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Einmal wie immer

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13.12.2021
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Einmal wie immer

Ian überkam ein piksendes Gefühl von Scham, als er erst durch das Herabsinken seines tonnenschweren Kopfes aus dem ungeplanten Nickerchen vor dem Fernseher erwachte – dem zweiten innerhalb weniger Stunden. Augenblicklich dröhnte ihm die Stimme der attraktiven Nachrichtensprecherin mit präzise surrenden Tiefen entgegen, er justierte hastig die Lautstärke neu und setzte sich auf. Die Tatsache, dass sich im Glas nur noch ein müder Tropfen abgestandenes Leitungswasser befand, quittierte er mit einem resignierten Augenrollen. Sein Nacken schmerzte, außerdem hatte er einen Kater, also legte er sich wieder hin.
Ein verschwendeter Tag in einem verschwendeten Jahr, dachte Ian. Er beobachtete die blonde, wohlgeformte Frau mit den großen blauen Augen, die Nancy Gorman hieß und sowohl jünger als auch erfolgreicher war als er, und die ihn niemals ungeduldig ins gemeinsame King-Size-Bett rufen würde, wie er es sich in seinen Phantasien mehrmals täglich ausmalte. Nein, sie lebte wahrscheinlich mit einem gut gekleideten Strafverteidiger oder Marketingleiter in einem Haus in der Bucht, auf dem Dach eine dieser albernen Solaranlagen, durch die sich die Oberschicht ermächtigt fühlt, über andere zu urteilen, während sie den Porsche Cayenne Turbo zum Supermarkt um die Ecke peitscht. Wahrscheinlich ging Nancy sogar jeden Morgen im Park joggen und hatte ständig Sex, anders waren ihre Figur und ihr souveränes Auftreten nicht zu erklären. Ian schloss die Augen.
Sieben Monate war es nun her, dass ihn seine zweite Frau verlassen hatte. Am Morgen hatte er sie noch zur Arbeit gefahren und mit einem liebevollen See you later, Trace verabschiedet; am Abend hatte sie ihre Tasche gepackt und ihm eröffnet, dass das Umzugsunternehmen am nächsten Mittwoch um sieben Uhr klingeln würde, er solle sich also den Vormittag freinehmen. An diesem Tag war Ian zum letzten Mal im Büro gewesen. Von Tracy hatte er seitdem nichts mehr gehört, abgesehen von dem peinlichen Aufeinandertreffen vor einigen Wochen, als sie heimlich ihre Post abholen wollte – sie hatte ihn höchstwahrscheinlich im Büro vermutet – und gerade ins Haus hineinschlich, als er mit offenem Bademantel im kleinen Bad neben der Eingangstür stand und masturbierte. Hektisch hatte er seinen Bademantel zugeschnürt und gestammelt, es sei nicht so, wie es aussehe, aber sie ignorierte ihn. Etwas bedürftig hatte er ihr einen Kaffee angeboten, gerne auch einen Tee, ganz wie sie mochte, doch sie musste los: Zum Yoga. „Seit wann machst du denn Yoga?“, hatte er gefragt, doch sie hatte nur die Augen verdreht. Vielleicht war es gut gewesen, dass sie sich auf dieses Gespräch nicht eingelassen hatte, sonst hätte sie ihn womöglich noch gefragt, seit wann er um halb elf morgens schon nach Schnaps roch, woraufhin er hätte erklären müssen, dass es sich eher um ein Noch als um ein Schon handelte, was die Situation ein bisschen, aber nicht viel besser gemacht hätte. Auf jeden Fall hätte sie ihn nicht gefragt, seit wann er sich im Bad einen runterhole; dabei hatte sie ihn schon mehrmals erwischt. Nachdem sie die Tür hinter sich zugezogen hatte, hatte Ian die Sache zu Ende gebracht.
Seitdem hatte er keinen nennenswerten Kontakt zur Außenwelt gehabt, abgesehen von seiner Mutter, die hin und wieder anrief, um sich über ihn zu beschweren, und Miguel, dem Lieferburschen der Pizzeria Antonio einige Blocks weiter, der beinahe täglich mit einer Calzone vor der Tür stand. Sie hatten das Spiel umgedreht: Ian musste der Pizzeria telefonisch Bescheid geben, wenn er keine Lieferung erhalten wollte, anderenfalls stand Miguel um Punkt 18 Uhr auf der Matte und lächelte ihn mit seinen schiefen Zähnen an, die neben seinem schwarzen Vollbart extrem weiß wirkten. „Einmal wie immer“, sagte er dann. „Einmal wie immer“, antwortete Ian stets, und ließ sich zwei Dollar zurückgeben, wodurch sich das Trinkgeld auf ganze fünf Dollar belief, mehr als dreißig Prozent. Miguel kam gern zu ihm. Ian lag noch einige Zeit auf dem Sofa und starrte den Deckenventilator an, der seit Wochen stillstand. Genau wie er selbst hatte das Ding von einem Moment auf den anderen aufgehört zu funktionieren und die Arbeit niedergelegt, einfach so, ohne jemanden darüber in Kenntnis zu setzen. Seither war die Luft schwerer geworden, drückender, und der unbarmherzige Spätsommer machte sich schon nach dem Aufstehen bemerkbar. Die Jalousien in Wohn- und Schlafzimmer hielt er daher geschlossen.

