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Erweckung

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19.05.2006
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Erweckung

„Wenn du deinen Indientrip schon in Chennai beginnst, musst du unbedingt den Sri Aurobindo-Ashram und Auroville besuchen.“ Karin strahlt mich an. „Von Chennai sind es bloß zwei bis drei Stunden nach Puducherry.“
„Du weißt, dass ich mit Sekten nichts am Hut habe.“
„Das ist keine der üblichen Sekten, Tom. Sieh es dir wenigstens an. Du bist doch ganz in der Nähe.“
„Ja, vielleicht. Mal sehen.“
Meine Ex-Freundin presst die Lippen zusammen, schüttelt den Kopf. Wie immer, wenn wir entgegengesetzte Meinungen vertreten, hüllt sie sich in Schweigen. Sie ist und bleibt eine Esoterikerin. Nicht zuletzt deshalb haben wir uns getrennt. Sie lebt in den Wolken, ich stehe mit beiden Beinen am Boden. Sie glaubt an Gott, ich halte es mit den Naturwissenschaften.
Karin hat mich freundlicherweise zum Flughafen gebracht, beim Check-in-Schalter verabschieden wir uns voneinander.
„Machs gut!“, sagt sie, drückt mir einen Kuss auf die Wange.
„Danke, du auch.“
Zwei Stunden später hebt die Maschine ab, nach weiteren zwölf Stunden lande ich in Chennai.
Ich verbringe jedes Jahr ein paar Monate in diesem großartigen Land. Es zieht mich geradezu magisch an, seit ich es als 19-Jähriger erstmals betreten habe. Von den schneebedeckten Himalajagipfeln Kaschmirs und Ladakhs bis hinunter an die tropischen Strände Goas und Keralas, von den Wüstenlandschaften Rajasthans hinüber zu den grünen Ebenen im Osten reicht sein landschaftliches Angebot. Und nicht zuletzt lockt das gute Essen. Ich könnte mich eingraben, in all die würzig scharfen Currys und Masalas, Koftas, Biryanis, Samosas und Pakoras. Vor allem aber mag ich die Menschen Indiens. Und sie mögen mich. Das ist keine Selbstverständlichkeit, denn innerhalb meines Bekanntenkreises gelte ich als introvertiert und arrogant. Kaum jemand verlangt nach mir, kaum jemand will, dass ich nach ihm verlange. Da lebe ich schon lieber in Indien. Dort akzeptieren mich die Leute, wie ich bin.
Natürlich gibt es in meinem Lieblingsland auch Dinge, die ich nicht mag. Kurz gesagt, zu viele Menschen, zu viel Dreck, zu viel Lärm. Es ist eine Hassliebe, die mich mit Indien verbindet. Aber die Liebe dominiert. Zweifellos. Sonst wäre ich nicht schon wieder hier.
Und natürlich fahre ich am nächsten Tag nach Puducherry, um diesen Ashram zu besichtigen, den mir Karin empfohlen hat.
Widerwillig ziehe ich vor dem Eingang Schuhe und Socken aus, unbedingte Vorschrift, ebenso wie die Verwendung von Handy und Fotokamera verboten ist.
Barfuß trete ich ein und betrachte mit spöttischem Blick das fromme Geschehen im Innenhof. Ashramiten knien meditierend vor dem Samadhi der beiden Gurus, Stirn und Hände auf die Grabplatte gepresst. Aus einem der Räume im Hintergrund ertönt leiser Gesang. Ansonsten heilige Stille. Schon frage ich mich, warum ich Karins Vorschlag gefolgt bin. Seit früher Jugend Atheist, bin ich wohl nur hierhergekommen, um meine Haltung zu bestätigen. Ich gehe, wie ich gekommen bin.
Am darauffolgenden Morgen besuche ich Auroville. Der Rezeptionist meines Hotels in Puducherry erzählt mir zuvor ein wenig darüber. Er wohnt selbst seit einigen Jahren dort. Die Bevölkerung Aurovilles sei eine harmonische Gemeinschaft friedlicher Menschen aus über sechzig Nationen, sagt er, die durch integrales Yoga versuchen, das suprakosmische, göttliche Bewusstseins zu entwickeln. Sie praktizieren die Lehre Sri Aurobindos und seiner Partnerin, Mirra Alfassa, der visionären Gründerin dieser Modellstadt, die von allen nur Mother genannt wird. Aus seinen Worten klingt Verehrung. Nachdem er geendet hat, entzündet er ein Räucherstäbchen, steckt es in die kleine Vase vor der Ganesh-Figur auf dem Empfangspult, faltet die Hände vor der Brust und schließt die Augen.
Damit ist unsere Unterhaltung beendet, ich verlasse das Hotel.
Mit einer Autorikscha mache ich mich auf den Weg, nicht lange und wir sind am Ziel.
Ab hier geht es zu Fuß weiter. Vom Besucherzentrum führt ein Pfad durch waldiges Gelände. Vogelgezwitscher erfüllt die Morgenluft, ich wandere vorbei an blühenden Büschen, Wassertümpeln und weit ausladenden Banyanbäumen, die ihre Luftwurzeln in den umliegenden Boden bohren. Wie lebende Säulenhallen muten sie an.
Nach kurzem Marsch eröffnet sich meinem Blick eine Ebene, ringförmig von Wasserkanälen durchzogen, in deren Mitte das geistige Zentrum Aurovilles steht. Eine riesige, goldfarbene Kugel, der Matrimandir, was in der Landessprache Mutters Tempel heißt. Ein Ort der Ruhe und Meditation, Aurovillianern und Langzeitgästen vorbehalten, wie ich aus meiner Unterhaltung im Hotel weiß.
Ich stehe lange am Aussichtspunkt, versunken in den Anblick dieses Glaubenszentrums, über dessen goldglänzender Kuppel Schwarzmilane ihre Kreise ziehen. In völliger Ruhe liegt die Landschaft vor mir. Je länger ich diesen Tempel betrachte, desto stärker fühle ich mich von ihm angezogen, kann meinen Blick nicht abwenden, möchte ihn betreten, seine Stille atmen. Ein neuartiges, überwältigendes Verlangen, das mich erregt, zugleich in seiner Fremdheit ängstigt. Ich will damit nichts zu tun haben, schließe die Augen, möchte es abschütteln. Entschlossen reiße ich mich los und starte den Rückweg.
