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Thema des Monats Die alten Herrscher

Seniors
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02.06.2001
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Die alten Herrscher

Pachys Kamm schwoll vor Aufregung karmesinrot an, als er die Bilder auf der Visio-Wand flimmern sah. Sein Blick war starr auf das spektakuläre Geschehen gerichtet.
„Sieh doch nur, wie wir die Grenzen des bisherigen Wissens durchbrechen“, sagte er voll der Ehrfurcht, an Juris gewandt. Dieser stieß ein gelangweiltes Knurren aus. Verärgert erhob sich Pachy vom Boden und schritt auf seine Frau zu. „Was ist bloß so interessant an diesem Gewürm? Was ist daran so interessant, dass du unseren Aufbruch zum Quell der Sterne ignorierst?“
Juris warf ihm einen flüchtigen Blick zu, ohne die Pflege des Vierbeiners zu vernachlässigen. Liebevoll kämmte sie sein Fell durch.
„Vielleicht wirst du es nie verstehen“, entgegnete sie sanft, „aber die Anmut dieser Geschöpfe verzaubert mich.“
Verächtlich packte er eines der Jungtiere am Nacken und ergötzte sich am erschrockenen Quieken des wehrlosen Wesens. Augenblicklich fixierte das Muttertier sein vermeintlich in Gefahr befindliches Junges und stieß ein fiependes Geräusch aus.
„Setz es sofort wieder ins Terrarium!“, herrschte ihn Juris an. Pachy kam diesem Befehl nach, indem er das Tier fallen ließ, woraufhin es im weichen Grasteppich sicher, aber vor Angst zitternd landete und sich sofort in der Höhle versteckte, die Juris mühsam bereitet hatte. Das Muttertier verschwand behelfs seiner kurzen Beinchen gleichsam im Unterschlupf und tröstete sein Kind.
Fassungslos ob der Gefühlskälte ihres Mannes klappte Juris das Terrarium zu, legte die Fellbürste neben die Futterschale und schnappte wütend nach dem langen Hals Pachys, der diese Geste Ernst nahm und sich zu entschuldigen trachtete. „Ich bitte dich, Liebes, sei mir nicht böse! Aber deine Zuneigung für diese merkwürdigen Wesen macht uns zum Gespött unserer Anverwandten und Freunde.“
Juris war außer sich vor ohnmächtiger Wut und spürte, wie ihr Kamm anschwoll. Sie brauchte frische Luft, um ihr Gemüt abzukühlen. „Wie kannst du nur so voll der Abscheu sein? Du … du-“
Sie fand keine Worte, die ihren Ekel ausreichend beschreiben konnten, und stürmte den Eingang hinaus.
„Wohin gehst du denn?“, rief ihr Pachy hinterher.
Die Antwort wusste sie selber nicht. „Irgendwo hin.“
Nachdenklich blieb der Mann zurück. Als er sich wieder gefasst hatte, sah er zum Terrarium. Das ältere der beiden Tiere lugte scheu aus der Höhle. Seine Knopfaugen reflektierten das künstliche Licht und blinzelten wie Edelsteine in der Dunkelheit seines Refugiums.
„Warum hängt ihr Herz an euch?“, fragte Pachy, sich dessen bewusst, keine Antwort zu erhalten. „Eure Zähne wachsen nicht nach wie bei uns, ihr seid klein und schwächlich, dumm wie die Feuerblumen in meinem Garten. Unnützes Getier seid ihr, nichts anderes.“
Er fühlte sich erschöpft und müde des Streitens ob solcher Kleinigkeiten, wie der Auswahl ihrer Haustiere. Pachy machte es sich auf dem Steinboden gemütlich und sah lieber zu, wie das gigantische, unbeseelte Raumschiff seinen Kurs fortsetzte, Millionen Meilen von jenen entfernt, die es viele Jahre lang gebaut hatten, nur, um es auf eine schier endlose Reise zu schicken; hinauf zu den Sternen, zum Ursprung des Lebens, wo es nach neuen Welten suchen sollte.

