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Eine Kurzgeschichte

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27.08.2006
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Eine Kurzgeschichte

Die Aufgabe war es, eine Kurzgeschichte zu schreiben. Na schön, dachte ich, dann mal an die Arbeit. Das Thema war „Glück“. Ich wusste schon, worüber beziehungsweise was ich schreiben wollte. Doch als Frau Prikk von uns forderte, in Gruppen eine Kurzgeschichte zu verfassen, stöhnte ich auf. Sofort drehte sich meine Sitznachbarin Vanessa zu den hinter uns sitzenden Mädchen Priska und Laura um. Ich seufzte und folgte dem Beispiel Vanessas. „Über was sollen wir schreiben?“ – „Über den geilen Rufus!“ – das war ja so klar gewesen. Übrigens, Rufus war ein junger Mann, der gar nicht so hieß. Aber da wir seinen wahren Namen nicht kannten, nannten wir den einfach so. Der Name passte zwar, aber trotzdem fand ich den Namen irgendwie komisch. Ich schätzte ihn auf achtzehn, er arbeitete im Café Meyerbeer und bediente die Kunden. Er hatte einen braunen Wuschelkopf und ein kantiges Gesicht. Schlank war er auch, aber nicht sonderlich groß. Und alle weiblichen Wesen fanden diesen Typen „geil“. Alle. Außer mir. Ich verdrehte meine Augen und blickte verzweifelt zum Himmel – zu einer weißen Decke mit Lampen, die die Sonne ersetzten. Während die drei über Rufus schwärmten, ließ ich meinen Blick über den Raum schweifen. Alle plauderten im Flüsterton, nur unsere Gruppe nicht. Ich blickte einem von unserer Nachbargruppe über die Schulter. Sie hatten eine viel bessere Idee. Na toll. Ich wandte meine Aufmerksamkeit wieder meinem Tisch zu.
„Also, wir fangen so an: ´Ich bin ein Glückspilz!`, dachte Rufus ...“
„Ja, aber zuerst mal die Überschrift!“
„Wie wär’s mit ´Glückspilz?`“
Sie hatten alle ja so viel Fantasie.
„Okay.“
Bei mir nicht.
„Also noch einmal: ´Ich bin ein Glückspilz!`, dachte Rufus ... ja, und dann?“
„...und gab ihr den Caramell Macciato ...“
Da ich unnötigen Streit verhindern wollte, schrieb ich einfach mit. Ich wusste, dass mir so oder so niemand zuhören würde, wenn ich mich einschalten würde. Nie hatte jemand bis zum Ende zugehört - eher überhört!
„Ja und dann ...wie wär’s mit: Für einen kurzen Augenblick berührten sich ihre Hände?“
Oh nein, das ging zu weit. Ich hasse Liebesgeschichten.
„Nee, keine Liebesgeschichte!“, griff ich ein. Die anderen starrten mich an, als hätte ich was ganz Schlimmes gesagt. „Du kannst auch ruhig alleine schreiben, Johanna!“ – „Du willst ja immer alles alleine machen ...!“ und schon ging es los. Ich hob abwehrend meine Hände und versuchte ein Lachen, was mir gänzlich misslang. „Ist ja schon ok, regt euch ab, Mann!“, beeilte ich mich zu sagen. „Wie ist der nächste Satz?“, fragte ich hinterher, um schnell das Thema zu wechseln. Die ganze Stunde lang über langweilte ich mich und schmollte ein bischen herum. Die anderen merkten meine Verstimmtheit nicht. Auch egal. Schließlich waren wir mit der Geschichte fertig, und ich hatte nichts beigetragen, weil alles abgelehnt worden wäre. Es sah ungefähr so aus:

