Mitglied
- Beitritt
- 23.03.2017
- Beiträge
- 42
- Zuletzt bearbeitet:
- Kommentare: 6
Die Anstellung
Ich war in Eile, um pünktlich zum vereinbarten Zeitpunkt in der Arbeitsagentur bei meiner Betreuerin zu sein. So heißt das heute. Vor ein paar Jahren wären es noch ein Amt und eine Sachbearbeiterin gewesen. Aber sei´s drum, eine Effizienzoffensive besteht eben zu nicht unwesentlichen Teilen aus einer bloßen Umetikettierung.
Als ich durch die Eingangstür in das Foyer eintrat, sprach mich wie aus heiterem Himmel ein älterer Mann an. Überrascht sah ich auf, als mich seine Stimme so unverhofft aus der Vorbereitung des anstehenden Gespräches riss. Ich hatte meinen eloquenten Auftritt vor der Betreuerin mehr als ein Dutzend Mal vor meinem geistigen Auge durchgespielt und war sicher, dass er überzeugend werden, mich in ihren Augen über den Pöbel, der ansonsten hier verkehrte, erheben musste. Er nannte mich beim Namen, was mir eigenartig erschien, hatte ich doch diesen Menschen noch nie zuvor im Leben erblickt.
„Ja bitte, Sie wünschen?“, entgegnete ich immer noch abwesend.
„Sie sind reichlich knapp zu einem so wichtigen Gespräch. Finden Sie nicht?“ Der Mann sah mir direkt ins Gesicht und erzwang sich regelrecht meine Aufmerksamkeit.
Ich sah ihn entgeistert an. Woher wusste er vom Zeitpunkt meines Termins? Warum maßte er sich überhaupt an, mich hier so einfach anzusprechen und mir vorzuwerfen, knapp bei meinem Termin zu sein? Ich wollte schon auffahren, als mir plötzlich ein Gedanke in den Kopf schoss. Wenn ich ihn nun zurechtwiese und er sich dann als ein Mitarbeiter des Amtes, gar als ein neuer Betreuer herausstellen sollte. Sonst konnte er ja nicht wissen, dass und wann ich hier ins Amt bestellt war.
„Nun? Schließlich habe ich Sie etwas gefragt“, unterbrach er meine Überlegungen.
„Ich … Bitte entschuldigen Sie, ich habe mich bereits eingehend auf das kommende Gespräch vorbereitet, daher bin ich im eigentlichen Sinne nicht zu spät. Es sind noch fünf Minuten bis zu meinem Termin“, entgegnete ich, nicht unzufrieden über die schlagfertige und doch inhaltlich korrekte Aussage.
Er sah auf die Uhr und schien meine Angaben zu prüfen. „Sie haben Recht, aber es ist ohnehin belanglos, da Sie Ihren Termin nicht mehr wahrnehmen werden. Es wurde bereits alles geregelt. Sie fangen unverzüglich an.“
Wieder spürte ich, wie mir ein Schauer über den Rücken lief. „Was soll das heißen? Wo fange ich an?“, stieß ich um Beherrschung ringend hervor.
„Sie werden eine äußerst wichtige Maschine bedienen. Mehr brauchen Sie im Moment noch nicht zu wissen“, entgegnete er, ohne eine Regung erkennen zu lassen.
Dieser sonderbare Mann schien mich auf den Arm nehmen zu wollen. Seine kryptischen Andeutungen ergaben für mich kaum einen Sinn und ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass die Zeit drängte, wollte ich nicht tatsächlich zu spät bei meiner Betreuerin erscheinen. Ich entschloss mich zu handeln.
„Bitte entschuldigen Sie, aber ich habe einen Termin. Ich bin sicher, dass Sie mich mit jemandem verwechseln, der zufällig denselben Namen und einen Termin zur gleichen Zeit hat.“ Ohne auf eine Antwort zu warten, wollte ich meinen Weg zum Aufzug fortsetzen. Zu meiner Überraschung machte der Mann einen schnellen Schritt nach links, versperrte mir den Weg und nötigte mich, mit nach wie vor ausdrucksloser Miene, anzuhalten.
„Was erlauben Sie sich!“, fuhr ich auf, endgültig außer Fasson geraten.
