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Ein Stück Stoff

Seniors
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22.10.2011
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Ein Stück Stoff

1.
Im Radio laufen Nachrichten, irgendwas über Assad und den Westen, mein Vater brummt und dreht am Sendersuchlauf, bis er arabische Popmusik findet. „Endlich“, sagt er und streckt den Rücken durch, wahrscheinlich hat er wieder heimlich beim Taxifahren gelesen. Wenn er auf Fahrgäste wartet, sitzt er ganz in sich zusammengefaltet da, damit seine Kollegen nicht sehen, was er liest. Neulich lag das Buch auf dem Beifahrersitz. Als er meinen Blick sah, hat er es schnell ins Handschuhfach geschoben. Wie einen Porno. Aber ist ja auch komisch, ein Libanese, der Thomas Bernhard liest, ich glaub, sowas mag noch nicht mal der Leitner, und der ist Deutschlehrer.
Mein Vater seufzt, verzieht das Gesicht und streckt sich noch einmal, dann richtet er sich auf, zupft an den Manschetten seines Hemdes, bis sie exakt über den Handgelenken sitzen, und prüft seine Fingernägel. Das liebt er. Er sagt immer: Du kannst noch so sehr im Dreck wühlen für deinen Job, aber die Hände müssen sauber sein. Als er aufsieht und mich in der Tür stehen sieht, weiten sich seine Augen.
„So kannst du nicht gehen, Tochter. Nicht heute.“
Ich zucke mit den Schultern und greife nach meiner Schultasche.
„Basima.“
„Was?“
Mein Vater ist ein liebevoller Mann. Aber er versteht nichts.
„So gehst du nicht. Wenn du zum Praktikum gehst, ziehst du kein Hidschab an.“
„Warum nicht?“
Jetzt ist mein Vater mit dem Schulterzucken dran, scheint eine Familienkrankheit zu sein. „Weil du hier geboren bist“, sagt er. „Weil man mit Hidschab keinen Job bekommt. Weil du besser Deutsch als Arabisch sprichst. Weil du mit allen auskommen musst.“
Mein Vater hat die Weildukrankheit. So oft, wie er diese zwei Wörter wiederholt. Er glaubt, das macht ihn überzeugender. Aber es macht nur alles gleich.
„Ich komme mit allen aus, Vater. Mit allen.“ Ich betone jeden einzelnen Buchstaben. „Ich benehme mich so deutsch, das glaubst du nicht. Ich weiß sogar, dass ich religionsmündig bin. Deutsches Recht, Vater. Magst du doch so.“
Mein Vater schüttelt den Kopf und fängt an, seine Fingernägel über die Hose zu reiben. Ganz mechanisch. Ich muss lachen. An der Geschwindigkeit, mit der er das tut, kann man immer sehen, wie aufgeregt er ist und wie sehr er nach Worten sucht.
„Was ist nur in dich gefahren“, sagt er schließlich. „Du diskutierst mir die Ohren in den Kopf. Vor zwei Jahren wolltest du unbedingt blonde Strähnen haben und nun bedeckst du die Haare und redest wie ein Anwalt.“
„Ich hab heute Schule, Vater, kein Praktikum. Außerdem will ich eh Mathe studieren. Aber egal, ich zieh den Hidschab ab jetzt immer an.“
„Aber das brauchst du nicht, du kannst doch auch so gläubig sein. Außerdem machst du es dir selbst nur schwer.“
„Aber ich will zeigen, dass ich es ernst meine. Nicht wie du.“
„Was heißt hier wie ich?“
„Du trägst Allah nicht im Herzen.“
„Sei still, Basima. Die Zunge ist die Hebamme allen Unglücks.“
Ich drehe mich um, es ist zwecklos. Ich möchte noch etwas sagen, aber die Hände meines Vaters zittern, so dass ich Angst um ihn bekomme. Es regt ihn auf, wenn ich Widerworte gebe. Er ist gläubig wie ich. Aber er schämt sich dafür. „Wir sind Deutsche“, sagt er immer und hebt den Zeigefinger, als könnte der die Zerbrechlichkeit seiner Stimme verbergen. „Wir sind Deutsche. Ich habe so lange gebraucht, bis ich bleiben konnte. Zerstör es nicht, Tochter.“ Ich frage mich, wie zerbrechlich etwas sein muss, wenn ein Stück Stoff es zerstören kann.
Als ich unten auf der Straße bin, schau ich noch einmal nach oben zu unserer Wohnung. Meistens winkt mein Vater mir zu, wenn ich zur Schule gehe. Das macht er schon, seit Mama tot ist. Die Fassade sieht grau aus und rissig. Auf den meisten Balkonen steht Gerümpel oder Grillzeug. Unser Nachbar hat sogar einmal Hühner auf dem Balkon gehalten. Nur unserer ist voller Blumen. Ich drehe mich einmal um die eigene Achse, wenn ich wieder gerade stehe, ist mein Vater bestimmt da. Hoffentlich. Endlich tritt er mit einer Gießkanne auf den Balkon. Er winkt mir zu. Mit beiden Armen. Ein Schwall Wasser ergießt sich über die Fassade, es sieht aus, als wäre sie fleckig.


2.
Die U-Bahn ist voll heute, ich setze mich zu einer älteren Frau, die mich aus den Augenwinkeln mustert. Vielleicht glaubt sie, ich hätte das Selbstbewusstsein eines Sofakissens? Warum denkt sie so schlecht über mich und warum denke ich, dass sie so denkt? Schnell krame ich mein Handy raus und starre aufs Display. Mein Vater hat schon Recht, man braucht viel Mut, wenn man den Glauben ernst nimmt. Aber das will ich. Früher war ich nur ein Mädchen mit schwarzen Haaren, ich hätte Spanierin sein können oder Italienerin. Irgendwas. Aber ich wollte Basima sein. Die blonden Strähnen haben das nicht geschafft. Basima bin ich erst jetzt. Nur für alle anderen bin ich etwas Komisches geworden, das man anglotzen und beschämen darf.
Im Abteil neben mir sitzt ein Mädchen. Ihr Kopftuch ist schwarz, vor ihr steht ein riesiger Rucksack. Bestimmt eine Schülerin wie ich. Der Mann ihr gegenüber stiert sie an und brabbelt unverständliches Zeug, es klingt wie Bukkerweiber. Dann tatscht er dem Mädchen ans Bein und sagt: „Hehe, Heimfahrt?“
„Wie bitte?“ Die Stimme des Mädchens ist leise. Sie schaut nach unten auf ihre Knie.
„Nach Abschiebien.“ Der Mann zieht jede Silbe in die Länge, Spucketröpfchen spritzen. Er deutet auf ihren Rucksack, blickt sich stolz um und sucht die Blicke der Mitfahrer.
Niemand sagt etwas, manche grinsen. Das Mädchen hat sich in ihre Kleider zurückgezogen. Sie sieht jetzt noch kleiner aus und so, als hätte jemand sie geschlagen.
Ich umklammere mein Handy und schaue hoch. „Das macht man nicht“, sage ich, „man fasst niemanden an, das gehört sich nicht.“ Der Mann wendet sich ganz langsam zu mir um. Von seiner Unterlippe tropft Flüssigkeit. Ich vermeide seinen Blick, vielleicht ist er ja wie ein Hund, dem man nicht in die Augen schauen darf. Die Frau neben ihm blickt aus dem Fenster. Ganz interessiert, als gäbe es draußen lila Kängurus.
„Was hast du gesagt“, lallt der Mann und beugt sich noch weiter vor.
„Man macht das nicht, anfassen und so.“ Ich stottere und weiß nicht weiter. Wäre dieser Kerl nur eine Gleichung mit vier Unbekannten, ich hätte kein Problem mit ihm, aber Betrunkene?
„Bukkerweiber, das sei ihr. Isis und Kopp ab. Des macht ihr. Fort mit euch.“
Jedes Geraschel in der Bahn hat aufgehört, es ist ganz still. Als ob selbst die Bahn darauf wartet, was ich antworten werde.
Ich stehe auf, ganz langsam, und schiebe mich an dem Mann vorbei. Ich werde nicht weinen. Auf keinen Fall. Gleich kommt die Heddernheimer Landstraße. Da steige ich aus. Die letzte Station werde ich zu Fuß laufen.
Das Mädchen ist mit mir ausgestiegen. Ihr verschüchtertes Danke verdrängt einen Moment das Ziehen in meinem Bauch.
*
„Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen. Dir allein dienen wir und Dich allein flehen wir um Hilfe an. Führe*uns den rechten Pfad.“ Ich murmele die Sätze aus der Sure Al Fatiha vor mich hin, obwohl ich mich gar nicht auf das Gebet vorbereitet habe, aber die Worte beruhigen mich. Ich kenne das Ziehen. Es begleitet mich seit dem Tod meiner Mutter. Ich dachte immer, sie würde weiter leben, und wenn sie noch so krank ist. Dann starb sie. Von einem Moment zum anderen war da nur noch eine Hülle. Die Erwachsenen sagten, Basima ist noch ein Kind, sie wird darüber hinwegkommen. Das tat ich. Ich kam so gut darüber hinweg, dass ich gar nichts spürte. Keine Traurigkeit, kein schlechtes Gewissen, keine Angst vor dem Tod, nichts. Nur ein Ziehen. Die ganze Zeit. Erst als ich lernte zu beten, wirklich zu beten, mich in die Worte der Suren aufzulösen, da trat das Ziehen in den Hintergrund. Und dafür bin ich dankbar.


3.
Als ich vor der Schule ankomme, ist alles schon ruhig. Nur drüben an der Ecke zum Park lungert Nabil rum. Ich kenn ihn aus dem Matheclub. Aber seit neustem ist er nicht mehr im Unterricht, sondern sitzt auf der Bank beim Parkeingang. Wenn ein Lehrer ihn dort sucht, weil die anderen in der Klasse gesagt haben, „Nabil ist draußen und raucht“, freut ihn das wie ein kleines Kind. Er sagt immer: „Ich schwänz erst richtig, wenn jeder Lehrer mich mindestens einmal gesucht hat. Das bin ich mir schuldig. Und den Lehrern auch. Das hält sie frisch.“
Nabil sagt Dinge, die sich nicht jeder zu sagen getraut. „Sie verstehen uns nicht“, sagt er, „sie wollen es auch gar nicht. Sie treten auf uns, sie treten in Stücke, was wir glauben, und sie treten so lange, bis wir nur noch winzige, stinkende Bröckchen unter ihren Schuhen sind.“ Ich muss immer seinen Händen zuschauen, wenn er redet, er schafft Bilder damit, man sieht die Leute, von denen er spricht. Okay, er übertreibt, aber es ist so witzig, wenn er Deckert, den Ethiklehrer, den Kragen vom Hals diskutiert, wenn der irgendwas Blödes über den Islam sagt. Schade, dass Nabil nur noch kifft und schwänzt. Ich winke ihm zu und biege in den Gang zu meinem Klassenraum. Herr Leitner ist schon drin, es wäre sonst lauter, die Tür stünde offen und die Idioten aus meiner Klasse würden vor der Tür rumgockeln und sich gegenseitig mit Schwämmen und nassen Taschentüchern beschmeißen. Ich öffne, murmele „Entschuldigung, Herr Leitner“ und schlüpfe schnell an den Bänken vorbei zu meinem Platz. Im Vorbeigehen streife ich Emely über die Schulter. Sie wendet den Kopf und schickt mir ein kaum wahrnehmbares Lächeln. Emely ist meine beste Freundin, schon seit dem Kindergarten. Immer hat sie neben mir gesessen und meine Hand gedrückt, wenn etwas Neues kam, ob in der Grundschule oder hier. So lange ist das schon her mit unserer Freundschaft, da ist es ja kein Wunder, wenn sie neuerdings ein wenig durchscheinend geworden ist, so wie die Kleider der Puppen, mit denen wir als kleine Mädchen gespielt haben.
„Warum greifen die USA im Irak ein, warum zögern sie in Syrien? Was ist mit Israel im Spiel der Kräfte um den Nahen Osten?“, höre ich Leitner fragen. Ich schnaube, was soll das gestelzte Zeug? Die anderen haben keine Ahnung, weil sie Idioten sind. Die merken noch nicht mal, dass Leitner Krieg als Spiel bezeichnet. Für mich hat der Nahe Osten ein Gesicht. Saida, meine Oma aus dem Libanon. Ich muss immer noch an ihre weichen Hände denken, auch wenn ich erst sechs war, als sie im Julikrieg von israelischen Fliegern umgebracht wurde. Nichts mehr hat man von ihr gefunden.
„Naher Osten“, höre ich Erhan sagen, den Leitner aufgerufen hat, „Israel, ja, äh“, er stottert und weiß nicht weiter. Kein Wunder, was soll er auch sagen, wenn alles dort Gewalt und Asche ist? Afghanistan, Irak, Syrien, Libanon. Alles kaputt. Die Amis mussten es noch nicht mal selbst machen, hatten ihre Kettenhunde. Immer. Haben Revolutionen unterstützt, die aus blühenden Ländern Kohlehaufen machten. Und wenn sie wollten, haben sie ein Land gleich in die Steinzeit gebombt.
„Gewalt erzeugt Gegengewalt“, höre ich eine Stimme laut sagen und ich erschrecke, denn es ist meine. Leitner verstummt. Für einen Moment steht sein Mund offen. Dann fasst er sich: „Bitte Basima, du wolltest etwas sagen.“
Ich stehe auf und schaue umher. Hier erwartet keiner Politik von dem Matheclubmädchen mit den blonden Haarsträhnen.
„Ihr alle findet das doch richtig, wenn die Amis eingreifen. Die tollen Retter. Hat schon mal einer überlegt, wie die Menschen da jetzt leben im Irak? In Afghanistan? Ob die überhaupt geschützt werden wollten? Hat schon mal einer überlegt, was mit Menschen passiert, wenn sie sich dauernd verteidigen müssen, wenn sie dauernd vertrieben werden? Die Amis haben den IS doch selbst erzeugt.“
Ich setze mich und hole tief Luft, als hätte ich einen Dauerlauf gemacht. Alles ist still, dann setzt ein Murmeln ein. Basima, höre ich, du kannst doch nicht, und Basima, das stimmt nicht, Basima, Basima, Basima. Mein Name verbindet die Münder der anderen zu einem Singsang, der mir beweisen will, dass ich falsch liege. Und am lautesten sind die, die mir eigentlich zustimmen müssten, Erhan und Emely.
Ich habe keine Lust auf den Singsang, ich stehe noch einmal auf und fasse mit beiden Händen an die Tischkante. Der Kaugummibrocken darunter klebt schon, seit ich denken kann, ich reiße ihn ab und werfe ihn in Richtung Papierkorb. „Sogar hier werden Muslime schlecht behandelt“, sage ich laut. „Eine Klofrau darf Kopftuch tragen, das ist völlig normal. Aber wehe, ich will Lehrerin werden mit meinem Hidschab. Dazu hats erst mal eine Verfassungsklage gebraucht. Wieso, verdammt noch mal, braucht eine bescheuerte Christin keine Erlaubnis, wenn sie im Unterricht ein Kreuzchen um den Hals baumeln lassen will? Das ist ungerecht!“
Der Singsang wird zu Protest. Ich höre Kopftuchurteil, sehe die erhobenen Finger, bin erschöpft, lasse den Protest auf mich herabrieseln, schlucke die zornigen Worte meiner Klassenkameraden. Ich höre nicht mehr zu, ich bin doch ohnehin allein. Draußen vor dem Fenster sitzt ein Vogel. Ich wollte, ich wäre er.


4.
Kurz bevor ich hinter den anderen aus dem Klassenraum rausschlüpfe, höre ich Leitners Stimme. „Bleibst du bitte?“
Ich drehe mich um und stelle mich vor seinen Tisch, meine Arme vor der Brust verschränkt. Was will der?
„Basima, ich mache mir Sorgen um dich.“
„Nicht nötig.“
Ich glaube schon.“
„Ich nicht.“
„Es ist doch nur, ach Basima, du hast dich verändert.“
Auch von hier aus kann ich den Vogel sehen. Er starrt immer noch in die Klasse hinein. In Leitners Stimme schwingt wirklich so etwas wie Sorge mit.
„Und wenn? Sind meine Noten etwa schlecht? Hat sich jemand beschwert? Ist doch alles cool mit mir.“
Ich schieße meine Sätze ab. Vielleicht lässt er mich dann gehen.
„Nein, das ist es alles nicht. Es ist, ach Mädchen, warum trägst du plötzlich Kopftuch? Und dein Ausbruch eben. Das bist doch nicht du.“
Ich atme aus. Das macht mich alles so hilflos.
„Zwingt dein Vater dich dazu?“
„Herr Leitner!“
„Wer dann?“
Ich schüttele den Kopf und wende mich von ihm ab.
„Du hast dich von Emely zurückgezogen. Und deine Kleidung.“
„Das ist doch alles Privatsache, rennen Sie den anderen auch so hinterher, wenn die die Frisur wechseln?“
Ich wünschte, der Vogel würde mit seinem Schnabel gegen das Fenster klopfen.
„Komm, Basima, du machst das doch nicht von dir aus.“
Ich schweige. Soll er reden. Irgendwann wird er aufhören.
„Du bist die beste Matheschülerin, die ich jemals hatte. Hast Minirock getragen, dass ich dich einmal nach Hause schicken wollte, so kurz war der. Weißt du noch?“
Ja, ich weiß noch, wie aufgeregt er war, der Herr Leitner, und wie besorgt, ich lächele unwillkürlich in der Erinnerung daran. „Ach Herr Leitner, es ist doch nur der Hidschab. Warum gibt’s da so ein Geschiss drumrum? Erst mein Vater, jetzt Sie. Sind Sie nicht gläubig?“
„Nein, ja, aber darum geht’s doch auch nicht.“
„Sehen Sie, Sie wollen sich auch nicht rechtfertigen oder über das reden, was Sie glauben oder nicht. Warum muss ich das?“
„Ich trage ja auch kein Kopftuch.“
Ich stutze. „Das würd auch ganz schön blöd aussehen zu Ihrem Bart.“
Leitners Mundwinkel zucken, jetzt lacht er.
„Du hast so eine Art, Basima, einem das Wort im Munde rumzudrehen.“
„Das hab ich von Ihnen gelernt, Herr Leitner.“
„Nein, ich meins Ernst, Basima, wie vorhin, da hast du auf einmal den anderen Schülern die Haare vom Kopf geredet. Das war früher nicht so. Da hattest du nur Mathe im Kopf und bist mit Emely rumgezogen. Was hat dich so verändert?“
„Nichts.“
„Ich glaub dir das nicht. Irgendjemand tut dir nicht gut, Basima, ich merke das doch. Hast du vielleicht jemanden kennen gelernt? Vielleicht in der Moschee?“
Ich zucke mit den Schultern und starre aus dem Fenster, damit mir keine Tränen in die Augen steigen. „Verdammt noch mal“, ich versuche, meine zitternde Stimme unter Kontrolle zu bringen, „ich bin okay, ja! Lasst mir doch einfach meinen Glauben.“
„Die frühere Basima hätte nie ein Kopftuch getragen.“
Er legt seine Hand flach auf den Tisch, als hätte er ein Urteil gefällt. „Ich habe Verantwortung für dich, Basima. Ich werde deinen Vater anrufen und die Sache der Schulleitung melden. Die sehen dann weiter. Vielleicht wäre es gut, du sprichst mit jemandem, der das besser kann als ich. Jemand von dem Gewaltnetzwerk, da gibt es Imame.“
„Tun Sie, was Sie tun müssen.“ Ich drehe mich um, verabschiede mich nicht, gehe einfach nur raus. Es ist ein Gefühl der Betäubung. Wie wenn man beim Zahnarzt ist, und man weiß genau, noch tuts nicht weh, aber gleich kommt der Schmerz. Mit ganzer Wucht. Ich habe Leitner gemocht, mit seinen Baggys und dem heraushängenden Hemd, mit dem er auf jung macht, obwohl er älter ist als mein Vater. Immer etwas verpeilt und unausgeschlafen, aber so lieb. Ja. Er war mein Lieblingslehrer, der Leiti.
Auf dem Weg zum Schulhof gehe ich an zwei Lehrerinnen vorbei. Eine streift mich mit ihrem Blick. Beim Rausgehen höre ich noch, wie sie zu der anderen sagt: „Die werden immer mehr. Bei mir sind jetzt schon vier Kopftücher in der Klasse.“


