Was ist neu

Der Kompass

Challenge-Text
Challenge-Text

PPS

Mitglied
Beitritt
24.11.2017
Beiträge
17
Zuletzt bearbeitet:

Der Kompass

Ich gehe durch die erdrückenden Mauern der Großstadt.
Die Sonne wirft Schatten in die Gassen. Hätte nie gedacht, dass es grau in so vielen verschiedenen Facetten gibt.
Entlang eines Altbaus rankt wilder Weine empor zum Himmel. Die roten Blätter sind eine erfrischende Abwechslung in der sonst farblosen Gasse.

Der Dunst der letzten Nacht hat sich tief ins Gewebe meiner Kleider gefressen und noch viel tiefer.
Mein Mund ist trocken, ich habe wieder geraucht, obwohl ich mich seit Jahren zu den heiligen Nichtrauchern zähle. Ich verabscheue den Geruch, der dich selbst am nächsten Tag noch begleitet.
Menschen ziehen an mir vorbei. Irgendwie erinnern sie mich an Güterzüge. Ich kann den Sog fühlen, der ihnen wie ein Schatten folgt, und versucht mit den hektischen Figuren mitzuhalten.
Eine Mutter lächelt in ihren Kinderwagen. Die meisten Menschen verschmelzen mit dem Grau.
Ich versuche den vielen Pfützen auszuweichen.
Ein Regenwurm kämpft um sein Leben. Ich beobachte kurz, wie er sich windet, fische ihn mit einem braun gefärbten Blatt aus dem Wasser, und lege ihn auf den kleine Streifen Gras der die Straße vom Gehsteig trennt.

Ich selbst fühle mich wie ein Wurm, der sich durchs Leben windet, in einer Pfütze aus Selbstmitleid.
Seit drei Jahren sitzt mir eine Müdigkeit im Nacken, die sich in jede einzelne meiner Zellen bohrt.
An Ideen hätte es mir nie gemangelt. Sie schienen sich einen Spaß daraus zu machen, in meinem Kopf zu explodieren, mich zu belagern, und dann unerfüllter Dinge zurückzulassen.
Gleichzeitig bin ich zu stolz, um mir helfen zu lassen, und schmunzle insgeheim über meine Bekannten und Kollegen, die sich reihenweise in eine Burn-out-Klinik einweisen lassen.

Ich schleppe meine müden Beine durch den Stadtpark. Vielleicht sollte ich mir einen Hund zulegen? Einen Wegbegleiter, der mir mit seiner puren Anwesenheit, die einsamen Stunden versüßt.

Hinter einem bereits kahlen Busch liegt eine alte Frau, eingerollt in einen Mantel, der bestimmt wie sie, schon bessere Zeiten gesehen hat. Neben ihr parkt ein Einkaufswagen, der mit bunten Plastiktüten gefüllt ist. Ein leises Schnarchen wird vom Wind fortgetragen, wie das Lied einer falsch gestimmten Grille. Ich frage mich, was wohl ihre Geschichte sein mag.
Mir ist kalt. Ich fühle, wie sich unter meiner Jacke jedes einzelne Haar an meinen Armen aufrichtet.

Meine Beine haben kein Abkommen mit meinem Gewissen. Ich gehe schneller, bis die Frau, der Busch und auch der Wagen samt, Inhalt aus meinem Blick verschwinden.

Wie Blitze jagen Erinnerungen durch meinen Kopf. All die Pläne, die wir hatten.
Warum musste Sie nur gehen?

Ich sehe mein Haus vor mir. Die kleine Terrasse mit den welken Sonnenblumen, die ich schon vor Wochen entsorgen wollte. Ich pflanze sie jedes Jahr, weil Lisa Sonnenblumen liebte.
Eigentlich bin nicht mehr bereit in den Trott meines unspektakulären, und seit drei Jahren, einsamen Lebens zurückzukehren.

Ich greife in meine Manteltasche, um meine Schlüssel zu suchen und entdecke einen Fremdkörper in meiner Tasche. Ein kleines Ding, das mit dem Mantelfutter kämpft.
Schließlich gelingt es mir den Fremdkörper, zusammen mit meinen Schlüsseln zu befreien.
Zum Vorschein kommt ein Taschenkompass aus Messing.
Ich habe ihn gestern auf der Firmenfeier von einer Kollegin, von der ich nicht einmal den Namen kenne, bekommen.

Vermutlich habe ich ihr mein ganzes Selbstmitleid, mit alkoholgelöster Zunge, vor die Füße gegossen.
Sie hat vor Kurzem ihren Traum verwirklicht und sich auf den Pilgerweg nach Santiago de Compostela gemacht. Ich kann mich nur noch düster an die Einzelheiten unseres Gespräches erinnern.
Sie hat mir erzählt, dass Sie ihre Reise lange geplant hat und sich mit der vielfältigen Literatur zu diesem Thema befasst hat.

Der Kompass, den sie einmal als Ansporn, ihr Leben in die richtige Richtung zu lenken, bei einem Trödler gekauft hatte, begleitete Sie den ganzen Weg. Seither trägt sie ihn ständig bei sich.
Sie hat mir das edle Stück einfach in die Hand gedrückt und gemeint, ich hätte ihn wohl nötiger.

Für mich war diese Chance zur Selbstfindung, seit dem großen „Promipilgern“ im Fernsehen längst gestorben, aber ich habe ihr von meinem längst verstoßenen Traum erzählt, einfach in eine Richtung loszugehen und ihr zu folgen, ohne Abweichung. Einfach nur von meinen Füßen tragen lassen.
Alle Hindernisse zu überwinden, die auf mich zukommen. Berge, Wälder und Flüsse, immer der Nase nach, bis man glaubt, am Ziel zu sein.

Vielleicht nur eine kurze Flucht, um so zu tun, als wäre man anders, besser als die Masse, bevor der letzte Funken Kampfgeist ertränkt wird vom Tsunami der Routine.

Ich bin zu müde um meinen Gehirncocktail zu ordnen. Mit zittrigen Händen findet der Schlüssel endlich seinen Weg ins Schloss. Ich schaffe es gerade noch ins Badezimmer.

Das Gefühl von Abscheu holt mich ein.
Ich fühle, wie alles um mich herum, an meinem Herzen saugt. Ich sacke auf den Boden. Ich weiß nicht wie lange ich dem Badevorleger ein Gefährte war.
Den Samstag habe ich verpasst, wie an so vielen Wochenenden, die mit Plänen geschmückt, einen scheinbar unschuldigen Start in einer Bar oder bei einer Party nahmen und dann doch dem Alkohol zum Opfer fielen. Dabei habe ich ihr versprochen, mich nicht gehen zu lassen.

Neben mir liegt der glänzende Kompass wie ein verstohlener Feind auf dem Boden.
Nach einem langen Bad, und exzessivem Zähneputzen, bin ich bereit der Welt erneut gegenüberzutreten. Letzte Fetzen von Erinnerungen an die vergangene Nacht streifen meine Gedanken, lassen sich aber leicht vertreiben.

Ich stecke den Kompass in die Sporttruhe in der unter anderem ein unbenutztes Kletterseil, einige Karabiner, unbenutzte Kletterschuhe und andere wichtige, Dinge die auf ihren großen Auftritt warten ihren Platz gefunden haben. Ich will ihn einfach nicht mehr sehen.

Dann gehe ich, wie so oft, hinunter in das Café am Eck, um mir mein sonntägliches Frühstück zu gönnen.

Hier bin ich nur ein Mensch, der nach einer arbeitsreichen Woche den Genuss des wohlverdienten kleinen Luxus genießen und sich zumindest durch ein kleines bisschen Dienstleistung besser fühlen möchte. Jemand hinter einer Zeitung. Der Anzeigeteil ist voll mit Reisetipps. Der Herbst scheint der Feind der Konditionierung zu sein. Keine Panik, morgen nimmt mir der Alltag wieder die Kraft zur Veränderung durch seine kunstvolle Macht der Ablenkung.

