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Serie Ein Kommissar auf Abwegen: Freizeit

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01.06.2016
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Ein Kommissar auf Abwegen: Freizeit

Ego, 14. März 1999, saufrüh

Der Radiowecker kreischt in meinen traumlosen Schlaf und zwingt mich wach. Bitte nicht! Bin doch gerade erst ins Bett. Außerdem versucht irgend jemand die Einrichtung in meiner Rübe umzustellen. Immer und immer wieder. Die Möbel quietschenkratzenbrummen über mein Trommelfell, stoßen an mein Zwischenhirn und prallen vom Hypothalamus ab. Ich habe wohl letzte Nacht etwas Unordnung in mein Oberstübchen gebracht. Scheiß´ Alkohol; ich trink´ nie wieder. Bitte erinnern Sie mich später noch einmal daran.

Und dann? Dann stelle ich erleichtert fest, dass heute Samstag ist und ich nur vergessen habe, diesen dämlichen Wecker auszustellen. Der Tag gewinnt an Qualität. Aber die Kopfschmerzen bleiben erstmal...

Vier Stunden später ist nicht nur meine Birne aufgeräumt (Herr oder Frau Aspirin sei gepriesen). Auch mein Magen-Darm-Trakt fühlt sich fast normal an und bittet mich mit einem zarten Grummeln um Verzeihung für die unangenehmen Minuten auf der Toilette. Eigentlich müsste ich mich ja entschuldigen. Ich will ihm was Gutes tun und verspreche: ab heute wird alles anders, oder ab morgen...

Ein Klingeln. Und noch einmal. Assoziation Telefon. Mögliche Maßnahmen: Ignorieren oder Drangehen. Ich nehme mein dunkelblaues Gigaset 3000, drücke die blaue Taste mit dem grünen Hörer und brumme ein unkoordiniertes „Ja, hallo“ in die Muschel (aha, die Stimmbänder verweigern ihre Dienste; sexy Timbre, finde ich gleichzeitig). „Na, Du hörst Dich aber sexy an. Schläfst Du noch oder hast du gestern zu viel getrunken?“ flötet mir meine Lieblingsfreundin ins Ohr. Und sie fügt völlig unnötig hinzu: „Hier ist Lena!“ Schleppend, mit Rasseln in der Stimme, antworte ich: „Hi, Sweetheart! Vorhin erst aus dem Bett gefallen… Habe wohl gestern etwas über die Strenge geschlagen.“ Sage es und japse nach einer so langen Rede nach Luft, als hätte ich zwei Kästen Bier die vermaledeiten zwei Stockwerke in meine Wiesbadener Wohnung gehievt. „Lust auf ein Frühstück?“ fragt sie quietschvergnügt; wie macht sie das bloß um diese Uhrzeit?

Dann geht alles ganz schnell und ich sitze plötzlich geschniegelt, gut riechend, aber mit dunklen Schleiern unter den Augen in der „Haltbar“, mir gegenüber eine wirklich sehr blonde, aber natürliche (ist das ein Widerspruch?) 28jährige mit strahlend blauen Augen und einem wunderbaren 172 cm langen Körper (und: was für ein Hintern). Heller Teint, sportlich, und zu allem Überdruss auch noch clever, belesen und erfrischend lustig. Ein Traum von einer Frau: Lena!
Leider bin ich nicht in Form. Wäre gerne geistreich und charmant, würde gerne diese Frau beeindrucken und vielleicht auch an mich binden. Stattdessen brumme ich, mittlerweile schon flüssiger, tumbe Kurzsätze in ihre Richtung. Aber sie verzeiht mir, ich habe einen Lieblingsfreundbonus, glaube ich. So genau weiß man das ja nie bei Frauen...

Nach dem ersten Orangensaft, einigen tausend Bissen von meinem Frühstück und positiv stimuliert durch Kruder & Dorfmeister´s „Conversions“, die sanft im Hintergrund den Rhythmus angibt, beginne ich mich zu entspannen und unser Gespräch kommt in die Gänge. Wir lachen viel. Sie erzählt mir, wie sie…

Und ich stelle wieder einmal erstaunt fest, dass mich ihre Geschichten nicht langweilen. Ich glaube, Lena könnte mir in allen Einzelheiten und eine Stunde lang erklären, wie sie vor 16 Jahren ein 3000 Teile-Puzzle auf einen Pappkarton gepappt hat (was sie selbstverständlich nie täte); ich würde dennoch an ihren Lippen kleben. Sie ist erfrischend und lebendig. Ob ich mich verliebe?