Es ist bereits Mittag, mein Magen knurrt. In der Solarkitchen, einem Gasthaus der ersten Stunde, halte ich. Das Lokal ist fast voll. Stimmengewirr unterschiedlichster Sprachen schwirrt durch den Raum, es riecht verlockend nach Currys und Masalas. Wie jeden Tag gibt es hier als einzige Speise vegetarisches Thali. Ich lasse meinen Teller füllen und setze mich.
Neben mir ist noch ein Platz frei, so lerne ich Giorgio kennen. Er stammt aus Südtirol, spricht perfekt Deutsch und lebt seit Jahrzehnten in Auroville. Das schüttere Haar trägt er zu einem Pferdeschwanz gebunden, seine Haut sieht aus wie gegerbtes Leder. Er wirkt sehnig und kräftig, obwohl er mittlerweile über siebzig Jahre alt ist, wie er mir später erzählt. Wenn mich Giorgio ansieht, strahlen seinen Augen Ruhe und Zufriedenheit aus. Er ist mir auf Anhieb sympathisch.
Es drängt mich, ihm von meinen Gefühlen beim Anblick des Matrimandir zu erzählen, also beginne ich ein Gespräch. Wir quatschen zunächst über Belangloses, dann komme ich zur Sache. „Was hat dich bewegt, hier zu leben?“
Giorgio holt sich zu seinem Thali noch rasch ein Glas Wasser, lässt sich etwas Zeit, bevor er zu erzählen beginnt. „Ich gehöre zu den wenigen hier, die Mother noch persönlich kannten. Sri Aurobindo ruhte damals bereits im Samadhi seines Ashrams.
Vor unserer ersten Begegnung war ich monatelang ziellos durch Indien getingelt. Unmittelbar nach Abschluss meines Soziologiestudiums hatte ich mich auf den Weg gemacht. Unzufrieden mit den materiellen Werten des Westens, auf der Suche nach höherer Erkenntnis, wie die meisten Hippies dieser Zeit. In Puducherry war dann der Ofen aus. Ich hatte kein Geld mehr, hungerte, schlief am Strand und bettelte Touristen an. Die einzigen Dinge, die ich noch besaß, waren mein Rucksack, ein Paar abgewetzte Turnschuhe, Jeans und ein schmutziges Hemd. Ich wusste nicht mehr ein und aus, wollte aber keinesfalls nach Hause zurück. Viele Inder liefen damals barfuß. Also verkaufte ich meine jämmerlichen Sneakers. 150 Rupien erhielt ich dafür, genug, um die nächsten paar Tage zu überleben.“
Ich schüttle staunend den Kopf. „Und dann?“
„Jemand hatte mir vom Aurobindo-Ashram in Puducherry erzählt. Dort würde täglich Essen für Bedürftige ausgegeben. Am nächsten Tag ging ich hin, barfuß, verwahrlost und schmutzig, wie ich war. Ich stand als einziger Ausländer in der Schlange. Natürlich wurde ich von allen angestarrt.“
Er grinst. „Vielleicht bat mich Mother deshalb auf ihre Terrasse oberhalb des Innenhofs. Ich war überrascht, als mich einer der Ashramiten ansprach und zu ihr führte.“
Giorgio hält kurz inne, nimmt einen Schluck Wasser. „Mother ließ mich ihr gegenüber setzen, ergriff meine Hände und sah mich lange schweigend an. Dann erzählte sie mir vom göttlichen Bewusstsein und dem spirituellen Weg dorthin. Von Sri Aurobindo und seinem integralen Yoga, von den Zielen und der Charta Aurovilles, das damals noch weitgehendes Ödland war. Letztlich fragte sie mich, ob ich dort mitarbeiten wolle. Es sei harte Arbeit und es gebe nur eine kleine Maintenance, die gerade ausreiche, um zu überleben. Ich hatte davon noch nie gehört, war aber sofort von diesem Projekt fasziniert. Mich reizte vor allem das Abenteuer.“
Erneut macht er eine kurze Pause, bevor er weiterspricht. „Nie werde ich den sanften, tiefgründigen Blick ihrer Augen vergessen. Nie die energetische Berührung ihrer Hände. Mother erschien mir wie eine Heilige. Alles, was sie sagte, drang tief in meine Seele, hinterließ eine Fährte, wie Schritte in unberührtem Schnee.“
Er senkt den Blick. „Sie war der außerordentlichste Mensch, dem ich je begegnet bin. Das spürte ich schon damals. Ich bat sie, an diesem Projekt mitarbeiten zu dürfen.
Mother lächelte und sagte nur: Du bist angekommen. Bleib!“
„Und du bist geblieben.“
Giorgio nickt. „Gleich in der ersten Woche gründete ich eine Arbeitsgruppe, die sich mit der Aufforstung Aurovilles beschäftigte.“ Er lacht kurz auf. „Das war auch dringend nötig. In den ersten Jahren gab es hier Staubstürme, so trocken war das Land.“
Ich kann es kaum glauben, angesichts der tiefgrünen Vegetation, die uns umgibt. „All das habt ihr gepflanzt?“
„In den ersten Jahren kamen ständig Neuzugänge an. Meine Gruppe vergrößerte sich, wir bohrten Brunnen, setzten Tausende Bäumchen und Sträucher, legten Beete und Wege an, gruben Drainagen, damit der Monsun nicht alles wieder wegschwemmte.“
Er fügt hinzu. „Wir arbeiteten zwölf Stunden am Tag. Jeden Tag! Aber wir hatten eine sinnvolle Aufgabe und mehr und mehr entstand ein spirituelles Ziel.“
Giorgio blickt mir in die Augen. „Jetzt habe ich dir einiges von mir erzählt. Aber warum bist du hier? Aus Neugierde, aus Sensationslust? Oder treibt dich etwas anderes an?“
Ich erzähle von meiner Reiselust, der Liebe zu Indien und seinen Menschen, vor allem aber will ich ihm vom Besuch des Matrimandir berichten. Von dieser starken, mir völlig fremden Gefühlsregung, die mich dort erfasste.
Giorgio hört schweigend zu, bis ich zu Ende erzählt habe. „Nur Suchenden eröffnet sich das Mysterium des Göttlichen Bewusstseins“, sagt er dann. „Bist du ein Suchender?“
„Ich suche nicht, ich finde.“
„Also bist du rein zufällig hier.“
„Könnte man sagen. Meine Ex-Freundin gab mir den Tipp. Dachte, wenn ich schon in Puducherry bin ... ich meine … ist ja nur ein Katzensprung.“
Er setzt ein breites Grinsen auf. „Ich glaube an Ursache und Wirkung. Kein Blatt fällt zufällig vom Baum.“
„Damit hast du vermutlich Recht ... rein wissenschaftlich betrachtet.“
„Glaubst du an Gott?“, fragt er ansatzlos.