Ich bestelle bei dem Kellner, der schon immer hier arbeitet, noch einen Espresso und ein Croissant, obwohl mein Magen Kräutertee vertragen könnte.

Mir gegenüber sitzt ein junges Paar, das sich über ein Sektfrühstück mit Lachs und frisch gepresstem O-Saft hermacht. Sie haben was zu feiern, was es ist, kann ich mangels Interesse nicht herausfinden.

Ein Mann mittleren Alters schnippt ungeduldig nach dem Kellner, der ihn mit steigender Intensität des Schnippens, nur noch mehr zu ignorieren scheint. Ein undankbares Business.

Das Café beginnt sich langsam zu füllen und ich beobachte die Menschen unbewusst aus der Deckung meiner Zeitschrift.

Es hat angefangen zu regnen. Durch die großen Fenster betrachte ich die Welt da draußen. Die Äste der wenigen Bäume beugen sich unter dem Gewicht des Wassers und kleine Rinnsale verschwinden wie von Geisterhand in den unendlichen Tiefen des Abwasserkanals.

Ich bestelle die Rechnung, gebe viel zu viel Trinkgeld, als wollte ich mich für die Unhöflichkeit des schnippenden Gastes entschuldigen und verlasse eilig das Café.

Zurück in meiner Wohnung nehme ich den Kompass aus der Kiste und lasse mich aufs Sofa sinken.
In einer Schublade bewahre ich alle Arten von Karten auf. Auch die von längst vergangenen Reisen mit Lisa. Ich finde eine Straßenkarte von Europa und breite sie auf dem Tisch vor mir aus.
Dann drehe ich einen kleinen Bleistift in der Mitte. Ich schließe meine Augen und warte, bis er zum Stillstand kommt. Als ich meine Augen öffne, zeigt die Spitzte auf eine Stadt namens Sagres, ganz im Südwesten Portugals. Mein erster Gedanke ist Portwein. Traurig, aber sonst weiß ich nicht viel von Portugal.

ch gebe Hannover - Sagres in den Routenplaner ein. Der zeigt mir nach kurzer Zeit die Strecke: 2678,91 km und 27:43 Stunden. Mit dem rechten Zeigefinger folge ich immer wieder der vorgegebenen Route. Es dauert lange, bis ich mich von der Karte losreißen kann.

Wie besessen suche ich nach meinem Tramperrucksack.
Ich leere die Zauberbox im Flur mit unbenutzten Dingen und werde fündig.
Ganz unten am Boden der Kiste ist das gute Stück. Der letzte Einsatz liegt schon lange zurück.
Ich packe alles, was mir auf die Schnelle unterkommt und nützlich erscheint, hinein.
Ganz oben in das kleine Fach kommt der Kompass meiner namenlosen Kollegin.
In einer der Seitentaschen finde ich einen Geldgürtel. Das letzte Geschenk von Lisa, das ich noch nie benutzt habe. Sie starb lautlos und plötzlich genauso, wie die Krankheit die sich mit einem Schlag unsere gemeinsame Zukunft gestohlen hat. Wir wollten viel mehr reisen und viel mehr Zeit gemeinsam verbringen. Seit ihrem Tod habe ich Hannover nicht mehr verlassen.

Ich rieche an dem Gürtel, in der Hoffnung einen Hauch von ihrem Geruch zu erhaschen, doch er riecht nur nach Leder.

Dann suche ich sämtliches Bargeld zusammen, rieche auch an den Scheinen und stopfe sie
mit meinem Reisepass und der Kreditkarte in die Gürteltasche.

Ich habe noch nie zuvor an Geld gerochen und kann mir auch nicht erklären, warum ich es jetzt tat. Der Geruch ist eigenartig, ich kenne nichts, was diesem Geruch ähnelt.

Mit dem Rucksack auf den Schultern mache ich mich auf den Weg.
Ich gehe schnell ohne wirklich zu wissen wohin.

Die Luft hat diesen besonderen Geschmack von kühler Großstadt. Die wenigen Menschen auf den Straßen sind eingehüllt in Winterjacken und Mäntel, die es schwer machen ein Gesicht unter der Hülle zu erkennen.
Die Köpfe werden tief getragen. Hände stecken in Taschen oder Handschuhen. Das farbenfrohste Schauspiel liefern die Regenschirme, die von manchen Menschen wie Trophäen getragen werden.

Ich nehme die U-Bahn zum Hauptbahnhof. Die Luft hier unten ist wärmer, hat aber einen ekelhaften, abgestanden Touch.
Am Hauptbahnhof löse ich ein Ticket nach Lissabon. Ich habe Glück und muss nur eine Stunde warten. Die Zeit verbringe ich damit, die Menschen in den ankommenden und abfahrenden Zügen zu beobachten.
Rührende Abschiedsszenen spielen sich vor meinen Augen ab. Ein Paar küsst sich zum Abschied auf den Stufen des Waggons, bis das Abfahrtzeichen ertönt.
Menschen kommen und gehen.

Mein Zug wird durch die hallenden Lautsprecher angesagt. Ich begebe mich auf den Bahnsteig und steige in ein noch leeres Abteil. Ich lehne meinen Kopf an die kühle Scheibe und lasse die Landschaft an mir vorüberziehen. Nach Stunden mit kurzen Schlafphasen und verwirrenden Träumen, zwischen Umsteigen und mehreren Besuchen in Speisewagen, erreiche ich völlig fertig und mit einem nur noch geringen Prozentsatz an Enthusiasmus endlich den Bahnhof Santa Apolonia am Ufer des Tejos.

Es ist früher Vormittag und die Luft ist mild für den fortgeschrittenen Herbst. In den Gassen des ältesten Stadtviertels Alfama regt sich einiges. Der Boden ist größtenteils im Calcada Stil kunstvoll gepflasterter. Die Menschen hier scheinen in einem besonderen Zeitlupenmodus zu laufen. Zudem bilde ich mir ein sie hätten einen glücklicheren Gesichtsausdruck als den mir bekannten.
Die Häuser um mich herum bestechen durch viele kleine Details.
Einige Fronten sind mit bunten Fliesen verziert und die unbegrenzte Menge an Minibalkonen lässt mich staunen.
An vielen Häusern sind Wäscheleinen vor den Fenstern befestigt, die den Nutzern akrobatische Fähigkeiten abverlangen müssen, die aber das Farbenspiel, zusammen mit den bemalten Fensterläden, erst komplett machen.

Ich schlendere ziellos durch die Gassen und lasse die Eindrücke auf mich nieder rieseln. Alle meine Sinne sind nur darauf aus sich auf die ungewohnte Umgebung einzulassen. Gerüche, Töne und die Flut an Farben! Ein Straßenmusikant spielt auf einer Geige ein mir unbekanntes Stück.
Die Sehenswürdigkeiten meidend streife ich durch die engen Gassen. Schließlich treibt mich mein rumorender Magen wieder zurück auf den belebten Teil des Viertels.
In einem kleinen Restaurant bestelle ich Rotwein und ein Gericht, das ich nicht kenne.
Alles schmeckt herrlich. Ich nehme mir trotz des großen Hungers sehr viel Zeit zum Essen. Die nette Kellnerin legt mir mit der bestellten Rechnung einen kostenlosen Stadtplan in deutscher Sprache auf den Tisch. Zufrieden und mit vollem Bauch schultere ich meinen Rucksack und mache mich wieder auf den Weg.

Ich komme an einen Platz in der Nähe des Hafens, wo ein riesiges Mosaik die Weltkarte darstellt.
In der linken Ecke ist eine Kompassrose abgebildet die mich an meinen stillen Reisebegleiter im Rucksack erinnert.

Ich kann mit einem Schritt den Kontinent wechseln und von einem Land zum nächsten springen.
Nachdem ich zumindest mit einem meiner Füße, jedes Land der Erde besucht habe, schließe ich die Augen. Plötzlich hektisches Treiben und ich werde unfreiwillig zum Motiv einer Gruppe von japanischen Reisenden, die wie aus Gewehren auf alles losfeuern.

