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Die reine Wahrheit
Die reine Wahrheit
Es war ein strahlender Sommertag, Zuckerwatte am babyblauen Himmel, die Vögel jubilierten sich einen Wolf, und mir schien ein kleiner gelber Zwergstern der Spektralklasse G2V aus meinem unwürdigen Rectum, als ich den Motor startete.
Es war mein Tag, mein großer Tag.
Locke schmiss die AC/DC-Cassete ein, und wir bretterten los. Locke ist mein bester Kumpel, nein, ich kann hier sogar das inflationär benutzte Wort „Freund“ einsetzen. Aber dann müsste ich diesen Satz löschen, und dazu bin ich angesichts der folgenden Ereignisse zu fertig.
Also, wir headbangen so den Highway to hell lang, als ich plötzlich „Ups“ sage. Niemand antwortet mir, also stelle ich die Musik so leise, dass meine Haare in ihre gewohnte Lage zurücksinken. Da höre ich gleich zwei Antworten.
„Ups.“, meint Locke lapidar.
„Gobbel Gobbel Gobbel...“, bemerkt mein linker Vorderreifen treffend.
„Soeinegottverfluchtekackemussdenndasheutepassierenleckmichdochamarschdiesemistkarre!!!“, philosophiere ich.
„Krrrk Krrk!“, beschwert sich meine Felge.
Ich warnblinke vor mich hin, gobbele uns bis auf knapp 50 Meter an eine Tankstelle heran und schaue auf die Uhr. Das schaffen wir locker. Wir steigen aus. Der Reifen ist nicht platt – das bin ich – er ist zerfetzt. Auf der Felge sind Brandspuren. Ein Pfeil steckt in meinem Kotflügel und glimmt noch schadenfroh vor sich hin. Erst jetzt bemerke ich die Horde Apachen, die sich uns im gestreckten Gallop nähern und dabei wild schreien.
Das beschlossen wir dann auch zu tun.
„Sie werden uns skalpieren!“, sprach Locke meine Befürchtung aus. Dabei perlte ironischer Schweiß von seiner Glatze. Wussten Sie, dass Schweiß ironisch perlen kann?
Jedenfalls rannten wir über den roten Platz, als dieses Ufo kam. Sie zogen uns mit so nem Traktorstrahl an Bord, von dem die Pfeile der wütenden Apachen nutzlos abprallten. Nach den üblichen Vergewaltigungen durch Aliens, der Veränderung unserer Gene und einigen Implantaten sahen wir die Chance zur Flucht. Eine Alienprinzessin verliebte sich in Locke und lockerte seine Fesseln, damit er – nein, das schreibe ich nicht, Aliensex ist echt widerlich. Übrigens kennen Sie einen guten Chirurgen? Penisse an den Ellenbogen behindern ungemein...
Wir befreiten uns und nahmen die Prinzessin als Geisel. Leider handelte es sich bei den Aliens um eine Art Insektenvolk. Unser Pfaustpfand hatte Myriaden von Zwillingsschwestern. Ein guter Grund, sie für entbehrlich zu erklären und uns mit spiralförmigen Todesstrahlen zu vaporisieren. Ohne Flash Gordons beherztes Eingreifen hätten wir es nicht geschafft. Nachdem alle Aliens einzeln erwürgt waren (Flash hatte darauf bestanden – ein Mann ohne Hobbys), landeten wir auf Tahiti not. Ich war wieder mal zu früh abgebogen. Flash verpisste sich auf seinen Heimatplaneten. Die Invasion der Erde war verhindert, und falls nicht – wir hatten seine Nummer.
Jetzt sagen sie nur, Sie glauben mir diese Geschichte nicht! Hat Katharina auch nicht, als ich sie aus Tahiti anrief (collect call, versteht sich). Nannte mich einen Lügner und ein Schwein. So was! Warum ich sie vor dem Altar habe sitzen lassen und so.
Ich hab dann aufgelegt, denn ich wiederhole mich ungern.