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Faschingssonntag oder "Ich, Caesar"

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12.04.2007
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Faschingssonntag oder "Ich, Caesar"

Faschingssonntag oder „Ich, Caesar

Dritte Fassung

O Wallenstein, du eigner Held,
Bewundert viel, begeifert von der Welt,
Im Tode doch blüht dir ein Glück:
Von Schillers Hand das hübsche Stück!

Friederike Kempner

Tiefste Nacht ist und die Egerländer Musikanten blasen Sturm. Die Narren haben Freigang und nicht allein der Wind gibt rote Nasen. Kalt ist und wir begeben uns ins Schloss.

Wir blicken durch den großen Schlafraum des mächtigsten Mannes im Reiche nebst dem Kaiser. Durchs Dämmerlicht erkennen wir, wie ein gedrungener Mensch im Nachthemd sich zum Fenster schleppt, es öffnet. Der Herzog von Friedland und Mecklenburg, Fürst zu Sagan und Boss des größten Kriegsunternehmens aller Zeiten und bis vor einem Monat gewesener Generalissimus des Hauses Österreich spricht mit zittriger Stimme in die Nacht hinein zu jemand, den wir nicht erkennen:

»Düster ist unser Leben geworden und Ares regiert die Welt. Wenn jetzt nicht Eirenen gelingt zu obsiegen, wird die ganze Welt weiter im Finsteren verharren; auf eben die gleich’ elend lange Zeit als die Herrschaft des Ares schon auf allem lastet! Ist aber das geschichtlich’ Erdreich erst einmal aufgewühlt, muss mit erstaunlichen Gewächsen gerechnet werden: mit kolossalen Helden und eben solchen Zwergen, die feig’ ihr Gift verspritzen.«

Bitter lacht der Mensch auf und fährt fort: »Erinnere mich des Spiels unter Kindern: so wird gesagt, ich hätte nur Kriegsspiel geduldet. – Welch ein Scherz!«

Den wir nicht erkennen, lacht.
Oder kommt das Lachen von den Narren da draußen?
Irgendwo herrscht Tumult unter den Jecken. Andere Jecken lenken die Stadtwache ab.
Aber die ist schon kräftig angetrunken.

»Als ich später den Mitschülern erzählte, dass sich die Weiden vor mir verneigt hätten, glaubten sie’s. ’s waren wohl Trauerweiden und Trauerklöße zugleich. –

Heut’ kehrt es als Gerücht zurück zu mir! –

Erinnere mich dessen, was der Astrolog' aus den Sternen erkannte: hätt’ ein wachendes, aufgemuntert, emsig und unruhig Gemüt, sei begierig auf Neuerung. Wie nebenbei lasse sich erkennen ein großer Durst nach Ehren und Streben nach Dignität und Macht. – «

Und kichert kurz: »Nun ja, mein’ Durst löscht ein Pils’ner nicht allein. –

Hierdurch entstünden mir viel’ öffentliche und geheime Feinde, die mir großen Schaden zufügen könnten. Obsiegte zweifellos meistenteils über sie, sofern ich nur den Lauf der Welt beachtete. So gelangt’ ich zu hohen Dignitäten, Reichtum und, - nachdem ich mich endlich in Höflichkeit schicken tät’, - zu einer stattlichen Heirat.

Und der Astrolog’ hat recht, recht hat der Sterngucker: Die Sterne logen nicht! –

Was weiter erzählt’ der Astrologe?

Mir gefiele nicht das gemeine menschliche Wesen und Händel, sondern ich trachtete nach neuen, bisher unversuchten Mitteln. Doch hätt’ ich viel mehr in Gedanken, als ich äußerlich spüren und sehen ließ’.

Was mir nicht gefällt am Horoskop, dass ich unbarmherzig wär', ohn’ brüderlich’ und eheliche Liebe, niemand achtend, denn nur mich und der Wollust ergeben. Wär' hart zu den Untertanen und zöge sie an mich. Wäre geizig, betrüglich und behandelte sie alle ungleich.

Sicherlich bin ich meist stillschweigend, doch dann wieder ungestüm und streitbar. Doch ähnelt’ ich also der englischen Elisabeth und dem gewesenen Kanzler der Polen.

