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Die einsame Rose

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29.10.2014
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Die einsame Rose

Tag 1

Heute bekam das Fräulein wundervolle Rosen. So schön, so rot und so viele. Eine ganze Wagenladung hatte der Lieferant gebracht. Ich war vollkommen überfordert. Aber zum Glück hatten die Blumen ja einen Brief beigelegt, der alles ein wenig erklärte. Dort stand nicht einmal von wem diese wunderschönen Rosen waren. Nur, dass sie umgebend in das Zimmer des Fräuleins gebracht und dort gepflegt werden sollten. Noch jetzt, wenn ich diese Zeilen niederschreibe, kann ich mir die geheimnisvolle Sendung nicht erklären. Ich bekam im Laufe des Tages auch keine zufriedenstellende Antwort auf meine Fragen. Hatte ich auf eine Erklärung durch die anderen Bediensteten gehofft, so wurde ich natürlich enttäuscht. Niemand von uns wusste etwas über die geheimnisvollen Blumen, doch jeder stellte so eine Vermutungen an. Wahrscheinlich seinen sie von dem Verlobten des Fräuleins. Wenn man mich fragt, kann ich mir das jedoch kaum vorstellen. Immerhin ist er schon seit einigen Monaten an der Front. Keine Frage, der Herr ist ein toller Mann und ich habe nie verstanden weshalb er sich für das verwöhnte und immer hübsch geschniegelte Fräulein so sehr interessiert. Meiner Meinung nach ist sie langweilig wie ein vertrocknetes Brot und kann sich mit den Männern nur über die Schönheit ihrer Kleider und der Blumen unterhalten. Aber die heutigen Herren scheinen sich eben für solche Mädchen zu interessieren. Wahre Frauen, wie ich eine bin, blicken sie nicht einmal an oder würdigen sie nur eines Satzes. Eine solch opulente Blumensendung wäre dem gütigen Herren durchaus zuzutrauen. Immerhin ist er vollkommen vernarrt in das Mädchen und kann keine Sekunde ohne sie sein. Was war der Abschied für ein Drama. Er wollte sich kaum von ihr lösen und sie weinte eine Woche lang ununterbrochen. In ihren schwachen Momenten war ich dann auf einmal auch nicht mehr nur das dumme und naive Dienstmädchen, sondern für ihre leidenden Gedanken gut. Was hat sie ihre große Liebe vor mir beweint. Wie unwahrscheinlich sie ihn vermisse und wie lang die Zeit bis zu seiner Wiederkehr doch sei. Mir war meine tägliche Arbeit dann doch lieber und ich versuchte all das Klagen mir einem Lächeln und Pfropfen in den Ohren zu überhören. Aber langsam beruhigte sich das arme Mädchen wieder und schien kaum noch an den jungen Herren zu denken. Nur ein paar Mal sah sie ein wenig nachdenklich aus und die anderen Dienstmädchen sind sich auch jetzt noch sicher, dass sie bis zum Ende auf ihren Geliebten warten wird. Ich vertraue nicht ganz so sehr darauf. Wahrscheinlich dauert es nicht mehr lang und sie sucht sich einen verfügbaren jungen Mann, der nicht an der Front versucht das Land in diesem ungeheuren Krieg zu verteidigen. Sie wird sicher bald einsehen, dass der Tod ihres Liebsten wahrscheinlicher ist als eine baldige Hochzeit der Beiden. Aber wer weiß schon, ob er nicht wirklich einen Weg gefunden hat die Rosen von der Front aus in Auftrag zu geben. Der Lieferant und ich brachten ihr die Blumen aufs Zimmer, wie es auf der Karte stand. Das Fräulein hatte mal wieder ihr schönstes Kleid angezogen und war gerade vor ihrem reich verziertem Schminktischen dabei sich die schönsten Wässerchen auf zu tupfen. Sie beachtete uns in ihrer Selbstverliebtheit kaum und summte fröhliche irgendeine törichte Melodie vor sich her. Das Licht des großen, dreigeflügelten Fensters erhellte den ganzen Raum und ließ in seinen Strahlen die feinen Staubpartikel wild miteinander tanzen. Das große Himmelbett, gegenüber des Fensters, hatte ich erst heute morgen hergerichtet und schon wieder waren die Laken vollkommen durcheinander. Wir wussten nicht, ob wir sie stören sollten. Aber am Ende würde sie uns schon bemerken, spätestens wenn die knapp einhundert Rosen in ihrem Zimmer standen. Ich machte mir zu Beginn etwas Sorgen, da wir keinesfalls so viele Vasen auftreiben konnten. Doch auch daran hatte der Absender gedacht und immer knapp 10 Rosen in einer großen, bauchigen, weiß-goldenen Vase zusammengefasst. Wir verteilten sie auf allen Schränken und den Tischen. Das Fräulein hatte erst mit dem Summen aufgehört, als sie uns mit den Vasen hantieren hörte. Es war als hätten wir sie mit unserem Eindringen aus einem Traum geholt. Sie wollte mir gerade schon wieder den Befehl geben ihren Mantel zu holen, da sie es liebte im Garten spazieren zu gehen. Doch als sie sich umdrehte und die Rosen erblickte, verstummte sie auf einmal. Es war, als hätte man einen Knopf gefunden, der sie auf Stumm stellte. Ihr Lachen verschwand und ich schwöre, dass ich sie noch nie zuvor so verletzt und ernst gesehen hatte. Ich sagte ihr, dass ich ihren Mantel schnellstmöglich holen würde, aber sie wollte ihn nicht mehr. Auch als ich auf die vielen schönen Rosen hinwies, sagte sie nichts. Nur ein stummes Nicken bejahte meine Aussage über die herausragende Schönheit der Blumen. Sie drehte sich schnell wieder zu ihrem Tischchen und sagte nur noch, dass sie am heutigen Tag nicht mehr gestört werden wollte. Ich weiß noch nicht, was es mit den Blumen auf sich hat, aber ich werde es sicher bald erfahren. In meiner Zeit als Dienstmädchen habe ich schnell gelernt, dass Geheimnisse besonders in einem Landhaus wie diesem nicht lang verborgen bleiben. Einer der Bedienstete findet immer die Geschichte hinter dem Geheimnis. Nun bin ich an der Reihe.

