dixie-Klos. Es ist fast so, als könnte ich mich wirklich noch daran erinnern.

Zähl doch mal richtige Einzelheiten auf, Wetter, Schlange, Zuschauer, das wirkt nicht überzeugend genug. Und außerdem hätte ich mir eine Erklärung für das "könnte" gewünscht, das steht zunächst einfach so da, schwebt in der Luft.

...jaulend in seine imaginäre Hundehütte verweisen.
So, wie es dransteht bedeutet es, dass du jaulst... :)

Das sportliche Großereignis, der Berlin Marathon warf seinen bedrohlichen Schatten voraus...
Warum bedrohlich? Passt irgendwie nicht zu dem "endlich" aus dem Satz davor.

Nicht ganz fair, zugegeben, aber letztendlich erfolgreich.
"erfolgreich" find ich als Formulierung nicht ganz treffend. Wie wärs mit "...letztendlich ließ ich ihr keine Wahl."

Ihre Pupillen zitterten.
Wow, würde mich interessieren, wie das aussieht! Noch nie gehört, dass Pupillen zittern und wofür das eine Indikation ist. Klär mich bitte auf!

Wenn ich nicht in Kauf nehmen wollte, ...als Einzelkämpfer in Angriff zu nehmen.
Vielleicht nur mir aufgefallen, aber mir ist das doppelte "nehmen" etwas zu dicht aufeinander. Womöglich findet sich eine alternative Formulierung.

„Erzähl“ forderte sie mich wie aus der Pistole geschossen auf.
„Erzähl!“, forderte...

zurechtreimte.
Auseinander schreiben, würde ich sagen. Außerdem ist das eine Chimäre aus "zusammenreimen" und "zurechtlegen", die vielleicht auc ersetzt werden sollte.

Danach folgt ein Abschnitt Erzählung in wörtlicher Rede. Du machst anfangs durch die Punkte und ähms deutlich, was du im letzten Satz des vorrausgegangenen Abschnittes ausdrückst. Aber da die Erzählung kaum unterbrochen wird und nicht gerade kurz ist solltest du von der Umgangssprache, die man eigentlich in der wörtlichen Rede gebrauchen würde Abstand nehmen, bzw auf Form achten. Liest sich dann einfach besser. Nichts gegen Einschübe, wie dus ein-, zweimal gemacht hast.
Beispiel:

...was für ein toller Hecht er doch ist.
"ist" sollte besser mit "sei", oder "war" ersetzt werden.

Kerl war nicht mehr zu helfen, sein Herz hatte aufgrund der
Punkt nach "helfen". Neuer Satz.

ziellos … entschuldige bitte den Ausdruck … Amok lief und kreuz und quer
Gedankenstriche oder Kommas, statt Punkte. Und wieso Amok?

nur ein älterer Herr im Rentenalter hatte anscheinend
Problem eins: älterer Herr um Rentenalter ist doppelt gemoppelt. Außerdem würde ich irgendwas wie "rüstig" oder dergleichen einfügen. Was sonst macht der im Läuferfeld. Die Erläuterung kommt erst im nächsten Abschnitt. Das erweckt den Eindruck, als wär der Charakter erst in dem Moment von dir erschaffen worden. Für eine lebendige Geschichte müssen wir aber davon ausgehen, dass der Mann Vergangenheit hat, also zieh die Beschreibung vor.

Ich finde es außerdem lustig, dass der Umgang mit Geistern so routiniert klingt:

von einem popeligen Gespenst ins Bockshorn jagen lassen.
Also nach einer menschlichen Reaktion klingt mir das nicht. Anders wäre es, wenn er den Vorgang wirklich gar nicht mitbekommen hätte.


mühelos von uns überholen, dagegen legten
Punkt. Neuer Satz.

...auf die Straße zwischen sich bewegenden Läuferwaden.
zwischen DIE sich bewegenden...

die Sehenswürdigkeiten der Stadt Revue passieren ließen.
Revue ist hier der falsche Ausdruck.

Wehmütig entdeckte ich eine Reklametafel am Streckenrand auf der ein saftiger Cheeseburger und goldbraune Pommes appetitlich in Szene gesetzt waren. Hinter dem gigantischen Sesambrötchen mit gegrilltem Fleischbelag thronte ein majestätischer Pappbecher, randvoll gefüllt mit eisgekühlter Coca-Cola. Meine staubtrockene Kehle wurde augenblicklich mit Speichel benetzt, dann setzten die Seitenstiche ein.
Weiß ja nicht, wie es dir geht, aber beim Joggen und noch ne knappe Stunde danach kann ich nix Süßes trinken, geschweigedenn Burger essen!


„Ja klar …, nur Seitenstechen …, nichts Ernstes …, geht gleich wieder …“
Kommas sind unnötig, außerdem keine Leerzeichen vor den Punkten.

unaufhaltsam näherte, meine Lügengeschichte war Realität geworden.
Punkt. Neuer Satz.

befleckte ich meine hellen Sporthosen mit heißem Urin.
"beflecken" ist nicht der ideale Ausdruck. Außerdem frag ich mich, weshalb der Urin heiß ist. Was du spürst ist doch höchstens Wärme.

ins durchscheinende Antlitz
durchscheinend..?? Durchsichtig?

„Du hast mich also doch nicht angelogen“ waren ihre ersten Worte.
Komma nach der wörtlichen Rede.

Verstand, ich musste das Geschehene erst einmal verdauen.
Punkt. Neuer Satz.

die Warnung des Geistes
Welche warnung?

entgegen gesetzte Stimmen
Sitzen sich die Stimmen gegenüber? Klingt so.

Dann wundert es mich, dass Sofie doch weiter läuft. Was für ein Interesse hat sie? Geweckter Ehrgeiz? Wär vielleicht in ein, zwei Sätzen erwähnenswert.

meine Kniescheiben knirschten auf den blanken Schienbeinknochen.
Oberschenkelknochen, wenn du kein anatomisches Wunder bist.

zur Zielgeraden vorzufahren um dort auf Sofie zu warten.
Komma vor um

einen kleinen Imbiss zu mir nehmen, eine Currywurst oder einen Döner mit Schafskäse.
Kommentar zum Essen und joggen siehe oben.

