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Die Verwandlung

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19.05.2011
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Die Verwandlung

Gedankenverloren packte ich die gekauften Waren wieder in den Einkaufswagen. Als ich den Frischkäse hineinpacken wollte, rutschte mir die Packung aus und trennte die Haut vom Finger am Nagelbett meines Daumens ab. Es tat weh, aber so etwas passierte mir nicht zum ersten Mal.
Ich zahlte und packte den Inhalt des Einkaufswagens in meinen Rucksack.
Draußen war es schon dunkel und der Nebel, der sich jetzt schon ausbreitete, obwohl es erst kurz nach sieben Uhr war, tauchte alles in ein unwirkliches Schwarz-weiß. Ich schob den Einkaufswagen zurück und machte mich auf den Heimweg. Es war ein ziemlich verlassenes Fleck Erde durch das ich da gehen musste, aber das machte mir nicht allzu viel aus. Ich hatte ja mein Pfefferspray dabei.
Ich war zwar erst siebzehn, aber ich wohnte schon alleine – meine Eltern waren vor kurzem bei einem Unfall gestorben und der Staat beziehungsweise die Stadt hatte mir erlaubt, alleine zu wohnen, denn wenn ich in ein Heim gekommen wäre, hätte ich umziehen müssen.
Ich dachte mal wieder an meine Eltern, während ich die Straße entlangging, und sich plötzlich wieder mein Daumen meldete. Er pulsierte ziemlich stark. Erstaunt hielt ich ihn unter eine Straßenlaterne und betrachtete ihn. Auf dem Fingernagel hatte sich ein dunkelroter Bluttropfen gebildet, der im Nebel wunderschön aussah. Alles war trüb und schwarz-weiß, nur dieser kleine Tropfen glänzte unwirklich und verlockend.
Ich holte mein Taschentuch heraus und tupfte das Blut ab.
Ich sah auf die Uhr, es war schon halb acht. Um acht würde ich voraussichtlich wieder zu Hause sein, hoffentlich würde der Ofen noch brennen…
Ich freute mich schon auf ein langes und angenehmes Bad, denn der Nebel ging mir wirklich durch die Knochen.
Mein geschundener Daumen pochte immer noch, und als ich ihn wieder betrachtete, glänzte wieder ein Bluttropfen auf dem Nagel; dieses Mal war er aber noch größer als vorher. Ich hatte keine Lust mehr, ihn abzutupfen, also ignorierte ich das Blut einfach. Fünf Minuten später war die Versuchung, den Daumen wieder zu betrachten, aber schon zu groß und als ich ihn ansah, erschrak ich wirklich. Der ganze Fingernagel war von Blut bedeckt und es sah trotzdem so schön aus, so wunderschön…
Ich wollte das Blut nicht abtupfen, aber ich wollte es auch nicht so lassen, also steckte ich den Daumen, genau wie ich es als kleines Kind getan hatte, in den Mund. Als mir das Blut die Kehle hinunter rann, fühlte ich mich wie ein Verdurstender, der gerade noch rechtzeitig etwas zu trinken bekommt ...
Wahrscheinlich hätte ich heute einfach mehr trinken sollen.
Als ich endlich zu Hause angekommen war, betrachtete ich noch einmal meinen Daumen, der jetzt zum Glück nicht mehr schmerzte und leckte wieder das Blut ab. Danach klebte ich einfach ein Pflaster über die wunde Stelle und packte die Einkäufe aus. Eigentlich wollte ich ja noch etwas essen, aber mein Hunger war wie weggeblasen. Also beschloss ich, jetzt gleich mein Bad zu nehmen.
Das Wasser war angenehm warm und ich musste wohl ziemlich müde gewesen sein, denn ich schlief bald in der Wanne ein.
Ich träumte vom Urlaub in Italien, doch plötzlich erhob sich eine riesige dunkelrote Welle und… Ich erwachte.
Als ich die Augen aufriss, sah ich alles nur verschwommen, wie unter Wasser. Ich wollte schon erschrocken aufschreien, als ich merkte, dass ich wirklich unter Wasser war!
Entsetzt richtete ich mich auf und wollte nach Luft schnappen, doch ich brauchte sie nicht mehr!
Da wurde mir bewusst, was mit mir geschehen war und ich begann zu schreien.

Als ich ein paar Stunden später wieder zu mir kam, war ich nicht mehr zu Hause, sondern auf dem Friedhof... Und nun war mir endgültig klar, dass ich nicht mehr ich selbst war, denn ich war vor dem offenen Grab meiner Eltern...
Als ich erneut zu schreien anfing, wusste ich, dass es kein Entrinnen mehr gab.

 

Hallo Lolli Bep,

willkommen im Forum!

Zunächst ein paar stilistische Anmerkungen:

Es tat weh, aber so etwas passierte mir öfters.

Du schreibst sonst nicht übermäßig umgangssprachlich. Von daher würde ich dir an dieser Stelle empfehlen, statt "öfters" sowas wie "nicht zum ersten Mal" zu verwenden.


Erstaunt hob ich ihn unter einer Stra0enlaterne hoch und betrachtete ihn.

Besser: "... hielt ich ihn ..."; und natürlich "Straßenlaterne"


Ich freute mich schon auf ein langes und angenehmes Bad, denn der Nebel ging einem wirklich durch die Knochen.

Wie wäre es mit "der Nebel drang mir durch die Knochen"? Du brauchst hier nicht so unpersönlich zu schreiben.


Mein malträtierter Daumen pochte immer noch ...

Gegen Fremdwörter ist prinzipiell nichts einzuwenden, allerdingt fügt es sich nicht wirklich nahtlos in den übrigen Stil deiner Geschichte, die zwar - wie gesagt- nicht zu flapsig, aber ebenso wenig zu 'gehoben' geschrieben ist. Stattdessen könntest du also vielleicht "geschunden" benutzen.


...also ignorierte das Blut einfach.

Da fehlt wohl ein "ich".


Als mir das Blut die Kehle hinunter rann, fühlte es sich an, wie wenn ein sehr Durstiger eine Flasche Wasser trank…

Da wäre wahrscheinlich Folgendes zu bevorzugen: "fühlte ich mich wie ein Verdurstender, der gerade noch rechtzeitig ein Glas Wasser erhält/wie jemand, der kurz vor dem Verdursten eine Oase erblickt" - nur ein Vorschlag.


Das Wasser war schön angenehm warm...

Streich das "schön".


Entsetzt setzte ich mich auf und wollte nach Luft schnappen

Der Anfang klingt etwas unschön, du könntest "sich aufsetzen" durch "sich aufrichten" ersetzen, um das zu beheben.


Nun zur Geschichte selbst: Irgendwie passiert nicht allzu viel, der Titel ist in dieser Hinsicht etwas irreführend. Natürlich braucht das Thema nicht immer effektvoll und mit übermäßiger Action umgesetzt zu werden, aber gerade da wo es spannend werden könnte, beendest du die Story - und das auch noch so, als wenn es das Gewöhnlichste auf der Welt wäre, eine solche Verwandlung (ich nehme an, zum Zombie?) zu durchlaufen.

Was nicht übel war, war die Besessenheit von der Wunde, die du allerdings auch noch ein Stück weit hättest ausbauen, evtl. mit Erinnerungen oder albtraumhaften Visionen hättest anreichern können. So hätte die Beschreibung an Tiefe gewonnen.

 

Verwandlung (ich nehme an, zum Zombie?) zu durchlaufen.

Ich tippe auf Vampir. Andere Vorschläge? :D
Ne im Ernst, durch den derzeitigen Vampirboom hatte ich den Verdacht schon nach wenigen Zeilen, die Blutleckgeschichte hat's dann eigentlich klar gemacht.

 

Hallo,

vielen Dank für die Kritik - hab mal ein bisschen verbessert :-)
Der Schluss war eigtl so beabsichtigt: Damit die Auswegslosigkeit der Situation stärker zum Vorschein kommt. Allerdings werde ich Deine Tipps mal beherzigen und schauen, ob ich da nicht noch was machen kann. Danke!
Nun zur Vampir-Zombie-Frage: Eigtl hab ich dabei nur ein bisschen an Vampir gedacht - eher so was in die Richtung Nachzehrer... :D Aber Zombie ist auch eine gute Idee.... ;-)
Lg, Lolli

 

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