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Die Himmelstore schweben nicht.

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17.06.2016
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Die Himmelstore schweben nicht.

Die Himmelstore schweben nicht. Sie thronen nicht auf großen weißen Wolken. Mitten zwischen gigantischen Bergen und steilen Klippen stehen die kilometerhohen Tore am Ende des Weges, dem die jungen Seelen folgen müssen. Jeden Tag, jede Minute und jede Sekunde sieht man die Gestalten und ihre Lichtkugeln in bunten Farben zu ihrem letzten Ziel ziehen. Manche strahlen ein glänzendes, beinahe schon blendendes Licht aus, andere schimmern schwach, aber dennoch schön.

Die Seelen sehen nicht, was hinter den Pforten auf sie wartet. Sie sehen nur ihren großen schwarzen Vater, den Hüter der Wegkreuzungen, denn er schützt den Himmel vor all den bösen Geistern, die Gevatter Gott und seine Kinder heimsuchen wollen.
Papa Legba, der Wächter, urteilt nicht, denn das Urteil ist bereits gefällt. Er sieht, was Gott sieht. Und Gott weiß, welche Seele hinter die Himmelstore schreiten darf.
Seelen wissen, ob sie die heilige Ruhestätte verdienen. Die Meisten auf jeden Fall.
Manchmal nicht. Dann muss Papa Legba, der bärtige Mann mit dem Zylinder, sie in die Fluten werfen. Er ist beinahe unsterblich. Seelen können stark sein. Dann muss er kämpfen.
Seit Anbeginn der Zeiten war es so.

Heute schweifen Papa Legbas Blicke über ein stummes Tal. Heute kommen keine Seelen. Die Himmelsebene ist leer, kein Zeichen von Leben ist zu sehen.
Papa hat Angst.Er weiß was jetzt kommt, denn die Prophezeiung, die seit Anbeginn seiner Zeit auf den Toren eingraviert ist, besagt, dass an dem Tag, an dem das Himmelstal leer steht, der Tod die Himmlischen heimsuchen wird. Ein Unwetter zieht auf und sein Donner grollt, dann passiert alles wahnsinnig schnell.
Papa wird auf den Boden gerissen, die Last endloser Sünden liegt nun auf ihm und erschweren ihm das Stehen. Aus weiter Ferne fliegen ihm die vier Ketten der letzten Recken entgegen und fesseln ihn, denn ihre Siegel wurden aufgetan und jetzt suchen sie ihn heim.
In dem fernen Horizont erscheinen Schemen. Es sind drei Ritter und ein Sensenmann mit grausamen Fratzen, thronend auf Pferden, die aussehen wie eine Satire aller Sagen, wie teuflisch gewordene silberne Einhörner.

Der erste Reiter mit Pfeil und Bogen, gekleidet in Weiß, seine Miene gezeichnet durch ein selbstzufriedenes Grinsen.
Der zweite Reiter mit dem Schwert für Krieg, sein Antlitz sieht aus, wie das eines Wahnsinnigen im Todesrausch.
Der dritte Reiter mit der Waage für Teuerung und Hungersnot, er sieht aus wie ein dürrer Bettler.
Der vierte Reiter teilt das Schicksal Papas, er liegt in Ketten. Er ist der Tod.

