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Erstarrte Flammen

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26.10.2018
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Anmerkungen zum Text

Mein erster Text, den ich veröffentliche. Viel Spaß beim Lesen!

Erstarrte Flammen

Es ist mitten in der Nacht, doch sie kann wie immer nicht schlafen. Zu viele Gedanken strömen durch ihren Kopf. Sie steht auf, macht die Nachttischlampe an, zieht sich den Morgenmantel über und geht barfuß auf den Balkon. Dort zündet sie sich eine Zigarette an und blickt zum Mond, ihr einziger Gefährte in solch einsamen Nächten.

„So ist das eben mit dem Glück“, denkt sie sich, „es ist wie eine Seifenblase, die man vorsichtig balancieren muss, damit sie sich nicht in Luft auflöst. Je glücklicher man ist, desto größer und fragiler wird die Blase, desto schwieriger ist es das Glück zu halten. Dann gibt es noch diejenigen, die Narben der Vergangenheit wie hervorsprießende Nageln auf den Innenflächen ihrer Hände tragen. Das sind die armen Kreaturen, die wohl nie in der Lage sein werden Glück in ihr Leben zu lassen. Es wird in ihren Händen immer wieder zerplatzen – bis sie die Hoffnung endgültig aufgeben und nur noch dabei zusehen wie es an ihnen vorbeizieht und in den Händen anderer gelangt. So ist das eben mit dem Glück“, sie zieht ein letztes Mal an ihrer Zigarette, „es ist nicht für jeden bestimmt.“

Mit diesen Gedanken durchquert sie ihr Schlafzimmer und geht ins Bad. Sie schließt die Badezimmertür hinter sich, obwohl es niemanden gibt, der hätte eintreten können. Sie zieht sich aus und betrachtet sich im Spiegel. In diesen vier Quadratmetern kann sie nackt sein und das nicht nur körperlich. Stumme Tränen laufen über ihre Wangen, doch ihr Herz ist kalt. Es macht den Anschein als würde ihr Körper über ihre verloren gegangene Seele trauern. Sie wischt die Tränen weg und fragt sich wann der Zeitpunkt gewesen war als aus unendlicher Trauer unendliche Leere wurde. Der Zeitpunkt an dem aus dem rot ihrer Seele zu einem hellen rosa erblasste, an dem das hoffnungsvolle gelb immer mehr an weiß erinnerte. Sie wollte sich damals helfen lassen, doch es gab kaum jemanden der Interesse daran hatte hinter ihre Fassade zu schauen. Und als sie doch jemandem ihr Herz ausschüttete ergaben ihre Sätze keinen Sinn mehr und die Worte in ihrem geistigen Augen glichen immer mehr verschwommenen Buchstaben. Und jetzt ist es zu spät, jetzt ist alles grau - erfroren im einsamen Winter ihrer Seele. Es erdrückt sie - dieses Gefühl der Gefühllosigkeit. Deswegen steckt sie sich den Finger ganz tief in den Rachen. Deswegen raucht sie eine Kippe nach der anderen. Deswegen betrinkt sie sich und küsst wildfremde Jungs. So vergisst sie nicht, meint sie, dass sie noch am Leben ist. Doch wenn sie dann abends alleine in ihrem Bett liegt und Alpträume sie plagen, entfachtet ihr Herz aus Stein Flammen. Dann kommt der Rauch der Erinnerungen hoch, der ihr die Luft zum Atmen nimmt. Dann sind ihr die Dämonen ganz nah und ziehen sie tiefer in das schwarze Loch ihrer Selbst.

 

Willkommen bei den Wortkriegern, @poesieseinsohn,

ich beginne direkt, deinen Text zu zerlegen:

Dort zündet sie sich eine Zigarette an und blickt zum Mond, ihr einziger Gefährte in solch einsamen Nächten.