5.
Draußen auf dem Schulhof suche ich nach Emely, Erhan stolziert an mir vorbei und tritt mir in den Weg.
„Wo ist Emely“, frage ich.
„Rauchen.“
„Ich könnte jetzt auch eine gebrauchen. Aber ich habe ja aufgehört.“
„Du hast wohl mit allem aufgehört?“ Er schlägt mit der Faust in seine flache Hand und grinst mir frech ins Gesicht.
Erhan, der Gockel, mit seinen feingerippten Unterhemden, die ihn zum türkischen Macho machen sollen, dabei sieht man einfach nur, dass die Löcher mit der Hand reingeschnitten sind. Stolziert hier rum auf dem Schulhof, den Brustkasten aufgeschwollen wie ein Masthähnchen.
„Hähnchen“, sage ich zu ihm, „pass auf, dass dich keiner in den Topf steckt.“
„Halts Maul, Nonne.“ Er spuckt auf den Boden, aber er bleibt neben mir stehen. „Was hat Leitner denn von dir gewollt? Meldet der dich jetzt?“
„Ist mir scheißegal.“
„Ist richtig.“
„Das ist richtig.“ Ich trete ihn voller Wucht gegen das Schienbein.
Erhan krümmt sich, hält mit beiden Händen das Schienbein fest und hüpft einbeinig herum.
„Ach schau mal an, ein Brathähnchen das tanzen kann. Kannst direkt in den Topf reintanzen, Brathähnchen.“
„Dumme Fotze“, brüllt er los, „du bist wirklich so ein bescheuertes Djihadweib.“
Ich bleibe vor dem hüpfenden Erhan stehen, stemme beide Hände in meine Seiten und lache. „Wenn du mich noch einmal so nennst, Feinripphähnchen, dann trete ich dich dahin, wos wirklich weh tut.“
Eine Traube bildet sich um uns. Irgendwo in der Menge steht Emely. Von hinten greift mich jemand um die Taille, an den Hintern, ganz fest, eine Stimme sagt, „ganz enge Muschis sollen sie haben, die Djihadweiber.“ Dann werde ich nach vorne gestoßen, direkt auf Erhan drauf. Mein Rock rutscht nach oben, meine Beine sind bloß, man kann bis zur Unterhose gaffen. Einer schreit: „Schnell Erhan greif zu bei deinem Schatz, bevor sie weg ist.“ Ich wälze mich von Erhan runter, streife den Rock über die Knie und reibe die schmerzenden Handgelenke. Von unten schaue ich auf die Beine der anderen, ich erkenne Emelys Schuhe, aber keine Hand streckt sich zu mir, um hochzuhelfen.
Als sich die Traube um mich herum auflöst, sehe ich durch die Beine der anderen Leitner, wie er auf uns zukommt. Sein Gesicht ist besorgt. Ich stehe schnell auf und gehe, bevor er mich noch einmal ansprechen kann.


6.
Als ich zur Tür reinkomme, ist mein Vater schon da. Er sitzt am Küchentisch und starrt auf die Tischplatte. Vor ihm steht ein Aschenbecher, randvoll mit Kippen. Er raucht sonst kaum.
„Wo kommst du jetzt her?“
„Ich war noch im Park und dann in der Moschee. War ein schwerer Tag heute.“
„Du gehst da nicht mehr hin. Es ist entschieden.“
„Das darfst du nicht verbieten.“
„Du bist ein Kind.“
„Und du hast nicht das Recht.“
Mein Vater schlägt mit der Hand auf den Tisch, so fest, dass der Schlag ein Echo in meinen Bauch wirft. Ich zucke zusammen. Mein Vater ist nie laut, nie.
„Dein Lehrer hat angerufen“, sagt er und sieht mich das erste Mal direkt an. In seinen Augen liegt etwas Eigentümliches, Schimmerndes. Wie damals, als Mutter ins Krankenhaus kam und der Arzt die Diagnose sagte. Mein Vater hat Angst. Aber vor welcher Diagnose? Ich bin doch gar nicht krank. Und dann weiß ich es, was anders ist als damals. Ich bin es, ich bin die Diagnose. Vor mir hat er Angst.
Ich gehe in mein Zimmer und schließe die Tür hinter mir.

 
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Hallo Wilhelm Berliner

schön, dass du vorbeigeschaut hast, warst schon lange nicht mehr mich besuchen. :)

es ist schön, ein nicht ganz gewöhnliches Thema so gut erzählt zu bekommen. Die Szenenabfolge - ein Schultag - passt ja gut: Ein Alltagsgewand und eine Erleuchtung.
Schön. Das freut mich. Gut erzählt klingt gut.

Nun machst du das in dieser Geschichte auf kleiner Flamme. Aber ein Kopftuch ist heute kein Aufreger mehr. Ich sehe es ja auch eher austauschbar mit anderen Zeichen einer Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft und damit ein Zeichen der Unterordnung.
Kleine Flamme find ich jetzt nicht schlimm. Aber dass das Kopftuch kein Aufreger mehr sei, das seh ich so nicht. Aber dazu hab ich schon viel gesagt, beispielsweise in den diversen Antworten an Achilles und Kerkyra.

Die Ängstlichkeit des Vaters konnte ich mir nicht ganz erklären: Wer Bernhard liest, steht da drüber. Schade, dass in dem Text kein Bernhard mehr ist, war enttäuschend.
:D
Na jetzt hast du dich aber enttarnt.

Sicherlich spielen die Hormone mehr eine Rolle als die Moschee.
Kann sein. Aber die Erw. reagieren anders.

Die Sorgen von Leitner und Vater sind übertrieben.
Ja, das siehst du richtig, de facto sind sie das, und die Geschichte soll das ja auch enthalten, dass sie es übertreiben. Die arme Basima kann ja fast sagen, was sie will. Aber wenn du wie ich im gleichen Bereichen arbeiten würdest, dann würdest du mitkriegen, dass man genau zu dieser Sorge angehalten wird und die Reaktionen vieler Eltern entsprechen auch dieser Sorge.

Eine Gläubige nehme ihr nicht ab.
Versteh ich jetzt nicht ganz, meinst du ihre persönlichen Motive, so nach dem Motto Kopftuch aus Trotz oder meinst du meine Darstellung.

Vielen Dank, lieber Wilhelm fürs Vorbeischauen fürs Lesen und Gedanken da lassen. Liebe Grüße von Novak


Hallo bernadette
ach, auch so ein netter, lieber Gast.

es ist die zweite Generation, die im "neuen" Land die Wurzeln und die Identifikation sucht. Die erste war mit Ankommen und Existenzgründen beschäftigt und trägt wahrscheinlich unbewusst ein Stück Dankbarkeit mit sich herum, was sie hindert, egoistischer ihre Lebensgewohnheiten aus der Heimat auszuleben und sich mehr anzupassen.
Genau. So sehe ich das auch. Auch dieser Vater ist ja unendlich dankbar und versucht, sich möglichst angepasst zu benehmen.

Basimas Umfeld hat Angst - mir kommt das vor, als wenn im Kindergarten von den Erzieherinnen buntes Gekritzel mit viel Phantasie uminterpretiert und dann als Hilferuf von missbrauchten Kindern deklariert wird.
So interpretiert man schon eine geheime Zelle in ihren Wunsch, die Religion offensichtlich auszuleben.
Super, genau darum ging es mir. Ich bin so froh. Ich hatte mich schon missverstanden gefühlt.

Das muss schon auch nerven, wenn man sich in Basima hineinversetzt und sehr diskriminierend sein, wenn man pauschal in eine politische Ecke gedrängt wird.
Das tut es. Macht einen ganz schön hilflos und traurig und wütend.

Im Umkehrschluss überspitzt gesagt: Nicht jedes Mädel, was ein Dirndl mit Kreuz am Hals trägt, wählt die CDU/CSU
.
:D
Ja, ein schönes Beispiel. Nur die wird nicht zur Schulleitung geladen.

Noch zum Text:
Aber ist ja auch komisch, ein Libanese, der Thomas Bernhardt liest, ich glaub, sowas mag noch nicht mal der Leitner, und der ist Deutschlehrer.
Ich verstehe das nicht. Also dass der Deutschlehrer nicht mögen sollte, wenn ein Libanese T.Bernhardt liest. Erklär mir es bitte.
Cool, da hab ich mich gefreut, weil, ich hab das ganz anders gemeint, der Leitner mag keinen Thomas Bernhard lesen. Basima formuliert hier nur ihren Abscheu vor diesem Buch.

Das ist mir zu dick aufgetragen.
Alles klar, das überlege ich wie auch bei den anderen von dir angemerkten Sachen, wie ich sie da verbessern und unterbringen kann. Alles klar

Bukkerweiber, das sei ihr.
Das ist die hessische, beschimpfende Wortschöpfung eines Lallenden für Burca-Weiber. Er könnte auch noch Buggerweiber sagen.

Du bist ja vom Fach, Novak, aber ich habe das in meiner Schulvita kein einziges Mal erlebt, dass ein Lehrer einen Schüler sucht.
Och, heutzutage kann das schon mal passieren. Wenn der Berg nicht zum Prophet usw. , du weißt schon. Früher, nee, da gabs das natürlich nicht. Und würd auch jetzt nicht jeder Lehrer tun. Klar. Wenn man sich aber so vorstellt, dass der Park und die Schule gleich nebeneinander liegen, wie ich das ja auch geschreiben habe, dann stellt der die ganze Zeit neben dem Schuleingang rumhängende und rauchende Nabil eine Provokation der Schulordnung dar. Kein gutes Vorbild für die anderen Schüler. Der eine L. Geht dann hin, um ihn wieder zur Schule zu überreden, der nächste will ihm mit Polizei drohen, der dritte mit den Eltern, und der vierte prüft, ob Nabil sich vielleicht noch auf dem Schulgelände befindet, damit er ihn mit Fug und Recht maßregeln kann. Und dann geht das wieder von vorne los. Nur mit neuen Lehrerfiguren. Und in einer großen Schule kann das schon mal sein, dass es eine Zeit dauert, bis es wirklich beim Klassenlehrer landet. Ist natürlich ein bisschen übertrieben. Und der Nabil genießt nun mal diese Aufmerksamkeiten der Lehrkräfte und verwickelt sie, kaum erscheinen sie, um ihres Amtes zu walten, in Diskussionen. Ist halt ein kleiner Zocker, der Nabil. Ich hätte ihn vielleicht noch ein Wettbüro nebenher unterhalten lassen sollen, ob er alle Lehrer schafft. Vielleicht hätte ich auch eine Geschichte über Nabil schreiben sollen. Bernadette, ich übertreibs grad ein bisschen, ganz ernst mein ichs nicht, und einen Nabil gibts gar nicht, der ist Erfindung. Aber nur soviel, ja sowas kann schon mal vorkommen, und der Nabil macht dann gern auch ein bisschen mehr draus. Oder Schüler ganz allgemein. Kommt bei den andern besser an, wenn er die Lehrer in der Tasche hat.
Liebe bernadette, ich danke dir sehr für deinen Kommentar und für die Sprachhinweise.

Vielen Dank für deinen erfrischenden Kommentar. Das Dirndlmädchen muss ich mir merken.
Liebe Grüße von Novak

Hallo nochmal gerthans

Als Motiv für Basimas Zuwendung zur strengen Religion sehe ich Angst vor ihrer erwachenden Sexualität. Diese Deutung lehnst du nicht direkt ab, meinst aber:
Das könnte so sein, dass Basima sich aus den von dir genannten Gründen der Religion zuwendet. Aber der Text behandelt das nicht und es ist auch nicht sein Thema.
Oh, ich finde schon, dass dein Text das behandelt. Basimas Abwehrhaltung gegenüber Sexualität durchzieht deine Kurzgeschichte wie ein Leitmotiv.
Ich bleib dabei, der Text behandelt das nicht. Aber sei es mal dahingestellt. Du führst viele Beispiele auf, aber ehrlich gesagt würde ich die oft ganz anders interpretieren als du. In dieser Lesart ist halt alles, was ein bisschen länglicher ist als ein Zentimeter ein Symbol für einen Pimmel. Und alles, was flüssig ist, ist ein Spermasymbol. Und alles, was eine rundliche Form hat, ist ein Symbol für die orale Phase oder so - wegen der Brust. Ich kenn mich da nicht so aus.
Wie gesagt, ich will deine Idee gar nicht abstreiten, Angst vor der Sexualität kann ein Motiv oder Hintergrund für eine Zuwendung zur Religion sein kann, obwohl in meiner Geschichte von B. selbst andere Andeutungen gemacht werden. Es geht aber im Text nicht um das Zustandekommen dieses Motivs, sondern darum, wie andere dann, eben Autoritäten und ihre sonstige Umwelt, mit dieser Entscheidung umgehen.

Basima fühlt sich in ihrer Fanatasie von phallischen Vögeln bedroht, die sie mit ihren Schnäbeln penetrieren wollen. Und von ihrer zugeknöpften islamischen Kleidung erhofft sie sich Schutz dagegen.
Du widersprichst dir. Sie fühlt sich doch erst von den Blicken bedroht, seit sie diese Kleidung trägt. Vorher hat keiner geglotzt.

Ich verdanke es den 68ern, die mich auf Wilhelm Reich gebracht haben und auf Freud, denn für den fortschrittlichen linken Psychoanaytiker Reich war der Rückgriff auf Freud wichtig. Auch Adorno und Marcuse gehören dazu. Ihnen und Reich verdanken wir das Menschenbild vom autoritären Charakter, der durch Sexualunterdrückung, Sexualabwehr entsteht. Durch Sexualunterdrückung strömten damals die Deutschen in die Hitlerjugend und in die Wehrmacht und ließen sich dazu abrichten, begeistert in den Krieg zu ziehen.
.
Ja, alle diese Wissenschftler haben dazu beigetragen, dass der autoritäre Charakter in die Welt kam.
Und ich habe diese Interpretation zum Beispiel des Faschismus als Wirkung der Sexualunterdrückung schon immer für eine sehr euphemistische gehalten. Eine Verharmlosung des politischen Programms der Nationalsozialisten.
Ich mag deine Deutungen und Interpretationen oft gerne und finde, dass du da auf Dinge stößt, die manchmal sehr zutreffend sind, manchmal teilweise.
Vielleicht schwingt auch bei Basimas Änderung, ihrer Sinnsuche sowas mit. Vielleicht ist es aber einfach Oppositionsgeist. Oder vielleicht tatsächliche Religiösität. Oder so, wie sie selbst es denkt an der Stelle, als sie sagt, die Strähnen hätten sie nicht zu Basima gemacht..

Wie auch immer, ich bleibe dabei, das Thema ist ein anderes. Die Handlung setzt erst ein, wenn sich ihre Veränderung im Rahmen der Pubertät schon angebahnt hat.
Trotzdem, lieber gerthans, für deine nochmalige Meldung, sag ich dir Dankeschön, auch wenn wir uns an dem Punkt nicht einig werden.

Hallo Isegrims

ich meld mich direkt jetzt zu dir, weils gerade passt.

deine Geschichte versucht zu erklären, warum sich eine junge Frau das Kopftuch überstreift. Das zuallererst.
Nein, das tut sie nicht. Die Geschichte setzt erst ein, nachdem sie sich das Kopftuch bereits übergestreift hat. In der Hauptsache beschäftigt sich der Text mit den Reaktonen der Umwelt auf ihre Veränderung.
Eine Hinwendung zum Islam und den islamischen Wurzeln erkenne ich erst aus meiner eigenen Interpretation des Verhaltens deiner Protagonistin. Diese Interpretation des Verhaltens teilt der Leser, teilt der Vater, teilt der Lehrer, teilen die Mitschüler, aber woraus schließen sie das ?
Vielleicht erkennst du ja deshalb nur etwas durch eigene Interpretation, weil der Text sich auch gar nicht damit befasst? :)

Kann nicht auch das Tragen des Kopftuches eine (womöglich pubertäre) Reaktion auf den Sexismus unseres Frauenbildes sein ? Eine Frau soll sexy sein, eine Frau soll Objekt mindestens der Bewunderung sein... Insofern wäre das Tragen des Kopftuches ein emanzipatorischer Akt, der deine Protagonistin davon befreit Minirock und High-Heels zu tragen und zum Männertraum zu werden.
Könnte sein. Das wird ja auch oft besprochen. Könnte auch sein, dass gerthans Recht hat oder noch was Drittes. Der Text deutet lediglich an, dass es etwas mit ihrer Identitätssuche zu tun hat. Aber sonst? Was Genaueres sagt er darüber nicht. Er beschreibt auch nicht, wie sie auf den Hidschab kommt. Vielleicht hat sie die Religion gewählt, weil sie das zu ihren Wurzeln führt, vielleicht ist es ein Akt der Opposition, sich nicht an die vom Vater geforderte Anpassung halten zu müssen. Darüber steht auch was im Text, und ist aus meiner Sicht eher der Grund ihrer Veränderung. Aber wie gesagt, thematisiert wird im Text die Reaktion ihrer Umwelt.

Klar ist aber eins: in der Geschichte fehlt ein wenig die Erklärung, warum sie das Kopftuch angelegt hat und ich zumindest wünschte mit keine eindimensionale Erklärung...
Warum sollte der Text etwas tun, was er nie vorhatte? Er beantwortet auch nicht, warum genau der Vater nach Deutschland gekommen ist. Oder warum die Oma weiche Hände hat. Das könnte man auch alles fragen, wenn man wollte. Basima sagt zwar wie gesagt selbst etwas darüber, warum sie den Hidschab angelegt hat. Ja, aber das ist nur der Hintergrund für das eigentliche Thema des Textes. Die Geschichte selbst handelt von etwas ganz anderem: : Die Reaktionen ihrer Umwelt auf ihre Veränderung.

vielleicht sollte ja eine Gans noch auf die Jungs losgehen oder Leo....
:D
Vielen Dank, Isegrim fürs Vorbeischauen und Kommentieren.