„Ich sagte doch bereits, Ihr Gespräch wurde abgesagt. Es besteht keine Notwendigkeit, dass Sie das Büro von Frau Maschke aufsuchen.“
„Oh, diese Notwendigkeit besteht unbedingt. Wenn mein Termin tatsächlich abgesagt worden sein sollte, habe ich wohl das Recht, das von einer offiziellen Mitarbeiterin dieser Einrichtung zu erfahren“, erwiderte ich und merkte, dass ich langsam wütend wurde. Wie sich dieser Mann aufführte, seine auf reine Sachlichkeit beschränkte Sprache und Kühle, all das weckte eine mir rational unerklärliche Abneigung gegen ihn.
„Ich sagte Ihnen bereits, dass das nicht notwendig ist. Außerdem ist es Zeit, aufzubrechen. Ich würde eine weitere Verspätung nur sehr ungern in Kauf nehmen. Um ehrlich zu sein, scheint mir eine weitere Verzögerung ihres Dienstantritts genauer betrachtet ausgeschlossen“, erwiderte er, ohne dass seine Stimme auch nur bei einer Silbe aus dem geschäftsmäßig neutralen Ton, der seiner Rede zu eigen war, ausbrach.
Panik begann langsam in mir aufzusteigen und ich sah ihn mit großen Augen an, nicht in der Lage, irgendetwas zu sagen. Wir standen uns vielleicht eine halbe Minute gegenüber, während ich hilflos nach einem Weg fahndete, wie ich mich diesem sonderbaren Mann gegenüber verhalten, wie ich mit ihm in ein Verhältnis treten sollte. Ich fühlte mich seiner geschäftsmäßigen Bestimmtheit vollkommen ausgeliefert, während alles in mir danach schrie, mich gegen eben diese Fremdbestimmung aufzulehnen. Hatte ich mich bisher immer als selbstbestimmtes Wesen bürgerlicher Herkunft empfunden, spürte ich mit einem Mal, wie dieses Selbstverständnis brüchig zu werden begann. Es war, das wurde mir schlagartig bewusst, kein plötzliches Zerbrechen. Die feinen Risse hatten angefangen sich zu bilden, als ich entlassen wurde und meine Arbeitslosigkeit begann. Die Mühlen der Bürokratie, das Aufenthaltsgebot, das Bewerbungsgebot, die regelmäßigen Visiten und Termine, die Kontooffenlegung vertieften sie ebenso wie das ständige Hinterfragen der eigenen Person, deren wesentlich durch Arbeit determiniertes Selbstverständnis mit dem Satz „Ihre Dienste werden in unserem Unternehmen nicht länger benötigt“ gründlich infrage gestellt war. Zeit genug, darüber nachzudenken, hatte ich als Arbeitsloser ja ohnehin.
Was war ich doch für ein Narr gewesen, tatsächlich anzunehmen, ich unterschiede mich in irgendeiner Hinsicht von den traurigen Gestalten, über die ich vorgehabt hatte, mich in einer Art personaler Allmachtsphantasie zu erheben. Aber noch stand schließlich das Urteil meiner Beraterin, der Richterin über mein Schicksal, aus. Noch war ich entschlossen zum Widerstand. Ohne meinem Gegenüber in die Augen zu sehen - ich schämte mich wohl meines Vorhabens -, machte ich einen plötzlichen Satz nach links und rannte an dem sonderbaren Mann vorbei auf die Treppe zu. Noch waren es ungefähr zwei Minuten bis zu meinem Termin, noch konnte ich es schaffen, konnte alles in die Bahnen lenken, die ich mir wieder und wieder ausgemalt hatte.
Ich hastete hinauf in den zweiten Stock, bog, ohne langsamer zu werden, in den langen Gang ein, an dessen Ende (linke Seite) das Büro meiner Betreuerin lag. Ein kurzes Innehalten (ich bin kein guter Läufer und war außer Atem) und ein Blick auf die Uhr verrieten mir, dass ich es rechtzeitig schaffen würde und ein triumphierendes Gefühl überkam mich. Ich ordnete meinen Anzug, straffte mich und klopfte an die Tür.