Das "dort" kann weg. Wir wissen, dass sie dort ist. Wir sind ja im Satz davor mit ihr dort hingegangen. Ansonsten ist der Satz wirklich schön! Ich mag das Bild vom Mond als einzigen Gefährten.

„So ist das eben mit dem Glück“, dachte sie sich, „es ist wie eine Seifenblase,

Das "sich" muss weg, denken ist nur in der Umgangssprache rückbezüglich. Du solltest dann einen Punkt setzen und in der direkten Rede (bzw in den direkten Gedanken) wieder groß beginnen.

Je glücklicher man ist, desto größer und fragiler wird die Blase, desto schwieriger ist es das Glück zu halten.

Streiche hier das Platzhalter-es, dann klingt es gleich viel besser.

hervorsprießende Nageln

Der korrekte Plural lautet Nägel.

und in den Händen anderer gelangt.

Die Hände ist hier die korrekte Flexion.

Mit diesen Gedanken durchquert sie ihr Schlafzimmer und ging ins Bad.

1. Nein, sie hat diese Gedanken nicht beim Durchqueren des Zimmers, sie hat sie auf dem Balkon.
2. geht statt "ging"

Sie schließt die Badezimmertür hinter sich, obwohl es niemanden gibt, der hätte eintreten können.

Auch hier kannst du das "es" vermeiden, wenn du zum Beispiel Obwohl niemand da ist schreibst.

der hätte eintreten können.

Eintreten könnte ist hier korrekt, weil du ja in der Gegenwart schreibst.

Sie wischt die Tränen weg und fragt sich wann der Zeitpunkt gewesen war als aus unendlicher Trauer unendliche Leere wurde.

Gewesen ist, Plusquamperfekt brauchst du nur, wenn du den Text in einer vergangen Zeit schreibst.

Der Zeitpunkt an dem aus dem rot ihrer Seele ein blassrosa wurde, an dem das hoffnungsvolle gelb immer mehr an weiß erinnerte.

Die Farben in diesem Satz gehören groß!

die Worte in ihrem geistigen Augen

1. vor ihrem geistigen Auge
2. Finde ich komisch die Formulierung. Für gewöhnlich hat man eher Bilder als Worte vor dem geistigen Auge.

Es erdrückt sie - dieses Gefühl der Gefühllosigkeit.

Wenn du einfach sagst Dieses Gefühl der Gefühllosigkeit erdrückt sie. ist auch der Satz erdrückender, weil man gleich weiß, worum es geht, und sich beim Platzhalter-es nicht erst fragt, was "es" wohl sein mag.

Doch wenn sie dann abends alleine in ihrem Bett liegt und Alpträume sie plagen, entfachtet ihr Herz aus Stein Flammen. Dann kommt der Rauch der Erinnerungen hoch, der ihr die Luft zum Atmen nimmt.

Du hast viele gute Metaphern im Text — das ist mit Abstand die beste. Wirklich gut!

An sich ein sehr runder Text. An deinem Ausdruck solltest du noch ein wenig feilen, vor allem diese Platzhalter-es sollte weg. Dein Kenntnisse in Kommasetzung solltest du noch etwas vertiefen. An sich aber wie gesagt, ein guter Text. Ich war bei dieser Frau, ich habe ihr Leid verstanden, auch wenn ich nicht weiß, wo es herkommt. Ich fühle trotzdem mit ihr. Das hat mir gut gefallen.

So viel von mir einstweilen.

Liebe Grüße,
Alveus

 

Vielen Dank für dein Feedback, diese wichtigen Kleinigkeiten wären mir ansonsten nicht aufgefallen. Freue mich schon deine Texte zu lesen.

Schönen Abend noch,
poesieseinsohn

 

Hi @poesieseinsohn (btw geiler Name),

Ich werd mal nur formale Dinge kritisieren, insbesondere die Zeichen- bzw. Kommasetzung. Dein Text ist gut, wird allerdings durch unzählige Fehler unglaublich geschwächt. Daher nur diese Dinge von mir:

„So ist das eben mit dem Glück“, denkt sie sich, „es ist wie eine Seifenblase, die man vorsichtig balancieren muss, damit sie sich nicht in Luft auflöst. Je glücklicher man ist, desto größer und fragiler wird die Blase, desto schwieriger ist es(Komma) das Glück zu halten. Dann gibt es noch diejenigen, die Narben der Vergangenheit wie hervorsprießende Nageln(Nägel) auf den Innenflächen ihrer Hände(Handflächen?) tragen. Das sind die armen Kreaturen, die wohl nie in der Lage sein werden(Komma) Glück in ihr Leben zu lassen. Es wird in ihren Händen immer wieder zerplatzen – bis sie die Hoffnung endgültig aufgeben und nur noch dabei zusehen(Komma) wie es an ihnen vorbeizieht und in den Händen(die Hände) anderer(Anderer) gelangt. So ist das eben mit dem Glück.[,] Sie zieht ein letztes Mal an ihrer Zigarette[,]. Es ist nicht für jeden bestimmt.“

Mit diesen Gedanken durchquert sie ihr Schlafzimmer und geht ins Bad. Sie schließt die Badezimmertür hinter sich, obwohl es niemanden gibt, der hätte eintreten können. Sie zieht sich aus und betrachtet sich im Spiegel. In(Auf?) diesen vier Quadratmetern kann sie nackt sein und das nicht nur körperlich. Stumme Tränen laufen über ihre Wangen, doch ihr Herz ist kalt. Es macht den Anschein(Komma) als würde ihr Körper über ihre verloren gegangene Seele trauern. Sie wischt die Tränen weg und fragt sich(Komma) wann der Zeitpunkt gewesen war(Komma) als aus unendlicher Trauer unendliche Leere wurde. Der Zeitpunkt(Komma) an dem aus dem Rot ihrer Seele zu einem hellen Rosa erblasste, an dem das hoffnungsvolle Gelb immer mehr an Weiß erinnerte. Sie wollte sich damals helfen lassen, doch es gab kaum jemanden(Komma) der Interesse daran hatte(Komma) hinter ihre Fassade zu schauen. Und als sie doch jemandem ihr Herz ausschüttete(Komma) ergaben ihre Sätze keinen Sinn mehr und die Worte in(vor?) ihrem geistigen Auge[n] glichen immer mehr verschwommenen Buchstaben. Und jetzt ist es zu spät, jetzt ist alles grau - erfroren im einsamen Winter ihrer Seele. Es erdrückt sie - dieses Gefühl der Gefühllosigkeit. Deswegen steckt sie sich den Finger ganz tief in den Rachen. Deswegen raucht sie eine Kippe nach der anderen. Deswegen betrinkt sie sich und küsst wildfremde Jungs. So vergisst sie nicht, meint sie, dass sie noch am Leben ist. Doch wenn sie dann abends alleine in ihrem Bett liegt und Alpträume sie plagen, entfachtet ihr Herz aus Stein Flammen. Dann kommt der Rauch der Erinnerungen hoch, der ihr die Luft zum Atmen nimmt. Dann sind ihr die Dämonen ganz nah und ziehen sie tiefer in das schwarze Loch ihrer Selbst.


Noch eine Anmerkung: "Jungs" klingt für mich nach Teenager. Wie wär's mit "Männer", "Typen", "Kerle"?

Schöner Text, für meinen Geschmack nur etwas überladen an Bildern und Metaphern.

So viel von mir. Viel Spaß hier im Forum,
dein @Salomon

 

@poesieseinsohn

Hm, nee, das geht nicht. Von dieser Art zu schreiben, solltest Du Dich so schnell wie möglich lösen. Das geht in die komplett falsche Richtung.

Zunächst einmal: Ich verstehe dieses Bedürfnis, bewegende Gefühle auszudrücken, Einsamkeit, Hilflosigkeit, Verlustängste, Wut, Trauer. Ich verstehe auch, wenn Du dazu drastische Formulierungen und Bilder (Herz ist kalt, Winter ihrer Seele, Herz aus Stein, unendlicher Trauer, unendliche Leere) einsetzen willst, aber so funktionieren Texte auf einer (höheren Ebene) eben nicht.

Das ist der Stil von Teenager-Tagebucheinträgen und Teenager-Briefen. Ich kann mich ziemlich genau daran erinnern, so etwas geschrieben zu haben, als ich siebzehn war. Es konnte nicht wuchtig und bombastisch genug sein. Alles war schwer, schwarz und ausweglos, die Formulierungen hatte ich Punk-, Metal- und Gothicsongs entnommen und fand es klasse. Wie tiefgründig …

Tatsächlich rümpfen erfahrene Leser aber die Nase, wenn sie lesen:

Stumme Tränen laufen über ihre Wangen, doch ihr Herz ist kalt.

oder

Sie wischt die Tränen weg und fragt sich wann der Zeitpunkt gewesen war als aus unendlicher Trauer unendliche Leere wurde.

Warum ist das so?

Erstens sind die Formulierungen abgenutzt, man hat das zu oft gehört. Man kann sie einfach nicht mehr hören, genau so wenig wie man einen Werbespot zum tausendsten Mal anschauen mag. Man hat es schlichtweg satt.

Zweitens sind es bloße Behauptungen innerer Zustände, ohne dass dem Leser plausibel gemacht wird, worin ihre Ursache liegt. Menschen können aus den verschiedensten Gründen Angst oder Trauer empfinden. Der Leser möchte gern wissen, woher diese Gefühle rühren, möchte sie nachvollziehen können. Daher reicht es nicht aus, sie einfach nur faktisch festzustellen und dann lyrische Umschreibungen dafür zu erfinden.

Drittens ist die Art ihrer Darstellung sentimental. Heulsusen mag das beeindrucken, allen anderen ist es zuwider. Ein Autor erreicht das Herz des Lesers nicht durch Overstatement sondern durch Understatement. Wenn Du Tchechov liest, dann haut Dich das um, weil er die schlimmsten menschlichen Erfahrungen ganz schlicht darstellt. Da gibt es kein Overstatement, keine überbordende Sentimentalität, nur das ganz direkte, menschliche Leiden, das keine künstliche Verstärkung durch poetisch anmutende Phrasen braucht.

Klar darf ein Text auch mal flammend sein, ins Pathos reingehen oder ein bisschen aufdrehen. Aber in Deinem Text ist das einfach too much. Er wirkt überfrachtet mit all diesen Superlativen (unendlicher Trauer/ unendliche Leere). Immer wenn man so etwas liest, stellt sich der paradoxe Effekt ein, dass man es einfach nicht glaubt. Bei all der Übertreibung zweifelt man daran, dass die betreffende Figur überhaupt weiß, was echte Trauer ist. Das ist die Wirkung dieses Overstatements, es macht einen Text unglaubwürdig.

Also versuche es schlichter und konkreter. Zeig das Leiden in seiner Entstehung, verlass die Metaebene bloßer Behauptungen.

Ich wünsche Dir dabei viel Erfolg.

Gruß Achillus

 
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Hey Achillus Danke für die Kritik. Glaube das Problem lag daran, dass ich schnell eine Kurzgeschichte schreiben wollte und dabei mehrere einzelne Gedanken einfach zusammengesetzt habe, ohne viel Arbeit daran zu setzen. Hatte auch die Befürchtung, dass das zu übertrieben ist - aber wie du schon gesagt hast ist das vielleicht auch meinen jungen 18 Jahren verschuldet.

Lg, poesieseinsohn

Hallo Salomon, danke für deine Kritik! Wie schon vorhin erwähnt, sollte ich den Text erstmal zerlegen und in einen neuen Kontext fassen, damit er nicht mehr too mouch ist!
Lg poesieseinsohn (danke dir! bin auch stolz auf den Namen haha!)

 

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