***

Die wärmenden Strahlen der Nachmittagssonne wurden vom nahenden Abend gierig aufgesogen. In spätestens zwei Stunden würde es kühl und somit unangenehm werden. Dennoch zog es Juris an die Gestade des Flusses. Ausladend und üppig gedieh die Vegetation. Unter den Dächern gigantischer Schachtelhalme wogten zartblättrige Farne im Takt des Windes. Allerlei buntes Getier wuselte hektisch auf dem feuchten Boden umher Auf der anderen Seite des Flusses ragten Ginkgobäume wie grüne Pfähle in den Himmel.
Gemächlich legte sich Juris in das Kiesbett, lauschte dem flüsternden Rauschen des Wassers und genoss die Wärme auf ihrer Haut. Erinnerungen keimten in ihr auf, an die Tage ihrer Jugend, inmitten unwirtlicher Savannen, wo sie sich ihre Nahrung und Unterkunft auf einem Gehöft verdient hatte. Baumhohe Kreaturen, deren Wurzeln zu ihren eigenen Vorfahren zurückreichten, mussten gepflegt und beschützt werden, ehe sie geschlachtet werden konnten. Sie erinnerte sich an die warnenden Worte des Besitzers, keines der Tiere in ihr Herz zu schließen, da sie unweigerlich getötet wurden.
Tatsächlich hatte sie eines Tages das jammervolle, angsterfüllte Brüllen der Tiere nicht mehr ertragen, wenn es an der Zeit war, sie ihrer Bestimmung zu übergeben. Deshalb war sie in die Stadt geflohen und hatte sich mit dem Nähen von Banderolen mühsam über Wasser gehalten. Bis sie Pachy kennen gelernt hatte, der ihre Visionen einer düsteren Zukunft mit Farbe und Hoffnung gefüllt hatte.
Umso leidvoller war die Erkenntnis, dass er ihre Liebe zu allen Kreaturen dieses Planeten nicht teilte und sie gleichsam verspottete.
Sie fiel in einen unruhigen Dämmerschlaf mit qualvollen Alpträumen; apokalyptische Bilder der Verwüstung und Vernichtung pumpten Kälte in ihren Körper. Immer kälter wurde es, bis Juris erwachte und aufschrak. Die abendliche Dämmerung war über das Land gekrochen und blies ihren kühlen Atem über die junge Frau.
Fröstelnd erhob sich Juris, wobei sie beinahe auf einem von Moos überwucherten Stein ausgerutscht wäre. Ein Junge hatte die Szene beobachtet und lachte gackernd, während ihn seine Mutter zur Eile mahnte.
Juris kletterte den leichten Abhang hoch und gewahrte ungewöhnlich viele Personen um diese Zeit auf den Straßen. Aufgeregt unterhielten sie sich, schnatterten, vollführten mit ihren langen Fingern wilde Gesten, derweil ihre Kämme sich in orgiastischen Farben erbrachen.
Zwar wollte sie den Grund für die Aufregung erfahren, da sie jedoch fror und im Gegensatz zu den Diskutanten kein schützendes Gewand trug, lief sie nach Hause.

