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Der Puppenmacher

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21.10.2009
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Der Puppenmacher

Blicke auf dein Antlitz, schönes Mädchen, wie du hier vor mir liegst. Dein Mund zu einer Linie gezerrt, lang und schmal, von einem lieblichen Rot umzüngelt. Ich würde dich gerne küssen, doch fehlt mir die Kraft meinen Blick dafür von dir zu nehmen.
 Du starrst mit leeren Augen zu mir herauf, als würdest du zu mir sprechen wollen, doch dein Mund bleibt geschlossen. Die Worte dringen durch deine Augen an mein Gehör. Ich glaube, du sagst, ich soll dich berühren.
Ich traue mich nicht.
Du bist so schön, wie du hier liegst, im klaren Mondschein ausgebreitet auf dem Boden, auf dem ich knie und zu dir herab sehe.
Eine kleine Strähne umspielt deine runden Wangen. Im silbrigen Licht erinnern sie an Porzellan.
Vorsichtig streiche ich dein Kleid glatt, ohne den Blick von dir zu nehmen.
Dein Gesicht hat seine zarten Züge nicht verloren.
Aber du bist so still geworden, seit ich dich hergebracht habe.
Deine Lippen bleiben verschlossen, dafür sprechen deine Augen. Durch ihren matten Glanz dringen die Worte zu mir herauf. Ich kann sie hören, kann sie in meinem Mund schmecken. Liebliche, süße Worte ohne Klang, die mich liebkosen. Höre nicht auf, Schönheit, sing dein Lied für mich.
Nur zaghaft fährt meine Hand über dein Gesicht, sucht vergebens nach der Wärme und Herzlichkeit in dir. Erschrocken weicht sie zurück, als sie auf kalte Ablehnung deiner Haut stößt.
Warum weist du mich ab?
Ich habe dir doch das Kleid zurecht gestrichen.
Das Rot deiner Lippen fängt an zu verblassen.
Ich fühle, wie der Schein des Mondes von dir weicht und selbst unter dem Strahl der Glühbirne siehst du aus wie eine Puppe. Wie schnell die Zeit vergeht. In deiner Nähe vergesse ich alles um mich herum. Meine Gedanken weichen und ich kann nichts empfinden, als die Herrlichkeit des Daseins meines kläglichen Lebens.
Ich fühle nichts, als das reine Glück über deine Anwesenheit. Dann lasse ich erneut deine Augen sprechen. Sie sollen mir sagen, dass du mich liebst.
Dein Blick bleibt starr nach oben gerichtet, doch der Glanz deiner Linse verrät mir, dass du mich nicht verlassen willst.
Mein gutes, schönes Mädchen. Wie hätte ich auch jemals anders von dir gedacht?
Die Augen werden schwer. Ich lege den Kopf langsam auf deine Brust und schließe die Lider.
Die Welt verfärbt sich schwarz, nur für einen Moment. Fühle deine weiche Haut durch den dünnen Stoff des Kleides.
Werde es dir gleich wieder richten, nur einen Moment, lass mich an deiner Brust verweilen.

Dann nahm er den Lippenstift von der Kommode vor sich und begann dem Mädchen feine, rote Linien auf den Mund zu malen.
Wie ein Künstler beugte er sich über das leblose Subjekt und fertigte konzentriert ein Abbild eines alten Varieté-Clows auf ihren Gesichtspartien an.
 Es sah lächerlich aus, wie das junge Ding vor seinen Füßen lag, aber es erfüllte ihn mit Freude sie so zu sehen, weil sie sein Werk war.
Er lächelte gewissenvoll, lächelte in sich hinein. An seiner Hose ließ sich eine Ausbeulung deutlich feststellen.
Soviel Freude hatte er selten verspürt, nun war sie also wieder da und gab ihm einen weiteren Grund zum Schmunzeln.
Wie gut er doch war. Aber sie sollte definitiv die letzte gewesen sein. 
Es machte ihm keinen Spaß mehr so vorsichtig sein zu müssen und schließlich sollte man aufhören, wenn es am schönsten ist. Welch kummervolle Wahrheit sich dahinter verbarg.
Das Regal vor der Tür hatte er mit Absicht so platziert, dass sie ihn nicht finden würden. Und selbst wenn sie ihn fanden, wäre er sowieso nicht mehr da. Das verschaffte ihm für einen kurzen Augenblick Zuversicht und Genugtuung.
Nun fühlte er sich gestärkt und war bereit für den letzten Schritt.
Das Geschöpf vor ihm auf dem Boden rührte sich weiterhin nicht. Er gab ihr im Stillen den Namen Angela, weil er harmonisch klang und nicht allzu modern. Und schließlich hießen viele Puppen Angela. Seine auch. Er hätte sie gerne zu den anderen gesetzt, aber sie war zu schön dafür gewesen.
Dafür schlief er lieber bei ihr ein.
Dann hob er die Rasierklinge vom Boden, schlitzte sich die Adern auf und legte sich neben ihr zum Sterben hin.