Nancy hatte mittlerweile aufgehört zu sprechen, zumindest vor der Kamera, und der dickliche Steve hatte mit dem Wetter übernommen. Die Hitze würde noch bleiben, sagte er freudig, es sei also noch nicht zu spät für einen Kurztrip an die Küste mit der Familie oder einen Angelausflug, man solle die Ferien ruhig ausnutzen, daran sei nichts falsch. Ian schnaubte verächtlich. „Machen Sie einen Kurztrip mit der Familie“, äffte er den Wettermann nach, „gehen Sie angeln, aber natürlich, du fettes Stück Scheiße.“ Er lachte hämisch, was ihm genug Auftrieb gab, dass er sich aufsetzen konnte, griff nach dem Wasserglas und stand auf, um es zu füllen. „Angeln“, rief er verächtlich und watschelte kopfschüttelnd in die Küche. Seine Kehle brannte. Ian leerte das Glas in einem Zug und war gerade dabei, es erneut zu befüllen, als es klingelte. Ding-dong. Er runzelte die Stirn und blickte auf die hässliche Wanduhr in der Küche, die Tracy nicht mitgenommen hatte, obwohl es ihre war – die Zeiger standen auf kurz nach fünf. Zu früh für Miguel, dachte Ian verwundert und stellte das Glas auf der Anrichte ab. Nein, die Calzone konnte es nicht sein, das war unmöglich; Miguel verspätete sich alle paar Wochen mal um einige Minuten, aber zu früh war er noch nie gekommen.
Durch die Milchglasscheibe in der Tür konnte Ian den Umriss eines Kopfes mit langen Haaren erkennen und merkte, wie sein Herz begann, die Frequenz zu erhöhen, bis er sich erinnerte, dass Tracy mittlerweile eine Kurzhaarfrisur trug und außerdem etwas größer und stämmiger war als die Silhouette, die in seinem Eingang stand. Ding-dong. „Äh, ich komme!“, rief Ian etwas unbeholfen und schlüpfte in seine Jeans, die zumeist in unmittelbarer Nähe der Eingangstür lag, damit er schnell handlungsfähig war, wenn Miguel ihn mit der Klingel weckte. Er mochte zwar in gewissem Maße die Kontrolle über sein Leben verloren haben, aber bis er in Unterhose die Tür öffnete, würde noch einiges passieren müssen, und soweit würde er es nicht kommen lassen.
Die junge Frau, die ihm gegenüberstand, strahlte ihn mit großen Augen und einem breiten Lächeln an. Sofort erhöhte sich seine Herzfrequenz wieder. „Hallo“, sagte sie, „ich bin Elliott von DryVac, wir stellen Haushaltsgeräte her, Staubsauger, im Wesentlichen. Ich würde Ihnen sehr gern unser neues Modell vorstellen, den DryVac Power 4S.“ Sie stockte kurz, blinzelte und fragte schließlich: „Darf ich reinkommen? Ich weiß, was Sie jetzt denken – aber ich verspreche Ihnen, danach werden Sie alles vergessen, was Sie über Staubsauger zu wissen glaubten.“ Ian wusste nicht recht, was er sagen sollte. Er war im Besitz eines Staubsaugers, eines guten sogar, wie er glaubte, er hatte ihn allerdings lange nicht benutzt, vermutlich noch gar nicht, seitdem Tracy ausgezogen war. Es hatte keinen Sinn, ein Haus zu pflegen, in dem sich außer ihm selbst niemand aufhielt, fand er. „N-natürlich“, stammelte er schließlich und wich zur Seite. „Kommen Sie rein, ich habe Urlaub, da haben Sie Glück“, sagte er und fühlte sich augenblicklich schuldig. Die Frau formte ihre vollen Lippen zu einem Lächeln, der Einlass schien für Vertreter die größte Hürde zu sein, nahm das Gerät in die Hand, das er gar nicht bemerkt hatte, und huschte an ihm vorbei. Sie roch sehr angenehm, nach Rose oder Tulpe oder irgendetwas anderem, und mochte etwa fünfundzwanzig sein. Auf der Schwelle zum Wohnzimmer blieb sie stehen und drehte sich zu Ian um. Ihr dunkles Haar lockte sich leicht und legte sich wie ein Rahmen um ihr symmetrisches, ja bezauberndes Gesicht, und Ian bereute sofort, sie hineingebeten zu haben. Die Wirkung, die sie auf ihn hatte, besorgte ihn; außerdem war ihm der Zustand, in dem sich sein Haus befand, unangenehm.
„Es ist etwas unordentlich, das tut mir leid“, sagte er, als wollte er ihr zuvorkommen. „Ich war bis gestern Abend noch auf Dienstreise in Jacksonville und bin bisher nicht dazu gekommen, aufzuräumen oder zu saugen.“ Elliott lachte hicksend auf und Ian bemerkte ihr transparentes Oberteil, durch das sich ihr BH abzeichnete. Er bemühte sich, wegzuschauen, was ihm nur einigermaßen gelang. „Das macht doch nichts“, versicherte sie ihm, „dafür bin ich ja da! Wo läge denn der Sinn eines Staubsaugers, wenn schon alles blitzblank wäre?“. Da hatte sie Recht, das musste er zugeben.
Einen kurzen Moment lang sahen sie sich bloß an, dann ergriffen sie beinahe gleichzeitig das Wort und hielten wieder inne. Ian entschuldigte sich verlegen, Elliott lachte. „Möchten Sie etwas trinken?“, fragte er hektisch und überlegte, ob er sich für die Hitze entschuldigen sollte, gelangte dann aber zum Schluss, dass er auf das Wetter keinen Einfluss habe und sie sicherlich auch wisse, dass sie sich dafür bei dem Hochdruckgebiet aus Mexiko bedanken mussten, zumindest hatte es der dicke Steve so erklärt. „Cola Light, wenn Sie haben“, sagte Elliott und strich eine Strähne aus ihrer Stirn. Hatte er nicht, also spülte er ein Glas und füllte es mit Leitungswasser auf. Er hatte einen passablen Vorrat in seinem Kühlschrank, da er ungern in den Supermarkt ging und deshalb immer viel zu viel kaufte, alkoholfreien Getränken konnte er jedoch nicht viel abgewinnen. Er verzichtete darauf, ihr Wodka oder Bud Light anzubieten – sie war schließlich im Dienst. Nicht, dass ihn das jemals abgehalten hätte, doch Elliott schätzte er anders ein.