Zurück in der Altstadt nehme ich mir ein Zimmer in einem kleinen Hotel, das in einer verschlafenen Gasse ohne Aussicht liegt.
Nach einer erholsamen, traumlosen Nacht durchsuche ich die kleine Infomappe des Hotels, die neben meinem Bett auf einer hölzernen Ablage liegt.
Ich entdecke eine Broschüre über den Wallfahrtsort Fatima, der nördlich von Lissabon, also nicht allzu weit entfernt liegt. Ohne lange nachzudenken, beschließe ich diesen geheimnisvollen Ort
einen Besuch abzustatten.

Ich bezahle meine Rechnung und erkundigte mich nach der besten Möglichkeit, heute noch nach Fatima zu kommen. Der Mann an der Rezeption gibt mir Broschüren mit Infos über Ausflugsreisen.
Ohne zu frühstücken, verlasse ich das Hotel.
Am Busbahnhof werden Tagesreisen nach Obidos und Fatima angeboten. Obwohl es mir widerstrebt, mich einer Reisegruppe anzuschließen, buche ich die Tour mit deutscher Reiseleitung.

Neben mir sitzt eine Frau, die, trotz meines offen dargelegten Desinteresses, immer wieder das Gespräch mit mir sucht. Ich stelle mich schlafend und höre, wie sie einer jungen Frau mit bayrischem Dialekt in der Sitzreihe vor uns erzählt, sie würde diese Reise machen, um den Segen für ihre Tochter zu erbitten, deren Kinderwunsch bislang unerfüllt blieb. Ich verdrehe unter den geschlossenen Liedern die Augen und versuche nicht weiter hinzuhören. Warum will ich eigentlich da hin?
Nach über zwei Stunden Fahrt erreichen wir schließlich Fatima.

Der Busfahrer packt nach der Ankunft einen Koffer mit kleinen Marienstatuen und Kreuzen aus, den er auf einem Klapptisch direkt neben dem Hinterausgang aufstellt. Alles ist fein säuberlich sortiert und mit kleinen Preisetiketten versehen.
Am Boden steht eine Kühlbox mit verschiedenen Dosengetränken.
Es gibt Mango Eistee, von dem ich mir eine Dose mit auf den Weg nehme. Lisa liebte Mango Eistee.

Die Reiseleitung informiert uns ohne Luft zuholen, über alles, was wir wissen müssen, und drückt jedem von uns einen Lageplan mit der Abfahrtszeit und den wichtigsten Informationen in die Hand, für den Fall, dass jemand verloren geht. Ich mache mich so schnell wie möglich aus dem Staub um alles auf eigene Faust zu erkunden. Die Straßen sind gesäumt von Souvenirläden, die mit Marien- und Heiligenstatuen aus Holz, Kunststoff und Wachs gefüllt sind. Kreuze und Rosenkränze in allen erdenklichen Variationen und Farben. Ich konnte nie verstehen, wie es ein Folterwerkzeug zum Symbol des Glaubens geschafft hat.

Endlich erreiche ich den Eingang zum wundersamen Ort. Ich kenne die Geschichte nicht genau und im Bus habe ich nicht wirklich zugehört, dennoch erhoffe ich mir etwas zu finden, eine Erklärung.
Ich lasse mich mit dem Menschenstrom treiben. Der Platz ist riesig.
Am Ort der Erscheinungen thront eine neubarocke Basilika.
Einige Menschen rutschen auf Knien über den Platz. Viele beten oder stehen einfach nur herum und schauen zu. An einem Stand kann man Kerzen und Wachsfiguren kaufen. Viele zünden Kerzen an und stellen sie in eine der dafür vorgesehenen Halterungen. Wachsgebilde die Beine, Hände und auch Kinder darstellen, werden verbrannt. Ich möchte eigentlich auch eine Kerze anzünden, lass es dann aber bleiben.

Ich verlasse den großen Platz und steige in eines der Taxis, die direkt vor den Toren parken. Der Fahrer begrüßt mich freundlich. Ein Rosenkranz pendelt vom Spiegel.
Ich zeige ihm meine Karte mit der Markierung der Reiseleitung und bin in wenigen Minuten wieder beim Bus. Der Taxifahrer gibt mir mit dem Wechselgeld einen kleinen Anhänger. Es ist ein hölzernes Kreuz an einem dünnen Lederband. Ich will es zurückweisen, stecke es aber dann doch in meine Tasche.

Die vordere Tür des Busses ist offen. Im Radio läuft laute, melancholische, portugiesische Musik. Fado, wie uns die Reiseleitung später erklärt. Der Busfahrer schläft in der ersten Sitzreihe. Seine Beine stehen in den Gang. Ich schiebe mich an ihm vorbei, ohne ihn zu wecken und stopfe meinen Rucksack in die Ablage über meinem alten Platz.
Der Parkplatz ist voll mit Reisebussen, die schön geschichtet in langen Reihen nebeneinanderstehen. Ich beobachte die Menschen die ein und aussteigen und versuche mir die Beweggründe ihrer Reise hierher vorzustellen. Endlich kommt unsere Gruppe zurück.
Der Busfahrer erhebt sich langsam, streckt sich und verteilt danach gemeinsam mit der Reiseleiterin und einigen freiwilligen Helfern, Portwein in Bechern. Ich lasse mir zweimal nachschenken und genieße den Geschmack, der meine Kehle erheitert. Wir verlassen Fatima.

Ein wenig außerhalb machen wir halt in einem typisch portugiesischen Restaurant.
Es sind bereits mehrere Gruppen dabei sich Essen in großen Mengen in den Mund zu stopfen. Dazu gibt es billigen Wein, den man mit Zitronenlimo mischen muss, um ihn trinkbar zu machen.
Wir essen und einige statten dem angeschlossenen Souvenirladen einen Besuch ab, bevor wir uns mit gefülltem Magen wieder auf den Weg machen.

Mein Kopf lehnt an der Scheibe und vibriert im Einklang mit dem Dieselmotor und der unebenen Straße. Meine Mitreisenden sind von einer eigenartigen Zufriedenheit erfüllt.
Ich hingegen fühle mich meiner Erleuchtung und jeglicher Erklärung ferner denn je.

Der Sitz neben mir ist jetzt leer geblieben. Die Frau, die auf der Hinfahrt neben mir gesessen hat, sitzt jetzt zwei Reihen weiter vorne und unterhält sich angestrengt mit ihrem Nachbarn.

Es ist später Nachmittag und das sanfte Licht hüllt die Landschaft in weiche Farben. Wir fahren durch eine öde Gegend. Korkbäume säumen die Straße auf beiden Seiten.
Weiter südlich lösen Alleen von Eukalyptusbäumen das Bild ab. Ausgetrocknete dornige Sträucher scheinen dem nächsten Regen entgegenzufiebern. Die Sonne verschwindet hinter den kahlen, versengten Hügeln und gönnt den Pflanzen eine Auszeit.

In der Dämmerung erreichen wir Lisabon. Ich schultere meinen Rucksack, werfe einen Zehner in den Trinkgeldkorb des Fahrers und verschwinde, ohne mich zu verabschieden. Ich nehme den nächsten Zug nach Loulé, das weit im Süden liegt und meinem Bleistiftziel schon sehr nahe kommt.
Nach knapp drei Stunden Fahrt erreichen wir Loulé. Ich bin müde und die Eindrücke des Tages lassen ihre Wirkung mit voller Wucht auf mich los.

Das dritte Taxi des Tages bringt mich nach Silves, eine kleine Stadt etwas im Inland gelegen. Der Taxifahrer, der ein Deutsch mit starkem Schweizer Akzent spricht, erzählt mir auf dem Weg ins Hotel eine Geschichte zu den vielen Mandelbäumen, die ich in der Dunkelheit nicht mehr erkennen kann. Ein Mann hat sie alle aus Liebe zu seiner aus dem fernen Norden stammenden Frau pflanzen lassen. Durch die Blüten sollte das Land einmal im Jahr in Weiß getaucht werden, genau wie die verschneite Winterlandschaft in ihrer Heimat.