Alles wahr und eingetreten, was der Astrologe vorausgesehen. Doch fürcht ich allein die Rede, dass ich nicht allen Feinden überlegen sein werde. – Das ängstigt mich!«

Vorm Schloss taucht ein Trupp riesiger Kerle auf. Dragoner. Die haben Mut sich angetrunken in den Karnevalswirren.

»Fürchte nicht den offenen Kampf der Kolosse. Ich fürcht den Zwerg und unsichtbaren Feind, der Gift verspritzt. Allein durch feige Furcht ist er fürchterlich. Das ganz Gemeine, ewig Gestrige. –

Das ganz Gemeine ist’s, was immer war und immer wiederkehrt und morgen noch gilt, weil’s heut schon gegolten. Denn aus Gemeinem ist der Mensch gemacht, Gewohnheit nennt er seine Amme. Weh dem, der würd’gen alten Hausrat zerdeppert!

Diesem Feind muss zuvor ich kommen. Dess’ Kriechen, dess’ knechtischen Verbeugens könnts Blut gemeiner Menschen in Wallung versetzen und vorbestimmte Wahl, gefassten Beschluss zu Kinderwillen machen. Süße Worte, gekrümmter Rücken, gebeugtes Knie, hündische Schmeichelei suchen den Entschluss zu ändern.«

Und der Mensch schreit hinaus in die Nacht so laut er kann: »Euer Kaiserlicher Majestät untertänigst gehorsamster Fürst und Diener! Dem ich nicht lach!«

Die Dragoner vorm Schloss hören jemand schrei’n: »Euer Kaiserlicher Majestät untertänigst gehorsamster Fürst und Diener! Dem ich nicht lach!«

Einer nickt: »C’est l’homme Val’stejn!«, und die Männer dringen ins Schloss ein.

»Ferdinand, Zwerg nach Giganten wie Rudolf, Max und Karl, mit dem sich schon mein Großvater gestritten. Ich pfeif auf die Anred' „Euer Liebden“ oder „Euer fürstlich’ Gnaden“ und erst recht „Von Gottes Gnaden“! Ha! Ausgekotzt aus irgendei’m göttlich sich wähnenden Verdauungstrakt: Gnade kann nur der Himmel gewähren. Und da werden des Kaisers Händ' tausendmal sich falten, um Vergebung zu erfleh'n. Tausendmal wird er sterben, bevor einmal er stirbt.

Was planlos gescheh'n, soll in einen Plan nun gegossen werden: ein neues Reich mit modern’rer Verwaltung, der Frondienst gehört abgeschafft. Und ohn’ dies abergläubische und totalitäre Gehabe und Getue der Inquisition, mit stehendem Heer und nicht marodierenden Banden, dass der Krieg sich selbst ernähre. Holzeinschlag in den Wäldern werde erlaubt, Fischereiverbote zählen nicht mehr.

Denn werden die Lebensbedingungen der Untertanen verbessert, werden sich auch meine Einnahmen steigern.

Manufakturen sind zu errichten, Kollegs und Universitäten sind zu gründen, das Recht ist zu vereinheitlichen.

Und schafft das nicht die Liga, so schaff’ es die Union!«

Vom nahen Kirchturm schlägt’s Mitternacht.

»Die Uhr schlägt keinem Glücklichen!«

Vom Treppenhaus her kommt viel Lärm.

»Ich spüre, des Märzen Idus ist mir nah!«

Die Tür wird aufgestoßen.

Der Mensch im Nachthemd wendet sich in den Raum und wir erkennen Eva Mattes als einen vor der Zeit gealterten 50-jährigen Kerl mit gezwirbeltem Schnauzbart, Kinnbärtchen und streng zurückgekämmtem Haar. Der Schatten des Todes steht stumm dabei.

Sie spricht ruhig zu den Eindringlingen: »Spät kommt Ihr, - doch Ihr kommt! Sucht Ihr Vojtěch Václav Eusebius z Valdštejna, so habt Ihr ihn gefunden.
Bin müd’ und krank, kann kaum den Schoppen Bieres selbst mehr führen, geschweige denn den Degen oder gar das Schwert.