Sie nahm einen schüchternen Schluck und stellte das Glas auf der Fensterbank ab, um sofort wieder zur Arbeit zurückzukehren. „Ich brauche Strom“, sagte sie und sah ihn fragend an, in den Händen hielt sie eine Konstruktion, die wie das Ladegerät eines Akkuschraubers aussah, bloß etwas größer. Ian ließ den Blick durch den Raum schweifen und zeigte auf eine hüfthoch angebrachte Steckdose neben der Tür, durch die sie gekommen waren. Sie nickte, steckte das Gerät ein und erklärte, es handle sich um eine Dockingstation, in die der Sauger einfach hineingehangen werden konnte. Sie holte aus, um die Funktionsweise zu erklären, doch Ian hörte nicht mehr zu. Er sah sie konzentriert an, nickte zwischendurch, um ihr das Gefühl zu geben, er hänge an ihren Lippen, und stellte sich währenddessen vor, wie sie auf ihn zukommt, langsam ihre Kleidung fallen lässt und ihm ganz nah ist, nur noch in ihrem blauen oder grauen BH, der trotz der spärlichen Beleuchtung im Raum deutlich unter ihrer Bluse zu sehen ist, als sie ihm einen fragenden Blick zuwarf und er das Gedankenspiel unterbrechen musste. Er schüttelte beinahe unmerklich den Kopf, als könnte er seinen kleinen Exkurs auf diese Weise einfach aufschieben, und entschuldigte sich hastig. „Ich fragte, ob ich einfach loslegen soll“, wiederholte Elliott und bewegte den Sauger in ihrer Hand hin und her, um ihr Vorhaben bildlich zu untermauern. „Ja, ja, klar – legen Sie los“, nuschelte Ian. Sie hatte ihn erwischt, doch es schien ihr vollkommen egal zu sein, wahrscheinlich genoss sie es.

Was für ein ekelhafter Kerl, dachte Elliott angewidert, während sie Berge von Krümeln, Staub und Fusseln, die sich scheinbar über Monate hinweg auf dem Laminatboden angesammelt hatten, unter dem leise surrenden DryVac Power 4S verschwinden ließ. Er war das beste Modell, das sie im Sortiment hatten, hatte mit tausendfünfhundert Dollar aber einen stolzen Preis, weshalb die Verkaufszahlen stockten, nachdem die Reichen der Gegend beim Markteintritt bereits zugeschlagen hatten und somit für längere Zeit versorgt waren. Der Power 4S war leiser und effizienter als das Vorgängermodell und hatte zudem eine weitaus längere Akkulaufzeit, es passierte allerdings beizeiten, dass die Halterung aus der Steckdose rutschte, wenn das Gerät zu lange darin hing. Man konnte also von einem Gewichtsverteilungsproblem sprechen oder von einem Versäumnis, einen Stecker mit Lock zu verbauen – da hörten die Kritikpunkte allerdings schon auf. Die Steckdosen in diesem recht modernen Haus, das, so vermutete Elliott, in den Achtzigerjahren errichtet worden war, sahen robust aus, weshalb sie davon absah, den dicklichen, etwas verwahrlost wirkenden Mann darauf hinzuweisen, der offensichtlich glaubte, sie habe seine mickrige Erektion nicht bemerkt.
Er war ihr vom Gebietsleiter als Ian Parsons präsentiert worden, ein neuerdings alleinstehender Mann mittleren Alters, der nur selten das Haus verließ und wahrscheinlich Programmierer oder irgendetwas anderes war, das vom heimischen Computer aus ausgeführt werden konnte. Dass er soeben erst von einer Dienstreise heimgekehrt war, glaubte sie nicht; dafür standen zu viele Bierdosen herum, die er augenscheinlich zu verstecken versucht hatte, außerdem roch es nach frischem Schweiß und die Flecken auf dem Sofa sahen aus, als seien sie nur wenige Stunden alt, wenn überhaupt. Eigentlich wirkte er eher arbeitslos, aber dafür war das Haus eindeutig zu teuer, nein, Geld schien kein allzu großes Problem zu sein. Die Recherche nahm in der Firma einen hohen Stellenwert ein, denn nur wer über die potentiellen Kunden Bescheid wusste, konnte sich auf deren Bedürfnisse einstellen. Und das Bedürfnis von Ian Parsons schien sie zu sein, was den Verkaufsprozess vereinfachte. Sie hätte ihm auch Nadelkissen oder Pfeifenreiniger andrehen können, wahrscheinlich wäre sie alles losgeworden.
Sie saugte das Wohnzimmer, den Flur und die Küche, und durchgehend trabte der Mann hinter ihr her und beobachtete sie. Dass er sie vögeln wollte, widerte sie an, sie musste aber auch zugeben, dass die durchsichtige Bluse zu einem ihrer Verkaufstricks gehörte, wenn sie männliche Kunden hatte. Ian Parsons war ein besonders einfacher Fall, doch es hatte auch sonst immer recht gut funktioniert: Obwohl sie erst seit einem Jahr im Außendienst von DryVac arbeitete, war ihr Umsatz höher als der ihrer männlichen Kollegen Stan, Michael und Rodrigo – und damit auch ihre Provision. Sie bückte sich provokant, um die angetrockneten Speisereste unter dem Ofen zu erwischen, die schon Ewigkeiten dort liegen mussten. Vielleicht hatte er dabei ihren Tanga gesehen, doch es würde keinen Unterschied machen, sie hatte ihn schon von der ersten Sekunde an in der Tasche gehabt, daran gab es nichts zu zweifeln. Rodrigo oder die anderen hätte er niemals hineingebeten, was will ein solcher Typ denn auch mit einem Staubsauger? Trotzdem ließ sie erst vom Boden ab, als die gesamte untere Etage in neuem Glanz erstrahlte. Sie bildete sich ein, dass sogar der süßlich-moderige Geruch, eine Mischung aus traurigem, einsamem Sex und abgestandenem Bier, der sie beim Betreten beinahe erschlagen hätte, zurückgegangen war. Vielleicht hatte sie sich mittlerweile aber auch nur daran gewöhnt. Ian Parsons starrte sie immer noch an, sein Blick bohrte sich von hinten durch sie hindurch, das konnte sie spüren. Er hätte sie am liebsten sofort gepackt und ihr die Kleider vom Leib gerissen, das wollten alle, und ihr wurde übel. Sie würde ihm auf keinen Fall ihre Visitenkarte geben, soviel stand fest.