***

„Da bist du ja endlich! Wo warst du nur?“, herrschte sie Pachy mit einer Mischung aus Wut und Besorgnis an, als sie in die Wohnung trat. Er umschlang ihren Arm und zerrte sie unsanft in den Gesellschaftsraum, wo die Visio-Wand ausgeschaltet war. „Wir müssen weg. Ganz schnell weg! Pack deine Sachen!“
Der Anblick ihre in Panik agierenden Gatten verstörte sie mehr als seine Worte. Hastig stopfte er dicke Gewänder in einen Reisekoffer. „Wir brauchen Proviant. Kümmere du dich um unsere Verpflegung.“
Erst jetzt konnte sie nach dem Grund für die Aufregung fragen.
„Das Raumschiff ist mit einem Asteroiden kollidiert“, erklärte Pachy und räumte eine Schublade aus. „Sie haben bei den Berechnungen einen Fehler gemacht. Es ist furchtbar! Die Bahn des Asteroiden wurde durch den Zusammenstoß verändert. In wenigen Stunden wird er die Erde treffen.“
Das Ganze erschien ihr völlig unwirklich. Träumte sie noch? Hatten die schrecklichen alpgeträumten Bilder ihren Verstand in makabre Gefilde gesteuert?
„Juris!“, sagte Pachy. „Hast du nicht gehört, was ich gesagt habe? Wir müssen fort von hier! Und deshalb benötigen wir lebensnotwendigen Proviant.“
Erst nickte sie stumm, dann fragte sie: „Wohin sollen wir denn fliehen?“
„In die Berge“, antwortete Pachy. „Dort sind wir am ehesten geschützt vor den Auswirkungen des Einschlags.“
„Ich gehe aber nicht ohne-“
Erst jetzt bemerkte sie, dass der Deckel des Terrariums zur Seite geschoben war. Entsetzt eilte sie mit wenigen, langen Sprüngen zu dem Behälter. Ein paar scharfe Blicke genügten um festzustellen, dass ihre Haustiere fehlten. Juris atmete tief durch.
„Wo sind Cassiopeia und Gator?“
Pachy hielt kurz beim Packen inne, ehe er über die Schulter in ihre Richtung sagte: „Die sind ausgebüchst. Wahrscheinlich hast du den Deckel einen Spalt offen gelassen und sie haben es irgendwie geschafft, ihn so weit zur Seite zu drücken, dass sie abhauen konnten.“
„Ich achte stets darauf, dass das Terrarium verschlossen ist!“, zischte Juris. „Du hast sie absichtlich ausgesetzt! Du hast sie hinausgelassen und sie verscheucht. Du bist ein Scheusal!“
Ihr Mann schloss den Koffer und drehte sich zu ihr um. „Liebste. Selbst wenn es so gewesen sein sollte – wir hätten sie nicht mitnehmen können. Wir müssen unsere eigenen Leben retten und können uns nicht um unnütze Lebewesen kümmern!“
Juris blinzelte eine Träne weg. „Du hast das, was ich geliebt habe, mit Füßen getreten. Du bist ein Monster! Ich hasse dich!“
„Ich bitte dich! Sei vernünftig und –“
Aber Juris dachte nicht daran, seiner Vernunft Gehör zu schenken. Sie wollte nur noch weg von dieser verderbten Welt und begann zu laufen.
„Warte!“, rief ihr Pachy hinterher. „So warte doch! Du kannst doch nicht-“
Sie konnte und sie musste.
Keinen Blick warf sie zurück, als sie das Haus verließ und ziellos die Straße entlang lief, vorbei an Passanten, an Flüchtenden, an Marktkarren und Fahrzeugen.
Juris lief und lief, bis sie außer Atem geriet und die Lichter der Stadt im Dunkel des Waldes verblassten.
Sie keuchte und spürte, wie ihr Herz bang und übermüdet in ihrem zierlichen Körper schlug. Juris lehnte sich gegen einen mächtigen Baumstamm und umarmte sich selbst, als würde sie sich zu trösten versuchen. Der abendliche Himmel war ungewohnt klar. Sie blickte Antwort suchend zu den fernen Sternen – und erblickte den wütenden Feuerball, dessenthalben ihre Welt zum Untergang verurteilt war.
Müde und frierend sank sie zu Boden. Vor diesem Weltenzorn aus dem All gab es kein Versteck, das wusste sie instinktiv. Pachy und all die anderen mochten sich einreden, dass es sichere Zufluchtsorte gab, aber aus ihnen sprach die pure Verzweiflung.
Ihr schien, als würden auch die Tiere des Waldes die Zeichen erkennen und sich voll des Bangens verkriechen in ihre Löcher, Höhlen oder Nester. Sie entschied, dass sie hier bleiben würde, bis zum letzten, bitteren Moment.
Ein vertrautes Fiepen durchbrach die Stille im Wald. „Cassiopeia?“
Nein, das konnte nicht sein. Bestimmt spielten ihr die angespannten Nerven einen Streich.
Aber sie hatte sich nicht geirrt: Ihre beiden Haustiere begrüßten sie freudig. Juris lächelte und streckte ihren Arm aus, um die Beiden zu streicheln. Ein paar Sekunden lang genossen Cassiopeia und Gator ihre Zärtlichkeit, ehe sie einige Schritte in den Wald setzten, zurückblickten und ihre leisen Stimmchen ertönen ließen. Zögernd stand Juris auf: Wollten sie ihr etwas zeigen? Die Tiere liefen ein paar Meter, drehten sich um, überzeugten sich, dass die Frau ihnen folgte und hasteten erneut voran.
Nur mit viel Mühe konnte Juris Schritt mit ihnen halten.
Endlich, zwischen umgestürzten und verfaulenden Baumstämmen vor neugierigen Blicken geschützt, entdeckte sie die Höhle, in die Cassiopeia und ihr Junges gelaufen waren. Sorgsam betrat sie den Bau, der sie wenigstens gegen den kalten Wind schützte, und legte sich auf den moosigen, feuchten Boden. Die beiden Tiere kuschelten sich an ihren Körper, wie sie es früher gemacht hatten, wenn Juris sie aus dem Terrarium genommen hatte, da Pachy nicht zu Hause war. Bereits nach kurzer Zeit fiel Juris in wohligen Schlaf und erwachte daraus selbst in jenem Augenblick nicht, als ihre Welt vom Brüllen und Toben kosmischen Grauens zerrissen wurde und Feuerwalzen alles einäscherten, was sich ihnen in den Weg zu stellen wagte. Der Atem der Erde stockte lange Zeit und erst zögernd, dann mutiger wagten sich kleine Tiere aus ihren Verstecken, hoben ihre Näschen in die Luft und witterten, ob hinter den Staub- und Aschewolken Gefahr lauerte.
Aber da war nichts, das sie zu fürchten brauchten. Die alten Herrscher waren hinweggefegt worden und hatten ihnen Platz gemacht.

