Was ist neu

Der Kinderschänder

Seniors
Beitritt
20.11.2001
Beiträge
7.591
Zuletzt bearbeitet:

Der Kinderschänder

Lest bitte eine andere Geschichte, die hier ist zur Zeit nicht aktuell, steht nur aus Trotz noch da. Danke.


Am Morgen

›Heute gehe ich nach Hause‹, denkt Gernot, als er sich die Zähne putzt. ›Sie können mir keine Schuld nachweisen, denn ich habe niemals Kinder angefasst. Ich bin unschuldig wie ein Lama.‹
Er trocknet sein Gesicht ab, sieht sich im Spiegel in die Augen und sagt: »Du bist ein armes Schwein.« Und er weiß gar nicht, wie Recht er damit hat. Überhaupt weiß er Vieles nicht. Er weiß zum Beispiel nicht, warum und von wem er nach seiner Geburt zur Adoption freigegeben wurde. Er weiß auch nicht, dass es nicht der zerbrochene Teller war, weswegen ihn seine Adoptiveltern mit fünf ins Heim brachten, sondern die Tatsache, dass er kein niedliches kleines Baby mehr war, das man wie ein Ding behandeln konnte. Er denkt nur an die vielen Momente im Heim, wenn er zu Unrecht beschuldigt wurde und sich nicht gegen die Bestrafung wehren konnte. »Aber diesmal spielt Recht und Ordnung mit. Diesmal werde ich meine Unschuld beweisen können.«
Er zieht sein weißes Hemd an, die schwarze Hose, das tannengrüne Sakko. Bindet sich die dunkelrote Krawatte um. Nicht gerade schick, aber das hat ihm der Sozialarbeiter besorgt, denn Gernot hat niemanden, der sich um ihn kümmert. Sogar seine beiden Freunde, Hans und Werner, scheinen an seine Schuld zu glauben. Gernot hat ihnen Briefe geschrieben, aber sie wurden nicht beantwortet.
Während er darauf wartet, zur Verhandlung vorgeführt zu werden, räumt er seine Zelle auf, in der er die letzten fünf Monate allein verbracht hat. Allein mit sich und seinen Gedanken.
Oft hat ihn während dieser fünf Monate die Trauer darüber befallen, dass es niemanden gibt, der an ihn denkt. Jetzt überlegt er, wie er sich seinen Freunden gegenüber verhalten soll, wenn er rauskommt. Fragt sich, ob es denn wirklich Freunde sind, wenn sie einfach glauben, was man ihm vorwirft. ›Jetzt‹, denkt er, ›muss ich bald zu einer Entscheidung kommen. Schließlich gehe ich in wenigen Stunden nach Hause … Aber ich werde es ihnen ja doch nicht nachtragen. Für mich muss eine Freundschaft auch das aushalten. Ich kann doch nicht einfach meine Freunde wegschmeißen, weil mich irgendjemand mit einem Kinderschänder verwechselt. Wenn ich erst einmal freigesprochen bin, werden sie nicht mehr an mir zweifeln. Hätte ich bloß schon alles hinter mir…‹


Im Verhandlungssaal

»Angeklagter, Sie haben nun die letzte Gelegenheit ein Geständnis abzulegen, bevor wir mit der Beweisführung beginnen.«
»Herr Richter, Hohes Haus: Ich war es nicht.« Gernot schaut zu seinem Anwalt, aber der sitzt da und putzt sich die Fingernägel.
»Gut, Sie haben somit keinen Anspruch auf mildernde Umstände, dann bitte ich den Sachverständigen, Herrn Doktor Breitmüller, um seine Stellungnahme. Herr Doktor Breitmüller, darf ich bitten …«
Die Geschwornen nicken wissend und aller Zweifel beraubt, als die Befunde der genetischen Untersuchungen verlesen werden. Fallweise wandern ihre Blicke zum Angeklagten, um nach einem Wimpernzucken oder Grinsen wieder aufmerksam den Worten des Sachverständigen zu folgen. Gernot kann es gar nicht fassen. Er möchte bei jedem Satz lauthals widersprechen, aber er ist nicht am Wort. Der Anwalt betrachtet mit einem Zufriedenheit ausstrahlenden Gesichtsausdruck seine sauber geputzten Fingernägel.
›Das kann ja bitte nicht mit rechten Dingen zugehen. Ich habe niemals auch nur einem Kind etwas zuleide getan! Man kann mir doch nicht schon wieder etwas anhängen, was ich gar nicht gewesen bin! Irgendwann muss das doch ein Ende haben! Ich hab die Kinder nicht auf dem Gewissen, verdammt nochmal!‹
Der Sachverständige beendet seinen Vortrag, der Richter bedankt sich, tauscht ein freundliches Kopfnicken mit dem Anwalt aus und wendet sich an Gernot:
»Was sagen Sie zu diesen Beweisen, Angeklagter?«
»Ich kann dazu nichts sagen, außer, dass ich es nicht war. Ich weiß nicht, wie es sein kann, dass hier eine genetische Übereinstimmung vorliegt, jedenfalls war ich es nicht.«
»Ha! Eine Übereinstimmung! Siebzehn Kinder und siebzehn Mal war es Ihr Sperma! Was wollen Sie da noch leugnen?«
»Ich weiß davon nichts.«
»Nehmen Sie Drogen?«
»Nein, Hohes Gericht, richtige Drogen nicht, nur ab und zu einen Joint.«
»Also doch Drogen. Kann es nicht sein, dass Sie im Drogenrausch manchmal Dinge tun, von denen Sie anschließend nichts mehr wissen?«
»Ich denke, Sie wissen, dass man auf Haschisch keine solchen Aussetzer hat.«
»Es geht hier nicht um mein Wissen, Angeklagter. Es geht um die Kinder, die Sie laut Anklageschrift auf dem Gewissen haben. Ob im Rausch oder nicht im Rausch: Das Gutachten beweist, dass Sie die Kinder vergewaltigt und damit umgebracht haben! Und wenn es nicht im Rausch war, ist es noch viel schlimmer, dann haben Sie es nämlich bewusst getan!«
»Nein!«, schreit Gernot den Richter an.
»Wollen Sie den Rest der Verhandlung in Ihrer Zelle verbringen?«