Hallo raven

Nun habe ich angefangen, die Kommentare zu lesen, und mir fällt auf, dass Basima eine Radikalisierung unterstellt wird. Das geht aus der Geschichte aber überhaupt nicht hervor.
Ja, definitiv, die Geschichte will das offen lassen. Aber klar, schön ist das für sie nicht, wie da mit ihr umgegangen wird. Das ist dann vielleicht wirklich ein Feld, auf dem Indoktrination wachsen kann. Aber wie gesagt, der Text lässt das offen. Alle behandeln so und haben Angst davor, dass sie schon auf dem Wege zur Radikalisierung ist, und bringen sie dann dazu, dass sie sich allein fühlt und dicht macht.

Basima ist selbstbewusst und intelligent, den Hidschāb trägt sie vielleicht mehr aus Trotz als aus religiöser Überzeugung. Aber sie sucht, wie das Jugendliche so tun, nach Sinn, nach Antworten, nach Zugehörigkeit, vielleicht nach Heimat. Nun hat sie sich in ihrer Suche der Religion zugewendet. So ungewöhnlich ist das ja nun nicht, aber weil es in ihrem Fall der Islam ist, steht sie sofort unter Generalverdacht. Teils auch bei den Lesern, wie man sieht. Keiner hört zu, was Basima sagen will. Keinen interessiert, was sie denkt und fühlt, was ihre Beweggründe für die Hinwendung zum Islam sind. Und so wird sie trotziger und trotziger und zieht sich immer mehr zurück. Basima, die Lächelnde, hat ihr Lächeln schon verloren. Am Ende wird all die Sorge wohl genau das Gegenteil von dem bewirken, was Lehrer und Vater erreichen möchten.
Mann, raven, darf ich dich in Zukunft um eine Interpretation meiner Texte bitten? So hatte ich das gemeint, so hast du es gesehn. Du hast es wirklich total wunderbar zusammengefasst.

Deine ganzen Verbesserungsvorschläge vom Hidschab bis zur Basimafülle tüt ich alle ein. Den süßen Bernhard auch. Den schreib ich schon immer falsch, seitdem ich denken kann und versucht hab, ihn zu lesen. Hat nicht geklappt. Hab dann ein t drangeklebt für traurigtraurig – und das blieb.
Und natürlich auch die Stelle mit dem Kopftuchurteil. So, in der direkten Gegenüberstellung klingts tatsächlich nicht so dolle. Ich schau, was mir einfällt.

Ob Basimas Äußerungen plakativ sind – nun, sie ist ein Teenager, wahrscheinlich beschäftigt sie sich noch nicht allzu lange mit Politik. Ich jedenfalls gebe ihr Recht, auch wenn man da natürlich noch viel tiefer schürfen kann.
Das sehe ich auch so.

Ich finde sie sehr realistisch. Meine Eltern sind neuerdings Pegida-Sympatisanten, und deren krude Argumentationen sind ein Hintergrund, auf dem deine Geschichte für mich gut gedeiht.
Au Mann, du hasts auch nicht einfach. Das müssen ja reizende Familienfeiern sein.
Raven hab Dank für den Lesen, vor allem aber für deine Klarstellungen.

Liebe Grüße von Novak

 

Hallo Novak,

das hab ich echt gern gelesen! Also als ich den Tiel gelesen hab, dachte ich gleich so, oh je, da kann man nur scheitern. Aber ne, ich find, der Text funktioniert schon. Also Gott, es ist schwer, das so hinzukriegen, dass es ein 100% authentisch klingt, ein junges Mädchen, das Kopftuch tragen will, aber es ist echt richtig schön geschrieben, und immer wieder finde passt der Ton erstaunlich gut. Ich find die Dialoge auch gut. Du willst halt auch nicht zu viel, deswegen gehts. Also die Dialoge mit dem Vater und so, es ist an keiner Stelle irgendwie überdreht, außer im Unterricht bei ihrem Ausbruch, aber da soll es ja so sein, also ich find du hast schon ein ziemlich gutes Gefühl für die Figur. Ich find das auch interessant, wie das gleich zum Statement wird, man zieht das Tuch an und allle so ... was geht jetzt ab. Da ist ja Punk und Emo und Gangster und was es so gibt alles nix dagegen. Da lächeln die Erwachsenen nur, will man heute jung und provokant sein, dann bisschen auf Moslem machen. Also ich find, das kommt schon auch rüber in der Geschichte, auch wie sie sagt, sie will Basima sein, irgendwie geht es da auch um Identität, gerade wenn man so jung ist, und dann wird man plötzlich wahrgenommen. Fand ich auch echt angenehm zu lesen, geschrieben ist es auf einem hohem Niveau, ich find .... also die Stelle bei dem Ausbruch ... was ich mir gedacht hab: so laut sind die Proteste unter Schülern in dem Moment doch gar nicht. Wissen doch eig. alle, dass die Amerikaner im Nahen Osten verkackt haben mittlerweile. Wer will das wirklich bestreiten? Also der Irak-Krieg, ich glaub, der ist jetzt "offiziell" ein Fehler. So wie Merkels Austeritätspolitik in Griechenland in ein paar Jahren auch "ganz offiziell" als Fehler in die Geschichte eingehen wird, wie ich mal vermute. Jetzt bellen und schreien halt alle noch wie verrückt und wehren sich dagegen. Also ich finds schon erstaunlich, was für gigantische politisch Fuck-ups es so gibt. Aber ich schweife ab.
Was trotzdem auf jeden Fall stimmt: Wenn du plötzlich das Kopftuch auspackst und einen auf "Scheiß Amis im Irak!" tust, gucken die Leute sicher komisch. Ich seh die Stimmung im Unterricht da unter den Kids eher so hämisch/sensationslustig in dem Moment, mit Bombenwitzen und dafuq? und so weiter. Aber je nach Klasse vielleicht auch.

Fands echt gut. Also vom Schwierigkeitsgrad her echt Level 100. Da traust du dir echt was zu. Aber das interessiert dich halt und dann gibst du dir das, und das kommt auch voll rüber, das find ich schon cool.

Hab ich gern gelesen.

MfG,

JuJu

 

Die Geschichte finde ich toll. Erstens, weil sie ein aktuelles Thema in der richtigen Weise anpackt, zweitens, weil sie mehrdeutig ist, und drittens in ihr viel mehr steckt als auf den ersten Blick erkennbar und vielleicht von Dir, Novak, beabsichtigt.

Basima sehe ich als ein Mädchen auf der Identitätssuche: Erst gefärbte Haare und ein so kurzes Mini, dass der Lehrer meinte, eingreifen zu müssen (wie übrigens heute alle Lehrer scheinen bei der Kleidung der Mädchen eingreifen zu müssen, wie einst in den 50er/60er Jahren). Dann das andere Extrem: Kopftuch, genannt Hidschāb (Du nennst es ein paar Mal Dschihab, was falsch ist. Daran erkennt man übrigens, dass Du selbst in diesen Dingen nicht ganz zu Hause bist, dir Einiges wohl nur angelesen hast. ;).

In beiden Fällen ist Basima gleichermaßen radikal, was in der Pubertät oft vorkommt. Und zur Pubertät gehört Sexualität dazu wie Amen in der Kirche. Aber dazu hat gerthans schon alles Wichtige gesagt. Auch wenn Du diese Komponente wohl nicht bewusst in die Geschichte eingewoben hast, diese Komponente ist da, weil ein paar Szenen so besser gedeutet werden können, als wenn man sie ohne sie analysiert.

Ich finde ohnehin alle Szenen realistisch, auch die mit dem Besoffenen, denn wie sagt man so schön: IN VINO VERITAS – unter dem Einfluss des Alkohols spricht er aus, was andere sich nicht zu sagen trauen.

Und ich finde auch gut, dass die Frage, ob Basima sich in der Moschee oder von selbst radikalisiert hat, unbeantwortet bleibt, denn die Literatur soll Fragen stellen und nicht Antworten liefern. Und diese Geschichte stellt unausgesprochen die Frage: Ist es richtig, in jedem dunkelhaarigen Bärtigen und in jeder verschleierten Frau potentielle Terroristen zu sehen?

Wir sollen uns nichts vormachen: Moslems stehen seit den Terroranschlägen unter Generalverdacht. Diese Geschichte beleuchtet diesen Aspekt des heutigen Lebens in Deutschland in sehr anschaulicher Weise. Ich sage es daher noch einmal: Die Geschichte ist für mich sehr gut konzipiert und geschrieben.

 

("Die Amis haben den IS doch selbst erzeugt." – Islamwissenschaftler gehen davon aus, dass der IS und die anderen Terrorbewegungen die Auswirkungen einer Krise des Islams sind)

Ich hinke ja politisch wg. meines weitgehenden Medienboykotts meist etwas hinterher und weiß auch selten, was in den sog. Massenmedien jeweils thematisiert wird und was man nur "unter der Hand" erfährt, deswegen winken jetzt vielleicht viele ab, weil's schon ein alter Hut ist, aber hierzu habe ich gerade heute etwas Interessantes gefunden:
DIA und IS

 

Hey Novak,

der Titel als suggestive Frage gefällt mir nicht, denn wenn man die Geschichte zu Ende gelesen hat und auf die Überschrift guckt, dann willst du ja auf etwas hinaus und ich mag diesen Gedanken nicht. Ich habe keine Ahnung, warum ein Jugendlicher sich ein Ticket nach Syrien kauft und bei der ISIS mitmachen will -- es gibt da soviele Geschichte, die in den Zeitungen herumgeistern und man fragt immer die Heimkehrer und die nuscheln dann sowas wie: ich wollte etwas Gutes tun, den Menschen helfen, dem Islam zu seinem Kern bringen, weil der Westen ja doch alles da so verdreckt hat und dann kommen da diese Jugendlichen da an und müssen dann unter einem Typen dienen, der möglicherweise im Abu Ghraib gefoltert worden ist, der vielleicht Familie verloren hat, kein Job, keine Perspektive und sich an die IS angeschlossen hat und mit Sicherheit Lebensmüde ist, wortwörtlich Lebens müde, hoffnungslos. Da treffen Welten aufeinander, weil die Jugendlichen hier tatsächlich glauben, sie könnten da was bewirken. Wie gesagt, ich kenne die Motivation dieser Jugendlichen nicht wirklich, man kann sich da paar Sachen ausmalen, oder so 100% weiß man nicht, was in ihnen vorgeht. Ich weiß nicht, ob es unbedingt die Diskrminierung hier in Dland braucht, um sich der IS anzuschließen, es sind ja auch viele deutschstämmige Jugendliche dabei, sie werden also nicht so belästigt wie die Kopftuchmädchen.

Mir hat der Anfang sehr gefallen, der Konflikt zwischen dem Vater und der Tochter, die Frage ist doch, warum er sich so gegen den Islam wehrt und da hättest du eigentlich tiefer bohren müssen - wieso hat er eine Minirocktochter lieben als eine mit Kopftuch? Was ist da vorgefallen? Warum behauptet so ein libanesischer Taxifahrer. er wäre Deutsch. War er nie im Ausländeramt? :D Da wird einem innerhalb von fünf Sekunden klar gemacht, dass man nicht deutsch ist. Wenn jemand aus der älteren Generation sagt, ich bin deutsch, bin ich eigentlich immer skeptisch und bin sehr interessiert, was er damit sagen will, was ihm passiert ist, was vorgefallen ist.
Natürlich kann es sein, dass der Vater allgemein was gegen Religionen hat, aber auch das muss man irgendwie näher beleuchten.

Die U-Bahn-Szene, natürlich kann sie so passieren, das hinterfrage ich auch gar nicht, aber ganz ehrlich, wenn einem so etwas passiert, und das ist ja schon krass, dann nagt das an einem, dann ist man den ganzen Tag damit beschäftigt.
Ich hab letztens mit meinem Freund so eine Fahrradtour gemacht und wir sind irgendwann in so eine Gegend angekommen, wo wirklich nur Deutsche gelebt haben, mit ihren Häuschen, Garten und Garage und Autos davor, aber leeren Straßen, bis man dann zum Aldi geht, wo alle mit ihren BMWs und Audis und Mercedes einkaufen gehen und ich denke nur: Wtf? Wer lebt jetzt in einer Parallelgesellschaft. Das war für mich echt ein Kulturschock und das nagt gerade an mir und wenn man mir in der UBahn so begegnen würde, das würd ich einen ganzen Monat daran denken, sowas hakt man nicht ab und dann passiert was anderes. Mir ist bewusst, dass das eine Geschichte ist und dass ich hier nicht die Protagonistin bin, aber ich möchte dir auch sagen, dass es zu sehr tränendrüsig ist, dass da an einem Tag zehn Sachen passieren, die vielleicht einem in fünf Jahren passieren. Auch wenn man ein Kopftuch trägt.
Dann schaltet sich der Lehrer ein, dann die Mitschüler, die beste Freundin ist weg, der Vater macht Stress, ein fremder in der UBahn - im Grunde ist es die Welt vs Basima. Sie hat keine Verbündete, Nabil kifft, ihr Lieblingslehrer hat sich gegen sie gewendet, ihre beste Freundin ist nur noch im Hintergrund, hilft ihr nicht einmal auf - das ist alles so bitter, aber es berührt mich irgendwie nicht, weil es so dramatisch gestaltet ist, denke ich, da wehre ich mich immer gegen.
Die Geschichte ist mir vielleicht auch einfach zu kurz, um das alles zu verdauen, da passiert einfach zu viel auf engstem Raum.

Was mir auch gefehlt hat, war Basimas Motivation zum Islam "neuzukonvertieren" - ja, Identitätssuche und bla. Aber was hält sie noch da? Man erlebt keinen einzigen positiven Moment, den sie mit dem Islam verbindet, da fragt man sich, wieso macht sie das? Ich will auch kein fanatisch-fundamentalistisches Zeug hören, ich möchte aber einfach nur eine winzig kleine Szene haben, wo der Leser versteht, ach so, deswegen ist sie zum Islam konvertiert. Im Grunde hast du hier uns nur die Negation gezeigt, nämlich, sie ist keine Italienerin oder Spanierin, egal, wie kurz der Rock ist oder wie blond die Strähnchen, aber eine Muslima wird man doch nicht einfach nur, wenn man Kopftuch trägt, also ich komme nicht hinter der Motivation. Du zeigst sie nur als Opfer und meinetwegen als Täter, aber nie wirklich als sie selbst, wie sie eigentlich denkt, was sie sich wünscht, warum sie glaubt, das im Islam zu finden, hat es etwas mit der toten Mutter zu tun, hat sie zuviele Nachrichten gelesen - was ist da los?

Ich mochte die Anfangsszene mit dem Vater und ich würde gerne mehr von diesem Konflikt erfahren, alles andere war mir zu politisch, mag ich nicht.

JoBlack

 
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Hallo Novak,

ich hab mich ehrlich gesagt ein bisschen ums Kommentieren gedrückt, weil ich mich mit dem Text irgendwie schwer tue, aber nicht so richtig weiß, warum. Deshalb hab ich jetzt erstmal die anderen rangelassen und ich glaub, ich hab es jetzt etwas klarer, auch durch Jos Kommentar.

Den Anfang mit dem Vater mochte ich sehr gerne. Das ist sehr gut gezeichnet, diese starke Liebe, die die beiden noch verbindet, aber trotzdem werden sie sich fremd.

Mein Vater ist ein liebevoller Mann. Aber er versteht nichts.
Das seh ich gar nicht so migrantenspezifisch, das ist so ein typischer Abnabelungsprozess, der auch traurig ist, wenn die Eltern nicht mehr so viel Orientierung bieten können, aber vielleicht ist das bei Migranten manchmal stärker ausgeprägt. Ich denk da an diesen einen Elternbesuchstext von randundband, wo klar war, dass da einfach eine viel größere Lücke zwischen den Generationen klafft, weil die Lebensumstände so verschieden sind, und die Eltern in der neuen Umgebung auch nicht immer stark und souverän sein können.
Mein Vater hat die Weildukrankheit. So oft, wie er diese zwei Wörter wiederholt. Er glaubt, das macht ihn überzeugender. Aber es macht nur alles gleich.
Er macht nicht nur autoritäre Setzungen, sondern versucht auch zu begründen. Aber trotzdem reden sie aneinander vorbei. Das ist schon traurig.
„Du trägst Allah nicht im Herzen.“
Das ist ja ein ziemlich heftiger Vorwurf. Und da fängt es auch schon an, dass ich das kaum beurteilen kann, ob das nun stimmt, oder ihre Übertreibung ist. Ich hab keine Ahnung, wie der Vater zur Religion steht. Will er sich nur äußerlich anpassen, oder ist er tatsächlich nicht religiös? Da fehlt mir was. Und dann wird der Tod der Mutter noch kurz eingewofen wie eine Spur zu irgendwas, es ist aber nur ein ganz vereinzelter Schnitzel und das lässt die Schnitzeljagd dann ins Leere laufen.
Ich drehe mich einmal um die eigene Achse, wenn ich wieder gerade stehe, ist mein Vater bestimmt da. Hoffentlich. Endlich tritt er mit einer Gießkanne auf den Balkon. Er winkt mir zu. Mit beiden Armen. Ein Schwall Wasser ergießt sich über die Fassade, es sieht aus, als wäre sie fleckig.
Das ist eine süße Szene, ziemlich kindlich eigentlich, dieses abergläubische Spiel und nen Tacken sentimental für meinen Geschmack. Aber trotzdem sind mir die Figuren in diesem Moment am nächsten.
Warum denkt sie so schlecht über mich und warum denke ich, dass sie so denkt?
Das finde ich gut. Da gibt es Misstrauen und Vorurteile auf beiden Seiten und auch so ein bisschen Paranoia. Das hätte ich ehrlich gesagt, viel spannender gefunden, wenn es bei dieser unterschwelligen Vergiftung geblieben wäre. Man fühlt sich irgendwie diskriminiert, kann den anderen aber nichts beweisen, zweifelt dann vielleicht auch an der eigenen Wahrnehmung. Da kommt der Besoffene dann fast wie eine Rechtfertigung ihrer Ängste, so eine Art pervertierter Wunscherfüllung oder Manifestation ihrer Gedanken. Und wie Jo war mir das in der Summe dann zu viel für einen Tag im Leben eines Mädchens mit Kopftuch. Ich meine diese spätere Rangelei auf dem Schulhof, das ist ja ein richtig krasser Übergriff. Das reicht doch und funktioniert für meinen Geschmack in der Steigerungsdramaturgie mit einem deutlichen Höhepunkt auch besser als diese Anhäufung von Unrecht ihr gegenüber. Dein Text ist natürlich in der Art meilenweit von Dions entfernt, aber auch hier krieg ich einfach eine Schippe zu viel drauf. Ich seh das Problem der Diskriminierung und alles und bin in der Sache dabei, aber wenn es mir zu dick wird und ich das Gefühl bekomme, ein Text will mit dem Mittel der Übertreibung Betroffenheit erzeugen, wo die Normalität schon genügte, um das Problem zu zeigen, bin ich gefühlsmäßig einfach ganz schnell draußen. Da bin ich zugegebenermaßen empfindlich. Ich find das auch schade, weil dazwischen nämlich richtig gute Stellen sind, die aber im Krawall untergehen.
Aber ich wollte Basima sein. Die blonden Strähnen haben das nicht geschafft. Basima bin ich erst jetzt. Nur für alle anderen bin ich etwas Komisches geworden, das man anglotzen und beschämen darf. Ihre Blicke lassen sich auf mir nieder wie gefräßige Vögel und picken sich in mein Inneres.
Dieser Gedanke zum Beispiel. Die Paradoxie, dass das Kopftuch für sie ein Stück Individualität ist, sie in den Augen der anderen dadurch aber an Individualität verliert, nur noch als ein beliebiges Kopftuchmädchen wahrgenommen wird. Und das ist dann - wie auch diese leicht paranoide Beobachtung der Umgebungsreaktion - etwas was auch andere jugendliche Identitätssetzungen übertragen werden kann. Dasselbe gilt ja eben auch für Punks und Goths und was es da heute so gibt. Man setzt ein Zeichen, schon auch provokant, will damit aber trotzdem akzeptiert werden. Man sucht nach Ausdruck von Individualität, tut das aber durch Anschluss an eine Gruppe.