„Ich denke nicht.“
„Verstehe. Du denkst nicht und suchst nicht. Du findest.“ Wieder dieses Grinsen. „Aber du glaubst an den Urknall und alles, was daraus folgte, wie ich vermute.“
„Meine Religion heißt Mathematik, Physik und Chemie. Also ja.“
Wir schweigen eine Weile gemeinsam, dann setzt Giorgio fort. „Könntest du dir vorstellen, dass der Urknall ein willentlicher Akt war?“
„Es könnte so gewesen sein“, antworte ich. „Niemand kann das mit Bestimmtheit ausschließen.“
„Wenn du diese Hypothese zulässt, dann steckt ein Bewusstsein dahinter.“
„Warum?“
„Ohne Bewusstsein, kein willentlicher Akt.“
Mir fällt die Gottesdefinition des Hinduismus ein. Die einzige, mit der ich halbwegs leben kann. „Ein allmächtiges, kosmisches Bewusstsein, ohne Form und Eigenschaften“, murmle ich. „Die Hindus nennen es Brahman oder Ishvara.“
„Richtig“, sagt Giorgio. „Eine schaffende Kraft, aber keine lenkende, wie die Abrahamitischen Religionen lehren. Das Göttliche Bewusstsein erfüllt den gesamten Kosmos und steht zugleich darüber. Deshalb nennen wir es suprakosmisch.“
„Das Universum, mit allem, was es beinhaltet, auch dir und mir, besteht aus vierdimensionaler Raumzeit“, entgegne ich. „Energie und Materie sind dasselbe. Sie haben bloß ein unterschiedliches Erscheinungsbild. Wie Wasser und Eis.“
„Das sehe ich ebenso“, erwidert Giorgio. „Nur glauben wir hier, dass der Urknall und die daraus resultierende, vierdimensionale Raumzeit, eine willentliche Manifestation des göttlichen Bewusstseins sind. Und keine physikalische Zufälligkeit, wie der vermutete Symmetriebruch von Quantenfluktuationen eines theoretisch existierenden Urvakuums.“
Ich staune. Wie kann jemand, der naturwissenschaftlich derart gebildet ist, an ein imaginäres, göttliches Bewusstsein glauben?
„Auch wenn du kein Suchender bist, wie du behauptest“, setzt er fort. „Du warst nicht zufällig am Matrimandir. Da bin ich mir sicher. Das Eis um deine Seele hat dort Sprünge bekommen. Früher oder später wird es tauen, dann findest du, wonach du nicht suchst.“ Giorgio blickt mir tief in die Augen. „Die starken Gefühle vor dem Matrimandir waren ein Wegweiser. Er zeigt in Richtung des undefinierbaren Göttlichen Etwas.“
Er nimmt den letzten Bissen seines Thalis, trinkt einen Schluck Wasser, dann flüstert er: „Dieses Etwas klopft längst an deine Tür. Du musst sie nur öffnen.“
Damit steht Giorgio auf und verabschiedet sich. Er hat noch zu arbeiten. Ich bleibe eine Weile sitzen, mir schwirrt der Kopf. Gedankenversunken kehre ich ins Hotel zurück.
In der folgenden Nacht brauche ich lange, um einzuschlafen, wälze mich unruhig hin und her, in den kurzen Schlafphasen träume ich wirres Zeug. In einem dieser Träume erscheint mir Mother. Sie geht Hand in Hand mit Giorgio über eine blühende Wiese. Die beiden kommen auf mich zu, unterhalten sich, ich kann nicht verstehen, worüber. Als ich ihnen entgegengehen will, versagen meine Beine. Ich möchte rufen, bringe keinen Ton hervor. Ohne von mir Notiz zu nehmen, gehen sie weiter.
Erschöpft und aufgekratzt erwache ich. Was ist nur mit mir los? Karins Worte fallen mir ein. Das ist keine der üblichen Sekten, Tom. Sieh es dir doch wenigstens an.
Aber ich war doch vorgestern dort. Warum sollte ich noch einmal ... dennoch ... irgendetwas, tief in meinem Inneren, treibt mich an, gibt keine Ruhe. Duschen, frühstücken, dann mache ich mich auf den Weg. Ich kann nicht anders.
Es ist zeitig am Morgen, eine leichte Brise bringt frische Seeluft von der nahen Küste. Ich atme sie gierig ein, durchquere das Marktviertel von Puducherry, das um diese Zeit noch schläft. Nur ein paar Hunde kläffen, als ich an ihnen vorübergehe.
Bald darauf erreiche ich mein Ziel.
Tiefe Ruhe liegt über dem Samadhi von Sri Aurobindo und Mother. Kein Straßenlärm dringt in diesen Ashram. Dann und wann hört man den Ruf eines Vogels, gelegentlich ertönt Räuspern aus den umgebenden Sitzreihen, dicht besetzt von weiß gekleideten Ashramiten, die sich zur Morgenmeditation treffen.
Einige knien in schweigender Versenkung rund um die Grabstätte, Handflächen und Stirn auf die Deckplatte aus Marmor gepresst.
Ich trete näher und lese Mothers Gedenkschrift, die sie zu Ehren Sri Aurobindos auf beiden Seiten des Samadhi anbringen ließ. Ein unwiderstehlicher Drang erfasst mich, es den anderen gleichzutun. Ich knie nieder, lege Hände und Stirn auf die Grabplatte, versuche, an nichts zu denken, mich fallen zu lassen, tiefer und tiefer, bis mich absolute, geistige Stille umfängt. Plötzlich überflutet mich ein Glücksgefühl, lässt meine Wasser über die Ufer treten, ich beginne zu weinen, zittere am ganzen Körper. Und da empfange ich die Botschaft. Es ist keine Stimme, keine optische Vision, dennoch verstehe ich sie klar und deutlich. - Ich habe gefunden.

~~~



 

„Wenn du deinen Indientrip schon in Chennai beginnst, musst du unbedingt den Sri Aurobindo-Ashram und Auroville besuchen.“

Hallo,

du weißt ja, mit einem Dialog beginnen und so ...

Karin hat mich freundlicherweise zum Flughafen gebracht, beim Check-in-Schalter verabschieden wir uns voneinander.
