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Der Sputnik-Fresser

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16.07.2013
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Der Sputnik-Fresser

Der Sputnik-Fresser


Frank wirkte wie ein grobgeschlachtenes Ungeheuer, fett, mit wulstigen Fingern, aber keinesfalls schwabbelig, sondern eher erdrückend.
Er war ein alter Knacki, ein Haftgewohnter, einer, dem man im Knast nichts vormachen konnte, der alle Tricks und Kniffs kannte, weil er sein Leben lang damit umgehen mußte.
Er wußte, wie man aus einem Transistor, einem hauchdünnem Draht, einer Streichholzschachtel und einem Ohrhörer ein Radio herstellen konnte.
Er bewegte sich mit schlafwandlerischer Sicherheit im Gefängnis, als sei er dort aufgewachsen. Tatsächlich hatte er eine ganze Latte von Vorstrafen. Doch immer waren es so schäbige Dinge wie Diebstahl, versuchter Einbruch, Körperverletzung und ähnliches gewesen. Es waren immer kleine Taten, die mit 3 oder 4 Jahren bestraft wurden. Er war das, was man als "Eierdieb" bezeichnet. Zuviel Angst das Huhn zu klauen, wagt er sich nur an die wehrlosen Eier.

"Dann hab ich die Hand gehoben, so", er zeigte, wie er es gemacht hatte, "und hab ihr die Handkante in den Hals gejagt", er deutete einen Handkantenschlag an, "da ist ihr Gebiß rein gerutscht, und daran ist sie erstickt.".
Er sagte das ungerührt. Die Alte hatte er umbringen wollen. Da gab es keinen Zweifel für ihn. Die hatte ihn ständig genervt, diese Schwiegermutter. Ständig hatte sie an ihm herum gemeckert. Nie ein gutes Haar an ihm gelassen.
Die hatte er gehasst aus ganzer Seele. Und darum hat er sie umgelegt. So einfach war das.
Die andere, die war auch hinüber. Aber da war die Tat ein Versehen. Er hatte ihr nur eines auf den Schädel gehauen. Um sie bewußtlos zu machen. Weil er doch in ihrer Wohnung stand, und sie gerade durchsucht hatte. Die mußte doch irgendwo Geld versteckt haben, und Schmuck, vor allem Schmuck. Die Alte hatte immer Schmuck.
Na ja, mit dem Nachschlüssel ist er reingekommen. Das war ja nur so ein einfaches Schloß gewesen. Er war ganz überrascht, als die Alte plötzlich wieder in der Wohnung stand. Dabei blieb die doch immer ein paar Stunden weg, wenn die sich mit der Freundin traf. Da mußte diesmal was zwischen gekommen sein.
Und wie die in der Wohnung stand, also mit einem Satz war er bei ihr. Na ja, wenn man so fragte, da hatte er schon den Strumpf in der Hand gehabt. Den hatte er immer dabei. Zu seiner Sicherheit. Kann ja viel passieren heutzutage. Den mit kleinen Steinchen gefüllten Strumpf, mit dem man jemanden bewußtlos schlagen kann. Ist ja keine Waffe. Auch totschlagen kann man damit, aber das hatte er wirklich nicht gewollt.
Frank wurde nach dem Mord an der Schwiegermutter gefasst. Er legte kein Geständnis ab. Sollen die ihm doch mal nachweisen, was er alles getan haben soll.
Die beiden Morde konnte man ihm nachweisen. Und so bekam er Lebenslänglich, der alte Eierdieb.
Nun hatte er doch eine seriöse Straftat.