Gernot sitzt wie versteinert da, links und rechts stützt er sich mit den Händen auf der Holzbank ab. Sein Hemd ist nassgeschwitzt, ihm wird kalt. Er spürt, wie der Schweiß in kleinen Bächen von seinen Achselhöhlen hinabrinnt. Mit dem Ärmel des Sakkos trocknet er zwischendurch seine Stirn. ›Was kann ich bloß tun, um meine Unschuld zu beweisen? Wie sollen diese Geschwornen die Wahrheit finden, wenn sie an dieses Gutachten glauben? Warum weiß mein Anwalt nicht, wie er mir helfen kann, außer mit dem Rat, ein Geständnis abzulegen, damit man mir mildernde Umstände gibt? Glaubt mir am Ende nicht einmal mein Verteidiger? Liegt es daran, dass er nur ein Pflichtverteidiger ist, weil ich mir keinen anderen leisten kann? Hätte ich fünf- oder zehntausend Euro, dann sähe die Sache wahrscheinlich jetzt anders aus. Aber man kann mich doch nicht einfach für nichts die restlichen Jahre meines Lebens ins Gefängnis stecken!‹ Gernot konzentriert sich darauf, seine Gesichtsmuskeln zu kontrollieren, um nicht auf der Stelle loszuheulen. Er fühlt sich wie ein kleines Kind: Den Großen ausgeliefert, die mit ihm alles machen können, wonach ihnen der Sinn steht.

Vom Staatsanwalt werden Fotos herumgereicht, von brutalst zugerichteten Kinderleichen. Gernot ist der letzte in der Reihe, der sie sieht. Während die Geschwornen die Bilder anschauen, werfen sie ihm verächtliche Blicke zu. Keine Frage, sie halten ihn alle für schuldig. Als er selbst die Fotos betrachtet, wird ihm schlecht. ›Nein, das kann doch gar nicht wahr sein, für sowas will man mich verantwortlich machen?!‹ Er sieht Kinder mit aufgerissenen Genitalien; Kinder, deren Haut nur mehr blau-violett ist; Kinder, die niemals wieder lachen werden. Jetzt, als er diese Bilder sieht und sich das unendliche Leid vorstellt, das die Kinder ertragen mussten, kann er sich nicht mehr zurückhalten: Sein Gesicht gleicht einem Vulkanausbruch, verzerrt sich, wird rot, und aus den Augen pulsiert Salzlava.
Der Richter beobachtet ihn und fragt: »Welche Erinnerungen werden in Ihnen wach, die sie zu solchen Gefühlsausbrüchen treiben, Angeklagter?«
»Erinnerungen?! Diese Bilder haben mit meinen Erinnerungen nichts gemeinsam, tut mir Leid, aber Sie sollten Ihre Zeit darauf verwenden, den Mann zu suchen, der diese Kinder so zugerichtet hat. Dieses Schwein läuft nämlich noch immer frei da draußen herum!«
»Muss ich Sie wirklich aus dem Gerichtssaal verweisen?«

Der Staatsanwalt vernimmt den ersten Zeugen, einen Lehrer, der gesehen haben will, wie Gernot mit einem der misshandelten Kinder gesprochen hat, bevor es verschwunden ist und erst viel später halb verwest gefunden wurde. Der Lehrer sieht Gernot ins Gesicht und sagt: »Ja, das ist der Mann. Ich erkenne ihn eindeutig. Er stand vor der Schule, sprach mit dem siebenjährigen Oliver und dann gingen beide gemeinsam weg.«
Auch zwei Freunde von Opfern bestätigen, Gernot gesehen zu haben. Danach verzichtet der Staatsanwalt auf weitere Verhöre.
Gernot bricht innerlich noch mehr zusammen. ›Was kann ich bloß tun, um hier wieder herauszukommen? Ich war mir doch so sicher, dass ich heute heimgehen werde, weil sie mir nichts beweisen könnten. Warum ist jetzt plötzlich alles anders? Warum passiert das mir? Muss ich wirklich an mir zweifeln? Hab ich am Ende wirklich solche dunklen Momente … nein, das kann einfach nicht sein. Wo ist dieses Arschloch, das die Kleinen so misshandelt hat? Hab ich heute Morgen gedacht, es sei alles wie im Heim? Pah! Damals ging es um Tage des Eingesperrtseins, das war zu schlucken, auch wenn man nicht wirklich schuld war. Aber hier wird über lebenslange Haft verhandelt, für etwas, woran ich unschuldig bin. Es kann doch nicht mein Schicksal sein, immer für andere zu büßen?‹

Der Staatsanwalt meint sarkastisch: »Ein bisserl vorsichtiger hätten´S schon sein können und sich einsamere Platzerln aussuchen. Die Zeugenliste ist ja unheimlich lang, und ohne diese Zeugen hätte man Sie wohl auch nicht so schnell ausfindig machen können. Es ist grad so, als wollten Sie eine möglichst dicke Spur legen, damit wir sie leicht finden können. Dürfen´S beim nächsten Mal halt nicht mehr so öffentlich auftreten, gell. Aber dazu wird es jetzt ohnehin nicht mehr kommen, denn Sie sehen in Ihrem Leben sicher kein einziges Kind mehr.«

»Das Gericht zieht sich zur Beratung zurück.«


Verurteilt

Zurück in der Zelle zieht sich Gernot aus. Kurz vor der Urteilsverkündung hat er aus Angst in die Hose gemacht, und das Hemd ist zum Auswringen nass. Er wäscht sich beim Waschbecken und zieht frische Sachen an. Hose und Unterhose schmeißt er in den Müll. Es stinkt in der ganzen Zelle.
Gernot ist nicht in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen. In seinem Kopf pfeift es, alles dreht sich im Kreis, die Umgebung scheint unwirklich und weit weg. Als hätte er einen Senderausfall, fühlt er sich, und leer. Einer ausgelaufenen Batterie gleich. Wie ferngesteuert packt er seine Sachen zusammen, putzt die Zelle. Legt sich anschließend aufs Bett und starrt die nikotinvergilbte Decke an. Stundenlang liegt er so, denkt nichts, bewegt sich nicht, reagiert auch nicht, als Essen in die Zelle gebracht und wieder abgeholt wird. Nur manchmal verirren sich einzelne Bilder in sein Bewusstsein, um sogleich wieder in unbewusste Regionen verdrängt zu werden. Irgenwann fällt er in einen traumlosen Schlaf.