 

Hi Rainer,

endlich bin ich mal der Erste der eine Story kommentiert ;)
Ehrlich gesagt, vom Hocker gehauen hat mich die Story nicht.
Was mich besonders stoerte:
1. die alten Herrscher benehmen sich 1:1 menschlich.
2. was sollen Gator und Cassiopeia symbolisieren?
3. Wenn Du von der Erde sprichst, kannst Du unsere ja nicht gemeint haben - denn Spuren der Alten Herrscher waeren dann noch zu finden.
4. Ich kann beim besten Willen nicht erkennen, worin die Aussage des Textes besteht.

Proxi

 

Proproxilator schrieb:
Hi Rainer,

endlich bin ich mal der Erste der eine Story kommentiert ;)


Kannst ja mal eine eigene kommentieren... :)

1. die alten Herrscher benehmen sich 1:1 menschlich.

Ich weiß, dass darin die Schwierigkeit liegt, bizarre Welten zu kreieren. Man muss ja schließlich menschliche Maßstäbe anlegen, mit gebräuchlichem Wortschatz agieren und nachvollziehbare Bilder malen.

2. was sollen Gator und Cassiopeia symbolisieren?

Sie sind Säugetiere und somit die künftigen Herrscher.

3. Wenn Du von der Erde sprichst, kannst Du unsere ja nicht gemeint haben - denn Spuren der Alten Herrscher waeren dann noch zu finden.

Äh ... Darum heißt es ja "Alternativwelt" und nicht "realistische Historik".