Glückspilz
´Ich bin ein Glückspilz`, dachte Rufus und gab ihr den Caramell Macciato. Für einen kurzen Augenblick berührten sich ihre Hände. Als sie sich leise bedankte, klopfte sein Herz wie verrückt. Für einen Augenblick verlor er die Kontrolle und stempelte seine Hand, statt die Treuekarte, ab. Doch dann sagte seine Angebetete zu ihrem Begleiter: „Holst du mir mal einen Strohhalm, Schatz?“ Für Rufus blieb die Welt stehen und krokodilsgroße Tränen kullerten über seine vor Aufregung geröteten Wangen. Für einen Augenblick hatte er geglaubt, er hätte seine wahre Liebe gefunden und endlich einmal Glück gehabt. Doch wie so oft rauschte das Glück an ihm vorbei. Auf einmal riss ihn der Begleiter aus seinen Gedanken, indem er fragte: „Was ist mit meinem Kaffee?“

Es war sehr kurz und mit vielen Fehlern bespickt. Jedenfalls aus meiner Sicht. Ich fand die Kurzgeschichte überhaupt nicht... schön. Ich fand es grässlich, einfach nur grässlich. Vor allem die Szene mit den Tränen gefiel mir nicht, es passte einfach nicht. Und das mit der großen Liebe – zu kitschig. Oh mein Gott, gab es was Schrecklicheres?
Ich stöhnte noch lauter auf, als Vanessa sich meldete, um die Kurzgeschichte vorzulesen. Ich wartete darauf, dass alle lachen würden. Doch überraschenderweise lobte uns die Lehrerin. Wir hätten fast auf alles geachtet. Bemerkte sie nicht, wie blöd diese alberne Geschichte war? Und wieviele Fehler sie hatte?
´Was ist denn das für eine?!`, dachte ich verärgert. Den Rest des Tages lief ich schlecht gelaunt herum.

 

Hallo mongmong!

Ich fand das Ende deiner Geschichte witzig, und ich weiß noch nicht mal, warum. Also gehe ich den Text noch mal durch, vielleicht kann ich es dann erklären.

"Er passte zwar, der Name" => Warum nicht einfach: Der Name passte zwar? Liest sich doch viel bequemer.

"Meyerbeer und bediente die Kunden ." => Ein Leerzeichen vor dem Punkt zuviel.

"Und alle weiblichen Wesen fanden diesen Typen „geil". Aha. Aber ich nicht." => Demnach ist deine Protagonistin kein weibliches Wesen?
Vorschlag: "Alle weiblichen Wesen fanden diesen Typen „geil". Alle. Außer mir."

"zu einer Decke aus Stein." => Die sitzen doch in einer Schulklasse, oder? Decke aus Stein klingt für mich etwas komisch.

"Alle hatten viel bessere Ideen," => Woher will deine Protagonistin das wissen, wenn alle nur flüstern?

"ein Glückspilz!`,dachte Rufus..."" => Leerzeichen nach dem Komma und vor den drei Auslassungspünktchen (das kommt noch öfter vor).

"Sie hatten alle ja so viel Fantasie." => Ja, genau, hier musste ich schon grinsen. Deine Protagonistin denkt sich ihren Teil, meint, alles besser zu können, aber sie sagt keinen Ton.

"Ok." => Das Wort heißt: okay. Als Abkürzung (die man aber in literarischen Texten nicht benutzen sollte): O.K. => Das wurde übrigens erstmals von einem Deutschen benutzt, der nicht richtig Englisch konnte und stand als Abkürzung für: all correct.

"Ich wusste, dass mir so oder so niemand zuhören würde, wenn ich mich einschalten würde." => Warum? Das würde ich als Leserin auch gerne erfahren.

"Ne, keine Liebesgeschichte" => Nee, das ist so gängig, als Gegensatz zu: 'ne Nudel.

"Du kannst auch ruhig alleine schreiben, Johanna!" => Ja, ich verstehe nicht recht, warum sie es nicht tut. Da solltest du noch ein wenig über die Vorgeschichte mit reinbringen, damit dir die Leser folgen können.

"und ich hatte nichts beigetragen, weil alles abgelehnt worden war." => Entweder sie hat nichts gesagt, oder sie hat doch was beigetragen, nämlich Diskussionsvorschläge - doch das passt nicht zu ihrem Schmollen.