Es kam keine Antwort, nichts deutete darauf hin, dass mein Klopfen auf der anderen Seite registriert worden wäre. Ich ließ noch eine kurze Zeitspanne verstreichen, bevor ich erneut meine Hand hob. Sollte die Tür so dick sein, dass ich die ersehnten Worte nicht verstand, fragte ich mich, als mein erneutes, diesmal lauteres Klopfen unbeantwortet blieb. Ich drückte die Klinke nach unten und wollte die Tür öffnen, stieß aber auf einen unerwarteten Widerstand. Sie war verschlossen. Schweiß brach mir aus, ob vom Laufen oder aus Furcht, ich wusste es nicht zu sagen. Gleichzeitig überkam mich die Wut. Ich rüttelte an der Tür. Es fehlte nicht viel und ich hätte mich mit der Schulter dagegen geworfen, um dieser so entsetzlich hilflosen Wut einen Ableiter zu verschaffen. Wie zum Hohn schlug in diesem Moment der Gong einer Uhr, die mir verkündete, dass die Zeit abgelaufen war. Regungslos verharrte ich noch einen Moment vor der Tür, dann machte ich auf dem Absatz kehrt und schlich geschlagen den Gang zurück zum Aufzug, während mir die hölzernen Zwillingsschwestern der Tür, die mich abgewiesen hatte, rechts und links in perfekter Ausrichtung Spalier standen.
Als der Aufzug im Erdgeschoss seine Türen öffnete und mich entließ, stand der sonderbare Mann immer noch unverändert an dem Platz in der Vorhalle. Neben ihm stand nun allerdings das Ziel meiner Flucht und sah mich durch die Gläser einer Brille hindurch an. In dem Moment, als ich beide sah, schämte ich mich für meine lächerliche Flucht ein paar Minuten zuvor. Von meinem schwungvollen Schritt war nichts mehr übrig, als ich ihnen entgegenlief, um meinen Urteilsspruch zu empfangen.
„Guten Tag, Herr Müller“, empfing mich meine Betreuerin kühl und ich glaubte einen leichten Tadel in ihrer Stimme zu hören. „Mir wurde berichtet, dass Sie plötzlich Reißaus genommen haben, obwohl Ihnen versichert worden war, dass Ihr Gespräch mit mir bereits abgesagt wurde. Sie können von Glück sagen, dass Sie so vernünftig waren, zurückzukommen. Das gibt uns die Möglichkeit, in Ihrer Angelegenheit doch noch zu einem guten Ende zu gelangen, obwohl ich gezwungen bin, einen Aktenvermerk zu machen.“
Ich sah sie an und muss dabei vollkommen verständnislos gewirkt haben, denn sie ergänzte, als ob sie es mit einem unverständigen Kind zu tun habe: „Vielleicht sollten sie sich zunächst einmal für Ihr Verhalten entschuldigen und sich, da der Herr so großzügig ist, weiterhin auf Ihre Verwendung zu bestehen, bei ihm bedanken.“
Bevor ich die Möglichkeit hatte, der Aufforderung nachzukommen oder zu der ganzen Angelegenheit Stellung zu nehmen, winkte er ab. „Eine Entschuldigung oder ein Dank sind unnötig. Herr Müller hat eine Maschine zu bedienen. Jede weitere Verzögerung hält ihn nur davon ab“, sagte er zu meiner Betreuerin gewandt, ohne mich weiter zu beachten. Diese nickte heftig.
„Sie sehen es, Herr Müller, unsere Agentur bringt sogar einen schwierigen Fall wie Ihren zu einem guten Abschluss. Ich freue mich, dass wir Ihnen zu einer Anschlussverwendung verhelfen konnten, und hoffe, Sie werden diese Chance für einen Wiedereinstieg in die produktive Gesellschaft nutzen.“ Sie streckte mir die Hand entgegen. Ich nahm sie kraftlos, unfähig, mich weiter zu wehren. „Leben Sie wohl, Herr Müller.“ Sie gab auch dem ominösen Herrn die Hand, machte auf dem Absatz kehrt und ging in Richtung des Aufzugs davon.
Ich wurde aus dem Amt geleitet und zu einem Wagen geführt. Ohne aufzubegehren, stieg ich ein und der Wagen fuhr, kaum hatte ich die Tür geschlossen, los, um mich zu meiner neuen Stelle zu bringen.