Ian hatte den Blick nicht von der jungen Frau ablassen können. Sie hätte seine Tochter sein können, aber das war sie nicht, und das war gut so. Das leise Surren verstummte und Elliott hängte den Sauger vorsichtig in die Ladestation, die in der Steckdose wartete. Ian hatte sich schon zuvor gefragt, wie diese Konstruktion halten sollte, ohne auf den Boden zu fallen, immerhin hing sie nur an den kleinen Kontakten und eine Feststellfunktion hatte der Stecker auch nicht, aber er vertraute ihr in dieser Sache vollends. Und er wollte sie unbedingt vögeln, ohne Wenn und Aber, der Schweiß lief ihm schon durchs Gesicht. „Tada“, rief sie euphorisch und riss die Arme nach oben, wobei ihre Brüste fast unmerklich auf und ab wippten. Ihm entfuhr ein leises Grunzen. „Und? Was denken Sie? Ich würde sagen, mittlerweile könnten Sie vom Boden essen.“ Ian stimmte wortlos zu, er konnte sich kaum konzentrieren. „Was soll das Gerät denn kosten?“, fragte er, mehr zur Ablenkung als aus ernsthaftem Interesse. Er hatte erwartet, dass der Preis recht hoch sein würde, doch es stand nicht zur Debatte, dass er einen Rückzieher machen würde, nicht er, nicht heute, nicht vor dieser Frau. „Normalerweise liegt der Power 4S bei knapp unter zweitausend Dollar“, sagte Elliott, „aber für Sie würde ich auf tausendfünfhundert gehen. Weil Sie mir sympathisch sind und wir so eine schöne Zeit hatten.“ Sie zwinkerte ihm zu, Ian zuckte zusammen. Zwei Minuten später unterschrieb er mit unruhiger Hand den Vertrag, der schon fertig aufgesetzt war.

Als sich die Tür hinter Elliott schloss, sah Ian ihrer Silhouette durch das Milchglas dabei zu, wie sie auf ein großes, dunkles Auto zulief und auf der linken Seite einstieg. Er schwitzte am ganzen Körper, seine Erektion schmerzte fürchterlich, das hatte er lange nicht erlebt, selbst bei Nancy nicht, Nancy mit ihrem verschissenen Marketing-Ehemann. Er zog hastig seine Jeans aus, ging zum Kühlschrank und hielt sich mit der linken Hand eine Dose Bud Light an die Leiste, mit der rechten hielt er seinen Ständer fest, er drückte regelrecht zu, doch als er das ausladende, hellblaue Paket mit der Aufschrift DryVac Super 4S – Mehr Saugen geht nicht sah, konnte er sich nicht mehr zurückhalten. Wie ein Wilder fing er an zu wichsen, breitbeinig auf dem blitzsauberen Fliesenboden, und stieß unkontrollierte Schreie aus. Er schwitzte wie ein Marathonläufer im Hochsommer, in dieser scheiß mexikanischen Hitzewelle, und dachte an Elliott, wie sie ihm ihren Arsch entgegenstreckte, während sie seinen Boden saugte, er hatte sie jetzt genau vor Augen in ihrem durchsichtigen Oberteil mit dem dunklen BH und dem weißen Tanga, und kam sofort. Das laute Grunzen wich einem zittrigen Stöhnen, er atmete schnell und schwer, die Erektion blieb noch eine Weile, er stützte sich an der Wand ab. Der Boden um ihn herum war nass von Schweiß und Ejakulat, vor allem Schweiß, er masturbierte mittlerweile so häufig, dass in den meisten Fällen nichts mehr kam, abgesehen von ein paar kleinen, durchsichtigen Tropfen. Er trocknete die Fliesen halbherzig mit seinem Socken ab, öffnete die Dose und ließ sich keuchend aufs Sofa fallen. Was war das nur für ein Tag gewesen. Ian beschloss, dass er Elliott bald wiedersehen musste. Sie hatte keine Karte dagelassen, vielleicht würde er ihren Namen im Internet finden, notfalls würde er die Auskunft anrufen oder das Sekretariat in der Firma, das würde schon gehen. Zur Not würde er das Gerät reklamieren und sich ein neues vorführen lassen, und dann nochmal, und dann nochmal. Er war beinahe eingeschlafen, als ihn die Türklingel wieder zurückholte. Eilig schlüpfte er in seine Jeans, drückte den letzten Schluck aus der Dose, nahm einen Zwanziger aus dem Glas auf der Anrichte und öffnete.

