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Die Gefangenen

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18.12.2006
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Die Gefangenen

„Er ist da“, sagte Plummer.
Der Robotechniker stand in der geöffneten Tür von Marc Swans Büro, während Dampffäden von der gefrorenen Oberfläche seines Hydrothermanzugs aufstiegen, wie ein zerrissenes Spinnennetz. Die Kapuze seines Isomantels hatte er weit über den Kopf gezogen, sodass Swan nur den unteren Teil seines kantigen Gesichts sehen konnte.
„Ist er noch im Hangar?“, fragte Swan, ohne den Blick vom Bildschirm seines Terminals abzuwenden. Er war gerade dabei seinen Tagesbericht zu schreiben, wobei er seine Neuralschnittstelle benutzte, um sich die lästige Tipperei zu ersparen.
„Ja, er wartet bei seinem Schiff. Soll ich ihn in den Besprechungsraum bringen?“
„Nein, lass ihn ruhig da warten. Wo genau steht sein Schiff denn?“
„Landeplatz acht, etwas abseits von dem ganzen Trubel.“
„Gut, geh schon mal vor, ich bin gleich da. Will nur noch diesen Satz hier zu Ende schreiben“.
Swan griff nach einem silbernen Fläschchen, das neben seinem Terminal auf dem Tisch stand und nahm einen kräftigen Schluck daraus. Brennen erfüllte seine Kehle, fraß sich wie ein Buschfeuer durch seine Speiseröhre in die Tiefe und verbrannte für einige Augenblicke das, was seit diesem Tag vor sieben Jahren in ihm wohnte und immer wieder von neuem wucherte, wie Unkraut nach einer Brandrodung.
Ohne zu Plummer zu schauen, wandte er sich wieder seinem Bericht zu.
„Ziemliches Sauwetter draußen, was?“ sagte er.
„Kann man wohl sagen, wir haben jetzt minus zwanzig Grad. Die dreißiger Marke werden wir heute Nacht wohl noch knacken.“
„Zum Kotzen. Ist die Fundstelle noch ausreichend gesichert?“
„Ja, alles vorschriftsmäßig, genauso wie Du es angeordnet hast. Übrigens zieht gerade ein Sturm auf, das solltest Du im Auge behalten. Bin froh, dass meine Schicht gleich vorbei ist.“ Plummer wandte sich zum gehen, hielt dann aber kurz inne. „Ach ... das hatte ich fast vergessen. Er kommt nicht von Terra, er ist Namharianer.“
„Was?“, Swan drehte seinen Kopf zu Plummer und ballte die Fäuste auf den Stuhllehnen.
„Verdammter Mist, ich dachte die Sache würde ohne Komplikationen über die Bühne gehen. Was denken sich diese Arschlöcher beim I.I.A.R. eigentlich?“
„Keine Ahnung“, der Techniker zuckte mit den Schultern. „Dachte nur, du solltest es wissen.“
Plummer zog die Bürotür hinter sich zu und das monotone Summen der Klimaanlage dominierte wieder den kleinen Raum.
Swan starrte in die Diodenlampe auf seinem Schreibtisch. Endlich hatte man beim Institut for Interplanetary Archeological Research reagiert und dann schickte man ihm einen Namharianer. Er hatte noch nie zuvor einen Namharianer gesehen. Swan überlegte, was er davon halten sollte, kam aber zu keinem befriedigenden Ergebnis. Was soll’s, dachte er, früher oder später musste sein Anteil an der Fundprämie, die das I.I.A.R. und seine Firma für solche Fälle vereinbart hatten, auf sein Konto flattern und dann war er raus aus allem. Als Bauingenieur war er zwar kein Fachmann für prähistorische Artefakte, aber sein Gefühl sagte ihm, dass sie mit ihrem Fund vor ein paar Tagen einen ziemlichen Treffer gelandet hatten. Sein Prämienanteil würde beträchtlich ausfallen und seine Schulden bei dem Buchmacher auf Devon Prime wären Geschichte - bevor dort jemand auf die großartige Idee kam, ihn zu besuchen und ihm irgendetwas abzuschneiden.
Swan übermittelte über seine Neuralschnittstelle einen abschließenden Satz für seinen Tagesbericht an den Computer, den er danach mit einem Neurobefehl abschaltete. Dann holte er seinen Hydrothermanzug und den Isomantel aus dem Schrank und legte beides gewissenhaft an, da es im Hangar fast genauso kalt war, wie auf dem Baufeld. Er zog die Kapuze des Mantels über seine dunkelbraunen Haare, die trotz seiner zweiundvierzig Jahre von grauen Invasoren noch erfreulich verschont geblieben waren; wahrscheinlich aber nur, weil seine letzten Arbeitsstätten so entlegen waren, dass sie ihn schlicht und ergreifend vergessen hatten. Jill hatte dagegen immer behauptet - noch bevor er am Rande der zivilisierten Planeten über die Runden kommen musste - es läge an seinen Augen.
Wenn Du jemanden nicht ausstehen kannst, verwandeln die sich in dunkelblaue Eiskristalle, mein Lieber. Es werden sich niemals graue Haare auf deinen Schädel trauen, glaub mir, hatte sie ihm scherzhaft vorgeworfen, nachdem sie ihm auf einer Party eine ihrer dumm schwätzenden Kolleginnen der Höflichkeit halber vorgestellt hatte. Sich zu verstellen, war noch nie eine seiner Stärken gewesen; wenn er überzeugte, dann durch seine Fachkompetenz. Nun ja, das war lange her.
Bevor er sich auf den Weg machte, nahm er noch einen letzten Schluck aus seinem Fläschchen und verstaute es in einer der frostsicheren Taschen des Anzugs. Mit großen Schritten verließ er das Büro und durchquerte den Korridor. Als Swan die Tür zum Hangar öffnete und er den Hallenkomplex betrat, brandete ihm ohrenbetäubender Lärm entgegen. Wie eine Glasscherbe zog die Kälte in der Halle über sein Gesicht und ließ seinen Atem zu Eis gefrieren.
Der Weg zu Landeplatz acht führte ihn quer durch das gesamte Gebäude, unter dessen zwanzig Meter hoher Decke gerade die Betriebsamkeit eines Bienenstocks herrschte. Vor kurzem waren drei Transporter mit Baumaterial gelandet und eine Armee von Lagerbots war gerade dabei sie so schnell wie möglich auszuladen. Einige Roboter rollten auf Ketten, andere stakten auf zwei Metallbeinen kreuz und quer durch die Halle, beladen mit diversen Behältern, auf dem Weg zu den jeweiligen Bestimmungsorten, die man ihnen einprogrammiert hatte. Swan musste mehrmals zu Seite springen, um nicht von einem der Metallkolosse zertrampelt oder zerwalzt zu werden. Über einem der Transporter war das Hallendach noch einen Spalt breit geöffnet, wodurch das Heulen des Sturmes von draußen in die Halle drang und Schneeflocken auf das kantige Schiff herabrieselten. Die Luft roch nach dem heißen Metall der Triebwerke, die im Inneren noch rot glühten. Etwas weiter rechts wurde ein anderer Transporter mit Bauabfällen beladen, die für die Recyclinganlage auf Seroton vier bestimmt waren.
Zwischen dem Gewirr aus Robotern, Schiffen und Baumaterial hindurch, erblickte Swan den kleinen Transporter seines Gastes, der sich durch seine abgerundete Form und die Gold schimmernde Oberfläche deutlich von seinen funktionalen Nachbarn von Terra unterschied. Dann sah er, wie sich etwas abseits davon zwei Gestalten angeregt unterhielten; Plummer und der Namharianer, der den nicht eben klein gewachsenen Ingenieur noch um einen ganzen Kopf überragte.
Der Namharianer trug bereits einen grünen Hydrothermanzug, über den er eine Art Tunika gelegt hatte, kunstvoll gefaltet und übersäht mit prächtigen Stickereien, den hohen Stand seines Trägers und dessen uralte Kultur wieder spiegelnd. Der Umhang diente gleichzeitig als Kapuze und Swan vermutete, dass er ebenfalls aus einem Isomaterial gefertigt war.
Als Swan die beiden erreicht hatte, wollte Plummer etwas sagen, doch er kam ihm zuvor.
„Es freut mich Sie hier begrüßen zu dürfen, Sir. Mein Name ist Marc Swan. Ich bin der leitende Ingenieur auf dieser Baustelle.“ Swan blickte in die gelb leuchtenden, pupillenlosen Augen seines Gastes und versuchte ein freundliches Gesicht aufzusetzen.
„Hatten Sie einen guten Flug, Sir?“ fragte er.
„Ich kann nicht klagen“, kam die Antwort, so unterkühlt, wie die Luft, die sie umgab. Die faltige, violette Haut des Namharianers bewegte sich dabei wie die Oberfläche eines sturmgepeitschten Meeres. Er musste uralt sein.
„Sie haben hier die Leitung? Das ist sehr erfreulich, denn ich möchte nicht noch mehr von meiner kostbaren Zeit hier verschwenden.“
Swan bemerkte, wie Plummer beim letzten Satz zusammenzuckte und Mühe hatte nicht die Beherrschung zu verlieren. Der Namharianer machte dem Ruf, der seinem Volk vorauseilte, alle Ehre.
Swan beschloss erst einmal ruhig zu bleiben, es stand zu viel auf dem Spiel.
„Darf ich Ihren Namen erfahren, Sir?“ fragte er.
„Natürlich, auch wenn Sie wahrscheinlich nicht viel damit anfangen können ... mein Name ist Zarak’ Ngock Tignnmapkadok. Ich bin Großmeister des Ordens der Hüter des Tempels der geheiligten Geschichte von Namhar.“
„Sehr erfreut“, sagte Swan. „Gibt es von ihrem Namen auch so etwas wie eine Kurzform?“
