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Die Jugend von heute

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04.07.2001
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Die Jugend von heute

"Scheiße", dachte Garfield als er auf die Fresse fiel - wieder zu viel gesoffen. Dabei war er sich sicher gewesen, es heute ausnahmsweise einmal unter Kontrolle gehabt zu haben. Aber drei Stunden in seiner Stammkneipe hatten ihn eines besseren belehrt. Er rappelte sich auf und versuchte den Schneematsch von der Jacke zu klopfen. Allerdings verschmierte er den feuchten Dreck nur so, dass ein hübsch-ekeliges Muster entstand. Er sah sich die Sauerei an, grunzte genervt und setzte seinen Weg torkelnd fort. Ihm fröstelte. Am Grugaparkeingang angekommen, kramte er in seinen Taschen und fand tatsächlich noch eine zerknitterte Kippe. Er startete den Versuch sie anzuzünden. Das wollte allerdings nicht richtig funktionieren.
Immer wenn die Flamme auch nur in die Nähe der Fluppe kam, blies er sie mit seinem alkoholverseuchten Atem wieder aus. Beim zehnten Anlauf wurden seine Bemühungen aber endlich von Erfolg gekrönt. Er nahm einen tiefen Zug und stolperte weiter. Die Kirchturmuhr direkt neben dem Park schlug drei. Gedanken über den morgigen Tag bohrten sich in seinen Schädel - echt miese Gedanken. Er sah sich schon wieder am Fließband stehen und all die giftigen Dämpfe einatmen, von denen er sich sicher war, dass sie mindestens Krebs verur-sachten. Früher oder später würde ihn sein Drecksjob killen, soviel war klar. Er beschloss nicht weiter über den ganzen Mist nachzudenken und stattdessen lieber schnell nach Hause zu kommen, um wenigstens noch ein paar Stunden Schlaf zu finden. Sein Bett hatte schon lange keinen anderen Körper außer dem seinigen gewärmt, aber das konnte ihn jetzt auch nicht mehr runterziehen. Es war frisch bezogen und wartete schon auf ihn. In fünf Minuten würde er da sein. Seine inzwischen abgebrannte Kippe schnippste er vor sich auf den verschneiten Weg, als eine noch ziemlich jung klingende Stimme ihm befahl anzuhalten. "Verdammt, schon wieder diese abgefuckten Stimmen in der Hirnrinde." Er schüttelte den Kopf und wankte weiter. "Stehenbleiben, Arschloch!" Garfield drehte sich um und war erleichtert, dass die Stimme anscheinend doch nicht aus seinen knackenden Synapsen kam. Aber was wollte dieser kleine Schwanzlutscher von ihm?, der war doch höchstens dreizehn. "Los, gib mir deine Patte, Alter!" Garfield fing an zu lachen, hörte aber abrupt auf, als aus dem Gebüsch neben ihm drei weitere Kids auftauchten. "Hört zu Jungs, ich habe echt kein Geld mehr - alles versoffen. Lasst mich einfach in Ruhe nach Hause gehen und pennen." Die vier bildeten einen Kreis um ihn. "Laber keinen Scheiß! Du gehst nirgendwohin ohne uns was hier zu lassen. Das ist unser Park und Zoll muss sein!" Also gut, der alte Garf hatte sich noch nie vor einer Schlägerei gedrückt, und er würde jetzt bestimmt nicht damit anfangen - diese abgewichsten Kiddies hatten wohl zu viele schlechte Filme gesehen. So schnell es ihm seine müden und vom Alk schwergewordenen Knochen erlaubten drehte er sich um und trat einem der Juniorgangster in den Magen. Der knickte auch richtig schön planmäßig – wie in Zeitlupe - zusammen. Er wollte sich gerade den nächsten schnappen als er von hinten niedergeschlagen wurde. Aus den Augenwinkeln sah er, wie einer der Kleinen mit seinem nagelneuen Alubase- ballschläger ausholte (wahrscheinlich ein Weihnachtsgeschenk). "Das darf doch nicht war sein, wo hat er den jetzt her?, bin ich hier in ScheißNewYork?" Vier oder fünf weitere schwere Schläge trafen ihn, dann wurde er gefilzt.
Seine Brieftasche mit ganzen vier Mark Inhalt und eine fast leere Schachtel Luckies musste er ihnen überlassen. Darüber waren die Jungs allerdings überhauptnicht erfreut. Er kassierte weitere Schläge - wären garantiert Homeruns geworden. Er spürte seine Knochen brechen. Wirklich nicht sein Tag. Als sie endlich von ihm abließen, konnte er seinen Körper fast nicht mehr spüren. Vom ganzen Blut, das er geschluckt hatte, war ihm ihm speiübel. Er sah noch einmal zum Himmel hinauf. Es begann gerade wieder zu schneien.
Seine letzten Gedanken bevor er das Bewusstsein verlor gehörten den Nachwuchsschlägern : Die Regierung sollte sich mal Gedanken über ein neues Jugendschutzgesetz machen!

 

hehe, DAS geht unter die haut. nicht gruselig, aber wer kennt die szenerie nicht? vor allem mag ich den schnee hier drin, denn er passt dazu.

 

Schade, mit dem letzten Satz machst du dir die ganze Geschichte kaputt. Bis dahin einwandfrei, aber dann kommst du mit der Brechstange!

Ich empfehle dir, den letzten Satz einfach wegzulassen! Dann kommt die Geschichte intensiver rüber!

Poncher

 

Schließe mich Ponch an - der letzte Satz vernichtet die Intensität, die die Story bis dahin erzeugt hat. Davon abgesehen wage ich zu behaupten, dass niemand einen so lakonischen Gedanken hegt, wenn er mit zerschmetterten Knochen und Blut im Rachen hilflos wo rumliegt!
Also: Weg mit dem Satz, und zwar ratzefatz!

 

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