Nach zweieinhalb Stunden trennen wir uns, weil sie bei ihren Eltern zum Mittagessen eingeladen ist. Ich bleibe zurück, fühle mich etwas leer. Was mache ich denn heute noch? A ver! Wir werden mal sehen...

Im Becker Mexiko Radio meines 1970er /8’s (na, Sie wissen schon, der Mercedes mit den stehenden Lichtern) läuft „Lifted“ von der Lighthouse Family, die Sonne findet ihren Weg in meine Augen und blendet mich. Jaaaa, I feel lifted, lifted. Frühlingsgefühle; wenn ich doch am Montag nicht wieder arbeiten müsste.

Den Samstag hänge ich noch mit ein paar Bekannten ab. Gemütlicher und bodenständiger Zeitvertreib. „Ich könnte ja auch mal ein wenig was für die dräuenden Prüfungen lernen.“ huscht es durch meinen Kopf. Mein Teufelchen lächelt müde und zeigt dem Gedanken einen Vogel. Ich billige es. Das ist halt einfach einfacher so.

 

Hej Waldsohn,

tatsächlich habe ich mich auf deine Geschichte/Serie gestürzt, weil ich (Coming out:D) Krimifan bin.
Dass ich enttäuscht bin ist mein Fehler, weil ich nicht unvoreingenommen gelesen habe.

Dein sehr spezieller Ton hat mich erst gereizt, weil er unkompliziert und frisch daherkam, kurz darauf aber irritiert, weil die lustige Plauderei mich vom Inhalt abzulenken schien, der dann aber leider ausblieb.

So warte ich gespannt auf folgende Serien.

Freundlicher Gruß, Kanji

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber Kanji,

herzlichen Dank für die zügige und auch treffende Kommentierung. [gelöscht]

Möglichst viel Freude beim weiteren Lesen,
Theo

 

Hej Waldsohn,

Ich gestehe, Inhalt war da bisher nicht viel... ;-)
Mit dieser Aussage (und dem tatsächlich nicht vorhandenen Inhalt) wirbst Du weder für diese noch für andere Geschichten.

Wenn dazukommt, dass Du die im 5-Minuten-Takt einstellst, komme ich schwerlich auf die Idee, dass es sinnvoll sein könnte, sich überhaupt mit einem Deiner Texte zu beschäftigen.

Nichts für ungut, aber "Inhalt war nicht viel ... " :sconf:

Gruß
Ane

 

Hallo Waldsohn,

hier noch ein paar Worte zu dieser Geschichte. Gefällt mir besser als der andere Teil. Inhalt ist tatsächlich auch hier wenig da, aber ich kann der Story besser folgen. Hört sich für mich nach einem kleinen Alltagsplausch an.

Hier noch die sprachlichen Anmerkungen:

Der Radiowecker kreischt in meinen traumlosen Schlaf und zwingt mich wach.

Die Satzstellung überzeugt nicht. Eher "zwingt mich aufzuwachen".

quietschenkratzenbrummen

Bitte nicht als Wortkreation. Einfach "quietschen, kratzen, brummen"

Aber die Kopfschmerzen bleiben erstmal...

Das habe ich auch erst im Forum gelernt. Hinter einem ganzen Wort "erstmal" kommt vor den Pünktchen ein Leerzeichen. Machst Du öfters falsch.

„Lust auf ein Frühstück?“ fragt sie quietschvergnügt; wie macht sie das bloß um diese Uhrzeit?

Das mit den Anführungszeichen klappt auch noch nicht so. Ebenfalls etwas, dass ich auch erst hier im Forum lerne. "Lust auf ein Frühstück?", fragt sie.

Und zum Thema Semikolon: Ich liebe diese Dinger und finde sie total sinnvoll. Ich kann daher auch verstehen, warum Du sie setzt. Meine Lektoren streichen sie mir aber konsequent raus und setzen stattdessen Komma oder Punkt. Bei Verlagen scheinen sie also sehr unbeliebt zu sein.

Stattdessen brumme ich, mittlerweile schon flüssiger,

Ab hier brummt er mir etwas zu viel, der alte Brummbär ;-)

A ver! Wir werden mal sehen...

Und hier das Gegenbeispiel :-) "A ver...! wir werden dann mal sehen ..."

Liebe Grüße
Maedy

 

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