„Hola, Ian“, sagte Miguel und streckte ihm sein schiefes Grinsen entgegen. „Einmal wie immer.“

 

Was zunächst auffällt bei dieser Marketing- und Staubsaugernummer jenseits allen Loriots,
ist die Last der Attribute,

lieber didolin,

und damit meine ich nicht nur auf Adjektive, die einem Substantiv beigefügt werden wie „piksend, tonnenschwer, ungeplant“ usw., sondern ganze Sätze/Satzteile zu der zB eigentlichen, eher bescheidenen Aussage, dass Ian vorm Fernseher erwachte (woraus könnte jemand vorm laufenden Fernseher erwachen?) - was zwar Dein Erzähltalent belegt, aber so recht keine Kurzgeschichte wird. Die wird nun nicht so genannt, weil sie formal nicht über eine bestimmte Anzahl von Zeichen, Zeilen oder Seiten hinauskäme, sondern wegen der Ballastfreiheit und Begrenzung aufs Notwendige. So ist zB. der Schluss des ersten Satzes

– dem zweiten innerhalb weniger Stunden
die Fortführung der attributiv/adjektivistisch auftretenden einleitenden Passage
Ian überkam ein piksendes Gefühl von Scham, ...
Beschreibungsliteratur pur!

Und es wird nicht weniger

Augenblicklich dröhnte ihm die Stimme der attraktiven Nachrichtensprecherin mit präzise surrenden Tiefen entgegen, er justierte hastig die Lautstärke neu und setzte sich auf.

Hier nun
…, dass das Umzugsunternehmen am nächsten Mittwoch um sieben Uhr klingeln würde, er solle sich also den Vormittag freinehmen. An diesem Tag war Ian zum letzten Mal im Büro gewesen.
frage ich mich, warum Konj. I („solle“) mit Konj. II („würde“) verquickt wird, als wäre der genannte Termin zumindest zweifelhaft … und ja auch mit der folgenden „hätte“-Passage als fortgesetzt wird.
Zum Gewese - das keineswegs fehlerbehaftet gesetzt ist, es ist ja sogar gängig vor allem in der gesprochenen Sprache - solltestu abwägen, ob es gesetzt werden muss, kann oder sollte, denn ich meine, es ist entbehrlich, weil das "letzte Mal" über diesen Tag schon genug aussagt. Probier einfach mal ohne "gewesen" aus ... Wie gesagt, ist ja nicht falsch.

Hier

Die Jalousien in Wohn- und Schlafzimmer hielt er daher geschlossen.Nancy hatte mittlerweile aufgehört …
muss ein Leerzeichen zwischen Punkt und Nancy gesetzt werden ...

..., aber bis er in Unterhose die Tür öffnete, würde noch einiges passieren müssen, und soweit würde er es nicht kommen lassen.
„soweit“ ich weiß, „soweit“ nur zusammen als Konjunktion, auseinander „so weit“ als unbestimmte Orts/Zeitangabe – wie eben hier

„Ich war bis gestern Abend noch auf Dienstreise in Jacksonville und bin bisher nicht dazu gekommen, aufzuräumen oder zu saugen.“
Komma weg, selbst wenn dort eine Pause angezeigt werden soll (kenn ich besonders unter Theaterleuten und literarisch vor allem bei Kleist, der ja als Theatermann von Goethe förmlich abgeschossen wurde, auch große Geister haben durchschnittliche Eigenschaften)

Elliott lachte hicksend auf und Ian bemerkte ihr transparentes Oberteil, durch das sich ihr BH abzeichnete.
Ist das Possessivpronomen nicht entbehrlich (zumindest einmal), oder trägt Ian ... einen ...

Wo läge denn der Sinn eines Staubsaugers, wenn schon alles blitzblank wäre?“. Da hatte sie Recht, …
Punkt weg!, stattdessen Leerstelle!

Sie nahm einen schüchternen Schluck und stellte das Glas auf der Fensterbank ab, …
Schönes Bild -

aber hier gehts munter durcheinander Indikativ und Konjunktiv eins und zwo

Er sah sie konzentriert an, nickte zwischendurch, um ihr das Gefühl zu geben, er hänge an ihren Lippen, und stellte sich währenddessen vor, wie sie auf ihn zukommt*, langsam ihre Kleidung fallen lässt* und ihm ganz nah ist*, nur noch in ihrem blauen oder grauen BH, der trotz der spärlichen Beleuchtung im Raum deutlich unter ihrer Bluse zu sehen ist, als sie ihm einen fragenden Blick zuwarf und er das Gedankenspiel unterbrechen musste.
Das letzte „ist“ ist in ein „zu sehen war“ umzusetzen, *-behaftetes in Konjunktiefen irrealis zu setzen

Er hatte erwartet, dass der Preis recht hoch sein würde, doch es stand nicht zur Debatte, dass er einen Rückzieher machen würde, nicht er, nicht heute, nicht vor dieser Frau.
Nix falsch, aber um die doppelte „würden“ zu verhindern lässt sich „sein würde“ in ein einfaches „wäre“ verwandeln, gefahrlos!

