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Ein Flügel für Amy

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03.11.2003
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Ein Flügel für Amy

Ein Flügel für Amy​

Es waren nur noch zwei Wochen bis Weihnachten und Marcia verließ langsam die Hoffnung. Doch sie zwang sich, durchzuhalten und legte ihre Hand auf die große Klinke der Eingangstür. Langsam drückte sie die Tür auf, trat ein und befand sich im Krankenhaus. So wie jeden Tag, immer wieder dasselbe Ritual, Tag für Tag, Woche für Woche.
Denn seit elf Wochen lag Marcias Tochter Amy im Krankenhaus. Und der Zustand des kleinen Kindes war fast aussichtslos. Ein Auto hatte Amy angefahren, als sie auf der Spielstraße vor ihrem Haus spielte. Marcia hatte erst durch das Küchenfenster geblickt, als ihr Kind schon zusammengekrümmt auf der Straße gelegen hatte, doch sie hatte unverzüglich reagiert, rief Krankenwagen und Polizei.
Zum Glück, Amy lebte. Aber sie würde nie wieder das kleine, fröhliche Mädchen werden, dass Springseil sprang oder auf Stelzen durch den Garten wankte. Denn Amy war seit elf Wochen gelähmt, sie würde ihre Beine wohl nie wieder spüren oder bewegen können. Die Heilungschancen waren zu gering. Die Ärzte hatten eine innere Blutung nicht stoppen können und hatten sich schweren Herzens mit dem Schicksal des kleinen Kindes abgefunden. Marcia war zusammengebrochen, als sie erfuhr, was geschehen war. Doch die Krankenschwestern sprachen ihr Mut zu, halfen ihr, die fragenden Blicke Amys auszuhalten. Denn Amy wusste nichts von alledem. Sie wusste nur, dass sie nicht laufen durfte und in einen Topf pinkeln musste.
Und Marcia brachte es nicht übers Herz, ihrer kleinen Tochter alles zu erklären. Sie besuchte sie täglich, spielte mit ihr „Mensch ärger dich nicht“ oder las ihr vor. Sie hoffte auf ein kleines Wunder. Doch die Ärzte machten ihr kaum Hoffnung. Solche Lähmungen würden so gut wie nie von alleine verschwinden, es wäre wirklich ein Wunder. Und die gäbe es bekanntlich selten.
Doch Marcia wollte nicht aufgeben.

Sie durchquerte die Eingangshalle und ging in Richtung Aufzug. Gestern hatte sie heimlich mit einem Krankengymnasten des Krankenhauses gesprochen. Er hieß Florian und hatte sich bereit erklärt, einmal bei Amy vorbeizuschauen. Morgen würde es so weit sein. Marcia drückte den Knopf am Fahrstuhl für den zweiten Stock und musste nicht lange warten. Sie stieg in den Fahrstuhl und fand sich ein paar Sekunden später in der Kinderstation wieder.
Langsam ging sie den weißen Gang hinunter, wurde von zwei jungen Schwestern freundlich begrüßt und klopfte schließlich an die Tür, hinter der Amy in einem großen Bett lag und zwischen den weißen Daunendecken fast verschwand. „Herein“, rief Amy leise und Marcia öffnete die Tür. Sofort begann ihre kleine Tochter, begeistert zu rufen: „Mommy! Mommy, sie haben gesagt, ich kann Weihnachten wieder nach Hause!“ Marcias Herz zog sich zusammen, doch sie beherrschte sich und versuchte, begeistert zu klingen: „Toll mein Engel. Dann werde ich mich schon mal nach einem riesigen Tannenbaum umsehen.“ Amys Augen begannen zu leuchten, sie streckte ihre Arme aus und beschrieb die Größe des Baumes, dann lachte sie vergnügt auf. Marcia blickte ihre Tochter an und machte ein geheimnisvolles Gesicht. „Ich habe dir eine Geschichte mitgebracht.
Es geht um einen kleinen Engel, der sich im Himmel verlaufen hat aber pünktlich zu Weihnachten wieder zurückfindet.“ Erwartungsvoll spitzte Amy die Ohren. Und Marcia begann, aus dem Buch vorzulesen. Zwanzig Minuten später war Amys Kopf langsam in das weiche Kissen gefallen und das kleine Mädchen schlief tief. Marcia verstummte.
Eine Träne begann sich ihren einsamen Weg über Marcias Gesicht zu bahnen und sie schloss ihre Augen, faltete ihre Hände und betete leise: „Gott, bitte hilf Amy, gesund zu werden. Ich wünsche mir so sehr, dass sie wieder laufen kann. Ich möchte nicht, dass sie leidet, nur weil ein Autofahrer nicht aufgepasst hat. Muss es denn so ein schlimmes Schicksal geben? Bitte hilf uns und mach das Amy wieder laufen kann.“ Marcia verstummte, lauschte ihren Worten nach und schüttelte leise lachend den Kopf, als sie sich vorstellte, dass nun ein kleiner Engel den Auftrag zu Gott bringen würde und Gott den Worten lauschen würde.

Doch der kleine Engel Sydney, der Marcias Gebet im Himmel angehört hatte, lachte nicht, als Marcia geendet hatte. Er machte sich auf einen langen beschwerlichen Weg über Wolkenberge und Luftlöcher in Richtung einer der größten Wolke im Himmel. Die ganze Zeit murmelte er Marcias Gebet vor sich hin, um es ja nicht zu vergessen. Nach einer Stunde hielt er erschöpft vor einer Wolke an, die Ähnlichkeiten mit einem Telefon hatte. Doch es war keine einfache Wolke und auch kein Telefon.
Es war das Informationszentrum des Himmels. Hier konnte jeder Engel Informationen über Menschen einholen. Sydney öffnete die versteckte Tür und trat ein. Er strich sich sorgfältig die kleinen Füße auf einer Matte ab, denn obwohl Engel keine Schuhe trugen, wurde auf Reinlichkeit sehr geachtet. Der kleine Engel ging auf einen großen Tisch zu, an dem Oona saß.
Oona war ein weiser Engel, sie war schon lange im Himmel und hatte ein riesiges Allgemeinwissen. Sie hatte ein kleines, pausbäckiges Gesicht, welches von störrischen blonden Locken umrahmt wurde und helle, blaue Augen. Mit diesen Äuglein schaute sie Sydney nun erfreut entgegen. Sie mochte Sydney. Er war noch nicht alt, doch hilfsbereit und immer da, wenn man ihn brauchte. Er hatte eine kleine Stupsnase und seine Wangen waren von dem anstrengenden Weg leicht gerötet. Auch er hatte blondes Haar, wie die meisten Engel, doch seine Flügel waren die weißesten die sie je gesehen hatte.
Als hätte Sydney ihre Gedanken gelesen, strich er sich gedankenverloren die Flügel glatt und setzte sich zu Oona. „Hallo liebe Oona, ich brauche deine Hilfe. Es geht um ein kleines Mädchen, dem ich gerne helfen möchte. Ihre Mutter hat darum gebeten. Sie heißt Marcia Longfield und ihre Tochter heißt Amy.“ Oona schrieb den Namen auf ein kleines Stück Pergament und erhob sich. „Warte einen Moment, Sydney.“
Dann verschwand sie fast lautlos in einem Nebenraum, in dem alle Information über die Menschen verwahrt wurden und zu dem nur Oona Zugang hatte. Sydney musste nicht lange warten, bis Oona wieder bei ihm war. „Hier ist die Adresse der beiden. Sie wohnen in London. Und die kleine Amy wurde von einem Auto angefahren und ist nun in den Beinen gelähmt. Marcia hat vor ungefähr einer Stunde zu uns gebetet.“ Sydney dankte ihr mit einer Umarmung und wollte die Wolke rasch wieder verlassen, doch Oona hielt ihn auf und fragte: „Was hast du vor, Sydney? Du willst doch nicht etwa zur Erde gehen und der Kleinen helfen oder? Das ist gefährlich, Sydney!“ Der kleine Engel lächelte sie beruhigend an. „Mir wird schon nichts passieren, ich möchte dem kleinen Mädchen meinen Flügel schenken. Du weißt doch, dass ein Engelsflügel alles heilen kann. Denn er ist durch und durch gut.“
Oona schaute den kleinen entschlossenen Engel entsetzt an. „Aber wenn du ihn mit deinem Flügel berührst, dann fällt dein Flügel ab. Das weißt du doch. Und pass auf, dass du die Kleine nicht erschreckst, sie kann dich schließlich sehen, wenn du ihr helfen möchtest.“
Aber Sydney hatte die Wolke schon verlassen. Den letzten Satz hatte er nicht mehr gehört, doch er wusste um das Risiko und er war bereit, auch mit einem Flügel weiter zu leben. Es gab so viele Engel im Himmel mit nur einem Flügel. Es würde ihm nicht schaden.
Und so machte er sich auf den Weg zu einem Luftloch, das ihm den Weg zur Erde, nach London, weisen würde.

Amy war inzwischen aufgewacht und Marcia umarmte sie kurz. Da klopfte es an der Tür. Marcia erhob sich, öffnete sie und blickten in das Gesicht des Krankengymnasten. „Guten Tag, Frau Longfield. Ich weiß, unser Termin ist erst morgen, aber mir ist etwas dazwischen gekommen und ich wollte fragen, ob Sie auch heute für mich Zeit hätten.“ Marcia bat ihn bereitwillig herein und Florian stellte sich Amy vor. Das Mädchen fasste rasch Vertrauen und ließ ihn bereitwillig an ihr Bett heran.
Florian schlug die große Daunendecke zurück und legte seine Hand auf Amys Knie. „Amy, wo habe ich meine Hand?“ Amy starrte ihn verständnislos an: „ Weiß nicht, Flo“, sagte sie
verunsichert, „ ich kann sie nicht spüren.“ Florian wand sich an Marcia, schaute sie betroffen an und erklärte Amy, dass er und ihre Mutter kurz etwas besprechen müssten. Dann legte er die Decke wieder um das Kind und verließ mit Marcia den Raum.
„Ich möchte ehrlich zu Ihnen sein, Marcia. Es steht wirklich sehr schlecht um Amys Beine. Doch schlechte Bedingungen heißt nicht unmögliche Bedingungen. Ich würde gerne versuchen, Ihrer Tochter zu helfen. Ich kann nicht zulassen, dass diesem kleinen Mädchen nicht geholfen wird. Doch denken Sie nicht, dass Amy von heute auf morgen wieder laufen könnte. Falls sie es überhaupt jemals wieder können sollte. Das ist ein langer Prozess. Aber, möchten Sie überhaupt, dass ich ihrer Tochter helfe?“
Marcia hatte Florian schon nach diesen wenigen Minuten in ihr Herz geschlossen und willigte hocherfreut ein. „Aber bitte, lieber Florian, duzen Sie mich!“ Er lachte und stimmte zu. Er versprach, schon übermorgen mit der Therapie zu beginnen und Marcia verabschiedete sich von Florian und ihrer Tochter und verließ mit einem weniger schweren Herzen als sonst das Krankenhaus.

Sydney war endlich bei dem Luftloch über London angekommen. Und jetzt, da es dunkel wurde, machte er sich bereit für seinen großen Sprung in die Tiefe. Er strich sich ein letztes Mal die Flügel glatt und kletterte langsam an den Rand des Loches.
Er warf einen Blick durch das Loch und sah kleine Lichter, die wie Sterne funkelten. Doch es waren Straßenlaternen der großen Straßen Londons. Sydney hoffte, nicht direkt auf einer Straße zu landen und ließ sich schließlich fallen. Kaum hatte er sich durch das Loch fallen lassen, breitete er seine Flügel aus und ließ sich vom leichten Wind hinunter zur Erde tragen. Er landete mit seinen nackten Füßen auf einer alten Mauer, doch er spürte die kalten Mauersteine nicht.
Menschen gingen an ihm vorbei, sie sahen ihn nicht. Sydney machte sich erleichtert auf seinen Weg. Er sprang von der Mauer und musste nur zwei Straßen entlang gehen, als er schon den großen grauen Gebäudekomplex erblickte, in dem Amy lag und träumte. Langsam näherte sich Sydney dem Gebäude und suchte nach einer Möglichkeit, in das Krankenhaus hinein zu gelangen. Schließlich kletterte der kleine Engel an einer Efeuranke bis zu einem offenen Fenster hoch und stand kurz darauf in einem Zimmer des Krankenhauses.
Ein kleiner Junge lag in einem der Betten und lutschte am Daumen, doch er schließ tief und bekam nicht mit, dass Sydney sein Fenster geschlossen hatte. Vorsichtig öffnete der Engel die Tür zum Flur. Er musste aufpassen, denn die Pfleger konnten ihn zwar nicht sehen, aber die sich öffnende Tür um so besser.
Der Flur war leer und Sydney huschte drei Zimmer weiter, zu der Tür, hinter der Amy lag. Unbemerkt schlüpfte er in das Zimmer und setzte sich auf den Stuhl, auf dem sonst Marcia saß. Die kurzen Beine des Engels baumelten in der Luft herum und erstaunt starrte Sydney das Mädchen an. Es sah aus wie ein Engel, ein bisschen wie Oona. Die gleichen Locken und ein rundliches Gesicht. Sydney lächelte erfreut und bereitete sich auf seine Mission vor. Langsam kniete er sich auf die Bettkante und schlug die Decke sanft zurück. Da erwachte Amy und starrte ihm verschlafen direkt ins Gesicht. „Wer bist du? Was machst du hier? Bist du ein Freund von Flo?“ Amy schaute dem Engel vertrauensvoll entgegen, sie dachte er sei ein Pfleger. Doch Sydney war schockiert, warum konnte das kleine Mädchen ihn sehen? Dann erinnerte er sich an das große Lehrbuch der Engel. Der Mensch, dem man helfen wollte, konnte den Engel sehen, ihn anfassen und mit ihm reden.
Beruhigt bedeutete Sydney dem kleinen Mädchen, zu schweigen. „Ich bin dein Freund, kleine Amy. Ich bin hier, um dir zu helfen, damit du wieder gesund wirst. Du musst mir vertrauen. Ich bin Sydney. Du wirst mich nicht wiedersehen, denn ich bin ein Engel.“
Das kleine Mädchen gluckste zufrieden: „Bist du der Engel aus Mommys Geschichte? Toll, dass du hier bist. Ich hab immer gedacht, Engel gibt es nicht.“ Sydney lächelte nachsichtig und ließ das kleine Mädchen plappern, während er sich rasch umdrehte und mit seinem Flügel über ihre Beine strich. „Das kitzelt, Engel.“
„Ich weiß, Amy, doch schau, es hat schon aufgehört! Schlaf jetzt weiter und wenn du mal Sehnsucht nach mir hast oder dir ein Mensch nicht glaubt, dass ich bei dir war, dann schau zum Himmel und ich werde als Stern ganz hell für dich strahlen. Tschüß kleine Amy.“
„Tschüß Engel!“
Sydney küsste Amy auf die Stirn, legte ihr die Decke um den Körper und stellte zufrieden fest, dass das kleine Mädchen selig lächelnd wieder in den Schlaf gefunden hatte.
Seine Freude versiegte kurz, als er sich automatisch mit beiden Händen über seine Flügel streichen wollte und seine eine Hand in die Leere griff. Doch dann blickte er erneut auf das schlafende Mädchen und freute sich, dass er dem Kind hatte helfen können.
Sydney verließ das Krankenhaus auf dem selben Wege, wie er gekommen war, und hastete durch Londons Straßen zurück zu der Mauer, auf der er gelandet war. Ein schwacher Schein erhellte den Bereich um die Mauer und Sydney stellte freudig fest, dass Oona und Fee, zwei weibliche Engel auf ihn warteten. Sie nahmen ihn in ihre Mitte und flogen mit ihm zurück in den Himmel. Ein letztes Mal schaute Sydney in Richtung Erde, dann kletterte er durch das Luftloch wieder in seine sichere Wolkenwelt.

Zwei Tage, nachdem Sydney auf dem Besucherstuhl in Amys Zimmer Platz genommen hatte, tat es auch Florian. Amy blickte ihm munter entgegen. „Hallo Flo, toll, dass du kommst. Mir war so schrecklich langweilig. Und Mommy muss einkaufen.“ Amy begann sofort, auf ihn einzureden, doch Florian hörte ihr nicht richtig zu. Sie redete von einem Engel, der sie an den Beinen gekitzelt hatte und er horchte auf.
„Es hat dich an den Beinen gekitzelt?“ Amy nickte freudig und Florian schlug rasch die Daunendecke zurück. Er zwang sich zur Besonnenheit und legte langsam seine warme Hand auf Amys Knie. „Wo ist meine Hand Amy?“ Florians Stimme zitterte leicht und er biss sich vor Anspannung fast auf die Zunge. „Du stellst ja blöde Fragen Flo! Auf meinem rechten Knie!“ Zufrieden redete Amy vor sich hin, aber Florian war fassungslos auf dem Stuhl zusammengesunken.
„Das gibt es doch nicht, das ist Magie“, murmelte er vor sich hin und Amy, die ihn aufmerksam beobachtet hatte, antwortete entrüstet: „Nein, das war doch der Engel!“

Zwei Stunden später erschien Marcia in Amys Krankenzimmer und erfuhr durch Florian die unglaubliche Neuigkeit. Sie brach in Tränen aus und sie dankte im Stillen Gott für seine Güte. Florian brachte Amy spielerisch bei, wie sie ihr Bein heben konnte und als Marcia vier Tage später erneut das Krankenhaus betrat, lachte Amy ihr sitzend entgegen.
Auch Florian strahlte und Marcia kamen schon wieder die Tränen. Die Ärzte bezeichneten das Ganze als Wunder, doch Marcia wollte nur wissen, ob sie ihre Tochter mit etwas überraschen dürfte. Denn trotz dieser erfreulichen Wendung musste Amy nun doch noch länger im Krankenhaus bleiben und konnte zu Weihnachten nicht nach Hause kommen.
Marcia wollte einen Baum kaufen, so groß wie Amy selbst und ihn an Heiligabend zu Amy bringen, um ihr die Enttäuschung ein bisschen erträglicher zu machen.
Die Ärzte stimmten erfreut zu, begeistert über diese Alternative, denn selbst sie sahen das kleine Mädchen nur ungern traurig. Amy war enttäuscht darüber, dass sie Weihnachten nicht zu Hause feiern durfte. Doch als Florian ihr eines Morgens einen Vorschlag machte, vergaß sie ihre Trauer. Denn was Marcia nicht wusste war, dass Amy heute morgen ihre ersten Schritte gemacht hatte. Florian hatte sie halb getragen und nach drei Schritten hatte sie die Kraft verlassen, aber Florian war überglücklich gewesen. Er hatte sie überschwänglich gelobt und er und Amy versprachen sich, dass Amy bis Weihnachten alleine gehen könnte. So teilten die Beiden ein Geheimnis und Amy hütete dieses kleine Geheimnis wie ihren Schatz.

Am vierundzwanzigsten Dezember saß Amy überaus aufgeregt in ihrem Bett und wartete auf das Klopfen an ihrer Tür. Endlich ertönte es und Marcia und Florian betraten zusammen den Raum. Als Amy sah, was ihre Mutter ihr mitgebracht hatte, vergaß sie fast ihre eigene Überraschung.
Ihre Mutter hatte ihr einen echten Weihnachtsbaum mitgebracht, den sie jetzt in das Zimmer zog. Amy jubelte laut und als Marcia auch noch die echten Kerzen anzündete, fand sie es gar nicht mehr schlimm, im Krankenhaus Weihnachten zu feiern. Marcia schaute ihr Kind glücklich an. Sie wollte sich gerade auf dem Stuhl niederlassen, als Florian sie durch ein Räuspern davon abhielt.
„Marcia, könntest du den Stuhl vielleicht neben den Baum stellen? Denn Amy und ich haben auch noch eine Überraschung für dich. Sei so gut und stell dich neben den Stuhl, und bleib einfach stehen, egal was passiert.“ Marcia tat, wie ihr gesagt wurde, doch sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, was jetzt geschehen sollte.
Florian hob Amy aus ihrem Bett und stellte sie auf den Boden. Er hockte sich hinter sie und stützte sie sanft ab. Dann setzte Amy zaghaft ihr linkes Bein vor das rechte und zusammen mit Florian kam sie langsam auf ihre Mutter zu. In Marcias Augen sammelten sich Freudentränen. Kurz vor Marcia und dem Stuhl hielten Amy und Florian an. Amy schaute aus dem Fenster in den dunklen Himmel und sah einen kleinen Stern ganz hell leuchten. Sie hob ihre Hand und winkte. Florian schaute sie erstaunt an: „Wer ist da Amy?“
„Mein Engel“, sagte Amy und befreite sich aus Florians Armen. Sie streckte ihre kurzen Arme zur Seite aus und hob langsam ihren Fuß. Sie setzte ihn behutsam ein Stück weiter nach vorne und ließ den zweiten folgen. Dann machte sie ihre ersten eigenen Schritte auf Marcia zu. Das kleine Mädchen schwankte kurz und Marcia, die sich ohnehin sehr beherrschen musste, wollte ihr zu Hilfe eilen. Doch Florian, der lautlos hinter ihr erschienen war, hielt sie davon ab.
Schließlich erreichte Amy den Stuhl neben Marcia und hielt sich aufatmend an ihm fest. Dann hob sie den Blick zu ihrer Mutter und flüsterte: „Fröhliche Weihnachten, Mommy!“

 

Hallo AnnadaLife!