Das ist immer noch so ein wenig das Problem, was ich mit dem Text habe; er ist zu freundlich. Zu wohlgefällig. Hier geht es um Erweckung, um eine wirklich große Sache, sowohl physisch wie auch geistig, das ist eine echt krasse Erfahrung, denke ich, aber diese Größe, diese Wucht spiegelt sich im Text meiner Meinung nach nicht wieder.
„Jemand hatte mir vom Aurobindo-Ashram in Puducherry erzählt. Dort würde täglich Essen für Bedürftige ausgegeben. Am nächsten Tag ging ich hin, barfuß, verwahrlost und schmutzig, wie ich war. Ich stand als einziger Ausländer in der Schlange. Natürlich wurde ich von allen angestarrt.“
Auch die Dialoge. So redet ja niemand. Und das hat auch nichts mit literarischer Überhöhung oder so zu tun, hier mekt man einfach, dass du Informationen unterbringen möchtest, auch eine gewisse Atmosphäre beim Leser kreiren, aber in meinen Augen funktioniert das nicht. Niemand würde so sprechen; jemand, der schon länger dort lebt, wird das bruchstückhafter, mit einem anderen Vokabular erzählen, nicht so alles fein darlegen wie auf dem Silbertablett.

Das ist halt im Grunde das Schwierige an dem Text; du erzählst von einer metaphysischen Erfahrung, aber in welcher Sprache? In einer naturalistischen Sprache, mit einem in sich logischen Narrativ, du folgst einem relativ konservativen Modell hier, Aufbau, Einführung, Klimax ... ich denke, du könntest das eventuell besser erzählen, den Moment der Erweckung, wenn du diese Schublade verlässt, wenn du dieses narrative Modell aufbrichst. Ich denke da an assoziative Sätze, Bruchstücke, zersplitterte Wahrnehmungen, James Joyce auf Koks, es muss für dieses gravitätische Ereignis, dass ja im Grunde nicht erzählbar ist, wenigstens eine Ebene erschaffen werden, auf der man sprachlich etwas von dieser Schwerkraft nachempfindet. Vielleicht drücke ich mich auch mißverständlich aus, aber in dem aktuellen und auch den vorherigen Textversionen spürte ich regelrecht, wie du das alles erzählen willst, aber immer steckenbleibst in diesem Ping-Pong, ich sage, er sagt, Mother sagt, aber darum geht es doch nicht, es geht doch um die Erweckung, da würde ich mehr wagen, mutiger und wilder sein, mal die ausgetretenen Pfade verlassen, mich auf meine sprachliche Intuition verlassen, nicht von etwas erzählen, sondern DEN Moment erzählen; ich glaube, das entwickelt sich selbstständig.

Gruss, Jimmy

 
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Hallo Jimmy,

ich geb dir ja Recht. Die Dialoge sind zu reißbrettartig, zu sehr auf Information gehalten, zu steril. Und ja, so redet kaum jemand. Aber das ist halt der Unterschied zu selbst erlebt und vorwiegend nachempfunden. Ich bin nicht der Protagonist dieses Textes.
Ich kann leider nicht so schreiben, wie James Joyce auf Koks, abgesehen davon führt Koks bei den meisten Menschen zu endlosen Redeschwällen gepaart mit Anfällen unerträglicher Hybris. Besonders in Kombination mit Alkohol. Kann überhaupt nicht verstehen, warum grade diese Droge so in Mode kommt.
Ich werde mir deine Hinweise zu Herzen nehmen und die Dialoge neu gestalten. Vielleicht geht auch noch mehr bezüglich des Plots. Aber jetzt lasse ich den Text mal liegen. Nicht böse sein. Hab momentan echt keinen Bock drauf, ihn zum gefühlt 100sten Mal zu überarbeiten.

Danke für deine Auseinandersetzung mit dieser Geschichte.
LG, Manuela :)

 

“God is a concept by which we measure our pain
...“
John Lennon, “God“ (1970)​

„Ich suche nicht, ich finde.“​

Sie lebt in den Wolken, ich stehe mit beiden Beinen am Boden.
Nicht erschrecken,

imaginärer Tom oder doch besser,

liebe Manuela,

bis zum Song of Joyce ("Dubliner")kommen nur sehr wenige und bei Finnegan’s Wake hat jeder janz schön zu knacken, selbst ein Arno Sch.) und Du schreibst auch ganz schön schön, denn Du bist jemand, dem die leidige, inzwischen bürokratisiert ausgewachsenen Genderei erfräulich fremd zu sein scheint - aber mich drängt’s hier in den kleinen Versuch nochmals rein, denn, so fürcht’ ich, man kann vielleicht am Rande von etwas stehen (wie etwa einem Kuchen/Boden oder abstrakter einer „Vergangenheit“), aber nur mit beiden Beinen „auf“ dem (Erd-)Boden.​


Und wenn ich schon mal dabei bin/bleib, will ich auch gerne noch mal zur Flusenlese helfen – und das gleich hier
Seit früher Jugend Atheist[...] bin ich wohl nur hierhergekommen, um meine Haltung zu bestätigen.
Komma weg, für Atemübungen (-pause …) haben wir eine Galleria von Strichen von der mathematischen Anleihe, vom Minus bis zum Gedankenstrich.

Hier

Die Bevölkerung Aurovilles sei eine Gemeinschaft friedlicher Menschen aus über sechzig Nationen, sagt er, die sich auf die Herabholung des Göttlichen Bewusstseins und der Entwicklung des Supramentalen konzentrieren.
Leichtfertige Witzbolde (wie vielleicht ich - vielleicht) könnten beim „Herabholen“ an ganz andere Dinge denken, sich was auch immer herabzuholen – selbst wenn es gottgewollt sein sollte und „göttlich“ - sein kann.

Ich gehe, wie ich gekommen bin.
Nicht nur für mich, weiß ich, die zentrale Aussage

Es ist bereits Mittag, mein Magen knurrt. In der Solarkitchen, einem Gasthaus der ersten Stunde, halte ich.
Besser “Solar Kitchen“ (https://auroville.org/page/solar-kitchen)

Und das

„Gleich in der ersten Woche gründete ich eine Arbeitsgruppe, die sich mit der Aufforstung Aurovilles beschäftigte.“
ist nix anderes als gelebte Nächstenliebe, Solidarität!, und wie schön sich hier

Ich erzähle von meiner Reiselust, der Liebe zu Indien und seinen Menschen, vor allem aber will ich ihm vom Besuch des Matrimandir berichten.
die Sprachverwandtschaft germanistischer und indischer Zunge offenbart.

„Glaubst du an Gott?“, fragt er ansatzlos.