Er war fast immer unrasiert. Schwerkörpig, und unrasiert lag er auf dem Krankenbett in der Psychiatrie der Haftanstalt. Neben sich den Krankentisch. Da hatte er seine Schätze aufgebaut. Die Zigaretten-Drehmaschine. Gefüllt mit Tabak, den er aus den abgerauchten und gesammelten Kippen wieder herausgepult, und in die Dose getan hatte. Streichhölzer, gespalten, damit es die doppelte Anzahl an Phosphorköpfen wurde. Als alter, erfahrener Zuchthäusler, der nur einmal im Monat einen Brief schreiben durfte, wußte er, was harte Sparsamkeit ist. Da wurde sogar das Klopapier vorgezählt. Blatt für Blatt. Und wehe der Kalfaktor verzählte sich. Nee, nicht mit Frank. Glaubte vielleicht einer, er hätte Lust gehabt, sich am Monatsende den Hintern mit Zeitungspapier abzuwischen?
Gezähltes Klopapier, gezählte Briefe, gezähltes Stückvieh Mensch. Gezählt wurde dreimal am Tag. Morgens. Mittags, und Nachts, zum Einschluß.

Die Engherzigkeit des Lebens hat ihn Kleinherzig bis Engstirnig gemacht.
Auf dem Nachtisch am Krankenbett stand das ausgeschnittene Foto einer Schauspielerin. Mit Zahnpaste war hinter ihm an der Wand weitere Fotos dieser Schauspielerin angeklebt.
Was hatte er auch sonst noch vom Leben?
Ein Paßfoto seiner Mutter stand auch auf dem Tischchen. Aber sie besuchte ihn nicht. Sie war längst gestorben, diese alte Frau, die zwei Weltkriege durchmachen mußte, und nichts, nicht das geringste von ihrem Leben hatte. Und der Sohn, na, der wurde dann Zuchthäusler. Es war wirklich ein Jammertal dieses Leben. Und so ging die alte Frau zurück zu ihrem Herrgott. Vielleicht um sich endlich einmal direkt bei ihm beklagen zu können, über die ganze Ungerechtigkeit, die er in die Welt gepflanzt hatte, die zwei Kriege, die sie hatte in Angst und Panik und Not durchstehen müssen, nur um dann den Sohn immer wieder im Zuchthaus zu besuchen.
Na ja, er war schon lieb, ihr Junge, also zu ihr war er es immer. Er hatte es auch nie an Respekt fehlen lassen, obwohl, das hat sie traurig gemacht, ständig diese Diebereien von ihm. Sie hatte wirklich alles versucht, einen guten Jungen aus ihm zu machen. Aber der Krieg...der Krieg...und danach. Der Hunger. Vielleicht hätte der Junge mehr Zuwendung gebraucht, aber sie mußte doch Hamstern gehen, sonst hätte man doch nichts zu Essen auf dem Tisch gehabt.
Es war halt eine harte Zeit. Da gab es keinen Platz für große Sentimentalitäten. Wie soll man denn Zeit dafür haben, wenn man, den Teppich auf dem Rücken, übers Land fährt, um das Ding gegen Kartoffel einzutauschen? Und einmal, daran konnte sie sich noch gut erinnern, war sie mit dem Jungen Kohlen klauen gegangen, da stolperten sie über eine Leiche. Der war schon halb verwehst. Es war nicht ihre erste Leiche die sie sehen mußte. Aber der Junge, also gut war das nicht für ihn. Der hatte noch Wochenlang Alpträume gehabt.
Und dann die vielen Prügeleien die er hatte, mit den anderen Jungs in der Straße.
Wehe es hatte einer gewagt, was schlechtes über ihn zu sagen, also da war er ganz stolz, der Junge, und da hat er schon mal zugehauen. Aber das machten doch Alle.
Und die Frau, die er dann geheiratet hatte, also die hing ja viel zu viel an ihrer Mutter. Mama hinten, Mama vorne. Und diese Mama, was mußte sie auch ständig an dem Jungen kritisieren.
Na ja, und dann hat er halt zugehauen. Das war ja auch nicht richtig.
Und nun waren beide Mütter tot.
Und er lag in der Psychiatrie des Gefängnishospitals.
Wegen eines Gutachtens. Er wollte einen neuen Prozess weil er, wie er meinte, doch gar nicht zurechnungsfähig sei. Noch nie gewesen sei.
Und dann sein Bauch. Diese wulstige, vernarbte, verknotete Bauch, der sich wie ein Knotengebirge auf dem eigentlichen Bauch aufbäumte.
Dieser Bauch war normal gewachsen, hatte aber in Nabelhöhe eine Art Geschwulst, das die Größe von zwei Männerfäusten besaß.
"Kommt alles vom Fressen", hatte Frank gemeint, und es dann jedem gezeigt und erklärt, wie er es mache.
Er fraß alles. Messer, Gabeln, Bettfedern. Vor allem aber liebte er die Sputniks.