Ein apathisch wirkender Mann mit wüst abstehenden staubbedeckten Haaren reckte mir seine zerfetzten Armstümpfe entgegen.
Was fällt zuerst auf: dass der Mann apatisch ist, oder die Armstümpfe? Wenn du die Stümpfe gesehen hättest, würde es dich kümmern, ob er apatisch wirkt oder nicht?

Einer Vorwarnung folgend, betrat ich den Tunnel.
Vorahnung

Auch, wenn es augenscheinlich gut in die Story passt: der Protagonist muss schon enorm abgebrüht sein, wenn er sich beim Anblick des Kopfes seiner Freundin nicht kotzend abwendet, sondern ihn sogar aufhebt!
Du lässt den Charakter den Verstand verlieren, aber dazu hast du definitiv zu wenig geschrieben. Alles was du tust ist die Szene zu beschreiben, dabei weiß aber keiner, was in dem Protagonisten abgeht.
Da kann man unglaublich viel schreiben und mit erzählter Zeit und Erzählzeit spielen. Beginnt der Wahnsinn bei der Begegnung? Erholt der Mann sich wieder davon? Solche Dinge.

Gefallen hat mir, dass die Geistergeschichte nicht 08/15 weitergeht. Sie geht nämlich gar nicht weiter und das ist auch der negative Punkt. Dass der Geist kopflos wird brachte ich nicht mit der Enthauptung in Verbindung. Was hat der Geist gemacht? Wollte er warnen? Warum wird er vom Terrorist absorbiert?
(Terrorist übrigens gut beschrieben, mit der fremden Sprache und so!:thumbs)
Was macht also der Geist da und welchen Einfluss hat das auf die Geschichte? Theoretisch hätte er sich auch den Fuß verstaucht haben können und deshalb aufhören können. Dann wäre die Handlung völlig ohne Geistergeschichte ausgekommen.

Fazit:
Mir sind einige sprachliche Ungenauigkeiten aufgefallen. Ich nehme an, dass du nicht so häufig schreibst, aber Übung macht da den Meister!
Gegruselt hab ich mich nicht. Zerfetzte Körper machen keine gute Geschichte.
Empfehlung von mir: Verbinde die beiden Handlungsstränge besser miteinander. Löse dich etwas vom Charakter, wenn du erzählst. Lass sich die Person von außen selbst sehen. Das macht die Geschichte bunter, die Formulierungsmöglichkeiten vielfältiger.
Von mir kriegt diese Geschichte in der aktuellen Fassung 8 von 15 Punkten.

Gruß und ich hoffe meine kritik ist konstruktiv!

 
Zuletzt bearbeitet:

Ja hallo erstmal ... (!)

Das wird jetzt wohl eine etwas längere Antwort, zwangsläufig. :bier:

@ Proof

Zitat:
Warum nicht

Warum doch? Ein Terroranschlag in Berlin und dann ist da ein Opfer mit WTC-Shirt, weil, in New York hat's ja auch mal geknallt, ich meine, was soll denn das heißen?

Ein Hundezüchter wird erschossen und neben der Leiche liegt die Visitenkarte von Mel Gibson, weil der ja auch'n Hund hat. Schnal
l ich einfach nicht. Was soll dieser Hinweis?


Mel Gibson hat nen Hund ... ? Der Hinweis sollte im Grunde nur irgend ein Indiz sein, anhand dessen der Prot sein Aha-Erlebnis hat, nichts weiter. Aber wenn's dich dermaßen stört, denk ich mir noch was anderes aus.

@ Dru

Nein, im Ernst eine schön geschriebene Geschichte, die allerdings zwischendurch etwas langatmig wirkt (könnte aber auch an meiner geringen Aufmerksamkeitsspanne liegen).

Danke vielmals :) und glaub mir: Ein Marathon IST langatmig.

@ SamCaracha

Gruß und ich hoffe meine kritik ist konstruktiv!

Teils ja, teils nein. Ich werde mich mal auf die m.M.n. eher unberechtigte Kritik von dir konzentrieren, eine Kritik der Kritik sozusagen :hmm: .

Zähl doch mal richtige Einzelheiten auf, Wetter, Schlange, Zuschauer, das wirkt nicht überzeugend genug. Und außerdem hätte ich mir eine Erklärung für das "könnte" gewünscht, das steht zunächst einfach so da, schwebt in der Luft.

Diese beschreibenden Details hatte ich zuerst in meiner Einleitung mit drin, habe dann jedoch einiges heraus gekürzt (siehe auch Vorwurf der Langatmigkeit). Das Wetter erwähne ich übrigens nach dem Start.

Warum bedrohlich? Passt irgendwie nicht zu dem "endlich" aus dem Satz davor.

Okay überzeugt, "bedrohlich" wird gestrichen.

Zitat:
Ihre Pupillen zitterten.
Wow, würde mich interessieren, wie das aussieht! Noch nie gehört, dass Pupillen zittern und wofür das eine Indikation ist. Klär mich bitte auf!

Nun, im Zustand der Erregung weiten sich die Pupillen. Ist mir ehrlich gesagt Wurst, wenn im angespannten Zustand der restliche Körper zittert, warum dann nicht auch die Pupillen.

Gedankenstriche oder Kommas, statt Punkte. Und wieso Amok?

Gedankenstriche - okay; Amok - darum!

Zitat:
nur ein älterer Herr im Rentenalter hatte anscheinend

Problem eins: älterer Herr um Rentenalter ist doppelt gemoppelt. Außerdem würde ich irgendwas wie "rüstig" oder dergleichen einfügen. Was sonst macht der im Läuferfeld. Die Erläuterung kommt erst im nächsten Abschnitt. Das erweckt den Eindruck, als wär der Charakter erst in dem Moment von dir erschaffen worden. Für eine lebendige Geschichte müssen wir aber davon ausgehen, dass der Mann Vergangenheit hat, also zieh die Beschreibung vor.


Das mit dem "doppelt gemoppelt" ist korrekt. Ich bitte dich allerdings zu bedenken, dass die eingebaute Geisterstory von meinem Ich-Erzähler in genau diesem Moment erfunden wird, er dementsprechend zu Flüchtigkeitsfehlern neigt. Realistisch, oder?