Tag 2

Schon wieder kamen mindestens einhundert Rosen. Wieder gegen zehn Uhr morgens. Ich habe versucht den Lieferanten über ihre Herkunft auszufragen, aber er wusste auch nicht mehr, als auf der Karte stand. Die Blumen selbst holte er angeblich direkt von einem Blumenladen aus der Stadt, der ihn nun schon den zweiten Morgen angerufen und ihm diesen Auftrag erteilt hatte. Mehr konnte er mir auch nicht sagen. Ich wollte nicht weiter nachfragen, da er allein von der großen Lieferung sehr gestresst zu sein schien. Ich habe meine liebe Kollegin Marie gefragt, ob sie mir beim Tragen helfen könne. Den Lieferanten wollte ich nicht länger als nötig beanspruchen. Marie war es auch, die mich darauf aufmerksam machte, dass all die wundervollen roten Rosen noch geschlossen waren. Wer verschickt denn geschlossene Blumen? Ich konnte mir das alles einfach nicht erklären und kannte auch kein Mädchen, die sich über ein solches Geschenk gefreut hätte. Aber wenn ich ehrlich bin, scheint sich auch das Fräulein nicht besonders zu freuen. Mit ihr geht seit gestern Merkwürdiges vor. Als wir heute die Rosen in ihrem Zimmer abstellten, lag sie noch im Bett und auch zuvor durfte ich ihr Zimmer nicht betreten. Ich mag das eingebildete Fräulein zwar nicht sonderlich, aber ihre Veränderung macht mir Sorgen. Egal was bisher geschehen war, sie hatte nie ihren Anstand vergessen. Selbst kurz nach dem Tod ihrer geliebten Schwester hatte sie immer auf ihre Kleidung und ihr Verhalten geachtet. Doch heute hatte das Fräulein noch ihr Nachtgewand an und lag teilnahmslos in ihrem Bett. Kein Summen kam über ihre Lippen und auch der vertraute Duft ihrer Wässerchen fehlte heute. Wir stellten die Vasen dieses Mal bereits auf den Boden, da auf den Ablagen keinerlei Platz mehr war. Das Fräulein sagte die ganze Zeit kein Wort und beobachtete uns aus ihren halb geöffneten Augen bei der Arbeit. Als ich die gelieferten Rosen goss, sagte sie nur, dass sie heute kein Essen mehr haben wolle. Ich versuchte sie vom Gegenteil zu überzeugen, aber es gab keinen Weg zu ihr. Marie erwartete mich später in der Küche und stellt mir einige Fragen über die geheimnisvolle Lieferung. Doch ich wusste noch immer eine Antwort. Marie scheint sich so langsam ihre eigene Geschichte zusammen zu spinnen. Sie vermutet, dass das Fräulein einen heimlichen Verehrer hat und dieser, nachdem sie sich nicht zu einer Entscheidung durchringen konnte, nun Druck macht. Wahrscheinlich sind die Rosen eine Art Erpressung und das Fräulein soll sich nun für den Unbekannten entscheiden. Maries Geschichte leuchtet mir durchaus ein. Ihr armer Verlobter tut mir sehr leid, sollte Maries Annahme der Wahrheit entsprechen. Er zieht in den Krieg und versucht für seine große Liebe am Leben zu bleiben und sie vergnügt sich schon mit dem Nächsten. Ihre schönen Kleider, ihr Schmuck und die Wässerchen können eben nicht über ein schwarzes Herz hinwegtäuschen.