"Siehst du, das mußt du so machen. Erst legst du dir den Faden zurecht. Der muß wenigstens vier-fünf mal um den Sputnik gehen. Mit den beiden Fingern nimmst du jetzt die Rasierklinge, aber schneid dich nicht, tut weh. Und jetzt biegst du die Rasierklinge zu einer Röhre zusammen. Hast du es? Gut. Und jetzt wickelst du mit der einen Hand den Bindfaden um die Rasierklinge. Und jetzt mach den Knoten in den Faden. Da hast du deinen Sputnik".
Er hielt ihn in der Hand.
"Wenn du ihn so nicht schlucken kannst, steck ihn in ein Stückchen Brot. Bieg den Kopf zurück und schluck das Ding. Mit einem Rutsch. Das flutscht nur so runter. Komm ich mach dir es vor".
Dann hat er diesen Sputnik, wie die zusammengebundene Rasierklinge genannt wurde, gefressen.
Irgendwie hatte er es geschafft diese Rasierklinge durch den Schlund hinunter zu würgen, bis in den Magen hinein. Er muß schon beim Schlucken fürchterliche Schmerzen gehabt haben, denn sie ging natürlich nicht wie in einem Flutsch.
Im Magen dann haben die Säfte den dünnen Bindfaden aufgelöst. Die Rasierklinge sprang im Magen auf, und hatte ihm die Magenwände zerschnitten..
Er hatte dann wie ein Tier geschrien, und kam umgehend auf den Operationstisch, wo ihm der Magen aufgeschnitten, und die Klinge herausgeholt wurde.
Dem Mann konnte man natürlich keine normale Kost verabreichen, der brauchte Schonkost. Milch, Jogurt, Hühnchen.
Frank fraß alles. Messer, Gabeln, Bettfedern, Rasierklingen, Hühnchen.
Um ins Krankenhaus zu kommen. Weil das Essen dort besser war, weil es zweimal die Woche einen halben Liter Milch gab, weil die Freistunde dort länger dauerte, und das Klima weniger rau war als im Zuchthaus.
Weil die grausame Langeweile in der Einsamkeit der Zuchthauszelle endlich einmal durch einen schmerzhaften Akt durchbrochen werden konnte.
Besser den Schmerz, und damit den eigenen Körper fühlen, als ohne jegliches Gefühl langsam zugrunde zu gehen.

”Besser sich selber eine Ohrfeige geben, als sich ständig Ohrfeigen zu lassen. Solange ich mir selber die Schmerzen zufüge, bin ich wenigstens mein freier Herr. Schmerzen gibt es, so oder so. Und bevor die Schweine hier im Zuchthaus mir was antun, tu ich mir selber was an. Ich laß mir doch nicht Alles gefallen. Irgendwo hab ich doch auch meine Würde.
Das ist Alles was ich zu sagen habe”.

Er hatte etwa 20 Operationen hinter sich. Und deshalb war sein Magen verknotet und vernarbt wie ein bösartiges Geschwulst.
Die Ärzte hatten ihn bereits vor längerer Zeit gewarnt. Sie können keine Garantie mehr geben, daß er die nächste Operation überlebe. Zumal sein Magen, das heißt, das, was von seinem Magen als lächerlicher Rest noch üblich war, es nicht mehr mitmachte.
Außerdem, wie sollen sie seinen Magen durch diesen Berg Geschwulst und Narben durchschneiden und wieder vernähen? Das hält doch alles nicht mehr, das ist doch mürbe das ganze.
Frank war nüchtern und illusionslos. Er war ein alter Zuchthäusler, Hafterfahren, aber dennoch hatte er einen Traum, so wie alle Menschen einen Traum brauchen, um leben zu können.
Er träumte davon durch ein Gnadengesuch entlassen zu werden, aufgrund seines Magens.
Das geschah natürlich nicht.
Er starb an Magenkrebs im Gefängnis

 

Hallo verdad

Frank wirkte wie ein grobgeschlachtenes Ungeheuer, fett, mit wulstigen Fingern, aber keinesfalls schwabbelig, sondern eher erdrückend.