Die Augen des Namharianers flammten für einen Moment auf und Plummer grunzte leise. Swan biss sich auf die Lippe, denn er erkannte, leider zu spät, dass die Frage bei seinem Gast nicht besonders gut ankam, doch andererseits hatte er keine Lust sich innerhalb der nächsten Stunden die Zunge auszurenken.
„Sie dürfen mich Zarak nennen, wenn ihnen das leichter fällt.“ Antwortete der Namharianer emotionslos.
Swan versuchte dessen Blick standzuhalten.
„Ich möchte nicht unhöflich erscheinen“, sagte er. „Aber warum hat man Sie geschickt und nicht einen Archäologen vom I.I.A.R.?“
„Geschickt?“ schnaubte Zarak. “Man hat mich nicht geschickt. Ich opfere hier meine wertvolle Zeit für Sie, damit ich Ihnen mein fundiertes Wissen zu Verfügung stellen kann.“
„Entschuldigung ...“
Sauber, noch ein Fettnapf, dachte Swan, reiß dich zusammen alter Junge.
„Gut, also, warum sind Sie hierher gekommen und nicht ein Vertreter von Terra?“
Der Namharianer blickte wie eine Skulptur auf ihn herab.
„Nach der ersten Auswertung der Daten, die sie dem I.I.A.R. übermittelt hatten, kam man dort zu dem Schluss, dass es sich um ein sehr altes, namharianisches Artefakt handeln musste. Daher hat man uns hinzugezogen. Wir haben daraufhin das I.I.A.R. davon überzeugt, dass es aufgrund unserer zweifellos größeren Kompetenz sinnvoller wäre, wenn wir uns der Sache annehmen würden.“
Scheiße, dachte Swan. So etwas hatte er schon befürchtet. Komplikationen standen ins Haus, wie unliebsame Verwandte zu weihnachten und seine Prämie drohte wieder in weite Ferne zu rücken.
„Das heißt, Sie taxieren den Wert des Fundes für das I.I.A.R.?“
„Sehr richtig, Mr. Swan. Daher wäre es äußerst hilfreich, wenn ich mich unverzüglich an die Arbeit machen könnte.“
„Das ist ganz in meinem Sinne, Mr. Zarak. Wir können sofort zur Fundstelle gehen. Wenn sie uns bitte folgen wollen.“
„Braucht ihr mich noch?“ fragte Plummer.
„Eigentlich nicht“, sagte Swan. „Mach Feierabend, wir sehen uns morgen.“
Plummer entfernte sich, während die beiden anderen den nächstgelegenen Ausgang ansteuerten.
Swan wollte unbedingt noch mehr von seinem Gast erfahren.
„Sie sprechen unsere Sprache wirklich sehr gut muss ich sagen.“ Sich etwas einzuschleimen konnte unter den gegeben Umständen auch nicht schaden.
„Ich bin einhundertachzig Terra-Jahre alt. Da hat man genügend Zeit eine so ... einfach strukturierte Sprache, wie die Ihre zu erlernen.“
Sag doch gleich, dass wir in deinen Augen Wilde sind, dachte Swan. Er biss die Zähne zusammen, denn es ging um eine Menge Geld, um sein Geld oder vielmehr um Geld, dass zum Teil einem Buchmacher gehörte, was die Sache nicht gerader angenehmer machte.
Doch Swans Höflichkeitsoffensive schien bei Zarak Wirkung zu zeigen.
„Was bauen sie hier eigentlich auf diesem entlegenen Mond am Rand der besiedelten Zone?“ fragte Zarak. Zumindest schien auch er jetzt um ein Minimum an Höflichkeit bemüht zu sein.
„Die Planetary Mining Coorporation hat in dem Gebirgszug der sich unmittelbar an unser Baufeld anschließt ein lukratives Titanvorkommen prospektiert. Wir bauen hier eine Anlage zur Aufbereitung des Titanerzes. Es gibt noch ein zweites Baufeld oberhalb hiervon, im Gebirge, wo gerade die Infrastruktur für die Mine errichtet wird.“
„Und wie sind sie auf das Artefakt gestoßen?“ fragte Zarak.
„Um das Bauplanum herzustellen, müssen wir uns durch einen dreißig Meter dicken Eispanzer sprengen, der die gesamte Hochebene bedeckt. Vor ein paar Tagen wurde das Artefakt bei einer solchen Sprengung freigelegt. Es steckte im unteren Teil der Eiswand, direkt über dem Boden.“
Swan blieb kurz vor der Tür stehen.
„Ich bin zwar kein Fachmann, aber meiner Meinung nach muss es da seit Jahrtausenden gelegen haben.“
Sie setzten beide ihre Schutzbrillen auf und Swan öffnete die Tür. Sie hatten den Hangar noch nicht richtig verlassen, da zerrte bereits eine Windböe so heftig an ihnen, dass Swan beinahe die Tür aus der Hand gerissen worden wäre. Wie ein Asteroidenschauer prasselten Eiskristalle aus dem tintenschwarzen Himmel auf sie herab und verursachten brennende Schmerzen auf den ungeschützten Stellen von Swans Gesicht. Er bereute bereits, seine Isomaske im Büro gelassen zu haben.
Vor ihnen dehnte sich in den Lichtkegeln der Bauscheinwerfer das rechteckige Baufeld aus. Hinter ihnen ragte der Hangar, wie ein gewaltiger Monolith in den Nachthimmel auf. Direkt hinter dem Hallenkomplex stieg das Gelände zum angrenzenden Gebirgszug steil an. Dort, in zweitausend Meter Höhe, hätte man bei besserem Wetter die Scheinwerfer des zweiten Baufeldes sehen können, doch das Schneetreiben machte dies unmöglich. Die Begrenzung der anderen drei Seiten des Baufeldes bildete eine bis zu dreißig Meter hohe Eiswand, die im Licht der Scheinwerfer wie ein ungeschliffener Aquamarin schimmerte.
Dutzende von Baubots waren damit beschäftigt, das Planum für die ersten Bauabschnitte herzustellen. Einige hoben Gruben aus dem vereisten Boden aus, während andere Pflöcke in die Erde trieben, die als Vermessungspunkte dienten.
Links von ihnen lagen die Mannschaftsquartiere für die wenigen Ingenieure und Robotechniker. Die tonnenförmig gewölbten Bunker schienen im Schnee zu versinken und aus ihren Luken ergossen sich goldgelbe Lichtkegel über die davor liegende Fläche. Swan hob die Hand schützend wie einen Schirm vor sein Gesicht und blickte zu den ihm gegenüberliegenden Lagerhallen und Werkstattbunker, die sich dicht an die dahinter aufragende Eiswand schmiegten. Auf der rechten Seite, wo die Beleuchtung zusätzlich aufgebauter Scheinwerfer zusammen mit den wild umherwirbelnden Schneeflocken eine Lichtaura entstehen ließen, lag die Fundstelle mit dem Artefakt.
Swan gab Zarak ein Zeichen ihm zu folgen. Mühsam gegen den Wind ankämpfend, näherten sie sich einer hell erleuchteten Einbuchtung in der Eiswand, die an dieser Stelle gut zwanzig Meter in den Nachthimmel ragte. Zu beiden Seiten standen Wachroboter, die Swan sofort nach der Entdeckung hatte aufstellen lassen. Mit einem Laserstrahl markierten sie einen halbkreisförmigen Absperrbereich, der sich mit einem Radius von dreißig Metern um den Fundort herumspannte. Wer hier ohne ausreichende Authentifizierung eintrat, bekam noch einmal eine höfliche Warnung zu hören, bevor ihm einer der beiden stählernen Wyatt Earps ein Loch in den Isothermanzug brannte. Hey Fremder, einer von uns ist hier zu viel auf dieser Baustelle ... Swan schmunzelte bei dem Gedanken, was ihm aber aufgrund der halb gefrorenen Gesichtsmuskulatur Mühe bereitete. Er schaltete die beiden Wächter mithilfe eines Neurobefehls ab. Sie gingen noch ein paar Schritte weiter und blieben dann stehen, den Blick auf das Objekt gerichtet, das wenige Meter vor ihnen aus dem Eis ragte.
„Beeindruckend!“ hörte Swan den Namharianer durch den Lärm des Sturms rufen.
„Wenn Ihnen das Licht nicht ausreicht, müssen Sie es nur sagen“, rief Swan. „Ich veranlasse dann sofort, dass noch mehr Scheinwerfer aufgestellt werden.“
„Nicht nötig“ erwiderte Zarak und trat ganz nah an das Objekt heran. Swan zog es dagegen vor, einen Mindestanstand von einigen Metern zwischen sich und dem Ding zu wissen.
Das, was vor ihm noch zur Hälfte im Eis steckte, hatte die Form eines Würfels, mit einer Kantenlänge von ungefähr drei Metern. Doch es sah nicht nur aus wie ein Würfel. Es handelte sich vielmehr um den perfekten Kubus. Swan hatte das Artefakt mithilfe eines Magneton-Tomografen vermessen lassen und es stellte sich heraus, dass seine kubische Form bis auf einen millionstel Millimeter exakt gearbeitet worden war. Doch es gab noch mehr Außergewöhnliches. Seine Oberfläche war übersäht mit Schriftzeichen, die Swan noch nie zuvor in seinem Leben gesehen hatte und er war sich sicher, dass er diese Unwissenheit mit fast allen anderen Lebewesen im Universum teilte. Am meisten aber beeindruckte Swan das orange Glühen, das in rhythmischen Kaskaden über die Flächen des Würfels floss, als wenn ein Jahrtausende altes Herz im Inneren schlagen würde.
Strahlung hatten sie nicht festgestellt, keine Geräusche, nichts.
„Wofür halten sie es?“ rief Swan dem Namharianer zu.
Als er keine Antwort bekam, trat er näher an ihn heran.
„Hören Sie ...“, setzte er noch mal an. „Ich würde jetzt ganz gerne wissen, was hier seit Tagen diesen Abschnitt auf meiner Baustelle lahm legt.“
Und außerdem möchte ich endlich wissen, was dieses Scheißding verdammt noch mal wert ist, dachte er, behielt es aber für sich.
Zarak drehte sich langsam zu ihm um. „Wir müssen reden“ rief er.
„In meinem Büro, schlage ich vor“ erwiderte Swan. Die Sache fing langsam an, ihm auf die Nerven zu gehen.

