Er
Das Lagerfeuer gibt nur wenig Wärme ab,so daß sich alle ganz dicht aneinander kuscheln müssen. Sie mögen das Knistern und um diese vertraute Atmosphäre besser genießen zu können, schweigen sie. Das Schweigen ist ihnene nicht unangenehm, im Gegenteil- jeder hängt seinen persönlichen Gedanken nach. Die Marshmallows, welche auf Stöcken im Feuer hängen, werden langsam weich. Er nimmt sich einen Ast, pustet und reicht die klebrige Masse weiter. Alle mögen ihn, denn er ist immer für seine Freund da. Noch nie hatten sie erlebt, daß er keine gute Laune und ein Lächeln auf den Lippen hatte- nein noch nie. Er ist der Scherzkeks unter ihnen, mit dem man Pferde stehlen und ernste Gespräche führen kann- er ist einfach großartig.
Der Regen setzt ein und alle flüchten in ihr Zelt, nur er bleibt zurück um das Feuer richtig zu löschen. Als auch er durchnässt in das Zelt kommt, ist die Stimmung ausgelassen, das Schweigen und die Nachdenklichkeit verflogen. Einer von ihnen packt einen Kassettenrecorder aus und legt ein Tape ihrer Lieblingsband ein. Laut singen sie mit und lachen- er lacht mit ihnen. Erinnerungsfotos werden geschossen und Witze erzählt, sie lieben Witze und in der Gruppe sind sie noch lustiger. Alles in der Gruppe ist lustig und macht Spaß- keiner zickt rum oder benimmt sich daneben. Auch wenn einer von ihnen einmal spinnt, so wird ihm schnell klar gemacht, daß sein Verhalten kindisch ist. Doch im Moment läuft alles prima, es könnte nicht besser sein. Gerne würden sie diesen Moment festhalten, die Zeit anhalten und verharren.
Mit einem mal wird es dunkel, die Batterie der Taschenlampe ist alle- egal. Nun können sie wenigstens eng aneinandergeschmiegt von Geheimnissen und peinlichen Situationen berichten ohne rot werden zu müssen.
Die Dunkelheit läßt alle müde werden, es wird still im Zelt, man hört nur ab und zu ein leises Schnaufen. Die Musik läuft leise weiter, doch niemand singt mehr mit. Er ist nicht eingeschlafen, sondern starrt in die Finsternis und lauscht den Klängen der Kassette. Plötzlich steht er auf- leise schleicht er sich aus dem Zelt um alleine im Wald zu verschwinden.
Es regnet und der aufsteigende Nebel erlaubt keinen weiten Blick- was will er verhüllen? Die Musik tönt durch die Landschaft, ringsherum ist alles still. Doch etwas ist anders. Sie sind nicht gemeinsam im Wald, sondern stehen auf einer weiten Fläche, mit einem Loch vor ihnen. Sie tragen schwarz.