Papa Legba hat auf sie gewartet. Sie kennen ihn. Er kennt ihren Führer. Hinter ihnen schwebt er, Luzifer, Ausgeburt und doch Erschaffer der Hölle, der endlosen See, die den Himmel umgibt und immer wieder gegen seine Klippen und Berge schwappt und seine natürlichen Mauern langsam wegfrisst.
Der Wächter hebt seinen mächtigen Dussack, eine altertümliche Stichwaffe, und ruft die Engel zu sich.
Die Engel fliegen herbei und wie ein gewaltiger Schwarm stürzen sie sich hinab auf die Reiter der Apokalypse.
Luzifer stößt ein tiefes Lachen aus und seine schrecklichen Diener wappnen sich mit der Bösartigkeit von hunderttausend Jahren. Der Reiter mit der Waage reißt das Firmament entzwei, sodass der ganze Horizont auf dem Kopf steht.
Da fallen die Engel vom Himmel. Ihre Gesichter verdorrt und ausgezehrt, ihre Flügel zusammengeschrumpft und verkümmert. Sie sind dem Hunger erlegen.
Der Weiße Bogenschütze hebt seinen Bogen und schießt. Der Pfeil durchbohrt Papas Legbas Hals und das Blut spritzt. Doch der Himmel ist stark. Die Himmelspforten beginnen zu leuchten, bis sie schließlich hellrot glühen und die Ketten, die Papa Legba fesseln, schmelzen. Er muss nicht denken, im selben Moment springt er und rammt dem Bogenschützen sein Dussack in sein schwarzes Herz und die zerfressenen Engel werfen mit letzten Kraft ihre Speere auf den Reiter mit der Waage. Er wird von tausenden Speeren durchbohrt.

Niemand sieht es kommen. Das Schwert, das der Reiter des Kriegs ihm in den Rücken rammt. Papa Legba grollt, das Tal erbebt und dann bricht er zusammen.
Beelzebub landet auf dem Boden und tritt einen Schritt vorwärts. Er bricht dem Schwerträger das Genick und nimmt dessen Schwert. „Du und ich, wir wussten, dies würde eines Tages passieren, denn so steht es geschrieben“, sagt er. „Nun sieh mir zu, wie ich dir das gewähre, was ich all den kleinen Schäfchen, die du beschützen wolltest, verwehre. Ich töte dich.“, schallen seine Worte durch das Tal. Der Teufel, Mephisto, der Satan hebt das Schwert und lässt es auf den Beschützer der Welten niederschnellen, doch kaum hat es Papa Legba berührt, so zuckt Luzifer zusammen und spuckt schwarzes Blut. Das geraubte Schwert hat Papas Herz aufgespießt, doch zu Papa Legbas Überraschung sieht er ihn vor seinen Augen „NEEEEIIIIIIN“ schreien und zu Staub verfallen. Hinter ihm sieht man jetzt zwei Finger der Hand des vierten Reiters, des Sensenmannes, befreit von seinen Ketten durch die glühenden Himmelstore, die des Teufels Gestalt berühren, was Luzifers Licht erlöschen lässt.

„Er war sich der wahren Bedeutung der Prophezeiung nie bewusst, Papa“, spricht der Tod. „Du hingegen hast es sicher geahnt. Ich, nicht der Teufel, bin hier um das zu tun, woran Luzifer und du mich vor so langer Zeit gehindert habt. Ich werde euch jetzt alle in das wahre Jenseits schicken.“, mit diesen Worten rammt der Tod seine Sense in den Boden des Himmeltals und die Tore erbeben und fallen, die Reiter verschwinden und Papa, der Beschützer, verglüht langsam in einem glänzenden goldenen Licht.

Der Tod sieht noch einmal auf und dann schickt Gevatter die Welt in einen Schlaf, aus dem sie nicht mehr erwachen wird. Er lässt seine Sense über den Himmel fliegen und hüllt ihn in einen dunklen Schleier und dann wird es kalt, tödlich kalt, so kalt, dass das Himmelsmeer zufriert, dass die Protonen, auch die Gammastrahlen, unerkennbar werden und die Sterne aufhören zu brennen und schließlich alles in sich zusammenbricht. Erst kam der Urknall. Jetzt die große Kälte. Das ist Gottes Wille.

 

Hallo Comyu,
eine doch recht heftige Geschichte, die du da präsentierst. Und doch scheint sie gar nicht so weit hergeholt. Zumindest wenn man die momentane weltpolitische Lage betrachtet.
Aber jetzt zu der Geschichte an sich. Prinzipiell recht Spannend, auch mit einem überraschenden Ende, aber (das muss ja jetzt kommen ;) )irgendwie etwas langatmig, zumindest in meinen Augen. Irgendwie fehlt da etwas, das mich packt, vielleicht durch Formulierungen oder einen größeren Einbezug der Umwelt. Was genau kann ich leider nicht sagen.
Dann gibt es natürlich ein paar Kleinigkeiten, die mich gestört haben. Alle Fehler aus einer Geschichte herauszubekommen ist meines Erachtens für den Autor unmöglich. Da wäre gleich im ersten Absatz:

Mitten zwischen gigantischen Bergen und steilen Klippen stehen die kilometerhohen Tore vor dem Weg, dem die jungen Seelen folgen müssen.
Du schreibst hier, die Himmelstore stehen vor dem Weg, auf dem die Seelen wandeln. Sicher kann man es auch so schreiben, allerdings kann man es auch so verstehen, dass der Weg an den Türen vorbeiführt. Wenn du das ausdrücken wolltest, ist das natürlich richtig so, andernfalls solltest du das "vor" vielleicht zu einem "auf" ändern.
Der Reiter mit der Wage hebt darauf seine und die Waage ruht nicht mehr
Stilistisch überhaupt nicht schön. Du beschreibst doch vorher extra, welcher Reiter was in der Hand hält. Also verwende doch in solchen Situationen bitte auch die Bezeichnung Reiter 3, so kannst du auf zweimal Waage in einem Satz verzichten.
Der Pfeil durchbohrt Papas Hals und das Blut spritzt aus seinem Hals.
Wieso verwendest du hier zweimal den Hals? Also ich wäre schon verwundert, wenn der Pfeil den Hals durchbohrt, das Blut aber aus einer Wunde am Bein hervorschießt. So ist der zweite Hals aber überflüssig.
die zerfressenen Engel werfen mit ihrer letzten Kraft ihre Speere auf den Reiter mit der Waage
Das "ihrer" aus "ihrer letzten Kraft" ist hier überflüssig. Es ist klar, wessen letzte Kraft das ist.
Niemand sah ihn kommen, niemand sah das Schwert kommen.
Mal ganz davon abgesehen, dass ich diesen Ausdruck hier für nicht sonderlich gelungen halte, wechselst du hier vom Präsens ins Präteritum.
„Nun sieh mir zu, wie ich dir das gewähre, was ich all den kleinen Schäfchen, die du beschützen wolltest, verwehren werde und dich töte.“, so schallen seine Worte durch den Raum.
Also erstmal ist mir Luzifers Satz etwas zu komplex. Vielleicht könntest du den etwas einfacher gestalten oder einfach zwei Sätze daraus machen. Dann ist das "so" nach der wörtlichen Rede überflüssig und in was für einem Raum hallen die Worte. Die sind doch in einem Tal. Also müsstest du "Raum" durch "Tal" ersetzen.
„Er war sich seiner Rolle nie bewusst, Papa“, sprach der Tot.
Du bist hier wieder ins Präteritum gesprungen und hier:
die Tore erbeben und fielen,
auch.
Dann noch eine Kleinigkeit: Bleib doch bei einer Bezeichnung für Papa Legba. Der ständige Wechsel der Bezeichnung tut deiner KG meiner Meinung nach nicht gut.
Alles in allem muss ich sagen, dass deine Geschichte auf jeden Fall mal etwas erfrischend neues ist, zumindest für mich. Papa Legba kannte ich bis jetzt noch nicht. Also habe ich auf jeden Fall etwas neues gelernt ;)
LG Scribo

 
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Hallo Comyu.

Die Himmelstore schweben nicht. Sie thronen nicht auf großen weißen Wolken. Mitten zwischen gigantischen Bergen und steilen Klippen stehen die kilometerhohen Tore vor dem Weg, dem die jungen Seelen folgen müssen. Jeden Tag, jede Minute und jede Sekunde sieht man die Gestalten und ihre Lichtkugeln in bunten Farben zu ihrem letzten Ziel ziehen. Manche strahlen ein glänzendes, beinahe schon blendendes Licht aus, andere schimmern schwach, aber dennoch schön.