Zitat:
von einem popeligen Gespenst ins Bockshorn jagen lassen.

Also nach einer menschlichen Reaktion klingt mir das nicht. Anders wäre es, wenn er den Vorgang wirklich gar nicht mitbekommen hätte.


Finde ich schon menschlich, denn er ist halt ein sehr abgeklärter Rentner, der vielleicht sogar schon einmal einen Geist gesehen hat. Und überhaupt: Die Geschichte ist spontan ausgedacht und frei erfunden.

Zitat:
die Sehenswürdigkeiten der Stadt Revue passieren ließen.

Revue ist hier der falsche Ausdruck.


Was ist dann der richtige Ausdruck?

Weiß ja nicht, wie es dir geht, aber beim Joggen und noch ne knappe Stunde danach kann ich nix Süßes trinken, geschweigedenn Burger essen!

Ja, stimmt schon. Die Szene soll eigentlich nur illustrieren, dass der Prot nicht völlig überzeugt von seinem Anliegen ist und sein Körper eine, wie auch immer geartete Energiezufuhr dringend nötig hat.

Zitat:
befleckte ich meine hellen Sporthosen mit heißem Urin.

"beflecken" ist nicht der ideale Ausdruck. Außerdem frag ich mich, weshalb der Urin heiß ist. Was du spürst ist doch höchstens Wärme.


Nun, da kann ich aber aus Erfahrung sprechen ... obwohl ... nächstes Thema.

Zitat:
die Warnung des Geistes

Welche warnung?


Die Warnung, dass sich der alte Sack besser mal hätte erschrecken lassen und aufgeben sollen, um nicht an Überanstrengung zu sterben.

Dann wundert es mich, dass Sofie doch weiter läuft. Was für ein Interesse hat sie? Geweckter Ehrgeiz? Wär vielleicht in ein, zwei Sätzen erwähnenswert.

Na, der Prot hat sie doch zum Weiterlaufen ermutigt. Außerdem ist sie nicht grad der gesprächige Typ (Ideal einer Freundin, wenn du mich fragst ;) ).

Zitat:
Ein apathisch wirkender Mann mit wüst abstehenden staubbedeckten Haaren reckte mir seine zerfetzten Armstümpfe entgegen.

Was fällt zuerst auf: dass der Mann apatisch ist, oder die Armstümpfe? Wenn du die Stümpfe gesehen hättest, würde es dich kümmern, ob er apatisch wirkt oder nicht?


Ja!

Auch, wenn es augenscheinlich gut in die Story passt: der Protagonist muss schon enorm abgebrüht sein, wenn er sich beim Anblick des Kopfes seiner Freundin nicht kotzend abwendet, sondern ihn sogar aufhebt!
Du lässt den Charakter den Verstand verlieren, aber dazu hast du definitiv zu wenig geschrieben. Alles was du tust ist die Szene zu beschreiben, dabei weiß aber keiner, was in dem Protagonisten abgeht.
Da kann man unglaublich viel schreiben und mit erzählter Zeit und Erzählzeit spielen. Beginnt der Wahnsinn bei der Begegnung? Erholt der Mann sich wieder davon? Solche Dinge.

Ansichtssache! Ich denke, dass Geheimnisse zu einer solchen Geschichte gehören und der Prot sowieso neben sich steht. Er kann das Geschenene nicht glauben und schon gar nicht verarbeiten, woraufhin er schlussendlich den Verstand verliert. Das ist übrigens der allerletzte Satz der Geschichte, insofern finde ich deine Kritik nicht gerechtfertigt. Der Satz am Anfang mit dem "könnte" spielt zumindest darauf an, dass er versucht, die Erinnerung an die schrecklichen Ereignisse zu verdrängen, letztendlich aber scheitert.

Gefallen hat mir, dass die Geistergeschichte nicht 08/15 weitergeht. Sie geht nämlich gar nicht weiter und das ist auch der negative Punkt. Dass der Geist kopflos wird brachte ich nicht mit der Enthauptung in Verbindung. Was hat der Geist gemacht? Wollte er warnen? Warum wird er vom Terrorist absorbiert?
(Terrorist übrigens gut beschrieben, mit der fremden Sprache und so!:thumbs)
Was macht also der Geist da und welchen Einfluss hat das auf die Geschichte? Theoretisch hätte er sich auch den Fuß verstaucht haben können und deshalb aufhören können. Dann wäre die Handlung völlig ohne Geistergeschichte ausgekommen.

Äh, wie jetzt? Dir hat gefallen, dass die Geschichte nicht 08/15 weitergeht und kritisierst das im selben Atemzug? Nur zur Info: Sie geht weiter und du liegst mit deinen Vermutungen auch absolut richtig.

Das mit dem verstauchten Fuß ist auch nicht sinnvoll, denn sein "Fehler", wenn man ihn denn so nennen kann, bestand lediglich darin, seine Freundin allein weiterlaufen zu lassen. Ich gebe zu, dass es sich um ein Zeit-Paradoxon handelt aber das ist bei Zurück in die Zukunft schließlich auch nicht anders.

Fazit:
Mir sind einige sprachliche Ungenauigkeiten aufgefallen. Ich nehme an, dass du nicht so häufig schreibst, aber Übung macht da den Meister!

Diese Behauptung finde ich, nach Sichtung deiner Veröffentlichungen ehrlich gesagt eine Frechheit aber ich werde demnächst eine Geschichte von dir näher in Augenschein nehmen, versprochen.

Empfehlung von mir: Verbinde die beiden Handlungsstränge besser miteinander. Löse dich etwas vom Charakter, wenn du erzählst.

Du meinst, wie ein Geist?

Egal, ich weis deine umfangreiche Kritik in jedem Fall zu schätzen und werde vor allem die nicht angesprochenen Kritikpunkte demnächst verbessern.

