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15.01.2008
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Endlich fahren wir in Leipzig ein. Ich betrete den Bahnsteig und schlendere auf das Hauptgebäude zu, als mir fünf ältere Herrschaften ins Auge fallen, die wenige Meter vor mir laufen. Die Frauen tragen Kopftücher, wie die Oma, die am Anfang der russischen Märchen aus dem Fenster schaut, die Männer graue Bärte und schwarze Mäntel. Sie unterhalten sich angeregt und aus dem Klang der Sprache und ihrem Aussehen schließe ich, dass sie Russisch sprechen.
Plötzlich überholt mich, mit schnellen Schritten, ein Mann mittleren Alters, gehüllt in einen langen, hellbraunen Mantel. Er schaut auf die Gruppe und ruft im Vorbeigehen, mit grimmiger Miene:
„Ja, können sie denn kein Deutsch?“
Erschrocken schaue ich ihn finster an, aber einer der Herren, aus der Gruppe, dreht sich um und lächelt verschmitzt.
„Ja, können sie denn kein Russisch?“, erwidert er fröhlich.
Erstaunt fange ich zu lachen an. Der Mann im hellbraunen Mantel wendet den Blick ab und stürmt wortlos an den Fünfen vorbei, Richtung Ausgang.

 

Das ist mir vor einiger Zeit passiert und ich fand die Reaktion des vermeintlichen Russen echt klasse^^

 

Hallo Don Rosa.

Das ist ein kurzer Text mit ziemlich erhobenem Zeigefinger. Ich persönlich empfinde es immer als etwas unhöflich, wenn man es als Ausländer in der Öffentlichkeit vorzieht, sich in seiner Muttersprache zu unterhalten, ganz ehrlich.
Die Reaktion des Mannes mag zwar überzogen sein, aber im Grunde finde ich, dass er da gar nicht so unrecht mit hat (wobei nun auch natürlich völlig offen ist, ob es sich bei der Gruppe nicht vielleicht um Touristen, etc. handelt).
Die Gegenfrage "Können Sie denn kein Russisch" allerdings finde ich reichlich doof. Weshalb sollte er auch?

 

Moin Cerberus

Ich sehe das ganz anders. Warum sollten Russen untereinander sich nicht auf Russisch unterhalten? Sehe da keine Sinn drin, warum sie Deutsch reden sollten, wenn kein Deutscher an der Unterhaltung beteiligt ist. Man muss doch keine Rücksicht auf jeden beliebigen Mneschen nehmen, der zufällig auf dem Bahnsteig steht. Und die Antwort des Mannes war top, denn er hat damit des andern Voruteilsdenken aufgedeckt!
Und überhaupt war es dumm von dem Deutschen, Leuten, von denen er meint, dass sie gar kein Deutsch können, eine Frage auf Deutsch zu stellen XD
Aber das ist halt ne Frage der politischen Ausrichtung.

Gruß der Don

 

Hi

Ich persönlich empfinde es immer als etwas unhöflich, wenn man es als Ausländer in der Öffentlichkeit vorzieht, sich in seiner Muttersprache zu unterhalten, ganz ehrlich.

Und was ist daran unhöflich? Dass ein Fremder sie dann nicht verstehen kann? :)

Na ja, zum Text hat Cerb schon das gesagt, was ich auch gesagt hätte. Ich geh da ein Stückchen weiter, und sage, dass es nicht wirklich eine Kurzgeschichte ist, sondern viel mehr eine Anekdote, die man sich so unter Freunden erzählen kann.
Ja, jetzt können alle mit ihren Argumenten kommen, von wegen, es ist eine kürzest Kurzgeschichte, und der Text hat doch eine Handlung, Figuren, Aufbau, ...

Dann nenn mich halt altmodisch, Don. Ich stehe dann doch eher auf das Klassische.

Cu JoBlack

Edit: Jetzt bist du mir doch zuvor gekommen.

 

Und die Antwort des Mannes war top, denn er hat damit des andern Voruteilsdenken aufgedeckt!

Hmmm ... diese Logik erschließt sich mir nicht ganz. Weshalb sollte er Russisch sprechen können?