Die Seelen sehen nicht, was hinter den Pforten auf sie wartet. Sie sehen nur ihren großen schwarzen Vater, den Hüter der Wegkreuzungen, denn er schützt den Himmel vor all den bösen Geistern, die Gevatter Gott und seine Kinder heimsuchen wollen.
Papa Legba, der Wächter, urteilt nicht, denn das Urteil ist bereits gefällt. Er sieht, was Gott sieht. Und Gott weiß, welche Seele hinter die Himmelstore schreiten darf.
Seelen wissen, ob sie die heilige Ruhestätte verdienen. Die Meisten auf jeden Fall.
Manchmal nicht. Dann muss Papa Legba, der bärtige Mann mit dem Zylinder, sie in die Fluten werfen.


Bis hierher las es sich für mich wie der Anfang eines vielversprechenden Buches. Mein Kompliment. Was jetzt folgt, ist jede Menge Kritik. Nimm sie konstruktiv auf, auch wenn viel beißener Sarkasmus fällt.

Er ist beinahe unsterblich.

Wieso beinahe?

Heute könnte der heilige Beschützer sterben.

Ah, deshalb. Diese Einschränkung beschneidet dich als Autor und trübt mir als Leser den Genuss an deinen Zeilen. Ich setze mich in einigen meiner Geschichten ebenfalls mit Unsterblichkeit und ihren Abarten auseinander. Auch Unsterbliche können besiegt werden.

Wieso die Unsterblichkeit in deiner Geschichte nicht einfach ausklammern? Die Figur des Papa Legba, als Himmelstorhüter, unbesiegter Meisterkrieger und Auge Gottes erscheint mir markig genug um auf diese Kleinigkeit zu verzichten. Er kann ja trotzdem relativ unsterblich sein. Aber niemand muss mit der Nase darauf gedrückt werden.

Seelen können stark sein. Dann muss er kämpfen. Er wird nie besiegt.

Heute könnte der heilige Beschützer sterben.


Brrr ... Wie wäre es stattdessen mit etwas, wie

"Dann muss Papa Legba, der bärtige Mann mit dem Zylinder, sie in die Fluten werfen. Seelen können stark sein. Aber niemand ist stärker als Papa Legba. Seit Anbeginn der Zeiten war es so. Und bis heute ist es so geblieben. Heute schweifen Papa Legbas Blicke über ein stummes Tal. Heute kommen keine Seelen. Das Himmelsplateau ist leer, kein Zeichen von Leben ist zu sehen."

Himmelsplateau oder "zwischen gigantischen Bergen und steilen Klippen"? Ich hatte ein Tal vor Augen. Musst du entscheiden.

Papa hat Angst.

Klar, ist Geschmackssache. Ich persönlich hätte ihn mit Legba abgekürzt. "Papa" weckt unpassende Assoziationen bei mir.

Er weiß was jetzt kommt.

Weiß er das? Woher? Wieso weiß der Leser das nicht? Wird das abschließend erklärt, woher er das weiß? Oder wird das durch einen unvorhersehbaren Plottwist ad absurdum geführt?

Der 1. Reiter (...) Der 2. Reiter ...

"Erster", "zweiter", "dritter", "vierter" ist in Prosa schicker.

Hinter ihnen schwebt er, Luzifer, Ausgeburt und doch Erschaffer der Hölle, der endlosen See, die den Himmel umgibt und immer wieder gegen seine Klippen und Berge schwappt und seine natürlichen Mauern langsam wegfrisst.

Finde ich sehr schön ausgedrückt.


Der Wächter hebt seinen Dussack, eine altertümliche Stichwaffe und ruft die Engel herbei.

Das weniger. Ich hätte wohl einfach "mächtigen Säbel" geschrieben, einfach, um mir die unmelodische Erklärung zu sparen.

Luzifer lacht und hebt seine Hand. Der Reiter mit der Wage hebt darauf seine und die Waage ruht nicht mehr wie der Horizont, sondern plötzlich schrecklich schief.

"Hebt seine Hand. Dann hebt der andere seine Hand. Darum ruht die Waage dann nicht mehr ..."

Finde ich nicht so schön. Hätte ich eher so geschrieben: (Wobei das vielleicht auch ein wenig übertrieben ist)

"Luzifer verhöhnt die Heerscharen des Himmels mit tosender Stimme und seine schrecklichen Diener wappnen sich mit der Bösartigkeit von hunderttausend Jahren. Der Reiter mit der Waage reißt das Firmament entzwei, sodass der ganze Horizont auf dem Kopf steht."

Er muss nicht denken

Wieso nicht? Klar, er agiert nun instinktiv, aber wieso muss ich als Leser das wissen?

Niemand sah ihn kommen, niemand sah das Schwert kommen.

Sieht oder sah?

Er bricht dem Schwerträger das Genick und nimmt dessen Schwert. „Du und ich, wir wussten, dies würde eines Tages passieren.“, sagt er.

Hmm, da sind sie ja schon mal zwei. Ich als Leser gehöre leider nicht zu diesem Kreis.

doch kaum hat es Papa Legba berührt, so zuckt Luzifer zusammen und spuckt schwarzes Blut.

Das ging, gelinde gesagt, plötzlich.

Beelzebubs Schwert hat Papas Herz aufgespießt, doch zu Legbas Überraschung sieht er ihn vor seinen Augen „NEEEEIIIIIIN“ schreien

Oh, du liebe Güte. Jetzt hast du mich vergrault. Hätte sich das nicht auch weniger persiflagisch in Szene setzen lassen? Wie, das ist gar keine Persiflage? Oh, entschuldige.

„Er war sich seiner Rolle nie bewusst, Papa“, sprach der Tot.

Tot? Wer? Und welche Rolle? Ist der Tod in Wirklichkeit der Erzbösewicht?

„Du hingegen hast es sicher geahnt. Ich bin hier um das zu tun, woran Luzifer und du mich vor so langer Zeit gehindert haben.

Wenn er das geahnt oder gewusst hat ("Er weiß was jetzt kommt."), hätte er dem Luzifer wohl lieber mal einen Tipp gegeben, was? Schade, dass ich als Leser immer noch im Dunklen tappe. Oder gab es da eine Rückblende, die mir das Ganze jetzt etwas plausibler erscheinen lassen würde? Wenn ja, habe ich die wohl fatalerweise überlesen. Mein Fehler.

Mit diesen Worten rammt der Tod seine Sense in den Boden des Himmeltals und die Tore erbeben und fielen

"Erbeben und fallen" oder "erbebten und fielen"? Entscheide dich für eine Zeitform.

Der Tod sieht noch einmal auf und dann schickt Gevatter die Welt in einen Schlaf, aus dem sie nicht mehr erwachen wird. Er lässt seine Sense über den Himmel fliegen und hüllt ihn in einen dunklen Schleier und dann wird es kalt, tödlich kalt, so kalt, dass das Himmelsmeer zufriert, dass die Protonen, auch die Gammastrahlen, unerkennbar werden und die Sterne aufhören zu brennen und schließlich alles in sich zusammenbricht. Erst kam der Urknall. Jetzt die große Kälte. Das ist Gottes Wille.

Ah, das ist die Auflösung des Ganzen. Ein Plottwist. Und noch dazu ein so gemeiner. Also hat Gott mehrere Persönlichkeiten. Eine bezahlt dem Papa Legba Kost und Logis, damit er die Tore zu seiner Wohnung bewacht und die andere stachelt Tod an, damit er jetzt mal endlich das Universum vernichtet.

Jaja, die Wege des Herrn sind unergründlich. :D

--

Der Ansatz der Geschichte gefällt mir. Allerdings muss da noch einiges durchdacht werden.

 
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Hallo! Vielen Dank für die tolle Kritik, habe sie jetzt in meine Geschichte eingebaut und ein paar Logikfehler ausgebessert, jetzt gibt es eine Erklärung für die Vorahnungen
Wie gefällt sie euch jetzt?

 

Hallo Comyu,

ich fand die Geschichte eine erfrischende Alternative zur in der Bibel beschriebenen Apokalypse. Der Handlungsstrang ist für mich rund und inhaltlich im Großen und Ganzen stimmig. Vielen Dank für diese neue Sichtweise. Mir sind nur ein paar Kleinigkeiten aufgefallen.

Die Himmelstore schweben nicht. Sie thronen nicht auf großen weißen Wolken. Mitten zwischen gigantischen Bergen und steilen Klippen stehen die kilometerhohen Tore am Ende des Weges, dem die jungen Seelen folgen müssen. Jeden Tag, jede Minute und jede Sekunde sieht man die Gestalten und ihre Lichtkugeln in bunten Farben zu ihrem letzten Ziel ziehen. Manche strahlen ein glänzendes, beinahe schon blendendes Licht aus, andere schimmern schwach, aber dennoch schön.

Die Seelen sehen nicht, was hinter den Pforten auf sie wartet. Sie sehen nur ihren großen schwarzen Vater, den Hüter der Wegkreuzungen, denn er schützt den Himmel vor all den bösen Geistern, die Gevatter Gott und seine Kinder heimsuchen wollen.
Papa Legba, der Wächter, urteilt nicht, denn das Urteil ist bereits gefällt. Er sieht, was Gott sieht. Und Gott weiß, welche Seele hinter die Himmelstore schreiten darf.
Seelen wissen, ob sie die heilige Ruhestätte verdienen. Die Meisten auf jeden Fall.
Manchmal nicht. Dann muss Papa Legba, der bärtige Mann mit dem Zylinder, sie in die Fluten werfen. Er ist beinahe unsterblich. Seelen können stark sein. Dann muss er kämpfen.
Seit Anbeginn der Zeiten war es so. Heute schweifen Papa Legbas Blicke über ein stummes Tal. Heute kommen keine Seelen. Die Himmelsebene ist leer, kein Zeichen von Leben ist zu sehen.

Ab "heute schweifen Papa Legbas Blicke.." beginnt für mich bereits der nächste Absatz. Die tolle Beschreibung der Umgebung ist zu Ende und das Geschehen der Geschichte beginnt.


Der vierte Reiter teilt das Schicksals Papas, er liegt in Ketten. Er ist der Tod.
Nicht eher ...teilt das Schicksal Papas...? Ich würde das so schreiben.


Der Wächter hebt seinen mächtigen Dussack, eine altertümliche Stichwaffe und ruft die Engel herbei.
Da fehlt ein Komma hinter der Stichwaffe ;) eine absolute Kleinigkeit


Der Pfeil durchbohrt Papas Legbas Hals und das Blut spritzt.
Das müsste Papa Legbas Hals heißen, denke ich.

Beelzebub landet...
Bitte bleibe bei einem Namen des Teufels, wenn Luzifer/Beelzebub als Person handelt. Für mich war die Verwendung von Beelzebub und Luzifer zu viel. Mit dem Namen Luzifer für den Teufel bin ich etwas vertrauter, daher ist es mir nur an den Beelzebub-Stellen aufgefallen.

Er bricht dem Schwerträger das Genick und nimmt dessen Schwert. „Du und ich, wir wussten, dies würde eines Tages passieren, denn so steht es geschrieben“, sagt er. „Nun sieh mir zu, wie ich dir das gewähre, was ich all den kleinen Schäfchen, die du beschützen wolltest, verwehre. Ich töte dich.“, schallen seine Worte durch das Tal.
Wie kann Papa Legba noch Luzifer zusehen und seine Worte hören, wenn das Genick gebrochen ist? Da Luzifer im nächsten Satz zum tödlichen Schwertstich ausholt, würde ich das Genick gar nicht brechen lassen, sondern Luzifer mit dem Schwert in der Hand auf den Verwundeten zutreten lassen.

Der Teufel, Mephisto, der Satan hebt das Schwert....
Diese Namensauflistung finde ich an der Stelle passend. Es drückt die Entgültigkeit der Handlung und Luzifers Macht aus.

Beelzebubs Schwert hat Papas Herz aufgespießt, doch zu Papa Legbas Überraschung sieht er ihn vor seinen Augen „NEEEEIIIIIIN“ schreien und zu Staub verfallen..
Hier ist die zweite Stelle, wo mich der Name Beelzebub irritiert hat. Vielleicht die einfachste Lösung: Sein Schwert?

Hinter ihm sieht man jetzt zwei Finger der Hand des vierten Reiters, des Sensenmannes, befreit von seinen Ketten durch die glühenden Himmelstore, die Beelzebubs Gestalt berühren, was Luzifers Licht erlöschen lässt.
Diesen Satz würde ich auf Grund der besseren Lesbarkeit ändern. Mir ist erst beim dritten Lesen klar geworden, dass die Himmelstore die Ketten gelöst haben, und hier sprichst du in einem Satz von Beelzebub und Luzifer.


„Er war sich der wahren Bedeutung der Prophezeiung nie bewusst, Papa“, spricht der Tot.
Tod mit d ist wahrscheinlich gemeint ;)

„Du hingegen hast es sicher geahnt. Ich, nicht der Teufel, bin hier um das zu tun, woran Luzifer und du mich vor so langer Zeit gehindert haben.
Nicht eher habt statt haben?

... verglüht langsam in einem glänzendem goldenen Licht..
in einem glänzenden goldenen Licht

Viele Grüße,
Shijin

 

Der Wächter hebt seinen mächtigen Dussack, eine altertümliche Stichwaffe und ruft die Engel herbei.
Ist das nicht ein optionales Komma?
Nicht eher ...teilt das Schicksal Papas...? Ich würde das so schreiben.
Ich verstehe nicht, was du meinst.
Wie kann Papa Legba noch Luzifer zusehen und seine Worte hören, wenn das Genick gebrochen ist? Da Luzifer im nächsten Satz zum tödlichen Schwertstich ausholt, würde ich das Genick gar nicht brechen lassen, sondern Luzifer mit dem Schwert in der Hand auf den Verwundeten zutreten lassen.
Er bricht dem Reiter mit dem Schwert das Genick, nicht dem Teufel oder Papa Legba
Nicht eher habt statt haben?Wirklich?
Den Rest habe ich umgesetzt, das mit Beelzebub finde ich schwer umzusetzen, dann kommt es mir wie eine riesige Wortwiederholung vor. Die Namen sind teils so oft drin, damit man eben erkennt, wer wen ersticht, allerdings hast du das ja scheinbar bereits falsch verstanden, also weiß ich nicht ob das so eine gute Lösung war.
MFG Comyu

 
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Hallo Comyu,

Das Komma ist kein optionales Komma. Es markiert die Beschreibung des Begriffs Dussack und trennt diese vom Satzverlauf.
Im Text steht Schicksals Papas. Das s bei Schicksal gehört dort meiner Meinung nach nicht hin.
Ich habe verstanden gehabt, dass Beelzebub und Luzifer zwei verschiedene Personen sind. Gegen Ende war das aber nicht mehr stimmig. Mit dem Gedanken, dass sie ein und die selbe Person sind, war die Stelle für mich klarer. Verwirrt würde ich durch die beiden verschiedenen Namen. Daher mein Tipp nur einen zu benutzen. Anscheinend ist diese Stelle noch missverständlich. Vielleicht ist es möglich, das für den Leser noch klarer hinzubekommen.
An der haben-Stelle bezieht sich für mich das Verb auf Luzifer und Papa. Der Tod war beim verhindern nicht als aktiver Part dabei, sondern wurde behindert. Deshalb ihr habt es (die Tat des Todes) verhindert.

Einen schönen Abend,
Shijin

 

Danke fürs Komma, das mit dem Schicksal habe ich jetzt verstanden.
Rest auch :)

 

Angst.

War mir beim ersten Lesen gar nicht aufgefallen. Als ich deine Geschichte nun erneut las, hatte ich von Anfang an einen furchtlosen Krieger vor Augen, der dem Tod ins Gesicht lacht. Das biss sich dann mit dieser Formulierung. Könnte er nicht auch einfach besorgt sein?

Musst du wissen, du bist der Autor.

Er weiß was jetzt kommt, denn die Prophezeiung, die auf den Toren eingraviert ist seit Anbeginn seiner Zeit, besagt, dass an dem Tag, an dem das Himmelstal leer steht der Tod die Himmlischen heimsuchen wird.

