Ein (fast) perfekter Plan
Seufzend schloss Klaus die Haustüre auf. Er musste schon wieder Überstunden machen, das kam in der letzten Zeit immer häufiger vor. Seit sie mit dem Bau der neuen Grundschule begonnen hatten, benahm sich sein Chef wie ein Sklaventreiber.
Jetzt wollte Klaus nur noch etwas zu essen, ein schönes, kühles, Bier und dann den Rest des Abends auf der Couch verbringen. „Beate“, rief er aus dem Flur, „was gibt es denn heute Leckeres?“ Beate antwortete nicht. Das konnte nur eins bedeuten, sie hatte mal wieder nicht gekocht, sondern den ganzen Tag nur am Computer gesessen und an ihrem blöden Roman geschrieben. Beate war der Meinung, sie würde irgendwann mal einen Bestseller schreiben. Klaus fand den Gedanken absolut lächerlich. Wütend stapfte er in die Küche und machte sich rasch ein paar belegte Brote. Nicht mal mehr eine Flasche Bier war im Kühlschrank. Zum Einkaufen hatte sie wohl auch keine Zeit gefunden.
„So geht das nicht weiter“, polterte Klaus. „Du und deine blöde Schreiberei.“
Beate beachtete ihn gar nicht weiter. Sie war völlig in Gedanken versunken. Da platzte Klaus der Kragen. Er riss Beate grob vom Stuhl, legte ihr die Hände um den Hals und drückte ganz leicht zu.
„Weißt du, was ich irgendwann mal mit dir mache? Ich erwürge dich mit meinen eigenen Händen, dann rolle ich dich in den scheußlichen, grünen, Teppich, den du unbedingt im Schlafzimmer haben wolltest und dann baue ich mir endlich meinen Pool im Garten und du und dein Teppich, ihr werdet in der Bodenplatte einbetoniert. Na, wie findest du das?“
Klaus grinste hämisch, als er Beates entsetztes Gesicht sah. Er drückte noch einmal kurz zu, dann lies er sie wieder los.
„Morgen gibt es Sauerbraten mit Klößen zum Abendessen“, sagte Klaus mürrisch und schaltete den Fernseher ein. „Ach und Bier ist auch keins mehr da.“
In der nächsten Zeit bemühte Beate sich jeden Abend etwas zu Essen zu kochen, aber schon bald saß sie wieder nur am Computer. Schließlich sollte das Buch irgendwann mal fertig werden. Ein Bestseller schrieb sich ja nicht nun mal nicht von alleine. Das musste Klaus doch auch einsehen, fand Beate. Klaus hatte aber kein Verständnis, im Gegenteil, er kochte innerlich vor Wut. So ging das nicht weiter. Wozu hatte er Beate denn geheiratet? Seit Jahren schuftete er Tag für Tag auf dem Bau und sie hielt es nicht mal mehr für nötig ihm etwas zu Essen zu kochen. Stattdessen saß sie stundenlang vor dem Computer.
Eines Abends, als Klaus mal wieder völlig geschafft nach Hause kam, stand Beate mit gepackten Koffern im Wohnzimmer.
„Ich habe es satt, ich werde dich endlich verlassen“, sagte sie kalt lächelnd. In der rechten Hand hielt sie einen Brief. „Mein Roman wurde ein Bestseller und jetzt bin ich reich“, rief sie triumphierend.
Klaus sah rot. Er packte Beates Hals und drückte immer weiter zu.
Zwei Tage später meldete er Beate als vermisst. Völlig deprimiert erzählte Klaus dem Polizisten, dass sie zusammen Beates Erfolg gefeiert hätten.
„Dann wollte Beate nur noch rasch eine Flasche Champagner kaufen, aber sie kam nicht wieder zurück. Ich mache mir solche Sorgen“, schniefte er leise und drückte sich ein Taschentuch vor die Augen.
Anschließend fuhr Klaus, fröhlich vor sich hin summend, nach Hause und packte seine Koffer. Zwei Wochen Urlaub auf den Malediven, das hatte er sich nun wirklich redlich verdient.
Wieder zurück in Deutschland erwartete ihn schon Kommissar Haller auf dem Flugplatz. „Haben Sie das Buch ihrer verstorbenen Frau eigentlich mal gelesen?“, fragte der Kommissar den völlig verdutzten Klaus. Der schüttelte nur, sprachlos, den Kopf.
„Nein?“ Kommissar Haller lachte. „Dachte ich mir“, sagte er. „Meine Frau ist ein Krimifan und sie hat den Roman gelesen. Sie fand die Geschichte sogar richtig spannend. Ein echter Bestseller eben. In der Geschichte geht es um eine Frau, die von ihrem Mann erwürgt wurde. Dann wickelte der Mörder sie in einen Teppich und anschließend wurde die arme Frau nachts im Garten unter dem neuen Pool vergraben.“
Klaus war fassungslos. Der Kommissar war aber noch nicht fertig.
„Wir haben übrigens von ihren Nachbarn erfahren, dass der Pool in ihrem Garten erst nach dem Verschwinden ihrer Frau gebaut wurde...“
Klaus starrte den Kommissar entsetzt an.
„Aber es war doch ein perfekter Plan“, stammelte er.