Nabil sagt Dinge, die sich nicht jeder zu sagen getraut. „Sie verstehen uns nicht“, sagt er, „sie wollen es auch gar nicht. Sie treten auf uns, sie treten in Stücke, was wir glauben, und sie treten so lange, bis wir nur noch winzige, stinkende Bröckchen unter ihren Schuhen sind.“ Ich muss immer seinen Händen zuschauen, wenn er redet, er schafft Bilder damit, man sieht die Leute, von denen er spricht. Okay, er übertreibt, aber es ist so witzig, wenn er Deckert, den Ethiklehrer, den Kragen vom Hals diskutiert, wenn der irgendwas Blödes über den Islam sagt. Schade, dass Nabil nur noch kifft und schwänzt.
Da hätte ich auch irgendwie mehr gebraucht. Das steht da so als Vorwurf im Raum, dass irgendwas in diesem Schulsystem Nabil kaputt macht, aber was denn? Ist der Religionslehrer wirklich doof oder einfach nur kritisch? Hat Nabil wirklich Nachteile oder sieht er sich einfach nur selbst als Opfer, damit er keine Verantwortung übernehmen muss? Das bleibt alles so vage.

Der Schritt vom nahen Osten zum Kopftuchurteil des Verfassungsgerichts war mir auch etwas groß. Ich kann mir das nur so erklären, dass ihr in dem Moment halt so der Kragen platzt, dass sie alles, was sie nervt in einen Topf schmeißt. Dass Nuancen in ihrer Argumentation dabei untergehen, okay, das passiert schon mal in der Hitze des Gefechts.

„Nein, das ist es alles nicht. Es ist, ach Mädchen, warum trägst du plötzlich Kopftuch? Und dein Ausbruch eben. Das bist doch nicht du.“
Ich atme aus. Das macht mich alles so hilflos.
„Zwingen dein Vater dich dazu?“
„Herr Leitner!“
„Wer dann?“
Ich schüttele den Kopf und wende mich von ihm ab.
„Du hast dich von Emely zurückgezogen. Und deine Kleidung.“
„Das ist doch alles Privatsache, rennen Sie den anderen auch so hinterher, wenn die die Frisur wechseln?“
Ich wünschte, der Vogel würde mit seinem Schnabel gegen das Fenster klopfen.
„Komm, Basima, du machst das doch nicht von dir aus.“
Ich schweige. Soll er reden. Irgendwann wird er aufhören.
„Du bist die beste Matheschülerin, die ich jemals hatte. Hast Minirock getragen, dass ich dich einmal nach Hause schicken wollte, so kurz war der. Weißt du noch?“
Ja, ich weiß noch, wie aufgeregt er war, der Herr Leitner, und wie besorgt, ich lächele unwillkürlich in der Erinnerung daran. „Ach Herr Leitner, es ist doch nur die Dschihab. Warum gibt’s da so ein Geschiss drumrum? Erst mein Vater, jetzt Sie. Sind Sie nicht gläubig?“
Das ist natürlich eine Anmaßung, jemandem zu erklären, wer er ist. Und das auf den Vater zu schieben ist auch mega ungeschickt und ein hohles Vorurteil, wie auch das mit dem Gewaltnetzwerk. Ich würde im Sinne weltoffenes Image und so auch gerne behaupten, ich kenn total viele Frauen, die Kopftuch tragen, aber ehrlich gesagt, hab ich nicht eine in meinem Bekanntenkreis und kann mich dazu überhaupt nicht qualifiziert äußern. Mein absolut oberflächlicher Eindruck war nur immer, dass das oft sehr selbstbewusste und eigenständige Frauen sind. Zumindest die, die an den Unis rumlaufen.
Von dieser Trampelhaftigkeit und Hysterie abgesehen - das mit der sofortigen Androhung des Gewaltnetzwerkes find ich literarisch auch etwas überspitzt - find ich den Lehrer aber okay. Er sucht das Gespräch und das finde ich auch gut so. Nicht, weil ich denke, da muss man irgendein Unglück verhindern, wenn jemand plötzlich Kopftuch trägt, aber weil ich es gut finde, wenn Lehrer auf ihre Schüler achten. Und wenn sich ein innerer Wandel dann auch äußerlich manifestiert, sei es durch Kopftuch, kahlrasierten Schädel oder buntgefärbte Haare - dann sollte man schon mal nachfragen. Das sind ja auch Zeichen, die sich nach außen richten. Die wollen ja wahrgenommen werden, sonst könnte man es beim inneren Wandel belassen. Insofern ist es dann schon auch ein bisschen inkonsequent von anderen zu erwarten, das völlig zu ignorieren. Ich kenn diesen Widerspruch aber auch aus meiner eigenen Jugend.

Erhan, der Gockel, mit seinen feingerippten Unterhemden, die ihn zum türkischen Macho machen sollen, dabei sieht man einfach nur, dass die Löcher mit der Hand reingeschnitten sind.
Ich glaub ich hab noch nie einen türkischen Macho mit absichtlich oder sonstwie zerlöchertem Shirt gesehen.

Von unten schaue ich auf die Beine der anderen, ich erkenne Emelys Schuhe, aber keine Hand streckt sich zu mir, um hochzuhelfen.
Ist mir ehrlich gesagt auch einen Tacken drüber.

„Dein Lehrer hat angerufen“, sagt er und sieht mich das erste Mal direkt an. In seinen Augen liegt etwas Eigentümliches, Schimmerndes. Wie damals, als Mutter ins Krankenhaus kam und der Arzt die Diagnose sagte. Mein Vater hat Angst. Aber vor welcher Diagnose? Ich bin doch gar nicht krank. Und dann weiß ich es, was anders ist als damals. Ich bin es, ich bin die Diagnose. Vor mir hat er Angst.
Ich gehe in mein Zimmer und schließe die Tür hinter mir.
Das mit der Angst des Vaters find ich dann aber wieder sehr gut gemacht. Der sieht da echt seine Felle schwimmen, alles, was er sich aufgebaut hat und auf einer sehr persönlichen Ebene verliert er einfach auch den Zugang zu seiner Tochter, was ihn sehr schmerzen muss.

Und zum Thema, warum sie jetzt Kopftuch trägt: Ich hab in den Kommentaren gelesen, dass Du diese Frage eigentlich ausblenden möchtest. Mir fällt das wie vielen anderen Kommentatoren aber ziemlich schwer, zumal das Kopftuch und die Veränderung so im Zentrum der Geschichte stehen. Das ist eigentlich ein ganz interessanter Effekt, denn dadurch, dass man kaum etwas über ihre Motive erfährt, rückt man irgendwie in die Perspektive der anderen, des Vaters und des Lehrers, die nur die äußere Manifestation von Basimas inneren Prozessen beobachten und über die Zusammenhänge nur rätseln können. Das kann ich intellektuell wertschätzen, aber durch diese Leerstelle, die da wie ein Elefant im Raum steht, wird mir die Figur im Verlauf des Textes immer fremder, trotz der Ich-Perspektive. Sie wird irgendwie zu einem der vielen Mädchen mit Kopftuch, die mir täglich auf der Straße begegnen und deren Motive, das Kopftuch zu tragen ich gerne besser verstehen würde, aber ich kann darüber nur spekulierem. Wie gesagt, das ist vielleicht auch ein aussagekräftiger Effekt, diese Neugier unbefriedigt zu lassen, aber es nimmt Basima auch einen Teil ihrer Individualität und insofern man da weder ganz persönliche noch allgemeinere Beweggründe in Anschlag bringen kann, reduziert es sie eben auch sehr auf das rein äußerliche "Mädchen mit Kopftuch". Da schiebt sich das gesellschaftspolitische Anliegen dann vor die Figur. So war zumindest mein Eindruck, der dazu geführt hat, dass ich mit dem Text nicht so ganz glücklich war. Der andere Grund war eben, dass die vielen feinen Beobachtungen mitunter hinter so einem leicht pädagogischen Zeigegestus "Seht, so werden Moslems, bzw. Mädchen mit Kopftuch in unserer Gesellschaft diskriminiert" zu verschwinden drohen. Ich denke mit ein bisschen weniger gehäuftem Unrecht, könnte dieselbe komplexe Thematik etwas offener zur Diskussion gestellt werden. Grundsätzlich finde ich es aber sehr gut, dass Du Dich an das Thema gewagt hast und Du hast mich damit auf jeden Fall zum Nachdenken gebracht.

lg,
fiz

 

Hallo JuJu,
vielen Dank für deinen Kommentar. Hat einfach gut getan, zu höen, dass der für dich funktioniert hat.

Also Gott, es ist schwer, das so hinzukriegen, dass es ein 100% authentisch klingt, ein junges Mädchen, das Kopftuch tragen will, aber es ist echt richtig schön geschrieben, und immer wieder finde passt der Ton erstaunlich gut Ich find die Dialoge auch gut.
Cool. Da hatte ich durchaus Befürchtungen. immerhin trennt mich ja nicht nur as Alter, sondern Kultur und Religion. Von daher nehm ich das jetzt einfach mal als Kompliment.

I

ch find das auch interessant, wie das gleich zum Statement wird, man zieht das Tuch an und allle so ... was geht jetzt ab. Da ist ja Punk und Emo und Gangster und was es so gibt alles nix dagegen.
Ja, das wollte ich auch zeigen. Da wird so ein Stück Stoff tatsächlich zu einem ganz gravierenden Symbol.

ich find .... also die Stelle bei dem Ausbruch ... was ich mir gedacht hab: so laut sind die Proteste unter Schülern in dem Moment doch gar nicht.
Da hast du Recht, das sollte auch so ein bisschen durch Erhans Gestammel gezeigt werden. Der Nahe Osten, Israel, im Prinzip ist das was, was ganz weit weg ist. Und sich einen Reim drauf machen. nee, das ist natürlich für solche Kids nichts. Die nehmen auch danach den ganzen Anlass, also ihren Ausbruch im Unterricht zum Anlass, sich so ein bisschen dran aufzueiern. Man kriegt das schon mit als Schüler, was so politisch grad völlig unangesagt ist, deswegen finden die ihren Ausbruch auch unangemessen. Ansonsten aber gehen sie mit der Situation eher hämisch um. Mal bisschen Senastauin halt, da hast du völig Recht.

Irak-Krieg ein Fehler, ja, heutzutage gibt es darüber eine Eingung. Aber wenn man auf den Zusammenhang zwischen Entstehung von IS und amerikanischer Politik hindeutet, dann erntet man trotzdem ein ganz schönes Stirnrunzeln.

So wie Merkels Austeritätspolitik in Griechenland in ein paar Jahren auch "ganz offiziell" als Fehler in die Geschichte eingehen wird, wie ich mal vermute.
Dein Wort in Gottes Ohr.


Fands echt gut. Also vom Schwierigkeitsgrad her echt Level 100. Da traust du dir echt was zu. Aber das interessiert dich halt und dann gibst du dir das, und das kommt auch voll rüber, das find ich schon cool.
Das stimmt schon, ganz anders als bei den anderen Geschichten, die ich hier gepostet hab, musste ich hier mein Herz schon sehr in beide Hände nehmen. Ja, ich fand mich sehr mutig und das finde ich immer noch. Mit so einer Geschichte kann man (und habe ich ja auch) viel Unverständnis ernten. Aber das ist okay so.

Tausend Dank JuJu, ich hab mich super über deinen Kommentar gefreut. Der hat einfach irrsinnig gut getan, weil du auch gemerkt hast, das ist nicht so einfach mit so einem Thema, da kann man leicht mit auf die Fresse fliegen. Aus mehreren Gründen.
Bis denn
Novak

Hallo Dion, Jo und Feirefiz,
später gehts weiter. Aber schon mal ein Dankeschön.

 

Liebe Novak,

ich habe deine Geschichte noch mal gelesen und festgestellt, dass man einen ganz anderen Blick darauf hat, wenn man nicht mit dem Ziel einer Erklärung an sie herangeht, sondern sich einfach in den Sog ziehen lässt.... und genau das macht die Geschichte...

Mein Lieblingssatz:

Das Mädchen hat sich in ihre Kleider zurückgezogen.

viele Grüße aus einem grauen Tag, der die Sonne versteckt ...
(aber ich glaube ich esse ein Eis und schaue nach den Leuten, die am Haus vorbeigehen mit ihren vielen Sprachen und den unterschiedlichsten Uniformen :)

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Dion,

Die Geschichte finde ich toll. Erstens, weil sie ein aktuelles Thema in der richtigen Weise anpackt, zweitens, weil sie mehrdeutig ist, und drittens in ihr viel mehr steckt als auf den ersten Blick erkennbar und vielleicht von Dir, Novak, beabsichtigt.
Natürlich. Ist alles beabsichtigt! :D

Basima sehe ich als ein Mädchen auf der Identitätssuche: Erst gefärbte Haare und ein so kurzes Mini, dass der Lehrer meinte, eingreifen zu müssen (wie übrigens heute alle Lehrer scheinen bei der Kleidung der Mädchen eingreifen zu müssen, wie einst in den 50er/60er Jahren)
.
Ja. Diese Stilerziehung ist schon ein Phänomen. Erst hat mans abgeschafft und dann wirds grad wieder eingeführt.

Daran erkennt man übrigens, dass Du selbst in diesen Dingen nicht ganz zu Hause bist, dir Einiges wohl nur angelesen hast. .
Naja, wie denn auch. Ich hab sehr, sehr viel gelesen, aber dann unterlaufen einem trotzdem total blöde Fehler. So ein Ärger. Ich weiß grad selbst nicht, ob ich es schon ausgebessert habe, oder es nur wollte. Ich bin grad aus anderen Gründen etwas arg beschäftigt. Auch hier mit dem Forum. Aber wenn nicht, ich hole die Verbesserung auf jeden Fall nach.

Auch wenn Du diese Komponente wohl nicht bewusst in die Geschichte eingelesen hast, diese Komponente ist da, weil ein paar Szenen so besser gedeutet werden können, als wenn man sie ohne sie analysiert.
Das ist eine lustige Begründung.

Und ich finde auch gut, dass die Frage, ob Basima sich in der Moschee oder von selbst radikalisiert hat, unbeantwortet bleibt, denn die Literatur soll Fragen stellen und nicht Antworten liefern. Und diese Geschichte stellt unausgesprochen die Frage: Ist es richtig, in jedem dunkelhaarigen Bärtigen und in jeder verschleierten Frau potentielle Terroristen zu sehen?

Wir sollen uns nichts vormachen: Moslems stehen seit den Terroranschlägen unter Generalverdacht. Diese Geschichte beleuchtet diesen Aspekt des heutigen Lebens in Deutschland in sehr anschaulicher Weise. Ich sage es daher noch einmal: Die Geschichte ist für mich sehr gut konzipiert und geschrieben.

Danke für diese Sichtweise und Interpretrio und das darin steckende Lob. Ja, dieser Generalverdacht ist da. Ich empfinde das sehr stark. Und darum wollte ich diese Geschichte schreiben. Sie sollte nicht direkt mit dem Zeigefinger auf etwas deuten, sondern diesen Generalverdacht anhand des Schicksals eines Mädchens zeigen.

Lieber Dion, ich hab mich über dein Lesen total gefreut. Vor allem, weil ich weiß, dass du ja eigentlich gar nicht so oft kommentierst, empfinde ich das als Lob und freu mich gleich noch mal noch mehr.
Liebe Grüße von der Novak

 

Der erste Teil ist eine wunderbar gelungene Studie. Sie zeichnet das Portrait des damaligen Gastarbeiters, der unterwegs zu dem Heute das Abc der Würde nie vergessen hat:

"Er sagt immer: Du kannst noch so sehr im Dreck wühlen für deinen Job, aber die Hände müssen sauber sein."

Es wäre unglaubwürdig gewesen, ihn Deutsche Schlagermusik hören zu lassen. Insofern ist das Hören von Musik aus der Heimat ein kleines aber feines Detail, genauso wie die Erwähnung der Strähnchen ein Beleg für seine Öffnung hin zur westlichen Gesellschaft ist:

"Vor einem Jahr wolltest du unbedingt blonde Strähnen haben ..."

Allerdings beunruhigen ihn die Teenager-Kapriolen seiner Tochter:

"... und nun bedeckst du die Haare ..."

denn er kennt die möglichen Folgen:

„Weil man mit Hidschab keinen Job bekommt. Weil du besser Deutsch als Arabisch sprichst. Weil du mit allen auskommen musst.“

und er kann dem Neusprech Basima's nicht mehr immer, ganz folgen:

"... und redest wie ein Anwalt."

Und dann kommt eine herrliche Skizze, als Zusammenfassung der Leben von zwei Generationen:
Der Vater sagt:

„Wir sind Deutsche. Ich habe so lange gebraucht, bis ich bleiben konnte. Zerstör es nicht, Tochter.“

und redet über sein Leben, das er dem Ziel, zu bleiben, untergeordnet hat.

Als Antwort kommt von Basima, die in Deutschland geboren wurde und aufgewachsen ist:

"Ich frage mich, wie zerbrechlich etwas sein muss, wenn ein Stück Stoff es zerstören kann."