Zehn Minuten später saßen sie in Swans Büro und tranken Kolianischen Tee. Swan hatte seiner Tasse vorher einen ordentlichen Schuss aus seinem Silberfläschchen hinzugefügt, was Zarak regungslos zur Kenntnis genommen hatte.
„Also“, sagte Swan nach einem großen Schluck „dann klären Sie mich mal auf.“
Zarak schaute an Swan vorbei. Seit er den Kubus gesehen hatte, war jede Spur von Überheblichkeit aus seinem Wesen verflogen. Er wirkte auf Swan jetzt fast ein wenig unsicher. Zarak tippte mit seinen langen Fingern nervös an seiner Tasse und rang sichtlich nach den richtigen Worten.
„Es handelt sich um eine uralte Legende unseres Volkes“, begann er langsam, wobei er jedes einzelne Wort zu modellieren schien bevor es seinen lippenlosen Mund verlies.
„Gemäß uralten Überlieferungen hat unser erster Kaiser, Tumak, bevor er gekrönt wurde, einen verlustreichen Krieg gegen das Volk der Xinoer geführt.“
„Erster Kaiser“, unterbrach ihn Swan. „Soweit ich informiert bin, war das vor rund zehntausend Terra-Jahren.“
„Sehr richtig“ erwiderte Zarak „das Wissen über die Zeit vor der ersten Krönung beruhte bisher eher auf Legenden als auf Fakten und ist leider ziemlich lückenhaft.“ Er nahm einen Schluck aus seiner Tasse und atmete tief ein.
„Wie gesagt, dazu zählt auch die Legende um den Krieg gegen die Xinoer. Am Ende entschied Tumak diesen Krieg durch eine List für sich. Da die Xinoer reine Energiewesen waren, viel älter als unser Volk und von einer Macht erfüllt, die heute kaum vorstellbar ist, ließ Tumak von seinen Gelehrten eine Energiefalle konstruieren, mit der er den Rat der Xinoer bei fingierten Friedensverhandlungen überwältigen wollte.“
„Eine Energiefalle? Wie darf ich das verstehen?“ fragte Swan und lehnte sich zurück.
„Das Funktionsprinzip dieser Falle ist nicht mehr bekannt. Irgendwie war man damit in der Lage, die mentalen Energiesignaturen, der Xinoer zu bündeln und in einem Kraftfeld festzuhalten.“
„Einzusperren, meinen Sie“ sagte Swan. Zarak überging die Bemerkung, ohne eine Regung zu zeigen.
„Hat der Plan den funktioniert?“ wollte Swan wissen.
„Augenscheinlich, ja.“
Swan zog die Luft ein und hätte beinahe angefangen zu husten. „Sie wollen doch damit nicht sagen, dass der Würfel da draußen ...“
„Doch es sieht ganz danach aus.“ Erwiderte Zarak. Er stellte die Tasse vor sich auf den Tisch und fixierte Swan mit seinen fluoreszierenden Augen. „Er scheint ein Teil dieser Falle gewesen zu sein, wahrscheinlich sogar der zentrale Teil.“
„Soll das heißen ...“ Swan stockte der Atem.
„Mr. Swan, ich möchte sie jetzt etwas fragen und sie müssen mir eine ehrliche Antwort geben.“
Swan lief ein Schauer über den Rücken. „Ja, nur zu“ erwiderte er und kratzte sich an der Schläfe.
„Ist irgendjemand, also ich meine eine lebende Person, auf dieser Baustelle mit dem Kubus in Berührung gekommen, seitdem er freigelegt wurde.“
„Nein, das kann ich ihnen versichern. Wir arbeiten hier streng nach den Vorschriften der P.M.C. und die besagen in solchen Fällen, dass Fundorte von extraterrestrischen Artefakten sofort abzusperren und zu sichern sind. Daher habe ich unmittelbar nach der Entdeckung des Kubus die beiden Wachroboter aufstellen lassen, auf die nur ich Zugriff habe.“ Er stellte jetzt ebenfalls seine Tasse ab. „Wir haben das Ding zwar fotografiert und vermessen, die Strahlenwerte in seiner Umgebung haben wir natürlich auch überprüft, aber das war alles.“
„Sehr gut“, murmelte Zarak. „Das ist sehr gut.“
„Ich verstehe nicht ganz ...“
„Es ist so„ sagte Zarak. „Die Überlieferung geht noch weiter.“
Er begann Swan den Rest der Geschichte zu erzählen. Davon wie das Volk der Xinoer einige Zeit nach der Überwältigung ihrer Anführer spurlos verschwand. Er berichtete davon, wie Tumak den Kubus als Kriegstrophäe durch alle damaligen namharianischen Königreiche schickte und wie er daraufhin zum Kaiser gekrönt wurde. Er erzählte, wie Tumak seinen Untertanen es unter Androhung härtester Strafen untersagte dem Kubus näher als zehn Schritte zu kommen, da von ihm angeblich dämonische Kräfte ausgehen würden. Eine Manifestation des bösartigen Gedankenstromes der eingesperrten xinoischen Anführer, so hatte es Tumak formuliert. Er gestand sich als Einzigem das Recht zu, den Würfel zu berühren. Und schließlich berichtete Zarak davon, wie Tumak schließlich befahl den Kubus an einen abgelegenen, geheimen Ort zu bringen und sich seitdem seine Spur in der Geschichte verloren hatte.
Als er mit der Geschichte fertig war, goss er sich etwas Tee nach und lehnte sich zurück.
„Das war in groben Zügen die Geschichte des Würfels der Xinoer“ sagte er.
Swan wusste im ersten Moment nicht, was er sagen sollte. Gedankenfetzen schwirrten in seinem Kopf umher, wie ein Schwarm aufgescheuchter Vögel. Eines hatte Zarak noch nicht beantwortet, die entscheidende Frage, nämlich, was er mit dem Artefakt jetzt vorhatte.
„Also ich muss schon sagen“ Swan rieb sich mit Daumen und Zeigefinger über den Nasenrücken. „Ich habe ja schon einige Geschichten über ihr Volk gehört, aber das klingt mir dann doch etwas zu ... fantastisch.“
„Sie glauben der Überlieferung nicht?“
„Ich weiß nicht, was sollen denn das für magische Kräfte gewesen sein?“
„Ein paar Namharianer sollen nach der Berührung des Kubus verrückt geworden und kurz darauf gestorben sein. Vorher hatten sie noch etwas davon gestammelt, dass sie verstorbene Verwandte oder Freunde wieder gesehen hätten. Tumak hingegen, soll in der Lage gewesen sein, in die Zukunft zu sehen, wenn er den Würfel berührte.“
„Es tut mir Leid“, sagte Swan. „Ich glaube nicht an zehntausend Jahre alte Märchen.“
„Das ist Ihre Meinung, Mr. Swan“, erwiderte Zarak gelassen. „Ich habe meine Endscheidung bereits getroffen. Die Gefahr, die von dem Kubus ausgeht, ist meiner Meinung nach immens.“ Zarak holte kurz Luft.
Swan hatte das Gefühl, als würde gleich eine hundert Megatonnen Bombe in sein Büro einschlagen – und dann machte es bumm.
„... Daher halte ich es für das einzig Richtige, ihn an Ort und Stelle zu vernichten“, sagte Zarak.
„Wie bitte ... was?“ Swan richtete sich halb in seinem Stuhl auf und stützte sich mit geballten Fäusten auf die Tischplatte. „Dann wird man uns auch keine Prämie zahlen?“ Seine Augen scheinen beinahe genauso zu glühen, wie die seines Gegenübers.
„Nun ja, kein Artefakt, keine Prämie, oder wie würden Sie das sehen?“ Die Mine des Namharianers blieb dabei regungslos wie die einer Statue.
Swan lies sich mit einem Stöhnen in seinen Stuhl zurück fallen.
„Kommt nicht in Frage. Sie haben das Artefakt ja nicht einmal eingehend untersucht.“
„Das brauche ich auch nicht. Das, was ich wissen muss, habe ich in Erfahrung gebracht.“