„Ich denke nicht.“
Die Gretchenfrage … und eine Antwort -
die ihr ausweicht und die entscheidende Tür offenhält.

Ich knie nieder, lege Hände und Stirn auf die Grabplatte, versuche[...] an nichts zu denken, mich fallen zu lassen, ….
Komma weg – es zerschlägt das komplexe Prädikat „zu denken versuchen“

Nu is' abba jenuch,

meint der Freatle

 

Lieber Friedl!

Ich schank dir recht dön, für deine erneute Flusenlese. :)

Zum Begriff "am" versus "auf dem". Es ist eine typisch österreichische Formulierung, man hört und liest sie bei uns häufig, ( er stand am Balkon) vermutlich aus der Umgangssprache kommend. Wie sagte einst Karl Kraus? Das Trennendste zwischen Deutschland und Österreich ist die gemeinsame Sprache. Dennoch werde ich diesem Hinweis ebenso wie allen anderen gerne folgen.
Dank sei dir auch für den wohlwollenden Subtext, den ich in deinen Kommentaren zu erkennen vermeine. Dieser kurze Text polarisiert doch einigermaßen. Vielleicht hätte ich ihn besser in der 3. Person verfasst.
Du sprichst meine Abneigung bezüglich politisch korrekter Sprachverschandelung an, wie ich sie nenne. Manche gendern mittlerweile selbst Anglizismen: Teenager*Innen.
Neulich fragte ich mich, wie könnte man das Wort Gastwirt im Plural wohl zeitgeistig gendern? Ich dachte da an: Die Gäst*Innenbewirtenden. Immerhin haben Begriffe wie Gästin oder Wichtin in den Duden Einzug gehalten.

Alles Liebe,
Manuela :)

 

Hallo @Manuela K.

mir hat Dein Trip nach Indien gut gefallen. Ich mag

es wenn das Setting genau beschrieben ist.

Die Dialoge wirken etwas forciert. Doch schreib – technisch bist Du mir weit überlegen, sodass ich dazu gar nichts hinzufügen kann.

Ich habe diese Geschichte von Anfang an verfolgt, und ich möchte Dir ein paar Gedanken, mitteilen.

Seit Jahren fahre ich einmal im Jahr für ein paar Tage in ein Kloster. Bei Gesprächen mit den Ordensschwestern frage ich immer wieder. (ich bin Agnostiker), warum sie diesen Glaubensweg eingeschlagen haben?
Eine wirklich befriedigende Antwort habe ich nicht bekommen.
Sie wussten es eines Tages, dass es ihr Weg ist.
Ich habe überlegt, ob ich eine ähnliche Erfahrung kenne. Ja, es gab drei ähnliche Erfahrungen in meinem Leben.
Eine davon betraf den Todestag meiner Mutter. An diesem Tag hatten wir eine Veranstaltung, wir sollten früh morgens losfahren und ich hatte das Gefühl, ich kann nicht mitfahren. Ich muss zu meiner Mutter. Sie lag zu dem Zeitpunkt im Krankenhaus, doch niemand hat damit gerechnet, dass sie an diesem Tag sterben würde.
Ich kann dieses Gefühl nicht beschreiben, und ich denke, so geht es auch vielen Ordensschwestern. Vielleicht gibt es dafür keine Worte in der deutschen Sprache.

Möglicherweise solltest Du den Titel ändern, damit die Erwartungen eine andere Richtung bekommen.

Ich habe Deine Geschichte gerne gelesen
Liebe Grüße CoK

 

Hallo CoK!

Vielen lieben Dank für deine Stellungnahme. Es gibt Dinge, die kann man nicht 1:1 vermitteln. Fragst du Extrembergsteiger, warum sie sich in 8000m Höhe Zehen und Finger abfrieren und ihr Leben aufs Spiel setzen, werden die meisten antworten: Jenen, die es tun, muss man es nicht erklären, den anderen kann man es nicht erklären. Ähnlich verhält es sich mit spirituellen Erfahrungen, m.A.n. Irgendwann passiert so etwas oder auch nicht. Und häufig erwischt es gerade jene, die sich mit Händen und Füßen dagegen wehren. Frei nach Shakespeare: The lady doth protest too much, methinks. ;)

Den verräterischen Titel wollte ich schon mehrfach ändern und bin wieder davon abgekommen. Meine letzte Idee war: Schubumkehr. Vielleicht übernehme ich diesen Titel doch.

Alles Liebe,
Manuela :)

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Manuela K. ,

schade, dass du - als Verfasserin, nicht als Prota/Erzähler - wirklich in jede Klischeefalle tappen musst. Die deine Aussagen, das Ganze sei nicht autobiografisch irgendwie ad absurdum führen. Aber sei's drum, sagen wollte ich:

Vielleicht hätte ich ihn besser in der 3. Person verfasst.
Es liegt nicht an der Erzählstimme oder Perspektive, daran würde eine 3. Person (egal, welcher Art) gar nix ändern. Denn der Endruck entsteht aus etwas, das die gesamte Geschichte als Thema, Motiv und Plot durchzieht und das du selbst so umschrieben hast:
Nicht zuletzt gibt es das auch im Alten Testament, als Bekehrung des Saulus zum Paulus, der vom Christenmörder zum Apostel Christi geriet.
Komisch, als ich sowas in meinem Komm andeutete, klang es, als hättest du dich gegen diese Formel gewehrt.

Fragst du Extrembergsteiger, warum sie sich in 8000m Höhe Zehen und Finger abfrieren und ihr Leben aufs Spiel setzen, werden die meisten antworten: Jenen, die es tun, muss man es nicht erklären, den anderen kann man es nicht erklären.
Alex Honnold hat da keine Probleme, und viele andere ebenfalls nicht - warum schiebst du eine einfach mal aus den Fingern gesogene "Statistik" (die meisten - wie viele von den Tausenden kennst du denn?) vor, wenn du einfach ganz ehrlich sagen kannst: Ich kann das nicht beantworten. Oder: Will es nicht beantworten. Das wär doch völlig okay.
Ähnlich verhält es sich mit spirituellen Erfahrungen, m.A.n. Irgendwann passiert so etwas oder auch nicht.
Wie alles andere auch, oder?
Und häufig erwischt es gerade jene, die sich mit Händen und Füßen dagegen wehren.