Das einfache Hotel liegt etwas außerhalb der kleinen Stadt. Ich habe Glück, es ist nicht schwer, ein Zimmer zu bekommen. Ich öffne das Fenster meines Zimmers und sehe die beleuchteten Überreste der maurischen Burg, die sich auf einem Hügel über der Stadt erhebt.
Die Luft ist mild für die Jahreszeit und erfüllt vom Konzert der Zikaden.
Meine zweite Nacht in Portugal ist unruhig. Ein Gefühl der Einsamkeit und Leere überwältigt mich und raubt mir den Schlaf. Im Traum stehe ich wieder vor der Kirche in Fatima. Alle Menschen um mich herum zeigen mit dem Finger auf mich. Ich spüre die Verachtung in ihren Blicken.
Bei genauerer Betrachtung erkenne ich mich selbst in hundertfacher Ausführung. Jeder dieser Menschen hat mein Gesicht.

Ein dumpfes Klopfen rettet mich. Schlaftrunken öffne ich die Tür.
Es ist die Damen vom Mietwagenservice. Ich unterzeichne die vorbereiteten Papiere und bekomme die Schlüssel für den gestern Abend noch bestellten Kleinwagen.

Ich will endlich zum Meer ans Ende der Welt!
Den Kompass lege ich zusammen mit einer Karte der Region auf den Beifahrersitz.
Neben der Straße sind viele Keramikgeschäfte die Teller, Vasen und Tonkrüge in verschiedenen Blautönen zur Schau stellen. In einigen Gärten laufen automatische Bewässerungssysteme auf Hochtouren. Daneben scheinen die Kühe auf der Weide schier zu verdursten.
Das Grün der vielen Golfanlagen erscheint wie ein unabsichtlicher Farbklecks in der sonst so öden Landschaft. Ich genieße es, das Steuer in der Hand zu haben. Es ist ein spezielles Gefühl einfach aufs Gas zu drücken, und die Richtung bestimmen zu können. Das Ende der Welt kommt immer näher.

Schließlich erreiche ich Sagres und kann den südwestlichsten Punkt Europas „Capo de Sao Vincente“ mit dem kleinen Leuchtturm auf den Felsen bereits aus der Ferne erkennen.
Ich parke den Wagen und mache mich zu Fuß auf den Weg zu den Klippen.
Vor mir lieg der endlose Atlantik. Das Meer glitzert wie tausend Diamanten. In der Ferne erkenne ich ein Schiff. Auf den Felsen stehen einige Fischer die mit ihren langen Leinen aussehen als würden Sie eine spezielle Art von Meditation betreiben. Unweit vor mir auf einer Landzunge mit steil abfallenden Klippen befinden sich die Überreste einer Festungsanlage. Meine Füße tragen mich automatisch in diese Richtung. Die Römer dachten, dass an dieser Stelle die Götter leben.
Der Wind weht kleine salzige Partikel zu mir her. Die Wellen peitschen mit großer Wucht gegen die Felsen und verwandeln das tiefe Blau in ein schäumendes Weiß. Ich spüre die Wärme der Felsen, auf denen ich sitze, und fühle mich seit langer Zeit wieder der Erde zugehörig.

In einer Nische entdecke ich eine kleine unscheinbare Pflanze, die sich mit einer unbeschreiblichen Kraft an dem Gestein festhält und dem Wind, wie zum Trotz eine leuchtend rote Blüte entgegenstreckt.
Ich stelle mich auf einen kleinen Vorsprung, der kaum Platz für meine Füße bietet, und breite mit geschlossenen Augen meine Arme aus wie Flügel. Es ist Zeit loszulassen und von Neuem zu beginnen. Drei Jahre der Trauer müssen nun am westlichsten Punkt Europas zu Ende gehen!

In meiner linken Hand halte ich den Kompass so fest, dass sich seine Umrisse in mein
Fleisch drücken. Ich löse den klammernden Griff und betrachte ihn mit Dankbarkeit.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo PPS,
ich fands doof, dass du noch ohne Kommentar dastehst, und das ausgerechnet in der Challenge, da habe ich gedacht, mach ich doch mal den Anfang.
Ein Tipp dazu, du kannst das Kommentarverhältnis ganz leicht zu deinen Gunsten verändern, wenn du selbst kommentierst. Die Leute freuen sich dann und wollen sich revanchiern.

Da wir uns noch überhaupt nicht kennen, sag ich dir erst mal ein ganz herzliches Willkommen und wünsch dir viel Spaß hier.
Ja, und jetzt leg ich los, ich sag aber dazu, dass ich ein bisschen zurückhaltend kommentiere, das heißt, nicht so viel Detailarbeit machen mag, denn ich weiß ja nicht, wie du zu Überarbeitungen stehst und zu einem Austausch mit anderen, ich schreib nicht gerne viel und detailreich und krieg dann gar keine oder nur eine nichtssagende Antwort.

In deinem Profil schreibst du, dass du schon seit deiner Kindheit - aber eben immer nur für dich - schreibst, und dass du wissen willst, ob du etwas Talent hast oder ob du nicht lieber weiter nur für dich schreiben solltest.
Also das ist schon mal gleich eine sehr fundamentale Frage. Schreiben ist vielleicht zu zwanzig Prozent Talent, jetzt rede ich natürlich von Leuten, die gerne lesen und auch ab und an mal was schreiben mögen, also die Lust dazu mitbringen, zehn Prozent ist Inspiration und der Rest ist Arbeit und Handwerk und nochmal Arbeit. Von daher mach dich ruhig locker, von dem Feedback hier hängt eigentlich nichts ab, selbst wenn es Kritik hagelt. Der Anfang ist verflucht schwer, das geht allen so, guck einfach mal, was passiert, wenn du dich auf das Feedback anderer einlässt. Auch wenn du dich über manches ärgerst oder es gar nicht hören magst, probier einfach mal hinzugucken und dich zu öffnen, vielleicht macht es dir auf Dauer ja sogar Spaß.

Der Stil:
So - an deinem Stil merke ich, dass du Sprachbilder magst. Und das ist auch schon ein großes Problem. Ja, du liebst sie geradezu und lässt am Anfang nichts aus. :) Ich hab mal nur die beiden ersten Absätze unten aufgelistet und da steckt wirklich und wahrhaftig in jedem Satz mindestens ein Sprachbild drin: Vergleich, Metaphern, Personifikationen undundund
Das ist einfach zu viel. Sprachbilder sind bunt und schmecken nach etwas, ähnlich wie Bonbons halt.
Nur wenn zu viele davon an einem Platz stehen, dann nehmen die sich gegenseitig die Ausdruckskraft. Alles ist bunt, ist sprachfreudig, ist Bild. Das einzelne Bild nimmt man dann nicht mehr wahr, sondern sie fangen an sich gegenseitig zu behindern.

Ich würde also bei den Sprachbildern gründlich ausmisten. Nur neue, originelle und vor allem passende Bilder im Text lassen und wirklich ganz brutal weg mit allen anderen. Herkömmliche oder nur halb passende Bilder bringen dir nichts, im Gegenteil, sie machen den Text schwer, als würde man ganz ambitioniert schreiben wollen, es aber noch gar nicht kann. Und wenns arg kommt, wirken sie sogar unfreiwillig komisch.
Also eine Nummer runterfahren. Unbedingt!!!!!!

Ich finde mich inmitten der erdrückenden Mauern der Großstadt.
Pass mal bisschen mit Adjektiven und Attributen auf. ich liebe die, aber wenn man sie zu häufig einsetzt, ist das wie mit den Bonbons. Und besser wäre es hier, eher eine Straße zu beschreiben, ganz knapp natürlich nur, damit man als Leser das Erdrückende merkt. Das Adjektiv behauptet das, der Leser will es sehen können wie in einem Film.
Ich "finde mich" klingt sehr formell. Es ist oft besser, Verben akitver Art zu verwenden als Verben, die sehr allgemein klingen: scheinen, sich finden.