„Das ist doch lächerlich. Ich werde das I.I.A.R. informieren und einen weiteren Fachmann anfordern – diesmal von Terra. Bis dahin werden die Wachroboter nicht von dem Fundort abgezogen und scharf geschaltet bleiben. Habe ich mich klar ausgedrückt, Mr. Zarak?“
Swan bemerkte, wie sich die Gesichtsfarbe des Namharianers in Richtung Blau verschob, während sich die Augen in glühende Kohlen zu verwandeln schienen. Doch Zarak sagte nichts. Stattdessen stellte er die Tasse auf den Tisch und ging zur Tür.
„Ich werde in meinem Schiff übernachten, bitte machen sie sich meinetwegen keine Umstände“ sagte er ohne sich umzudrehen und verschwand lautlos wie ein Schatten aus dem Büro.
Swan legte die Füße auf den Tisch, zog sein Fläschchen aus der Jackentasche und nahm einen kräftigen Schluck daraus.
Seine Hände zitterten. Gleich morgen würde er eine Nachricht an das I.I.A.R. schicken. Von diesem lila Clown würde er sich seine Prämie jedenfalls nicht versauen lassen. Er nahm noch einen Schluck, merkte, wie sich seine Nackenmuskulatur langsam entspannte und schloss die Augen.
In der braunen Dunkelheit des Halbschlafes lies er sich dahin treiben, ließ sich fallen, bis das Gesicht von Jill auftauchte. Jill, seine geliebte Frau Jill ... mit ihren feinen Gesichtszügen, den kurzen goldblonden Haaren, den Augen, strahlend wie Mondsteine, umrahmt von den Sommersprossen, die er so liebte. Dann sah er Carol, ihre fünfjährige Tochter mit ihrem Mech-Kätzchen Lucky. Sie nahm es überall hin mit. Carol hatte die Schönheit ihrer Mutter geerbt und somit auch ihre blonden Haare, die sie zu einem Zopf geflochten hatte.
Sonne. Wärme durchflutete ihn. Er saß zusammen mit Jill auf der Veranda ihres Hauses, sie genossen den Sonnenuntergang und die Drinks, die ihnen ihr Haushaltsbot zubereitet hatte, während Carol auf dem vom Sommertag aufgeheizten Rasen mit Lucky spielte.
Licht. Scheinwerfer blendeten ihn. Sie fuhren spät abends mit ihrem Roadgleiter aus der Stadt zurück nach Hause, Carol hatte natürlich wie immer Lucky auf dem Rücksitz mit dabei. Jill machte ihm Vorwürfe, weil er den längst fälligen Bremsdüsencheck schon so lange vor sich hin geschoben hatte.
Feuer. Hitze wallte gegen ihn. Er lag auf dem Rücken und blickte in den mit Sternen übersäten Nachthimmel. Schmerzschübe rollten durch seinen Körper, wie Wellen auf einen Strand. Dann hörte er gellende Schreie. Es roch nach verbranntem Fleisch. Sein Körper war wie gelähmt, er konnte nur seinen Kopf zur Seite drehen. Durch das Blut hindurch, das in seine Augen lief, erkannte er, wie ihr umgestürzter Gleiter in Flammen stand; es waren seine Frau und seine Tochter die schrien und allmählich leiser wurden. Er sah wie das Mech-Kätzchen aus einem zerbrochenen Fenster auf ihn zu gekrochen kam, sein Kunststofffell brannte und Plastiktropfen fielen dampfend auf den Boden - während ein vor Hitze Blasen schlagender Kinderarm aus den Flammen ragte und Finger, aufgeplatzt wie Würstchen auf einem Barbecue-Grill, zuckend nach dem Kätzchen zu greifen versuchten ...
Swan riss die Augen auf. Schweiß tropfte von seinem Gesicht, kalt wie ein Herbstregen. Er richtete sich in seinem Stuhl auf und schaute zur Uhr über der Tür. Dreißig Minuten hatte er geschlafen. Er zitterte am ganzen Körper. Seit sieben Jahren hatte er fast jede Nacht diesen Traum und er wünschte sich mittlerweile er wäre bei dem Unfall damals nicht aus dem Gleiter geschleudert worden, sondern zusammen mit seiner Familie verbrannt. Nur wenn er genug von seiner Medizin zu sich nahm, konnte er diesem Traum ab und zu entgehen. Er war damals leitender Ingenieur in der zentralen Planungsabteilung eines der größten Baukonzerne auf Terra. Jill war Architektin, sie hatten sich dort kennen gelernt.
Kurz nachdem man ihn wieder zusammengeflickt hatte, gab man ihm den Laufpass. Ein psychisches Wrack, das obendrein noch zu saufen und zu zocken angefangen hatte, war in einer solchen Position nicht mehr tragbar. Natürlich hätte er fachlich die meisten anderen locker in die Tasche gesteckt, aber so reichte es nur noch zu lausigen Jobs in lausigen Winkeln am Rand des terranischen Einflussbereiches. Die Prämie war die vielleicht letzte Chance auf einen Neuanfang; wenn er die erst einmal hätte ...
Doch wie sollte er das anstellen? Selbst wenn ein zweiter Archäologe von Terra kam, wer garantierte ihm, dass der nicht unter Zaraks Einfluss zu einem ähnlichen Schluss kam?
Ein Gedanke durchfuhr ihn plötzlich, wie ein Stromschlag. Er musste beweisen, dass die Legenden über den Kubus nichts weiter als Märchen waren und dass von ihm in Wirklichkeit keine Gefahr ausging.
Das ist irre, dachte er, - scheiß drauf!
Was hatte Zarak gesagt? Schlimmstenfalls würde er verrückt werden und dann sterben? Nun ja, verrückt war er schon in gewisser Weise und seit sieben Jahren eigentlich auch schon tot. Viel zu verlieren hatte er also nicht mehr.
Swan wollte noch einen Schluck von seiner Medizin nehmen, merkte dann aber, dass die Flasche leer war und schleuderte sie mit einem Grunzen quer durch den Raum. Das anschließende Klirren signalisierte ihm, dass er irgendetwas Empfindliches getroffen haben musste, aber das war ihm jetzt egal. Er legte seine Thermokombi wieder an, schlüpfte in den Mantel und zog sich diesmal zusätzlich eine Thermomaske über das Gesicht. Draußen waren jetzt bestimmt minus dreißig Grad.
Er verließ sein Büro, durchquerte den Hangar und ging durch den noch immer tobenden Schneesturm auf die hell erleuchtete Fundstelle zu. Die Lichter im Mannschaftsbunker waren mittlerweile erloschen, doch die Baubots gingen immer noch ihren einprogrammierten Tätigkeiten nach.
Während er sich dem Kubus näherte, tauchte ein Detail aus Zaraks Geschichte an die Oberfläche seines Bewusstseins: Vorher hatten sie noch etwas davon gestammelt, dass sie verstorbene Verwandte oder Freunde wieder gesehen hätten. Er fragte sich, ob er wohl Jill und Carol wieder sehen würde. Er schüttelte diesen Gedanken ab, wie die Hand eines verhassten Menschen, die sich einem unerwartet auf die Schulter legt.
Nahmarianische Kindermärchen, dachte er.
Er schaltete die Wachroboter mit einem Neurobefehl ab, die Lasermarkierungen im Schnee erloschen und langsam schritt er auf den Würfel zu. Es kam ihm so vor, als wenn die Intensität des Glühens zugenommen hätte, auch der Farbton schien sich verändert zu haben, das Orange war deutlich zu Rot verschoben.
Egal, dachte er, so oder so werde ich sehr wahrscheinlich gleich Jill und Carol wieder sehen.
Er stellte sich direkt davor, atmete noch einmal tief ein und legte beide Hände auf die Oberfläche des Kubus.