Seit Anbeginn seiner Zeit? Wessen Zeit, Papa Legbas Zeit?

Außerdem wirkt das auch recht holprig auf mich. Ohne den Inhalt zu verändern, hätte ich den Satz so geschrieben:

"Er weiß was jetzt kommt, denn die Prophezeiung, die seit Anbeginn seiner Zeit auf den Toren eingraviert ist, besagt, dass an dem Tag, an dem das Himmelstal leer steht, der Tod die Himmlischen heimsuchen wird."

Das wirkt auf mich aber immer noch holprig. Vom Gefühl her, hätte ich nur "Die Prophezeihung besagt, dass der letzte Tag gekommen ist, wenn das Himmelstal leer steht" geschrieben (Unter der Prämisse, dass die Prophezeiung besagt, dass der Reiter Tod, das Ende des Universums einläutet.)

Papa wird auf den Boden gerissen, die Last endloser Sünden liegt nun auf ihm und erschweren ihm das Stehen.

Das kommt mir zu plötzlich.


Aus weiter Ferne fliegen ihm die vier Ketten der letzten Recken entgegen und fesseln ihn, denn ihre Siegel wurden aufgetan und jetzt suchen sie ihn heim.
In dem fernen Horizont erscheinen Schemen. Es sind drei Ritter und ein Sensenmann mit grausamen Fratzen, thronend auf Pferden, die aussehen wie eine Satire aller Sagen, wie teuflisch gewordene silberne Einhörner.

Der erste Reiter mit Pfeil und Bogen, gekleidet in Weiß, seine Miene gezeichnet durch ein selbstzufriedenes Grinsen.
Der zweite Reiter mit dem Schwert für Krieg, sein Antlitz sieht aus, wie das eines Wahnsinnigen im Todesrausch.
Der dritte Reiter mit der Waage für Teuerung und Hungersnot, er sieht aus wie ein dürrer Bettler.
Der vierte Reiter teilt das Schicksal Papas, er liegt in Ketten. Er ist der Tod.


Die neuen Beschreibungen der Reiter gefallen mir sehr gut.

Papa Legba hat auf sie gewartet. Sie kennen ihn. Er kennt ihren Führer. Hinter ihnen schwebt er, Luzifer, Ausgeburt und doch Erschaffer der Hölle, der endlosen See, die den Himmel umgibt und immer wieder gegen seine Klippen und Berge schwappt und seine natürlichen Mauern langsam wegfrisst.
Der Wächter hebt seinen mächtigen Dussack, eine altertümliche Stichwaffe, und ruft die Engel herbei.
Die Engel fliegen herbei

Herbei. Herbei. Ist nicht immer leicht, aber achte auf Wortwiederholungen, gerade in nahe aneinanderliegenden Sätzen. Das schadet sonst dem Lesefluss.

und wie ein gewaltiger Schwarm stürzen sie sich hinab auf die Reiter der Apokalypse.
Luzifer stößt ein tiefes Lachen aus und seine schrecklichen Diener wappnen sich mit der Bösartigkeit von hunderttausend Jahren. Der Reiter mit der Waage reißt das Firmament entzwei, sodass der ganze Horizont auf dem Kopf steht.

Das sollte nur eine Anregung sein. :D Du kannst es gerne übernehmen, aber wenn du dich anstrengst, findest du bestimmt auch eine tolle eigene Formulierung.

--

Du bist bei einigen Punkten geblieben. Das ist dein Recht als Autor. Aber auf dieser Version deiner Geschichte solltest du dich nicht ausruhen. Es ist noch lange nicht Schluss. Beginne eine neue Geschichte, vielleicht in einem ganz anderen Genre. Lese Bücher die dir gefallen, schreibe regelmäßig und du wirst automatisch besser werden.

Und in einigen Wochen, oder besser Monaten, kramst du diese Geschichte erneut hervor und dir fallen bestimmt Dinge auf, die du dann anders machen willst.

Viel Erfolg.

 

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