Erstmal ein Kleinigkeit:

Aber sie würde nie wieder das kleine, fröhliche Mädchen werden, das
das zweite s ist zuviel.

Das Problem bei diesem Absatz für mich ist, dass Due ien Lähmung ebschreibst, die offensichtlich in den Beinen beginnt (bei einer Querschnittslähmung, wie sie bei Unfällen ja recht häufig entsteht, könnte Amy nicht aktiv pinkeln.) Und diese Lähmung ist Folge innerer Blutungen. Das ist für Nichtmediziner kaum nachvollziehbar und klingt unlogisch. Ich würde die Beschreibung der Erkrankung auch gar nicht ausweiten, sondern eher reduzieren: Durch den Unfallw aren Amys Beine gelkähmt und diese Lähmung würde nur durch ein Wunder zurückgehen....

Und dann: Wenn ein Körperteil gelähmt ist, brauchst du eigentlich nichts mehr zu erklären. Amy weiß sehr gut, daß sie ihre Beine nicht bewegen kann. Also was erklärt ihre Mutter - dass alles wieder gut wird? So klingt mir Deine GEschichte so, als ob Amy nicht wissen soll, dass sie gelähmt ist.

Dann schreibst Du auch noch, dass der Unfall elf Wochen her ist. Spätestens eine Woche nach dem Unfall hätten sich Physio- und andere Therapeuten um das Kind gekümmert, um ihm zu helfen, sich mit gelähmten Beinen zurechtzufinden und Folgeschäden in den Beinen zu vermeiden.

Deshalb scheint mir auch der Beginn des nächsten Absatzes übertrieben und realitätsfremd:

Gestern hatte sie heimlich mit einem Krankengymnasten des Krankenhauses gesprochen. Er hieß Florian und hatte sich bereit erklärt, einmal bei Amy vorbeizuschauen.
Wieso heimlich? Und einmal vorbeischauen? Dieses Krankenhaus wird mir langsam unheimlich.

Aber abgesehen vo dieser Unlogik, eine nette Standardgeschichte: Engel hilft Mensch - dass der Engel dafür einen Flügel einbüßt ist eine neue Variante, und ich frage mich, ob das bedeutet, dass ein Engel nur einmal heflen darf - denn beim zweitenmal würde er ja den zweiten Flügel verlieren und dann könnt er nicht mehr in den Himmel zurück. Irgdendwie finde ich das doch sehr rabiat.

Manches ist sehr lang beschrieben und könnte durch wörtliche Rede lebendiger und kürzer werden.

Ich würde die Diagnose ändern und darauf aufbauen, dass Amy weis, dass sie gelähmt ist und langsam wie ihre Mutetr zu der Überzeugung kommt, dass sich nichts ändern wird. Und dann geschieht das Wunder. Und ich hoffe nur, Amy weiss, dass das Wunder einen ganze Engelsflügel gekostet hat.

LG

Jo

 

Guten Abend AnnadaLife

Die Geschichte ist DER Hammer!! :thumbsup: Auf jeden Fall. Sie hat mich berührt,einer wunderschöne tolle Weihnachtsgeschichte, auf jeden Fall. :) Ich finde sie einfach nur gut. Wie alt ist Amy überhaupt? Ich fände es auch schön, wenn sie noch erfahren oder wissen würde, vielleicht durch das Buch der Mutter, das Sydney durch das Heilen ihrer Beine einen seiner Flügel verliert, da bin ich jobärs Meinung. Aber sonst, echt geil :thumbsup:

Greetz
Leana

 

Vielen Dank für Kritik und Lob. Werde bei Zeiten die Geschichte noch ein bißchen überarbeiten... Frohe Weihnachten! AnnadaLife

 

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