- Anmerkungen zum Text
Dieser Text ist ziemlich persönlich, bei dem Der Fokus eher auf dem Nicht-Voran-Kommen, dem Versagen und dem unendlich langsamen Vergehen der Zeit liegt.
Auch ist das mein erster hier und ich bin gespannt auf Rückmeldung und ob ich das überhaupt unter die richtigen Genres gepackt habe
Einschlafen
Es ist 6 Uhr morgens, meine Augenringe gleichen eher Augenreifen und meine Gedanken befinden sich in einem unendlichen Teufelskreis, der sich alles Überdenken nennt. Ich versuche mich selbst zu beruhigen und mich nach allen Kräften abzulenken. Ich zücke ein weiteres Mal diese Nacht mein Handy und starte wieder dieses stupide Spiel. Karte auswählen, Angriff planen, auf der Hut sein vor dem was der Gegner entgegenwirft, angemessen reagieren und bloß nicht verlieren. So einfach ist das.Oder?
Den nächsten Zug vorausplanen, die Möglichkeiten des Gegners und seine eigenen Chancen abwägen. Wir beide haben nur eine bestimmte Anzahl an Karten die wir spielen können zur Verfügung. Doch irgendwie scheint der Gegner immer den passenden Konter parat zu haben. Einem einen Schritt voraus zu sein und prinzipiell mehr Energie zu haben als man selbst. Egal wie ausgeklügelt der Plan ist, er geht schief. Oder er hat zumindest nicht den gewünschten Effekt. Der Kampf dauert nicht lange, doch die 3 Minuten fühlen sich wie eine Ewigkeit an. Eine Ewigkeit in der man unfähig ist an etwas anderes zu denken, als den Moment. Ich bin vollkommen eingetaucht in diese fiktionale Welt. Die Gedanken rasen. Und nachdem die unendlichen Minuten vorüber sind, hat man doch wieder verloren. Die eigenen Karten waren nicht gut genug; Man hat einen kleinen Fehler gemacht,der die Lebenspunkte der Türme kosten oder gar die Niederlage des gesamten Kampfes besiegelt. Man wird im Ranking abgestuft und es scheint als käme Man nicht voran. Ein Spiel gewonnen, zwei wieder verloren.
Ich lege das Handy beiseite, mir ist die Lust am rumdaddeln vergangen. Das Spiel ist nicht fair.
Ich überlege kurz welche Alternativen mir bleiben und komme zu dem Schluss, dass es Dienstags morgens um 6Uhr in den Ferien gar nicht Mal so viel zu Tun gibt; also greife ich ein weiteres Mal nach meinem Handy. Mein Finger schwebt kurz über dem Symbol des Spieles, doch wischt dann weiter auf die nächste Seite und öffnet Youtube. Wenn mich etwas auf andere Gedanken bringen kann, dann ist es Youtube. Sich in Sinnlosen Diskussionen über Serien, Filme oder sonst anderen fiktiven Werken verlieren ist doch Ideal zum Einschlafen.
Doch welches Video zuerst? Welches Genre, welcher Schauspieler? In welches Universum möchte ich eintauchen? Ich lasse mir lieber von dem Algorithmus helfen, der schlägt mir schon etwas vor, dass mich wage interessieren könnte. Schon ist das passende Video gefunden und ich tauche in die Welt meiner Lieblingsserie ein. Ich überlege mit den Gastgebern, die diskutieren, welcher der zu Debatte stehenden Charaktere den ausgemalten Kampf gewinnen könnte. Wer, welche Fähigkeit zu seinem Vorteil nutzen kann und wer wie reagieren könnte. Ich höre mir die Argumente an, lasse mich berieseln und verliere mich langsam aber sich in dem hypothetischen Kampf. Das Video hat lediglich eine Länge von 15 Minuten, doch es gleicht eher einer Ewigkeit. Ich suche mit meiner Hand im dunklen die Leisertaste an meinem Handy und lege, es neben mich ins Bett. Ich lausche den Stimmen der Gastgeber und sie werden leiser und leiser. Nachdem meine Augen das intensive Schwaz meines Zimmers vergeblich versuchen zu durchdringen, geben sie auf und schließen sich automatisch. Das leise Hintergrundgebrabbel gibt mir die Sicherheit endlich einschlafen zu können, so drifte ich erst in einen Tagtraum ab, der sich allmählich zu einem richtigen Traum entwickelt.