@ Z-P

Last but not least :shy:

quote]Der vollkommen mit glänzendem Blut überzogene Fleischklumpen, der noch vom Körper meiner Freundin übrig geblieben war, erinnerte mich, so makaber das auch klingen mag, an einen glasierten Weihnachtsapfel

Witzig ist der vergleich ja irgendwo; aber leider zerstört er völlig die Atmosphäre, weil kein bisschen autentisch.


Hast Recht, aber Witzigkeit geht vor!

Fazit:
Im Mittelteil und zum Ende hin geht nach meinem Empfinden die Spannung flöten; hier wünschte ich mir den Text straffer und weniger ausschweifend, zumal Kurzgeschichte. Kürzung bestimmt möglich.
Da von vornherein klar zu sein scheint, was die Pointe ist, und die Geschichte recht lang ist, riskierst du, Leser im Mittelteil zu verlieren, die das dann doch halbwegs überraschende Ende (das was Schlimmes passiert, war ja klar) schon nicht mehr erwarten.

3+


Warst du jetzt überrascht oder dann doch nicht :confused: Die Langeweile im Mittelteil wurde ja schon mehrfach erwähnt, passt aber nunmal zur Authentizität des Marathons, basta. Deine letze Horror-Kg war ja auch etwas länger, wenn ich mich recht erinnere ;) . Die Note akzeptiere ich mal so und werde deinen nächsten "Erguss" auch benoten :baddevil:

Okay, das war's fürs Erste. Krieg ich jetzt eigentlich eine Medallie für die längste Antwort? Nein? Schade.

 

Hallo,

zunächst einmal ist mir das mit den Punkten was Neues, aber ich lerne ja gerne dazu.

Ich kann mir denken, dass du die geschichte am Anfang gekürzt haben wolltest, das ist auch nicht schlecht. Aber wenn du es schon so erwähnst, dass der Prot so viele Details noch kennt, dann zähl beweiß es doch auch.

Rein physiologisch ist es wohl etwas merkwürdig, wenn die Pupillen zittern. Das ist, wie wenn du bei nem Fotoapparat die Blende auf und zu machst. Ich denke, was du sagen willst ist, dass der Blick schnell hin und her huscht, oder?

Amok laufen? Wer weiß denn, dass der Geist gefährlich ist? Hat er ne Waffe?
Ich hab bereits am Anfang der Erzählung des Prots eingeworfen, dass es sich einfach besser anhört, wenn eine derartige Geschichte, so sie denn wichtig für die Handlung ist und nicht kurz IMO auf solche für die direkte Rede charakteristische Flüchtigkeitsfehler verzichten sollte. Es sei denn diese Fehler sind charakteristisch für DIESEN Charakter, meinetwegen eine Eigenheit im Sprechen, oder auch jenes eingeschobene "ähm".

Revue lässt man übrigens Dinge passieren, die in der Vergangenheit liegen und die man noch einmal vor sein Geistiges Auge holt (re-vue = wieder-gesehen). Ich wär für einen Ausdruck wie z.B. "und an den Sehenswürdigkeiten vorbei zogen.", oder "und die Sehenswürdigkeiten nur so an uns vorbei flogen."

Ich kann beim besten Willen nicht erkennen, wie der Geist den Alten gewarnt haben soll. Etwa wie "Erschreck dich und renn weg, sonst werd ich mich in dir auflösen und du wirst sterben!"??

Mir gefällt, dass die Geschichte nicht damit weitergeht, dass der Geist schließlich auch den Terroristen, von dem man das ja zur Zeit noch nicht weiß, tötet, eben dieses Wiederkehren der ruhelosen Seele.

Oder muss ich vom Verständnis gaaanz anders hergehen? Dass der Geist auf der Strecke jeweils versucht das Unglück zu verhindern? Den Tod des Mannes in der Geschichte und den Terrorakt? Warum wird aber die Erzählung überhaupt wahr? Mir kommt der Geist eben eher so vor, als würde er die Geschehnisse erst provozieren.

Nenn mich aber frech oder gib mir Tiernamen, wenns dich weiter bringt. Aber was ich hier veröffentlicht habe hat doch nichts mit deiner Geschichte zu tun.

Mit dem angesprochenen Tipp meinte ich nicht, dass du dich wie ein Geist von ihm lösen sollst. Aber vielleicht kannst du die Erzählungen des Prots ganz subjektiv immer wahnsinniger machen, aber gleichzeitig die rationale Wahrnehmung der Umgebung deutlich machen. Was du geschrieben hast scheint mir irgendwo dazwischen und verwirrt mich eher, als dass es deutlich ansagt, was Sache ist. In der Hinsicht ist vielleicht ein glasierter Weihnachtsapfel gar keine so schlechte Idee, aber dann lass den Prot doch solch "Schwachsinn" in den Kopf schießen, zweig wirklich wie verrückt er wird.

Bis dahin, live long and prosper!

 

Buenos Dias, SamCaracha!


Nenn mich aber frech oder gib mir Tiernamen, wenns dich weiter bringt. Aber was ich hier veröffentlicht habe hat doch nichts mit deiner Geschichte zu tun.

Na von mir aus, also ... ähem ... Hamster, Frettchen, Kakadu, Auerhahn, Bisamratte :D ! Eine Frechheit deinerseits war dieser Satz, der sehr wohl etwas mit meiner Geschichte zu tun hat:

Ich nehme an, dass du nicht so häufig schreibst, aber Übung macht da den Meister!

Wärst du jetzt, verehrter SamCaracha ein hochproduktiver Teilnehmer dieses Forums, dann könnte ich mit deiner Mutmaßung gut leben. Allerdings habe ich dann gesehen, dass du innerhalb von zwei Jahren gerade mal vier halbseitige Geschichten veröffentlicht hast und das hat mich dann doch wütend gemacht. Wie häufig schreibst du eigentlich, wenn man fragen darf?

Habe übrigens soeben zahlreiche Verbesserungsvorschläge (von dir) übernommen, insofern sie keiner großen inhaltlichen Neugestaltung bedurften.

Ich kann mir denken, dass du die geschichte am Anfang gekürzt haben wolltest, das ist auch nicht schlecht. Aber wenn du es schon so erwähnst, dass der Prot so viele Details noch kennt, dann zähl beweiß es doch auch.