Nach etwa zehn Minuten kamen wir an unserem Zielort, einer unscheinbar wirkenden Industriehalle, an. „Hier werden Sie tätig sein. Sie werden sehen, unser Betrieb ist absolut auf dem neuesten Stand der Technik.“ Er führte mich durch den Eingang und eine Schleuse hindurch in einen großen Raum, der eher einer wissenschaftlichen Einrichtung ähnelte als dem, was ich mir unter einer Industriestätte vorgestellt hatte. Der ganze Raum war in einem blendenden Weiß gestrichen, den größten Teil nahmen mehrere riesige Maschinen ein, die durch ein Gewirr von Kabeln und Laufbändern miteinander verbunden waren. Kaum hatten wir den Raum betreten, erwachte die Anlage und nahm ihren Betrieb auf. Was genau die einzelnen Abschnitte dieser gigantischen Produktionsstraße für eine Funktion hatten, blieb mir verschlossen, da die Tätigkeit, die die Maschinen ausübten, sich ausschließlich in ihrem Inneren abspielte. Dass sie aber tätig sein mussten, bewies das in unzähligen Stadien der Fertigstellung befindliche Produkt, das auf den Produktionsstraßen zwischen den Maschinen hin- und herlief, in seiner Bewegung einer festen, mir aber unbekannten Logik folgend. Trotz der regen Betriebsamkeit herrschte eine beunruhigende Stille. Ich sah mich mit großen Augen um, vermochte aber in der ganzen Halle nicht einen einzigen anderen Menschen auszumachen.
Als ob er meine Gedanken gelesen hätte, sagte der Herr lächelnd: „Der ganze Betrieb ist völlig automatisiert, nicht nur die Produktion, die Sie hier beobachten können. Auch die Wartung und Kontrolle werden von einem zentralen Rechner aus gesteuert. Es wird Sie vielleicht überraschen, aber Sie sind unser einziger Angestellter aus Fleisch und Blut.“ Er sah mich eindringlich an. „Aber gerade deshalb kommt Ihnen eine Aufgabe zu, die für den gesamten Ablauf von entscheidender Bedeutung ist, auch wenn Ihnen die Ausführung vielleicht trivial erscheinen mag. Kommen Sie! Ich führe Sie an Ihren Arbeitsplatz.“
Ich folgte ihm weiter durch die Halle und staunte über die lautlose Geschäftigkeit um mich herum. Am anderen Ende angekommen durchschritten wir eine Tür, eine weitere Schleuse und betraten einen zweiten, kaum kleiner wirkenden Raum, der im Gegensatz zu dem vorigen geradezu leer wirkte. Den Raum durchmaß der gesamten Länge nach ein Fließband, auf dem in regelmäßigen Abständen das fertige Produkt, ein kleiner weißer Kasten mit abgerundeten Ecken und mir gänzlich unbekannter Funktion, lag und sich gleichmäßig auf einen Ausgang am anderen Ende des Raumes zubewegte. Genau in der Mitte des Raumes stand neben dem Fließband ein Pult, vor dem ein Bürostuhl aufgestellt war.
„Ihr Arbeitsplatz“, erklärte mir der Herr und wies auf den Stuhl. „Setzen Sie sich! Ich werde Sie mit Ihrer Aufgabe vertraut machen. Dabei ist es von größter Wichtigkeit, dass Sie mir genau zuhören. Ihr Beitrag, ich kann es nur wiederholen, ist für das Funktionieren der gesamten Produktion von entscheidender Bedeutung. Nun aber endlich zu Ihrer Aufgabe: In regelmäßigen Abständen werden Sie einen Signalton hören. Wenn dieser ertönt - und nur dann -, drücken Sie den Knopf auf Ihrem Pult, der aufleuchtet, halten ihn ungefähr drei Sekunden gedrückt, dann lassen Sie ihn los und warten auf den nächsten Signalton. Haben Sie das verstanden?“
Ich nickte. „Mir ist aber nicht recht klar, warum diese Tätigkeit nicht auch von einer Maschine gesteuert werden kann? Das scheint mir irgendwie unlogisch“, bemühte ich mich zu verstehen, warum ich überhaupt an diesem Ort war.