Sie versteht die Ängste ihres Vaters nicht, denn sie kann, glücklicherweise, nicht nachvollziehen, was anfangs ihre Eltern, danach ihr Vater alleine, auf sich nehmen mussten, um in einer Welt zurecht- und anzukommen, die ihnen am Anfang völlig fremd war und die ihnen nur allmählich zugänglich wurde. Seine Ängste mögen aus unserer Sicht unbegründet erscheinen, er hat sie aber und trägt sie mit sich.

Bilder die mir gefallen haben:

"Die Zunge ist die Hebamme allen Unglücks."
oder:
"Du diskutierst mir die Ohren in den Kopf."

Im zweiten Teil dominiert eine Allegorie: Das Biest, die Schöne und die Mehrheit.
Das Biest, so wie es hier beschrieben ist, kann ich mir als Sinnbild für den Charakter eines jeden vorstellen, der in bbb-Kategorien denkt (bbb = blond-blau-braun). Anders gekleidet oder nicht, Akademiker oder nicht, Bildleser oder nicht, besoffen oder nicht: Der Charakter ist immer ähnlich. So kommt es mir vor.

Als passend hinzugefügte Antithese finde ich Basima's Reaktion auf die Unverschämtheit des Mannes. Sie ist authentisch, weil Basima für ihre Ideale eintritt, auch wenn diesmal das Mädchen im Zug betroffen ist.
Ebenso authentisch ist, das Basima zwar auffällt, dass das Mädchen hinterher verschüchtert ist, aber den Gründen nicht nachgeht. Dafür bräuchte sie eine Weltanschauung die sie noch nicht hat. Ein Gespräch mit dem Vater könnte auch einiges klären, aber Basima ist schließlich ein Teenager und für sie steht seit dem ersten Teil der Geschichte bereits fest:

"Mein Vater ist ein liebevoller Mann. Aber er versteht nichts."

Nichts neues also, an der Pubertätsfront.
Basima ist in meinem Allegorie-Vergleich die Schöne.

Schließlich, die Mehrheit. Sie lauscht (oder Lauert? Oder amüsiert sich innerlich? Oder würde gern' aber der Typ ist ja unberechenbar? Oder tut so als wäre nix? Oder ist so etwas heutzutage ein "Nix"?), beteiligt sich nicht und erweckt den Eindruck als würde sie die Weichen für die "Ich-habe-nicht-mitgekriegt-was-da-los-war" Strategie stellen, was jetzt von mir fies reininterpretiert, weil durch nichts im Text suggeriert, ist.

Im weiteren Verlauf der Geschichte gibt es Figuren, Bilder und die Reaktionen von Basima. Allesamt legen nahe, dass das Mädchen weder ostentativ, noch radikal und schon gar nicht gehirngewaschen ist.
Sie hat nichts für Aktionen oder Tiraden à la Nabil übrig, was der Vermutung, sie wäre in der Moschee indoktriniert worden, widerspricht.

"Okay, er übertreibt, aber es ist so witzig, wenn er Deckert, den Ethiklehrer, den Kragen vom Hals diskutiert, wenn der irgendwas Blödes über den Islam sagt."

Sie hat sich offensichtlich mit dem Thema Islam auch jenseits der Berichterstattung Deutscher Medien auseinandergesetzt. Ihre Aufzählung ist eine Liste von Fragen, die im Übrigen auch Nobelpreisträger sowie ehemalige und derzeit amtierende Entscheidungsträger weltweit ähnlich stellen:

„Ihr alle findet das doch richtig, wenn die Amis eingreifen. Die tollen Retter. Hat schon mal einer überlegt, wie die Menschen da jetzt leben im Irak? In Afghanistan? Ob die überhaupt geschützt werden wollten? Hat schon mal einer überlegt, was mit Menschen passiert, wenn sie sich dauernd verteidigen müssen, wenn sie dauernd vertrieben werden? Die Amis haben den IS doch selbst erzeugt.“

Auch mit dem Thema Kopftuch hat sie sich auseinander gesetzt und kennt die diesbezügliche Rechtssprechung in Deutschland. Das sind Zeichen von bewusstem Handeln und sprechen gegen eine Gehirnwäsche oder Indoktrination.

Und dann folgt Leitners Auftritt.
(Ich kenne Leitner. Er ist Beamter und wohnt in einem ruhigen Viertel, mit Reihenhäusern und gepflegten Vorgärten. Er ist ein netter Herr, der mein Kunde ist, weil er seinen Computer zwar nur beruflich benutzt, dieser trotzdem dann und wann ein Virus abbekommt. Und ich mache den dann tot.
Früher rauchten wir noch eine beim Kaffee danach. Heute raucht er nicht mehr. Seitdem es gesetzlich verboten wurde.
Sein Leben besteht im Wesentlichen aus Normen und höhere Gehaltseingruppierungen. Er findet es schlimm, dass soviele Menschen leiden und spendet regelmäßig, um die Hilfsorganisationen in Afrika zu unterstützen. Überlegungen, die Patenschaft für einen Baum im Regenwald zu übernehmen, hat er verworfen, weil die Dame an der Info-Hotline keine konkrete Auskunft zusichern konnte, über den genauen Einsatz seines jährlichen Patenschaft-Beitrags.)

Als Lehrer hat er eine langjährige Erfahrung und weiß, wie er mit ungewöhnliche Situationen in einer Schule umgehen muss. Als Basima damals einen Minirock trug, hätte er sie nach Hause schicken können. Da er aber laut Schulordnung ein Ermessungsspielraum hatte, tat er es nicht. Es ging schließlich um seine beste Schülerin.

"Hast Minirock getragen, dass ich dich einmal nach Hause schicken wollte, so kurz war der. Weißt du noch?“

Aber jetzt? Die Formel "Kopftuch und veränderte Kleidung => Religion => Islam => Fundamentalismus => Dschihad" leuchtet vor seinem geistigen Auge auf und es gibt keine Normen, die eine Maßnahme vorsehen würden.
Andererseits kann er nicht tatenlos zusehen, wie das Mädchen vor die Hunde geht!
Und einsichtig ist sie auch nicht. Wäre sie einsichtig, könnte er ihr helfen:

"Die sehen dann weiter. Vielleicht wäre es gut, du sprichst mit jemandem, der das besser kann als ich. Jemand von dem Gewaltnetzwerk, da gibt es Imame.“

Da sie aber stur bleibt, muss er es melden, so sehr er es bedauert.
Denn "Melden macht frei", nicht wahr?

Alles in allem, kommt mir die Geschichte eher wie eine Momentaufnahme vor, nach einer Suche mit Strähnchen und in Minirock, die mit der Flucht in den Glauben vorerst endet. Ob die Suche weiter gehen wird, weiß ich nicht. Basima auch nicht. Als Teenager weiß man das nicht.

Ein schöner Text. Und aktuell ist er auch.
Er erzählt nicht über Teenies, sondern er kommt von einem. Mit Schwung und ohne zu beharren, keine großen Phrasen. Dafür eine Reihe von Skizzen, Andeutungen, Beobachtungen. Alles ohne Einlassungen, Begründungen oder Erklärungen.
Es fühlt sich so an, als hätte ein Teenager mit viel Talent geschrieben. Oder jemand der ein solcher Teenager war und auch heute mit Pubertierenden zu tun hat.

Wie gesagt: Ein schöner Text. Sich daran zu reiben hilft aber wenig, wenn die Ursachen für seine Aktualität unerwähnt bleiben, was wiederum nicht als Aufgabe des Textes impliziert werden kann. Letzterer gibt lediglich Anlass zum Nachdenken und ist von jemanden geliefert, der in meinen Augen sowohl thematisch als auch schreib-technisch weiß, was er schreibt.


P.S. Die Tinte auf meiner Anmeldung ist noch nicht trocken, deshalb bitte ich um Nachsicht, sollte ich etwaige Regeln hier im Forum unbewusst nicht befolgt haben.

Guten Tag allerseits!

 

Liebe Novak,

kann es sein, dass es schon eine Woche her ist, dass du deinen Text gepostet hast? Oh Mann ... Ich hab ihn fünf Minuten nach dem Einstellen gelesen, hatte dann aber keine Zeit, einen anständigen Kommentar zu schreiben ... Die Geschichte ging mir aber nicht mehr aus dem Kopf, ich wollte es später nachholen. Dann kam diese Riesendiskussion um deine Geschichte auf, da wollte ich die zuerst lesen, damit ich nicht alles doppelt und dreifach sagen, was andere hier schon angesprochen haben ...
Aber jetzt geb ich einfach mal meine Mayo ... äh, meinen Senf dazu, ohne dass ich alle Kommentare der anderen gelesen habe.

Wie gesagt, mir ging die Geschichte nicht aus dem Kopf. Mit der aktuellen Thematik hast du natürlich einen Nerv getroffen.
Ich finde die Geschichte an und für sich richtig klasse. Die Figuren, die du zeichnest - Basima, ihren Vater, den Lehrer, die entfremdete Emely und den Jungen, mit dem sie sich am Ende haut - authentisch und liebevoll erdacht. Dreidimensional und auch wenn klar ist, dass sie teilweise darauf geschnitten sind, bestimmte Rollen einzunehmen, nicht stereotyp.

Sprachlich müssen wir nicht drüber reden, die Kleinigkeiten, die mir aufgefallen sind, wurden glaube ich schon alle genannt (nicht, dass es da was Gravierendes gab; du hast deinen Stil, der ist super angenehm zu lesen).

Inhaltlich: Hm ... Ich finde, die Dinge, die du nennst gut.
Was mich stört, sind die Dinge, die du nicht nennst. Es ist am Ende für mich zu offen. Das haben, glaube ich, schon andere angemerkt: Natürlich musst du nicht all zu konkret werden, was die Veränderung in Basimas Verhalten ausgelöst hat. Aber ich fühle mich - auch im Angesicht der Brisanz des Themas - am Ende zu sehr in der Schwebe.
Wenn ich dich nicht besser kennenwürde, würde ich fast behaupten: Da hat eben jemand mal ein bisschen was aus dem Leben eines solchen Mädchens erzählt, ohne sich überhaupt tiefere Gedanken zu machen.
Aber weil ich dich - von deinen Kommentaren und v.a. der Gänse-Geschichte - näher kenne, weiß ich, dem ist nicht so und ich würde gerne mehr von dem wissen, was in deinem Kopf, Novak, vorgegangen ist.

Denn für mich gibt es ein paar Möglichkeiten, was mit Basima passiert sein könnte:

1.) Normales pubertäres Verhalten, Teenager auf Suche nach Identität. Meiner Meinung nach - und wenn es im Moment die IS nicht gäbe - das Wahrscheinlichste.
Andere Teenis lassen sich piercen, eine Freundin von mir wurde Vegetarier (hauptsächlich um ihre Eltern zu nerven), wieder andere werden zu fundamentalistischen Christen (das sind die, die mir als Teenie am meisten auf die Nerven gegangen sind), wieder andere gehen zu Green Peace oder feiern mit zu viel Alkohol ... Die Hormone eben. :/
Wie gesagt: Wir hatten damals in der Schule ein paar, die sich als Super-Christen geriert haben und sogar unserer Biolehrerin ins Gesicht sagten, sie fänden gewisse "Theorien" wie die Evolution nicht gut. -.-" Tja, aber da hat sich keiner aufgeregt. Wäre jemand mit Kopftuch gekommen und hätte um Punkt zwölf nach Mekka beten wollen, wäre das natürlich anders gewesen.
Eine schöne Doppelmoral, wie wir sie haben, das hast du ja auch in deiner Geschichte aufgezeigt (das mit dem "Kreuzchen um den Hals").
Fand ich gut!!
Aber wie gesagt: Du hast das Skandalobjekt Kopftuch genommen, nicht das Kurzifix oder die Kippa.
Allerdings: Auch wenn Basima sich nun "einhüllt", sie hat sich ja nicht insofern verändert, dass sie jetzt akzeptiert "Ich bin eine zarte Blume, die beschützt werden muss", sondern macht den Mund auf und wehrt sich auch gegen ihre männlichen "Widersacher" mit Worten und mehr. Deshalb war's für mich keine komplette Wandlung zur Super-Muslima. Eher eine Art Trotzverhalten/eine Provokation einer intelligenten, vielleicht etwas führungslosen jungen Frau, die sagt: "Ich mach, was ich will! Ich lass mich in keiner Schublade stecken und mir nichts sagen, ich haue euch eure Vorurteile praktisch um die Ohren."
Der Vater, der schwach ist und sich anpasst, dem will sie's auch zeigen. Typisches Teenie-Verhalten eben.

2.) Sie hat in der Mosche jemanden kennengelernt.
Dafür finde ich im Text keine richtigen Hinweise, aber was tut man in dem Alter nicht auch alles, wenn einem ein Typ gefällt? Wieder mal die Hormone ...

3.) "Indoktrination" in der Moschee.
Ich kann es mir insofern gut vorstellen: Es gibt da eine Gruppe/Religion, die ihr Halt bietet und noch dazu verbindet sie das mit der Großmutter, an die sie sich so liebevoll erinnert.
Sie fühlt sich zugehörig.
Hat vielleicht keine radikalen Züge.
Oder vielleicht doch?
Man weiß es aus deiner Geschichte zu wenig, denn kommen wir zu Punkt 4.

4.) Seit ich von den Mädels weiß, die sich sogar über facebook absprechen/anwerben lassen und dann einfach verschwinden, um IS-Bräute zu werden ... Da konnt ich nicht mehr! Da schreit nicht nur der Atheist und Pazifist in mir (die ja sowieso ummer desillusionierter werden), sondern auch der Feminist. Oder: Die Feministin (das mit dem Sprach-Sexismus hab ich immer noch nicht so raus.)
Wie auch immer ...
Daran dachte ich eben auch, als ich die Geschichte gelesen hab.
Dann hab ich ewig daran rumgemacht und Hinweise gesucht in den "Parolen", die Basima im Unterricht losgelassen hat und das hat mich auch nicht weitergebracht. Ich weiß nämlich nicht, inwiefern das islamistische Propaganda ist - aber: Dass unsere Freunde aus den Staaten ziemliche Opportunisten sind und keine Menschenfreunde, die Befreiungskriege für arme, unterdrückte Völker führen, seh' ich genauso.

Irgendwie kommt mir Basima zu selbstbewusst vor, um freiwillig unterdrückte IS-Braut zu werden. Also, wenn das deine Intention war ... Das wäre für mich am unwahrscheinlichsten. Aber trotzdem ist das eben doch im Hinterkopf. Weshalb ich die Besorgnis des Lehrers auch gut nachvollziehen kann.

Dass sie als intelligentes Mädchen gerade das Kopftuch wählt ... Die Gründe hätte ich gerne gewusst. Denn für mich ist das immer in Verbindung gebracht mit Unterdrückung.
Vll bin ich da einfach zu unempathisch und habe zu viele Vorurteile, um das zu verstehen - die Argumentation, warum sich jetzt wer wie verhüllt will mir einfach nie als "nette religiöse Tradition" einleuchten.

Jetzt, wo ich das meiste aufgeschrieben habe, merke ich noch mehr: Es ist alles unter den Überbegriff "pubertäre Identitätssuche" zu packen; dazu passt auch der Rest - keine Mutter, Entfremdung von der Freundin. Und es macht einen rasend, nicht zu wissen, wie viel Gefahr da jetzt wirklich für dieses Mädchen besteht (ob sie nächste Woche irgendwie in Syrien verschollen ist oder noch ein paar Wochen weiter das Kopftuch trägt, bis sie beschließt, sich bei Terre des femmes zu engagieren und gegen Frauenbeschneidung protestiert).
Da hast du den Titel echt clever gewählt! :D

Ach Mann, Novak, eigentlich ist das echt genial so.
Aber eben weil du alles aus Basimas Sicht beschreibst, wünscht man sich eben so sehnlich, da dahinter zu kommen! Es ist, als würdest du ein Versprechen geben am Anfang der Geschichte, das du nicht einlöst am Ende.
Man kann in die Köpfe anderer - als Eltern und Lehrer nicht in die Köpfe der Kinder - hineinschauen; aber weil du eben doch Einblicke in Basimas Gedankenwelt gewährst, hofft man aus Klarstellung.

Aber es ist deine Geschichte. Langer Rede kurzer Sinn: Ich find sie sehr, sehr, sehr gut! Obwohl sie mich verrückt macht.

Viele liebe Grüße
Tell

 

Liebe JoBlack

Eigentlich wollte ich endlich mal lernen, mich kurz zu fassen, das heißt aber nicht, dass mich das, was du kritisierst, nicht trotzdem sehr beschäftigt hat und noch beschäftigt, ich habe mich sehr damit auseinandergesetzt, ich bin zwar zu einer Antwort für mich gekommen, aber ich weiß noch nicht mal, ob die, was mich betrifft, ein für alle Male so bleibt und „stimmt“. Ich denke, da gibt’s keinen Königsweg, keine ein für alle Male richtige oder falsche Entscheidung, was eine persönliche Themenfindung, Herangehensweisen an Literatur und die Ausgestaltung von Geschichten betrifft, das ist so sehr dem Zeitgeist und dem Geschmack unterworfen.
Erst mal, war ich wahnsinnig froh, Jo, dass dir diese erste Szene gefiel. Ich mein, du weißt ja ein (ganz kleines bisschen mehr von mir als viele hier) mich trennen ja wirklich Welten von dem Alltag eines arabischstämmigen Mädchens, auch wenn ich mit Jugendlichen unterschiedlichseter Herkünfte zu tun habe. Das heißt noch lange nicht, dass man sich da auch einfühlen kann. Also da war ich erst mal echt superfroh, dass mir nicht mehr passiert ist als einen falschen Artikel zu benutzen und mich zu verschreiben.

der Titel als suggestive Frage gefällt mir nicht, denn wenn man die Geschichte zu Ende gelesen hat und auf die Überschrift guckt, dann willst du ja auf etwas hinaus und ich mag diesen Gedanken nicht.
Das verstehe ich nicht. Magst du den Gedanken, der entsteht, nicht, oder dass überhaupt ein Gedanke entsteht. Ich glaube du meinst erstes. Oder? Falls nicht, sag Bescheid.
Klar, der Titel ist provokant. Ich bin im Nachhinein froh, dass ich eine Freundin um Rat gefragt hab, ob ich das Fragezeichen setzen soll. Ich wollte es noch provokanter machen. Aber das wäre mit Sicherheit auch noch viel missverständlicher geworden. Aber ich finde den Titel gut.