 

Hallo Scabbed.


Ich würde dich gerne küssen, doch fehlt mir die Kraft meinen Blick dafür von dir zu nehmen
Das braucht man für's Küssen doch nicht. ;)

Warum weist du mich ab?
Ich habe dir doch das Kleid zurecht gestrichen.
Cool. Ich habe den Eindruck, dass der Prot etwas verrückt ist. Passend zur Rubrik.

Und selbst wenn sie ihn fanden, wäre er sowieso nicht mehr da.
Das ist ein Paradoxon ... Man kann ihn nicht finden, wenn er weg ist.

Dann hob er die Rasierklinge vom Boden, schlitzte sich die Adern auf und legte sich neben ihr zum Sterben hin.
Huch, es geht ja doch!? ^^

Die Geschichte ist kurz und nett, aber wo hast du den Horror versteckt?

Anfangs klang es, als hätte der Prot eine junge Frau umgebracht *Titel ignorier*, aber sie war nur eine Puppe.
Der erste Eindruck hat getäuscht: Er ist gar nicht sadistisch-verrückt, wie es erst für mich aussah.
Und warum er sich umbringt, verstehe ich auch nicht. Ich hab keinen Grund gefunden.

Wenn es dein Ziel war, eine falsche Fährte zu legen und das Ganze nur wie Horror aussehen zu lassen, obwohl es das nicht ist, ist dir das gelungen.


Grüße von Jellyfish

 

Hallo scabbed,

mir fehlt an dieser Geschichte das Orginelle, das Kreative. Man hat das Gefühl, so etwas schon x-mal in allen Ausführungen gelesen zu haben.

Da du aufgrund der gewählten Länge keine Möglichkeit hast, (wichtige) Elemente wie eine Charaktierisierung der Protagonisten einzufügen oder einen Spannungsbogen aufzubauen, kann die Geschichte nur funktionieren, wenn eine der beiden folgenden Punkte (oder beide) zutreffen: Du musst etwas Kreatives, möglichst noch nie Dagewesenes bringen (oder etwas Altbekanntes völlig neu darstellen), oder du musst mit deiner Geschichte den Leser verstören, schockieren. Meiner Meinung nach gelingt dir hier beides nicht.

Ich verstehe auch die Handlung nicht ganz, aber das kann auch an mir liegen. Offenbar hat der Kerl das Mädchen getötet, aber was soll das mit der Puppe? Sein innerer Monolog zeigt doch ganz klar, dass er sich bewusst ist, dass er es hier nicht mit einer Puppe, sondern mit einem Menschen zu tun hat. Also möchte er sie in eine Puppe verwandeln? Da würde der Titel passen, aber das tut er ja gar nicht. Er malt ihr ja nur Lippen an, das finde ich zu wenig. Um sie wirklich in eine Puppe zu verwandeln, hätte er sie konservieren müssen. So verwest sie ja (wie seine anderen Opfer vermutlich auch). Wenn ich im Kopf habe, dass jemand aus einem Menschen eine Puppe macht, dann muss er etwas mit dem Menschen tun, dass sich dieser nicht mehr verändert. So a la "House of Wax", wobei das dort keine Puppen waren. Aber ja, so ist zumindest meine Vorstellung davon.

Ein paar Dinge sind mir beim Lesen noch aufgefallen:

Wie ein Künstler beugte er sich über das leblose Subjekt und fertigte konzentriert ein Abbild eines alten Varieteclows auf ihren Gesichtspartien an.
Es sah lächerlich aus, wie das junge Ding vor seinen Füßen lag, aber es erfüllte ihn mit Freude sie so zu sehen, weil sie sein Werk war.