"und mit vielen Fehlern bestickt." => Bestickt ist witzig, aber ich bin mir sicher, du meinst: gespickt. Übrigens, so viele Fehler finde ich darin nicht. Hast du den "Glückspilz" für kg.de bereinigt? Das solltest du nicht tun, denn wenn da so viele Fehler drin sind, lass sie uns sehen. (Wenn sich ein Kritiker darüber aufregt, kannst du immer sagen, dass die Fehler beabsichtigt sind.)

"gab es was schrecklicheres?" => Schrecklicheres groß.

"Doch überraschenderweise lobte uns die Lehrerin. Wir hätten fast auf alles geachtet." => Ein klarer Fall: Johanna weiß mehr übers Schreiben als die Lehrerin. Mir drängen sich da allerdings Fragen auf: In welcher Klasse sind die Mädchen eigentlich? Und wie waren die Regeln, nach denen sie diese Geschichte schreiben sollten?

"Den Rest des Tages lief ich schlecht gelaunt herum." => Und noch mal ein breites Grinsen von mir. Und, nein, ich kann immer noch nicht erklären, warum.

Grüße
Chris

 

Hallo mongmong!

Ich fand deine Geschichte auch recht amüsant, auch wenn die Lehrerin ziemlich bescheuert sein muss. Welche Lehrerin die einigermaßen hinter ihrem Fach steht lobt denn so eine triviale Geschichte? :p Diese Kurzgeschichte in der Kurzgeschichte war aber für mich der Höhepunkt, fand ich zum Kugeln.

„Über was sollen wir schreiben?“ – „Über den geilen Rufus!“
:rotfl: Geil.
Warum hast du das nicht unter Humor gepostet?

Liebe Grüße
vom Strudel

 
Zuletzt bearbeitet:

hallo alle zusammen!
@chris:
ich habe mich ehrlich gesagt total gewundert, wieso ihr die geschichte ...öh... 2amüsant" findet xD

danke übrigens für die verbesserungen :D

achja:
""Du kannst auch ruhig alleine schreiben, Johanna!" => Ja, ich verstehe nicht recht, warum sie es nicht tut. Da solltest du noch ein wenig über die Vorgeschichte mit reinbringen, damit dir die Leser folgen können."

ganz am anfang steht doch: "Doch als Frau Prikk von uns forderte, in Gruppen eine Kurzgeschichte zu verfassen, stöhnte ich auf."

sie hatte ja vor, eine KG alleine zu schreiben.

und:
""und mit vielen Fehlern bestickt." => Bestickt ist witzig, aber ich bin mir sicher, du meinst: gespickt. Übrigens, so viele Fehler finde ich darin nicht. Hast du den "Glückspilz" für kg.de bereinigt? Das solltest du nicht tun, denn wenn da so viele Fehler drin sind, lass sie uns sehen. (Wenn sich ein Kritiker darüber aufregt, kannst du immer sagen, dass die Fehler beabsichtigt sind.)"
Nein, ich habe NICHTS geändert... :D

"Und wie waren die Regeln, nach denen sie diese Geschichte schreiben sollten?"
naja, die merkmale einer KG beachten... soll ich das hinzufügen?

LG
mm

 

hallo apfelstrudel

freut mich, dass die geschichte amüsant für dich war xD obwohl ich nicht weiß, wieso ...xD
soll ich's auf "humor" postieren?

LG
mm

 

Hallo mongmong!

freut mich, dass die geschichte amüsant für dich war xD obwohl ich nicht weiß, wieso ...xD
soll ich's auf "humor" postieren?
Ich weiß nicht ob mein Sinn für Humor ein bisschen... ähm... anders ist ;) Ob dus zu Humor verschieben lässt ist dir überlassen, ich würde es dir allerdings nicht raten. Nur weil ich es witzig fand heißt es ja nicht, dass andere das auch denken. ;) Wart ab, wie die anderen Meinungen so aussehen.