Was war das nur für ein Tag gewesen[!]

… und sich ein neues vorführen lassen, und dann nochmal, und dann nochmal.
„noch mal“ auseinander, da eigentlich ein verkürztes „noch einmal“

Wie dem auch wird, Schreiben kannstu und damit

ein herzliches Willkommen hierorts!, vom

Friedel

 

Lieber @Friedrichard,

vielen Dank für Kommentar, Begrüßung und Anregungen! Du hast mich an meiner Achillesferse erwischt: dem Tempus. In meinem Empfinden sind die Momente, in denen ich das Plusquamperfekt benutze, bereits im Erzählpräteritum abgeschlossen, also so, wie man es ja eigentlich benutzt: er hatte mittlerweile mit dem Wetter übernommen und sagte dann folgendes. Das klappt mal besser, mal schlechter – beziehungsweise es geht mal besser, mal schlechter auf, vor allem, weil ich mich manchmal selbst darin verzettle, ob eine Aktion denn jetzt schon abgeschlossen ist oder nicht. Nervt mich selbst total, ich merke dann immer erst hinterher, wenn mich jemand darauf hinweist, dass es in dieser oder jener Form besser geklungen hätte. Du hast also absolut Recht damit! Gipfelt dann in Momenten, in denen sich Phantasien im Konjunktiv dazu gesellen, die in meiner Wahrnehmung im Präsens geschildert werden müssen, da sie ja im Kopf des Protas aktuell sind, aber das sieht dann im Satz auch scheiße aus. Muss mich da mal ernsthaft mit auseinandersetzen, in jeder Geschichte ist's das Gleiche...

Den Punkt, dass ein sehr detailliert beschreibender Stil das Genre der Kurzgeschichte konterkariert, sehe ich allerdings nicht, auch wenn ich ihn nachvollziehen kann. Stilistisch hat mich T. C. Boyle dazu gebracht, den Text zu schreiben, hab seine "Wenn der Fluss voll Whisky wär"-Geschichten gelesen und dachte: Geil! Aufgebaut wie ein Roman, viel zu detail-verkopft, und auf einmal vorbei. Fand ich irgendwie super. Aber ich sehe ein, dass das nicht jedermanns Ding sein kann, und bin auch selbst unschlüssig, ob es meins bleibt. Vielleicht habe ich es auch einfach nur furchtbar umgesetzt, das ist am wahrscheinlichsten :).

Nochmal: Hab Dank! Wünsche einen wunderbaren Dienstag,
Didolin

 
Zuletzt bearbeitet:

Stilistisch hat mich T. C. Boyle dazu gebracht, den Text zu schreiben, …

und schon hastu wieder ’n Stein bei mir im Brett,

lieber Didolin (oder doch didolin?),

nix zu danken, aber

seit „Water Music“ kenn ich Boyle und zuletzt hab ich „Sprich mit mir gelesen“, allein schon weil ich infolge der Habermas’schen Theorie kommunikativen Handelns wissen wollte, wie ein – wenn auch literarischer – Schimpanse kommuniziert.

„Kommunikation“ als Grundlage aller Gruppenbildung (beginnend beim Paar) bis hin zur größtmöglichen Kommune, der Menschheit - wobei die konsequenterweise die Lebenden wie die Toten umfasst - letzteres Ursprung aller Religion. Bisher hat die Verhaltensforschung erst die „Gestik des Hundes“ erforscht (und die ist reichhaltiger als es sich der durchschnittliche Hundefreund so vorstellt), aber als unser armer Vetter wird auch zunehmend der Menschenaffe Forschungsobjekt und in einer Beziehung scheint er auch eine besondere Lösung anzubieten, wie denn der aufrechte Gang in die Welt kam.

Mein Favorit dabei: Im Wasser haben es unsere tierischen Vorfahren gelernt, allein auf den Hinterläufen zu stehen … und nicht nur des Reimes wegen – zu gehen.

Und das mit der Zeitenfolge und dem Konjunktiv potentialis wie irrealis wird kommen, bin ich mir sicher – und wenn Du Spaß an Satire hast, empfehl ich Dir Karl Kraus und die Fackel, die nicht nur Satire liefert, sondern auch Probleme der schriftlichen Sprache, wie eben den Konjunktiv, anspricht. Einfach „Karl Kraus“ eingeben und Du wirst einiges im Netz finden, vor allem aber, dass Konjunktiv II nix mit der Zeitenfolge zu tun hat und eher eine Art sprachlicher Wahrscheinlichkeitrechnung zwischen „0“ (unmöglich, unwirklich) und „1“ (existiert, gibt’s) liegt, 0.5 wäre dann gleichermaßen sowohl als auch ...

Als Modell der Vereinfachung gilt für mich das historische Futur, wenn statt „ich werde morgen kommen“ ein schlichtes „morgen komm ich“ alles einfacher macht. Solche temporalen Wörter wie (über)morgen, (vor)gestern, damals, heute usw. vereinfachen das Deutsche erheblich und verhindern oft Partizipienreiterei, wie sie sich wundersam schön am Futur II darstellen lässt: „Ich werde morgen gekommen sein“ – wer will so sprechen, wer solches schreiben wollen?