Die letzte Nacht ist wie ein Schweizer Käse durchlöchert von Bewußtseinslücken.
ist - war
wie ein Schweizer Käse ist ein sehr gebräuchliches Bild - und ein eher lustiges. Es passt hier überhaupt nicht hin.

Der Herbst wirft kalte, düstere Schatten in die Gassen.
Dieser Satz gehört eigentlich nach vorne, dann, wenn du die Straßen zeigst, das Erdrückende, die Enge. Und genauer sein: Nicht der Herbst wirft Schatten, sondern das ist die Sonne. Da würde ich umformulieren.

Hätte nie gedacht, dass es grau in so vielen verschiedenen Facetten gibt.
Gefällt mir.

Selbst leuchtende Farben wie das saftige Wiesengrün oder das Rot des wilden Weines der sich entlang eines Altbaus in den Himmel rankt und der Stadt zu entwachsen sucht, scheinen mit dem Grauschimmer einherzugehen.
Schöne Idee, frisches Grün und Rot in einen Grauschleier tauchen zu wollen. Aber wieder vorsichtig mit den Adjektiven. Wiesengrün zum Beispiel ist eh frisch und saftig, da musst du das nicht nochmal extra schreiben.
Und einhergehen - das geht gar nicht. Ein sehr ausdrucksarmes, technisches Verb.
Und der markierte Satz - den solltest du streichen, der führt nur ab und klingt bisschen zu schwülstig.

Mein Magen ist flau und ich bin froh, daß sich mein Spiegelbild nicht in einem der Schaufenster ohne Mitleid auf mich stürzt.
Leider unfreiwillig komisch.

Ich grinse kurz über meinen Mut zur eigenen Unbeständigkeit und falle gleich danach in den eintönigen Farbtopf der mich umgibt.
Er war doch gar nicht unbeständig vorher, er war hungrig. Also passt das nicht. Es ist auch wichtig, auf eine interne Logik zu achten. Und das Bild, dass er in den eintönigen Farbtopf, der ihn umgibt, fällt, geht gar nicht. Mehrere Gründe. Ein eintöniger Farbtopf ist absurd. Der ist höchstens einfarbig. Du meinst doch aber das Grau der Stadt. Und nicht einen Farbtopf. Und das Bild geht insgesamt überhaupt nicht, weil der Spazierende ja nicht wirklich in einen Farbtopf fällt, so klingt deine Metapher aber.

Auch in den nächsten Absätzen würde ich sehr brutal ausdünnen.
Hier noch einmal so ein Beispiel.

Ich fühle mich benutzt wie teures Parfum mit der Lizenz zum verdunsten/Verdunsten.
Nein, bitte nicht, du meinst das Leid dieses Mannes doch ernst, da kannst du doch sowas nicht schreiben. Das klingt wie eine Parodie. Und es passt auch nicht. Die Lizenz zum Verdunsten beschreibt nicht, dass jemand benutzt wird.

Die Erinnerung an einen alten Traum KOMMA den wohl jeder Mensch früher oder später einmal träumt, läßt/lässt für kurze Zeit eine Hitze in mir empor steigen/emporsteigen.
Es fühlt sich an wie das prickeln/Prickeln eiskalten Champagners, der Schrei nach kurzem Glück ohne die kleinste Notwendigkeit von Heldentum. Der Urgedanke des Wohlfühlens. Wie bei Schneegestöber in einer Hütte vor dem Feuer zu sitzen.
Du beschreibst erst, dass die Erinnerung an einen Traum Hitze in ihm hochsteigen lässt. Schreibst weiter, dass andere Leute vielleicht auch solche Träume hätten. Dieser Satz "den wohl jeder Mensch ... träumt" ist aber von solch allgemeiner, und damit nichtssagender Qualität, den kannst du getrost streichen. Er bezieht sich auf andere Menschen, sagt aber nichts über den Traum aus und führt davon weg. Der Bezug auf andere stört nur, es geht doch um deinen Helden. Und leider sagst du nicht genau, worin dieser Traum eigentlich besteht. Das solltest du aber tun, wenn der Traum wichtig ist. Und ich hatte den Eindruck, das ist er hier. Es bringt nichts, wenn du stattdessen Bilder aneinanderreihst. Du beschreibst weiter, wie sich die Hitze anfühlt: es fühle sich wie das Prickeln eiskalten Champagners an. Hitze und eiskalter Champagner? Merkst du selbst - oder? Das widerspricht sich diametral. Dass der Traum in ihm hochsteigt, prickelt, sich heiß anfühlt, das finde ich alles gut. Aber schmeiß den Schampus raus. Ein Bild genügt doch, von mir aus auch zwei, aber nach dem Schampus kommt leider noch mehr: nämlich nochmal drei Bilder, die alle drei etwas völlig anderes aussagen.
- der Schrei nach kurzem Glück ohne die kleinste Notwendigkeit von Heldentum
Das ist viel zu pathetisch. Und der Zusammenhang zum nicht notwendigen Heldentum ist nicht gegeben.
- Der Urgedanke des Wohlfühlens. Welcher Gedanke soll das sein? Dass man kein Held sein muss? Du reihst, sei nicht ärgerlich, einfach Sätze mit Pathos aneinander. Aber das bringt nichts.
- Wie bei Schneegestöber in einer Hütte vor dem Feuer zu sitzen. Nochmal ein Hitze-Kältebild. Das ist das frischeste und irgendwie auch originellste Bild. Aber leider weiß ich nicht, was der Traum ist. Und selbst wenn ich es wüsste, mit (ich glaube mittlerweile) fünf unterschiedlichen Bildern hast du ihn gerade fachmännisch erschlagen. Das ist einfach viel zu viel.

Später habe ich über den Stil nicht mehr so viel zu meckern, da ist es aber auch so, dass du nicht mehr ganz so viele Bilder verwendest.


Zum Thema: Deine Geschichte handelt von einem Mann, der sich selbst verloren hat, keinen Sinn mehr sieht in dem, was er tut. Er wirkt recht selbstmitleidig, was einerseits (unter anderem auch) durch den Stil (mit den vielen Bildern) bedingt ist, andererseits aber auch dadurch, dass eben nur sein Leid im Vordergrund steht und nicht der Grund seines Leides. Wenn man mehr über ihn erfährt, versteht, was eigentlich der Grund für seinen Überdruss ist, kommt man ihm näher.
Danach erzählst du, wie er an den Kompass denkt, den ihm die Kollegin geschenkt hat und da fing es für mich persönlich überhaupt erst an, interessanter zu werden. Er reist damit nach Portugal und stürzt sich dort ins Meer. Naja. Ich halte nicht viel von Selbstmordgeschichten, und wenn der Selbstmord so süßlich dargestellt ist, halte ich noch viel weniger dabǘon. Ich fand deine Idee, ihn mit dem Kompass loszuschicken, schön. Das hat mir gefallen. Und es wäre interessant gewesen zu hören, was die Erfahrungen in Portugal aus ihm machen, doch leider beschränkst du dich sehr auf eine Art von Reisebeschreibung. Das kann was für sich haben und du hast auch recht nette Stationen darin, doch die Eindrücke wirken willkürkich, so als käme es auf sie gar nicht recht an. Trotzdem diese Reise mit dem Kompass, davor schon die Suche nach dem Zielort. Also da könnte was gehen. Aber bitte nicht so platt mit Selbstmord und so. Und ich würde seine Eindrücke echt ausdünnen, das wird auf die Dauer sonst zu langatmig. Und eben - es entsteht keine interne Spannung.

Dein Ende fand ich dann leider nicht so gut. Ein Traum, eine Bewusstseinstrübbung. Das ist halt leider sehr einfallslos. Da würde ich was anderes anpeilen.