4. Ich kann beim besten Willen nicht erkennen, worin die Aussage des Textes besteht.

Hm. Bietet sich fast für eine Diskussion an: Muss ein Text eine Aussage haben? Aber gräme dich nicht: Dieser Text hat keine Aussage. ;)

Danke fürs Lesen und Kommentieren.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Rainer!

Hm. Bietet sich fast für eine Diskussion an: Muss ein Text eine Aussage haben? Aber gräme dich nicht: Dieser Text hat keine Aussage.

Ich finde schon, dass ein Text eine Aussage haben muss, weil er immer auch eine Sinnstiftungsfunktion hat. Ich kann mich als Leser vielleicht an Weltraumschlachten und Splatterorgien ergötzen und so einfach nur meine niederen Instinkte befriedigen, dennoch wäre die Handlung drumherum keine Geschichte, wenn es nicht einen Konflikt und seine Auflösung gäbe.
Der Konflikt kann ein hochkomplexes Gesellschaftsproblem sein oder auch der alte Kampf zwischen Gut und Böse. Im letzteren Fall wäre die Aussage zumeist: Das Gute siegt immer über das Böse.
Letztlich steckt in jedem Text eine Aussage, bewusst oder unbewusst. Mindestens sagt er etwas über das Denken des Autors aus. Und je mehr sich der Autor dessen bewusst ist, umso mehr kann der Leser mit dem Text anfangen.

Diesen Text zum Beispiel habe ich folgendermaßen interpretiert:
Eine Dinosauriergattung hat eine technische Zivilisation aufgebaut und sogar die Raumfahrt entwickelt. Auf diese Errungenschaften ist ihre Gesellschaft sehr stolz. Gleichzeitig empfinden die Saurier auch eine ignorante Verachtung gegenüber den Kreaturen, die sie für niedriger halten.
Aber der technische Fortschritt bringt den Sauriern den Tod ( wenn auch auf etwas absurde Weise ), und die Einzige, die auf Empathie und Mitgefühl und Harmonie mit der Natur gesetzt hat, bekommt eine Chance zu überleben.

Mögliche Aussage: Der technisch definierte Fortschritt kann unser Leben nicht verbessern, wenn wir uns nicht gleichzeitig um einen Fortschritt an Empathie und Ethik bemühen.

Klar, dass der Text das so nicht aussagt. Aber er hätte das Potential dazu, wenn du ihn entsprechend überarbeitest. Zum Beispiel sollte Juris dann nicht allein überleben, sondern eine Möglichkeit bestehen, dass ihre Spezies erhalten bleibt - die Alternativwelt wäre dann: Die Saurier haben überlebt! ;)
Die Dialoge sollten dieses Thema natürlich auch durchscheinen lassen.

Davon abgesehen sollte Juris sich nicht in einem Bau verstecken, sondern in einer Höhle, die tiefer in das Erdinnere reicht und die nur die Tiere kennen ( eine ideale Überleitung zu "Dinotopia", findest du nicht? :D ). Dort sollte sie dann andere Tierliebhaber treffen.

Ciao, Megabjörnie

 

Ich finde schon, dass ein Text eine Aussage haben muss
Das meinst Du nicht ernst, oder? Selbstverständlich hat ein Text, der "nur" unterhält, eine Existenzberechtigung, das müssen wir hoffentlich nicht diskutieren :rolleyes:

Zur Geschichte: Seltsam - ich finde einerseits die Figuren auch zu menschlich (was hauptsächlich an den menschlichen Dialogen liegt, etwas Verfremdung würde da vielleicht Wunder wirken), andererseits kann ich mich trotzdem nicht mit ihnen identifizieren. Das Geschehen lässt mich unberührt. Überhaupt geht die Handlung nicht über ein einfaches Katastrophen-Szenario hinaus. Wäre es dramatischer geschildert, wäre es immerhin spannende Unterhaltung. Aber so vergisst man den Text doch rasch wieder. Sprachlich jedenfalls solide, ohne zu glänzen.

Uwe
:cool:

 

@ Megabjörni

Ich finde schon, dass ein Text eine Aussage haben muss, weil er immer auch eine Sinnstiftungsfunktion hat

Da bin ich mir nicht so sicher und ehrlich gesagt finde ich das bedenklich. Für mich riecht das immer noch nach der berüchtigten Einteilung in gute bzw. schlechte Literatur.
Natürlich habe ich auch schon selber Texte geschrieben, mit denen ich konkret auf Missstände aufmerksam machen und den Leser zum Nachdenken anregen wollte. En Gros steht für mich jedoch die Unterhaltung im Vordergrund.
In diesem Fall handelt es sich um eine Alternativ-Geschichte, deren "Twist" durch - wie du es richtig anmerkst - auf absurde Weise erfolgt.

Mögliche Aussage: Der technisch definierte Fortschritt kann unser Leben nicht verbessern, wenn wir uns nicht gleichzeitig um einen Fortschritt an Empathie und Ethik bemühen

Kann man herauslesen, klar; da ich jedoch überzeugter Befürworter jedweden technologischen Fortschritts bin (gilt zB auch für Gentechnik, die dank vertrottelter Untergangspropheten in Europa zum Teufelswerk erklärt wurde), hege ich für "Back to the Cave"-Träumer wenig Sympathien.
Was die mangelnde Empathie anbetrifft, so gehen wir konform, wobei ich eigentlich davon ausgehe, dass es eine allgemeingültige Kern-Ethik gibt, die sich nicht "elastisch" dem Fortschritt, einer neuen Regierung oder der tollen neo-liberalen Ellbogen-Moral anpasst, sondern universell gültig sein muss.

Zum Beispiel sollte Juris dann nicht allein überleben, sondern eine Möglichkeit bestehen, dass ihre Spezies erhalten bleibt - die Alternativwelt wäre dann: Die Saurier haben überlebt!

Argh! Du nennst ja gleich darauf "Dinotopia". Ne, also für diese knautsch- und sinnfreie Kuschel-SF habe ich gar kein Verständnis. Dann doch lieber Splatter oder Zeitreisen... :D

@ Doc Post

Seltsam - ich finde einerseits die Figuren auch zu menschlich (was hauptsächlich an den menschlichen Dialogen liegt, etwas Verfremdung würde da vielleicht Wunder wirken),

Schon, aber wie kann eine solche Verfremdung aussehen, um eine solche Geschichte transportieren zu können? Ich habe ja auch schon einige Geschichten gelesen, mitunter SF, und es scheint keinen anderen Weg zu geben, als die "Fremden" entweder direkt mit Menschen zu konfrontieren, die dann quasi das "Fremde" erklären und/oder interpretieren, oder man vermenschlicht "die anderen". Daran ändert auch nichts, indem man zB Aliens via Duftstoffe wie Ameisen kommunizieren lässt. Der Leser muss darüber aufgeklärt werden, was gesprochen wird und warum welche Aktion gesetzt wird.

Nun ja, SF wird nie meine Domäne werden.
Danke euch fürs Lesen und Kommentieren. Bis zur nächsten Zeitreisegeschichte, gell, Uwe? :D

 

Hi Rainer!

Ein wenig "Verfremdung" wäre vielleicht schon gegeben, wenn du die Namen so umändern würdest, dass sie klingen, als wären sie für menschliche Zungen nicht geeignet. Dazu könntest du ihre Gesellschaftsstruktur und Wertvorstellungen so umschreiben, dass sie für uns schwer in Schubladen einzuordnen, aber logisch nachvollziehbar sind. Habe ich jedenfalls bei "Das Artefakt" so gemacht. *Eigenwerbungmach* :D

Was meine Meinung zu Aussagen angeht: Versteht mich nicht falsch, natürlich kann der Unterhaltungswert im Vordergrund stehen. Nur - der Leser muss etwas mit dem Text anfangen können. Er darf nicht - wie in diesem Fall Proxi, in gewissem Maß auch ich - am Ende die Stirn runzeln und sich fragen: Und? Wo ist der Sinn?
Texte ohne Quintessenz ( nichts anderes ist ja die Aussage ) wirken immer etwas sinnlos, weil ohne Zielrichtung erzählt wird.

Ciao, Megabjörnie

 

Manchmal sind die einfachsten Ideen, selbst wenn sie abgegriffen sind, die besten: Verfremde die Sprache à la Yoda. Schon klingt's fremdartig. Lass sie fremdartige Ausdrücke benutzen: "Was an diesem Ryklohm-Gewürm interessant dir scheint?" Ich weiß,ich weiß ... ich werde regelmäßig wegen zu vieler erfundener Wörter verflucht, aber mir kann dafür niemand vorwerfen, dass meine verfremdeten Figuren wie Menschen wirken :D

 

Hallo Rainer!

Dass sich die alten Herrscher menschlich benehmen würde ich nicht als Kritikpunkt nennen. Vielmehr ist es die Sprache, hauptsächlich im ersten Teil der Geschichte, die es erst einmal schwer macht, sie zu lesen.

Mit "Thema des Monats August", meinst du also eine "Was-wäre-wenn"-Geschichte. Aber geht es hier wirklich um die Auswirkungen oder eher um eine Geschichte wie das Leben auf die Erde kam? Wieso nannte Pachy denn den Planeten "Erde"?

Ob ein Text eine Aussage haben muss ist nicht von bedeutung, er hat einfach immer eine. Das ist unausweichlich und gerade bei solchen Geschichten, die auf ein "was wäre wenn" anspielen.

Letztlich steckt in jedem Text eine Aussage, bewusst oder unbewusst.

Dito!

„Warum hängt ihr Herz an euch?“, fragte Pachy, sich dessen bewusst, keine Antwort zu erhalten. „Eure Zähne wachsen nicht nach wie bei uns, ihr seid klein und schwächlich, dumm wie die Feuerblumen in meinem Garten. Unnützes Getier seid ihr, nichts anderes.“

Den Teil fand ich sehr gut und das könntest du noch etwas weiter ausbauen - noch ein paar Vergleiche mehr, dann werden die alten Herrscher vielleicht etwas spannender.

Ne, also für diese knautsch- und sinnfreie Kuschel-SF habe ich gar kein Verständnis. Dann doch lieber Splatter oder Zeitreisen...

:D

Gruß,
Yaso

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Rainer,

In dieser Geschichte stecken einige gute Ansätze - und leider auch ein paar grobe Schnizter ;)

Gut hat mir der Aufbau gefallen. Du konzentrierst dich auf das wesentliche, bringst Emotionen.
Leider hast du es nicht geschafft, mir ihr fremdartiges Aussehen als Bild darzulegen. Zu sehr gleichen sie Menschen. Ich sehe zwar die Bemühungen wie z.B den Kamm, aber da müßte noch mehr sein, damit sie für mich zum Leben erwachen.

ZWeiter Kritikpunkt ist die Idee, dass sie mit ihrem Schiff den Asteroiden ablenken. Also das halte ich einfach für an den Haaren herbeigezogen. Wer ein Raumschiff in das Weltall schießen kannn, entdeckt einen derart großen Kometen )- naturwissenschaftlich gesehen beginnen die Dinger zu glühen, wenn sie in Sonnennähe kommen. Da müßtest du einen sehr dunklen Himmelskörper erfinden, der aus irgendwelchen Gründen keinen Kometenschweif bildet und auch kaum Licht refelektiert - so viel zu den Naturwissenschaften.

Bezüglich Figurenzeichnung hat mir Juris besser gefallen als Prachys, der selbst für eine kaltblütige Echse recht kalt bleibt.

Juris war außer sich vor ohnmächtiger Wut und spürte, wie ihr Kamm anschwoll.
besser streichen

L.G.
Bernhard

 

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