Ich denk, einen langen Schlaf zu tun«, und breitet die Arme aus und der von den Leuten sich bisher zurückgehalten, der nimmt nun Schwung und stößt wie nach dem Lehrbuch zu, wie’s die objektive Berichterstattung später beschreiben wird: Man müsse auf die Mitte zielen, wenig unterhalb des Brustbeins, den Stoß aufwärts führen, einen Fuß nach vorne gestemmt –
Zwerchfell und Magen durchstoßen, die Hauptschlagader treffen, die Lunge zerfetzen, mit des Todes riesigem Zackenmesser vier, fünf Organe durchwühlen, da eines bereits genügt hätte.

Feuer, stickender Schmerz, kreisender Weltuntergang. Fragment einer Sekunde: Ein Licht und der Körper sinkt in die ewige Nacht als die Partisane herausgezogen wird aus dem Leib.

Was wird uns gezeigt und hernach berichtet?

Ein langer, hagerer Mann nimmt den kleinen Körper zunächst auf die Arme und will ihn zum Fenster hinaus werfen, -

da, so meint der geneigte Leser, hätten Böhmen und Mähren Erfahrung. Aber unter den Mördern ist gar kein Böhme, kein Mähre und Tscheche, nicht einmal ein Deutscher. –

Aber die anderen wollen anderes: wickeln den Körper in einen roten Teppich und schleifen ihn die Treppe hinab und an jeder Stufe schlägt der Schädel auf. Dann auf einen Wagen geladen, auf dem später weitere gebliebene Anhänger des gewesenen mächtigsten Mannes im Reiche - nebst dem Kaiser, so müssen wir einschränkend sagen - an diesem Faschingssonntag auf lange Zeit zu liegen kommen.

Und keine Kapelle spielt dazu, denn wer hätt’ den Anstiftern das hohe Lied des Mord und Totschlags singen und spielen sollen, gilt es doch immer wieder durch höheren Willen, eine Mörderbande aus dem Vermögen Ermordeter zu entlohnen und somit still zu stellen und die Tat zu legalisieren und zu legitimieren -

da niemand im nahen Alsheim Mnemosyne vermisst. Derweil rechtfertigt vor seinem Ordensgeneral ein Beichtvater: „Solang Friedland dem Reiche und uns glücklich war, freuten wir uns mit ihm. Da er tapfer war, ehren wir ihn. So wir ihn liebten, weinen wir um ihn. Als er aber uns verderben unds Haus Österreich ausrotten wollte, gaben wir am 24. Jänner Befehl, die Herrschsucht zu zügeln und der Göttlichen Majestät gefiel es, den Plan des Erwählten Kaisers gedeihen zu lassen.“

 
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Hallo Friedel,

wenn ich die Geschichte richtig verstanden habe, kombinierst du ein historisches Ereignis - Ermordung Wallensteins - mit einer fiktiven Faschingsfeier in der Gegenwart. Diese Feier stellt dabei die Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart dar, da es auch zu Wallensteins Ermordung ein Fest gab. Richtig? Ich denke, dass dir auch Schiller Pate stand. Die Idee find ich sehr gut und denke auch, dass du es sehr gut umgesetzt hast. Nur muss ich bei vielen Anspielungen passen, die Eva Mattes alias Wallenstein in die Nacht rufen, da mein gefährliches Halbwissen an dieser Stelle nicht ausreicht. Die Monologe erscheinen mir zum Teil zu lang. Du könntest sie unterbrechen und durch ganz kurze Situationsbeschreibungen auflockern, denn auch das Wllenstein'sche Deutsch ist sehr anstrengend zu lesen. Ansonsten sehr schön.

Ciao

MiK

P.S.: Warum der Titelzusatz "Ich, Caesar"?

 

„Ansonsten sehr schön.“

Hallo Mik

und Dank fürs Lesen und Gutbefinden!

Beginnen wir mit dem Ende:

„Warum der Titelzusatz "Ich, Caesar"?“

Es tun sich Parallelen zwischen Caesar und Wallenstein auf: beide sind mit knapp 50 unheilbar krank, wollen einen Krieg beenden und zugleich das Reich reformieren, gar erneuern. Das Gerücht, W. wolle einen Friedensvertrag zwischen den wichtigsten Kriegsparteien aushandeln, selbst die Macht im Reich ergreifen, um seine Modernisierungsideen durchzusetzen. Das Mordkomplott unter österreichischer Führung basierte auf solchen Unterstellungen. Wahrscheinlich zögerte W. zu lange, erwartete vielleicht sogar den Anschlag, wie es ja auch die These gibt, dass Caesar selbst Hintermann des Attentats war, um seinen Ruhm zu mehren.