Auch wenn das alles jetzt eher negativ klingt, hoffe ich, dass du nicht aufhörst, dein Geschriebenes mit anderen zu teilen, sondern dass du vielleicht doch was aus dem Feedback einer Leserin mitnehmen kannst.
Viele liebe Grüße
Novak

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Novak!
Erstmal auch HALLO von meiner Seite und sorry für die späte Rückmeldung. Nachdem lange kein Kommentar kam, habe ich kurz aufgegeben.
Danke für den Tipp zum Kommentarverhältnis - da habe ich mich als Rookie noch nicht drüber getraut.
Leider bin ich auch etwas überfordert mit den vielen, vielen Geschichten. Unglaublich! Ich wünschte ich hätte Zeit jede einzelne zu lesen!
Also mit so einem ausführlichen Feedback habe ich gar nicht gerechnet! Vielen, vielen Dank schon mal! Genau deshalb bin ich hier! UND JA - ich bin bereit für Überarbeitung! Auf jeden Fall!
Zum Thema Talent habe ich auch gerade kürzlich was gelesen. Mir ist schon klar, dass es ist wie bei einem Instrument. Üben, üben und nochmal üben! Es ist nur so ich schreibe manchmal einfach automatisch. Also ich starte einen Satz und habe eigentlich oft keine Ahnung wo die Reise hingeht. Es läuft einfach so dahin. Daher wahrscheinlich auch diese vielen Adjektive und Attribute. Vermutlich besser geeignet für eine Einleitung zu einer Meditationsübung oder Yoga;)
An dieser Stelle auch vielen Dank für deine Motivation - es macht mir jetzt schon Spaß! Es ist Sonntag 5 Uhr morgens und ich sitze vor dem Rechner, nur weil mich mein Gewissen nicht mehr schlafen lassen hat! Ok - ab jetzt stelle ich mir vor ich hätte Hustenbonbons im Mund beim Schreiben! Jeder weiß wie ekelhaft diese schmecken wenn man Zuviel davon lutscht!
Du hast vollkommen Recht! Ich halte eigentlich auch nichts von süßlich dargestellten Selbstmordgeschichten! Setzte mich gleich ran und versuche deine Tipps umzusetzen! Darf dir an dieser Stelle einen schönen Sonntag wünschen! Viele liebe Grüße, PPS (Leserin)

 

Hallo nochmal liebe Novak!
Da ich noch wirklich GRÜN bin was was handling hier betrifft: Darf ich die Geschichte ändern? Also einfach löschen und die Überarbeitung reinstellen? Liebe Grüße, PPS

 

Ja, genau so - löschen und Überarbeitung rein.
Ich freu mich drauf.

Und was das Kommentieren anderer Geschichten betrifft, trau dich ruhig, wenn du fertig bist mit der Überarbeitung und Lust hast. Ich hier mit meinen langen Komms bin eher eine Ausnahme. Viele schreiben einen kurzen Eindruck auf, eine kleine Begründung dazu. Mehr nicht. Soll halt nur nicht Daumen hoch - Daumen runter sein.
Und noch ein Tipp. Ein früherer Mod hier - sozusagen einer meiner Lehrmeister - hat mal gesagt, kommentiere die, von denen du aufgrund ihrer Geschichten oder ihrer Kommentare selbst einen Kommentar wünschst. Es gibt zwar keine Garantie darauf, aber es ist ein Weg
Liebe Grüße zurück

 

Alles klar! Wünsche dir eine super Woche!
Liebe Grüße, PPS

 

Hallo PPS,

ja, ich gebe es zu, auch ich schleiche jetzt schon eine Weile um deine Geschichte herum ... Weil ich irgendwie gar nicht weiß, wo ich anfangen soll. Ich glaube, Novak hat schon viel von dem gesagt, was ich beim Lesen empfunden habe. Das ist einfach zu viel des Guten. Dabei will ich dir aber sagen, dass ich glaube, wenn du hier konsequent abspeckst, dich auf wenige schöne Bilder beschränkst und vielleicht auch noch einmal am Ende bastelst, dann kann daraus echt was werden. Lass dich also nicht entmutigen!

Mir ging es am Anfang ganz ähnlich. Ich habe sehr blumig geschrieben, um nicht zu sagen, blümerant ;) Nein, im Ernst, ich habe Sprachbilder auch geliebt, das tue ich auch immer noch, aber sie zu dosieren, das ist die Kunst. Ich weiß noch, wie schwer es mir anfangs fiel zu kürzen, das hat förmlich geschmerzt, ich war fest davon überzeugt, da bleibt dann nix Gscheits vom Text mehr übrig. Aber das Gegenteil ist der Fall. Je klarer ich wurde, desto besser funktionierten dann bestimmte Bilder.

Lange Rede, kurzer Sinn, ich will dir nur sagen, dass ich jetzt mal deine Überarbeitung abwarte und dann schaue ich gerne noch einmal vorbei. Bin gespannt, was du daraus machst.

Viele Grüße
RinaWu

 

Hallo RinaWu!
Auch dir vielen, vielen Dank für dein Kommentar! Ist wirklich ermutigend, dass es auch anderen so ergangen ist!
Liebe Grüße,
PPS

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo PPS,

Hallo hier im Forum!

Vorab möchte ich gleich sagen, dass mich die stetig in deiner Geschichte mitschwebende Melancholie ergriffen hat. Ein schönes Thema auch, dass du da gewählt hast: Neuanfang. Pilgerweg.
Hach! Wer würde nicht auch mal gerne einfach loslaufen...

Insgesamt finde ich aber die Geschichte zu lang. Soll heissen, dass es mir schwer fiel dabeizubleiben, bei den Routenbeschreibungen, Taxifahrten und so. Ab und an war ich kurz davor auszusteigen.

Den Anfang finde ich gelungen. Ich habe ein Gefühl für die Person bekommen, wie schlecht es ihr geht. Dann, nach Reisebeginn, war es für mich etwas umständlich, so ganz ohne Landkarte auf meinem eigenen Tisch hier, der Erzählung zu folgen. Ich glaube da steckt großes Kürzungspotential, ohne der Geschichte zu schaden.

Zum Ende hin war ich wieder voll gebannt. Da hattest du mich wieder und ich freute mich, durchgehalten zu haben. :DSorry, wenn das jetzt zu hart rüberkommt. ;) Ist nur ehrlich.

Jetzt einige Kleinigkeiten. Bekomme bitte keinen Schreck! Das ist wirklich nicht viel. Das sieht nur so aus.
Einige Komma-Diebe waren wohl unterwegs in deinem Text. Ich habe einige erwischt:

Einen Wegbegleiter, der mir mit seiner puren Anwesenheit die einsamen Stunden versüßt.

Hinter einem bereits kahlen Busch liegt eine alte Frau, eingerollt in einen Mantel, der bestimmt wie sie, schon bessere Zeiten gesehen hat. Neben ihr parkt ein Einkaufswagen, der gefüllt mit bunten Plastiktüten bis zum Rand gefüllt ist.
Den Schluss von Satz find ich irgendwie gedoppelt…

Ein leises Schnarchen wird vom Wind fortgetragen, wie das Lied einer falsch gestimmten Grille. Ich frage mich, was wohl ihre Geschichte sein mag.

. Ich pflanze sie jedes Jahr, weil Lisa Sonnenblumen liebte.

Ich greife in meine Manteltasche, um meine Schlüssel zu suchen und ...

Sie hat mir erzählt, dass Sie ihre Reise lange geplant hat und sich mit der vielfältigen Literatur zu diesem Thema befasst hat.

Der Kompass, den sie einmal als Ansporn, ihr Leben in die richtige Richtung zu lenken, bei einem Trödler gekauft hatte, hat sie den ganzen Weg begleitet.
Vielleicht besser: …gekauft hatte, begleitete sie den ganzen Weg. …

Einfach nur vom Wind tragen zu lassen.
Wäre "Füße" nicht besser?