Eigentlich kein schlechter erster Satz, aber das Adjektiv lautet "grobschlächtig".

Doch immer waren es so schäbige Dinge wie Diebstahl, versuchter Einbruch, Körperverletzung und ähnliches gewesen. Es waren immer kleine Taten, die mit 3 oder 4 Jahren bestraft wurden. Er war das, was man als "Eierdieb" bezeichnet.

... waren es ... Es waren ... Er war das ...
Dann hast du 2x immer und drei Sätze, die mehr oder weniger dasselbe aussagen. Gerade im ersten Absatz solltest du schauen, möglichst "knackig" zu schreiben, da viele Leser anschließend entscheiden, ob sie weiterlesen.

Zuviel Angst das Huhn zu klauen, wagt er sich nur an die wehrlosen Eier.

Zu viel Angst KOMMA das Huhn zu klauen, wagt[e]

Schau dass du die Zeiten einhältst. Das plötzliche Präsens wirkt seltsam hier.

"Dann hab ich die Hand gehoben, so", er zeigte, wie er es gemacht hatte, "und hab ihr die Handkante in den Hals gejagt", er deutete einen Handkantenschlag an, "da ist ihr Gebiß rein gerutscht, und daran ist sie erstickt.".

Find ich auch nicht schlecht mit den Einschüben, es wirkt lebendig. Ansonsten aber "Gebiss", und nimm den letzten Punkt nach der wörtlichen Rede noch raus.

Nun hatte er doch eine seriöse Straftat.

Würde ich ersatzlos streichen. Oder zumindest ein anderes Adjektiv wählen, "seriös" klingt hier ... ich weiß auch nicht, es passt nicht zum Erzählton des Textes bis zu der Stelle.

Generell zum Absatz: Da steckt einiges an Info drin, vieles wird aber auch verschwiegen. Ich würde gerade an solchen Stellen

Die hatte ihn ständig genervt, diese Schwiegermutter. Ständig hatte sie an ihm herum gemeckert. Nie ein gutes Haar an ihm gelassen.

versuchen, das individueller zu schildern und Beispiele zu erwähnen. Die müssen nicht viel länger sein, aber so ist das doch sehr allgemein und führt dazu, dass man als Leser eher "drüberfliegt". Wenn du da ein oder zwei konkrete Fälle schilderst, bleibt man eher hängen (im positiven Sinne), weil es die Geschichte lebendiger macht.

Schwerkörpig, und unrasiert lag er auf dem Krankenbett in der Psychiatrie der Haftanstalt.

Ich finde es gut, dass du auch unkonventionelle Formulierungen versuchst. "Schwerkörpig" finde ich jetzt nicht das gelungenste Beispiel, aber auch nicht schlecht. Das Komma dahinter kommt aber weg.

Die Engherzigkeit des Lebens hat ihn Kleinherzig bis Engstirnig gemacht.

Hm, da kann ich mir nicht viel drunter vorstellen. Klingt für mich mehr nach einem Kunstsatz, ein Konstrukt, das erstmal tiefsinnig klingt, aber wenig Substanz hat. Wäre für mich auch ein Kandidat zum Streichen.
Sonst: kleinherzig und engstirnig als Adjektive klein schreiben.

Mit Zahnpaste war hinter ihm an der Wand weitere Fotos dieser Schauspielerin angeklebt.

waren

Ich finde diese Details über den Gefängnisalltag schön eingestreut. Ich finde so etwas nicht einfach, aber dir gelingt das hier flüssig, auch im Absatz zuvor mit der Zählerei. Finde ich gut dosiert, das gibt der Geschichte ein gewisses Maß an Authentizität.