Ein Lichtblitz schleuderte Swan aus der Welt seines bisherigen Vorstellungsvermögens. Er stand auf der Oberfläche eines Planeten, der so fremdartig für ihn war wie nichts was er vorher in seinem Leben gesehen hatte. Leuchtende Gasschwaden schwebten um ihn herum und hüllten ihn ein wie Schleier eine exotische Tänzerin. Vor ihm erstreckte sich von einem Horizont zum anderen ein Wald aus dunklen, pyramidenförmigen Gebilden, von denen die größten mindestens vierzig Meter hoch waren. Sie lebten, bewegten sich, Sporen regneten wie Schnee aus ihren Spitzen herab und bildeten eine geschlossene Decke zwischen ihnen auf dem Boden. Swan blickte mit offenem Mund zum violetten Himmel empor. Zwei nahe Monde, er glaubte zumindest, dass es Monde waren, füllten einen Großteil des von Schlieren verhangenen Himmels aus. Formlose Lichtgestalten schwebten zwischen glühenden Schleierwolken elegant durch die Atmosphäre, einzeln oder in Gruppen, wie Fische in einem tropischen Riff. In tausend Meter Höhe erblickte er Energiekugeln in der Atmosphäre, so groß wie Städte und aufgeteilt in unzählige Kammern. Die Lichtwesen drangen in die Kugeln ein oder flogen um sie herum; Frieden und Weisheit schien den gesamten Planeten zu durchdringen, wie Sonnenlicht einen Bergkristall. Swan kam sich vor wie ein Insekt.
Waren das die Xinoer aus der namharianischen Legende. War am Ende doch alles wahr? Aber dann handelte es nicht nur um ein paar Anführer, wie Zarak behauptet hatte. Swan sah Tausende von ihnen, Millionen – vielleicht waren es alle, die es damals gegeben hatte, das ganze Volk.
„Marc!“ hörte er hinter sich eine Frauenstimme rufen und er zuckte zusammen. Vor sieben Jahren hatte er diesen Klang zum letzten Mal gehört und doch hätte er ihm nicht vertrauter sein können.
Er fuhr herum.
„Jill!“ schrie er.
Sie war es tatsächlich, zumindest sah es so aus ... und neben ihr stand Carol. Sie hielt Lucky im Arm, die sich eng an sie kuschelte. Tränen schossen ihm brennend in die Augen, seine Knie wurden weich und zitternd ging er auf die beiden zu. Aber sie kamen nicht näher, der Abstand zwischen ihm und den beiden blieb gleich.
„Es hat keinen Sinn, Marc“, sagte Jill.
Das Bild von Jill und Carol wurde kurz unscharf, stabilisierte sich aber sofort wieder, wie bei einem gestörten Holobild.
„Wer ... was seid ihr?“ stammelte Swan. Er blieb stehen.
„Wir sind Xinoer. Unsere Projektionen siehst Du über dir am Himmel schweben. All das um dich herum ist die Projektion unserer alten Heimatwelt, weit entfernt von dort, wo Dein Körper sich jetzt befindet.“
„Aber woher wisst Ihr, wie meine Frau und meine Tochter ausgesehen haben? Es wirkt so real, sogar ihre Stimmen.“
„Wir sind in der Lage in Deine Gedanken und Deine Erinnerungen einzudringen, bis in die entlegensten Winkel Deines Verstandes. Wenn wir mit anderen Spezies kommunizieren, bedienen wir uns meistens dieser Methode. Wir reden in der Gestalt von Wesen zu ihnen, die ihnen sehr nahe stehen.“
„Standen, wolltet ihr sagen“, Swan gelang es langsam wieder seine Tränen zu unterdrücken.
„Wir wissen, dass deine Familie bei einem Unfall ums Leben gekommen ist. Wir wissen auch, wie es geschah – und, dass Dich keine Schuld trifft“.
„Ich selber kann mich nicht an den Unfall erinnern und die Straßensicherheitsbehörde war nicht in der Lage den genauen Hergang zu rekonstruieren. Wie wollt Ihr dann dazu in der Lage sein?“
„Wir können uns in jedes Wesen des Universums zu jedem Zeitpunkt versetzten, sowohl in der Vergangenheit als auch in der Zukunft. Alles ist miteinander verbunden. Der Namharianische Kaiser hatte diese Gabe damals für sich ausgenutzt.“
„Er hat alle Xinoer hier eingesperrt, nicht war?“
„Ja das stimmt und er versprach, uns wieder frei zu lassen, wenn wir ihn eine Zeit lang an unserer Gabe teilhaben lassen. Er hat uns sogar eine Kombination von Worten gesagt, die man außerhalb des Kubus aussprechen muss, um die Sperre aufzuheben. Aber er hat sein Wort nicht gehalten.“
Das Bild der beiden verschwamm wieder für eine Sekunde und die Stimme der Jill-Projektion geriet etwas zu tief.
„Als wir uns weigerten ihm weiter zu dienen, wurde er so wütend, dass er den Kubus auf einen unbewohnten Mond bringen lies, weitab von jeglicher Zivilisation. Dorthin, wo du ihn gefunden hast.“
„Warum hat er euch und euer Gefängnis nicht einfach zerstört.“ fragte Swan.
„Er wollte, dass unser Leid bis in alle Ewigkeit andauert. Sein Plan ging auch für lange Zeit auf und hätte auch noch weitere Millionen von Jahren funktioniert, wenn eure Spezies nicht das Titanvorkommen auf diesem Mond entdeckt hätte.“
Auch Kaiser machen Fehler, dachte Swan.
Er starrte auf die beiden projizierten Figuren. Das Denken viel ihm zunehmend schwerer.
„Könnte ich die Sperre entriegeln, wenn ich die richtigen Worte außerhalb vom Kubus ausspreche?“ fragte er, die Worte krochen nur noch aus seinem Mund. Eine unerklärliche Müdigkeit begann ihn zu erdrücken.
„Ja, es würde funktionieren.“ Die Jill-Projektion begann wieder zu flackern und die Stimme wurde jetzt heller, fast schon schrill. „Der Kubus würde aber dabei zerstört werden und wir wissen, dass das nicht in Deinem Interesse wäre. Würdest Du es trotzdem tun?“
Er versuchte nachzudenken, seine Neuronen schienen einzufrieren. Die Prämie konnte er nach allem, was er gesehen hatte sowieso abschreiben. Auf der anderen Seite bot sich ihm hier die Gelegenheit, vielleicht zum letzten Mal in seinem Leben, etwas wirklich Bedeutsames zu tun.
„Ja“, presste er hervor. Die Kräfte drohten ihn endgültig zu verlassen „Ja ich tue es. Wie lauten die Worte.“
„Du wirst es wissen, wenn es soweit ist“, sagte das Bild von Jill und machte eine kurze Pause. „Du hast ein gutes Wesen Marc Swan, viel besser als du selbst vielleicht in den letzten Jahren geglaubt hast.“
Die Carol-Projektion schien auf einmal näher zu zukommen.
„Es wird jetzt Zeit Lebewohl zu sagen, Marc. Dein Körper hält die Belastung nicht länger aus. Doch bevor Du uns verlässt, möchten wir Dir noch ein Geschenk mit auf den Weg geben.“
Swans Blick trübte sich und er hatte den Eindruck bedenklich zu schwanken. Sein Körper fühlte sich so schwer an, dass er nach den gängigen Gesetzen der Physik in den Boden hätte einsinken müssen; doch diese Gesetze galten hier nicht. Er hatte noch so viele Fragen, doch er brachte kein Wort mehr heraus.
Carol stand jetzt direkt vor ihm. Sie begann mit dem Finger etwas in die Luft zu schreiben, Buchstaben leuchteten plötzlich hell vor Swan auf, Worte:

GEBE DIE GEISTER FREI!

Swans Körper wurde von einer Energie durchflutet, die jede Zelle seines Körpers erfasste und zum Leuchten zu bringen schien. Schwerelosigkeit, Sorglosigkeit, Weisheit, Glück, ein ganzes Kaleidoskop an Gefühlen glühte in seinem Geist auf. Ein Vibrieren durchzog seine Hände, seinen Nacken, seinen Bauch, die virtuelle Welt um ihn herum verschwamm, begann sich zu drehen, immer schneller und schneller ... und schließlich wurde er wieder zurück in die Körperlichkeit katapultiert.

Er lag mit dem Rücken im Schnee und öffnete langsam die Augen. Es hatte aufgehört zu schneien, aber der Wind blies unablässig Eiskristalle über sein Gesicht. Doch im war nicht kalt, ganz im Gegenteil. Sein Körper schien eher Wärme abzustrahlen, so als wenn in seinem Inneren eine Sonne brennen würde, sein Verstand arbeitete auf Hochtouren, so klar wie seit dem Tod seiner Familie nicht mehr, die dumpfen Schleier aus Selbstmitleid und Selbstvorwürfen waren verschwunden – für immer, er wusste es.
Er versuchte aufzustehen, erstarrte dann aber mitten in der Bewegung. Die beiden Wachroboter, die vor dem Kubus gestanden hatten, waren nur noch glühende Metallhaufen ... und wenige Meter vor ihm sah er Zarak. Er hantierte an einem schwarzen Kasten, den er an den Kubus gelehnt hatte, doch für Swan sah das Ganze überhaupt nicht nach einer wissenschaftlichen Untersuchung aus.
Als er es nach einigen Mühen geschafft hatte sich aufrecht hinzustellen, erblickte ihn Zarak.
„Ah Mr. Swan, willkommen zurück.” Sagte er, ohne die Arbeiten an dem Kasten einzustellen.
„Was haben sie vor?“ Swan wollte auf ihn zu gehen, als Zarak blitzschnell eine Strahlenwaffe aus dem Mantel zog und auf ihn richtete.
„Bleiben Sie stehen, Mr. Swan! Ich glaube sie können sich die Frage selbst beantworten, vor allem jetzt, nachdem sie bei ihnen waren.“
Swan gehorchte ihm und bewegte sich nicht mehr.
„Was soll das, hat ihr Volk den Xinoern nicht schon genug Leid angetan? Die gesamte Kultur der Namharianer basiert auf einem Verbrechen, machen sie es nicht noch schlimmer. Sie sind doch Wissenschaftler.“
„Ich habe nie behauptet Wissenschaftler zu sein. Unser Orden befasst sich mit der Wahrung der offiziellen Version unserer Geschichte. Wir haben dafür zu sorgen, dass kein Schatten auf sie fällt und dabei geht es nun mal nicht immer rein wissenschaftlich zu. Deshalb tue ich das, was ich tun muss.“ Er fummelte weiter an dem Gerät herum, hielt aber die ganze Zeit über die Waffe auf Swan gerichtet. „Niemand darf erfahren, was bereits seit tausenden von Jahren vergessen war. Es ist meine Aufgabe, meine Pflicht, den Ruf und die Würde meines Volkes zu bewahren.“
„Pflicht!“ schnaubte Swan. “Sie wollen ein Verbrechen vertuschen, das ihr Volk vor Jahrtausenden begangen hat, in dem sie jetzt ein viel Größeres begehen?“
“Was für ein Verbrechen?“ fragte Zarak. „Erstens sind die Xinoer so gut wie tot und zweitens wird außer ihnen und mir niemand erfahren, was hier vorgefallen ist.“
„Dann müssen sie mich auch töten“ sagte Swan.
„Wozu? Wer wird ihnen, einem trinksüchtigen Bauleiter auf einem entlegenen Mond, Glauben schenken? Nein, sie brauche ich nun wirklich nicht zu töten.“
„Oh, welche Gnade, aber es reicht ja auch, wenn sie Millionen von Xinoern umbringen.“
„Die sind schon vor langer Zeit gestorben.“
„Das stimmt nicht, ich war bei ihnen, sie sind alle noch da, sie leben, wir müssen sie nur da rauslassen.“
„Tja, wie nennt man so etwas auf Terra? Schicksal? Pech? Suchen sie sich etwas Passendes aus.“
„Es ist noch nicht zu spät Zarak, hören sie auf damit, es muss ein Ende haben.“
„Da haben sie Recht, Mr. Swan... und jetzt wird es definitiv ein Ende haben.“
Während er die Worte aussprach, legte Zarak einen Schalter an dem schwarzen Kasten um und ein Countdown in namharianschen Schriftzeichen begann herunterzuzählen. Zarak stand auf, die Waffe auf Swan gerichtet und entfernte sich schnell von dem Kubus.
„Sie sollten auch etwas Abstand gewinnen, Mr. Swan“ sagte er „hier wird es gleich etwas ... ungemütlich“.
Swan wollte noch etwas sagen, doch mit einem Mal schien eine fremde Energie von seinem Körper und seinem Verstand Besitz zu ergreifen und anstatt sich in Sicherheit zu bringen, rannte er auf den schwarzen Kasten zu, der vor dem Kubus stand. Zarak schoss sofort und ein blaues Strahlenbündel durchschnitt die Luft. Swan sprang instinktiv zur Seite doch im Fallen wurde er an der rechten Schulter getroffen. Wie ein Sack fiel er in den aufwirbelnden Schnee und sein ganzer Oberkörper schien in Flammen zu stehen. Normalerweise hätten ihn die Schmerzen wahnsinnig machen müssen, doch sein Verstand blieb erstaunlich klar. Er lag zusammengekrümmt im Schnee, hatte die Augen geschlossen und hielt sich die Schulter. Wortfetzen leuchteten plötzlich aus der Dunkelheit auf, wie Fische in einem Teich, die in der Nacht das Mondlicht reflektieren. Immer schneller traten Buchstaben und Wortfetzen vor sein inneres Auge, bildeten Worte, die er nicht kannte, die sich aber ständig wiederholten. Und dann sprach er die Worte aus, laut und klar, als wäre es seine Muttersprache; er schrie sie fast:

HAMMOKLU
PANEMULOK
WANNOKLU
TENNULOK

Er öffnete die Augen, erblickte Zarak, der seine Waffe gesenkt hatte und gebannt den Kubus anstarrte. Swan drehte den Kopf und sah, wie sich der Würfel dramatisch zu verändern begann. Hellrotes Glühen überzog flimmernd dessen Oberfläche, Spalten rissen auf, aus denen weiße Lichtbündel in die Nacht schossen, die Luft zerschneidend, wie Küchenmesser ein Stück dunkles Fleisch. Ein tiefes Summen erfüllte die Luft und übertönte die Windgeräusche. Einige Sekunden lang nahm das Leuchten und das Summen weiter zu, bis ein Lichtblitz und ein dumpfer Knall dem Schauspiel ein Ende bereiteten; jedoch nur um einen neuen Akt einzuleiten. Ein breiter Lichtstrahl schoss senkrecht aus dem Würfel auf einen Punkt im All zu. Gleichzeitig quollen Lichtwesen aus den Spalten hervor, direkt auf den wie versteinert da stehenden Zarak zu. Sie bildeten erst einen Kreis um ihn und verschmolzen dann zu einer Sphäre, die den Namharianer vollkommen umschloss. Der begann am ganzen Körper zu zittern, ließ die Waffe fallen und sank auf die Knie. Ein Blitz schoss aus dem Kubus und ließ den schwarzen Kasten davor zu einem glühenden Metallklumpen zusammenschmelzen, der daraufhin dampfend im Schnee versackte. Die Sphäre, die Zarak einhüllte, wurde so hell, dass Swan seinen Blick abwenden musste und er eine Hand schützend vor sein Gesicht hielt. Hitze prallte gegen seinen immer noch im Schnee liegenden Körper. Dann war alles vorbei. Übergangslos waren das grelle Licht und das Summen verschwunden und Swan konnte nur noch den Wind um seinen Kopf herumheulen hören. Er hob den Blick. Die Sphäre war nicht mehr da, nur ein schwarzer, in den Schnee geschmolzener Kreis, in dem der verglaste Untergrund zum Vorschein kam, zeugte noch von dem Objekt, das dort so hell geleuchtet hatte, wie eine neu geborene Sonne. Von Zarak war keine Spur mehr vorhanden – Swan hatte das auch nicht ernsthaft erwartet.
Viel war auch vom Kubus nicht übrig geblieben. Außer einem Haufen glühender Asche zwischen dem Eis, konnte Swan nichts mehr erkennen.
Er stand langsam auf, ein Alarm schrillte durch die Nacht und er sah, wie seine Kollegen aus dem Mannschaftsbunker auf ihn zu gerannt kamen.
Also keine Prämie, dachte er und lächelte, obwohl die Schmerzen in der Schulter kaum zu ertragen waren. Aber beides war nicht wichtig. Er wusste jetzt, was er zu tun hatte.
Gleich Morgen würde er seine Kündigung einreichen.


ENDE

 

Hallo Wood.

Alles in allem finde ich das eine gut zu lesende Story. Guter Stil, ausreichend Spannung. Leider nimmt der Titel schon ein wenig vorweg, was es mit dem Fund auf sich hat.
Den Namharianer finde ich nicht exotisch genug, muss ich sagen. Er wirkt komplett wie ein Mensch, der zu Anfang etwas unterkühlt ist und dann etwas freundlicher wird. Vielleicht lässt sich der noch etwas fremder gestalten.
Und Swans Wandlung kann ich auch noch nicht ganz nachvollziehen. Da könnte auch noch ein bißchen mehr Tiefe herausgearbeitet werden. Zumindest is mir nicht klar geworden, was er denn jetzt zu tun hat.
Und schließlich ließe sich die Geschichte vielleicht auch noch ein wenig straffen. Ich würde möglicherweise gleich mit der Begegnung zwischen Swan und Zarek anfangen, das was man aus der Unterhaltung davor erfährt, lässt sich auch im Laufe der Geschichte noch vermitteln.

Viele Grüße,
Teetrinker.

 

Hallo Teetrinker,

danke für die nette und konstruktive Kritik. Dachte schon, es würde sich keiner mehr da durcharbeiten ;)
Was den Namharianer angeht, hast Du denke ich recht. Muss mal sehen, was ich mir da einfallen lasse.:confused:

Was den Plot angeht, werde ich mal deinen Vorschlag ausprobieren und das erste Drittel ein wenig straffen. Das Treffen im Hangar hatte ich mir als Einstieg auch schon überlegt, werde ich mal testen.

Und Swan, nun ja. Der soll eigentlich auch ein Gefangener sein und zwar seiner eigenen Vergangenheit und Schuldgefühle, daher auch der Titel. Bis zu der Erfahrung mit dem Würfel, quasi als Katalysator. Mal sehen, was sich da machen lässt.

Aber wie gesagt, so eine Kritik bringt wirklich weiter, thanks.:thumbsup:

 

Wood schrieb:
Aber wie gesagt, so eine Kritik bringt wirklich weiter, thanks.
Nichts zu danken, darum geht es hier doch, soweit ich das verstanden habe, oder ;)

Wood schrieb:
Und Swan, nun ja. Der soll eigentlich auch ein Gefangener sein und zwar seiner eigenen Vergangenheit und Schuldgefühle, daher auch der Titel. Bis zu der Erfahrung mit dem Würfel, quasi als Katalysator. Mal sehen, was sich da machen lässt.

:bonk: Jetzt wo du's schreibst, wird's mir natürlich klar. Ich hatte wohl gestern irgendwie Tomaten in meinen Gehirnwindungen. Ist eigentlich gar nicht so schwer zu begreifen, wenn ich noch mal darüber nachdenke. Aber vielleicht fällt dir ja doch noch was ein, um armen Lesern wie mir von Anfang an auf den richtigen Dampfer zu helfen. Möglicherweise sollte die Wandlung den Leser emotional mehr packen. Im Moment ist es so, dass Swan seit Jahren mies drauf ist, trinkt und spielt und nur an seinen Profit denkt. Dann kommen die Außerirdischen und sagen: "Du hast keine Schuld. Wir wissen das, weil wir allwissend sind." Swan: "Oh, danke. Das wusste ich nicht. Wie kann ich euch helfen."
Ich denke, die Szene würde gewinnen, wenn Swan erst einmal emotional völlig zusammenbricht (aber bitte ohne Kitsch und Schmalz, wenn es geht ;) ) und erst dann wieder neuen Lebensmut fasst und der Zukunft optimistischer gegenübersteht.
Ich habe den betreffenden Part gerade noch einmal überflogen, und ich denke, das Problem ist, dass deine Geschichte an der Stelle aus reinem Dialog besteht. Aber die ganzen körperlichen Reaktionen - ganz abgesehen von den psychischen - die jemand in einer so emotionalen Situation zeigt, lässt du komplett außen vor. Dadurch ist es so schwer zu verstehen, was in Swan vorgeht, und wie es zu der Änderungen kommt - weil du uns es nicht zeigst.
Wenn du diese Schlüsselszene noch stärker machst, gewinnt meiner Meinung nach die ganze Geschichte enorm dadurch.
Übrigens, nachdem mir die Aussage deiner Geschichte nun bekannt ist, muss ich noch darauf hinweisen, dass es sich dabei um ein Remake der Begegnung zwischen Sisko und den Propheten aus dem DS9-Pilotfilm handelt - aber das muss ja nicht zwangsläufig etwas Schlechtes sein.

 

Hallo Teetrinker,

jetzt, wo Du es erwähnst, erkenne ich auch gewisse Ähnlichkeiten mit Sisko. Diese Story war aber keine Vorlage, sie dümpelte wahrscheinlich nur in meinem Hinterstübchen vor sich hin. Wahrscheinlich hat es diesen "Grundplot" aber auch schon in zig anderen, auch nicht Sci-Fi Stories gegeben, nur halt noch anders verpackt.

Ich gebe Dir Recht, dass ich in der Schlüsselszene die Wandlung, Erkenntnis bei Swan noch besser herausarbeiten muss. :rolleyes: Zerstören und wieder aufbauen und das ohne Kitsch und Schmalz... puuhhh, da hast Du mir ja ne schöne Aufgabe aufgedrückt.;)

Mal sehen, was sich machen lässt.

 

Wahrscheinlich hat es diesen "Grundplot" aber auch schon in zig anderen, auch nicht Sci-Fi Stories gegeben, nur halt noch anders verpackt.
ähm... Ja. Aber noch nicht mal so viel anders verpackt:dozey: .

Hey Waldmensch

Mangelnde Produktivität kann man dir ja nicht nachsagen;) . Tja, leider hält sich die Begeisterung wieder in Grenzen. An deine erste Story kommt das wieder nicht ran. Das liegt noch nicht mal so an der relativen... naja absoluten Ausgelutschtheit des Plots (Das kommt schließlich öfter vor, ich mach da auch keine Ausnahme).
Der Teufel liegt in der Art der Präsentation, die wirklich wie eine schlechte Star Treck-Kopie (Sisko etc.) herüberkommt. Der Namharianer wirkt wie die Karikatur eines Menschen (er hat so überhaupt NICHTS fremdartiges), aber damit das gut wirken könnte, nimmt sich der Text zu ernst. Mal ehrlich, diese Art Außerirdischer ist mittlerweile arg aus der Mode gekommen, so was taucht nur noch in Verarschungen auf.
Das Ende ist dann unfreiwillig komisch, die Beschwörung interstellarer Geister mit mystischen Blabla... Da kamen Kindheitserinnerungen hoch, so à la:

Captain Kirk kämpft gegen die übermächtigen telepatischen Gehirnstrahlen (lila Wabern) des übermächtigen körperlosen Herrschers von Typhus III (lila Kugel, die sich dreht...:Pfeif: .

Ja okay, das war jetzt etwas böse und du weißt ja, dich zu entmutigen ist das Letzte, was ich will:shy: .

Aber für dies hanebüchene Handlung fehlt mir das Augenzwinkern, die ganze Tragik von Swans Leben wirkt einfach nur fehl am Platze. Nimm dich nicht so ernst und sei lockerer, lustiger, knackiger!

Womit wir bei den Längen der Geschichte wären: Da ist wieder etliches zu bandwurmartigen Auswüchsen geworden, die bei der literarischen Leserally wie Sandboxen wirken. Allein der ewig lange Einstieg ist eine harte Prüfung für den Leser. Versuch die Atmosphäre schneller zu erzeugen, steig schneller in die Handlung ein, schreib Kurzgeschichten und keine Kurzromane!
Das ist hart und schwer und ich hab auch lange Zeit dazu gebraucht, aber hier heißt es wirklich, überflüssigen Ballast abzuwerfen.

An sich ist dein Stil wirklich nicht schlecht, es sind wieder viele schöne Formulierungen drin, die aber in der Langatmigkeit einfach untergehen.

So. Ich glaub, das reicht für heute.
Verdau das erstmal und bleib mir fleißig:) !

Trotz allem viele Grüße

omno

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi omno,

danke für Deine Kritik, die wirklich hilft, denn im Wesentlichen kristallisieren sich jetzt bei mir langsam (dritte Kurzgeschichte, es ist halt noch nie ein KING vom Himmel gefallen :) ) heraus, wo die schwächen liegen. Da überwiegend gesagt wird, auch von anderer Seite, dass mein Stil im Großen und Ganzen ok ist, habe ich zumindest eine Hürde im Ansatz übersprungen. Also ich fasse mal zusammen:

Für Kurzgeschichten

zu lang
zu schwerfällig
Charaktere besser ausarbeiten, vor allem bei Sinneswandeln
und seit Neuestem.... zu schwülstig:lol:

Aber keine Angst lieber omno, so schnell werdet ihr mich nicht los :D
Ehrlich gesagt, war mir von vorneherein klar, dass die Story vom Plot her nicht unbedingt der Knaller ist. Aber jetzt am Anfang schreibe ich lieber einen mäßigen Plot, als gar keinen, denn ich will das Schreiben üben. Je mehr handwerkliche Fehler jetzt aufgedeckt werden, destso mehr hilft mir das weiter.

Also bitte immer schön weiter meine geistigen Ergüsse lesen:read:
Irgendwann fällt mir dann auch mal wieder ein besserer Plot ein, der nicht aus der Ramschkiste alter Sci-Fi Operas entsprungen ist. ;)

Und was die Charakterisierung von Aliens angeht, si, da muss ich mich auf jeden Fall noch reinwurschteln.

An sich ist dein Stil wirklich nicht schlecht, es sind wieder viele schöne Formulierungen drin, die aber in der Langatmigkeit einfach untergehen.

... und das Zuckerl zum Schluss. THX :)

Danke nochmal für die Ausdauer :thumbsup:

 

Moin Wood,

Prinzipiell kann ich mich Teetrinker anschließen, was die Kritik betrifft. Aber im Unterschied zu omno hat mich die Szenerie eher an den "Eiswürfel" Hoth aus Star Wars IV "Das Imperium schlägt zurück" erinnert ;) (ok, die Handlung war ganz anders und ich weiß jetzt nicht, ob die hier angesprochene Star-Trek-Szene auch auf einem Eisplaneten spielt). Aber das spricht, wie ich finde, für deinen Schreibstil. :)
Den Namharianer fand ich ehrlich gesagt auch etwas zu wenig fremdartig, aber ich bin zuversichtlich, dass dir da noch was einfällt ;)

 

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