Alle Hindernisse zu überwinden, die auf mich zukommen

Ich bin zu müde um meinen Gehirncocktail zu ordnen. Mit zittrigen Händen findet der Schlüssel endlich seinen Weg ins Schloss.
Der ß-Fehler kommt häufiger vor. z.B. bei Kompass und Genuss.

Flüssigkeit drückt aus den Augen, die mich im Spiegel wie die eines Fremden anstarren.
da fehlen einige Kommas, und insgesamt finde ich den Satz unglücklich. Aber das ist nur mein Empfinden.;)

Ich fühle, wie alles um mich herum an meinem Herzen saugt.

Den Samstag habe ich verpasst,

Nach einem langen Bad und exzessivem Zähneputzen, bin ich bereit der Welt erneut gegenüber- zutreten.
gegenüberzutreten

Dann gehe ich, wie so oft, hinunter in das Kaffee am Eck, um mir mein sonntägliches Frühstück zu gönnen.
Du meinst wohl das Café, also der Ort, wo es dann Kaffee gibt…

Der Anzeigeteil ist voll mit Reisetipps. Der Herbst scheint der Feind der Konditionierung zu sein.
Den markierten Satz habe ich nicht verstanden. Das muss aber dich nicht weiter kümmern.

Sie haben was zu feiern – was es ist, kann ich mangels Interesse nicht herausfinden.

Es hat angefangen zu regnen. Durch die großen Fenster betrachte ich die Welt da draußen. Alles schien eine schwere Last zu tragen.
besser: scheint…, das passt besser mit dem Satz davor zusammen.

. Ich finde eine Straßenkarte von Europa und breite sie völlig auf dem Tisch vor mir aus.
vielleicht gibt es da ein passenderes Wort? Oder man kann es auch ganz weglassen…

Ich packe alles, was mir auf die Schnelle unterkommt und nützlich erscheint, hinein.

Die Zeit verbringe ich damit, die Menschen in den ankommenden und abfahrenden Zügen

Einige Fronten sind mit bunten Fliesen verziert und die unbegrenzte Menge an Minibalkonen, die mit Metallgeländern umrandet sind, nimmt kein Ende.

Ich bezahle meine Rechnung und erkundige mich nach der besten Möglichkeit, heute noch nach Fatima zu kommen.

Neben mir sitzt eine Frau, die, trotz meines offen dargelegten Desinteresses, immer wieder das Gespräch mit mir sucht.
da bin ich aber auch nicht ganz sicher, bei den letzten beiden Kommas…

Ich verlasse den großen Platz und steige in eines der Taxis, die direkt vor den Toren parken.

Es sind bereits mehrere Gruppen dabei, sich Essen in großen Mengen in den Mund zu stopfen.

So, jetzt habe ich aber genug rumgemosert!
Ich hoffe, ich konnte dir etwas helfen.

Wie bereits gesagt, finde ich deine Geschichte sehr einfühlsam erzählt.
Ich habe sie gerne gelesen.

Liebe Grüße
Lind

 

Hallo PPS,

mm, ich lese eine einfühlsame Geschichte, begleite deinen Protagonisten auf seiner Reise (zu sich selbst, zur Verarbeitung der Trauer), das schon. Aber der Text ist beklebt mit Stimmungsbildern, Selbstmitleid und Zerrissenheit. Klar, ich verstehe, dass er durch den Wind ist, dass er Gewesenes verarbeiten muss, aber das liest sich mühsam, vielleicht fehlt auch die Kraft, die Energie, die durchschwingen könnte. Außerdem könntest du dem Leser mehr vertrauen. Wozu zum Beispiel der Kompass da ist, wird schnell klar, ist auch eine schlechte Metapher, warum erklärst du die Funktion so ausführlich. Zum Beispiel die letzten beiden Sätze könntest du streichen und das Bild würde stärker leuchten. An dem Text insgesamt lässt sich arbeiten, wenn du reduzierst, streichst, über Formulierungen nachdenkst, Adjektive entfernst so sie nicht nötig sind, gewinnt er ganz bestimmt.

Textstellen:

Die Sonne wirft kalte, düstere Schatten in die Gassen.
kalt und düster, wenn du das streichst wirkt der Satz stärker
Die roten Blätter sind eine erfrischende Abwechslung in der sonst farblosen Gasse.
hier dasselbe :farblos, rot

Neben ihr parkt ein Einkaufswagen der gefüllt mit bunten Plastiktüten bis zum Rand gefüllt ist.
hier: bunt

Ich weiß nicht wie lange ich dem Badevorleger ein Gefährte war.
klingt gekünstelt

Das Kaffee beginnt sich langsam zu füllen und ich beobachte die Menschen unbewußt aus der Deckung meiner Zeitschrift.
Café

Ich habe noch nie zuvor an Geld gerochen und kann mir auch nicht erklären warum ich es jetzt tat. Der Geruch ist eigenartig, ich kenne nichts, was diesem Geruch ähnelt.
im Grunde eine gute Stelle, aber beschreib doch irgendwie den Geruch.

Der Boden ist größtenteils im Calcada Stil kunstvoll gepflasterter. Die Menschen hier scheinen in einem besonderen Zeitlupenmodus zu laufen. Zudem bilde ich mir ein sie hätten einen glücklicheren Gesichtsausdruck als den mir bekannten.
hier fehlen die Kommas und für meinen Geschmack zu viel tell

Alle Menschen um mich herum zeigen mit dem Finger auf mich. Ich spüre die Verachtung in ihren Blicken.
Bei genauerer Betrachtung erkenne ich mich selbst in hundertfacher Ausführung. Jeder dieser Menschen hat mein Gesicht.
hübsches Bild und wird noch besser, wenn du weiter draufbleibst.


Ich hoffe, du kannst etwas damit anfangen.

Viele Grüße
Isegrims

 
Zuletzt bearbeitet:

"Sei mir gegrüßt, Melancholie,
Die mit dem leisen Feenschritt
Im Garten meiner Phantasie
Zu rechter Zeit ans Herz mir tritt!
Die mir den Mut, wie eine junge Weide,
Tief an den Rand des Lebens biegt,
Doch dann in meinem bittren Leide
Voll Treue mir zur Seite liegt!"*​

<Vielleicht sollte ich mir einen Hund zulegen? Einen Wegbegleiter der mir mit seiner puren Anwesenheit die einsamen Stunden versüßt.<

Wenn Du viel Zeit hast, ja, wenn nicht - gleich zwo, denn Hunde sind wie ihr Urahn Wolf gesellige Individuen und zugleich - wie auch ihre Züchter und Halter - soziale Wesen, die den anderen brauchen

und damit herzlich willkommen hierorts,

PPS!

Und wenn ich es recht sehe (und eigentlich auch Vorredner erkannt haben müssen) ist nicht so sehr die Geschichte an sich, als Deine Rechtschreibfähigkeiten buchstäblich nicht gegen, nicht einmal mit dem Wind, sondern schlicht durch den Wind. Wäre dies eine Bewerbung, sie landete in der großen Ablage, man würde sich blind für Dein Interesse bedanken - wenn überhaupt. Zu meiner Zeit wurden Bewerbungsunterlagen noch zurückgeschickt ..., obwohl es auch Stellen wie diese

<Hätte nie gedacht, dass es grau in so vielen verschiedenen Facetten gibt>
die anzeigt, dass es grammatisch korrekt auch ohne PersonalproNomen geht, und die seelische Not in treffende Bilder gefasst werden können, wie hier

<Der Dunst der letzten Nacht hat sich tief ins Gewebe meiner Kleider gefressen und noch viel tiefer.<

Doch dann ufert es formal aus
<Ich kann den Sog fühlen, der ihnen wie ein Schatten folgt und versucht[,] mit den hektischen Figuren mitzuhalten.>

<Ich versuche[,] den vielen Pfützen auszuweichen. ... Ich beobachte kurz[,] wie er sich windet, fische ihn mit einem braun gefärbten Blatt aus dem Wasser und lege ihn auf den kleine Streifen Gras[,] der die Straße vom Gehsteig trennt.

Ich selbst fühle mich wie ein Wurm[,] der sich durchs Leben windet in einer Pfütze aus Selbstmitleid.
Seit drei Jahren sitzt mir eine Müdigkeit im Nacken[,] die sich in jede einzelne meiner Zellen bohrt.
An Ideen hätte es mir nie gemangelt. Sie schienen sich einen Spaß daraus zu machen[,] in meinem Kopf zu explodieren, mich zu belagern und dann unerfüllter Dinge zurückzulassen.
Gleichzeitig bin ich zu stolz[,] um mir helfen zu lassen[,] und schmunzle insgeheim über meine Bekannten und Kollegen, die sich reihenweise in eine Burn Out Klinik einweisen lassen.
Burn-out oder Burnout
Einem korrekt gebildeten Satz stehen sechs fehlerbehaftete - zumeist Kommafehler - gegenüber. Und das ist keine unkonzentrierte Phase

<Hinter einem bereits kahlen Busch liegt eine alte Frau eingerollt in eine[m] Mantel[,] der bestimmt wie sie, schon bessere Zeiten gesehen hat. Neben ihr parkt ein Einkaufswagen[,] der gefüllt mit bunten Plastiktüten bis zum Rand gefüllt ist.>

Abgesehen vom doppelten Partizip des Verbs füllen, sind es nun simple Relativsätze, Grundschule, die da zum Problem werden, dass Du mir die Frage

<Ich frage mich[,] was wohl ihre Geschichte sein mag. >

usw. Da ist dann die Verwechselung von doppel-s und ß eine kleine Auflockerung

<Sie hat mir erzählt, dass Sie ihre Reise lange geplant hat und sich mit der vielfältigen Literatur zu diesem Thema befaßt hat.>
befasst

<Mit zittrigen Händen findet der Schlüssel endlich seinen Weg ins Schloß.>
Schloss

Nicht zu vergessen, dass dies nur noch eine kleine Auswahl jenseits der Zeichensetzung ist, mit dem Höhepunkt

<Ich stecke den Kompaß in die Sporttruhe[,] in der unter anderem ein unbenütztes Kletterseil, einige Karabiner, unbenützte Kletterschuhe und andere wichtige, Dinge die auf ihren großen Auftritt warten[,] ihren Platz gefunden haben.>

im "Kompass", der vordem korrekt mit doppel-s geschrieben wurde. Auch "unbenützt" will mir eine Wortbildung aus dem "unbenutzten" und dem "nützlichen" zu sein, dass ich mich frag, warum die Gnade des Korrekturzentrums dem Text genutzt wird ... und mir die Erkenntnis dämmert, dass alle Texte wider den Wind lesen zu wollen, übertriebener Ehrgeiz ist.

Ich schließe mit dem Zitat

<Ich will ihn einfach nicht mehr sehen. >

Zur Entschädigung gibt's die Strophen 1 und 3 aus Gottfried Kellers *

*"Melancholie",

ein Gedicht, dass unter der Wirkung des Kupferstichs "Melancolia" Albrecht Dürers entstanden ist.

"Es hängt mein Herz an eitler Lust
Und an der Torheit dieser Welt;
Oft mehr als eines Weibes Brust
Ist es von Außenwerk umstellt!
Und selbst den Trost, dass ich aus eignem Streben,
Dass alles nichtig ist, erkannt,
Nimmst du und hast mein stolz Erheben
Zu Boden alsobald gewandt."​

Gruß und vorsorglich schöne Tage dieser Tage vom

Friedel

 
  • Zuletzt von einem Teammitglied bearbeitet:
Zuletzt von einem Teammitglied bearbeitet:

Hallo Lind!
Vielen, vielen Dank! Ich hatte leider über die Feiertage keine Zeit reinzuschauen - bin im Tourismus tätig und da ist bei uns die Hölle los! Das ist meine erste Geschichte hier bei den Wortkriegern und ich bin wirklich über jede Anregung sehr dankbar! Du hast vollkommen recht - Beistriche sind nicht meine Stärke;)
Werde die Geschiche nochmal überarbeiten. Herzliche Grüße, PPS


Hallo Isegrims!
Vielen Dank für deine Anregungen! Ja hilft mir sehr!
Ich habe den Kompass so ins Licht gerückt, weil ich die Idee eine Himmelrichtung auszuwählen interessant fand. Ich leben in den Bergen was teilweise etws beengend sein kann. Hier stellt man sich die Weite vielleicht einfach anders vor.
GLG, PPS


Hallo Friedrichard!
Da bin ich aber froh, dass ich mich nicht beworben habe! Albrecht Dürer hat mich aber getröstet!
Nie scheitern kann nur wer nie etwas versucht.
Vielen Dank für dein Feedback!
GLG, PPS

 

Recht hastu, aber es wird schon werden, denn - Du wirst Dich an meine (Selbst-)Ironie gewöhnen - Du hast doch einen ausgezeichneten Geschmack schon bewiesen ...

Tschüss,

bis gleich,

Friedel

 
  • Zuletzt von einem Teammitglied bearbeitet:
Zuletzt von einem Teammitglied bearbeitet:

:D

Oh ja das werde ich! Für mich aus dem tiefsten Pinzgau ist Deutsch eben eine Fremdsprache aber ich liebe Ironie - egal in welcher Sprache!
Servus, PPS

 

Hallo PPS,

ganz zu Anfang habe ich deine Geschichte gelesen. Sie war mir zu lang und hatte doch sehr störende Kommafehler. Da dies auch von anderen bemängelt wurde und du die Geschichte überarbeitet neu einstellen wolltest, habe ich mit meinem Kommentar gewartet.

Wenn das jetzt die Neufassung ist, so hat sie leider immer noch sehr viele Kommafehler. Bis zur Hälfte des Textes sind es mindestens zwanzig. Hauptsächlich beim erweitertem Infinitiv und Relativsätzen.

Das Problem dabei ist, dass es mich aus der Konzentration auf den Inhalt - eigentlich mein Schwerpunkt beim Kommentieren - herausreißt. Das ist schade. Ich warte jetzt noch einmal ab, ob du Zeit und Lust findest, selbst zu korrigieren. In einer Challenge geht es eben etwas hektisch zu, die Teilnehmer wollen in der Regel alleTexte lesen und kommentieren.

Übrigens kann jeder Text auch nach Ende der Challenge weiter verbessert und kommentiert werden. Vielleicht ist das eine Möglichkeit für dich.

Freundliche Grüße
wieselmaus

 

Hallo liebe Wieselmaus!
Vielen Dank! Mir war am Anfang die Bedeutung der Kommafehler nicht bewusst. Werde mich in Zukunft mehr bemühen, und natürlich, sobald ich die Zeit finde, noch mal überarbeiten!
Liebe Grüße,
PPS

 

Hallo PPS,

mit Deiner Geschichte geht es mir so ähnlich wie Deinem Protagonisten

Ich löse den klammernden Griff und betrachte ihn mit Dankbarkeit.

Ich bin durch, eher überflogen als gelesen, und betrachte den letzten Sat mit Dankbarkeit, allerdings nur ein wenig, denn das "ihn" bezieht sich erst einmal auf den Griff und nicht den Kompass, der wohl gemeint sein soll.

Ehrlich, das war zäh. Die Atmosphäre hat mir ganz gut gefallen, aber es war so zäh. Ohne Kaffee wäre ich wohl vom Stuhl gefallen.

Von Novak (und auch anderen) hast Du schon hervorragende Tipps bekommen, wie Du die Geschichte interessanter gestalten könntest. Vielleicht magst Du ja mal dran arbeiten, dabei kann man sehr viel lernen.

Ansonsten sehen wir uns bei Deiner nächsten Geschichte, denn neugierig bin ich trotzdem auf Deinen nächsten Text.

Gruß
Geschichtenwerker

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom