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Ein Schutzsternchen für Uwe

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21.05.2003
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Ein Schutzsternchen für Uwe

Ein Schutzsternchen für Uwe

Sternchen Sturm purzelte erschrocken von der Fensterbank herunter und plumpste in das leicht gefrorene Gras.
„Na das fängt ja gut an!“, murmelte es missmutig, rieb sich seine Zacken und beschloss, nun wirklich wachsamer zu sein. Ansonsten würde sein Plan sicher nicht funktionieren.

Seit langem hatte Sternchen Sturm mal wieder eine Reise auf die Erde unternommen.
Am Himmel war nicht viel los gewesen, denn eine Horde dicker, dunkler Wolken hatte sich dort wie ein Teppich ausgebreitet und sämtlichen Sternen die schöne Aussicht auf die Erde versperrt. Gelangweilt hatte Sternchen Sturm beschlossen, lieber den Menschen auf der Erde einen Besuch abzustatten, als weiterhin zahllose Purzelbäume zu schlagen.
Durch den dicken Wolkenteppich war es getaucht, hatte sich, so leise und unauffällig wie es einem stürmischen Sternchen nur möglich ist, auf die hölzerne Fensterbank eines alten Hauses gesetzt und heimlich durch das Sprossenfenster geblinzelt. Schon von weitem hatte es den bläulichen Schein eines Fernsehers bemerkt und freudig einem Abend mit einem schönen, vielleicht abenteuerlichen Film entgegen gefiebert. Beim näheren Hinsehen hatte es erkannt, dass sich ein kleiner Junge zusammen mit seinen Eltern einen Film über einen Schutzengel ansah.
Beeindruckt hatte Sternchen Sturm die Geschichte des Engels, der einen kleinen Jungen vor jeglicher Gefahr bewahrte, verfolgt, und noch ehe der Film beendet war, hatte es beschlossen, genau dasselbe zu tun.
Ein wagemutiges wie wachsames Schutzsternchen wollte es werden. Für den kleinen Jungen, der übrigens Uwe hieß, und bestimmt ein bisschen Schutz benötigte. Das hatte zumindest Sternchen Sturm gedacht.
Gedanken versunken hatte es überlegte, welche Aufgaben auf ihn als zukünftigen Beschützer zukommen würden, als Uwes Eltern plötzlich das Rollo herunter gelassen und das unaufmerksame Schutzsternchen mit einem Satz von der Fensterbank gefegt hatten. Strampelnd und erschrocken war es unsanft auf den Boden geflogen. Als Beschützer musste es in Zukunft wirklich besser aufpassen.

Nachdem es sich wieder gesammelt hatte, verschwand Sternchen Sturm am Himmel und kuschelte sich in sein Bett. Die ganze Nacht glitzern und strahlen konnte es nicht, weil es am nächsten Morgen als tapferer und ausgeschlafener Beschützerstern an Uwes Seite bereit stehen wollte.
So ruhte sich Sternchen Sturm aus, träumte zwischenzeitlich schöne Schutzsternträume und sprang am nächsten Morgen, als alle anderen Sterne noch friedlich schlummerten, aus seinem wohlig warmen Wolkenbett. Hastig eilte es hinunter auf die Erde, um seinen ersten Schutzsternarbeitstag nicht zu verpassen. Noch bevor die strahlende Sonne den gesamten Himmel erhellte, stand Sternchen Sturm mit wachsamer Mine an Uwes Haustür bereit. Bereit dafür, ihn vor den unzähligen Gefahren des Tages zu bewahren.
Als sich Uwe einige Zeit später auf den Weg zur Schule machte, hockte Sternchen Sturm immer noch vor der Tür, allerdings weniger wachsam. Leise schnarchend und angelehnt an eine Hecke hätte es beinahe seinen ersten Beschützertag verschlafen. Die laut zufallende Haustür weckte ihn jedoch wieder auf. Schlaftrunken schnellte das kleine Sternchen in die Höhe und bemühte sich dann, Uwe auf seinem Weg zu folgen. Es tänzelte unbemerkt hinter ihm her, stolperte hier und da, tollpatschig wie es war, über einen Stein, rappelte sich wieder auf und hastete weiter. Dann beschloss es, als beschützender Stern vor seinem Schützling her zu traben, um ihm die täglichen Gefahren besser aus dem Weg räumen zu können.
Als sie kurz darauf die gefährliche Straßenkreuzung gegenüber Uwes Grundschule erreichten, sprang Sternchen Sturm wagemutig und mit ausgebreiteten Armen auf den Asphalt, um die Autos anzuhalten. So wollte es Uwe sicher über die Straße bringen. Begeistert von seiner Idee, hatte es gar nicht daran gedacht, wie leichtsinnig sein Sprung gewesen war. Die herannahenden Autos quietschten mit ihren Reifen, versuchten zu bremsen, schlitterten ein Stückchen weiter, und um ein Haar hätten sie Sternchen Sturm sogar platt gefahren. Im allerletzten Moment jedoch rettete ihn eine kleine Hand, die ihn fest bei den Zacken packte und zurück auf den Bürgersteig zog.
Erschrocken schüttelte Sternchen Sturm sich den Schreck aus den Gliedern und blickte in ein entsetztes Kindergesicht. Uwes Gesicht.
„Was machst Du da?“, schimpfte dieser mit schriller Stimme, „Man darf doch nicht einfach auf die Straße springen! Dort fahren gefährliche Autos. Es gibt doch Fußgängerampeln, damit man heile auf die andere Straßenseite kommt!“
Sternchen Sturm schaute Uwe mit offen stehendem Mund an und nickte stumm. Dann nahm es Uwes warme Hand und ließ sich von ihm sicher an der Ampel über die Straße führen.
Woher sollte Sternchen Sturm auch wissen, dass es auf der Erde so glänzende Erfindungen wie Fußgängerampeln gab? Im Himmel brauchte man keine Straßen und Autos und folglich auch keine Ampeln.
Um ein richtiger Schutzstern zu werden, musste es wohl noch einiges lernen.
Auf der anderen Straßenseite angekommen, verabschiedete sich Uwe und riet dem unvorsichtigen Sternchen, zukünftig etwas aufmerksamer zu sein. Dann verschwand er in der Schule.
Eine Weile noch blickte Sternchen Sturm Uwe hinterher und wusste nicht, ob er traurig oder fröhlich sein sollte. Einerseits war Uwe wirklich nett gewesen und hatte ihn vor einem Unfall bewahrt, andererseits jedoch war es ein grauenhafter Schutzstern gewesen, der sogar selbst gerettet werden musste. Das kleine Sternchen überlegte einen Augenblick und entschied sich dann, lieber fröhlich zu sein. Das gefiel ihm einfach besser. Und außerdem hatte es einen neuen Freund, nämlich Uwe, gefunden und konnte obendrein immer noch ein Schutzstern werden. Es musste nur noch ein bisschen üben und besser aufpassen und nicht so zappelig sein und dann, dann könnte es eines Tages ein wirklich guter Beschützer sein.