Ein Paßfoto seiner Mutter stand auch auf dem Tischchen.

Passfoto

Ich finde in dem Teil wird die Geschichte jetzt schwächer. Der Schwenk zur Mutter ... finde nicht, dass der notwendig ist, vor allem, weil du auch hier oft auf Allgemeinplätze zurückgreifst:

Sie hatte wirklich alles versucht, einen guten Jungen aus ihm zu machen. Aber der Krieg...der Krieg...und danach. Der Hunger.

Man hat da als Leser bestimmte Bilder im Kopf, schöner wäre es, wenn man von dir Konkreteres geliefert bekäme. Aber ich würde wirklich überlegen, ob der Text das braucht hier, weil an der Stelle zerfasert er für mich. Ich finde ihn nicht schlecht bis zu der Stelle, aber einen roten Faden hab ich noch nicht erkennen können, also worauf willst du hinaus? Hier machst du jetzt praktisch ein ganz neues Kapitel auf.

Vielleicht hätte der Junge mehr Zuwendung gebraucht, aber sie mußte doch Hamstern gehen, sonst hätte man doch nichts zu Essen auf dem Tisch gehabt.

essen, hamstern

Und einmal, daran konnte sie sich noch gut erinnern, war sie mit dem Jungen Kohlen klauen gegangen, da stolperten sie über eine Leiche. Der war schon halb verwehst.

Die [bezieht sich auf "eine Leiche"] war schon halb verwest (ohne h).

Der hatte noch Wochenlang Alpträume gehabt.

wochenlang

Das sind so Stellen, richtig traumatische Erlebnisse, wenn du das in einem Satz abhandelst, kommt das nicht an beim Leser. Ich würde mir hier wirklich die Frage stellen, braucht es das, und wenn ja, kann ich ihm mehr Platz widmen?

Aber das machten doch Alle.

alle

Er wollte einen neuen Prozess weil er, wie er meinte, doch gar nicht zurechnungsfähig sei. Noch nie gewesen sei.

Noch nie gewesen war.

Diese wulstige, vernarbte, verknotete Bauch,

Dieser

Nicht übertreiben jetzt mit den Adjektiven. Zumindest "verknotet" kann raus hier, weil kurz danach "Knotengebirge" kommt (was ein schönes Wort an der Stelle ist).

Im Magen dann haben die Säfte den dünnen Bindfaden aufgelöst. Die Rasierklinge sprang im Magen auf, und hatte ihm die Magenwände zerschnitten..

Hat mir auch wieder besser gefallen der Absatz, weil du hier konkret wirst, wirklich etwas erzählst und keine Schablonen verwendest wie im Absatz zuvor. Immer dann ist die Geschichte wirklich besser. Hier ist aber auch wieder ein Punkt zu viel am Ende.

Zumal sein Magen, das heißt, das, was von seinem Magen als lächerlicher Rest noch üblich war,

übrig

Er starb an Magenkrebs im Gefängnis

Jo, bissle plötzliches Ende. Hattest du keine Lust mehr zum schreiben :)? (Den Punkt am Ende darfst du aber noch machen).

Positiv am Text fand ich die Details, die du zum Gefängnisalltag hast einfließen lassen. Auch die eine oder andere originelle Formulierung fand ich gut, man merkt, du suchst da neue Wege.

Ein roter Faden hat mir gefehlt, eine Fokussierung. Da wird vieles angeschnitten, aber was wird eigentlich erzählt? Die Geschichte, wie der Prot. ins Gefängnis kam und die Sache mit der Rasierklinge fand ich noch am interessantesten, wenn du dich auf die beiden Stellen konzentrierst und sie ausführlicher schilderst, würde die Geschichte vermutlich gewinnen.
Den Abschnitt mit der Mutter und die kurzen Erwähnungen aus der Kindheit fand ich am schwächsten, da ist nicht viel hängengeblieben bei mir.