„Das ist bedauerlicherweise als Teil unserer technischen Ausstattung einem strengen Betriebsgeheimnis unterworfen. Sie verstehen sicher, dass wir die sensiblen technischen Daten unserer Produktionsmethode, soweit sie nicht für die Ausübung Ihrer Tätigkeit von Belang sind, nicht mit Ihnen teilen können. Was Sie interessieren sollte, ist, dass Ihre Anwesenheit hier aus unserer Sicht eine Notwendigkeit ist und Ihnen zu Lohn und Brot verhilft“, tadelte er mich. „Ihre Schicht beginnt pünktlich um 9:00 Uhr und nicht einen Augenblick später und endet um 18:00 Uhr. Um 12:00 haben Sie eine Stunde Mittagspause.“ Er hielt mir einem Stift und einen dünnen Vertrag hin, der auf der letzten Seite aufgeschlagen war. „Unterzeichnen Sie nun bitte hier“, forderte er mich auf. Ich unterzeichnete. Warum, konnte ich nicht sagen, in diesem Augenblick schien es mir das einzig Mögliche zu sein.
Mein Gegenüber blickte auf seine Uhr. „Wir haben bereits 9:30 Uhr. Da die entstandene Verspätung durch Sie verschuldet ist, endet Ihre Schicht heute folglich um 18:30 Uhr. Alles Weitere entnehmen Sie bitte dem Arbeitsvertrag, den wir Ihnen zusenden. Ich muss mich nun verabschieden und wünsche Ihnen einen guten Start in unserem Unternehmen.“
Er ließ mir keine Zeit zu einer Antwort, sondern nahm mir Stift und Vertrag aus der Hand, drehte sich um und war kurze Zeit später durch die Tür verschwunden, durch die wir den Raum zuvor betreten hatten.
Ich saß vor dem Pult und fühlte mich vollkommen durcheinander. Ich war schlicht die gänzlich falsche Person. Ein anderer Max Müller musste gemeint sein. Ich wollte aufstehen und ihm nachgehen. Ihm sagen, dass es sich hier doch nur um irgendeine perverse Form von Missverständnis handeln konnte, ja, handeln musste. Aber hatte ich nicht gerade einen Vertrag unterschrieben? Mit meiner eigenen Unterschrift klargestellt, dass ich der richtige war. Ich kam mir in diesem Augenblick wie ein Betrüger vor. Was, wenn sich der richtige, der Max Müller, für den diese Arbeit bestimmt war, meldete und man mich zur Rede stellte? Sollte ich dann sagen „Ich bin Max Müller, eigentlich der falsche, aber durch meine Unterschrift habe ich vorgegeben, der richtige zu sein.“? Verwechslungen passierten, aber diese dann auszunutzen …? Hatte ich wirklich alles getan, um klarzustellen, dass ich der falsche bin? Sollte ich einen letzten Versuch wagen, es jetzt, nach geleisteter Unterschrift, noch klarstellen oder war es dafür schon zu spät?
Es schien mir unmöglich, hierzubleiben, vielleicht sollte ich einfach sagen, ich hätte es mir anders überlegt und kein Interesse. Aber was wäre, wenn sich dann herausstellen sollte, dass ich doch der Richtige wäre. Dann wäre ich einer, der die ihm gebotene Chance ausgeschlagen hatte, der widerspenstig war und sich gegen die Wiedereingliederung in die Arbeitswelt sträubte. Meine Betreuerin hatte mich schließlich in der Sache bereits vermerkt und ein weiterer Vermerk würde mich wohl endgültig zu einem Unwilligen abstempeln, zu jemandem, dem nur mit Sanktionen beizukommen wäre. Es war einfach vertrackt.
In diesem Augenblick riss mich ein lauter Pfeifton aus meinen Gedanken und einer der Knöpfe begann in einem wilden Stakkato zu blinken. Wie automatisch drückte ich den Knopf und das Pfeifen endete. Ich zählte innerlich bis drei und ließ los.
Vor mir rauschten auf der Produktionsstraße die kleinen weißen Quadrate vorbei. Immer in gleichem Abstand und ohne Unterlass kamen sie zur einen Seite des Raumes herein und verschwanden auf der anderen Seite wieder. Waren genug Quadrate an mir vorbeigezogen, ertönte das Pfeifen und ich drückte auf den Knopf, der mich mit heftigem Blinken dazu aufforderte.
Wieder und wieder und wieder.