Hm, jetzt steh' ich ehrlich gesagt auf dem Schlauch. Ich meinte eigentlich, dass die hier vorliegende Version bereits um einiges gekürzt worden ist (gekürzt, nicht zensiert). Und welchen Beweis willst du noch, der Ich-Erzähler rekapituliert die Ereignisse doch in allen Einzelheiten aus seiner Erinnerung.

Rein physiologisch ist es wohl etwas merkwürdig, wenn die Pupillen zittern. Das ist, wie wenn du bei nem Fotoapparat die Blende auf und zu machst. Ich denke, was du sagen willst ist, dass der Blick schnell hin und her huscht, oder?

Genau, außerdem fand ich die Formulierung schön und der Leser kann sich (wie du selbst) ganz gut vorstellen, was ich meine. Wortklauberei ist vielleicht bei einem halbseitigen Text angebracht, bei einer längeren Geschichte sollte man aber kleine Unzulänglichkeiten außer Acht lassen können, meinst du nicht auch?

Amok laufen? Wer weiß denn, dass der Geist gefährlich ist? Hat er ne Waffe?

"Amok" steht in dem Zusammenhang eher für ein scheinbar unkontrolliertes Verhalten, dass auf keinen Beteiligten Rücksicht nimmt. Und mal nebenbei gefragt, unterbrichst du deine Freunde und Bekannte mitten im Gespräch um Ausdrucksfehler zu berichtigen?

Revue lässt man übrigens Dinge passieren, die in der Vergangenheit liegen und die man noch einmal vor sein Geistiges Auge holt (re-vue = wieder-gesehen). Ich wär für einen Ausdruck wie z.B. "und an den Sehenswürdigkeiten vorbei zogen.", oder "und die Sehenswürdigkeiten nur so an uns vorbei flogen."

Okay, in der Hinsicht gebe ich mich geschlagen. Deine letzte Formulierung passt wirklich besser :dozey: .

Und nochmal zum generellen Verständnis:

Du hast Recht, wenn du mir vorwirfst, keine klassische Horrorgeschichte abgeliefert zu haben. Wenn man so will, handelt es sich eher um ein Drama mit Horrorelementen. Hier also nochmal die Kurzfassung zum Mitschreiben (obwohl das jetzt jegliches Mysterium zerstört).

Der Prot denkt sich eine x-beliebige Geistergeschichte aus, die seine Freundin allerdings für bare Münze nimmt. Beide laufen schnurstracks in ihr Verderben innerhalb des Tunnels, doch während die Seelen aller anderen Läufer den Expresslift ins Jenseits nehmen, denkt der Geist der Freundin des Prots, er müsse jetzt quasi sein Schicksal erfüllen und dem Prot, der ja zwangsläufig sterben würde, als warnender Geist erscheinen. Daraufhin läuft sie in der Zeit zurück (Geister können so etwas) und bewahrheitet somit die Lügengeschichte des Prots. Dessen Leben wird somit zwar verschont, allerdings verliert er den Verstand, als er endlich die Zusammenhänge begreift und erkennt, dass sich seine Freundin für ihn geopfert hat und er den Terroristen hätte aufhalten können.

Comprendre?

 

Hallo noch einmal!
ich schreibe jeden Tag einige Zeilen, weils mein Hobby ist.
Meine Annahme über die Quantität deines Schreibens rührt daher, dass ich einige Ungenauigkeiten ind er Geschichte von mir selber kenne. Viele Fehler hab ich auch gemacht, mache sie noch und werde sie immer noch machen.
Darum die Vermutung. Ehrlich gesagt bin ich überrascht, dass du dich dabei so angegriffen fühlst. Das war so nicht beabsichtigt, aber vielleicht macht es eines deutlich:
Ich hoffe, ich lehne mich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich behaupte, dass ich nicht der dümmste Leser deiner Geschichte bin und sie dennoch nicht so verstanden zu haben, wie es in deiner Absicht lag sie zu erzählen.
Für dieses Missverhältnis tun sich zwei Fehlerquellen auf: Die Informationsübertragung, also dein Text und die Informationsaufnahme, also meine geistige Leistung.
So zum Beispiel dein Bild mit den zitternden Pupillen. Ich finde es einfach schade, wenn sich mir so etwas beim Lesen nicht erschließt was gemeint ist. Als Autor gibst du die Leitplanken vor, zwischen der meine Fantasie gefragt ist. Aber wenn keine Leitplanke, sprich keine textliche Vorgabe mehr da ist, wie ich mir die Dinge vorzustellen habe, dann wirds für mich als Leser schwierig. Gleiche Situation beim Wort "Amok", verstehst du, was ich meine? Unsere Assoziationen dazu gehen auseinander, aber bei einem heterogenen Publikum musst du damit rechnen und deine Vorstellung soweit vermitteln, damit jeder davon weiß, wie es gemeint ist.
Ich hoffe, du siehst das nicht wieder als Angriff :crying:

Und ich muss sagen, dass ich mit deiner Meinung nicht konform gehe, dass man bei einem längeren Text letztlich fünfe grade sein lassen sollte. Weshalb sollte man das tun? Um in kürzerer Zeit mehr zu produzieren vielleicht? Nein, meiner Meinung nach sollte jede Formulierung zumindest überdacht worden sein, um ihre Berechtigung in einem Text zu finden. Wegen mir deshalb lieber Qualität vor Quantität ;)
Und ja, ich unterbreche Menschen bei Ausdrucksfehlern, sofern diese den Sinn verändern. :D
Um noch einmal kurz auf das Beispiel am Anfang einzugehen: der Prot sagt, ihm sei jedes Detail im Kopf, führt dann aber makroskopische Beispiele dafür an. Diese Diskrepanz hat mich lediglich verwirrt.
Es ist eben schade, wenn sich die an sich schöne Idee der Geschichte erst kurz gefassten Pointe entfaltet. Wie oben geschrieben hab entweder ich an meiner Auffassungsgabe zu feilen, oder du an deiner Art der Vermittlung, damit wir uns verstehen und deine Geschichte für mich Sinn ergibt.