Sonst noch bisschen auf Groß-/Kleinschreibung achten. Ach ja, du scheinst auch noch ein Anhänger der alten RS zu sein (oft ß statt ss). Ich war auch nie ein Freund der neuen Regeln, aber inzwischen finde ich, sollte man da auch mal loslassen können.

Viele Grüße und viel Spaß hier beim Schreiben & Kommentieren
Schwups

 

Hallo Verdad,

deine Geschichte ist ordentlich geschrieben, recht interessant und großteils recht realistisch geschrieben.

”Besser sich selber eine Ohrfeige geben, als sich ständig Ohrfeigen zu lassen. Solange ich mir selber die Schmerzen zufüge, bin ich wenigstens mein freier Herr. Schmerzen gibt es, so oder so. Und bevor die Schweine hier im Zuchthaus mir was antun, tu ich mir selber was an. Ich laß mir doch nicht Alles gefallen. Irgendwo hab ich doch auch meine Würde.

Das hat mir besonders gefallen.

Mich haben aber auch ein paar Logiklücken gestört, zB würde man einem Häftling, nachdem er so etwas zwei-, dreimal gemacht hat, keine Rasierklingen mehr geben, und auch sonst nichts, was gefährlich wäre, wenn er es verschlucken würde.
Ist aber auch nur ein vernachlässigbares Detail.

Und das Ende fand ich auch ein wenig abrupt. Es wirkt als hätte dich plötzlich die Lust zum Schreiben verlassen, da könntest du vlt noch nachbessern.

MfG
Rick S

 
  • Zuletzt von einem Teammitglied bearbeitet:
Zuletzt von einem Teammitglied bearbeitet:

Ja, Danke Schwups. Ich habe noch die alte Rechtschreibung gelernt und mich mit der Neuen niemals angefreundet.
Die Hinweise von dir stimmen (leider), das ist meine Art der Fluechtigkeit, die immer da ist.
Witzig, du beschreibt meine Schwaechen die ich bei anderen bemerke....
Zum Beispiel: Vermeide Wiederholungen, woertlicher oder inhaltlicher Art....

Mir ging es um einen Zustandsbericht. Weder wollte ich gross ueber Knast schreiben noch ueber Krieg, sondern nur diese Randprobleme anreissen.
Der Kerl an sich, in seinem trostlosen Elend, war halt faszinierend.
Mal schauen, die naechste Geschichte wird vielleicht besser.
Saludos!
(Dort woher ich schreibe gibt es keine Umlaute auf den Tastaturen!)


Hola Rick S
Im Knast, ob ehemaliges Zuchthaus, ob Gefaengnis oder sonstwie benannt, kann man sich alles, wirklich alles besorgen.
Was brauchst du? Millimeter 6,35 oder doch eher ein halbes Kilo Koks?
Insofern bekommt er seine Rasierklinge immer, auf welchen Wegen auch, zumal er sich ja rasieren muss.

Der Schwerpunkt der Geschichte ist fuer mich der "Sputnik", auf diese geschluckte Rasierklinge, auf die Tatsache, was alles der Mensch sich antut, um ein wenig Zuwendung zu bekommen.

Insofern gibt es keine Entwicklung, von wegen, vielleicht hatte ich keine Lust mehr weiter zu schreiben. Nein, er "frisst" das Messer, die Bettfeder, die Rasierklinge" damit es ihm ein klein wenig besser geht.
Das ist der Point.
Aber Danke fuer deine Hinweise.

 

Hallo Verdad,

eine der wichtigsten Regeln des Schreibens lautet: Bemühe Dich um Klarheit.

Zwar garantiert das Einhalten dieser Regel nicht für eine gelungene Geschichte, aber der Verstoß gegen das Gebot der Klarheit führt zwangsläufig zum Misslingen.

Das Springen in den Perspektiven des Erzählers ist ein heikles Spiel, das nur gut geht, wenn der Autor viel Erfahrung damit hat. Die hast Du nicht. Deshalb geht es schief. Das Resultat ist Unklarheit.

