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Estricht locuta, causa finita!
Torfdöhn Schädelspalter schwitzte wie ein Schwein.
Erschöpft ließ er den Bihänder sinken und rotzte in die Sägespäne, in denen er knöcheltief stand.
»Haben wir Biber?«, lachte jemand hinter ihm.
»Wa?«, keuchte der Schwertkämpfer.
Rimpli, Sohn des Gimpli, Enkel des Pimpli, zeigte auf den zerhackten Haustock, an dem Torfdöhn seine Wut ausgelassen hatte.
Das Übungsgerät glich einer Sanduhr.
»Nain, hadde heud schon zwei«, grunzte das Ungetüm, dessen Kopf wie eine Chilischote zwischen den massigen Schultern schaukelte.
Rimpli schnitt eine Grimasse, schälte sich aus seiner Rüstung und warf sie in eine Ecke des Fitnessclubs.
»König Estricht, könnte sich auch mal wieder um ein paar neue Trainingsgeräte kümmern«, murmelte der Zwerg und griff nach einem Spaten.
Mit geschultem Auge suchte er nach einem weichen Flecken Erde und setzte den ersten Stich.
»Mhm«, brummte Torfdöhn.
»Schon gehört, Prinz Asbesto hat zwei Magier für PharmatoKräutics engagiert«, quasselte Rimpli vor sich hin.
»Welche Stuve?«, raunte der Schwertmeister von Agadir.
»Angeblich 23, aber wenn du mich fragst sehen sie eher nach einer aufgepumpten 20 aus. Gut, der Prinz muß es ja wissen. Er ist ja auch so einer.«
»Was vür einer?«
»Na einer von DIESEN!«
»Magier?«
»Mensch Torf, dein Testosteronspiegel verklebt dir schon wieder die Gehirnwindungen. Nein, einer von DIESEN! Weiß doch die ganze Welt, dass die in ihren Zirkeln keine Frauen aufnehmen«, sprudelte es weiter aus dem Zwerg.
»Glaupst du die kriegen unsere Jobs?«, fragte Torfdöhn, während er die Klinge inspizierte.
»Gerade in DIESEM Fall brauchst DU dir keine Sorgen machen«, lachte Rimpli.
»Is nich meinetwegen. Wegen Kira.«
»Tja, das KÖNNTE natürlich ein Problem werden.«
»Hei Leute. Was könnte für mich ein Problem werden?«
Die elbische Waldläuferin schlich mit gebeugtem Rücken in den Raum.
»Hi Kira«, lächelte Torfdöhn und winkte ihr zu.
»Nichts, nichts!«, kam es von Rimpli, der schon bis zum Hals in seinem Loch stand und eine Ladung Erde über die Schulter schleuderte.
Kira glitt aus ihrem Seidenkleid. Torfdöhns Blick wurde geil.
Rimpli war nicht mehr zu sehen.
»Ich musste heute schon der Palastwache eine Badmodenkollektion vorstellen und einen Ork mit einem Deo bearbeiten. Ich will nicht mehr. Ehrlich!«, flüsterte die Elbin angewidert. Sie streckte sich und ging zur Laufmaschine.
»Ha, das ist ja gar nichts, ich musste heute schon eine Kräutergartenmesse eröffnen. Mit Zipfelmütze, verdammt noch mal!«, brüllte der Zwerg aus seinem Loch.
»Und ich hadde schon zwei«, setzte der Schwertkämpfer nach.
»Ach Leute, wo sind die Zeiten, als wir das Königreich retteten und uns die Zukunft offen stand«, schniefte Kira, hakte das Laufseil in ihren Gürtel ein und begann ihre einsamen Runden um den Laufpfosten zu drehen.
Es verging keine halbe Stunde, als draußen Fanfaren tönten.
Im gleißenden Licht seiner Herrlichkeit trat der König mit dem Herold ein.
»Aaaah, die drei wackersten Helden meines Reiches. Sieh sie dir gut an Herold.
Torfdöhn Schädelspalter! Er zerhackte die Bierfässer der Belagerer unserer schönen Stadt. Kira Nachtschwalbe, die mit ihrer unermesslichen Schönheit den feindlichen Hauptmann bezirzte. Ja wo ist denn… Ach da, Meister Rimpli, der in einer Nacht 2000 Soldatenzelte untertunnelte, dass diese auf immer in den Tiefen unseres Königreiches verschwanden. Was für wackere Recken!“
»Ihre Entlohnung war auch angemessen mein Herrscher«, fistelte der dickliche Herold und rieb sich die Hände.
»Für jeden ein Viertel des Reiches und ihr Gewicht in Gold! Das nenne ich wohl angemessen, Herold!«, sprach der König eindringlich und zückte die Augenbraue.
»Natürlich mein Ernährer«, kam es vom gebeugten Atlatus König Estrichst zurück.
Torfdöhn beugte sein Knie, Kira knickste anmutig und Rimplis Hand winkte aus dem Loch.