Aber das ist halt ne Frage der politischen Ausrichtung.

Klasse! Wirklich ... super! Da schreibe ich, dass ich etwas unhöflich finde, und du kommst mir mit politischer Ausrichtung.


Um das mal zu verdeutlichen: Ich habe auch schon einem Freund von mir, der Pole ist, gesagt, dass ich es Scheiße finde, dass er, sobald andere Polen dabei sind, mit ihnen anfängt polnisch zu reden, obwohl sämtliche Beteiligten die deutsche Sprache problemlos beherrschen. Und wie oft habe ich es schon erlebt, dass man eine kleine Gruppe in der Stadt sieht, alle richten ihren Blick auf eine Frau mit wuchtigem Hintern, und fangen dann laut an, sich in ihrer Heimatsprache zu unterhalten.

Und eben daher erachte ich so etwas als unhöflich, und das hat nicht das Geringste mit meiner politischen Ausrichtung zu tun.

 

Moin Joe

Ich finde schon, dass es eine Kurzgeschichte ist, es gibt wesentlich kürzere, aber sie hat natürlich was anekdotenhaftes.
Kein Problem, wenn du das nicht magst^^

Gruß Don Rosa

 

Hallo Don Rosa!

Bisschen mager ist das schon. Für mich persönlich keine richtige Kurzgeschichte. Es ist ja okay, selbsterlebte Situationen und so in Geschichten einzubauen, aber irgendwie sollte das doch dann ein bisschen mehr als die nackte Wiedergabe dessen, was da passiert ist, sein.
Ich hab da mal eine ähnliche Situation erlebt, wir hatten früher auch immer zwei Russinnen in der Klasse, die sich auf russisch unterhalten haben, und unsere damalige Geschichtslehrerin hat dann des öfteren Kommentare abgelassen wie: An einer deutschen Schule wird auch deutsch gesprochen! Vielleicht nicht so in dem Tonfall, eher scherzhaft aber es hat mich schon ziemlich erstaunt.
Naja wie auch immer, für mich war das nichts, recht einfallslos, da könnte man vielleicht mehr draus machen, oder auch nicht.

Liebe Grüße,
apfelstrudel

 

Hallo noch mal Cerb

Hmmm ... diese Logik erschließt sich mir nicht ganz. Weshalb sollte er Russisch sprechen können?
Darum geht es nur bedingt, der Russe hat mit seiner Antwort gezeigt, dass er gut Deutsch kann, entgegen dem Voruteil des Deutschen. Mit seiner Gegenfrage hat er gezeigt, dass er Deutsch und Russisch als gelich bewertet, während der Deutsche die deutsche Sprache als besser/richtiger hinstellte.

Und das mit der politischen Ausrichtung war überzogen, Sorry. Wollte dir hier nichts vorwerfen. Ich kann halt deine Meinung nicht verstehen. Für mich ist es nunmal normal, dass wenn sie unter sich sind in ihrer Muttersprache reden. Und das hat viel mit meiner generellen politischen Einstellung zu tun.

Und Moin Apfelstrudel

Schade, dass du es so zu mager findest. Dennoch danke für den Kommentar^^
Und das mit der Lehrerin find ich auch merkwürdig, ich versteh solche Meinungen nicht...

Gruß Don Rosa

 

Und das mit der Lehrerin find ich auch merkwürdig, ich versteh solche Meinungen nicht...
Wenn ich noch mal dazwischen springen darf, also an Schulen finde ich das Scheiße! Und da kann ich auch Cerb verstehen, wenn da eine Gruppe ist und ein einziger kann deren Muttersprache nicht, dann finde ich es auch dreist, wenn sie sich in ihrer Muttersprache unterhalten. Und an deutschen Schulen sollte deutsch gesprochen werden. Klare Sache, da kann ich die Lehrerin verstehen.
Es sei denn sie fragt ihre Freundin, ob sie mal ne Binde hat, das geht dann aber wirklich keinen an! ;D

 

Hallo auch noch mal Don Rosa.

Darum geht es nur bedingt, der Russe hat mit seiner Antwort gezeigt, dass er gut Deutsch kann, entgegen dem Voruteil des Deutschen.