Ich habe keine Ahnung, warum ein Jugendlicher sich ein Ticket nach Syrien kauft und bei der ISIS mitmachen will -- es gibt da soviele Geschichte, die in den Zeitungen herumgeistern und man fragt immer die Heimkehrer und die nuscheln dann sowas wie: ich wollte etwas Gutes tun, den Menschen helfen, dem Islam zu seinem Kern bringen, weil der Westen ja doch alles da so verdreckt hat und dann kommen da diese Jugendlichen da an und müssen dann unter einem Typen dienen, der möglicherweise im Abu Ghraib gefoltert worden ist, der vielleicht Familie verloren hat, kein Job, keine Perspektive und sich an die IS angeschlossen hat und mit Sicherheit Lebensmüde ist, wortwörtlich Lebens müde, hoffnungslos. Da treffen Welten aufeinander, weil die Jugendlichen hier tatsächlich glauben, sie könnten da was bewirken. Wie gesagt, ich kenne die Motivation dieser Jugendlichen nicht wirklich, man kann sich da paar Sachen ausmalen, oder so 100% weiß man nicht, was in ihnen vorgeht. Ich weiß nicht, ob es unbedingt die Diskrminierung hier in Dland braucht, um sich der IS anzuschließen, es sind ja auch viele deutschstämmige Jugendliche dabei, sie werden also nicht so belästigt wie die Kopftuchmädchen.
Ich weiß es auch nicht, warum Jugendliche gehen. Auch nicht bei deutschstämmigen Jugendlichen, aber worin ich mir sicher bin, ernst genommen werden die Motive selten. Warum soll es bei einem deutschstämmigen oder anderswoherstammenden Jugendlichen nicht tatsächlich genau das sein, was er auch sagt: die Religion, bzw. in dem Fall der Wunsch nach einer sehr ausschließlichen Sinnstiftung durch die Religion, die auch was mit Selbstaufgabe zu tun hat. Das ist mit Sicherheit bei einem Deutschen, der Isis beitritt anders gelagert als bei einem jungen Mann, der ursprünglich mal aus dem Libanon stammte. Oder bei einem jungen Franzosen aus Lunel, dessen Großeltern mal aus Marokko stammten. Man kann auch fragen, was Lunel und Dinslaken gemeinsam haben. Wie gesagt, ich weiß es nicht. Es sind Facetten, die in der Auseinandersetzung mit den Gründen Jugendlicher mal so und mal so betont werden. Ich hab, obwohl ich ziemlich viel gelesen habe, noch keine Antwort dazu gelesen, die mich wirklich überzeugt hätte. Fest steht aber für mich, dass viele der Antworten sich mit einer Sichtweise begnügen. Das ist ein Aufzählen von Merkmalen, die einen Menschen anfälliger für IS machen könnten. Wenn die Religion als sinnstiftendes Element einbezogen wird, dann immer nur als Beispiel und als Seitenhieb auf die dem Islam angeblich innewohnende Gefahr. Ich würde übrigens die hierzulande existierende Diskriminierung nicht so schnell ausschließen. „Brauchen“ tuts die nicht, das sagt auch keiner, aber sie rauslassen, das passt für mich auch nicht zusammen. Der Islam steht hierzulande unter einem Verdacht, er muss sich ständig (besonders auffällig war das nach den Attentaten in Frankreich) rechtfertigen. Es gibt doch keine Kritik an irgendeinem christlichen Fundamentalismus, dem sich nicht gleich die Frage anschließt, wo denn die Kritik am Fundamentalismus des Islam bliebe. Also ich erleb das leider verdammt oft. Und das Betonen der eigenen Religion, jetzt, was den Islam betrifft, nun ja, wenn man dann auch noch die Chuzpe hat, unbequeme Fragen zu stellen, sich zu beschweren über die Behandlung auf dem Ausländeramt (das war ein gutes Beispiel von dir für die Widersprüchlichkeit des Vaters und vielleicht ist der so, gerade weil er auf dem Ausländeramt war) und unbequeme sonstige Ansichten hat, da ist man ganz schnell in einem bestimmten Raster gelandet.

Jo, du wirfst meiner Geschichte vor, dass sie was will, dass sie politisch ist. Ja, das tut sie wohl. Ich will auf was raus, ich will was zeigen und das, was ich zeigen will, hat eine politische Dimension. Aber das macht doch nichts. Was ist denn daran eklig? So klingt das fast bei dir.

Ich glaube, viele hier im Forum halten es für schlechte Literatur, wenn sich Gesch. politisch äußern. Wenn Lit. eine Botschaft enthält, sei sie auch indirekt formuliert, wenn sie mit dem Finger weist auf eine Entwicklung, auch wenn sie dies indirekt am Schicksal eines Menschen versucht. Ich finde nicht, dass das schlechtere Literatur ist oder eine weniger nachhaltige. Es ist einfach nur was anderes. Vielleicht ist es eine Generationenfrage, vielleicht ist es Zeitgeist, die uns da trennen. Aber ich sehe es mittlerweile so: Es ist heutzutage nicht mehr so angesagt, sich Themen auf der Welt auch in seinen Geschichten zu stellen. Ich finde es übrigens auch ehrlich gesagt, weniger einfach, das zu tun. Man kann in so viele Fallen reintappen, so vieles falsch machen. Ich behaupte auch nicht, dass es mir in meiner Geschichte besonders gut gelungen ist, das kann man sicherlich besser machen, aber ich wehre mich auch gegen eine generelle Ausklammerung.

Ich meine mit dem Schwierigen übrigens nicht das Schreiben dieser Geschichte hier, das ging ganz leicht, sie ließ sich am leichtesten von all meinen Geschichten schreiben. Aber gut, auch nur dann, wenn man die vielen Gedanken, das Lesen und Recherchieren und wieder neu denken und sich zusammenreimen, nicht mitzählt und nur das Schreiben alleine zählt.

Deinem Kommentar merkt man jedenfalls an, dass du von einem völlig anderen Literaturverständnis und Geschichtenwunsch her kommst.
Du hättest mehr über den Vater und seine Motive und seine Geschichte hören wollen (deine Gedanken dazu finde ich übrigens sehr spannend) oder über Basimas Gründe für ihre Zuwendung zur Religion. Oder über ihr Verhältnis zur Religion. Das sind aber allesamt Themen zu völlig anderen Geschichten. Das hat mit meiner nichts zu tun.
Auch dem Argument, dass zu viel Drama auf zu engem Raum passieren würde, dass man die Geschichte also so keinesfalls aufbauen dürfte, leuchtet mir nicht ein.
Eine Bemerkung am Rande: Du beschreibst das Erlebnis dieser Parallelwelt von deinem Ausflug als Kulturschock, was ich auch verstehen kann, ich fand das sehr spannend, das so rum zu lesen, ich bin mir aber auch sicher, dass es Leute gibt, die sich über deine Sicht ziemlich wundern würden. Die finden die eigenartige Reihenhausidylle normal. Und eine Großstadt (oder bestimmte Teile der Großstadt) als beängstigend.

wenn man mir in der UBahn so begegnen würde, das würd ich einen ganzen Monat daran denken, sowas hakt man nicht ab und dann passiert was anderes.
Wer sagt denn, dass sie das abhakt? Das unterstellst du einfach so. Wo steht, dass sie das abhakt? Mensch, gerade die U-Bahnszene hat sie emotional so aufgewühlt hat, dass sie in der Schule supersauer wird. Da platzt ihr der Kragen. Und das hat Folgen. Da erfolgt dann genau die Besichtigung, von der ich vorher und auch in anderen Kommentaren schon gesprochen habe. Du lässt diesen Zusammenhang zwischen U-Bahnszene und Klassenzimmer einfach weg, interpretierst ihn um und dann erscheint die von mir gewählte Abfolge natürlich als beliebig, als Tränendrüsigkeit, als dramaqueenmäßige Welt versus Basima.
Die Geschehnisse stehen in einem Ursache-Wirkungsverhältnis, und nicht in einem beliebigen Nacheinander, um die Geschichte möglichst dramatisch zu machen.
Ich finde es auch nicht richtig, dass einem Menschen nicht fünf schreckliche Sachen an einem Tag passieren würden, das ist sogar verdammt oft so. Oder dass man das in einer Geschichte nicht schreiben oder zeigen dürfte. Das sehe ich nämlich auch anders.
Ich behaupte nicht, dass man es nicht hätte anders machen können, oder dass ich nicht vieles falsch gemacht habe, aber hier merke ich auch, dass du einfach eine andere, leisere Geschichte mit einer anderen Thematik hättest haben wollen, und ganz grundsätzlich ähnlich wie fiz an der Konzeption dieser Geschichte zweifelst.
Aber: Ich habe einfach hier in dieser Geschichte einen ganz anderen Ausgangs- und Zielpunkt als der, den ihr beide einer Geschichte geben würdet.
Vielen Dank, Jo, für deine Auseinandersetzung mit dem Text. Ich schreibe mit Sicherheit wieder Geschichten, die leiser sind, die weniger politisch sind, wo ich einen einzelnen biographischen Aspekt in seiner Konflikthaftigkeit verfolge (es jedenfalls versuche :) ). Aber bei dieser Geschichte hier kann und mag ich deiner Argumentaiotn trotzdem nicht folgen, sie ist a.m.S. von dem Interesse an einer anderen Geschichte, anderer Thematik und, ja, vielleicht sogar einem ganz anderen Interesse an Literatur überhaupt, getragen. Ich hoffe aber trotzdem, du hast das gemerkt, dass ich mir das nicht leicht mache, und ich mich intensiv auseinandergesetzt habe mit deinem Kommentar und dass ich mich freue über die Diskussion, die da auch entsteht. Es ist was Lebendiges, Spannendes, was da entsteht, und was auch mir wieder an eine neue Seite meines eigenen Schreibens offenbart. Von daher, glaub es mir, ich finde deinen Kommentar sehr bereichernd, wenn ich auch manchmal rummeckere, dass ich endlich mal kürzer antworten würde, wenns grundsätzlich und damit auch spannend wird, mach ich es dann trotzdem nicht.
Viele Grüße an dich von der Novak

Hallo feirefiz

ich hab mich ehrlich gesagt ein bisschen ums Kommentieren gedrückt, weil ich mich mit dem Text irgendwie schwer tue, aber nicht so richtig weiß, warum. Deshalb hab ich jetzt erstmal die anderen rangelassen und ich glaub, ich hab es jetzt etwas klarer, auch durch Jos Kommentar.
:D Das hab ich mir schon so ähnlich gedacht. Und klar, manchmal wird es einem erst dann klar, was es genau ist, was man ungut findet, wenn es ein anderer formuliert. Das kenne ich auch.

Deine Gedanken gehen ja auch in eine ähnliche Richtung wie die von Jo. Dir fehlt das Nachspüren in der Geschichte, zum Beispiel, ihr Hinwendung zum Islam kommt dir zu kurz , insgesamt ist dir die Geschichte zu dramatisch aufgebaut, eine Ansammlung von zu viel Unrecht einer Person gegenüber. Zuviel Krawall. Und den pädagogischen Zeigefinger möchtest du gerne „stutzen“. :)
Die Argumente, die ich dagegen habe, sind nicht groß anders, als die in der Antwort an JoBlack. Deswegen bitte ich dich auch, das zu lesen. Ich seh das als ganz grundsätzlich alternative Vorstellung, wie man eine Geschichte über Basima schreiben müsste, welche Themen man betonen, welche man weglassen müsste. Wie man und dass man leiser sein müsste.

Und wie Jo war mir das in der Summe dann zu viel für einen Tag im Leben eines Mädchens mit Kopftuch. Ich meine diese spätere Rangelei auf dem Schulhof, das ist ja ein richtig krasser Übergriff. Das reicht doch und funktioniert für meinen Geschmack in der Steigerungsdramaturgie mit einem deutlichen Höhepunkt auch besser als diese Anhäufung von Unrecht ihr gegenüber.
Auch die Rangelei auf dem Schulhof steht in einem Ursache-Wirkungsverhältnis zu der Szene vorher. Ehrlich gesagt ist das zwar krass als Übergriff, klar, aber das gehört leider zur Normalität. Die Kids da, die sich an der Sache ergötzen, die nutzen die Sensation aus, die sind fies, aber es ist Sensationslust, die da eine Rolle spielt und es ist die Folge davon, dass sie das Gespräch mit dem Lehrer mitgekriegt haben. Nicht gehört, aber das wissen sie eh ungefähr, weshalb der sie da behält.
Die Geschichte hier hat keinen klassischen Spannungsaufbau mit einem deutlichen Höhepunkt, es zeigt eher eine Verkettung, und darauf kam es mir auch an. Eine Verkettung, die B. in eine Enge treibt. Eine Sicht der Dinge, die an Basima angelegt wird, die sie in die Enge treibt. Klar ist sie dann nur noch Opfer und die sich Wehrende (Täter), weil ihr da grad gar nichts sonst bleibt. Aber ja, auf diesen Fokus kam es mir an.
Das ist keine nachdenkliche, die Persönlichkeit eines Menschen auslotende Besichtigung und Darstellung dieses Menschen in einem bestimmten Konflikt, das ist eine ganz ganz andere Entscheidung, die ich da getroffen habe.
Das kann gut sein, dass es dir zu didaktisch oder so vorkommt. Und dass es das vielleicht sogar ist. Besser habe ich das, was ich zeigen wollte, halt auch nicht hingekriegt. Aber wenn ich mir die sehr unterschiedlichen Reaktionen anschaue, dann weiß ich nicht, ob ich es für mein Ziel nicht sogar noch deutlicher hätte machen sollen. Und ob deinem Urteil nicht ein ganz ganz generell anderes Geschichten-Verständnis zugrundeliegt, das prinzipiell anders an solch ein Thema rangeht. Es geht mir hier auch nicht einfach nur um ein ganz spezifisches alleinstehendes persönliches Schicksal, sondern um die Wucht, die ein Generalverdacht annehmen kann. Und das eben gezeigt an dem Beispiel von der kleinen Basima. Dieser Generalverdacht, das ist schon auch eine Entscheidung von Politikern, der Presse, einer ganzen Gesellschaft, die also bei jedem ein bisschen unterschiedlich und durchaus pluralistisch aber im Endeffekt die herrschende Sichtweise widerspiegelt, Machtverhältnisse eben.

Den Anfang mit dem Vater mochte ich sehr gerne. Das ist sehr gut gezeichnet, diese starke Liebe, die die beiden noch verbindet, aber trotzdem werden sie sich fremd.
Das ist schön. Mir persönlich gefallen auch die Vaterstellen am besten. Ich mag den Kerl richtig.

„Du trägst Allah nicht im Herzen.“
Das ist ja ein ziemlich heftiger Vorwurf. Und da fängt es auch schon an, dass ich das kaum beurteilen kann, ob das nun stimmt, oder ihre Übertreibung ist.
Vielleicht ist das auch nur der Vorwurf einer Minderjährigen, die ihren Vater ärgern will mit seiner Anpassung an die Verhältnisse? Und darüber schreibt sie ja einiges, was ihr da auffällt. Sie findet ihren Vater opportunistisch. Das kommt an einigen der Beispiele raus. Man muss da auch nicht wissen, wie der Vater ganz genau zur Religion steht. Oder zur Literatur oder zu Ordnung. Es genügt, dass man erfährt, dass seine Sicht ist: sich an die Lebensverhältnis, in denen er sich dankbar erweisen will, anzupassen hat, das Kopftuch also eher nicht trägt, weil es nicht opportun erscheint.

Das ist eine süße Szene, ziemlich kindlich eigentlich, dieses abergläubische Spiel und nen Tacken sentimental für meinen Geschmack. Aber trotzdem sind mir die Figuren in diesem Moment am nächsten.
Ja, ich mag die Szene, kann mir vorstellen, dass man da den Personen nahe kommt. Soll zeigen, dass sie noch Kind ist, ihren Vater liebt trotz all ihrer Aufsässigkeit. Zu süß? Find ich nicht. Aber naja, du schreibst auch ganz anders als ich, immer mit diesem wunderbaren, kleinen rotzigen und witzigen Unterton. Schön ist das. Jemand hat mal in einem Kommentar an dich geschreiben, man würde dir noch zuhören mögen, wenn du das Telefonbuch herplauderst. Da ist was dran. Zu mir würd das keiner sagen. :D Weil ich die Art von Witz und Zuspitzung gar nicht kann. Ich bin glaub mehr die alte rumritternde Romantikerin, die alles auf der Welt ausgleichen möchte. Da schreibt man wohl anders. Naja, so ganz ernst ist das jetzt nicht gemeint.

Von dieser Trampelhaftigkeit und Hysterie abgesehen - das mit der sofortigen Androhung des Gewaltnetzwerkes find ich literarisch auch etwas überspitzt - find ich den Lehrer aber okay.
Das mit dem Gewaltnetzwerk ist übrigens in der Realität nicht überspitzt, also finde ich nicht, sondern vielleicht war der einfach nur auf eine Fortbildung? Hatte zusammen mit den Kollegen eine Dienstversammlung genau über dieses Thema? Da gibt es so viele Möglichkeiten. Und schon ist sowas in einem Lehrerschädel drin.
Er sucht einerseits das Gespräch, ist aber auch megaungeschickt. Ach, er ist einfach ein stinknormaler Pauker, der sich um seine Schüler sorgt und auch so ein Lehrer folgt dem, was öffentlich diskutiert wird. Ein kahlrasierteer Schädel, klar, fällt der einem Lehrer auf. Der wird sich schon auch mal erkundigen. Aber das steht auf einem völlig anderen Level als das Kopftuch, also die religiöse Hinwendung in Kombination mit einigen Veränderungen, die zum Teil er sich selbst so hininterpretiert. Und da beißt dann die Maus keinen Faden ab. Da wird dann inquisitorisch nachgehakt und sogar gemeldet. Erhat ja schließlich Verantwortung. Ob das nun literarisch überspitzt ist, ist mir an der Stelle also unwichtig, es ist verdammt realistisch und gehört deshalb rein. Da merkst du jetzt wieder die ganz andere Sichtweise, die ich mit dem Text habe.

Und zum Thema, warum sie jetzt Kopftuch trägt: Ich hab in den Kommentaren gelesen, dass Du diese Frage eigentlich ausblenden möchtest. Mir fällt das wie vielen anderen Kommentatoren aber ziemlich schwer, zumal das Kopftuch und die Veränderung so im Zentrum der Geschichte stehen.
Nicht der ganz genau Grund für das Kopftuch steht im Zentrum, sondern das Symbol des Kopftuchs. Das ist was anderes.

Liebe Fiz, ich hoffe auch du merkst das, was ich bei Jo schon geschreiben habe. Auch wenn ich dieses Mal so gar nichts annehme von deiner Kritik. :) Sonst warte ich ja immer schon drauf, was du schreibst, und ich halt mich so oft genau an deine Vorschläge, weil ich einfach merke, dass du einen super Blick auf Geschichten hast, den ich ja grundsätzlich teile.
Aber hier geht das so ganz generell auseinander. Es würde für mich thematisch eine völlig andere Geschichte werden. Ich hab das voller Spannung gelesen, was du geschreiben hast, für mich überlegt und sortiert und mich damit auseinandergesetzt. Ich dank dir schön dafür. Mir ist glaube ich sogar durch deinen und Jos Kommentar und meine Auseinandersetzung ein bisschen stärker noch klar geworden, was ich hier mache und will und versuchte habe, und was anfangs noch ein bisschen diffus war. Egal, ob ich das das nun besser oder schlechter hingekriegt habe, an dieser Stelle hier knirscht einfach mein Ziel und meine Herangehensweise grundsätzlich mit deiner Herangehensweise. Das heißt aber nicht, dass es in der nächsten Geschichte nicht schon wieder ganz anders sein kann. Für mich stehen solche Geschichtenmöglichkeiten halt nebeneinander.
Lieben Dank noch mal und bis denn.
Novak

 

Liebe Novak,

Es ist schon vieles gesagt worden und nun komme ich auch noch. Dass die Geschichte brillant geschrieben ist, brauche ich nicht zu wiederholen. Ich staune, wie Du formulieren, Szenen und Personen aufzeichnen kannst, so dass in meinem Kopf Bilder entstehen.