Er sagte das ungerührt. Die Alte hatte er umbringen wollen. Da gab es keinen Zweifel für ihn. Die hatte ihn ständig genervt, diese Schwiegermutter. Ständig hatte sie an ihm herum gemeckert. Nie ein gutes Haar an ihm gelassen.

...

Die beiden Morde konnte man ihm nachweisen. Und so bekam er Lebenslänglich, der alte Eierdieb.
Nun hatte er doch eine seriöse Straftat.

...

Was hatte er auch sonst noch vom Leben?
Ein Paßfoto seiner Mutter stand auch auf dem Tischchen...
Na ja, er war schon lieb, ihr Junge, also zu ihr war er es immer. Er hatte es auch nie an Respekt fehlen lassen, obwohl, das hat sie traurig gemacht, ständig diese Diebereien von ihm. Sie hatte wirklich alles versucht, einen guten Jungen aus ihm zu machen. Aber der Krieg...der Krieg...und danach.

...

Wehe es hatte einer gewagt, was schlechtes über ihn zu sagen, also da war er ganz stolz, der Junge, und da hat er schon mal zugehauen. Aber das machten doch Alle.
Und die Frau, die er dann geheiratet hatte, also die hing ja viel zu viel an ihrer Mutter. Mama hinten, Mama vorne. Und diese Mama, was mußte sie auch ständig an dem Jungen kritisieren.
Na ja, und dann hat er halt zugehauen. Das war ja auch nicht richtig.
Und nun waren beide Mütter tot.

...

"Siehst du, das mußt du so machen. Erst legst du dir den Faden zurecht. Der muß wenigstens vier-fünf mal um den Sputnik gehen. Mit den beiden Fingern nimmst du jetzt die Rasierklinge, aber schneid dich nicht, tut weh. Und jetzt biegst du die Rasierklinge zu einer Röhre zusammen. Hast du es? Gut. Und jetzt wickelst du mit der einen Hand den Bindfaden um die Rasierklinge. Und jetzt mach den Knoten in den Faden. Da hast du deinen Sputnik".
Er hielt ihn in der Hand...

Im Magen dann haben die Säfte den dünnen Bindfaden aufgelöst. Die Rasierklinge sprang im Magen auf, und hatte ihm die Magenwände zerschnitten..
Er hatte dann wie ein Tier geschrien, und kam umgehend auf den Operationstisch, wo ihm der Magen aufgeschnitten, und die Klinge herausgeholt wurde.
Dem Mann konnte man natürlich keine normale Kost verabreichen, der brauchte Schonkost. Milch, Jogurt, Hühnchen.


In all diesen Beispielen wechselt der Text (zunächst) unmerklich die Erzählerperspektive. Erst ist es eine externe Erzählstimme, dann Frank, dann seine Mutter, dann wieder Frank, dann der externe Erzähler, dann ein Arzt. Das irritiert beim Lesen.

Gegen das Gebot der Klarheit verstößt Du auch, wenn Du Worte erfindest: "grobgeschlachtenes Ungeheuer" und "Schwerkörpig" sind Privatschöpfungen von Dir, denke ich. Bei beiden weiß ich nicht genau, was Du damit meinst.

Ein dritter Punkt, der zwar nur entfernt mit Klarheit zu tun hat, aber trotzdem wichtig ist: Der Text ist nicht sauber gearbeitet. Wenn in einem so kurzen Text so viele Fehler auftauchen, spricht das dafür, dass der Autor den Text nicht gründlich überarbeitet hat.

Ich lese einen Text vor Veröffentlichung 20 oder 30 mal. Da fallen mir gravierende Rechtschreibfehler auf, und ich behebe das. Du hast – glaube ich – in einem Kommentar irgendwo sinngemäß gesagt, dass Rechtschreibfehler nur etwas für den Lektor wären. Dem stimme ich nicht zu. Wenn ein Autor sich nicht einmal die Mühe macht, simple RS-Fehler zu korrigieren, dann misst er dem Text nur eine geringe Bedeutung zu. Weshalb sollte ich das dann lesen?