Ich finde es völlig in Ordnung, dass du dein Erlebnis - das sich ja außerhalb deiner Emotionen nicht greifen lässt - mit einer enthusiastischen Selbstverständlichkeit verteidigst. Was ich zum Fremdschämen peinlich und absolut nicht okay finde: Dass du hier versuchst, die Realisten - die mit deiner Geschichte einfach nix anfangen können - als irgendwie doch verkappte zu Erweckende (um deine eine Titelvariante zu zitieren) darzustellen. Was ist das hier für ein Quark? "Häufig"? Wie häufig, wo sollen solche Zahlen denn herkommen? Aus dem Wachturm? ;-) Ich hab das in meinen 56 Jahren nie erlebt, dass ein dezidierter Realist religiös/spirituelle Erlebnisse hatte, weder von so etwas gelesen, sorry.

Was hilft ein solcher Satz deiner Geschichte? Nix. Anstatt deine Leser irgendwie so hinzuquetschen, wie dir es (offenbar) angenehmer wäre, bleib doch bei der Prosa - denn deiner Aussage nach 90% Fiktion, die keine verquere Diskreditierung deiner Leser benötigt. Wenn eine Frau eine Vergewaltigung zur Anzeige bringt, schlägt die Polizei doch auch nicht (bzw. nicht mehr) vor, ob es nicht eigentlich Spaß gemacht habe, oder?

Frei nach Shakespeare: The lady doth protest too much, methinks.
Gar nicht nach Shakespeare, Hamlet Jr. kritisierte damit ein ganz anderes Verhalten, u.a. Bigottrie, vorgeschobene bzw. geheuchelte Standpunkte. Das wirst du ja wohl kaum Realisten vorwerfen wollen, die Konzepte des Paranormalen als eben irreal / fiktiv definieren.
Und was soll das heißen? Wer sich im Rationalismus verortet und sich nicht bequemen, unbelegbaren Spinnereien hingeben mag, schreit innerlich eigentlich verzweifelt nach einer spekulativen Erfahrung? Nicht dein Ernst jetzt, oder?

Manuela, du bist doch eigentlich echt schlauer, als deine Ausreden hier im Faden glauben lassen. Ich denke nicht, dass du deinem Text - oder quasi deinem Erlebnis - mit sowas einen Gefallen tust. Du bedienst hier doch wunderbar das Negativklischee, gegen das du dich eingangs selbst gestellt hast.

Viele Grüsse,
Katla

 

Hallo Katla,

ich sag da mal besser gar nix dazu. ? Du kommst mir einfach zu emotional aufgeladen rüber. Der Text ist für mich fertig, so wie er da steht. Ich werde nichts mehr daran ändern und auch keinerlei Interpretation durchführen.

Netten Gruß,
Manuela :)

 

Hallo Manuela,

auch das noch:

Du kommst mir einfach zu emotional aufgeladen rüber.
Nee, ich bin da einfach zynisch.

Du brauchst selbstverständlich nix sagen, tun oder gar interpretieren - hast es doch aber nach anderen Komms oben ausgiebig getan. Versteh ich also nicht, aber ist auch nicht so wild.

Nix für ungut, viele Grüsse,
Katla

 

Liebe Katla,
vom ersten Statement an hast du dich gegen diesen Text gestellt. Musstest mir unbedingt mitteilen, dass du ihn nicht kommentieren willst oder vielmehr kannst. Unterlegt mit einem durch und durch tendenziösen Link zum "Indien-Syndrom". Damit quasi eine Trigger Warnung unter meinen Text gestellt, um vor bösen Sekten und Drogen, die junge Menschen ins Verderben führen, zu warnen.
Dagegen verwehre ich mich ausdrücklich! Sollte das so weitergehen, werde ich die Forenleitung bitten, den Text zu löschen.

LG, Manuela

 

Hallo @Manuela K. !

Deine Geschichte verspricht so einiges, aber leider muss ich sagen, dass sie in meinen Augen sehr wenig davon hält. Dabei steckt doch gerade in dem Thema so viel drin. Und ich habe mich sogar teilweise in dem Prota wiederentdeckt: Jemand mit eher rationaler Sicht auf die Welt, aber irgendwie auch interessiert an mystischen Themen, dem Konzept der Religion etc. Als du den Prota mit dem Alt-Hippie kollidieren lässt, habe ich mich auf einen spannende philosophischen Schlagabtausch zwischen Religion und Wissenschaft gefreut, aber leider lieferst du nur Altbackenes (à la "Klar hat die Wissenschaft recht mit dem Urknall, aber vielleicht hat den ja Gott gemacht"). Inhaltlich will ich dem gar nicht widersprechen, aber da fischst du doch in sehr seichtem Wasser, schade. Ist jetzt zugegebenermaßen nicht leicht, zu dieser Menschheitsfrage etwas Neues beizutragen, daran sind schon ganz andere Geister gescheitert und ich könnte es auch nicht. Aber wenigstens einen neuen Anstrich hätte ich mir gewünscht, wie z.B. das Ganze in ein originelles Gleichnis zu verpacken oder so.
Die "Erweckung" am Schluss kommt leider auch null bei mir an, sorry. Das ist mir alles viiiel zu oberflächlich beschrieben. Ich verstehe zwar, was er tut, und auch die "Logik" seines Innenlebens klingt schlüssig, wie er sich hinkniet, innerlich fallen lässt, Glücksgefühle in ihm aufkommen etc. pp., aber es ist alles sehr "mechanisch" beschrieben, die Gefühle des Protas dringen nicht zu mir durch. Jetzt hast du in den anderen Kommentaren schon zu genüge erwähnt, dass es dir extrem schwerfällt, diese Erfahrung in Worte zu fassen, und ich glaube dir das sofort. Ich würde daran sicher genauso zu kauen haben. Mir ist beim Lesen aber eine Idee gekommen, mit der du es doch transportieren könntest: Mach ein wenig das Fantasy- und Mystery-Fass auf und verdeutliche die Vision in einer Art Traumsequenz. Jetzt bitte nix falsch verstehen! Ich setze damit den mystischen Glauben nicht mit Fantasy gleich, ich meine das rein stilistisch. Und das soll auch keine Andeutungen an einen Trip auf Droge sein. Ich meine nur, dass wenn die Worte fehlen, Bilder den Job manchmal besser können. In dem Fall würde ich surreale Bilder vorschlagen. Kann sein, dass du das völlig ablehnst, weil es womöglich nicht zu deinen persönlichen Erfahrungen oder zum gewünschten Ton der Geschichte passt. Aber soll ja nur eine kleine Anregung sein :-)
Was deine Erzähltechnik angeht, schließe ich mich einigen vorigen Kommentaren an: Da haust du dem Leser zu viele indische Namen von Orten und Personen um die Ohren, mit denen er nix anfangen kann und er schnell den Faden verliert. Zur Handlung trägt das auch nicht viel bei. Ich mag es ja durchaus, wenn ein paar exotische Worte eingestreut werden, um den Leser an einen fremden Ort zu versetzen. Das muss auch gar nicht alles im Detail erklärt werden, aber du hast es hier m.M. nach deutlich überfrachtet. Würde ich auf jeden Fall kürzen.
Soweit mein Eindruck. Viel verschenktes Potenzial, ist aber besser als gar kein Potenzial...

Grüße,
M.D.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Morning Dew,

dein Nick passt gut zur aktuellen Tageszeit, er gemahnt mich weiters an einen, wenn auch gecoverten, Titel der Rockgruppe Nazareth, der einem in den 70ern in jeder zweiten Undergrounddisco entgegenschallte. Er gefällt mir jedenfalls deutlich besser als dir meine Erweckungsstory. ;)

Ja, was soll ich zu deinem Kommentar viel sagen? Am ehesten schade, denn schon im ersten Satz machst du deutlich, dass dich dieser Text auf keiner Ebene erreicht. Offenbar enthält er nichts, das du als gelungen empfindest.

Was deine Erzähltechnik angeht, schließe ich mich einigen vorigen Kommentaren an: Da haust du dem Leser zu viele indische Namen von Orten und Personen um die Ohren, mit denen er nix anfangen kann und er schnell den Faden verliert.

Mir ist kein dahingehender Kommentar bekannt, offenbar habe ich ihn überlesen.
Und: Er ist wer?
Die "Erweckung" am Schluss kommt leider auch null bei mir an, sorry. Das ist mir alles viiiel zu oberflächlich beschrieben.
Oberflächlich? Noch emotionaler kann ich leider nicht schreiben. Ich denke, mehr, als sein Innerstes nach außen kehren, kann man als Autor nicht. Auch wenn meine persönlichen Empfindungen vor dem Samadhi nicht mit denen meines Prots 1:1 vergleichbar waren, wie ich schon (zu oft) schrieb.
Mach ein wenig das Fantasy- und Mystery-Fass auf und verdeutliche die Vision in einer Art Traumsequenz.
Du schlägst Traumsequenzen als Stilmittel vor, ich denke, das Schlussbild mit einer solchen eingeleitet zu haben. Wenn dir das zu wenig ist, sorry. Dann versagt dieser Text wohl bei dir. Fantasystory wollte ich keine schreiben.

Viel verschenktes Potenzial, ist aber besser als gar kein Potenzial...
Besser?

Danke für deinen Kommentar. :)

 

Hallo nochmal @Manuela K. ,

er gemahnt mich weiters an einen, wenn auch gecoverten, Titel der Rockgruppe Nazareth, der einem in den 70ern in jeder zweiten Undergrounddisco entgegenschallte.
Wow! Dass du das sofort erkannt hast! :eek: Ich hab mich tatsächlich auf genau diesen Song bezogen, und dann auch noch auf das Cover von Nazareth! :schiel: Respekt...

Ja, was soll ich zu deinem Kommentar viel sagen? Am ehesten schade, denn schon im ersten Satz machst du deutlich, dass dich dieser Text auf keiner Ebene erreicht. Offenbar enthält er nichts, das du als gelungen empfindest.
Stimmt nicht ganz: Zumindest das Thema hat mein Interesse geweckt, der Text hat mich nur aus besagten Gründen leider nicht tiefer reingezogen, aber immerhin.

Mir ist kein dahingehender Kommentar bekannt, offenbar habe ich ihn überlesen.
Hab die meisten Kommentare nur überflogen, aber bei ein oder zwei erinnere ich mich, dass zu viel Info-Dumping kritisiert wurde, und ich meine, es ging eben um die erste Texthälfte. Bei mir persönlich waren es halt die vielen nicht näher erklärten Begriffe, an denen ich ständig hängen geblieben bin.

Und: Er ist wer?
Ok, mit "Er" meine ich primär meine eigene Perspektive. Hätte vielleicht besser "Ich" schreiben sollen.

Oberflächlich? Noch emotionaler kann ich leider nicht schreiben. Ich denke, mehr, als sein Innerstes nach außen kehren, kann man als Autor nicht. Auch wenn meine persönlichen Empfindungen vor dem Samadhi nicht mit denen meines Prots 1:1 vergleichbar waren, wie ich schon (zu oft) schrieb.
Du schlägst Traumsequenzen als Stilmittel vor, ich denke, das Schlussbild mit einer solchen eingeleitet zu haben. Wenn dir das zu wenig ist, sorry. Dann versagt dieser Text wohl bei dir. Fantasystory wollte ich keine schreiben.
Vielleicht bin ich auch einfach nicht empfänglich dafür ?‍♂️
Aber es muss ja auch nicht jede Geschichte für jeden gemacht sein, ist ja völlig ok.

Besser?
Wie gesagt, mit dem Thema an sich kann ich durchaus was anfangen.

VG
M.D.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Morning Dew,
auf ein Letztes. :)

Der Hinweis auf Infodump bezog sich auf die ursprüngliche Version meiner Geschichte. Mittlerweile habe ich den Text x-mal überarbeitet, der Anfang ist nun ein völlig anderer. Damals begann die Story mit einem informativen Absatz, der zwei Kommentatoren als zu infodumpig erschien. Mit den indischen Namen und Örtlichkeiten, die dich stören, hatte das nichts zu tun.
Schön, wenn du wenigstens mit dem Thema etwas anfangen kannst, das freut mich.
Ich denke, damit sollten wir den Text langsam aber sicher in die Tiefen des Forums sinken und ruhen lassen.
Danke für deine neuerliche Rückmeldung, einen schönen Abend noch! :)

 

Liebe @Manuela K. ,
so. Jetzt habe ich diesen deinen Text in drei verschiedenen Versionen gelesen, also höchste Zeit, auch einen Kommentar dazulassen, sonst weißt du am Ende gar nicht, dass jemand deine Erweckung glatt dreimal gelesen hat.
Das Thema, das siehst du aus der vorhergehenden Kommentarkolonne, ist ungewöhnlich und sicherlich ganzganz schwierig, besonders, wenn man eine klassische Kurzgeschichte erwartet. Die Dialoge sind nicht im engeren Sinn realistisch (noch dazu, wenn man einen italienischstämmigen Südtiroler mit einbezieht), einige der Beschreibungen (besonders in Version 2, wenn ich mich richtig erinnere) erinnerten an Reiseführer. Ich habe den Text vor allem in den letzten beisen Versionen sehr gern gelesen. Auch die "Infodumping" Beschreibungen habe ich gekauft, weil sie meines Erachtens zum Protagonisten passten, aber das kann man natürlich auch anders sehen. Jetzt bleibt noch, dass der Dialog mit Giorgio vielleicht etwas steif oder etwas abstrakt ist, aber ich habe auch da kein wirkliches Problem. Es geht in dem Text ja nicht so sehr um die Individualität, sondern eben um etwas anderes, womit wir weniger (bzw in meinem Fall: gar nicht) vertraut sind.
Was mich sehr interessieren würde, ist die Konsequenz, die dem Potagonisten aus der Erweckung entsteht. Bleibt er vor Ort? Lebt er danach anders? Ich verstehe, dass es den Rahmen der Geschichte sprengt, wünsche mir aber doch irgendwie, sei es in der Notiz einer außenstehenden Person, einen Hinweis. Na gut, das Leben ist kein Ponyhof und die Erweckung endet, wo sie endet. Also kannst du es gern so lassen, wenn es für dich stimmig ist, dass Leser sich sagen: ach - und jetzt?

Darüber hinaus habe ich eher Kleinkram, der aber insgesamt in die Richtung geht, ein paar Stellen knapper zu gestalten. Das hängt ein bisschen damit zusammen, dass ich dem Protagonisten etwas weniger Selbstreflexion zutraue als du, und auf der anderen Seite dem Leser etwas mehr eigene Schlussfolgerung zumuten würde, als es dir vielleicht gemütlich ist. Schauen wir mal:

religiösen Sekten
sie sprechen ja nicht über verschieden Sorten Sekten, also brauch ich das religiöse eigentlich nicht.
betrachte mit spöttisch arrogantem Blick
wir kennen seine Einstellung. Warum sollte er hier Arroganz brauchen? "Betrachtete" ist von außen genug.

Tief in meinem Inneren gerät etwas in Bewegung.
guck mal ob es klappt ohne den Satz. vielleicht einen Tickn spannender und weniger Selbstreflexion.
möchte es abschütteln. Ohne Erfolg. Entschlossen reiße ich mich los
Mal ohne "ohne Erfolg " probieren? Sich loszureißen mag ja zunächst als Erfolg verbucht werden...
Wir quatschen zunächst eine Weile über Belangloses
zunächst ODER eine Weile
Und du bist geblieben, wie ich sehen kann.
"wie ich sehen kann" klingt ein bisschen nach einem nachträglich eingbauten Versuch, den Dialog "normaler" erscheinen zu lassen. M.E. ganz unnötig.
und seither nicht mehr loslässt.
seither ein bisschen merkwürdig für mich, wenn das Erlebnis erst ein paar Stunden zurückliegt.
Ich bleibe eine Weile sitzen, lasse unser Gespräch nachwirken.
Ich bleibe eine Weile sitzen. Dann lässt der Leser das Gespräch vielleicht selbst nachwirken.
gehen sie weiter. - Erschöpft und aufgekratzt erwache ich.
bin mir nicht sicher mit "-". vielleicht einfach Absatz?
bringt frische Seeluft von der nahen Küste. Ich atme sie gierig ein,
Hm, hier bin ich nicht sicher, ich hab's mal mitmarkiert. Ist für mich wieder ein Fall von: wenn jemand frische Seeluft bemerkt, dann hat er / sie sie eben auch gerade bewusst inhaliert. Aber ob deswegen gierig einatmen redundant ist? Für mich eher schon.
- Ich habe gefunden.
achjarichtig: - , ich würde Absatz vorziehen, stelle aber auch eben fest, dass meine Tastatur hier den langen Strich nicht tut.

So, das ist jetzt nicht der hilfreichste aller Kommentare, aber vielleicht doch eine Einladung, dich auch in Zukunft nicht von schwierigen Themen wegschrecken zu lassen. Sonst lese ich auch gern demnächst die Versionen 4ff.
Lieben Gruß zur Nacht
Placidus

 

Hallo Placidus!

Vielen Dank für deine Leseenergie, die du in meine Story gesteckt hast!!
Ich habe, bis auf einen, alle deine Vorschläge übernommen. Ein Text ist eben erst dann fertig, wenn man nichts mehr weglassen kann.
Ursprünglich wollte ich einen Deutschen als Gesprächspartner nehmen, dann dachte ich mir, da wird sicher gleich einer kommen und sagen: Das wirkt konstruiert, so einen Zufall gibt es doch gar nicht. Auch leben in Auroville nur rund 80 Deutsche. Mit einem Österreicher wäre das noch schlimmer, denn es gibt dort nur ein knappes Dutzend meiner Landsleute. Umgekehrt unterhalten sich die beiden in Deutsch (auch) über theoretische Physik, also nahm ich einen Südtiroler. Dort ist Deutsch die Umgangssprache, war ja mal ein Teil Österreichs. Auch kenne ich zufällig einen Auroville-Stammgast aus Südtirol, der aber nicht Giorgio ist. :)
Die Dialoge wirken etwas steif, meinst du, es stört dich aber nicht groß. Auch Jimmy äußerte sich in diese Richtung. Mit etwas Abstand werde ich sie mir noch mal genauer vornehmen. Vielleicht gelingt es mir, sie lebendiger zu gestalten, soweit der durchaus abstrakte Gesprächsinhalt das zulässt. Da mir die Tiroler Mundart gut vertraut ist, wäre das eine Möglichkeit, sie partial in den Dialog einzustreuen. Aber wer versteht das dann wieder?
Zum guten Ende: Ich will den Weitergang Toms offen lassen. Ganz bewusst. Wie es mit dem Prot weitergeht, soll sich der Leser selbst ausmalen dürfen. Vielleicht schreibe ich später eine Geschichte, die vollständig in Auroville spielt. (Aber sicher keine weitere Erweckungsgeschichte! :D) Da kann Tom dann ja wieder auftreten.
Ich werde in wenigen Monaten wieder dorthin reisen und längere Zeit bleiben. Meinen Laptop habe ich selbstredend mit. ;)
Danke nochmals für deine Mühe. Die Geschichte ist dadurch besser geworden.

Alles Liebe,
Manuela :)

 

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