»Meine lieben Freunde. Ich bringe euch hier zwei neue Mitstreiter. Großmagier Benjaminus und sein treuer Schüler Adelheid«, sagte der König stolz und machte den Weg frei.
Aus dem Hintergrund traten zwei bleichwangige Zauberer in dezent rosafarbenen Roben.
»Ich hoffe, dass ihr zueinander findet. Es ist noch soviel in meinem Reich zu tun. Seid mir gewogen«, hauchte der König und verließ segnend den Raum.
Torfdöhn und Kira starrten die beiden Magier ungläubig an.
Der Herold führt sie mit formvollendeten Gesten und goldgewirkten Worten zu einem entlegenen Bereich des Trainingsraumes.
»Hab ich es dir nicht gesagt? HAB ich es DIR nicht gesagt, verdammt noch mal?«, fluchte Rimpli, der seine Nase mit einem Klimmzug über den Rand des Loches zog.
Der Herold verbeugte sich und kam auf die drei Gefährten zu.
»So, ihr Luschen! Ihr habt gehört was der König gesagt hat. Das 100-tägige Fest zu euren Ehren hat die Hälfte der Staatskasse gefressen. Kira, ich will dich in einer Stunde vor dem Spieltempel sehen. Abendrobe. Rimpli, du abgezwickter Nichtsnutz, du bist in einer halben Stunde beim Kindergeburtstag der Kaufleute. In voller Montur dieses Mal. Nicht wie heute, nur mit Mütze. Verstanden! Und Torf du Idiot, du hast heute noch drei Hausbesuche, klar! Also, marsch, marsch!«, brüllte der Herold und gab Rimpli eine Kopfnuss, die ihn zurück in sein Loch beförderte.
Torfdöhns Augenlider wurden zu einem Spalt. Kira scharrte mit den Füßen. Rimpli heulte.
»So KANN es nicht weitergehen«, schluchzte der Zwerg im Untergrund.
»Nein, so kann es wirklich nicht weitergehen!«, sagte Kira.
»Nain, ich will heudde keine alden Weiber mehr fögeln«, vollendete der Schwertkämpfer.
Mit finsterem Blick beobachteten die Elbin und Torf die Magier.
»Was machen die verdammten Schwuchteln?«, platzte es aus Rimpli heraus.
»Sie spielen mit einem Wasserball.«
»Hä? Seit wann haben wir einen Pool?«, krächzte der Zwerg.
»Nich sooo ein Wasserball. Das Gegendeil von einem Feuerball«
Eine unglaubliche Schimpftirade entlud sich in den Tiefen des Lochs.
»Wißt ihr was wir machen könnten?«, fragte Kira.
»Wir haun alles kurz und klein.«
»Nein!«
»Ich hätte hier schon ein schönes Grab geschaufelt.«
»Nein Rimpli. Wir hauen einfach ab!«
Es wurde still.
»Ich habe gehört, dass sie im Westen eine teuflische Rattenplage haben. Das wäre doch eine nette Abwechslung.«
Torfdöhn grinste.
»Aber forher haun wir alles kurz und klein.«
»Neien!«
»Und was machen wir mit DENEN?«, kam es leise von Rimpli.
»Nichts, die werden dann einfach unsere Jobs übernehmen müssen. Die können doch Spiegelbilder von sich zaubern. Denkt nach, Stufe 23 …«
» … eine verdammte aufgepumpte 20 … «, gröhlte der Zwerg.
» … von mir aus 20. Ist sowieso alles nur mehr Propaganda. Kommt schon. Rein in die Klamotten. Das Zeug hier nehmen wir mit und ab durch die Mitte.«
Torfdöhn überlegte.
»Kira, ich bin dabei!«, rief Rimpli.
»Aber ich mag den König«, seufzte der Schwertkämpfer.
»Vergiss es. Denk an die Abenteuer, denk an die Frau … nein, denk nicht an die Frauen, denk an das Hacken!«, sagte Kira eindringlich.
Torfdöhns Augen leuchteten.
»Ok, dun wir’s einfach.«
Kira marschierte stolz zu ihren Habseeligkeiten und während Torfdöhn sein Schwert in das Lederfutteral steckte, trat der Herold ein.
»Was zum Geier macht IHR denn? Abhauen? Das würde euch so gefallen. WACHEN!«
20 schwer gerüstete Soldaten zwängten sich in den Raum.
»Abführen! Alle! Ich glaube wir werden noch mal das Basisprogramm auf der Streckbank machen müssen!«, plärrte der Herold und zog seinen Degen.
»Was ist mit den Magiern, mein Herr?«, fragte der Hauptmann.
»Die auch gleich. Präventiv!«, brüllte die rechte Hand des Königs.
Von der Übermacht der Palastgarde bezwungen, wurden sie aus dem Fitnessclub gezerrt.
Der Herold ließ die Kerzen ausblasen.
Eine ausweglose Stille lag über dem Raum.
Eine undurchdringliche Schwärze.
»Hallo? Haaallllooo? Kann mich wer aus diesem verdammten Loch holen?«