Die von Schwups aufgezeigten RS-Fehler hast Du nicht korrigiert. Wenn Du nicht bereit bist, solche einfachen Dinge zu tun, weshalb sollte ich als Kommentator mit die Mühe machen, Dir zu helfen?

Ich schreibe das nur, damit Du über die Erwartungen eines Lesers und Rezensenten in diesem Forum informiert bist. Deine Erwartungen als Autor werden ja sein, konstruktive Hinweise zu Deinen Geschichten zu bekommen. Die sollst Du auch haben. Aber dafür musst Du selbst auch etwas mehr tun, als es bei diesem Text der Fall ist.

Gruß Achillus

 

Ja Achillus, andere Menschen haben vielleicht weniger Zeit als du sich umgehend an einen Text zu setzen, um ihn den Wuenschen vieler Zeitgenossen nach zu ueberarbeiten.
Kritiken sind immer nur Vorschlaege und keinerlei diktatorische Vorschreibungen!
Ich "muss" also gar nichts.
Zudem: Ich sitze in einem Internetcafe, habe weder Computer noch Internetanschluss und eine kurze Einloggzeit.

Ich bleibe aus Erfahrung dabei, dass Rechtschreibung zwar wichtig ist, aber auf gar keinem Fall das ausschlaggebende fuer einen Text.

http://www.durchblick-siegen.de/themes/ds/pdf/04_12/seite52.pdf
"...die Ausdrucksfähigkeit, die Eleganz und die
Tiefe der Gedanken. Sie sind die eigentlichen schöpferischen
Elemente, die eine Sprache zum Kunstwerk erheben, denn
dabei geht es immer nur um das Wie, nicht um das Was."

Und ich bleibe auch dabei, dass es eigene verstaendliche Wortschoepfungen gibt.

http://www.aphorismen.de/zitat/164673
"Wortschöpfungen sind das Vorrecht des Dichters."

http://www.dichterpflaenzchen.com/Werkstatt/Werkstatt/Werkstatt/page16.html
"...dass Sprache Reichtum ist und frei macht..."

http://www.jean-paul-2013.de/service/fuer-schuelerinnen/2-uncategorised/118-wortschoepfungen.html
"Der Dichter Jean Paul hat (...) auch viele neue Worte erfunden."


Sobald ich tatsaechlich Zeit und einen Computer habe (ich habe meine Texte auf einem Llave Maya, einem Stick) setze ich mich gerne hin und bin gehorsamer Schueler.

Du gestattest mir aber dass ich doch noch ein klein wenig eigene Text bewahre? Danke.
Schreiben ist ein monogames Medium. Wie malen.

Was ist ein "R-Fehler"? Ich habe mal gelernt die Sprache auszuschreiben. Aber ich halte mich ja auch nicht immer dran.

Ich gruesse dich aus der Caribic wo ich lebe

 

Ja Achillus, andere Menschen haben vielleicht weniger Zeit als du sich umgehend an einen Text zu setzen, um ihn den Wuenschen vieler Zeitgenossen nach zu ueberarbeiten.

Nicht nach den Wünschen 'anderer Zeitgenossen', sondern deiner Leser. Den Text lesbar machen, ganz einfach. Ansonsten nimm in Kauf, das kein Schwein deinen Text liest. Kannste auch für die Schublade schreiben. Und wegen der Zeit: Druck ihn aus und überarbeite ihn 'oldschool', das geht doch in der Karibik super, am weißen Strand mit Cuba libre.

Du wirfst Mäuser in deinem Kommentar Koketterie vor, weil er Namedropping betreibt (im Kontext seiner Geschichte), du machst es aber in deinen Kommentaren nicht anders. Jean Paul und andere ... musst du dir da intellektuelle Verstärkung holen, sind deine Argumente so schwach, oder was?

Gruss, Jimmy.

 

Ab hier nur noch Beiträge zum Inhalt der Geschichte!
Das Thema Rechtschreibfehler ist erledigt – Fehlerdichte ist nicht ausreichend für das Korrektur-Center .
Vorschläge zur inhaltlichen Überarbeitung sind und bleiben Vorschläge.

 

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