Aber nun zu Basima. Ein lebenslustiges, intelligentes Mädchen, das bis jetzt eine grosse Freiheit geniesst und es mit allen gut kann, trägt plötzlich das Kopftuch, um wie sie sagt zu zeigen, dass es ihr mit dem Glauben ernst ist. Obwohl sie vermutlich weiss, dass im Islam nach den koranischen Versen und Suren keine Verpflichtung zum Tragen eines Kopftuches besteht und es sich um ein Phänomen handelt, das auf den Einfluss politischer und kultureller Tradition zurückzuführen ist.

Umso mehr frage ich mich, was bei Basima der eigentliche Grund dafür ist?

Wenn Basima aus Tradition ein Kopftuch tragen will, oder wenn sich jemand ein Kreuz um den Hals hängt, sollen sie das tun. Dagegen ist nichts einzuwenden. Mehr Mühe habe ich, wenn das der alleinige Ausdruck des Glaubens sein soll.

Dass sie nach dieser unschönen Szene im Bus aufgewühlt ist und sich in der Klasse zu politischen
Äusserungen hinreissen lässt zeigt, dass sich im Leben dieses vorher sorglosen und lebenslustigen Mädchens doch einiges verändert hat und sie Dinge wahrnimmt, die vermutlich vorher an ihr vorbei gegangen sind. Ich hoffe, dass sie die Kurve kriegt und den Sinn ihres Lebens findet.

Liebe Novak, ich merke, dass Du dich sehr mit der ganzen Thematik beschäftigt hast und sie Dir Mühe bereitet. Mir auch.

Alles Gute wünscht Dir
Marai

 

Liebe Novak,
zwei Bemerkungen:
Der Titel suggeriert, dass Basima nach Syrien zum IS gehen könnte. Das erinnert mich an die Kinderkreuzzüge und viele der Abenteuerergeschichten (Graf Luckner/Fremdenlegion), in denen Kinder unter verschiedenen Begründungen die Eltern in jungen Jahren verlassen, um etwas Ungewöhnliches zu tun. In dem Buch "Junge Rebellen" von A. Nitschke sind solche Beispiele angeführt. Auch ein Hinweis auf Christus (Mt 10,32-39) bringt einiges an Verstehen. Insofern ist deine Geschichte eine alte, die sich durch Jahrtausende zieht.

In seinen Augen liegt etwas Eigentümliches, Schimmerndes. Wie damals, als Mutter ins Krankenhaus kam und der Arzt die Diagnose sagte. Mein Vater hat Angst. Aber vor welcher Diagnose? Ich bin doch gar nicht krank. Und dann weiß ich es, was anders ist als damals. Ich bin es, ich bin die Diagnose. Vor mir hat er Angst.
Die Angst der Eltern vor (!) nicht um den/die Kindern ist ein Thema, das m. W. nicht häufig dargestellt wird. Die kommt an oben zitierter Stelle aber gut zum Ausdruck. Wer ist die Hauptperson deiner Geschichte? Der Vater? Der Lehrer? Basima? Ist die Geschichte als Angsttraum des Vaters zu lesen?

Ich gehe in mein Zimmer und schließe die Tür hinter mir.
Und hier, schön kurz angedeutet: Der Bruch ist endgültig. Eine neue Lebensphase für Tochter und Vater beginnt. Führt der Weg nach Syrien? Kommt nach der Moschee der Drogenrausch? Wird sie Schauspielerin?
Es ist schön, dass deine Geschichte so viele Möglichkeiten offen lässt.
Fröhlichst
Wilhelm

 
Zuletzt bearbeitet:

raven

Ich hinke ja politisch wg. meines weitgehenden Medienboykotts meist etwas hinterher und weiß auch selten, was in den sog. Massenmedien jeweils thematisiert wird und was man nur "unter der Hand" erfährt, deswegen winken jetzt vielleicht viele ab, weil's schon ein alter Hut ist, aber hierzu habe ich gerade heute etwas Interessantes gefunden:
Ja, den Zusammenhang kenne ich, hab es auch anderswo schon gelesen, aber besonders diskutiert wurde das meines Wissens nie, eher so ein bisschen hinterm Berg mit gehalten. Ich binjedenfalls sehr froh, dass du das entdeckst hast. Vielen Dank fürs Posten.


Isegrims

ch habe deine Geschichte noch mal gelesen und festgestellt, dass man einen ganz anderen Blick darauf hat, wenn man nicht mit dem Ziel einer Erklärung an sie herangeht, sondern sich einfach in den Sog ziehen lässt.... und genau das macht die Geschichte...
Hey danke, wenn das so bei dir angekommen ist. Sog ist immer gut. Spannend fand ich jetzt auch gerade, dass es einen Unterschied macht, mit welcher Erwartung man an Geschichten geht.

(aber ich glaube ich esse ein Eis und schaue nach den Leuten, die am Haus vorbeigehen mit ihren vielen Sprachen und den unterschiedlichsten Uniformen)
:D

Viele Grüße in den Taunus aus der Bankenstadt.
Novak

 

Hallo paladin,

Die Tinte auf meiner Anmeldung ist noch nicht trocken, deshalb bitte ich um Nachsicht, sollte ich etwaige Regeln hier im Forum unbewusst nicht befolgt haben.
Na dann sag ich dir mal gleich ein ganz herzliches Willkommen. Und falsch gemacht hast du grad mal gar nichts. Im Gegenteil. Wir sind hier immer hocherfreut über Menschen, die gleich mit ins Geschehen eingreifen, die kommentieren und mitdiskutieren.
Und der Kommentar selbst, das war für mich eine Art emotionales Wellnessbad. Du hast dich ja wirklich sehr genau und ausführlich mit der Geschichte beschäftigt. Das war sehr toll für mich, dir bei deinen Gedankengängen zu folgen und zu sehen, wie die Situationen jeweils ankommen. Du hast auch die vielen kleinen Details bemerkt, mit denen ich die Figuren zeichnen wollte. Also das hat mir wirklich mächtig Spaß gemacht, das zu lesen. Und an manchen Stellen bin ich sogar vor Freude und Verlegenheit ein bisschen rot geworden.

Der erste Teil ist eine wunderbar gelungene Studie. Sie zeichnet das Portrait des damaligen Gastarbeiters, der unterwegs zu dem Heute das Abc der Würde nie vergessen hat:
Genau, so sollte der ankommen. Einer der auf dieses ABC vielleicht ganz besonders achtet. Das Detail mit der Schlagermusik hat natürlich eine doppelte Funktion, man konnte die Geschichte gleich verorten, aber das war nicht der einzige Grund, sondern das wäre für mich, so wie ich mir die Figur denke, unglaubwürdig geworden, wenn er Helene Fischer hört. Wer Bernhard liest kann nicht Helene Fischer oder so. :)

Als Antwort kommt von Basima, die in Deutschland geboren wurde und aufgewachsen ist:
"Ich frage mich, wie zerbrechlich etwas sein muss, wenn ein Stück Stoff es zerstören kann."
Sie versteht die Ängste ihres Vaters nicht, denn sie kann, glücklicherweise, nicht nachvollziehen, was anfangs ihre Eltern, danach ihr Vater alleine, auf sich nehmen mussten, um in einer Welt zurecht- und anzukommen, die ihnen am Anfang völlig fremd war und die ihnen nur allmählich zugänglich wurde. Seine Ängste mögen aus unserer Sicht unbegründet erscheinen, er hat sie aber und trägt sie mit sich.
Ja. Die beiden trennt viel. Das sind schon zwei Welten geworden. Also das Verhältnis zwischen dem Mädchen und ihrem Vater, das ist schon eine sehr spannende Sache für mich, die mich auch im weiteren interessiert hätte.

Im zweiten Teil dominiert eine Allegorie: Das Biest, die Schöne und die Mehrheit.
Cool, wie du das zusammenfasst. Und die Mehrheit, das war mir schon wichtig. Ich meine, die Szene spielt gedacht in Frankfurt, also weit über die Hälfte dürfte den Betrunkenen nur unmöglich finden, aber sich einschalten? Naja.
Und manchmal, ganz manchmal ist man über so einen Betrunkenen ja sogar froh, das gibt Stimmung, der traut sich was. Man selbst würde das so nie sagen wie er, das natürlich nicht, aber die Abschiebungsmodalitäten sind doch schon sehr bürokratisch, das sollte doch schneller gehen, denkt man so, und die vielen Flüchtlinge, das ist ja schon eine hohe Belastung. Die schweigende Mehrheit ist nicht so besonders sympathisch. :D

I

m weiteren Verlauf der Geschichte gibt es Figuren, Bilder und die Reaktionen von Basima. Allesamt legen nahe, dass das Mädchen weder ostentativ, noch radikal und schon gar nicht gehirngewaschen is.
Sie hat nichts für Aktionen oder Tiraden à la Nabil übrig, was der Vermutung, sie wäre in der Moschee indoktriniert worden, widerspricht.
Ja, das siehst du richtig. In die Moschee geht sie, zumindest später an diesem Tag , weil sie Trost braucht. Und sonst geht sie halt einfach in die Moschee. Und der Nabil, auch bei dem wollte ich offenlassen, ob der indoktriniert ist. Ein bisschen vielleicht. Er geht jedenfalls mit seiner Kifferei einen anderen Weg als Basima. Aber auch der, darauf kam es mir an, will eigentlich diskutieren, will ernst genommen werden. Das wollte ich dadurch zeigen, dass er immer noch an der Schule rumhängt und hofft, dass ihm ein paar Lehrer aufs Dach steigen.

Sie hat sich offensichtlich mit dem Thema Islam auch jenseits der Berichterstattung Deutscher Medien auseinandergesetzt. Ihre Aufzählung ist eine Liste von Fragen, die im Übrigen auch Nobelpreisträger sowie ehemalige und derzeit amtierende Entscheidungsträger weltweit ähnlich stellen:
Ja, wenn man da mal ein bisschen unoreingenommen hinterher steigt, trifft man auf Fragen und auch Antworten, die ganz schön unbequem werden. Natürlich würde ein Nobelpreisträger oder oder so nicht so plakativ reden, aber den Inhalt an Fragen gibt es schon.

Und dann folgt Leitners Auftritt.
Ich musste so lachen, als du Leitner beschreiben hast, wie er dir vorkommt. Besonders darüber musste ich lachen:
Er ist ein netter Herr, der mein Kunde ist, weil er seinen Computer zwar nur beruflich benutzt, dieser trotzdem dann und wann ein Virus abbekommt. Und ich mache den dann tot.
Ich hoffe, nur den Virus.
Aber auch sonst, das war eine wunderschöne kleine satirische Verzerrung dieses Charakters. Ich hab mir all das so nicht überlegt. Aber passen tuts auf jeden Fall. Der würd nie irgendwas machen, was so überhaupt nicht mit dem Buchstaben des Gesetzes übereinstimmt, irgendwas, wofür er vielleicht Chefdresche oder auch nur eine böse Nachfrage kriegt. Er ist keiner, der Ermessensspielräume bis zum Gehtnichtmehr ausnutzt. Er meints schon nett, er kümmert sich. Aber er ist so fürchterlich hilflos dabei, der hat ja auch nicht viel in seinem Verhaltensrepertoire. Da wird gleich gemeldet. Und das ausgerechnet in dem Moment, wo er einen Zugang zu ihr hinkriegt mit seinem versehentlichen Spruch, dass er ja auch kein Kopftuch trägt.

Aber jetzt? Die Formel "Kopftuch und veränderte Kleidung => Religion => Islam => Fundamentalismus => Dschihad" leuchtet vor seinem geistigen Auge auf und es gibt keine Normen, die eine Maßnahme vorsehen würden.
Doch, die Meldung. Die ist ihm auf der letzten Dienstversammlung genannt worden. Die hat er schon die ganze Zeit im Kopf. Ich spinn den Faden einfach mal weiter. Und es ist ja auch zum Besten für die betroffenen Jugendlichen. Und die Schulleitung weiß ja auch besser Bescheid und die beim Netzwerk sowieso.

Andererseits kann er nicht tatenlos zusehen, wie das Mädchen vor die Hunde geht!
Und einsichtig ist sie auch nicht. Wäre sie einsichtig, könnte er ihr helfen:
Da sie aber stur bleibt, muss er es melden, so sehr er es bedauert.
Denn "Melden macht frei", nicht wahr?
Ja, du fasst das sehr treffend und eine Seite seiner Persönlichkeit zuspitzend zusammen. Er hätte das Potential gehabt, mit ihr wirklich ins Gespräch zu kommen. Er hat etwas sehr Menschliches, dieser Leitner, etwas Besorgtes vielleicht, will sich kümmern, das merkt die Basima ja auch, aber er ist so furchtbar ungeschickt und hilflos dabei. Und er weiß, wo die Zuständigkeiten liegen. Und das ist immer gut. Und vor allem die Hauptsache. Vor seinen Augen blinkt ja schon der Katalog einer gefährdeten Jugendlichen. Da darf man keinen Fehler machen.

Alles in allem, kommt mir die Geschichte eher wie eine Momentaufnahme vor, nach einer Suche mit Strähnchen und in Minirock, die mit der Flucht in den Glauben vorerst endet. Ob die Suche weiter gehen wird, weiß ich nicht. Basima auch nicht. Als Teenager weiß man das nicht.
Ja, aber eine Suche vor dem Hintergrund dieses Katalogs, dieses Verdachts.

Ein schöner Text. Und aktuell ist er auch.
Er erzählt nicht über Teenies, sondern er kommt von einem. Mit Schwung und ohne zu beharren, keine großen Phrasen. Dafür eine Reihe von Skizzen, Andeutungen, Beobachtungen. Alles ohne Einlassungen, Begründungen oder Erklärungen.
Es fühlt sich so an, als hätte ein Teenager mit viel Talent geschrieben. Oder jemand der ein solcher Teenager war und auch heute mit Pubertierenden zu tun hat.
Wow, das lass ich einfach mal so stehen. Ich weiß nicht, ob ich darüber lachen soll oder mich freuen. Du weißt ja nicht, wie alt ich bin.
Und ja, Anlass zum Nachdenken sollte der Text schon geben. Das war mir wichtig. Und wenn er das tut, freut mich das sehr.
Vielen lieben Dank für deinen Kommentar und die Genauigkeit, mit der du den Szenen gefolgt bist.
Das war für mich total wertvoll, einfach auch mitzukriegen wo, an welchen Stellen, und wie und ob überhaupt die Geschichte funktioniert. Da war dein Kommentar sehr wichtig für mich.
Viele Grüße von Novak.

Liebe Tell


kann es sein, dass es schon eine Woche her ist, dass du deinen Text gepostet hast? Oh Mann ... Ich hab ihn fünf Minuten nach dem Einstellen gelesen, hatte dann aber keine Zeit, einen anständigen Kommentar zu schreiben ... Die Geschichte ging mir aber nicht mehr aus dem Kopf, ich wollte es später nachholen.
Und gut, dass du das gemacht hast, denn ähnlich wie bei Paladins Kommentar hab ich einfach einen total guten Einblick gekriegt in deine Gedankengänge. Und bei dir war das total überraschend, weil du nicht bei deinem allerersten Eindruck stehen geblieben bist, den du hattest, sondern hast weiterüberlegt. Das hier ist so eine Schlüsselstelle für mich aus deinem Kommentar:
Was mich stört, sind die Dinge, die du nicht nennst. Es ist am Ende für mich zu offen. Das haben, glaube ich, schon andere angemerkt: Natürlich musst du nicht all zu konkret werden, was die Veränderung in Basimas Verhalten ausgelöst hat. Aber ich fühle mich - auch im Angesicht der Brisanz des Themas - am Ende zu sehr in der Schwebe. Wenn ich dich nicht besser kennenwürde, würde ich fast behaupten: Da hat eben jemand mal ein bisschen was aus dem Leben eines solchen Mädchens erzählt, ohne sich überhaupt tiefere Gedanken zu machen.
Aber weil ich dich - von deinen Kommentaren und v.a. der Gänse-Geschichte - näher kenne, weiß ich, dem ist nicht so und ich würde gerne mehr von dem wissen, was in deinem Kopf, Novak, vorgegangen ist.
Und dann hast du dich gefragt und alles hin und hergeschoben und bist bei der Antwort gelandet, dass Basimas Verhalten mit ihrer Pubertät zusammenhängt.
Deine Auseinandersetzung mit dem Text, deine möglichen Antworten, die Besichtigung dieser Antworten und wie du dann auf die Antwort für dich kommst, das gefällt mir, ja, es wäre so einfach, das wäre einfach nur ein Mädchen in der Pubertät, wenn es den IS nicht gäbe, wenn es nicht ein Klima des Verdachts gäbe gegen eine ganze Religion. Na, ja dann wäre es ganz schlicht: Basimas Verhalten gehört zur Pubertät. Ist Identitätssuche.

Warum sie gläubig wird, dafür wollte ich in der Geschichte nur Anhaltspunkte geben. Wurzelsuche, Opposition gegen den Vater, sie reibt sich ja regelrecht an seiner Überangepasstheit. Die stinkt ihr, sie findet, er verlässt seine Wurzeln (der Bernhard) usw. Da gibt es so vieles. Andere haben ihre Hinwendung zur Religion anders gedeutet. Aber egal.
In jedem Fall bliebe es bei ein bisschen Streit mit den Eltern. Aber so, da wird ein Rattenschwanz draus, der ins Unheil führt. Sie macht nämlich die Tür hinter sich zu, weil ihr überall nur dieses Misstrauen, das Urteil entgegenschlägt, dass jemand, der sich so verhält, der solche Fragen stellt, nur jemand sein kann, der gerade gefährdet ist. Was das Türzumachen genau heißt, das will und wollte ich offen lassen. Aber dieses Klima von Beobachtung, Misstrauen und Nichternstnehmen, was der Basima hier passiert, das ist etwas, was mit Sicherheit für sie nicht gut ist, für ihr Verhältnis zu Erwachsenen nicht gut ist. Wenn so mit einem umgegangen wird, wird man sicherlich nicht viel Vertrauen mehr haben. Wohin sie geht, keine Ahnung. Da mach ich weder eine Prognose noch will mein Text etwas darüber sagen. Er guckt nur auf einen Moment. Und wenn der Titel dazu beiträgt, dass dieser ganz lange Gedankengang losgeht, dann finde ich ihn gelungen.
Natürlich kanns auch sein, dass du nur drüber nachgedacht hast, weil ich die Novak bin und du mich aus anderen Geschichtenzusammenhängen kennst, und vielleicht ist das ein Mangel der Geschichte, dass der o.a. Zusammenhang nicht noch deutlicher herauskommt, oder dass man über das Thema ein bisschen mehr wissen muss, keine Ahnung. Aber ich denke mal, so wie du das beschreibst, hats eh ein bisschen in dir geschwiemelt und nicht nur, weil du mich von der Gans her kennst.