Gruß
Sam

 

Okay, ich seh's ja ein, dass du deine Überzeugung behalten willstund das ist, denke ich, auch gut so. Ich finde deine (sorry) pedantische Kritik dennoch übertrieben, was daran liegt, dass ich die von dir verfassten Werke gelesen habe und ... sagen wir mal, durchwachsen finde.

Wenn ich gemein wäre, würde ich jetzt sagen: Die besten Kritiker sind die schlechtesten Autoren. Aber das käme mir natürlich nie in den Sinn :D

Vielleicht können wir uns ja darauf einigen, dass meine (zugegebenermaßen) durchgeknallte Geistergeschichte den Leser ziemlich verwirrt zurücklässt und die Auflösung nicht unbedingt in meinem Sinne wahrgenommen wird.

Da das Ganze aber auf den Überraschungseffekt des Terroranschlags hinausläuft und ich nicht genau weis, welche zusätzlichen Informationen notwendig sind, ohne gleich alles zu verraten, muss ich wohl oder übel mit der Kritik leben.

Jedenfalls danke ich dir für deine umfangreich geäußerte Meinung :shy:

 

Hi Marvin,

erst mal vorne weg ein paar Sachen, die mir aufgefallen sind:

Einmal in meinem Leben wollte ich einen Marathon laufen und den inneren Schweinehund, der mir diesen nutzlosen Speckgürtel um die Hüften beschert hatte, jaulend in seine imaginäre Hundehütte verweisen.
Schöner Satz und ein guter Einstieg

Also war meine kreative Ader gefragt.
„Hör mal Sofie, kennst du eigentlich die Geschichte vom … äh, Geisterläufer?“
Beiläufig betrachtete ich meine Fingerspitzen während ich ihre Reaktion abwartete, die wie ein gut geöltes Schweizer Uhrwerk nicht lange auf sich warten ließ. Sofie sprang sofort auf das Stichwort Geist an und drehte ihren hübschen Kopf in meine Richtung.
Den Übergang hier fand ich ziemlich unpassend, fast schon albern. Du beschreibst Sofie zwar als naiv, aber ich kann mir nicht vorstellen, das er ihr einfach eine Geschichte erzählen würde. Nach dem Motto: Ich erzähl dir jetzt mal was ... Hätte mir besser gefallen, wenn die beiden im Gespräch zufällig darauf gekommen wären.

„Was? Nein, wie kommst du denn da drauf? Ich dachte, du hättest in der Zeitung davon gelesen.“
Das klingt irgendwie zu ironisch, fast so als würde er sie verarschen.

Den Teil, als der Prot beginnt die Geistergeschichte zu erzählen, fand ich zu sachlich geschildert. Zu redet doch kein Mensch. Man könnte fast meinen er liest ihr aus der Zeitung vor. Da muss auf jeden Fall mehr leben rein.

Die Stelle, nach dem Attentat als der Prot begreift, was passiert ist, hat mir auch nicht gefallen. Er fragt sie nie was mit seiner Freundin ist, sondern läuft seelenruhig in den Tunnel, um dann mit ihrem Kopf wieder raus zu kommen. Sorry, das war zu makaber für mich. Ich denke du hättest seine Gefühle besser schildern sollen. Das erste wäre doch, dass er sich fragt, was mit seiner Freundin ist und total verstört nach ihr sucht oder ähnliches.

So jetzt mal zum Inhalt:
Die Grundidee fand ich nicht schlecht. Sprachlich liest sich dein Stil gut, einige Ungereimtheiten, die ich oben ja auch schon angesprochen habe. Was mir aufgefallen ist, dass du dir schwer tust Spannung aufzubauen. Das rührt, denke ich mal, daher, dass du oft sehr lange Sätze verwendest. Zum Beispiel nach dem Attetat ist dies nicht sehr passend. Teilweise wird deine Geschichte dadurch auch ziemlich langatmig.

Fazit: Eine gelungene Geschichte, die aber sicherlich noch ausbaufähig ist.

So ich hoffe, du kannst mit meiner Kritik etwas anfangen.

lg neukerchemer

 

Hei Marvin


Äh, hab ich was überlesen oder gibt es zwischen dem Geisterläufer und dem Anschlag wirklich keinen Zusammenhang?
Warum erinnert der Prot sich plötzlich an eine Terrorwarnung, obwohl im ganzen Text kein Wort davon zu lesen war?
Selbst wenn ihn ein Typ in nem WTC-Shirt anrempelt, mE ist das Attentat zum Schluss recht lieblos. Mir fehlt da ehrlich gesagt der Zusammenhang, vor allem, weil du ja anfangs nur von einem Geist redest, der seine Ruhe nicht gefunden hat. Und wieso erzählt der Prot "zufällig" diese Geschichte?


Stilistisch ist es gut, auch wenn der Erzähler es für meinem Geschmack teilweise zu locker sieht. Die ganzen Vergleiche sind ein bisschen zu witzig. Aber: Geschmackssache.

Fazit: Ganz nette Geschichte, der Zusammenhang erschließt sich mir jedoch nicht.


Liebe Grüße
Tamira


Geröll:

Ihre Pupillen zitterten.
Das klingt, als würde sie gleich heulen. Tut sie das?

Sofie sprang sofort auf das Stichwort Geist an und drehte ihren hübschen Kopf in meine Richtung.
Sowas klingt immer fürchterlich aufgestzt. Interessiert doch den Leser nicht, ob sie hübsch ist.

Eingeschnappt suchte sie in meiner ausdruckslosen Mimik nach verräterischen Anzeichen einer gemeinen Lüge.
bissen hart, der Satz
Außerdem: ausdruckslose Mimik ist wie ein windstiller Sturm.

Mehrere Zuschauer und Läufer berichteten übereinstimmend von einem nebelhaften Wesen, das scheinbar ziellos - entschuldige bitte den Ausdruck - Amok lief und kreuz und quer in entgegen gesetzter Richtung durch das Teilnehmerfeld irrte.
Ist Amok ein Schimpfwort, das ich noch nicht kenne?
Außerdem assoziiere ich Amok laufen nicht mit ziellosem Hin und Herstolpern.