Kurz: Wird werden, bin ich von überzeugt – sagt der


Friedel

 

Hallo @didolin,

und herzlich Willkommen bei den Wortkriegern, habe gesehen, dass du auch schon andere Geschichten kommentiert hast, finde ich sympathisch. So, jetzt zum Text: Ich finde deinen Einstieg wirklich stark und habe das gerne gelesen; du führst den Charakter gut ein und er wird als notgeiler Versager gezeichnet. Alles geht den Bach runter und er lässt sich gehen. Die Begegnung mit seiner Frau Tracy ist der absolute Tiefpunkt. Fand ich interessant und sprachlich gut umgesetzt, wobei ich an einigen wenigen Stellen die Formulierungen etwas kompliziert fand. Da gehe ich in den Details drauf ein. Naja, dann klingelt die Tür und für mich ist es ab dieser Stelle zäh geworden. Der untervögelte Loser sieht eine hübsche Vertreterin und lässt sich ein Produkt andrehen. Mir hat hier ein überraschendes Element gefehlt, finde, dass du hier viel Potential liegen lässt, weil die Ausgangslage mit deinem Prota für mich durchaus vielversprechend war. Wirkte er am Anfang noch komplex, verliert er durch das Ende an Farbe und wirkt auf mich eindimensional.

Ansonsten mochte ich deinen Einstieg und bin auf weitere Stories/ Überarbeitungen von dir gespannt.

Hier die Details:

Ian überkam ein piksendes Gefühl von Scham, als er erst durch das Herabsinken seines tonnenschweren Kopfes aus dem ungeplanten Nickerchen vor dem Fernseher erwachte – dem zweiten innerhalb weniger Stunden.
Bin erst kurz über den Namen "Ian" gestolpert, habe ich mich dann allerdings schnell dran gewöhnt. Der Einstieg funktioniert sonst für mich.

Augenblicklich dröhnte ihm die Stimme der attraktiven Nachrichtensprecherin mit präzise surrenden Tiefen entgegen
"Präzise surrende Tiefen" fand ich etwas kompliziert formuliert, das meinte ich weiter oben. Hat sich für mich etwas erzwungen gelesen, kann aber auch nur an meinem eigenen Lesegeschmack liegen.

Nein, sie lebte wahrscheinlich mit einem gut gekleideten Strafverteidiger oder Marketingleiter in einem Haus in der Bucht, auf dem Dach eine dieser albernen Solaranlagen, durch die sich die Oberschicht ermächtigt fühlt, über andere zu urteilen, während sie den Porsche Cayenne Turbo zum Supermarkt um die Ecke peitscht.
Die Stelle mochte ich; du zeigst mir hier, wie er denkt und was für ein Weltbild bzw. Konstrukte er hat. Für mich kommt hier versteckter Neid raus und natürlich Wut, die er irgendwo abladen muss.

Kleinigkeit noch: Bin über das Präsenz gestolpert.

Hektisch hatte er seinen Bademantel zugeschnürt und gestammelt, es sei nicht so, wie es aussehe, aber sie ignorierte ihn. Etwas bedürftig hatte er ihr einen Kaffee angeboten, gerne auch einen Tee, ganz wie sie mochte, doch sie musste los: Zum Yoga.
Der absolute Tiefpunkt, das ist schon hart und du zeichnest ihn weiter als Verlierer. Gefallen hat mir auch der Kontrast zwischen ihm und Tracy: Während er säuft, macht sie Yoga.

Sie hatten das Spiel umgedreht: Ian musste der Pizzeria telefonisch Bescheid geben, wenn er keine Lieferung erhalten wollte, anderenfalls stand Miguel um Punkt 18 Uhr auf der Matte
Hier musste ich grinsen, hat mir gut gefallen; du spielst mit dem Klischee des Pizzabestellens. Daumen hoch. :D

„Einmal wie immer“, sagte er dann. „Einmal wie immer“, antwortete Ian stets, und ließ sich zwei Dollar zurückgeben, wodurch sich das Trinkgeld auf ganze fünf Dollar belief, mehr als dreißig Prozent.
Liest sich für mich wie ein Ritual und ich hatte da ein klares Bild und auch einen Tonfall im Kopf - habe ich gerne gelesen.

„Machen Sie einen Kurztrip mit der Familie“, äffte er den Wettermann nach, „gehen Sie angeln, aber natürlich, du fettes Stück Scheiße.“ Er lachte hämisch, was ihm genug Auftrieb gab, dass er sich aufsetzen konnte, griff nach dem Wasserglas und stand auf, um es zu füllen.
Das hat meinen Eindruck verstärkt, dass er Wut abladen muss, interessant auch, dass ihm genau dieser Gefühlsausbruch wieder Kraft gibt, um sein leeres Wasserglas (das war schon im Vorfeld platziert, konnte ich daher gut nehmen) aufzufüllen.

„Darf ich reinkommen? Ich weiß, was Sie jetzt denken – aber ich verspreche Ihnen, danach werden Sie alles vergessen, was Sie über Staubsauger zu wissen glaubten.“
Hier fängt es dann an, für mich zäh zu werden. Habe hier auch erst eine kurze Pause beim Lesen gemacht. Hier fehlt mir der Konflikt, das ist zu "alltäglich", weiß nicht genau, wie ich es besser ausdrücken soll. Was ich meine ist, das hier mein Interesse stark gesunken ist.

Er sah sie konzentriert an, nickte zwischendurch, um ihr das Gefühl zu geben, er hänge an ihren Lippen, und stellte sich währenddessen vor, wie sie auf ihn zukommt, langsam ihre Kleidung fallen lässt und ihm ganz nah ist, nur noch in ihrem blauen oder grauen BH, der trotz der spärlichen Beleuchtung im Raum deutlich unter ihrer Bluse zu sehen ist, als sie ihm einen fragenden Blick zuwarf und er das Gedankenspiel unterbrechen musste.
Macht ihn für mich eindimensional; er ist genau so, wie ich das erwartet hatte, da gibt es keinen Bruch oder eine interessante neue Ebene, die ich bei ihm entdecken könnte. Meiner Einschätzung nach lässt du hier Potential für eine interessante Charakterentwicklung liegen.