Ich mutmaße in diesem Fall eher, dass die Frage des Deutschen rhetorisch gemeint war. Er wollte die Gruppe halt provozieren, was ich in dieser Art auch nicht in Ordnung finde.

während der Deutsche die deutsche Sprache als besser/richtiger hinstellte.

Er hat das eher auf das Land bezogen.

Für mich ist es nunmal normal, dass wenn sie unter sich sind in ihrer Muttersprache reden.

Erstmal waren "sie" nicht unter sich, und zum zweiten lasse ich dieses Argument nicht gelten. Ich habe viele Ausländer in meinem Freundeskreis, und die meisten stimmen da mit mir überein. Stell dir vor, du sitzt in einem Lokal, und eine Gruppe am Tisch neben dir, ganz egal welcher Nationalität, redet ununterbrochen in ihrer Muttersprache. So etwas ist unangenehm, man weiß nicht, was geredet wird. Vielleicht sagt einer gerade "die Freundin von dem ist echt ne geile Sau, die würd ich gern mal", oder sonstiges.
In solchen Situationen kann man reden, was man will. Man weiß ja, es wird von sonst keinem verstanden.
Würde ich im Ausland leben, würde ich auf der Straße auch kein Deutsch reden.

 

Hi,

zur Kurzgeschichte kann ich nicht viel sagen, da sie ja wirklich verdammt kurz und nicht sehr gehaltvoll ist. Nur einen Anmerkung:

Erschrocken schaue ich ihn finster an, aber einer der Herren, aus der Gruppe, dreht sich um und lächelt verschmitzt.

"Erschrocken" oder "Finster" würde ich streichen.

Genrell finde ich es nicht unhöflich, wenn Russen, Polen, Trürken, Engländer oder Franzosen sich untereinander in ihrer Muttersprache unterhalten. Warum auch? Nur, weil dann neugierige Deutsche nichts von einem Gespräch, das sie nichts angeht, verstehen können?
In gemischten Gruppen mag es vielleicht unhöflich sein, aber soweit ich weiß unterhalten sich deutsche Touristen (und wahrscheinlich auch Auswanderer) untereinander auf Deutsch, selbst wenn sie die Landessprache beherrschen. Ich sehe also keinerlei Veranlassung, sich darüber aufzuregen.

LG,

Herr Kartoffel

 

Wenn ich noch mal dazwischen springen darf, also an Schulen finde ich das Scheiße! Und da kann ich auch Cerb verstehen, wenn da eine Gruppe ist und ein einziger kann deren Muttersprache nicht, dann finde ich es auch dreist, wenn sie sich in ihrer Muttersprache unterhalten. Und an deutschen Schulen sollte deutsch gesprochen werden. Klare Sache, da kann ich die Lehrerin verstehen.
Naja, ich fand es immer recht nervig, vor allem wenn man sich in der Pause selbst unterhalten wollte und hinter einem gings die ganze Zeit wie ein Wasserfall, da hab ich immer selbst vergessen was ich sagen wollte, weil ich ständig den Faden verloren hab. Ich musste mich da immer schon ziemlich zusammenreißen. Allerdings finde ich es genauso unhöflich, die Leute dann zurechtzuweisen, gerade als Lehrer, und noch dazu als Geschichtslehrer. Als Schüler geht das schon. :D

 

@ cerb:

Stell dir vor, du sitzt in einem Lokal, und eine Gruppe am Tisch neben dir, ganz egal welcher Nationalität, redet ununterbrochen in ihrer Muttersprache. So etwas ist unangenehm, man weiß nicht, was geredet wird. Vielleicht sagt einer gerade "die Freundin von dem ist echt ne geile Sau, die würd ich gern mal", oder sonstiges.

Nein, wie grausam. Sowas will ich mir gar nicht vorstellen. Das ist der Stoff, aus dem meine Alpträume sind. Zum Glück ist mir das noch nie passiert. Kommt ja gottlob äußerst selten vor.

Kann es sein, dass du ein bisschen paranoid bist? :D ;)

 

Hi herr KArtoffel...