Tag 3

Heute habe ich mir einen Spaß erlaubt und schon am Morgen auf den Lieferanten gewartet. Natürlich wurde ich nicht enttäuscht. Das Fräulein muss jetzt ungefähr 300 rote, geschlossene Rosen besitzen. Marie und ich mussten sie überall auf dem Boden verteilen. Das Zimmer des Fräuleins sieht aus wie ein einziges rotes Meer aus wundervoll duftenden Blumen, die ihre volle Pracht jederzeit entfalten können. Die Sonne der großen Fenster spielt mit den Blättern jeder einzelnen Blume, bricht sich auf ihnen und lässt sie in den unterschiedlichsten Farben erstrahlen. Das Fräulein war heute morgen auch bereits wach und saß angezogen auf ihrem Bett. Ihr Kleid glich den Blumen. Lang, voluminös, rot, mit goldenen Verzierungen. Das Mieder war wie eh und je akkurat geschnürt. Ihre Lethargie des gestrigen Tages schien wenigstens ein wenig gewichen zu sein. Immerhin hatte sie sich heute schon am Morgen herausgeputzt. Doch noch immer wollte sie partu nicht das Haus verlassen. Ich konnte sie einfach zu keinem Spaziergang überreden, auch wenn sich draußen das Herbstwetter von seiner glänzenden Seite zeigte. Noch immer sprach sie kein Wort und wirkte fast teilnahmslos, als wir ihr die Blumen ihres vermeintlichen Verehrers brachten. Sie betrachtete sie nur kurz, aber voller Wehmut in den Augen und blickte dann starr zu Boden. Noch immer regt sich Marie über die Undankbarkeit des Fräuleins auf. Den anderen Bediensteten erzählt sie in der Pause in allen Einzelheiten die Vorgänge des Morgens. Sie wird nicht müde sich in Verschwörungen zu verstricken. Ich habe gelernt meinen Mund zu halten, da unter den Angestellten nur selten Freundschaft und Vertrauen herrschen. Sollte das Fräulein in den kommenden Tagen wieder zu Vernunft kommen, wovon ich dringendst ausgehe, wird sie schon unsere verbreiteten Hirngespinsten erfahren. Das möchte ich nicht riskieren. Wenn der Herr wieder aus dem Krieg zurückkehrt, kann ich ihm nur wünschen, dass er den wahren Charakter des Fräuleins erkennt.

Tag 4

Ich bin vollkommen außer mir und kann kaum wiedergeben, was sich in den letzten Stunden Dramatisches abgespielt hat. Ich habe mit Marie, wie schon in den letzten Tagen, auf den Lieferanten gewartet. Doch er kam einfach nicht. Wir wurden ungeduldig und fragten uns, ob der heimliche Verehrer vielleicht schon nach so kurzer Zeit aufgegeben hatte. Wir beschlossen keinen Gedanken mehr an die Rosen zu verlieren. Zum Frühstück schickte ich Marie in das Zimmer des Fräuleins, um ihr die Speisen zu bringen oder sie vielleicht doch zu überreden das Haus zu verlassen. Nach mehr als einer halben Stunde hatte mir Marie noch immer keinen Bericht über den Zustand des Fräuleins erstattet und auch sonst hatte ich sie nirgends im Haus erblickt. Ich wurde ungeduldig und beschloss selbst nachzusehen. Die Tür des Zimmers war weit geöffnet und ich betrat nach einem formellen Anklopfen den Raum. Begrüßt wurde ich von einem Blumenmeer, das einen unvorstellbaren Duft entsandte. Die Rosen schienen sich alle am Morgen geöffnet zu haben. Der Anblick trieb mir die Tränen in die Augen. Die Blumen duftetet, wie ich es noch nicht erlebt hatte. Und dann erblickte ich das Grauen. Marie lag vor dem Bett des Fräuleins und war leichenblass. Sie schien ohnmächtig. Schnell holte ich den nahestehenden Bediensteten, der Marie sofort aus dem Zimmer trug. Er war es auch, der das Fräulein entdeckte. In ihrem glänzenden, roten Kleid vom Vortag hatte ich sie in meinem Schock gar nicht wahrgenommen. Sie lag friedlich auf dem Bett, die Hände gefaltet. Ihr Kleid war akkurat drapiert und von Rosen umgeben. Nur ihre weit aufgerissenen Augen und ihre blasse Haut ließen das Unheil erkennen. Eine Mischung aus der friedlichen Stille der Blumen und der Grausamkeit des Todes legte sich über den Raum. Nie wieder werde ich das Gefühl, die Aura und den Moment vergessen, der dem Fräulein all ihre Würde nahm. Die nächsten Stunden verbrachten wir alle in einem Schock. Ich überlegt mir, wie ich den Herren des Hauses den Tod ihrer Tochter nur erklären konnte. Sie würden bald aus der Stadt zurückkehren und ich müsste ihnen das Unerklärliche erklären. Dazu war ich nicht in der Lage. Ohne Ziel streifte ich, in meinen Gram vertieft, im Haus herum. Am Ende fand ich mich in dem Zimmer des Fräuleins wieder. Noch immer lag sie in ihrem Bett, wenn auch nun mit geschlossenen Augen. Sie sah so friedlich aus. Noch immer erstrahlten die Blumen um sie herum, und wurden von dem Licht des Herbstes eingefangen. Ich setzte mich an den Schminktisch des Fräuleins. Die vielen Wässerchen täuschten trügerisch über das Unheil hinweg. Nur ein Blatt Papier störte das harmonische Bild. Es klemmte unter einem der gläsernen Flakons. Fast sah es aus wie ein Brief und meine natürliche Neugier brachte mich dazu ihn an mich zu nehmen. Wie sich herausstellte, war genau dieses Blatt der Schlüssel dieser Tragödie und ich brauchte nur dies, um den Eltern des Fräuleins das Drama zu erklären. Folgendes schrieb sie augenscheinlich kurz vor ihrem Tod:

„Liebste Mutter, liebster Vater,

Vincent ist Tod. Ich weiß genau, dass er erst vor einiger Zeit an der Front gefallen ist. Ich liebe euch sehr, aber ohne ihn will ich nicht sein. Vielleicht versteht ihr unsere Tat, da auch ihr euch sehr zu lieben scheint. Bei seiner Abreise wussten wir schon, dass er wahrscheinlich nicht wiederkehren würde. Für diesen Fall, beschlossen wir gemeinsam in den Tod zu gehen. Mit dem Tag seines Todes sollte mir sein Bruder Blumen schicken, drei Tage lang, immer genau 100 am Tag, denn genau so viele Tage waren wir glücklich vereint. Ich wusste sofort, dass er gestorben war, als ich die Blumen sah. Am vierten Tag öffnen sich die Blumen und geben ihr süßes Gift frei. Es kostete uns einige Mühe genau diese giftigen Schätze zu bekommen. Nun wisst ihr auch, wie ernst es mir mit ihm war. Er wartet im Himmel auf mich und muss nun nicht mehr einsam sein. Ich werde auf euch schauen und euch nun in ewiger Liebe beschützen.

Mit ganzem Herzen,

eure F.“

 

Hallo Lia Burg,

herzlich willkommen!

Deiner ersten Geschichte stehe ich unentschlossen gegenüber. Eigentlich eine nette kleine Story, aber man könnte mehr daraus machen. Mehr Mutmaßungen, Nachforschungen des Personals unterbringen, damit die Geschichte spannender wird.
Auch wiederholt sich einiges. Beispiel:
Niemand von uns wusste etwas über die geheimnisvollen Blumen,
Das ist da längst bekannt.

Auch wird manchmal ungenau formuliert:
Aber zum Glück hatten die Blumen ja einen Brief beigelegt, der alles ein wenig erklärte.
Der „Brief“ erklärt nichts, wie man gleich darauf lesen kann:
Nur, dass sie umgebend in das Zimmer des Fräuleins gebracht und dort gepflegt werden sollten
Das ist lediglich eine Anweisung.

Hatte ich auf eine Erklärung durch die anderen Bediensteten gehofft, so wurde ich natürlich enttäuscht.
Warum „natürlich“? Würd ich streichen.

vor ihrem reich verziertem Schminktischen dabei sich die schönsten Wässerchen auf zu tupfen.
Schminktischchen
Was ist an den Wässerchen „schön“? Da würd ich ein passenderes Wort nehmen.

Und summte fröhliche irgendeine törichte Melodie vor sich her.
fröhlich
vor sich hin

ich versuchte all das Klagen mir einem Lächeln und Pfropfen in den Ohren zu überhören.
ich versuchte, all das Klagen mit einem Lächeln und Pfropfen in den Ohren zu überhören.

Es sind noch einige Fehlerchen im Text.
Es wäre für den Leser eine Erleichterung, wenn du mehr Zeilenumbrüche und Absätze einfügst.

Das Stichwort „Historik“ ist unpassend. Es werden weder Ort noch Zeit genannt, noch findet man im Text spezifische Gegenstände einer Epoche. Sogar der „Krieg“ wird nicht näher bezeichnet, wenn ich mich recht erinnere.

Ich meine, so kann der Text noch nicht wirklich begeistern.

Lieben Gruß!

 

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