Was für ein ekelhafter Kerl, dachte Elliott angewidert, während sie Berge von Krümeln, Staub und Fusseln, die sich scheinbar über Monate hinweg auf dem Laminatboden angesammelt hatten, unter dem leise surrenden DryVac Power 4S verschwinden ließ.
Habe mich gefragt, was das genau für eine Perspektive ist? Hatte es bis hier her so verstanden, dass das ein personaler Erzähler aus Sicht von Ian ist. Daher bin ich an dieser Stelle kurz gestolpert.

Und das Bedürfnis von Ian Parsons schien sie zu sein, was den Verkaufsprozess vereinfachte. Sie hätte ihm auch Nadelkissen oder Pfeifenreiniger andrehen können, wahrscheinlich wäre sie alles losgeworden.
Dass er sie vögeln wollte, widerte sie an, sie musste aber auch zugeben, dass die durchsichtige Bluse zu einem ihrer Verkaufstricks gehörte, wenn sie männliche Kunden hatte.
Ja und damit frage ich mich, weshalb ich das weiterlesen sollte? Es ist ja schon alles gesagt und das Ende scheint vorhersehbar zu sein.

Ich hoffe, dass dir mein Kommentar weiterhilft und im Großen und Ganzen sehe ich viel Potential bei dir, den Anfang habe ich wirklich gerne gelesen. Nimm dir raus, was du brauchen kannst.

Beste Grüße
MRG

 

Lieber @Friedrichard,

ein sehr erquickender Kommentar, vielen Dank! "Sprich mit mir" habe ich noch nicht gelesen bisher, aber die Thematik reizt mich sehr, nach deinen Schilderungen sogar noch mehr. Von der Fackel hatte ich ungebildeter Bub noch nicht gehört, darauf werfe ich mal einen Blick :) sehr nette Kommunikation hier direkt an meinen ersten Tagen, ich bin begeistert, liebe Grüße!

Und lieber @MRG (ich pack jetzt einfach mal beide Antworten in einen Kommentar),

vielen lieben Dank für das Feedback, ich sehe genau, was du meinst. Über die Eindimensionalität des Charakters hatte ich mir vorher keine Gedanken gemacht, aber jetzt stört es mich regelrecht – ich glaube, das nennt man einen "Lernprozess" :). Werde ich in Zukunft drauf achten. Und dass du viel Potential siehst, freut mich natürlich sehr!

Bin über das Präsenz gestolpert.
Habe die Stelle als Generalisierung gemeint, unabhängig von der Zeitform: Die Oberschicht installiert Solaranlagen, um eine Legitimation für anderes klimaschädliches Verhalten zu haben, sie urteilt über andere, während sie selbst mit dem SUV zum Einkaufen brettert. Hatte es auch im Präteritum versucht, aber das klang für mich nicht natürlich, irgendwie.

Habe mich gefragt, was das genau für eine Perspektive ist? Hatte es bis hier her so verstanden, dass das ein personaler Erzähler aus Sicht von Ian ist. Daher bin ich an dieser Stelle kurz gestolpert.
Fand den Perspektivwechsel zwischendrin irgendwie passend, im nächsten Absatz ist es ja wieder Ian, der erzählt. So als kleine Abwechslung in der Mitte. Aber sie scheint nicht besonders gut zu funktionieren :lol:

Ja und damit frage ich mich, weshalb ich das weiterlesen sollte? Es ist ja schon alles gesagt und das Ende scheint vorhersehbar zu sein.
Hast absolut Recht. Danke für den Hinweis, nehm ich mir zu Herzen!

Liebe Grüße,
didolin

 

Hallo didolin,
habe deinen Text gern gelesen und gerade gemerkt, dass die Stellen, zu denen ich dir etwas sagen will, noch von keinem kommentiert wurden:

Nicht, dass ihn das jemals abgehalten hätte, doch
ich finde besser: Ihn selbst hätte das niemals abgehalten, doch

ist, als sie ihm einen fragenden Blick zuwarf und er das Gedankenspiel unterbrechen musste
zu langer Satz, ich finde besser: ist. Plötzlich warf

absah, den dicklichen, etwas verwahrlost wirkenden Mann darauf hinzuweisen, der offensichtlich glaubte, sie habe seine mickrige Erektion nicht bemerkt.

ich finde besser:
absah, ihn darauf hinzuweisen, diesen dicklichen, etwas verwahrlost wirkenden Mann, der offensichtlich glaubte, sie habe seine mickrige Erektion nicht bemerkt.

Programmierer oder irgendetwas anderes war, das vom heimischen Computer aus ausgeführt werden konnte.
Programmierer war oder irgendeine andere Arbeit hatte, die vom heimischen Computer aus ausgeführt werden konnte.

Die Recherche nahm in der Firma
d. h.: Die Recherche nahm in ihrer Firma

Geruch...zurückgegangen war.
Geruch...nun weniger geworden war.


Dagegen:
bin bisher nicht dazu gekommen, aufzuräumen:
das Komma muss m. E. bleiben. (Ich unterrichte seit 33 Jahren Deutsch, sogar seit 53 Jahren, wenn man mitzählen will, dass ich als Zehnjähriger meinen Deutschlehrer korrigierte.)

Saluti
Martin

 

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