Hi,

zur Kurzgeschichte kann ich nicht viel sagen, da sie ja wirklich verdammt kurz und nicht sehr gehaltvoll ist. Nur einen Anmerkung:

"Erschrocken" oder "Finster" würde ich streichen.


Sicher ist die Geschichte kurz, aber nur um die Aussage zu verstärken. Wenn ich da noch alles mögliche drumrum basteln würde, wäre es dem Inhalt überhaupt nicht zuträglich. Und das nicht sehr gehalvoll kann ich auch nicht verstehen. Ihr seht einfach die Antwort des Russen nicht so wie ich...

Aber mit dem streichen hast du recht denke ich, ist mir auch schon aufgefallen^^
Und deine Meinung zum Thema teile ich auch ;-)
Gruß Don Rosa

 

Ich krieg die Krätze.

Ich habe meine Meinung gesagt, und diese auch begründet. Natürlich hat jeder seine eigene Meinung, die von der meinen völlig abweichen kann.

Aber solche Sprüche MrPotato ... die sind vorpubertärer Spam übelster Sorte.
Da kann ich echt nur den Kopf schütteln. Aber ist ja normal, dass bei Diskussionen immer einer dazwischen springen muss, der persönlich und beleidigend wird.

 

Ach Cerb, jetzt spiel hier mal nicht den beleidigten Höllenhund. Ich wollte dich ja gar nicht angreifen, ich finde es nur ein wenig seltsam, dass es jemand als unangenehm empfindet, wenn er ein Gespräch, an dem er nicht beteiligt ist und das ihn somit auch nichts angeht, nicht verstehen kann.
Außerdem kann ich nicht ganz nachvollziehen, warum man den Angehörigen einer Gruppe, die sich in der Muttersprache verständigen, sofort unterstellen sollte, dass sie sich "unflätig" über die Freundin äußern oder dass ihre Worte sonstwie einen Bezug zu einem selbst haben ...

 

Das habe ich ja auch gar nicht unterstellt, aber so etwas kommt oft vor, und daher finde ich es besser, wenn man sich innerhalb einer öffentlichen Gesellschaft auf eine Sprache verständigen kann. Das ist doch kein großer Akt.

 

Ich kann dich ja verstehen, auch wenn ich, wie gesagt, damit keinerlei Probleme habe. Aber das ist wohl Ansichtssache.
Und nimm mir das "paranoid" nicht übel. Das war weder böse noch allzu ernst gemeint. ;)

 

Hi Don Rosa,

so ganz verstehe ich die Aufregung um deine Geschichte nicht. Es ist doch deutlich beschrieben, dass die Gruppe von Russen unter sich sind und keinem Außenstehenden Anlass geben, sich ausgeschlossen zu fühlen. Da wird etwas interpretiert, was so nie von dir als Autor beabsichtigt war.

Zudem finde ich die Aufforderung befremdlich, als Deutscher in anderen Ländern die jeweilige Landessprache zu sprechen, die ich nie so beherrschen werde wie meine eigene (es sei denn, ich bin mehrsprachig aufgewachsen). Was soll man dann mit Landsleuten radebrechend in einer fremdem Sprache kommunizieren, wenn es in der eigenen viel besser geht? Diese Logik erschließt sich mir nicht. Ich denke, da haben sich ein paar Kritiker etwas verrannt.

Anders sieht es mit Gruppen von Ausländern aus, die schon in der Zweit- oder Drittgeneration hier in Deutschland leben und die Sprache beherrschen. Da kann die Situation ausgenutzt werden. Dies aber - und es geht nun mal nur um die vorliegende Geschichte - ist überhaupt nicht der Fall, (zudem sind sie auf einem Bahnhof, auf dem doch sowieso vieles International ist), da die Gruppe russischer Reisender vielleicht sogar nur auf der Durchreise ist.

Der Text erinnert mich an die Geschichtchen, die im Readers Digest immer mal so eingestreut sind: Mit kleinem Schmunzel- und Weisheit-Verstreu-Effekt, der aber sehr eindimensional ist.

Im Zweifel für den Angeklagten sehe ich es noch als Kurzgeschichte, wobei ich Jo in ihrer Argumentation auch beipflichten könnte.

Liebe Grüße
bernadette

 

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