Meinst du Variete-Clown? Sind Clowns nicht eher im Zirkus? Es fehlt auch das Leerzeichen zwischen den beiden Sätzen.

Aber sie sollte defintiv definitivdie letzte gewesen sein.
Es machte ihm keinen Spaß mehr so vorsichtig sein zu müssen und schließlich sollte man aufhören, wenn es am schönsten ist.

definitiv

Also wie gesagt, mir fehlt für diese Länge das Neue oder Schockierende. Versuch dir doch mal in dieser Richtung was zu überlegen und noch mit einzubauen, denke dann wird die Geschichte interessanter.

Viele Grüsse.

 

Ich finde diese Geschichte eigentlich ganz nett.
Allerdings denke ich, dass der Titel denkbar schlecht gewählt ist, da er dem Text bereits im Voraus jedwede Spannung nimmt.
Darüber hinaus finde ich, dass die Stelle:

...beugte er sich über das leblose Subjekt...
etwas zu früh kommt, da sie, wie der Titel zu schnell zu der Feststellung führt, dass es sich bei der Frau um eine Puppe handeln muss.

Allerdings handelt es sich hierbei jediglich um mein persönliches Empfinden.

 

Hallo,

erstmal danke für das Feedback.

Aber ich bin wirklich überrascht, weil ich eigentlich dachte, dass es klar sei, dass es sich hierbei um einen Menschen handelt und nicht um eine Puppe.
Puppe nur deshalb, weil er sie umgebracht und damit reglos gemacht hat.
Und weil er sie danach anzieht und schminkt wie eine Puppe. Deshalb der Titel.

Warum er sich umbringt? Nun, weil ihm die Polizei auf den Fersen ist und er sich seiner Tat nicht stellen will :)

Du musst etwas Kreatives, möglichst noch nie Dagewesenes bringen

Das ist eine ziemlich krasse Forderung. Dazu muss ich sagen, dass ich die Geschichte vor vielen Jahren geschrieben habe und nur gepostet, weil ich in der vergangenen Zeit nichts neues fertig kriegen konnte. Damals war es für mich noch neu, heute kenne ich ähnliches natürlich auch in vielen Variationen, aber ist eine Variation von einem Thema gleich etwas schlechtes, nur weil sie nicht innovativ genug ist?

Und, wie oben gesagt, geht es nicht darum, dass er sie konservieren will, um sie für immer in eine Puppe zu verwandeln, es geht vordergründig darum seine verquerte Psyche darzustellen, aber dies ist mir scheinbar nicht gelungen.

Meinst du Variete-Clown? Sind Clowns nicht eher im Zirkus?

Stimmt, aber ich habe da eher an solche Art von Clown gedacht:
http://www.tinari.ch/images/clown-1.jpg

 
Zuletzt bearbeitet:

hallo scabbed,

habe die Geschichte gerne gelesen. Die Idee ist gut, ein Mann wendet sich von der Welt ab, verachtet vll. sogar seine Familie oder das Menschsein und findet in einer ruhigen, bewegungs- und lautlosen Puppen mehr Sinn als in anderem.
Doch dafür ist die Geschichte leider auf zu-haudrauf-fertig-gestaltet. So erfährt man nichts über die Hintergründe, was hier im Gegensatz zu manch anderen Themen wichtig wäre. Dass die Puppe "tot" ist, hätte man auch nicht unbedingt spüren müssen. Der Abfall von der Welt in Form mit der Rasierklinge die Adern aufschnitzen, ist mir auch sehr auf ein schnelles Ende ausgerichtet. Gut, er liebt diese Puppe womöglich, womöglich liebt er mehr als eine Puppe, wahrscheinlich liebt er nur diese Puppe und hat andere Puppen zuvor geliebt, aber warum möchte er sich zu ihr legen, mit ihr tot sein. Das fehlt mir einfach.

MfG Mantox

 

Hallo Scabbed,
ich fand die Geschichte wirklich gut, auch wenn das Thema schon öfter behandelt wurde. Hier und da musste ich etwas mehrmals lesen, weil es beim ersten Mal nicht gleich klar wurde, das hat der Geschichte aber nicht geschadet.
Den (inneren) Monolog zum Anfang finde ich wirklich gelungen.
Was meine Vorgänger geschrieben haben kann ich nicht bestätigen (vielleicht hast du es auch nur schon geändert).
Es ist doch logisch (wenn man das hier so sagen kann), dass sich der Prot zum Abschluss seines Lebens zu seinem ''Meisterwerk'' legen möchte.
Auch der Titel nimmt meiner Meinung nach nichts von der Spannung weg.