 

Hallo sumsebiene,

da hast Du mal wieder eine originelle Idee zu einer netten Geschichte ausgebaut. Gut gefallen hat mir, wie der Stern heimlich fernsieht. (Das erinnert ein wenig an Peter Pan, der durch's Fenster Wendys Geschichten lauscht.)

Ich wäre wohl nicht ich, wenn ich nicht auch etwas zu kritisieren hätte ;-) Warum muß der Stern eigentlich ein Sternchen sein? Nimm's bitte nicht persönlich, aber die ständigen Verniedlichungen in Kindergeschichten (vor allem in deutschen) gehen mir schon eine Weile auf die Nerven. Da wird aus dem "Hobbit" der "kleine Hobbit" (als seien Hobbits nicht immer klein), uns begegnen "der kleine Vampir", "die kleine Hexe", "das kleine Nachtgespenst" oder ein Elefant namens "Blümchen". Wäre es nicht furchtbar, wenn wir auch noch von "Peterchen Pan", "Pippi Langstrümpfchen", "Harrychen Potter" oder (um bei kg.de zu bleiben) "Mipsmapschen" lesen müssten?

Na ja, ist hier natürlich nicht so schlimm, war nur so ein Gedanke, den ich mal loswerden mußte. Hat vielleicht auch was damit zu tun, daß ich es in der zweiten Klasse furchtbar peinlich fand, als die Mutter eines Mitschülers sagte, er solle sein "Jäckchen" anziehen :-)

Noch ein paar Flüchtigkeitsfehler:

„Na das fängt ja gut an!“, murmelt es missmutig
murmelte
Durch den dicke Wolkenteppich war es getaucht
dicken
und, noch ehe der Film beendet war, hatte es beschlossen
kein Komma nach dem "und"

Schöne Grüße
Roy

 

Hallo Roy!
Die Verniedlichung soll unterstreichen, dass Sternchen Sturm noch sehr klein ist und deshalb auch immer etwas tollpatisch usw. (es gibt ja schon mehrere Geschichten mit ihm)
Übrigens fand ich "Pipi Langstrümpfchen" eine supertolle Idee.(Da läßt sich noch was raus machen!)
Die Fehler werde ich gleich mal korrigieren!

Danke vielmals.

Grüsse
Sabine

 

Hallo Sabine,
da hast du wieder eine tolle Geschichte geschrieben. Immer wenn ich dich unter den Autoren entdecke, muss ich die Geschichte lesen.

Dein Tee scheint wirklich sehr wirksam zu sein, und du bist auch sehr fleißig. Das muss man wirklich mal anerkennend sagen.

Nur noch eine kleine Überlegung von mir: Ich bin über den Artikel "es" gestolpert, hätte mir auch gut ein "er" vorstellen können, weil es ja ein männlicher Stern ist. Aber sicher wolltest du das Kindliche des Sterns ausdrücken.

Ich habe extra noch mal im Wörterbuch nachgeschaut, die "Miene" (Gesichtsausdruck) wird mit "ie" geschrieben. Im Bergwerk heißt es Mine.

Aber wie gesagt, ich bin begeistert, und Kinder würden es wohl auch sein. Ist das nicht eine tolle Vorstellung, seinen eigenen Schutzengel zu retten?

Liebe Grüße! Marion

 

Hi Marion!
Ich bin selber die ganze Zeit an dem "es" hängengeblieben. Eigentlich würde ich auf viel lieber "er" schreiben, aber ich dachte mir, das es "das Sternchen" ist und da paßt "er" doch eigentlich nicht, oder?

Gruss
Sabine

 

Hi Sabine,
ein Stern kann ein er oder ein es sein. So wie ein Kind das Kind oder der Junge ist. Dir steht das offen. Wenn du natürlich die Kleinheit des Sterns betonen willst, dann ist es besser. Vom Sprachgefühl gefällt mir aber er besser.
Was ich noch mal positiv anmerken möchte ist, dass du sehr bildhaft schreibst. Man hat sofort ein Bild vor Augen, wenn man deine Geschichte liest. Ich sehe z.B. den Stern an der Hecke lehnen und schlafen...
Deswegen könnte ich mir gut vorstellen, wenn Kinder zu deinen Geschichten malen oder zeichnen.
Vielleicht könnte man das mal versuchen.
Herzliche Grüße! Marion

 

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