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Der grosse, schwarze Vernichter

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22.12.2001
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Der grosse, schwarze Vernichter

Der große, schwarze Vernichter

"Komm er näher", befahl die Königin dem General der äußeren Verteidigung. Der General kam zögernd näher. Er hantierte verlegen an seiner Giftspritze herum und blickte auf den Boden. Während die Königin kräftig preßte, so daß sich ihr Körper ein wenig aufblähte und sich Ihre Gesichtszüge verzerrten, suchte der General nach Worten. Dabei machte er es der Königin nach und tat so, als ob auch er ein Ei legen wollte.
Es war die strenge Hofetikette, die ihn dazu zwang. Auf diese Weise sollte die Solidarität mit der Königin gezeigt werden. Auch sollte niemand auf die Idee kommen, die Königin gäbe ein etwas lächerliches Bild ab. Ganz besonders, da Sie zu Ihrer Tätigkeit ein ganzes Leben lang verdammt war. Jeder Besucher mußte es Ihr gleichtun, damit er nachempfinden konnte, was die Königin zu leisten hatte und er Ihr auf diese Weise den nötigen Respekt erwies.
Während die Arbeiterinnen das gerade gelegte Ei behutsam in Empfang nahmen, nutzte die Königin die kleine Pause:
"Nun steh er nicht so blöd herum und laß er endlich das Gefummel an seiner Giftspritze. Rede er endlich, was gibt es denn schon wieder so dringendes zu berichten. Bringt er etwa wieder schlechte Nachrichten?"
Die Königin hatte gerade den Satz beenden können und schon mußte Sie wieder pressen. Der königliche Geburtshelfer Professor Dr. Wang, der gerade das soeben gelegte Ei inspiziert hatte, schaltete sich jetzt ein:
"Man, reden Sie endlich, Majestät dürfen nicht unnötig verärgert werden, daß führt unweigerlich zu Nachwuchsproblemen, die wir uns bei den augenblicklichen Verlusten nicht leisten können."
"Genau darüber muß ich berichten", begann jetzt endlich der General. Wir haben soeben wieder 70 unserer besten Arbeiterinnen verloren. Der General verstummte und dann fügte er leise hinzu: "Majestät ich habe versagt. Meine Männer haben verzweifelt und mit großem Mut gekämpft, aber wir sind machtlos, der GROSSE, SCHWARZE VERNICHTER hat wieder zugeschlagen!"
Die Königin stöhnte: "Um des Himmels willen, daß bedeutet wieder mindestens drei Überstunden, hört das denn niemals auf ?"
Professor Wang warf dem General einen strafenden Blick zu, dann schnippte er mit den Fingern und wies einer Gruppe, im Hintergrund stehender Arbeiter, an, ihre Pflicht zu tun. Es waren die königlichen Beruhiger, die jetzt sofort den riesigen Leib der Königin bestiegen und an bestimmten Stellen streichelten. Die Königin warf dem Professor einen dankbaren Blick zu.
Es war jetzt still geworden im großen Saal der Königin, nur Ihr angestrengtes atmen und pressen war zu hören. Der General versuchte respektvoll geräuschlos zu pressen.
Die Königin schien nachzudenken. Sie hatte wohl inzwischen 6 oder 7 Eier gelegt, ehe Sie sich wieder zu Wort meldete:
"Man lasse den königlichen Schreiber kommen, ich hatte soeben eine Vision !"
Wie aus einem Munde hörte man ein erstauntes "Oh" im Saal. Es war sehr selten, daß die Königin eine Vision hatte und so waren alle Anwesenden natürlich äußerst gespannt. Als der Schreiber gekommen war, begann die Königin:
"So höre denn Volk von Cortijo. Schlimmes ist über uns gekommen, seit wir den neuen, schnellen Weg haben, der es unseren Arbeitern so leicht macht, Nahrung herbeizuschaffen. Aber wir haben den Zorn des GROSSEN, SCHWARZEN VERNICHTERS auf uns gezogen. Wir sind ein starkes Volk und unsere Truppen sind mutig und in der Lage jeden Angreifer zu vernichten. Aber gegen das Schicksal und die Macht der Götter sind wir machtlos. Dies mein Volk ist meine Vision; wir haben den Zorn des GROSSEN, SCHWARZEN VERNICHTERS auf uns gezogen und werden von nun an versuchen, ihn durch demütige Opfergaben zu beschwichtigen. Der GROSSE, SCHWARZE VERNICHTER soll der Gott sein, dem wir unser Schicksal anvertrauen. Das Volk von Cortijo hat ihm alle Ehren zu erweisen, die einem Gott seiner Größe zustehen. Der GROSSE, SCHWARZE VERNICHTER er möge gnädig mit uns sein. Niemand soll eine Träne vergießen, denn wer durch den GROSSEN, SCHWARZEN VERNICHTER sein Leben verliert, dessen Seele wird auffahren in die himmlischen Gefilde und sein Name wird eingetragen in die Liste der großen Helden unseres Volkes. Amen !"
"Amen", erwiderte feierlich der Hofstaat.

Ich hatte die Einfahrt zur Parkebene unseres Hauses in Andalusien betonieren lassen und fragte meine Frau: "Wie gefällt dir die neue Einfahrt ?"
"Es ist eine wirkliche Erleichterung", befand sie, "sogar die Ameisen scheinen Sie zu mögen !"

 

Als ich die Geschichte gelesen habe, kam sie mir zuerst ein wenig grotesk vor, aber ich fand sie doch gut, besonders das Ende hat mir gefallen. Was die Schreibweise anbetrifft oder die Stilmittel, davon habe ich nicht sehr viel Ahnung. Aber doch, deine Geschichte war ganz gut. :)

 

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