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Der komische Kerl mit der seltsamen Vorliebe

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16.11.2015
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Der komische Kerl mit der seltsamen Vorliebe

In den Kneipen von Wien war abends ein komischer Kerl zu beobachten. Seine seltsame Vorliebe forderte im Laufe der Zeit einige Opfer. Es ging ausschließlich um Leute, die viel trinken. Da gab es eine Lady, die sehr einsam wirkte und wahrscheinlich verzweifelt auf der Suche nach einem Liebhaber war. Sie ging jeden Dienstag in diese Bar, saß immer nur so da und soff Einen nach dem Anderen. In unregelmäßigen Abständen sah sie auf und blickte hoffnungsvoll in die Menge. Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich schlagartig, als sie realisierte, dass wieder niemand zu ihr hinschaute. Dann bestellte sie den Nächsten, nahm einen kräftigen Schluck und zündete sich eine Zigarette an. Die Lady wartete anscheinend darauf, angesprochen zu werden. Sie wurde nie angesprochen. Wenn der Leser an dieser Stelle bedenkt, dass viele Männer da draußen nicht wählerisch sind und alles, was sich anbietet bespringen wollen, dann kann er sich vielleicht vorstellen, wie sie aussah. Einige Stunden und viele Drinks später ging sie, wie immer, alleine aus der Bar, wahrscheinlich nach Hause - vielleicht auch in ein Bordell.

Sie war nicht die Einzige, die der seltsamen Vorliebe des komischen Kerls zum Opfer fiel. Vier junge Männer waren immer wieder in einer Kneipe namens "Lotus". Es waren Studenten. Sie verbrachten die Tage mit dem Saufen und damit, über irgendwelchen pseudo-intelligenten Bullshit zu reden. Immer, wenn eine hübsche Dame vorbeiging, schauten ihr alle Vier sehnsüchtig nach, obwohl jeder von Ihnen genau wusste, niemals bei einer solchen Frau einlochen zu dürfen. Sie hatten nie die Eier, die man braucht um eine Plauderei mit einer der Ladys zu beginnen. Je mehr sie soffen desto mehr fiel das Niveau der Gespräche. Zugegeben, es waren nie wirklich niveauvolle Konversationen aber den Abfall konnte man trotzdem beobachten. Sprachen sie zu Beginn der Sauferei stets über ihre schlecht durchdachten Ansichten zu Diesem und Jenem, ging es gegen Ende nur noch um Geschichten vom Ficken. Jetzt drehte sich Alles um Mösen und Titten.

Der komische Kerl mit der seltsamen Vorliebe hat so manche Stunde in den Kneipen verbracht und dabei viele komische und seltsame Persönlichkeiten beobachtet. Obwohl er die Gesichter seiner Opfer im Moment der Überraschung nie selbst sehen konnte, musste er beim bloßen Gedanke daran oft so stark lachen, dass er mehrmals kurz davor stand, sich in die Hose zu scheißen. Jeder Lachkrampf zeigte ihm, dass es den Aufwand wert war. Jede Bemühung, die Einem ein bisschen Glück und Freude beschert ist eine gute Bemühung, egal wie skurril sie auch sein mag. Moralisch gesehen sollte man bestimmt darauf achten, dass kein anderes Wesen zu ernsthaftem Schaden kommt, wenn man seine Vorliebe auslebt. Dem komischen Kerl war Moral zwar so egal war wie sterbende Kinder oder die Vergiftung der Meere, doch seine seltsame Vorliebe war keinesfalls eine solche, die Irgendjemandem geschadet hat. Im schlimmsten Fall löste sie beim Opfer eine starke Verwirrung aus. Ich muss - um ehrlich zu bleiben - jedoch sagen, dass es dem Kerl auch egal gewesen wäre, hätte irgendwer dadruch Verletzungen erlitten. Doch für die Geschichte, die hier erzählt wird, ist das nicht von Bedeutung. Schließlich geht es in erster Linie um die seltsame Vorliebe eines komischen Kerls. Diese in Kneipen auszuleben war keine Willkür, sondern hatte einen guten Grund. In Lokalen sind Besoffene und Besoffene sind bessere Opfer als jene, die nicht besoffen sind. Er musste natürlich trotzdem vorsichtig sein, nicht erwischt zu werden. Es war nicht immer einfach aber nach der Zeit wurde er richtig gut darin. Obwohl sie nie ganz verschwand, linderte sich auch die Angst vor dem Erwischt-Werden irgendwann.

Ein einziges Mal, viele Jahre nachdem der komische Kerl begonnen hatte, seine seltsame Vorliebe auszuleben wurde er tatsächlich erwischt. Natürlich sah er ein, dass er daran selbst Schuld war. Normalerweise trank er keinen Schluck Alkohol, während er sein nächstes Opfer beobachtete, um auf den richtigen Moment zu warten. An diesem Abend machte er einen Fehler und goss sich - während er auf einen guten Zeitpunkt wartete - 5 Stamperl Jägermeister in die Kehle. Wahrscheinlich machte der leichte Rausch in fahrlässiger. Sein Opfer war ein Mann, der an der Bar saß und schon einige Biere getrunken hatte. Das Lokal war eigentlich ein Restaurant, es gab aber auch einen Barbereich. Der komische Kerl hatte das Ausüben seiner seltsamen Vorliebe so perfektioniert, dass er nur an seinem Opfer vorbeigehen und dieses leicht anrempeln musste, um die Aufmerksamkeit vom eigentlichen Geschehen aubzulenken. Wenn der komische Kerl sich schließlich für sein "rüpelhaftes Verhalten" entschuldigte, war schon alles erledigt. Auch Taschendiebe verwenden die Anrempeln-zum-Ablenken-Technik, um ihren Opfern währenddessen unbemerkt etwa die Geldbörse aus der Tasche zu ziehen. Der komische Kerl mit der seltsamen Vorliebe war kein Dieb und hatte auch nicht die Absicht, etwas zu stehlen. Er näherte sich also langsam dem Mann, den er beobachtet hatte und agierte wie üblich. Keinesfalls hätte er vermutet, dass gerade ein Kind aufmerksam genug sein kann, um ihm auf die Schliche zu kommen. Ein kleiner Junge, der mit seinen Eltern nicht weit entfernt vom Platz des Säufers aß, rief plötzlich:" He Mister, ich glaube der komische Kerl hat ihnen da was in die Tasche gesteckt" - "Wie kommst denn a......" Die Antwort des Mannes wurde akut unterbrochen, als dieser in seiner Tasche ein kleines Stoffsäckchen fand. Als er es öffnete und den Inhalt sah, traute er seinen Augen nicht. Es waren 3 Puppenköpfe aus Porzellan. Die Gesichter waren blass, die Wangen rot und die Augen stark geschminkt. Sie trugen geflochtene Zöpfe.

Wie es Jeder an seiner Stelle getan hätte, so hat auch der Mann den Übeltäter zur Rede gestellt. Nach kurzem zögern erzählte Der ihm seine Geschichte: "Ich gebe zu, ich bin ein komischer Kerl, der eine seltsame Vorliebe hat. Nichts in der Welt mache ich lieber, als fremden Menschen skurille Kleinigkeiten zuzustecken. Der Gedanke an die Verwunderung der Fremden über den Inhalt ihrer Taschen ist der Grund für mein Handeln. Bitte stellen sie sich doch vor, sie hätten mich nicht erwischt. Vielleicht hätten sie sich noch ein paar Gläser genehmigt. Morgen in der Früh wachen sie auf und finden schließlich in ihrer Tasche dieses Säckchen. Sie würden sich doch bestimmt fragen, wie sie in den Besitz dieses Gegenstands gekommen sind. Die Vorstellung von ihrem Gesichtsausdruck zum Zeitpunkt der Entdeckung ist für mich unvostellbar spaßig." Das ganze belustigte den Mann so sehr, dass er dem komischen Kerl mit der seltsamen Vorliebe einen ausgab. Und wer weiß, vielleicht gingen die Beiden von diesem Tage an gemeinsam auf die Pirsch, um fremden Menschen skurille Kleinigkeiten zuzustecken.

 

Hej Fackaroni,

sieh nochmal über die Groß- und Kleinschreibung drüber, da ist im Laufe des Textes einiges verschütt gegangen.

Ansonsten find ich das Timing ungünstig. Bis ich dann endlich weiß, was der komische Kerl macht, weiß ich gar nicht mehr so recht, ob ich es noch wissen will.
Vielleicht könnte das sonst eine nette skurrile Pointe geben.

Mir fehlen da Absätze und für die wörtliche Rede dürftest Du für meine Geschmack gerne zu Beginn eines jeden Sprechers eine neue Zeile benutzen. Wenn Du Deine Figuren insgesamt mehr sprechen lassen würdest, wären sie für Deine Leser sehr viel lebendiger, die Handlung würde eine andere Dynamik bekommen und du hättest nicht ständig das Problem, Dinge lediglich zu behaupten, aber nicht wirklich zu zeigen.

Was ich beim ersten Lesen mitgeschrieben habe:

Dieser komische Kerl, der Abends in den Kneipen von Wien zu beobachten war
abends

Seine Opfer waren meist Leute die viel trinken. Es gab da diese Lady. Eine einsame Lady.
Manchmal sind kurze Sätze okay, hier wirken die auf mich wie Zäune, über die ich klettern muss wo ich Türen zum Durchgehen haben möchte.

Sie schien verzweifelt auf der Suche nach einem Liebhaber zu sein
Show don't tell

und wartete anscheinend darauf angesprochen zu werden.
hier auch

Ich glaube, dass der Leser sich an dieser Stelle vorstellen kann wie die Lady ausgesehen hat.
Nö. Dass der Autor so freimütig Vermutungen über die Vorstellungskraft des Lesers anstellt, find ich nett gedacht aber so einfach isses ja nicht.

Vor Allem, wenn er bedenkt, dass viele Männer nicht wählerisch sind und Alles was sich anbietet sofort bespringen wollen.
Vor allem, wenn er bedenkt, dass viele Männer nicht wählerisch sind und alles was sich anbietet sofort bespringen wollen.

Jeden Dienstag ging die Lady aufs Neue alleine nach Hause und man kann nur darüber grübeln, was sie im Anschluss daheim wohl gemacht hat.
Oder Du als Autor erzählst mir endlich mal etwas handfestes aber sie, damit ich mir ein Bild machen kann. Dann würde sie mir vllt leid tun oder ich würd sie komisch finden oder sympathisch. Aber wenn Du mir augenzwinkernd sagst: "Das kannst du dir ja sicher denken" oder "Da grübel mal selber drüber nach" dann machst Du es Dir zu einfach.

Bei den Puppenköpfen habe ich mich gefragt, wie die aussehen. Sind das irgendwelche Restbestände made in GDR oder giesst der die selber? Barbieköpfe?
Nur um den komischen Kerl mal irgendwie einzuschätzen.

Jedenfalls viel Spaß noch beim Schreiben.
Gruß
Ane

 

Ane .. Danke für die Kritik.

Wird daran noch herumbasteln und sehen was sich ergibt.
Ich habe mich gefragt, ob meine derbe Ausdrucksweise nicht ein bisschen abschreckend für den Leser ist..... zum Beispiel:

"dass er kurz davorstand sich in die Hose zu scheissen"
"so egal wie sterbende Kinder und die Vergiftung der Meere"

oder die Worte "Ficken, Mösen, Titten, etc."

Fandest du das zu heftig ??

 

Klar kannst Du Worte wie "ficken, Möse, Titten" benutzen. Ich find das grundsätzlich erstmal nicht heftig.
Wie das im Text wirkt, hängt dann von so vielen Komponenten ab, dass ich Dir da keinen allgemeingültigen Rat geben mag.

Was mir in dem Zusammenhang aufgefallen ist:

niemals bei einer solchen Frau einlochen zu dürfen
Das wirkt auf mich so, als hättest Du das als Autor das gerne verwenden wollen, ohne das der Text das an der Stelle irgendwie erfordert. Damit wird mMn nicht irgendeine Figur oder deren Charakter betont, das ist nicht die Denke der Typen, sondern der auktoriale Erzähler, der so denkt und weil ich nicht sehe, warum, wirkt das unecht auf mich. Gibt sicher noch andere solche Stellen, die ist mir irgendwie negativ in Erinnerung geblieben.

 

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