Unterdessen

Im Strafgefängnis Stein verbreitet sich die Meldung wie ein Lauffeuer: Der Kinderschänder, den halb Mitteleuropa am liebsten geköpft sehen würde, wird morgen hierher verlegt.
»Schau«, beginnt Josi seinem unerfahrenen Zellenkollegen Ibrahim zu erklären, »wer sowas tut, ist kein Mensch. Das ist wirklich ein schweres Verbrechen, da sind wir alle Engerl dagegen. Deshalb kommen die nicht ins Gefängnis, sondern in die Hölle. Egal, wann du liest, dass so ein Schwein verurteilt wird, kannst du sicher sein, dass der seine Strafe bekommt… Dadurch verkürzt sich die Haft manchmal auf ein Minimum… Sich an so einem abzureagieren ist ein sozialer Akt.« Dann lacht er laut auf. »Und wer den größten Schwanz hat, darf als erster mit ihm duschen gehen…«

Die Stimmung im ganzen Gefängnis erinnert an Weihnachten, als alle noch kleine Kinder waren und an das Christkind glaubten. Alles ist friedlich, die Häftlinge verstehen sich prächtig, auch mit den Wärtern, die sind zahm. Es macht ihnen Spaß, die Zellenbelegung neu einzuteilen, damit der Neue die richtigen Kollegen bekommt… Die einzige Spannung, die in der Luft liegt, ist die Vorfreude auf den nächsten Tag, auf die Ankunft von Gernot. Er ist für sie ein Geschenk, einer, an dem man alle Aggressionen auslassen darf und dabei sicher sein kann, dass zufällig gerade niemand herschaut. Eine alte, traditionelle Gefängnisspielregel.


Überstellung

Die Zellentüren sind offen. Das Empfangskomitee formiert sich. Die Gefangenen, die nicht in einem der Gefängnisbetriebe arbeiten, verteilen sich so, dass bei jeder Zellentüre mindestens einer steht. Gernot kommt durch eine Gittertür am Ende des langen Ganges, da beginnen sie im Takt zu klatschen. Insgesamt ist es unheimlich laut und Gernot weiß nicht, was es zu bedeuten hat. ›Wird hier jeder so begrüßt?‹ Er versucht, beim Vorbeigehen in den Gesichtern einiger Häftlinge zu lesen, aber er kann mit ihren Blicken nichts anfangen, findet keine Erklärung für diesen seltsamen Empfang. Dann weist ihn der Wärter in eine Vier-Mann-Zelle.
Drei bullige Typen, jeder mindestens einen Kopf größer und doppelt so viel an Masse wie Gernot, warten in der Zelle auf ihn. Sie nicken ihm im Chor mit vorgeschobenen Unterkiefern zu, Hassan sagt ein langgezogenes »Hiii«. Gernot ist sich nicht sicher, ob das freundlich gemeint ist, aber er sagt ein nettes »Hallo«.
Daraufhin springt Horst vom Stockbett, stellt sich neben Gernot, legt einen Arm um seine Schulter und spricht mit gekünstelt hoher Stimme: »Ja hallo, wen haben wir denn da? Ist das unser kleiner Kinderficker?« Dabei nimmt er den Arm wieder von Gernots Schulter und greift ihm von hinten zwischen die Beine.
»Nein«, erwidert Gernot, »ich hab das nicht gemacht. Das müsst ihr mir glauben.« Er bekommt eine üble Vorahnung, mit Angst vermischt, wird kreidebleich.
Horst drückt ihm seine Fingerspitzen in die Hoden. Gernot will einen Schritt zur Seite gehen, der Hand ausweichen, doch Horst drückt nur noch fester zu und hält ihn mit der anderen Hand fest. »Spiel hier nicht den Märchenonkel, du bist eindeutig überführt. Und heute Nacht gehörst du mir. Damit du weißt, was du den Kindern angetan hast, du Schwein… Strafe muss sein, das weißt du doch wenigstens, nicht?«


Abends

»Nein!«, schreit Gernot. »Tu mir das nicht an!« Dann beginnt er wieder zu heulen; erst aus Angst, dann vor lauter Schmerzen.
Die Fenster zum Gefängnishof sind im ganzen Gebäude offen, hinter jedem Fenster sitzen Männer, die mit Besteck oder Blechtellern gegen die Gitter schlagen. Sie machen Lärm, der nur in ganz seltenen, kurzen Momenten, nur, wenn es sich zufällig ergibt, daß eine Zehntelsekunde lang niemand gegen ein Gitter schlägt, die Schreie von Gernot durchlässt.
Der Wärter geht durch den Gang, schaut durch die Guckfenster der Zellentüren, und vermerkt in seinen Bericht: »21 Uhr: Keine besonderen Vorkommnisse, alles ruhig.« Zu seinem Kollegen sagt er: »Was ist, spielen wir eine Runde?«, und deutet auf den Computer.
»Ja, ist okay. Sonst haben wir ja eh nichts zu tun…« Der Kollege steckt die Joysticks an, fährt den PC hoch. Der andere schließt die Tür – nur, damit niemand sieht, dass hier gespielt wird.
Irgendwann nach zweiundzwanzig Uhr drückt einer der beiden den Lichtschalter; in den Zellen wird es finster. Der Lärm verstummt. Gernot wimmert nur mehr leise vor sich hin, wie ein Säugling, der sich die Stimme bereits erfolglos aus dem Leib geschrieen hat. Hilflos, verlassen.
»Und morgen Früh wird geduscht, kleines Arschloch«, flüstert ihm Hassan zu. Die drei Männer lachen laut auf, dann ist Stille.


Morgen

Thomas steht extra früh auf, um möglichst schnell die Zeitung holen zu können. Zutiefst befriedigt liest er die Schlagzeile: »Lebenslang für Kinderschänder« Sein Herz hüpft vor Freude. Sofort schaut er in den Innenteil, erblickt ein Foto, das ihm alles bestätigt. Es könnte ein Foto von ihm selbst sein. Endlich hat er seinen heimlichen Rivalen ausgeschaltet. Endlich hat seine Mutter keinen Grund mehr, ihn unter Druck zu setzen.
Beim Frühstück sagt sie zu ihm, nichts ahnend: »Thomas, du musst mir das Balkongeländer diese Woche neu streichen.«
»Mama, ich muss jetzt erst einmal gar nichts. Ich fahre anschließend zum Flughafen und kaufe mir ein Ticket nach Thailand.«
»Bist du verrückt? Du kannst mich doch nicht einfach alleine lassen! Wie kommst du auf solche Gedanken?!«
»Ich will nicht mehr, Mama. Tag für Tag bin ich dein Dienstbote, dein Sklave, werde herumkommandiert. Jetzt will ich endlich mal raus hier.«
»Du hast mir verdammt nochmal dankbar zu sein, dafür, dass ich dich behalten hab und nicht deinen Zwillingsbruder!« Darauf hat Thomas nur gewartet. Der Satz, den er hört, seit er denken kann. Aber heute fühlt er sich nicht mehr von ihm erschlagen. Heute muss er nicht mehr seine Dankbarkeit beweisen. Darauf hat er lange genug hingearbeitet. Er nimmt die Zeitung zur Hand und hält sie der Mutter vor die Augen. »Da, schau: Dein Sohn, mit dem du mich seit Jahren unter Druck setzt!« Sie nimmt die Zeitung, betrachtet das Foto, sieht Thomas, schüttelt ungläubig den Kopf, liest den Text, und starrt Thomas fassungslos an. Sagt nichts, lässt ihn gehen.

»Thailand waits for me, for me, for me, only for me«, singt er vor sich hin, während er seine Koffer packt. Thomas ist schon so geil, dass ein Gedanke an ein Kind reicht, und das Blut schießt ihm in den Schwanz.


Zwei Tage später

Das Seil über Gernots Kopf wird abgeschnitten. Häftlinge tragen ihn in einem Blechsarg aus dem Gefängnis in den Leichenwagen.
Nach dem Eintrag »Selbstmord durch Erhängen, keine Spuren von Gewaltanwendung« wird der Gerichtsakt, auf dem Gernots Name prangt, geschlossen.

 

Hallo Häferl

Du hast ja deinen Text schön in Abschnitte eingeteilt. Die nutze ich gleich mal um sozusagen onthefly meine konkreten Kommentare zum Text zu schreiben.


Titel:
Also auf den ersten Blick scheint mir der ziemlich einfallslos, aber vielleicht folgt hier ja die Form dem Inhalt, was sagen soll: Ich hab's noch nicht zu ende gelesen und möglicher Weise gibt es einen Grund für das Profane.
*ZuEndeLes*
Nein, der Titel erscheint mir immernoch zu simpel. Wie wäre es mit einem Wortspiel:
Schande den Kindern
Schande der Kinder.
Pädophilia
(keine Ahnung ;) )

Am Morgen:
Schon nicht ganz ungeschickt, wie du die Hintergrundinfos zu deinem Prot in seine Gedanken legst. Aber man könnte es noch einen Tick besser machen:
Die Sache mit den Adoptiv-Elter und dem Teller lässt sich doch bestimmt weiter hinten im Text unterbringen, dann wirkt dieser Teil nicht so erzählerisch kompakt.
Bei den Freunden (denen ich einen Namen gegeben hätte) wären ihre Reaktionen besser noch über wörtliche Reden rübergekommen, marke:
"Wir kommen dich besuchen", hatte Erwin gesagt. Aber er kam nicht.

Im Verhandlungssaal:

der Richter bedankt sich und wendet sich an Gernot:
Was kein Verteidiger, der Einspruch einlegt?

»Ha! Eine Übereinstimmung! Siebzehn Kinder und siebzehn Mal war es Ihr Sperma! Was wollen Sie da noch leugnen?«
Kennst die diese Filmaufnahmen, wo die Stauffenberg-Attentäter des 14.Juli.44 vor dem Nazi-Propaganga-Gericht sitzen? Klingt ähnlich. Wahrscheinlich wegen des "Ha" und "leugnen"

Warum weiß mein Anwalt nicht,
Der ist bisher noch nicht wirklich in Erscheinung getreten. Nicht mal in einem Nebensatz

Gernot bricht innerlich noch mehr zusammen. Er weiß nicht, wie ihm geschieht, was er tun kann
Wäre möglicher Weise über einen inneren Monolog, der du ja schon stellenweise verwendest, dramatischer.

»Das Gericht zieht sich zur Beratung zurück.«
Insgesamt hinterlässt bei mir die Verhandlung den faulen Beigeschmack eines Schauprozesses. Die Beweisführung wirkt modern, aber nicht die Art und Weise wie der Prozess geführt wird. Wenn du das erreichen wolltest, ist's dir geglückt.

Verurteilt:

die er aus Angst kurz vor der Urteilsverkündung angeschissen hat.
"Anscheißen" bedeutet bei mir "verraten". Du meinst doch bestimmt "einscheißen" aber das klingt alles beides ziemlich vulgär.

Stundenlang liegt er so, denkt nichts,
Mir würden die ganze Zeit irgendwelche Gesprächsfetzten der Verhandlung durch den Kopf gehen :)


Unterdessen:

Im Strafgefängnis Stein verbreitet ..., darf als erster mit ihm duschen gehen…«
Sehr schöner Abschnitt. Hätte ich auch so gemacht. Nur bei mir wäre Joschi noch etwas härter in der Sprache.

Die Stimmung im ganzen...Eine alte, traditionelle Gefängnisspielregel.
Liest sich fast schon witzig. Zahme Wärter :)

Überführung:
Nichts anzumerken, außer: vielleicht ein wenige klischeehaft seine Begrüßung in der Vier-Mann-Zelle

Abends:
Auch ein schön runder Abschnitt.

»Morgen schon bist du zum Duschen dran«
Bisschen verteckter vielleicht?: Morgen früh wird geduscht, Puppe(oder irgendeine andere herablassende Titulierung)

Morgens:

Die letzten fünf Monate musste Thomas sich sehr zurückhalten. ... während er seine Koffer packt.
Würd ich rauslassen. Der Name "Thailand" hat in der heutigen Zeit eine genügend hohe Aussagekraft. Dieser Abschnitt hat den Beigeschmack einer hinterhergeschobenen Erklärung, marke: Hoffentlich hat nun jeder kapiert, dass der Bruder es getan hat.

Zwei Tage später:
Gutes rundes Ende

Zur Sprache brauch ich nichts zu sagen, außer: sehr routiniert geschrieben. Die wenigen stilistischen Anmerkungen sind hoffentlich oben schon deutlich geworden. Also kommen wir dann gleich zur inhaltlichen Seite.

Die Idee
Die ist nun leider nicht neu: Unschuldig Verurteilter geht durch die Hölle des Knasts. Ich hab jetzt hier nicht so die Leseerfahrung, könnte mir aber vorstellen, dass das ein beliebtes Thema ist. Sicherlich gehtst du mit der Gen-Analyse moderne Wege, die sind aber schon viele andere vor dir gegangen. Ich will hier jetzt keine Diskussion über die Neue-Ideen-Findung anfangen, sondern den Punkt nur mal deutlich machen :)

Pointe:
Die fand ich nicht schlecht. War echt überrascht (dem Gen-Beweis sei dank). Die Überraschung wäre aber noch heftiger gewesen, wenn du die Schuld deines Prots stärker untermauert hättest, bspw durch größere Selbstzweifel, vorheriges auffälliges Verhalten, etc pp
In diesem Zusammenhang finde ich es aber seltsam, dass die Mutter und der Bruder die Identität des Familienmitglieds kennen (setzt vorraus, dass sie ihn all die Jahre über beobachtet haben) und der Prot andresrum nicht. Oder ist das die Adoptivfamilie?

Wirkung:
Grusel oder gar Horror will sich bei mir nicht einstellen. Tut mir leid, vielleicht bin ich da schon zu sehr desensibilisiert durchs Fernsehen :)
Ich find den Text ziemlich gut aber für einen entsprechende Wirkung etwas zu glatt: Anklage, Verurteilung, Vergewaltigung, Tod, und dazwischen irgendwo die Auflösung.
Die große Stärke sehe ich in der Gesellschaftsanklage, die in der Verhandlung selbst und zusätzlich noch betrachtet mit dem Wissen über die Pointe am stärksten kerauskommt. Vorverurteilungen, Schauprozesse, Rache das alles gibt es in deiner Gesellschaft.
Ich sage hier "deine Gesellschaft" weil die Verhandlung, wie bereits oben erwähnt, nicht ganz realistisch bzw zeitgemäß wirkt. Ich bin mir da über deine Intention nicht ganz sicher.

Im übrigen fände ich den Text aufgrund seiner Wirkung in "Gesellschaft" besser aufgehoben.

So, das war's erstmal. Hoffe, du kannst mit meinen Gedanken zum Text was anfangen.


liebe Grüße
Hagen

 

Hallo liebe Häferl,

deine Geschichte ist auf alle Fälle spannend, gut geschrieben und überraschend. Man könnte hoffen, dass bei der Mutter die Alarmglocken bie dem Stichwort Thailandurlaub schrillen und sie eine Aussage macht. Aber selbst dann wäre es wohl für Gernot zu spät gewesen.

Um so ins Detail zu gehen, wie Hagen gerade habe ich noch nicht gründlich genug gelesen. Gefallen hat mir die Geschichte gut.

Lieben Gruß, sim

 

Lieber Hagen, lieber sim!

Danke Euch beiden erst mal fürs schnelle Lesen! :)

Ein paar Kleinigkeiten aus Deiner Liste, Hagen, hab ich schon erledigt, für zwei, drei Änderungen brauch ich ein bisschen mehr Zeit, als ich sie grad hab - kommt also später, ebenso auch meine ausführlichere Antwort! :)

Alles Liebe,
Susi :)

 

;) meine "kleine" Liste waren ja keine Fehler, oder so. Sollten nur Vorschläge sein, wie du meines Erachtens nach noch mehr Zugkraft reinbekommst. Ich kann auch falsch liegen ;)

 

Hallo Häferl!

Auch ich habe Deine Geschichte gelesen, wobei ich mir noch nicht ganz sicher bin, ob ich sie wirklich richtig verstanden habe, da mir irgendwie das mit dem Gentest nicht ganz in den Kopf will.
Wie hat es denn Thomas geschafft, an das Sperma seines Bruders heranzukommen, ohne das dieser das bermerkt (Geschwister haben meines Wissens zwar ähnliches, aber kein identisches Genom)?
Würde das gerne erst ganz kapieren, bevor ich irgendwelche falschen Schlüsse ziehe.

Erstmal schöne Grüße,
Charousek

 

Ich quatsch mal einfach dazwischen:

(Geschwister haben meines Wissens zwar ähnliches, aber kein identisches Genom)?
So genau sind die heutigen Standardverfahren noch nicht. Verwandschaft ersten grades lässt sich da nicht unterscheiden.

 

Öhm, Charousek, eigentlich sollten das Zwillingsbrüder sein. Aber wenn Du so fragst, kommt das wohl nicht deutlich raus. Ich werd das klarer machen. ;)

Danke jedenfalls schon mal fürs Lesen, und ich freu mich auf Deine ausführlichere Kritik! :)

Liebe Grüße,
Susi :-)

 

Hi Häferl,

deine KG hat mir gefallen.
Wirklich spannend fand ich sie nicht, weil ich mir schon denken konnte, dass dein Prot reingelegt wurde.
Das er im Knast vergewaltigt wird und dass er sich das Leben nehmen würde, weil ihm bewußt wurde, dass nichts seine Situation ändern könnte, war mir ebenfalls klar.
Gespannt war ich auf deine Auflösung, die ich gelungen fand.

Unter Horror würde ich deine KG auch nicht platzieren.
Es ist zwar erschreckend, was man durch einen teuflichen Plan einem Menschen antun kann, doch Horror wäre es für mich gewesen, wenn dein Prot, während man ihn in der Zelle vergewaltigte, plötzlich aus seinem Unterbewußtsein, sein zweites Ich geholt hätte.

Er in blitzartigen Bildern erkannt hätte, dass er doch der Kindermörder ist.
Eine unmenschliche Kraft in ihm hervor gekommen wäre und in der Zelle ein Blutbad angerichtet hätte. :D

Aber das wäre dann eine andere Geschichte. :Pfeif:

lieben Gruß, coleratio

 

Lieber Hagen!

Vielen Deiner Kritikpunkte mußte ich einfach zustimmen und hab die Geschichte dementsprechend bearbeitet. ;-)

Womit ich nichts anfangen konnte, ist:

Insgesamt hinterlässt bei mir die Verhandlung den faulen Beigeschmack eines Schauprozesses. Die Beweisführung wirkt modern, aber nicht die Art und Weise wie der Prozess geführt wird.
Ähm, ob Schauprozess oder nicht, hab ich mir eigentlich gar nicht überlegt. Und ich weiß nicht, wie ein Prozess Deiner Ansicht nach »modern« geführt wird, bzw. was genau zu Deiner Kritik führt. Erleuchte mich. ;)

Das mit den Freunden hab ich jetzt hoffentlich besser gestaltet, aber das mit dem Teller konnte ich nicht aus dem, wie du richtig sagst, kompakten Absatz rausnehmen, eben weil er so kompakt ist. Obendrein paßt es meiner Meinung aber auch an dieser Stelle am besten; wo hättest Du es denn hingegeben?

Den Verteidiger hab ich ein wenig eingebaut… Weiß gar nicht, warum mir das nicht gleich eingefallen ist. :D Daß er nichts tut, war für mich ja sowieso klar, aber ich dachte erst, indem er nichts sagt, sei das klar.

Die Filmaufnahmen kenn ich nicht. Meinst Du wirklich, daß der Satz so ähnlich klingt? Soll ich ihn umschreiben? :confused:

Kommt denn Josi (Absatz „Unterdessen“) jetzt härter rüber? Wenn nicht, gib mir bitte ein paar Tips. :-)

In diesem Zusammenhang finde ich es aber seltsam, dass die Mutter und der Bruder die Identität des Familienmitglieds kennen (setzt vorraus, dass sie ihn all die Jahre über beobachtet haben) und der Prot andresrum nicht.
Also, nachdem Thomas von der Mutter immer von seinem Zwillingsbruder gehört hat, wußte er natürlich von seiner Existenz, und wenn man das wirklich will, ist es sicher nicht so schwierig, den dann auch zu finden. Die Mutter wußte natürlich nicht, was Thomas so trieb… Und Gernot wußte ja gar nichts über seine Herkunft, also auch nicht, daß er überhaupt einen Zwillingsbruder hatte.

Hoffe, du kannst mit meinen Gedanken zum Text was anfangen.
Ich hoffe, Du merkst in der Geschichte, daß ich damit was anfangen konnte? ;)


Lieber sim!

Man könnte hoffen, dass bei der Mutter die Alarmglocken bie dem Stichwort Thailandurlaub schrillen und sie eine Aussage macht.
Welche Aussage sollte sie denn machen? Ich glaube nicht, daß sie sich da was dabei denkt. Und eigentlich ist sie ja die böse Schuldige im Hintergrund, ist Dir das gar nicht aufgefallen? ;-) Sie hat ja Thomas so weit gebracht, daß er sich nur durch so eine Tat zu helfen wußte…


Lieber Charousek!

Ich hab es jetzt so gelöst, daß die Mutter den Zwillingsbruder direkt ausspricht, dadurch sind hoffentlich alle Unklarheiten beseitigt? ;)


Liebe Coleratio!

Freut mich sehr, daß sie Dir gefallen hat! :) Naja, das mit dem Horror – also für mich ist die Vorstellung, was da mit Gernot alles passiert bzw. gemacht wird, schon irgendwie Horror. Ich wollte allerdings diese Szenen nicht ausführen, sondern nur die Gefangenen das Schreien übertönen lassen und den Rest dem Leser zu überlassen.
Für mich kommt es da nicht so drauf an, ob ihm das ein Mensch, ein Monster, ein Vampir oder ein Geist antut. Klar weiß ich, daß ich mit der Meinung ziemlich alleine bin, aber ich will sie trotzdem hier in Horror lassen. Hätte ich sie für Gesellschaft geschrieben, wären nicht so viele Themen zugleich hineingepackt, und keine so ungewöhnliche Konstellation an Mitwirkenden.

Aber warum nicht auch Gesellschaftshorror – was spricht dagegen?

(Dafür spricht jedenfalls, daß ich in jeder Rubrik eine Geschichte haben will…:D)

Danke Euch allen noch mal fürs Lesen,

liebe Grüße,
Susi :)

 
Zuletzt bearbeitet:

Morgen Häferl,

allen voran:

Aber warum nicht auch Gesellschaftshorror – was spricht dagegen?

(Dafür spricht jedenfalls, daß ich in jeder Rubrik eine Geschichte haben will…)


:dozey: Tut mir Leid, aber das reicht mir als Begründung nicht. Dies ist mE keine Horrorgeschichte, auch wenn dramatische Ereignisse drin vorkommen. Würde wirklich dafür plädieren, sie nach Gesellschaft zu verschieben. :) Oder du baust nen Vampir ein. :D

Zum Text:

Um ehrlich zu sein, bin ich nicht sonderlich begeistert. Der Plot trägt sich irgendwie nicht von selbst. Häufig werden Erklärungen eingestreut, um zu erklären, warum gerade das so und so passiert und warum das und das so und so ist.

›Sie können mir keine Schuld nachweisen, denn ich habe niemals Kinder angefasst. Ich bin unschuldig wie ein Lama.‹
Er trocknet sein Gesicht ab, sieht sich im Spiegel in die Augen und sagt: »Du bist ein armes Schwein.« Und er weiß gar nicht, wie Recht er damit hat.

Wer steht bitte schon vorm Spiegel und sagt: "Sie können mir doch nichts nachweisen. Ich bin doch unschuldig. Genau!"

In so einer Situation sagt man: "Was für ne verfluchte Kacke!"

Und als Retter in der Not muss sich gleich zu Beginn der Erzähler mit einschalten:

»Du bist ein armes Schwein.« Und er weiß gar nicht, wie Recht er damit hat.

Das ist sehr ungelenk von der Erzählweise her. Die Handlung fließt nicht, sie stottert vor sich hin wie ein alter Motor ;) und entfaltet keine Wirkung. (Hat mir auch mal ein Lektor geschrieben ;))

Hinzu kommen massig Klischees, die ebenso keinen Effekt, keine Spannung auslösen:

1) ein Schauprozess im amerikanischen Stil

2) leidenschaftsloser Anwalt

3) ein Unschuldiger, der im Knast vergewaltigt wird inklusive Duschklischee.

3) ein Tailand-Triebtäter

etc. pp.

Die Grundidee, dass sein Bruder ihn reingeritten hat, ist eigentlich sehr gut, aber der Plot arbeitet nicht auf die Pointe hin, streut nichts ein, sondern serviert einem die Auflösung halbgar und ohne Vorwarnung am Ende. So dass der Leser (ich!) nur kurz mit den Achseln zuckt und sagt: Ach so. Viel Spaß in Tailand! Desweiteren ist das Ende dieser Form sehr unglaubwürdig. Die Mutter bleibt lethargisch, kann nicht 1 und 1 zusammenzählen usw.

Und wieder:

»Thailand waits for me, for me, for me, only for me«, singt er vor sich hin, während er seine Koffer packt. Thomas ist schon so geil, dass ein Gedanke an ein Kind reicht, und das Blut schießt ihm in den Schwanz.

Hallo Leser, hast dus verstanden? DAS ist der Triebtäter, da seht, er SINGT es sogar. Triebtäter, er! Verstanden? :dozey:

Also Häferl, mal abgesehen, dass dies hier wirklich keine Horrorgeschichte ist, könntest - ja - solltest du diese Geschichte etwas subtiler inszenieren. Streue versteckte Hinweise ein, die den Leser stutzig machen. Arbeite auf die eigentliche Pointe hin. Beispielsweise durch Gegenschuss-Rückblenden, die den Bruder und dann ihn zeigen. Beschreibe alles so, als wäre es die gleiche Person, um dann überraschend die Auflösung zu bringen. Sowas in der Art. Nimm ein paar der Klischees raus, allen voran die Vergewaltigung im Knast. Ja ich weiß, Kinderschänder, die Umkehr des eigentlichen Titels. Er ist jetzt das Kind. Aber dennoch. Und denk dir ein pointiertes Ende aus.

Kopf hoch, wird schon! :)

Liebe Grüße

Dante

 

Hier in Deutschland heißen die Geschworenen Schöffen, es gibt sie also wohl. Aber sie werden nicht bei Kapitalverbrechen eingesetzt, es sei denn, es handelt sich um einen Prozess vor dem Jugendgericht. (lakita weiß da bestimmt mehr)

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber Dante!

Danke fürs Lesen und Deinen Kommentar. :)

Tut mir Leid, aber das reicht mir als Begründung nicht.
Öhm, :hmm: Preisfrage: Was glaubst Du, warum der Satz samt " :D " in Klammer steht?

Würde wirklich dafür plädieren, sie nach Gesellschaft zu verschieben.
Nein, ich hab sie echt nicht als Gesellschaftsgeschichte geschrieben, da würde sie völlig anders aussehen.

Nimm ein paar der Klischees raus, allen voran die Vergewaltigung im Knast.
Gerade das ist der realistischste Punkt an der Geschichte. Nicht im "Normalfall", aber bei Kinderschändern.

Oder du baust nen Vampir ein.
Mein Ziel ist aber, eine Horrorgeschichte ohne Vampire und dergleichen zu schreiben. Ist mir nicht so gelungen, aber Vampir kommt da keiner rein.

Ich hab sie einfach nur zu schnell runtergeschrieben und dann gleich gepostet, das ist alles. Manchmal muß ich mir zwischendurch ein paar Ohrfeigen holen, damit ich dann wieder weiß, wo´s lang geht. Die hab ich jetzt.

Liebe Grüße,
Susi :)

Edit: Die anderen Antworten hab ich erst jetzt gesehen, aber jetzt muß ich weg und hab keine Zeit mehr. Sorry.

 

Hallo, Häferl!
Dass die erste deiner Geschichten, zu der ich auch einen Kommentar schreibe, gerade eine Horror-Story wird, hätte ich auch nicht gedacht. Aber, na ja, eigentlich ist es keine richtige Horror-Story, auch wenn du völlig Recht damit, dass solche Erlebnisse für den Betroffenen sicher Horror genug sind.
Wenn du keinen Vampir drin vorkommen lassen willst, wie wär's dann mit einem Werwolf? Nein, im Ernst: Ich denke, werder hier noch im Gesellschaftsforum wäre die Geschichte richtip platziert. Aber wie wär's mit dem Spannungsforum? Dort gibt es sicher Beiträge, die weniger spannend sind als deiner. Außerdem hast du dort ja auch noch nichts gepostet. ;)

Ich war schon mal bei einem österreichischen Strafprozess dabei, und dort geht es - sicher auch bei so einer Thematik - doch deutlich "sachlicher" zu, als du es beschrieben hast.

Dass Kinderschänder im Gefängnis gequält werden, ist wohl kein Klischee, wie das oben behauptet wurde. Ich kann mich lebhaft an eine Dokumentation zu diesem Thema erinnern, in der Langzeithäftlinge darüber bereitwillig Auskunft gaben. Die Darstellung dieser Tatsache, ist aber ein bisschen klischeehaft geworden.

Mich hat ganz am Anfang die Ruhe gestört, mit der sich Gernot auf seinen Prozess vorbereitet. Wieso ist er so zuversichtlich, freigesprochen zu werden? Ich glaube, wenn auch nur eine winzige Chance bestünde, wegen eines solchen Verbrechens schuldig gesprochen zu werden, könnte ich vor lauter Panik nur mehr auf allen Vieren herumkriechen.

 

@Schlachtpaulchen:

erst einmal muss ich dir sagen, dass mir deine Geschichte kein bisschen gefallen hat.
Wenn Du sie gut gefunden hättest, hättest Du mir ja nicht geschrieben, also hat es doch was Gutes.

Also, ich weiß ja nicht, wie das in Österreich aussieht, aber hier in Deutschland heißt das Sinngemäß: "Sie können zum Tathergang Stellung nehmen" bzw. man darf sich zur Anschuldigung äußern. Da die Unschuldsvermutung gilt ist deine Beschreibung höchst... unglaubwürdig.
Ich wollte eigentlich darstellen, daß der Richter ihn bereits für schuldig hält. Es ist nicht immer alles so, wie es im Gesetz steht...


Die Existenz von Geschworenen konnte ich übrigens nicht nachvollziehen. Hab extra nachgeschaut, es scheint weder in der Schweiz, noch in Ösiland welche zu geben. Und das es sich um den deutschsprachigen Raum handeln muss, das beweisen die Namen deiner Darsteller. Und hier innerhalb Deutschlands gibts sowas gleich gar net.
Bei uns gibt es Einzelrichter, Schöffensenat (zwei Schöffen) und Geschwornengericht (zehn Geschworne).

Warum wurden nicht die Fingerabdrücke verglichen? Diese kann man bei Zwillis durchaus auseinanderhalten.
Fingerabdrücke auf Leichen, oder wie? :susp: Hätten sie auf den Kindern Fingerabdrücke gefunden, hätten sie wohl Zweifel haben müssen. So war es für sie aber ein eindeutiger Fall.
Daß man Zwillinge daran auseinanderhalten kann, ist irrelevant, da der Bruder nicht zur Debatte steht.

Liebe Grüße,
Susi :)

 

Lieber Woodwose!

Danke auch Dir fürs Lesen und Antworten! :)

Aber, na ja, eigentlich ist es keine richtige Horror-Story, auch wenn du völlig Recht damit, dass solche Erlebnisse für den Betroffenen sicher Horror genug sind.
Der Horror sollte vor allem sein, das als Unschuldiger zu erleben. Aber der Geschichte fehlt der Tiefgang, um das auch richtig rüberzubringen.

Aber wie wär's mit dem Spannungsforum? Dort gibt es sicher Beiträge, die weniger spannend sind als deiner. Außerdem hast du dort ja auch noch nichts gepostet.
Da hast Du schon recht damit, daß ich dort auch noch keine hab. Aber ich wollte sie wirklich als Horrorgeschichte schreiben. Und wenn ich mal irgendwann wieder wirklich die Ruhe finde, daß ich mich richtig ins Schreiben fallen lasse, dann werd ich ihr noch die nötige Tiefe verpassen, und vielleicht klappts ja dann. ;)


Ich war schon mal bei einem österreichischen Strafprozess dabei, und dort geht es - sicher auch bei so einer Thematik - doch deutlich "sachlicher" zu, als du es beschrieben hast.
Ja, dann hast Du einen Prozess erwischt, bei dem es sachlich zugegangen ist. Ich hab auch schon anderes erlebt...


Dass Kinderschänder im Gefängnis gequält werden, ist wohl kein Klischee, wie das oben behauptet wurde. Ich kann mich lebhaft an eine Dokumentation zu diesem Thema erinnern, in der Langzeithäftlinge darüber bereitwillig Auskunft gaben. Die Darstellung dieser Tatsache, ist aber ein bisschen klischeehaft geworden.
Ja, daß das so klischeehaft geworden ist, liegt wahrscheinlich auch daran, daß ich mir nicht genug Zeit genommen hab.


Wieso ist er so zuversichtlich, freigesprochen zu werden? Ich glaube, wenn auch nur eine winzige Chance bestünde, wegen eines solchen Verbrechens schuldig gesprochen zu werden, könnte ich vor lauter Panik nur mehr auf allen Vieren herumkriechen.
Wenn ich die Geschichte überarbeite, werd ich das noch einmal überdenken. Ich ging davon aus, daß er ja von seiner Unschuld weiß und nicht glauben kann, daß man ihm die Schuld nachweisen kann. Er glaubt halt noch daran, daß man in einem Rechtsstaat nicht unschuldig verurteilt werden kann.

Danke nochmal,
alles Liebe,
Susi :)

 

Hallo Häferl,
Du und Horror? :D. Na, dann doch nicht, wie einige meiner Vorleser festgestellt haben. Der persönliche Horror, die eigene Hölle zu erleben, kann Grundlage für eine Horrorstory werden, aber diese Geschichte ist nicht subtil genug. Dann und wann blitzt das Subtile klitzeklein auf... aber wirklich erschüttern konnte sie mich nicht.

Den Horror Effekt kannst du verstärken, wenn Gernot vielleicht doch der Teufel gewesen ist.
Oder wenn er freigesprochen worden wäre und das Morden wieder angefangen hätte und er auf der Flucht ist.

Wenn er tot ist und das jüngste Gericht ihn für schuldig erklärt, obwohl er unschuldig ist.

Alles in allem kam mir der Charakter Gernots, der Anwälte, der Richter in der Verhandlung sehr unglaubwürdig vor.
Die Anwälte, die Richter so vorbelastet darzustellen emfand ich arg. Besser hätte ich es gefunden, wenn sie völlig neutral gezeigt werden und die Schlinge sich auch objektiv um Gernots Hals legt.
Die Mitgefangenen als Rächer zu stigmatisieren, finde ich auch nicht so gelungen. Es gibt subtilere Methoden ohne dass man den Wärtern unterstellen muss, sie werden zum Mittäter.
Dem Zwillingsbruder hast du in der Charakterisierung mehr Aufmerksamkeit geschenkt, als dem naiven Prot. Überhaupt kann ich mir nicht vorstellen, dass ein Heimkind wie Gernot soo naiv ist. Eigentlich sind sie mit allen Wassern gewaschen, denke ich.

Die Auflösung finde ich nur teilweise gelungen, denn es erschien mir unlogisch, dass bei der Recherche der Staatsanwaltschaft das Detail des Zwillingsbruders (auch bei einer Adoption) übersehen wurde. Im Zweifel für den Angeklagten, ist der Gentest nicht ausschlaggebend. Die Zeugen haben die Vergewaltigung nicht gesehen. Jeder Anwalt hätte Berufung einlegen können. Auch ein Strafverteidiger, der dadurch zu Ruhm kommen würde. ;)

LG
Goldene Dame

 

Hallo Goldene Dame!

Danke auch Dir fürs Lesen und Deinen Kommentar. Auf die meisten Punkte bin ich ja in meinen vorigen Antworten schon eingegangen, ich erspare mir die Wiederholung.

Die Anwälte, die Richter so vorbelastet darzustellen emfand ich arg. Besser hätte ich es gefunden, wenn sie völlig neutral gezeigt werden
Es geht nicht darum, was einem besser gefällt. Mir würde es auch gefallen, wenn in diesem Staat alles seine Ordnung hätte und mit rechten Dingen zuginge. So sieht es aber nur durch die rosa Brille aus, und die hab ich schon lang nicht mehr auf. Ich weiß sehr gut, wovon ich rede. Was die Methoden der Wärter angeht, hab ich da auch so meine Quellen. ... In unseren Gefängnissen können sich sogar Leute erhängen, die gar keine Arme mehr haben (kleiner Regiefehler :D)...

Liebe Grüße,
Susi :)

 

Adjektive haben den Vorteil gleiche Sachverhalte anders zu beschreiben, das Wort besser hast du vielleicht in den falschen Hals bekommen. ;)

Es geht nicht darum, was einem besser gefällt. Mir würde es auch gefallen, wenn in diesem Staat alles seine Ordnung hätte und mit rechten Dingen zuginge. So sieht es aber nur durch die rosa Brille aus, und die hab ich schon lang nicht mehr auf. Ich weiß sehr gut, wovon ich rede. Was die Methoden der Wärter angeht, hab ich da auch so meine Quellen. ... In unseren Gefängnissen können sich sogar Leute erhängen, die gar keine Arme mehr haben (kleiner Regiefehler )...

Ich habe nur anregen wollen, das du die Charakterisierung der Protagonisten wertfreier darstellen könntest. Das hat den Vorteil, das ich als Leser nicht eine Meinung übergestülpt bekomme, sondern mir eine eigene, die dann der deinen entspricht, bilden kann. Ich hoffe du verstehst jetzt, was ich unter besser verstehe. Natürlich kannst du deine Geschichte so belassen, es ist ja schließlich deine.
LG
Goldene Dame

 

Natürlich kannst du deine Geschichte so belassen, es ist ja schließlich deine.
Ich hab schon weiter oben gesagt, daß ich sie überarbeiten werde, dann wird sie vielleicht auch Dir besser gefallen. ;)

Liebe Grüße,
Susi :)

 

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom