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Die Ampel am Strand

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21.02.2017
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Die Ampel am Strand

Ein Versicherungsangestellter und seine Frau ermitteln auf eigene Faust zu tödlichen Autounfällen an einer Ampelkreuzung, während er abends seiner Tochter «Gasthaus Jamaica» von Daphne du Maurier als Gute-Nacht-Geschichte vorliest, die von Strandräubern und Irrlichtern handelt.

Kapitel 1 Cafeteria
Bill verabschiedet sich von seiner Tochter, Lynn, und seiner Ehefrau, Amelie, am Frühstückstisch und fährt zur Arbeit. Der Wagen fährt in die Tiefgarage einer grossen Lebensversicherung, «First Life of Ohio». Bill geht zu seinem Arbeitsplatz in der Schadenabteilung.
Joe und Carmen, seine Kollegen, schlendern an seinem Arbeitsplatz vorbei und gehen in die Cafeteria. Carmen holt einen Kaffee aus dem Automaten, ebenso Joe. Sie reden über das bevorstehende Wochenende. Joe hat einen Familienanlass. Carmen will mit den Kindern zum Zoo rausfahren. Carmen spricht über Ihren aktuellen Fall, einen Autounfall. Ein Mann hat ein Rotlicht übersehen und ist tödlich verunglückt. Kostet die Firma USD 150'000.
Joe, ein erfahrender Sachbearbeiter, kennt diese Fälle. «Kommen immer wieder vor», sagt Joe. Er nippt von dem Kaffee. «Wo ist der Fall?». «
Im Nachbarstaat, Michigan, ein kleiner Ort namens Catmus oder Cadmouse», antwortet Carmen. «Cadmouse», sagt Joe. «Ich glaube ich hatte mal einen ähnlichen Fall da in der Nähe», sagt Joe weiter und geht wieder zu seinem Arbeitsplatz.
Bill kommt in die Cafeteria und begrüsst Carmen. Carmen fragt ihn, ob er wisse, wo Cadmouse liegt. Bill antwortet: «ja, in Michigan, wieso». «Ach, nur so». Carmen wünscht einen schönen Tag und geht.

Kapitel 2 Lunch
Carmen fragt Bill, ob sie zusammen lunchen. Sie gehen Richtung Kantine. Carmen erzählt von Ihrem Fall. Bill spricht von seinem aktuellen Fall, ein alter Mann, der im Garten von der Leiter fällt und sich das Genick bricht. USD 80'000 Versicherungssumme.

Nach dem Essen murmelt Bill auf dem Weg zum Arbeitsplatz «Florence». «Florence Irgendwas». «Florence Dulford!». Er gibt den Namen im Computersystem ein. Es erscheint ein Schadenfall. Er liest den Systemeintrag. «Florence Dulford, stirbt bei einem Autounfall, als sich ihre Limousine unter einen LKW schiebt. Sie hat das Rotlicht an einer Kreuzung missachtet». Bill sucht den Schadensort. «Cadmouse, Michigan». Er hat recht gehabt. Es ist tatsächlich dort gewesen.

Es ist schon spät, er fährt nach Hause. Seine Tochter ist schon im Bett. Sie sprechen über einen Ausflug am Wochenende. Er liest Ihr etwas vor, wie fast jeden Abend. Das Buch ist fertig. Die Tochter schläft ein.

Kapitel 3 Versicherungsbetrug
Bill trifft Carmen und Joe in der Cafeteria. Er sagt Carmen, dass er einen Fall hat, vor gut einem Jahr, als eine Frau im mittleren Alter bei einem Unfall in Cadmouse ums Leben gekommen sei. Carmen schaut ihn entgeistert an. «Das ist dann der dritte Fall», sagt sie. «Bei Joe ist ein älterer Mann verunfallt, bei Dir diese Frau und bei mir ebenfalls ein Mann». «Na ja, das kann sein, Zufall eben». «Drei Autounfälle mit Todesfolge innerhalb von etwa zwei Jahren in einem kleinen Kaff in Michigan, die alle bei uns versichert sind? Hallo?». «Schick es an die Betrugsabteilung», meint Joe, «sollen die sich drum kümmern. Für uns sind die Fälle bearbeitet».

Carmen ist an ihrem Bildschirm. Sie schreibt ein Mail an das Team von den Betrugsermittlern. Sie gibt die Fälle an, Dulford, Miller, Jones.

Einen Tag später, Charlie von der Betrugsaufklärung bittet Carmen, Bill und Joe in ein Besprechungszimmer. Auf einer grossen Wand hat er die Details der drei Fälle verglichen. Die Unfälle sind ähnlich, ein Kleinwagen oder Mittelklassewagen übersieht ein Rotlicht und rast mit hoher Geschwindigkeit in einen Laster, jedes Mal an der gleichen Kreuzung. Alle Unfälle finden nachts statt. Aber die Menschen sind wirklich tot. Es gibt Polizeirapporte, Fotos von den Opfern, den Fahrzeugen, der Strassenszene. Es gibt die Totenbescheinigungen vom Arzt und Zeitungsberichte. Die Opfer kommen aus Ohio, Indiana und Illinois. Durchreisende. Zwischen den Opfern kann er kein Muster entdecken. Das ist kein Fake. «Wir sind eine Lebensversicherung und diese Menschen sind tot, mausetot, also wird die Versicherungssumme fällig. Für eine Betrugsermittlung ist da zu wenig, kein Anfangsverdacht», sagt Charlie. Vielleicht ist es wirklich Zufall? Vielleicht ist das auch eine blöde Kreuzung, vielleicht ist die Sicht eingeschränkt, das Wetter war vielleicht schlecht oder die Fahrer waren übermüdet. Charlie hat jedenfalls kein Interesse an diesem Fall noch weiter zu arbeiten.

Bill ist zu Hause, allein. Die Tür geht auf, seine Frau und die Tochter kommen herein. «Hallo Schatz, wir waren einkaufen und dann noch in der Bücherei, ein neues Buch holen». Bill hat am Abend mit Freunden in einer Sportsbar abgemacht und geht bald.

Kapitel 4 Heimweg
Bill und seine Familie sind guter Laune. Es war ein schöner Wochenendausflug in den Wäldern und Seen in Michigan. Sie planen die Rückfahrt. Bill guckt sich auf dem Navi die Route an. Amelie zieht ihn auf, dass er den Heimweg nicht kenne. Doch Bill möchte über Cadmouse heimfahren, dass in der Nähe der Strecke liegt, aber einen kleinen Umweg bedeutet. Er sagt ihr nicht, warum genau er daher fahren will. Amelie ist nicht begeistert, willigt aber ein.

Sie fahren erst durch Wälder, später an langen Feldern vorbei, dann auf den Highway. Schliesslich zieht Bill vom Highway runter. Es ist längst dunkel. Sie fahren eine öde Strasse entlang. Ein Ortsschild «Willkommen in Cadmouse». Es ist ein heruntergekommener Ort. Es gibt ein Schild zu einer Fabrik, die offenbar geschlossen wurde. Er fährt langsamer. Die erste Kreuzung, es gibt einige leerstehende Geschäfte. Die zweite Kreuzung, ein ähnliches Bild. Die dritte und letzte Kreuzung kommt. Ein paar wenige Läden und Büros, die jetzt natürlich zu haben. Eine kleine Autowerkstatt mit Gebrauchtwagenhandel, ein Bestattungsinstitut, ein einfaches Restaurant. Zeichen von Verfall. Der Ort ist zu Ende. Bill gibt Gas, sie müssen noch weiter nach Hause.

Kapitel 5 Die Strassenverkehrsaufsicht
Bill erzählt Carmen, dass er durch Cadmouse gefahren ist und die Heimat der Trostlosigkeit gesehen hat. Carmen erzählt, dass sie ein email an die Strassenverkehrsbehörde vom Bundesstaat geschrieben hat, warum es drei Todesfälle an der gleichen Kreuzung gegeben hat. Die Behörde hat geantwortet, dass sie an der Kreuzung tatsächlich eine erhöhte Unfallzahl festgestellt hätten, sowohl mit Todesfolge als auch nur Blechschäden. Da ist eine gerade Strecke, zitiert Carmen aus dem email, kurz vor der Ortsausfahrt. Die Leute fahren dort offenbar viel zu schnell und dann gibt es an der letzten Kreuzung im Ort einen Unfall. Eine besondere Ursache konnte die Behörde jedoch nicht feststellen, so dass sie keine Massnahmen ergriffen haben.

Bill kommt nach Hause. Er liest seiner Tochter Lynn aus dem neuen Buch vor, «Gasthaus Jamaica», von Daphne du Maurier. Er kennt das Buch.

Bill und Amelie liegen im Bett. Er fragt, warum Lynn das Buch ausgesucht hat. Amelie hat das Buch als Kind gelesen und ist davon fasziniert. Sie hat es Lynn vorgeschlagen. Amelie erzählt von den schaurigen Strandräubern an der Küste von Cornwall. Wie sie in alten Zeiten bei schlechtem Wetter mit falschen Positionslichtern die Schiffe getäuscht haben, um sie auf die Riffe auflaufen zu lassen. Die Ladung wurde geplündert und die Seeleute ertranken oder wurden umgebracht. Der ganze Spuk wurde durch die lokale Verwaltung gedeckt. «Denkst Du, das gibt es heute noch», fragt Bill. «Ach, Quatsch», lacht Amelie, «schlaf jetzt».

Kapitel 6 Der Verdacht
Bill kommt von der Arbeit. Er liest Lynn wieder ein paar Seiten aus dem Buch vor und wünscht seiner Tochter eine gute Nacht.
Bill und Amelie sitzen anschliessend im Wohnzimmer bei einem Glas Wein und lassen den Abend ausklingen. Bill erzählt von den Todesfällen und den Blechschäden an der dritten Kreuzung in Cadmouse. Daher wollte er auch dort vorbei fahren auf dem Rückweg am Wochenende. Amelie hält das erst für Unsinn. Dann sinniert sie darüber. «Drei Tote durch überfahrene Rotlichter in zwei Jahren an der gleichen Kreuzung? Alle bei Euch versichert? Wahrscheinlich gibt es noch mehr Fälle, die nicht versichert sind oder zumindest nicht bei Euch. Und wenn es kein Zufall ist? Aber wie sollte das systematisch gehen? Meinst Du, die haben sich in das Verkehrsleitsystem gehackt und die Ampelschaltung manipuliert?» «Vielleicht», meint Bill. «Aber warum?», fährt Amelie fort, «wo ist das Motiv?» Sie hält inne und überlegt. Sie denkt an gestern. «Weisst du, im Buch von Daphne du Maurier, da geht es um Schiffe. Schiffe haben Ladung, die kann man klauen. In einem Kleinwagen gibt es nichts zu klauen, wenigstens nichts, womit sich ein Mord rechtfertigen lässt». «Ja, das macht mir auch zu schaffen», meint Bill. «Das Motiv fehlt. Vielleicht ist das ganze ja doch nur Einbildung».

Kapitel 7 Ortstermin
Es ist Wochenende. Amelie überrascht Bill mit einer spontanen Planänderung. Lynn kommt zu den Grosseltern und sie fahren nach Cadmouse, um sich den Ort mal bei Tageslicht anzusehen.
Sie fahren wieder ab dem Highway die öde Strasse entlang und passieren schliesslich das Ortsschild. Vor dem Restaurant halten sie an und steigen aus.
Sie essen zu Mittag und sehen immer wieder auf die Strasse und die Kreuzung. Es ist wenig Verkehr, wie immer. Die Ampel wackelt etwas im Wind. Sie sehen die Häuser auf der gegenüberliegenden Strassenseite. Unten ist das Bestattungsinstitut drin, oben offenbar Wohnungen. Links davon steht ein Haus leer, rechts ist die Strasse zur Kreuzung hin zu Ende. Der Wind wirbelt Müll umher.
Sie bestellen noch einen Kaffee und beginnen ein Gespräch mit der Bedienung. Die ältere Bedienung erzählt, wie vor einigen Jahren die Fabrik dichtgemacht hat und der Verfall des Ortes eingesetzt hat. Der Konzern fertigt jetzt Autoteile in Mexiko. Wer wegziehen kann, ist weggezogen. Die wenigen, die jetzt noch da sind, waren schon immer da und werden wohl auch hier sterben.
Bill erzählt Amelie, dass die Unfallautos alle von der gleichen Richtung kamen, das Bestattungsinstitut zur Linken und dann jeweils in einen Laster gefahren sind, der ebenfalls von links kam.
Amelie und Bill verlassen das Restaurant und gehen über die Strasse. Sie schauen sich das Bestattungsinstitut an, dann biegen sie links um die Ecke und gehen einige Schritte. Das ist eine Sackgasse, auch wenn die Strasse noch ein Stück weiter runter reicht. Die Strasse endet in einem Firmengrundstück. Sie gehen bis zum Eingangstor, alles verriegelt, verrammelt und vergammelt. Hier wird schon lange nicht mehr gearbeitet. «Warum», sagt Bill, «würde an einem Abend spät ein Lastwagen hier rausfahren, wenn hier doch gar nichts mehr ist?». Amelie schaut ihn fragend an, das ist ihr nicht geheuer.
Sie gehen noch die Kreuzung überquerend die Strasse gerade aus, das Restaurant jetzt zur rechten Hand. Doch da ist nichts, ein paar verfallene Hinterhöfe, eine wilde Abfalldeponie. Auf dem Rückweg gehen sie zur Autogarage. Eine freie Werkstatt ohne Bindung an eine spezielle Automarke. Reparaturen, Gebrauchtwagen, Mietwagen, das übliche Angebot einer kleinen Autoklitsche. Ein Mann kommt auf sie zu, ob sie Interesse an einem Gebrauchten haben. Bill und Amelie kehren zum Restaurant zurück und nehmen nochmal einen Kaffee.
Die Bedienung ist erstaunt, dass sie noch hier sind. Durchreisende sind sonst immer schnell weg. Bill fragt nach einem Zimmer. Das Restaurant bietet auch Fremdenzimmer an, ein paar wenige, oben im zweiten Stock. Sie nehmen eines bis morgen. Die Bedienung ist nicht mehr ganz so freundlich, sie versteht einfach nicht, was diese Leute hier wollen, gibt ihnen dann aber ihren Zimmerschlüssel und kassiert auch gleich das Geld ein.
Amelie schaut aus dem Zimmer. Der Himmel ist bewölkt, es könnte ein Gewitter aufziehen. Sie erinnert sich an das Wetter im Film vom Buch, wie es regnet und stürmt. Blitze an der Küste vor Cornwall zucken an Ihr im Geiste vorbei. Die Gischt steigt hoch. Ein Seemann reisst eine Hand hoch, schreit um Hilfe und versinkt in den Fluten. Sie erschaudert und greift Bill bei der Hand.
Bill schaut auch aus dem Fenster, er mustert die Fensterreihe der gegenüberliegenden Strassenseite, eines nach dem anderen. Nichts Auffälliges.
Sie liegen auf dem Bett. «Was suchen wir hier eigentlich?», fragt Bill. «Wonach genau suchen wir?» Amelie hat das Buch mitgebracht und liest eine Passage daraus vor. Dann legt sie das Buch weg. Es ist späterer Nachmittag. Sie nutzen die Zeit für ein Schäferstündchen.
Bill wacht auf und schaut auf die Uhr. 18:45 Uhr, es dunkelt langsam ein. Amelie will Licht machen, doch Bill hält sie davon ab. Bill schaut aus dem Fenster. Er starrt nach draussen. Nichts. Ein Auto nähert sich von links, so wie die Unfallautos. Das Auto fährt durch. Später wieder eines und noch einige. Verdammt. «Wir suchen hier die Nadel im Heuhaufen». Er schaut auf die Ampel. Grün. Rot. Grün. Rot. Diese Ampel hat kein gelb. Grün. Rot. Leben. Tod. Amelie kommt zu ihm. Sie schauen gemeinsam raus. Amelie misst die Zeit. Die Rotphase dauert 90 Sekunden, die Grünphase dauert 120 Sekunden. Wieder ein Auto, wieder nichts.
«Was siehst Du», fragt Bill. Amelie schaut ihn an. Er meint die Frage ernst. Sie schaut zur Strasse und beschreibt. «Die Ampel, die Strasse, die Häuser, die Kreuzung…». «Nicht so schnell. Irgendwas verpassen wir hier. Irgendwas übersehen wir», meint Bill. «Wenn sie die Ampel fernschalten können, weil sie sich eingehackt haben, dann gibt es hier vielleicht gar nichts zu sehen», sagt Amelie. Sie schauen noch einige Zeit raus, dann gehen sie wieder ins Bett. Es gewittert draussen. Am Morgen fahren sie zeitig wieder zurück.

Kapitel 8 Die Ampel
Bill spricht bei der Arbeit mit einem IT Experten über die Möglichkeit, sich in das Verkehrsleitsystem einzuhacken. Der Kollege meint, dass die Ampelschaltung vermutlich bei der Bezirksverwaltung passiert. Diese Systeme seien meistens nicht so super geschützt, das könnte schon sein, dass sich da einer einhacken kann. Aber es gebe Aufzeichnungen von den tatsächlichen Phasen in den Logfiles, dann könnte man nachsehen, ob es Anomalien gegeben hat.
Bill lässt nicht locker. Er sucht die Nummer der Bezirksverwaltung und fragt sich bis zum Verkehrsbereich durch. Er schildert einer Frau die drei Todesfälle und möchte gerne die Logfiles für die spezielle Ampel an den drei Unfalldaten prüfen. Die Dame am Telefon ist verwundert, nimmt aber die Daten und die Beschreibung der fraglichen Ampel entgegen.
Einige Tage später bekommt er ein email. Die IT hätte die Logfiles geprüft und könnte keine Besonderheiten feststellen, die Ampel hätte tadellos funktioniert. Die Strassenverkehrsbehörde vom Bundesstaat hätte sich im Übrigen auch schon für diese Ampel interessiert und auch damals konnten sie keine Fehler feststellen. Bill starrt frustriert in den Bildschirm. Er malt geistesabwesend kleine Ampeln auf seinen Notizblock.

Kapitel 9 Das Licht
Bill liest seiner Tochter aus dem Buch vor. Eine Stelle von einem Irrlicht. Bill lässt das Buch sinken. «Was wenn sie das Licht gar nicht fern schalten, sondern einfach ganz altmodisch aufstellen, so wie früher?» Er guckt an die Wand des Kinderzimmers. Das Mondlicht spiegelt sich in der Glasscheibe des Bildes an der Wand. «Papa, was ist, lies weiter!».
Bill spricht mit Amelie über seine Vermutung, dass das Licht ja auch aufgestellt werden könnte, so wie damals. «In einer Ampel? Wie soll das gehen?» «Das Original-Ampellicht wird überklebt oder abgedeckt und stattdessen kommt ein grünes Licht rein. Vielleicht sogar noch ein rotes und die beiden lassen sich per Handbetrieb über eine Fernsteuerung abwechseln». «Ja, möglich. Deshalb merkt die Bezirksverwaltung auch keinen Fehler in der Ampelschaltung und die Strassenverkehrsaufsicht vom Bundesstaat kann sich so ebenfalls keinen Reim darauf machen. Aber wie kriegst Du die Lichter an der Ampel angebracht und wieder weg?». «Die Ampel zeigt in Richtung vom zweiten Stock des Hauses auf der Gegenseite. Das war gar nicht weit weg, ein paar Meter nur. Vielleicht montieren sie die Lichter von dort oder mit einem Fahrzeug mit Hebebühne von unten». «Nein, nicht von unten, nach dem Unfall muss das Licht ja wieder weg sein, das muss dann schnell gehen. Dann kommt nicht wieder das Hebebühnenfahrzeug und montiert das Licht wieder ab, das dauert zu lange. Die manipulieren die Ampel von der Seite, von den Wohnungen oberhalb vom Bestattungsinstitut». «Dann produziert das Bestattungsinstitut ja seine eigenen Kunden!» «Das Motiv!». Bill und Amelie schauen sich an. Freude über die gelungene logische Kombination. Unglaube über die kombinierten Ergebnisse. Angst und Unsicherheit, jetzt den nächsten Schritt zu tun.
Sie nehmen sich gegenseitig in die Arme. «Rufen wir die Polizei?», fragt Bill. «Mit der Geschichte?», lacht Amelie, «die lachen uns doch aus». «Wir müssen wieder hin. Wir brauchen einen Beweis, eine echte Manipulation». «Wir können nicht noch einmal da übernachten. Was sollen wir denen denn sagen? Ist so schön hier, wir kommen zum Ferien machen? Ist ja super unverdächtig». «Du hast recht. Wir müssen uns etwas Anderes einfallen lassen». «Was ist mit einer Webcam? Wir parken ein Auto am Strassenrand, platzieren darin eine Kamera, während wir mit dem Monitor im anderen Auto in der Nähe sind». «Könnte klappen, besser zwei Kameras oder drei».

Kapitel 10 Die Kameras
Es ist wieder Samstag, auf dem Vorplatz ihres Hauses haben Bill und Amelie die beiden Familienautos geparkt und sind dabei, das Equipment zu montieren. Der Kleinwagen soll geparkt werden, während sie den SUV selber fahren wollen.
Auf dem Beifahrersitz vom Kleinwaren steht eine schwarze Sporttasche, etwas erhöht auf zwei Kissen. An ihrer rechten Seite schaute eine Webcam raus, die die Frontscheibe abdeckt und im Ernstfall die Kreuzung filmen soll. Die zweite Webcam ist auf der linken Seite der Tasche angebracht und hat die Ampel als Ziel. Die dritte Kamera ist in einem Trinkbecher, der auf dem Armaturenbrett an der Beifahrerseite steht. Diese Kamera zielt nach oben, um die Fensterzeile vom Haus über dem Bestattungsinstitut zu filmen. Die drei Kameras senden Ihre Daten an Amelie’s Notebook, dass unter dem Beifahrersitz versteckt ist. Amelie’s Handy nutzen Sie als Internetport, um die Daten vom Notebook direkt auf einen Server zu spielen.
Im SUV steht das Notebook von Bill, das über sein Handy ebenfalls mit dem Internet verbunden ist und so die Filmdaten live auf den Monitor zaubert. Die Technik läuft!
Am Nachmittag fahren sie mit beiden Autos Richtung Cadmouse. Amelie parkt den Kleinwagen vor dem leeren Haus direkt neben dem Bestattungsinstitut. Sie prüft kurz die Technik, schliesst den Wagen ab und geht zurück zur mittleren Kreuzung, wo sie mit Bill abgemacht hat. Bill hat eine Fahrt um den Block gedreht und sammelt Amelie an der Kreuzung wie vereinbart ein.
Sie fahren auf den Parkplatz eines verlassenen Supermarktes. Gespannt öffnet Amelie das Notebook und prüft die Bilder. Das Frontbild ist gut, jetzt bei Tageslicht können sie die ganze Kreuzung sehen bis zur Garage rüber und auch noch das Restaurant. Die zweite Kamera hat wie geplant die Ampel im Blick. Die letzte Kamera liefert ein Bild vom Bestattungsinstitut, ein bisschen von der Eingangstüre und dann die Hausfront hoch, erster Stock und Obergeschoss.
Jetzt müssen Sie warten.

Kapitel 11 In der Nacht
Bill hat sich bei der Arbeit die Unfalldaten nochmal angesehen. Es sind jeweils Wochenenden gewesen, entweder in der Nacht auf Samstag oder in der Nacht auf Sonntag, als die Autos verunglückten. Sie hatten also eine Chance in dieser Samstagnacht.
Doch noch ist es erst späterer Nachmittag. Unwahrscheinlich, dass jetzt schon etwas passiert. Sie fahren in den Nachbarort, um etwas zu essen und kommen erst nach Einbruch der Dunkelheit zurück auf den Parkplatz des Supermarktes, der jetzt in völliger Dunkelheit daliegt.
Amelie verriegelt die Türen und klappt das Notebook auf. Sie klickt die drei Kameras an, gemeinsam schauen sie auf den Bildschirm. Das Bild ist jetzt sehr dunkel. Die Kreuzung ist nur durch die Ampel beleuchtet und durch etwas Licht vom Restaurant und die Reklametafel an der Garage. Eine richtige Strassenbeleuchtung gibt es nicht. Immer wieder schaltet das Licht von grün auf rot um und wieder zurück. Das kannten sie ja schon.
«Vielleicht sind wir Spinner», sagt Bill nach einer Weile. «Ja, vielleicht», lacht Amelie, «aber es macht Spass». Im Restaurant ist noch Licht, und auch in der Garage. Das Bestattungsinstitut ist im Erdgeschoss nicht beleuchtet. Auf einmal geht im ersten Stock das Licht an, im zweiten Stock bleibt alles dunkel. Die Zeit verstreicht. Es ist schon nach 20 Uhr. Einige wenige Autos passierten die Strasse. Sie warten noch länger. 21 Uhr. 21:30 Uhr, 22 Uhr. Die Zeit vergeht nur langsam. Es ist jetzt richtig dunkel und auch der Mond scheint nur wenig Licht zu reflektieren.
Im zweiten Stock vom Bestattungsinstitut geht das Licht an, aber nur kurz, dann ist es wieder aus. Bill schaut auf den Bildschirm, er hat die Kreuzung im Blick. In der Garage ist immer noch Licht. Was machen die am Samstagabend so spät noch? «Da» ruft Amelie, die auf die Kamera vom Bestattungsinstitut geschaut hat. Sie zeigt mit dem Finger drauf. Tatsächlich geht im zweiten Stock ein Fenster auf. Aber man kann niemanden sehen. Zuerst sehen sie etwas aus dem Fenster kommen. Etwas kleines, schwarzes, rundes und es ist an einem Stock festgemacht. Das Ding schiebt sich weiter Richtung Ampel. Das Ding zielt auf die rote Ampelphase und wenig später war diese abgedeckt. Der Greifarm wird wieder eingezogen und kommt kurze Zeit später wieder heraus. Offenbar wird jetzt etwas an dem grünen Ampellicht angebracht. Jedenfalls leuchtet jetzt ein grünes Licht auf, etwas heller als das originale Licht. Das neue, grüne Licht geht nicht mehr aus, es ist eine Dauergrüneinstellung. «Vielleicht ein ferngesteuerter Elektromagnet, der sich an der Ampel anheftet», meint Amelie.

Dann geht es ganz schnell:
Jemand kommt aus dem Restaurant raus und geht zurück Richtung zweiter Kreuzung.
Der Truck fährt über die Kreuzung in Richtung der Sackgasse.
Jemand kommt von der Garage und bleibt zwischen den Gebrauchtwagen stehen.

«Hier passiert gleich was», sagt Amelie. «Wir können doch nicht einfach zusehen, wie die einen Unfall produzieren. Die bringen einen um!». «Was sollen wir denn machen?»

Kapitel 12 Showdown
Bill startet den Motor. Irgendwie wollen sie das drohende Unheil verhindern, auch wenn sie noch nicht wissen, wie sie das genau anstellen sollten. Zunächst fahren sie vom Parkplatz und dann Richtung Kreuzung, im Wissen, dass von links der Laster kommen kann. Daher fährt Bill bewusst langsam. Rechts am Strassenrand, etwa auf der Höhe einer Anwaltskanzlei, steht eine Person, ein Mann, vielleicht der Chef vom Restaurant. Sie kommen näher und passieren schliesslich ihr geparktes Auto, dann das Bestattungsinstitut. Bill hält das Auto in voller Bremsbereitschaft und fährt dann langsam über die Kreuzung. Links steht tatsächlich der Truck, der inzwischen gewendet hat, offenbar auf dem abgeschlossenen Firmenparkplatz. Der Truck hat keine Lichter an, aber im Führerhaus sitzt ein Fahrer, leicht von den Lichtern des Armaturenbretts erleuchtet. Amelie sieht den Mann von der Garage immer noch zwischen den gebrauchten Autos herumstehen.
Sie fahren weiter aus dem Ort raus. «Ich glaube», sagt Amelie, «der Mann an der Strasse sucht das Opfer aus. Er gibt das Signal. Dann übernimmt der Typ von der Garage das Signal und gibt dem LKW Fahrer ein Zeichen, wann er die Kreuzung blockieren soll. Anschliessend kracht das Opfer in den LKW». «Hm. Ja, könnte sein. Wow, dann ist das eine ganze Gruppe. Warum so viele?»
Bill versucht irgendwo abzubiegen, um auf einem anderen Wege wieder zurückzufahren. Aber es gibt keinen anderen Weg.
«Die verdienen alle daran», sagte Amelie. «Es ist nicht nur das Bestattungsinstitut. Es ist auch die Garage mit seinen Reparaturen und dem Mietwagenverleih. Das Restaurant mit seinen Zimmern, wenn die Gutachter und die Angehörigen kommen. Weiter vorne ist noch eine Anwaltsfirma, die auf Verkehrsrecht spezialisiert ist, vielleicht hängen die auch mit drin». Bill hat früher mal in der Schadenabteilung einer Sachversicherung gearbeitet, er weiss wie Autoschäden reguliert werden. «Ja, genau, die produzieren sich einen Fall», sagt er. «Dann kommt die ganze Verwertungskette: Die Autogarage hilft der Polizei beim Aufräumen, das Bestattungsinstitut übernimmt den Toten sobald ihn die Polizei oder Staatsanwaltschaft frei gibt. Der LKW wird jedes Mal repariert und die vermutlich überhöhte Rechnung der Versicherung präsentiert. Den Unfallwagen können sie entweder reparieren, oder er ist ein Totalschaden, dann haben sie den gratis und können vermutlich noch die Entsorgung in Rechnung stellen. Der Anwalt vertritt den LKW-Fahrer und holt mit irgendeiner Schleudertrauma-Geschichte für seinen Mandanten Geld raus, plus Erwerbsausfall obwohl der Fahrer sonst wahrscheinlich arbeitslos wäre. Das Restaurant ist die Drehscheibe, dort treffen sich alle, ausserdem kommen die Angehörigen und die Rettungskräfte vorbei».
Bill hat inzwischen gedreht und fährt wieder zurück. «Ich habe Angst», sagte Amelie. «Das ist eine Mörderbande». «Wir haben Beweise, die Bilder auf dem Server», sagt Bill. Amelie schaute auf den Monitor auf ihrem Schoss. «Für Mord haben wir keine Beweise». Sie nähern sich der Stadtgrenze und damit auch der Kreuzung, die sich kurz dahinter befindet. Bill fährt nicht geradeaus in Richtung ihres geparkten Autos, sondern biegt links ab und kurz darauf wieder rechts, um nochmals Richtung Supermarkt-Parkplatz zu gelangen. «Wir versuchen es selbst», sagt Bill. «Wir haben ein auswärtiges Kennzeichen, daran sind sie interessiert. Wir fahren mit hoher Geschwindigkeit die Strasse entlang und achten auf das Zeichen. Dann mache ich eine Vollbremsung vor der Kreuzung und fahre rechts vor dem LKW vorbei in die Strasse rechts und dann wieder Richtung Supermarkt». «In den Opferfahrzeugen war immer nur eine Person», antwortete Amelie, «die wollen vor allem das Auto crashen, nicht möglichst viele Menschen umbringen. Ich bleibe hier». «Du kannst nicht hier auf dem Parkplatz bleiben. Das ist zu gefährlich». «Auch nicht gefährlicher als den Dummy für ein Mordopfer zu spielen. Vielleicht kennen sie unser Auto auch schon und lassen dich durchfahren». Amelie steigt aus dem Auto. «Ich fahre einmal um den Block und komme dann sofort wieder hierhin, um Dich abzuholen». Amelie geht zu der alten Bushaltstelle, setze sich und klappt den Laptop wieder auf. Sie winkt Bill kurz zu, der daraufhin das Auto zur Strasse steuert. Bill fährt die Parallelstrasse runter und biegt an der ersten Kreuzung in die Strasse ein, die zum Bestattungsinstitut führt. Es ist kein Auto und auch sonst niemand zu sehen. Dann beschleunigt er stark. Der SUV passiert die auf grün umgesprungene Ampel an der mittleren Kreuzung mit hoher Geschwindigkeit. Aus den Augenwinkeln sieht Bill wie der Mann an der rechten Strassenseite sich eine Zigarette anzündet. Er hält das brennende Feuerzeug lange in der Hand. Eventuell ist das das Zeichen. Die Ampel der dritten Kreuzung steht noch immer auf grün, wie schon die ganze Zeit. Der Typ von der Garage hat sich von seiner lungernden Position erhoben und gibt ein Handzeichen, das offenbar dem Fahrer im Truck gilt. Der SUV kommt rasch näher. Bill weiss, dass der Truck gleich von links auftaucht. Als er an ihrem geparkten Auto vorbeifährt, beginnt er heftig zu bremsen. In dem Moment sieht er die Führerkabine vom Truck kommen. Bill reisst das Steuer nach rechts. Der SUV gerät ins Schleudern, zieht mit dem Hinterteil nach links Richtung Truck, jedoch ohne aufzuprallen. Doch die Geschwindigkeit ist schon tief genug, Bill hat das Auto wieder unter Kontrolle und kann wieder Gas geben. Der SUV biegt rechts an der Kreuzung ab und fährt Richtung Supermarkt. Amelie hat das Manöver am Bildschirm verfolgt. Während Bill hält, steigt sie schnell ein. «Wenn die merken, dass wir sie verarscht haben, verfolgen sie uns vielleicht». «Vielleicht denken sie auch, dass das ein Beinahe-Unfall war, und Du froh bist, dass Du davongekommen bist. Schnell Richtung Highway zurück, vielleicht finden wir dort eine Autobahnpolizei» Bill gibt Gas, während Amelie prüft, ob von der Kreuzung aus auch wirklich kein Auto die Verfolgung aufnimmt. «Sie scheinen nicht hinterher zu kommen». Sie sieht, wie der Greifarm das grüne Licht wieder abmontiert und kurz darauf wird auch das rote Licht wieder sichtbar. Offenbar wird die Aktion für heute abgeblasen. Sie klappt den Laptop zu und streicht sich durch die Haare.

Kapitel 13 Zugriff
Langsam beruhigen sie sich. Sie haben inzwischen den Highway erreicht und fahren durch bis nach Hause. Sie wollen jetzt möglichst weit weg. Dann fahren sie zur Polizeistation in ihrer Stadt und erklären den erstaunten Beamten, was sie vermutet, gesehen und gefilmt haben. Noch in der Nacht greift eine grossangelegte Razzia die verdächtigen Personen in ihren Häusern auf.
Auf ihrem Video war auch noch der Anwalt der Verkehrskanzlei zu sehen, als er später über die Kreuzung gelaufen ist und mit dem Fahrer des Trucks spricht, daher wird auch dieser in Untersuchungshaft genommen.

 

Hallo CreativeGuy,

herzlich willkommen!


Lebst du in der Westschweiz? Ich vermute dies, weil du kein ß kennst und die Anführungszeichen, aus deutschsprachiger Sicht, verkehrt herum setzt.

Ich habe deine Geschichte noch nicht vollständig gelesen, möchte aber schon mal ein paar Dinge anmerken:

Ein Versicherungsangestellter und seine Frau ermitteln auf eigene Faust zu tödlichen Autounfällen rund um das Rotlicht einer Kreuzung während er
Komma vor „während“.

Bill verabschiedet sich von seiner Tochter, Lynn, und seiner Ehefrau, Amelie, am Frühstückstisch und fährt zur Arbeit.
Es geht auch kürzer:
Bill verabschiedet sich von seiner Tochter Lynn, seiner Ehefrau Amelie und fährt zur Arbeit.
Der Frühstückstisch ist unwichtig.

Der Wagen fährt in die Tiefgarage einer grossen Lebensversicherung, «First Life of Ohio». Er geht zu seinem Arbeitsplatz in der Schadenabteilung.
Das „Er“ bezieht sich hier auf den Wagen. Da muss also ein Name hin: Bill

Joe und Carmen, seine Kollegen, schlendern an seinem Arbeitsplatz vorbei und gehen in die Cafeteria. Carmen holt einen Kaffee aus dem Automaten, ebenso Joe. Sie reden über das bevorstehende Wochenende.
Du hast also einen allwissenden Erzähler. Ich würde in dem Fall, damit der Leser besser folgen kann, immer eine neue Zeile beginnen, wenn der Erzähler seinen Fokus wechselt.
Hier wechselt er von Bill auf Carmen (die zu dem Zeitpunkt von Bill aus nicht mehr zu sehen ist).
Vorschlag:
Joe und Carmen, seine Kollegen, schlendern an seinem Arbeitsplatz vorbei und gehen in die Cafeteria.
Carmen holt einen Kaffee aus dem Automaten, ebenso Joe. Sie reden über das bevorstehende Wochenende

Joe, ein erfahrender Sachbearbeiter, kennt diese Fälle. «Kommen immer wieder vor». Er nippt von dem Kaffee. «Wo ist der Fall?». «Im Nachbarstaat, Michigan, ein kleiner Ort namens Catmus oder Cadmouse», antwortet Carmen. «Cadmouse», sagt Joe. «Ich glaube ich hatte mal einen ähnlichen Fall da in der Nähe», sagt Joe weiter und geht wieder zu seinem Arbeitsplatz.
Wechselt der Sprecher, sollte auch mit einer neuen Zeile fortgefahren werden, um dem Leser das Leben zu erleichtern:
Joe, ein erfahrender Sachbearbeiter, kennt diese Fälle. «Kommen immer wieder vor». Er nippt von dem Kaffee. «Wo ist der Fall?».
«Im Nachbarstaat, Michigan, ein kleiner Ort namens Catmus oder Cadmouse», antwortet Carmen. «Cadmouse», sagt Joe. «Ich glaube ich hatte mal einen ähnlichen Fall da in der Nähe», sagt Joe weiter und geht wieder zu seinem Arbeitsplatz.

Man braucht dann auch nicht jedes Mal „sagte“ schreiben.

Sie fahren erst durch Wälder, dann an langen Feldern vorbei. Dann auf den Highway.
Die Erzählung ist im Stil eines Berichtes. Sie liest sich beinahe wie ein Sachtext. Das kann man so machen, formal ist es nicht falsch, nur aus der Außensicht der Figuren zu erzählen und deren Innenleben zu vernachlässigen.
Ich würde dabei vielleicht noch einen Schritt weiter gehen. Also das Drumherum noch mehr straffen, und zum Beispiel den obigen Satz streichen.

Lieben Gruß

Asterix

 

Hallo CreativeGuy,

erstmal möchte ich sagen, dass ich die Idee deiner Geschichte gut finde. Es ist eine klassische Kriminalgeschichte, bei der Normalbürger einem tödlichen Betrug auf die Schliche kommen. Zwischendurch sickert auch diese eine besondere Stimmung durch, die solche Storys auszeichnen. Der Titel "Ampel am Strand" gefällt mir, auch wenn ich ihn nicht ganz verstehe. Ist der "Strand" darin ein Bezug auf den Roman von Daphne du Maurier? Auch, dass du das Buch in die Geschichte verwebst, finde ich eine gute Idee.

Allerdings finde ich die kleine Inhaltsangabe ganz oben überflüssig, sowie die einzelnen Kapitelüberschriften, falls du die KG für sich stehen lassen wolltest. Einerseits hast du dir sehr viel Mühe mit der KG gegeben, da steckt bestimmt ganz viel Grübeln dahinter, wie du es am besten anlegst. Andererseits klingen viele Stellen stark wie ein Plot, das heißt, es wird einfach inhaltlich beschrieben was passiert, ohne auf die Gefühle und Gedanken der Charaktere einzugehen. Zum Beispiel: Joe und Carmen, seine Kollegen, schlendern an seinem Arbeitsplatz vorbei und gehen in die Cafeteria. Carmen holt einen Kaffee aus dem Automaten, ebenso Joe. Sie reden über das bevorstehende Wochenende. Joe hat einen Familienanlass. Carmen will mit den Kindern zum Zoo rausfahren. Carmen spricht über Ihren aktuellen Fall, einen Autounfall. Besonders am Anfang ist mir das aufgefallen. Da muss mehr "show" statt "tell" rein, ich weiß, ein vielgesagter Satz hier. Aber daran scheitern viele Texte, glaube ich. Eine Passage hat mir besonders gefallen, um dir zu verdeutlich was ich meine: Amelie schaut aus dem Zimmer. Der Himmel ist bewölkt, es könnte ein Gewitter aufziehen. Sie erinnert sich an das Wetter im Film vom Buch, wie es regnet und stürmt. Blitze an der Küste vor Cornwall zucken an Ihr im Geiste vorbei. Die Gischt steigt hoch. Ein Seemann reisst eine Hand hoch, schreit um Hilfe und versinkt in den Fluten. Sie erschaudert und greift Bill bei der Hand.
Bill schaut auch aus dem Fenster, er mustert die Fensterreihe der gegenüberliegenden Strassenseite, eines nach dem anderen. Nichts Auffälliges.
Sie liegen auf dem Bett. «Was suchen wir hier eigentlich?», fragt Bill. «Wonach genau suchen wir?» Amelie hat das Buch mitgebracht und liest eine Passage daraus vor. Dann legt sie das Buch weg.
Und kurz darauf versaust du die Passage, indem du erklärst: Sie nutzten die Zeit für ein Schäferstündchen.

Zudem sind mir noch ein paar Flüchtigkeitsfehler aufgefallen, ein falsches Wort im Satz oder eine unsaubere Formulierung. Sorry, dass ich jetzt nicht genauer darauf eingehe. Am Ende fragte ich mich noch: Ist das alles plausibel, die ganze Story? Macht das Sinn, auch das Motiv von Bestattungsunternehmen und Co? Ich denke mal ja, aber ich denke auch, der ein oder andere Leser ist da vielleicht etwas skeptischer und schaut genauer nach. Du wirst es anhand der anderen Kommentare sehen :) Soweit von mir,

Lg, chico

 
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Hallo CreativeGuy,
Du hast mich sehr gut unterhalten, die Spannung ist nie abgeflacht. Dein bildlicher, Erzählungsstil hat mich im Geschehen verortet.
Moderner Krimi, gerne gelesen!
Ein paar Fehler habe ich gefunden, Korrektur folgt "fett" dem Text.
Lieben Gruß Damaris

«Florence Dulford, stirbt bei einem Autounfall, als sich ihre Limousine unter einen LKW schiebt.

Bill erzählt Carmen, dass er in Cadmouse durchgefahren ist und die Heimat der Trostlosigkeit gesehen hat.
durch Cadmouse gefahren ist

Charlie hat jedenfalls kein Interesse, an diesem Fall noch weiter zu arbeiten.

Er sagt ihr nicht, warum genau er daher fahren will.
Bill und Amelie sitzen anschließend im Wohnzimmer bei einem Glas Wein und lassen den Abend ausklingen.

Sie nehmen eines bis morgen.

Bill lässt das Buch sinken. «Was wenn sie das Licht gar nicht fern schalten, sondern einfach ganz altmodisch aufstellen, so wie früher?»

Es ist wieder Samstag, auf dem Vorplatz ihres Hauses haben Bill und Amelie die beiden Familienautos geparkt und sind dabei, das Equipment zu montieren

Es sind jeweils Wochenenden gewesen, entweder in der Nacht auf Samstag oder in der Nacht auf Sonntag, als die Autos verunglückten.

Bill fährt nicht geradeaus zusammengeschrieben in Richtung ihres geparkten Autos, sondern biegt links ab und kurz darauf wieder rechts, um nochmals Richtung Supermarkt-Parkplatz zu gelangen.
Wieso: in Richtung ihres geparkten Autos? Sie sitzen doch drin.

Aus den Augenwinkeln sieht Bill, wie der Mann an der rechten Straßenseite sich eine Zigarette anzündet.

Sie sieht, wie der Greifarm das grüne Licht wieder abmontierte

Auf ihrem Video war auch noch der Anwalt der Verkehrskanzlei zu sehen, als er später über die Kreuzung gelaufen ist und mit dem Fahrer des Trucks spricht,

 

Hallo CreativeGuy,

und willkommen hier.

Ich starte mal sofort mit dem ersten Absatz.

Ein Versicherungsangestellter und seine Frau ermitteln auf eigene Faust zu tödlichen Autounfällen rund um das Rotlicht einer Kreuzung während er seiner Tochter «Gasthaus Jamaica» von Daphne du Maurier als Gute-Nacht-Geschichte vorliest, die von Strandräubern und Irrlichtern handelt.
Zunächst finde ich diese Zusammenfassung am Anfang der KG total unpassend. Erinnert mich ein wenig an den Klappentext eines Romanes. Wofür soll das sein?

Dann finde ich den Inhalt dieser Einleitung (?) einfach nur unverständlich. Kurz gesagt heißt es ja:
„Er und seine Frau ermitteln, während er seiner Tochter eine Geschichte vorliest.“
Wie soll ich mir das vorstellen? Sitzt er da mit dem Buch vor dem Bett seiner Tochter und ermittelt währenddessen einen Fall mit seiner Frau?

„tödliche Unfälle rund um das Rotlicht einer Kreuzung“: Warum so kompliziert? Warum nicht einfach „tödliche Unfälle an einer Ampel …“?

Die Geschichte selber: Es wurde schon gesagt, dass sie wie ein Bericht aufgebaut ist.
Mich erinnert es an Skizzen zu einer Geschichte, einer Ideensammlung oder einem Skript, das erst noch mit Leben gefüllt werden muss.

Gut, das mit den fehlenden Zeitenwechseln bei Sprecherwechseln wird auch schon angesprochen.