Lg

 

Dass die Puppe "tot" ist, hätte man auch nicht unbedingt spüren müssen. Der Abfall von der Welt in Form mit der Rasierklinge die Adern aufschnitzen, ist mir auch sehr auf ein schnelles Ende ausgerichtet. Gut, er liebt diese Puppe womöglich, womöglich liebt er mehr als eine Puppe, wahrscheinlich liebt er nur diese Puppe und hat andere Puppen zuvor geliebt, aber warum möchte er sich zu ihr legen, mit ihr tot sein. Das fehlt mir einfach.

MfG Mantox


Das Hauptproblem besteht hier aus einem Missverständnis. Die Puppe, von der die Rede ist, war mal ein Mensch. Genau genommen ein junges Mädchen. Man sollte den Titel nicht zu wörtlich nehmen.
Mit dieser Information liest du die Geschichte vielleicht nun mit anderen Augen :)


Danke an Patty91 für das nette Feedback. Es freut mich, dass es dir gefallen hat.

 

Jetzt war sie auf einmal ein Mensch. Davon spürt man im Text nichts. Und wenn, dann müsstest du Andeutungen einbauen. Natürlich lese ich den Text jetzt anders, aber es geht um eine Geschichte und in dieser solltest du das reinwerfen, was in die Geschichte gehört. Deine "Hinzufügung" gehört nicht in den Kommentarblock, sie gehört in die Geschichte.

mfg mantox

 

Sie war nicht "auf einmal" ein Mensch, sondern wurde bereits im ersten Satz als solches deutlich gemacht.

Blicke auf dein Antlitz, schönes Mädchen

Viele weitere Verweise dieser Art sind darin enthalten.
Man muss doch nur nicht immer alles wörtlich nehmen. Es gibt schließlich genug Texte, die mit Symbolen und Andeutungen spielen und ich glaube, dass meiner doch wirklich nicht der schwierigste von ihnen ist.

 

Grüß dich! :)

Blicke auf dein Antlitz, schönes Mädchen, wie du hier ausgebreitet vor mir liegst.

Das fand ich martialisch ... wenn ein Mensch ausgebreitet herumliegt, in einer Geschichte, die ich unter "Horror" gefunden hab, dann denke ich an Einzelteile.

"wie du hier vor mir liegst" reicht völlig.

Ich glaube, du sagst(Komma) ich soll dich berühren.

Varieté-Clows

Er lächelte(Kein Komma) gewissenvoll, lächelte in sich hinein.

Welch kummervoller Wahrheitsgehalt.

So, wie du das hast, bezieht sich "kummervoll" auf "Gehalt". Das heißt, das ist nur ganz wenig wahr.

Und selbst wenn sie ihn fanden, wäre er sowieso nicht mehr da.

Hm? Entweder sie finden ihn und er ist da, oder sie finden ihn, weil er nicht da ist. :)

Dann hob er die Rasierklinge vom Boden, schlitzte sich die Adern auf und legte sich neben ihr zum Sterben hin.

Äh ... okay. So war das gemeint mit dem Finden.

Ich weiß nicht so recht. Ein Triebtäter vor seinem Opfer, und dann bringt er sich selber um, weil er keine Lust mehr hat.

Seine Worte da, im ersten Teil, das ist immer so pathetisch, das ist jedes Mal so pathetisch. Oder zumindest recht häufig, wenn der Prot ein Triebtäter ist. Die verharmlosen das, die schlafen dann auch mit ihren Opfern, die endlich ihnen gehören.
So was hab ich wohl einfach schon zu oft gelesen, als dass mich das noch mitreißen würde.

Insgesamt hats mir also nicht gefallen. Und ich weiß auch nicht, was man daran noch retten könnte. :)

Bis bald!

yours

 

Danke fürs Feedback.
Die Fehler habe ich ausgebessert, aber ich frage mich, ob ein solcher Kommentar

Und ich weiß auch nicht, was man daran noch retten könnte.

wirklich nötig war.

Geschmäcker sind doch verschieden.

 

Grüß dich!

Dann eben etwas sanfter: Ich weiß nicht, wie man es SO retten kann, dass es MIR gefällt. :)

Bis bald,
yours

 

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