Sofie hing gebannt an meinen Lippen. Trotz fehlender Lagerfeueratmosphäre hatte ich mir anscheinend eine spannende Geschichte ausgedacht.
So wie du sie beschreibst, klingt sie nicht naiv, sondern unglaublich hohl.

Verängstigt und absolut unfähig einen klaren Gedanken zu fassen geschweige denn die Flucht zu ergreifen, befleckte ich meine hellen Sporthosen mit heißem Urin.
Eine Info, die dem ganzen das Tempo nimmt.
Ein kurzes "pinkelte ich mich voll" oder so wär viel treffender. Es geht hier ja nicht ums Pinkeln, sondern um das Geisterding.

Grässlich verstümmelte Menschen kamen mir entgegen, einige wimmerten leise vor sich hin, andere schlurften nur teilnahmslos an mir vorbei.
So grässlich verstümmelt können sie nicht sein. 1. können sie anscheinend alle noch gehen, 2. hält der Prot sie nicht für grässlich genug, sie zu beschreiben.

 
Zuletzt bearbeitet:

Guten Nachmittag ihr Freunde der Kritik! :)

@ neukerchemer

Zitat:
Also war meine kreative Ader gefragt.
„Hör mal Sofie, kennst du eigentlich die Geschichte vom … äh, Geisterläufer?“
Beiläufig betrachtete ich meine Fingerspitzen während ich ihre Reaktion abwartete, die wie ein gut geöltes Schweizer Uhrwerk nicht lange auf sich warten ließ. Sofie sprang sofort auf das Stichwort Geist an und drehte ihren hübschen Kopf in meine Richtung.

Den Übergang hier fand ich ziemlich unpassend, fast schon albern. Du beschreibst Sofie zwar als naiv, aber ich kann mir nicht vorstellen, das er ihr einfach eine Geschichte erzählen würde. Nach dem Motto: Ich erzähl dir jetzt mal was ... Hätte mir besser gefallen, wenn die beiden im Gespräch zufällig darauf gekommen wären.


Seh ich ein. Leider würde ein Dialog die Handlung noch mehr in die Länge ziehen, aber für eine bessere, nicht ganz so oberflächliche Charakterisierung Sofies wäre es schon sinnvoll. Werde den Vorschlag bei einer umfassenden Überarbeitung auf jeden Fall berücksichtigen.

Zitat:
„Was? Nein, wie kommst du denn da drauf? Ich dachte, du hättest in der Zeitung davon gelesen.“

Das klingt irgendwie zu ironisch, fast so als würde er sie verarschen.


Gut erkannt! :D

Die Stelle, nach dem Attentat als der Prot begreift, was passiert ist, hat mir auch nicht gefallen. Er fragt sie nie was mit seiner Freundin ist, sondern läuft seelenruhig in den Tunnel, um dann mit ihrem Kopf wieder raus zu kommen. Sorry, das war zu makaber für mich. Ich denke du hättest seine Gefühle besser schildern sollen. Das erste wäre doch, dass er sich fragt, was mit seiner Freundin ist und total verstört nach ihr sucht oder ähnliches.

Die, sagen wir mal, Gefühlskälte des Prots war schon so beabsichtigt. Im Grunde steht er unter Schock und lässt sich ganz von seiner, anfangs noch diffusen Vorahnung leiten. Letztendlich verliert er den Verstand, auch weil er versucht, seine Emotionen zu unterdrücken.

Bin aber froh, dass du insgesamt Gefallen an der Geschichte gefunden zu haben scheinst. Dank dir für deine ehrliche Meinung.

@ Tamira

Äh, hab ich was überlesen oder gibt es zwischen dem Geisterläufer und dem Anschlag wirklich keinen Zusammenhang?
Warum erinnert der Prot sich plötzlich an eine Terrorwarnung, obwohl im ganzen Text kein Wort davon zu lesen war?
Selbst wenn ihn ein Typ in nem WTC-Shirt anrempelt, mE ist das Attentat zum Schluss recht lieblos. Mir fehlt da ehrlich gesagt der Zusammenhang, vor allem, weil du ja anfangs nur von einem Geist redest, der seine Ruhe nicht gefunden hat. Und wieso erzählt der Prot "zufällig" diese Geschichte?

Das mit der Terrorwarnung wäre als Erwähnung am Anfang der Geschichte einfach viel zu offensichtlich gewesen. Dennoch stimme ich dir zu, dass die vorhandenen Informationen zum Verständnis der Auflösung zu spärlich oder einfach nicht vorhanden sind.

Eine Kurzversion der Ereignisse, so wie ich sie in etwa verstanden haben wollte, habe ich schon mal gepostet. Ich kopier das jetzt einfach mal:

Der Prot denkt sich eine x-beliebige Geistergeschichte aus, die seine Freundin allerdings für bare Münze nimmt. Beide laufen schnurstracks in ihr Verderben innerhalb des Tunnels, doch während die Seelen aller anderen Läufer den Expresslift ins Jenseits nehmen, denkt der Geist der Freundin des Prots, er müsse jetzt quasi sein Schicksal erfüllen und dem Prot, der ja zwangsläufig sterben würde, als warnender Geist erscheinen. Daraufhin läuft sie in der Zeit zurück (Geister können so etwas) und bewahrheitet somit die Lügengeschichte des Prots. Dessen Leben wird somit zwar verschont, allerdings verliert er den Verstand, als er endlich die Zusammenhänge begreift und erkennt, dass sich seine Freundin für ihn geopfert hat und er den Terroristen hätte aufhalten können.


Zugegeben, die Zusammenhänge gehen nicht eindeutig aus meinem Text hervor :( .

Zitat:
Ihre Pupillen zitterten.

Das klingt, als würde sie gleich heulen. Tut sie das?


Hm ... möglich. Ich fand die Formulierung halt originell.

Zitat:
Sofie sprang sofort auf das Stichwort Geist an und drehte ihren hübschen Kopf in meine Richtung.

Sowas klingt immer fürchterlich aufgestzt. Interessiert doch den Leser nicht, ob sie hübsch ist.


Hast Recht, ich hätte noch genauer auf ihre Oberweite eingehen sollen :dozey:. Aber im Ernst, es sollte einfach nur nicht der Eindruck einer "Gesichtsbarracke" (Copywright: SamCaracha) entstehen.

Zitat:
Sofie hing gebannt an meinen Lippen. Trotz fehlender Lagerfeueratmosphäre hatte ich mir anscheinend eine spannende Geschichte ausgedacht.
So wie du sie beschreibst, klingt sie nicht naiv, sondern unglaublich hohl.

Schade eigentlich, dafür wäre es absolut notwendig, dass Sofie sympathisch rüberkommt. Muss ich wohl noch mal ran ...

Zitat:
Verängstigt und absolut unfähig einen klaren Gedanken zu fassen geschweige denn die Flucht zu ergreifen, befleckte ich meine hellen Sporthosen mit heißem Urin.

Eine Info, die dem ganzen das Tempo nimmt.
Ein kurzes "pinkelte ich mich voll" oder so wär viel treffender. Es geht hier ja nicht ums Pinkeln, sondern um das Geisterding.


Nun gut, aber meine Formulierung ist irgendwie ... würdevoller!

Zitat:
Grässlich verstümmelte Menschen kamen mir entgegen, einige wimmerten leise vor sich hin, andere schlurften nur teilnahmslos an mir vorbei.

So grässlich verstümmelt können sie nicht sein. 1. können sie anscheinend alle noch gehen, 2. hält der Prot sie nicht für grässlich genug, sie zu beschreiben.


Äh, doch :hmm: : Der Typ mit den Armstümpfen und die schwangere Frau!

Dank dir in jedem Fall für deine, tendenziell eher positive Kritik, ich weis sie zu schätzen :) . Nach dem feedback, das die Geschichte bekommen hat, ist mir mittlerweile auch klar geworden, dass stellenweise noch einiges im Argen liegt. Vielleicht habe ich meine Fähigkeiten diesmal ein klein wenig überschätzt ?!!

 

Hi Marv, nochmal. :)

denkt der Geist der Freundin des Prots, er müsse jetzt quasi sein Schicksal erfüllen und dem Prot, der ja zwangsläufig sterben würde
!!!

Ich bin mir nicht sicher, aber hat der Prot gesagt, der Geist sähe aus, wie der der Freundin? Wenn ja, Ohrfeige meinerseits auf meine eigene Wange!

Hast Recht, ich hätte noch genauer auf ihre Oberweite eingehen sollen . Aber im Ernst, es sollte einfach nur nicht der Eindruck einer "Gesichtsbarracke" (Copywright: SamCaracha) entstehen.
Ich meinte damit: Den Leser interessiert es nicht, wenn du nicht sagst, weshalb der Prot sie hübsch findet.
Ich meine, meine Brüder zB haben andere Ansichten, wann eine Frau hübsch ist und wann nicht als ich. Hübsch ist nunmal ein Adjektiv, das nicht sehr eindeutig ist. Eindeutig ist zB fett, dürr, groß, etc. Zwar nicht wirklich eindeutig, aber es lenkt den Leser in die richtige Richtung.
Zudem ist es unwichtig, ob Sofie hübsch ist oder nicht. Der Prot ist der Icherzähler und hat es somit nicht nötig, in genau diesem Augenblick (!) zu erwähnen,d ass das Mädel hübsch ist. Er weiß das vermutlich schon länger.
Anders wäre es, er würde ihr gerade zum ersten Mal begegnen.
Ich denke bei einem Icherzähler immer: Würde ich das denken, wenn ich diese Person sehen würde? Ich kenne sie ja schon, also würde mir vermutlich nicht auffallen, dass ihre Nase schief ist, es sei denn, in just diesem Augenblick geschieht etwas, was mit dieser Nase zu tun hat.

Nun gut, aber meine Formulierung ist irgendwie ... würdevoller!
Aber würdest du das sagen? Ich meine, ich würde sagen: Hey, der Typ pisst sich voll!
Und altersmäßig liegen wir ja sehr nahe aneinander. ;)

Äh, doch : Der Typ mit den Armstümpfen und die schwangere Frau!
Dann kannst du ja das grässlich verstümmelt streichen! :D


Nach dem feedback, das die Geschichte bekommen hat, ist mir mittlerweile auch klar geworden, dass stellenweise noch einiges im Argen liegt. Vielleicht habe ich meine Fähigkeiten diesmal ein klein wenig überschätzt ?!!
Such dir einfach den roten Faden der Story, der Anfang und Ende verknüpft. Irgendetwas, wodurch der Leser am Ende sagt: Verdammt, genau!
Mir kam es eben ein wenig zusammenhangslos vor, aber durch zwei, drei eingeflochtene Sätze ließe sich das sicher schnell ändern. :)


Allerdings ist das sicherlich eine der besseren Stories, die in letzter Zeit gepostet worden sind. Geschrieben ist sie immerhin sehr sauber und sicher, für mich eben nur etwas zu humorvoll.


Tamira

 

Allerdings ist das sicherlich eine der besseren Stories, die in letzter Zeit gepostet worden sind. Geschrieben ist sie immerhin sehr sauber und sicher, für mich eben nur etwas zu humorvoll.

Na, da piss ich mir doch glatt ein vor Freude. :D Solcher Kommentare wegen stellt man seine Geschichten überhaupt erst online. Dank dir!

Ich bin mir nicht sicher, aber hat der Prot gesagt, der Geist sähe aus, wie der der Freundin? Wenn ja, Ohrfeige meinerseits auf meine eigene Wange!

Das ist wahrscheinlich der wunde Punkt innerhalb der Handlung. Eine simple Erwähnung wie "Holla, der Geist sieht doch glatt aus wie ..." wollte ich von vornherein nicht haben, aber die nebulöse Andeutung, der Geist hätte keinen Kopf mehr (wie Sofie letztendlich auch) reicht anscheinend nicht aus. Mal sehen was mir als Lösung dazu noch einfällt.

Das mit dem hübsch finde ich ehrlich gesagt nicht dramatisch, aber wenn's dich stört, dann nehme ich es nachträglich noch raus. :shy:

Danke nochmals für die Blumen und jetzt werde ich mal nachschauen, ob Volker glaubhaft rüberkommt ...

Ciao, Marvin

 

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