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Die kleine Qualle Kalle
Die kleine Qualle Kalle
Lustlos schwamm die kleine Qualle Kalle durch das Korallenriff. Wie schön wäre es, wenn sie nicht immer nur alleine ihre Bahnen ziehen müsste, dachte sie und beschloss, sich einen Freund zu suchen. Mit einem Freund würde das Leben sicher viel lustiger sein. Sie könnten zwischen den Felssteinen Verstecken spielen, durch die Wellen wippen und ganz viel Lachen. Qualle Kalle konnte nämlich unheimlich witzige Unterwassergeschichten erzählen.
Begeistert von ihrer Idee tauchte die kleine Qualle Kalle durch das Meer und hielt Ausschau nach einem guten Freund.
Ihr kuppelförmiger Schirm glitt gleichmäßig durch das Wasser, als er plötzlich gegen einen herrlich bunten Blubberfisch stieß.
„Möchtest Du vielleicht mein Freund sein?“, fragte die Qualle Kalle freundlich. Der schöne Fisch musterte sie angewidert und blubberte: „Nein, Du bist mir viel zu hässlich!“ Dann schwamm er schnell davon.
Die kleine Qualle Kalle guckte entsetzt. Sicherlich war ihr durchsichtiger Schirm mit den Tentakeln nicht so elegant wie die schöne Schuppenpracht des Fisches, aber dennoch war die Qualle nett und lustig und ganz sicher ein guter Freund. War das nicht viel wichtiger, als gut auszusehen?
Traurig über das Verhalten des Fisches schwamm die kleine Qualle Kalle weiter und begegnete einer Krabbe.
„Hallo Krabbe!“, rief die Qualle, „Willst Du mein Freund sein?“
Die Krabbe blickte auf, schüttelte sich und sagte: „Nee! Wie siehst Du schon aus? Glibberig und glitschig! Das ist ja ekelig!“ Dann verkroch sie sich hinter einem Fels.
Kalle Qualle wurde noch ein wenig trauriger. Nur weil sie keine schönbunten Flossen hatte und glibberig war, wollte keiner mit ihr spielen? Wie gemein, dachte sie sich und schwamm weiter.
Sie sah einen Seestern, der stolz seine fünf wunderschönen Arme bestaunte und ausgiebig putzte. Noch bevor Kalle Qualle ihn begrüßen konnte, sprang der Seestern angewidert zur Seite und rief: „Komm mir nicht zu nahe, Du hässliches Ding!“
Der kleinen Qualle standen Tränen in den Augen. Am liebsten hätte sie sich ganz in ihren Schirm verkrochen und wäre nie wieder heraus gekommen. Die Tiere im Meer waren ja alle so gemein und böse.
Niemand hatte sich die Mühe gemacht, sie kennen zu lernen. Dabei hätte sie so tolle Geschichten erzählen können und alle hätten gelacht.
Wenn die Tiere im Meer alle nur schön und nicht nett waren, dann wollte sie überhaupt keinen Freund mehr haben, beschloss Qualle Kalle und hockte sich enttäuscht auf einen Stein.
Plötzlich stupste sie jedoch etwas von hinten an und fragte vorsichtig:
„Willst Du vielleicht mein Freund sein?“
Verwundert drehte sich die kleine Qualle Kalle um und blickte in das wunderbar hässliche Gesicht eines Fetzenfisches.
„Ich bin Fritz Fetzenfisch und habe keine Lust mehr, alleine durch die Wellen zu wippen!“, stammelte dieser verlegen und grinste schief.
Qualle Kalle grinste ebenfalls und antwortete:
„Genau auf Dich habe ich die ganze Zeit gewartet!“ Dann schwammen sie zusammen durch das Meer, spielten Verstecken zwischen Felssteinen, wippten durch die Wellen und lachten ganz, ganz viel. Über Kalles unheimlich witzige Unterwassergeschichten und über die anderen, dummen Tiere, die gelangweilt und alleine zwischen ihren Steinen hockten und nichts taten, als ihre Schönheit zu bewundern.