Liebe Grüße,
Apfelstrudel

PS: Bist du sicher, dass das Buch das du liest nicht "Biss zur Mittagsstunde" heißt? :p

 

Hallo mongmong!

Also, die Rubrik ist schon passend. (In Humor lese ich nicht. Keine Ahnung, was die da amüsant finden.)

Mit der Vorgeschichte meine ich: Warum lässt sich Johanna dazu bringen, mit der Gruppe zu arbeiten? Nur, weil die Lehrerin es "befohlen" hat?
Und: "Du willst ja immer alles alleine machen ...!" => behaupten die anderen. Wie hat sich dieses "immer alles alleine machen" bisher geäußert? Das wäre die Vorgeschichte.

"Nein, ich habe NICHTS geändert..." => Oh, oh, dann ist das eine reale Geschichte? Aber warum behauptet Johanna, es wäre so viele Fehler im Glückspilz? Was für Fehler sieht sie da? (Außer, dass der Text extrem knapp gehalten ist und nicht für eine "professionelle" Kurzgeschichte taugt?)

"Und wie waren die Regeln, nach denen sie diese Geschichte schreiben sollten?"
naja, die merkmale einer KG beachten... soll ich das hinzufügen?"
=> Und was wären die Merkmale einer Kurzgeschichte? Die Leser können ja nicht wissen, was die Lehrerin für solche Merkmale hält. (Ich kenne keinen allgemeinen Leitfaden zum Schreiben von Kurzgeschichten.)

Noch ein formaler Hinweis: Wenn du mehrere Kommentare auf einmal beantwortest, dann packe die Antworten bitte in einen Post. Alles andere sähe so aus, als wolltest du deine Kg künstlich hochpushen. Das wird hier nicht so gerne gesehen.

Grüße
Chris

 

Hallo Chris!

Danke für die vielen Hinweise, die werde ich beim nächsten Mal beachten! ;D
ich will natürlich nichts... "aufpushen" - ich achte dann mal drauf!

LG
mm

 

Hallo mongmong,

mir gefällt die Idee Deiner Geschichte gut.
Es fällt dem Leser leicht, sich in die Schülerin hineinzuversetzen.
Insofern hast Du schon einmal ein großes Ziel erreicht.

Grüße helios

 

Salü mongmong,

ja, die Geschichte ist kurz und bündig und gut:
Ich sehe sie alle vor mir: Die doofe Lehrerin, die vorschlägt eine Kg von einer Gruppe schreiben zu lassen. Pfff, die weiss ja nicht mal, was für ein einsames Handwerk das Schreiben ist. Dann die doofen Mädchen, die nur den doofen Rufus im Kopf haben ...

Ein bischen traurig ist sie aber auch: Johanna scheint hohe Ansprüche an sich zu stellen und bleibt damit sehr allein. Von daher verstehe ich die beiden Schlusssätze gut.

Ich finde sie hier in der richtigen Rubrik.

Da bin ich gespannt auf Deine nächste Geschichte.

Herzlich,
Gisanne

 

Hallo helios und Gisanne,
danke auch, dass euch die Geschichte gefallen hat, ich hoffe dennoch, dass ich mich verbessere im Schreiben :D

LG
mm

 

Ich war mir anfangs nicht sicher ob du jetzt beschreibst wieso du eine Kurzgeschichte schreibst oder ob das die Geschichte ist. o.O
Finde ich aber eh cool. :)

"Den Rest des Tages lief ich schlecht gelaunt herum."
Dieser Satz gefiel mir irgendwie nicht so gut, da mir das Wort "herum" an sich nicht gefällt.

Etwas komisch war auch, dass sie sich nicht dagegen wehrte diese Geschichte zu schreiben. Sie hätte ihre Schulkolleginnen darauf hinweisen können, dass diese Geschichte keinen wirklichen Hintergrund für dieses Thema hatte.

Aber mir hat sie gefallen :)

LG

Marlene

 

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