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Die Einsicht
Heute war ich zum ersten Mal seit acht Jahren nicht im Tennistraining.
Eigentlich ist dies nichts Besonderes. Aus beruflichen Gründen, wegen
einer Einladung oder einer kurzen Krankheit kann es leicht passieren, dass man
nicht zum Training geht. Doch ich bin nicht krank, auch sonst nicht verhindert am
Spiel teilzunehmen. Heute wollte ich nicht Tennis spielen. Überraschenderweise
habe ich den Sport, die Bewegung, die Menschen überhaupt nicht vermisst!
Warum auch sollte man als erwachsener Mensch seine befristete Lebenszeit
damit verbringen, einen Ball über ein Netz zu schlagen? Warum mit
irgendwelchen Leuten über Spielstände, Mannschaftsleistungen und
Wettkampftermine diskutieren?
Solange man sich zu diesen Dingen zugehörig fühlt, mitmacht, sie als wichtig
erachtet, solange macht alles Sinn. Stellt man sich aber gewissermaßen nur
einen Schritt neben die Dinge, dann sind sie vollkommen bedeutungslos!
Saitenspannungen, neues Schuhwerk, Ranglisten - alles spielt keine Rolle mehr!
Für was hat man geschwitzt, ist gerannt, hat die Schlägerhaltung mühsam
korrigiert?
Ich empfinde eine tiefe Beunruhigung. Es ist klar: Nicht nur auf den Tennissport
trifft die Subjektivität des Sinngehaltes zu.
Alles aufgeben.
Alles erhalten.
Alles aufgeben.
Alles behalten.
Alles bedeutungslos.
Grenzen?
Loslassen?
Zweifeln?
Es klingelt an der Tür. Das Nachbarskind fragt, ob ich ihm Tennis beibringen
könne.
Ich werde es gerne tun.
19.3. 02