Weiteres:

Sie denkt an gestern. «Weisst Du, im Buch von Daphne du Maurier, da geht es um Schiffe.
du kleingeschrieben

die öde Strasse entlang und passieren schliesslich das Ortsschild. Vor dem Restaurant halten sie an und steigen aus.
Sie essen zu Mittag und sehen immer wieder auf die Strasse und die Kreuzung. Es ist wenig Verkehr, wie immer. Die Ampel wackelt etwas im Wind. Sie sehen die Häuser auf der gegenüberliegenden Strassenseite. Unten ist das Bestattungsinstitut drin, oben offenbar Wohnungen. Links davon steht ein Haus leer, rechts ist die Strasse zur Kreuzung hin zu Ende. Der Wind wirbelt Müll umher.
Sie bestellen noch einen Kaffee und beginnen ein Gespräch mit der Bedienung. Die ältere Bedienung erzählt, wie vor einigen Jahren die Fabrik dichtgemacht hat und der Verfall des Ortes eingesetzt hat. Der Konzern fertigt jetzt Autoteile in Mexiko. Wer wegziehen kann, ist weggezogen. Die wenigen, die jetzt noch da sind, waren schon immer da und werden wohl auch hier sterben.
Bill erzählt Amelie, dass die Unfallautos alle von der gleichen Richtung kamen, das Bestattungsinstitut zur Linken und dann jeweils in einen Laster gefahren sind, der ebenfalls von links kam.
Amelie und Bill verlassen das Restaurant und gehen über die Strasse. Sie schauen sich das Bestattungsinstitut an, dann biegen sie links um die Ecke und gehen einige Schritte. Das ist eine Sackgasse, auch wenn die Strasse noch ein Stück weiter runter reicht. Die Strasse endet
Ich habe mal einige Wortwiederholungen markiert.
Vielleicht kannst du das eine oder andere ja variieren,
z.B. Bedienung = Kellnerin,
Bestattungsinstitut = Laden,
„Sie sehen die Häuser auf der gegenüberliegenden Strassenseite.“ = „Sie sehen die Häuser auf der gegenüberliegenden Seite.“ / „die gegenüberliegenden Häuser“,
„Das ist eine Sackgasse, auch wenn die Strasse noch ein Stück weiter runter reicht.“ = „ Das ist eine Sackgasse, auch wenn es noch ein Stück weiter runter reicht.“


Schnell Richtung Highway zurück, vielleicht finden wir dort eine Autobahnpolizei
„Highway“ und dann „Autobahnpolizei“ passt nicht. ;)
Wenn, dann „Highway Patrol“.
Warum muss die Story unbedingt in den USA spielen? Hätte das nicht auch in Bramsche in Niedersachsen passieren können? :)

Sie sieht wie der Greifarm das grüne Licht wieder abmontierte und kurz darauf wird auch das rote Licht wieder sichtbar.
abmontiert

Vielleicht kannst du mit meinen Anmerkungen ja was anfangen.
Wünsche dir noch viel Spaß hier.

Beste Grüße,
GoMusic

 
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Einen herzlichen Dank an alle für Euer Feedback, ich werde jedem noch einzeln antworten, aber als Vorbemerkung einige allgemeine Punkte:
Das Abstract am Anfang ist kursiv (man sieht es im Browser leider kaum) und gehört natürlich nicht zur Geschichte. Es soll eine Entscheidungs-Hilfe sein, ob der Leser bereit ist, die nächsten ca. 7 Seiten zu lesen oder nicht. Es ist so wie eine Logline von einem Drehbuch. Ein Marketing-Text, kann man lesen oder ignorieren.
Die Geschichte war urspünglich als Drehbuch geplant, aber dann habe ich eine Kurzgeschichte draus gemacht, das erklärt den skizzenhaften Berichtstil und die Wiederholungen. Es sollte so einen Polizei-Rapport Touch bekommen.
Warum spielt die Geschichte in den USA und nicht in Deutschland? Ich möchte erstens einen Bezug zum Niedergang der Autoindustrie erstellen (daher die räumliche Nähe zu Detroit) und zweitens gibt es in ganz Deutschland nicht so heruntergekommene, gottverdammte Landtriche wie teilweise in den USA.

Hallo Asterix - danke für Deine Beobachtungen, die ich fast alle eingearbeitet habe.

Das Es-Zett gibt es auch in der Ostschweiz nicht (ich wohne in der Nähe von Zürich) und die gewählten Gänsefüsschen finde ich einfach stylisher als normale.

Liebe Grüsse
CreativeGuy

Hallo Chico - danke für Dein Feedback, hat mich sehr gefreut und auch zum Nachdenken gebracht.
Zum Titel: es ist genau so, wie Du vermutest. Der "Strand" bezieht sich auf Daphne's Buch und ergibt in Kombination mit der "Ampel" ja ein Oxymoron, weil es am Strand ja keine Ampel braucht.
Show vs Tell - ich verstehe Deinen Punkt. Bei Kurzgeschichten geht das Epos zu Lasten der Länge (bzw Kürze). Ich werde nochmal darüber hirnen, ist keine Änderung, die sich auf die Schnelle machen lässt.
Plausible Story? Ist wohl Ansichtssache, ich habe es spannend gefunden und es sind schon Menschen für weniger umgebracht worden.
Beste Grüsse aus Zürich
CreativeGuy

Hallo Damaris,
besten Dank für das sehr aufmerksame Lesen und Deine Kommentare. Fast alle habe ich eingebaut.
Einige hätte ich auch selber sehen müssen, aber man ist manchmal "blind" für den eigenen Text.
In Richtung ihres geparkten Autos => das ist das andere Auto, in dem die Kameras drin sind.
Liebe Grüsse
CreativeGuy

Hallo GoMusic,

danke für Deine Kommentare, die ich überwiegend nachvollziehen kann.
Highway / Autobahnpolizei - man kann sich fragen, inwieweit der Begriff Highway bereits Eingang in die Deutsche Sprache gefunden hat.

Beste Grüsse
CreativeGuy

 

Hallo CreativeGuy

Das Es-Zett gibt es auch in der Ostschweiz nicht

Schreib doch ins Profil, dass du aus der Schweiz kommst. So habe ich es gemacht und danach wurde ich nicht mehr darauf angesprochen. :D Mittlerweile schreibe ich meine Texte mit Eszett. Dazu verwende ich die Tastaturkombination Alt+225. Alternativ kann man die Sprache auf Deutsch (Deutschland) umstellen und dann werden die einschlägigen ss als Fehler angezeigt, die man mit Rechtsklick beheben kann. Nur, falls du das Eszett verwenden willst, ist ja keine Pflicht.

Darf ich dich noch bitten, zeitnahe Antworten jeweils in einen Post zu legen, damit der Thread nicht unnötig aufgebläht wird?

Ich wünsche dir weiterhin viel Spass im Forum!

Lieber Gruss
Peeperkorn

 

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