Tja, aber da hat sich keiner aufgeregt. Wäre jemand mit Kopftuch gekommen und hätte um Punkt zwölf nach Mekka beten wollen, wäre das natürlich anders gewesen.
Eine schöne Doppelmoral, wie wir sie haben, das hast du ja auch in deiner Geschichte aufgezeigt (das mit dem "Kreuzchen um den Hals").
Ja, das ist auch ein cooles Beispiel. Sekten hier in Deutschland, meine Güte, da kommt dann wirklich abstruses Zeug. Dein Beispiel spricht ja für sich. Und mit Sicherheit, wenn es jetzt einen Sektenskandal gäbe, wäre das auch als Thema wieder mehr in der Öffentlichkeit. Aber der Unterschied ist, ein Muslim muss sich nach den franz. Attentaten und seit IS ziemlich generell nach der Gefährlichkeit seines Glaubens fragen lassen. Niemand käme bei einer Sektenspinnerei darauf, dass der christliche Glaube an sich etwas Brunzgefährliches ist.

Allerdings: Auch wenn Basima sich nun "einhüllt", sie hat sich ja nicht insofern verändert, dass sie jetzt akzeptiert "Ich bin eine zarte Blume, die beschützt werden muss", sondern macht den Mund auf und wehrt sich auch gegen ihre männlichen "Widersacher" mit Worten und mehr. Deshalb war's für mich keine komplette Wandlung zur Super-Muslima.
Naja, was heißt jetzt Super-Muslima. Spontan fällt mir ein, dass die Verhüllung ja nichts über den Geisteszustand oder die Wehrhaftigkeit eines Menschen aussagt. Es gibt ausgesprochen selbstbewusste, hochgebildete und mit Verantwortung ausgestattete Frauen, nur als Beispiel, Noura al Fayez, die ist oder war Vizeministerin in Saudi-Arabien. Und in anderen arabischen Staaten gibts auch weibliche Minister. Warum soll die Basima nicht ordentlich diskutieren. Oder dem Erhan eine reinhauen? Vielleicht sagt die Verhüllung etwas aus über die Rolle der Frau oder darüber, wie eine Frau sich innerhalb ihrer Religion definiert.
Also die Vorstellung, das Kopftuch ginge mit einer minderen Kompetenz oder minderer Durchsetzungsfähigkeit daher, die stimmt so amS nicht. Ich stehe dem auch kritisch gegenüber, aber ich denke auch immer, man darf da nicht in Klischees verfallen.

Wunderschön fand ich das auch, wie ich las, dass du den Gedanken, Moschee und dort jemanden freffen und Indoktrination ad acta gelegt hast, weil sich ja wirklich im Text dafür kein Beleg finden lässt, außer dass sie hingeht. Ja. Aber wie gesagt, meine eine Freundin geht auch immer in die Kirche, wenn es ihr schlecht geht, sie sucht dort Ruhe und Zwiesprache. Ich finde zwar, dass man in der Kirche ganz erheblich (in egal welcher) indoktriniert wird :D aber diese Sorte christlicher Indoktrination stört keinen. Aber ich will jetzt nicht politisieren. Oft fällt einem einfach diese Doppelmoral auf.

Ich weiß nämlich nicht, inwiefern das islamistische Propaganda ist - aber: Dass unsere Freunde aus den Staaten ziemliche Opportunisten sind und keine Menschenfreunde, die Befreiungskriege für arme, unterdrückte Völker führen, seh' ich genauso.
Ja, das läuft schon unter islamischer Propaganda. Hab ich nachgelesen. Und gleichzeitig sind das (wenn auch nicht so direkt und so plakativ) Fragen, die kritische Journalisten, Politologen, ehemalige Politiker haben. Aber ist halt ein Unterschied, ob ein Wissenschaftler oder ehemaliger Politiker solche Fragen stellt oder ein Journalist, klar, oder ob ähnliche Fragen und Überlegungen aus dem Mund eines Mannes mit einem schwarzen Bart kommen. Ich übertreib es jetzt mal ein bisschen.
Dass sie als intelligentes Mädchen gerade das Kopftuch wählt ... Die Gründe hätte ich gerne gewusst. Denn für mich ist das immer in Verbindung gebracht mit Unterdrückung.
Vll bin ich da einfach zu unempathisch und habe zu viele Vorurteile, um das zu verstehen - die Argumentation, warum sich jetzt wer wie verhüllt will mir einfach nie als "nette religiöse Tradition" einleuchten.
Eine nette religiöse Religion ist das sicherlich nicht. Ich wüsste nicht, was daran nett sein sollte. Aber dass es immer gleich als Symbol für alles Mögliche herhalten muss. Naja, das steht auf einem anderen Blatt. Aber wie gesagt, politisieren wollte ich jetzt auch nicht. Und der Grund, was die Verhüllung für sie bedeutet, so ganz speziell, das habe ich zum Leidwesen vieler nur angedeutet, wollte und will auch immer noch nichts anderes. Weil es mir einfach auf was anderes ankam.

Viele lieben Dank für deinen Kommentar, du hast mich richtig mitgenommen auf eine Reise in deinen Kopf, in deine Zweifel, das war für mich wahnsinnig wertvoll, das kann ich gar nicht deutlich genug sagen. Ich fand das auch total mutig von dir. Hätte bestimmt nicht jeder so gemacht.
Also echt, hab Dank für diesen wirklich mutigen und reflektierten Kommentar.
Die Schwachstelle, was meine Geschichte betrifft, dass ich vielleicht das Nichtindoktriniertsein stärker betonen könnte, ich weiß nicht, im Moment verliert sich das noch so in einem Wust an Gedanken. Anderen Kommentatoren war ich ja viel zu offensichtlich. Also im Moment hebt sich das alles noch so ein bisschen gegenseitig auf. Aber deine Auseinandersetzung mit meinem Text, das behalte ich auf jeden Fall im Gedächtnis.
Vielen lieben Dank für deinen Kommentar.
Novak

 

Liebe Marai,

Es ist schon vieles gesagt worden und nun komme ich auch noch.
Marai, ich freu mich total, dass du mal wieder eine meiner Geschichten liest, und sie dann auch noch kommentierst. Das ist toll. Ich weiß ja, dass ich mit meiner Geschichtenauswahl, also diese ganzen Horrordinger nicht unbedingt deinen Geschmack treffe. Von daher, ich freu mich. :)

Dass die Geschichte brillant geschrieben ist, brauche ich nicht zu wiederholen. Ich staune, wie Du formulieren, Szenen und Personen aufzeichnen kannst, so dass in meinem Kopf Bilder entstehen.
Hehe, darfst du ruhig noch mal sagen.

Aber nun zu Basima. Ein lebenslustiges, intelligentes Mädchen, das bis jetzt eine grosse Freiheit geniesst und es mit allen gut kann, trägt plötzlich das Kopftuch, um wie sie sagt zu zeigen, dass es ihr mit dem Glauben ernst ist. Obwohl sie vermutlich weiss, dass im Islam nach den koranischen Versen und Suren keine Verpflichtung zum Tragen eines Kopftuches besteht und es sich um ein Phänomen handelt, das auf den Einfluss politischer und kultureller Tradition zurückzuführen ist.
Das hat ihr der Vater ganz sicher schon in einem davor liegenden Gespräch erzählt. Ich bin mir ganz sicher, dass Basima weiß, sie braucht sich nicht zu verhüllen, sie will es trotzdem machen. Vielleicht gerade weil jeder ein ganz anderes Verhalten von ihr erwartet?

Umso mehr frage ich mich, was bei Basima der eigentliche Grund dafür ist?
Naja, ich habe es schon oft geschrieben, dass der Grund für die Hinwendung zur Religion nicht das eigentliche Thema der Geschichte ist. Ansonsten gibt es schon einige Andeutungen in der Geschichte. Sie ärgert sich über den Vater, der angepasst ist, und sich für alles schämt, was er tut, dem setzt sie ihre Opposition entgegen. Außerdem sucht sie ihre Wurzeln, ihre Identität.

Dass sie nach dieser unschönen Szene im Bus aufgewühlt ist und sich in der Klasse zu politischen
Äusserungen hinreissen lässt zeigt, dass sich im Leben dieses vorher sorglosen und lebenslustigen Mädchens doch einiges verändert hat und sie Dinge wahrnimmt, die vermutlich vorher an ihr vorbei gegangen sind. Ich hoffe, dass sie die Kurve kriegt und den Sinn ihres Lebens findet.
Ja, das hoffe ich auch. Allerdings ist es nicht gut, dass sie die Tür zugemacht hat im übertragenen Sinne. Gut ist es für Menschen nie, wenn sie unter Verdacht geraten und nur noch unter der Brille des Verdachts gemustert werden. Vielleicht wird man dann für manche unglückliche und folgenreiche Entscheidung wesentlich anfälliger?

Liebe Novak, ich merke, dass Du dich sehr mit der ganzen Thematik beschäftigt hast und sie Dir Mühe bereitet. Mir auch.
Klar, da hast du recht.

Viele liebe Grüße an dich, Marai. Ich wünsch dir auch alles Gute. War schön, sich mal wieder unter einer Geschichte zu treffen.


Lieber Wilhelm,

ich hab mich gefreut, dass du noch mal dich zur Gschichte gemeldet hast.

Der Titel suggeriert, dass Basima nach Syrien zum IS gehen könnte. Das erinnert mich an die Kinderkreuzzüge und viele der Abenteuerergeschichten (Graf Luckner/Fremdenlegion), in denen Kinder unter verschiedenen Begründungen die Eltern in jungen Jahren verlassen, um etwas Ungewöhnliches zu tun. In dem Buch "Junge Rebellen" von A. Nitschke sind solche Beispiele angeführt. Auch ein Hinweis auf Christus (Mt 10,32-39) bringt einiges an Verstehen. Insofern ist deine Geschichte eine alte, die sich durch Jahrtausende zieht.
Auf diese Idee bin ich jetzt noch nicht gekommen, aber klar, kann man so sehen. Kinder und Jugendliche haben auch früher schon den Weg in die Ferne gesucht, ist ja vielleicht auch ein Ausdruck ihrer Suche nach Orientierung, nach sich selbst und ihrer Stellung in der Welt.


Die Angst der Eltern vor (!) nicht um den/die Kindern ist ein Thema, das m. W. nicht häufig dargestellt wird. Die kommt an oben zitierter Stelle aber gut zum Ausdruck. Wer ist die Hauptperson deiner Geschichte? Der Vater? Der Lehrer? Basima? Ist die Geschichte als Angsttraum des Vaters zu lesen?
In Horrorgeschichten ist diese Angst schon Thema. Es gibt viele Geschichten, die sich in der einen oder anderen Form genau damit beschäftigen. Das ist ja auch eine Urangst, dass das Kind sich völlig anders entwickelt, als man das erhofft hat. Zu seinem Nachteil. Dass in dem Kind etwas schlummert, das man selbst gar nicht will. Ich fand das sehr interessant, du bist jetzt der allererste, der das überhaupt erwähnt. Für mich ist das ehlich gesagt die schlimmste Stelle in der Geschichte. Zu merken, dass die vertrauteste Person, die du kennst, Angst, Ekel oder irgendwie jedenfalls ein wirklich negatives Gefühl dir gegenüber empfindet.
Und dass dann irgendeine neue Lebensphase beginnen kann/mag, ohne, dass es die Vorstellungen der Leser auf eine einzige Interpretation zuspitzt, ja, das seh ich auch so.
Vielen Dank für deine interessanten Gedanken, Wilhelm.
Viele Grüße von Novak

 

Hallo Novak,

ich nochmal (mein Kommentar zu deinem Kommentar zu meinem Kommentar praktisch. ;))
Das wird wohl das Hauptproblem sein, auch was deine Geschichte thematisiert: Man kann in niemanden reinschauen, in komplizierte, hormongesteuerte Teenis, deren Frontalhirn gerade voll in der Entwicklung ist, schon gar nicht.

Ich fand das auch total mutig von dir. Hätte bestimmt nicht jeder so gemacht.
Also echt, hab Dank für diesen wirklich mutigen und reflektierten Kommentar.

Äh, das klang für mich zuerst so, als hätte ich eigentlich einen Fauxpas begangen und alle schauen mich jetzt mitleidig an, weil ich mich total blamiert hab. ^^

Aber nochmal zum Text:
Da ändert ein Jugendlicher mal sein Verhalten, wird anders, vll. in sich gekehrter, vll. agressvier und man weiß nicht: Ist er in zwei Wochen wieder normal und alles gut, oder kommt er da mit Papas Jagdgewehr in die Schule und schießt alle nieder? (Mal mit Absicht etwas "extrem" ausgedrückt.) Da ist Reden und Nachbohren auf jeden Fall der richtige Ansatz - auch wenn man sich auf einiges an Frustration gefasst machen muss, schätze ich mal, denn (das ging mir selbst so) als Jugendlicher redet man nicht immer unbedingt gerne, mit einem Erwachsenen schon dreimal nicht.
So hab ich das jetzt in toto aufgefasst.

Natürlich kanns auch sein, dass du nur drüber nachgedacht hast, weil ich die Novak bin

Ich hätte die Geschichte auch so gelesen, und ich bemüh mich ja auch immer, vorurteilsfrei zu sein (hoffe, es gelingt). ;)

Naja, was heißt jetzt Super-Muslima.

Der Begriff Super-Muslima war von mir etwas gedankenlos in den Raum geworfen.
Ich wollte damit sagen: Sie entspricht ja nicht dem Frauenbild der IS (also: schön verschleiern, Mund halten, Frauen sollte man weder sehen noch hören --> "Super-Muslima"), sondern verleiht ihrer Persönlichkeit weiterhin Asudruck.
Dass es bewundernswerte, weibliche Persönlichkeiten im Islam gibt, wollte ich damit auf keinen Fall negieren, nichts liegt mir ferner.

Nur zum Kopftuch (aber ich denke, das ist auch gar nicht Thema hier, was das nun bedeutet bzw. was ich da für "Probleme" damit habe). Ich komm da, egal was ich drüber lese/höre, nicht über mein zwölfjähriges Ich hinweg, das immer noch denkt: "Es ist unfair, dass Mädchen sowas tragen müssen und Jungs nicht, bäh!"
Trotz aller Bemühungen schaff ich's nicht, mit dazu eine differenzierte Meinung zu bilden, sonderen sehe alles auf Unterdrückung der Frau hinauslaufen. allerdings nicht islamophob begründet ist - Tatsachen wie z.B., dass im (orthodoxen) Judentum die Frau beim Geschlechtsverkehr immer unten zu sein hat, bringen mich genauso auf 180.
Aber das hat auch alles nichts mit deiner Geschichte zu tun (sondern mit meinen Charakterschwächen), deshalb höre ich jetzt mit dem "Plappern" auf.

Aber dass es immer gleich als Symbol für alles Mögliche herhalten muss. Naja, das steht auf einem anderen Blatt

Okay, für mich schafft es das Kopftuch ja tatsächlich nur zum Symbol für eine Sache (s. oben) und hält sich da auf dieser Postion auch hartnäckig.
Aber man interpretiert eben ... Wenn's eine Teenie-Laune wäre, das fiel mir hinterher noch ein, gibt's ja auch die effektive Methode von: Sich nicht drüber beschweren, sondern einfach so tun, als sei das Kopftuch voll okay und normal und dann ist da vielleicht der Spaß dran, es zu tragen, auch wieder draußen (wie Piercings, die man sich stechen lässt, um Papa und Mama zu ärgern).
Aber man weiß es eben nicht.

Aber dass diese USA-kritische Denken so als IS-Propaganda gesehen wird, da hab ich selber nochmal meine Gedanken dazu reflektiert. Alte Meinungen sollte man ja sowieso regelmäßig überdenken/überprüfen (und ich bin seit dem Irak-Krieg kein USA-Fan, also höchste Zeit, da nochmal zu evaluieren).
Doch davon, mir ne Bombe umzuschnallen und in die US-Botschaft zu rennen, bin ich noch ein bisschen entfernt, von daher. ;)

So, ich geh jetzt was essen.
Danke für deine Reaktion auf meinen Kommentar, hat mich auch nochmal zum Nachdenken angeregt.
Liebe Grüße
Tell

 

Liebe Tell,
vielen Dank für deinen Kommentar zum Kommentar zum Kommentar , mal sehen, wie lange wir das schaffen. :D
Ich hab mich gefreut, deine Überlegungen nochmal zu lesen.
Nur einen Punkt rausgegriffen, klar, die Verhüllung hat amS keinen besonders frauenfreundlichen Hintergrund. Wer streitet das auch ab. Nur was daraus gemacht wird, das ist dann halt wieder eine ganz andere Sache.
Aber da reden wir jetzt auch vom Hölzchen zum Stöckchen.

Äh, das klang für mich zuerst so, als hätte ich eigentlich einen Fauxpas begangen und alle schauen mich jetzt mitleidig an, weil ich mich total blamiert hab.
Na hast du doch auch. :D Nein, ich bin natürlich gerade mit voller Absicht frech. Bitte denk sowas nicht. Mein Spruch ist wirklich sehr anerkennend und liebevoll und ernsthaft gemeint. Ich finde das toll, wie du dich mit diesen verschiedenen Überlegungen und Antwortmöglichkeiten mit der Geschichte auseinandergesetzt hast. Und jetzt hör ich lieber auf, bevor das hier völlig zum Lobe-Desaster wird.
Viele Grüße von Novak

 

Liebe Novak,

also mein Kommentar zu deinem Kommentar zum Kommentar von mir zu dem Kommentar von dir über meinen Kommentar (ich hab den Satz dreimal umgeschrieben, ich hoffe, das stimmt jetzt so :P - aber als zwei nicht ganz auf den Kopf Gefallene können wir das elegant noch ne Weile durchziehen):

Na hast du doch auch. Nein, ich bin natürlich gerade mit voller Absicht frech. Bitte denk sowas nicht.

Ich hab's auch sehr positiv aufgefasst und es hat mich gefreut, was du geschrieben hast. Total sogar! ^^
Und man darf ja - bei der Hitze und der Arbeit die ganze Zeit - auch mal voll ausschöpfen, dass es dieses Forum gibt, wo man sich über Geschichte literarisch stilistisch und thematisch so austauschen darf.

Noch einen schönen Abend und liebe Grüße (auf mich wartet jetzt die Bloody Mary, wenn ich es schon nicht geschafft habe, zu Abend zu essen.)

Tell

 

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