Zudem wurde von unsern Altvorderen „Caesar“ wie [kaisar] = Kaiser ausgesprochen. Obwohl seit Oktavian der Monarch mit „Imperator“, der Thronfolger aber „Caesar“ genannt wurde.

Und jetzt geht’s der Reihe nach:

W. wurde in der Nacht zum 25. Februar 1634 ermordet. Das war der Fastnachtsonntag, was Deinem Verständnis der Geschichte nichts nehmen soll. Mann kann die Geschichte so sehen, wie Du sie siehst.

Pate gestanden haben neben Schiller (W.-Trilogie, Geschichte des Dreißigjährigen Krieges), Golo Manns W.-Biographie, aber auch Grimmelshausens Simplicissimus, vor allem aber Brechts Theorie zum epischen Theater, um die ganze Angelegenheit zu verfremden.

Daraus folgt dann, W. wie Mattes aussehen zu lassen bzw. Mattes den W. darstellen zu lassen. Daraus ergibt sich auch die Sprache, die dann eher von Schiller beeinflusst ist.
Ich hätte auch die Sprache W.s nehmen können, die dann sehr an Grimmelshausen erinnerte. Hier ein Beispiel im w’schen Originalton: „Anno 1620 in Julio bin ich uf den Tod krank gewest, und die Krankheit vermein ich, daß ich mirs mit drincken causirt hab.“ Das hätte mir Rüffel der Germanistenzunft eingetragen. Nicht, dass ich damit nicht leben kann, aber die Kunstsprache verfremdet es um ein Vielfaches mehr, macht es dem Leser aber auch nicht einfacher.

In der Tat wird nur ein einziger Monolog zum Besten gegeben und die vorherige Fassung wurde eher dem Theater, statt der KG zugerechnet, dass sie gelöscht wurde. In dieser 2. Fassung finden sich nun Einschübe, ohne dass die ursprüngliche Fassung in ihrem Kern verändert wurde. Leid tut’s mir für die gleich mit gelöschten Kommentare, bedeuten sie doch Arbeit für die Kommentatoren, die auf einen Schlag hinfällig ist. Aber gemach:

Da ich inzwischen Erfahrung mit KG.de habe, kann ich alle trösten: sie sind nach wie vor allesamt vorhanden. Bei mir geht nix mehr verloren, kein gelöschtes oder ursprünglicheres Manuskript, kein Kommentar.

Wie schon erwähnt dank ich Dir, nun aber auch für Deine Mühe und Geduld!

Gruß

Friedel

 

Salü Friedrichard,

warum der erste Text gelöscht wurde, ist mir ein Rätsel, aber ich nehme an, Du hast die Begründung. Inhaltlich habe ich mich bereits dort geäussert. Nun noch ein kleiner Hinweis zur Textstruktur. Da schleichen sich bei Dir immer so Zeilenbrüche ein, die mir das flüssige Lesen erschweren und die ich nicht für notwendig halte:

Bitter lacht der Mensch auf und fährt fort: »Erinnere mich des Spiels unter Kindern: so wird gesagt, ich hätte nur Kriegsspiel geduldet. –

Welch ein Scherz!«

Den wir nicht erkennen, lacht.
Oder kommt das Lachen von den Narren da draußen?
Irgendwo ist ein Tumult unter Jecken wahrscheinlich. Andere Jecken lenken die Stadtwache ab.
Aber die ist schon kräftig angetrunken.


Wäre doch einfacher so zu lesen:

Bitter lacht der Mensch auf und fährt fort: »Erinnere mich des Spiels unter Kindern: so wird gesagt, ich hätte nur Kriegsspiel geduldet. – Welch ein Scherz!«

Den wir nicht erkennen, lacht.
Oder kommt das Lachen von den Narren da draußen?
Irgendwo ist ein Tumult unter Jecken wahrscheinlich. Andere Jecken lenken die Stadtwache ab. Aber die ist schon kräftig angetrunken.


Nicht nur diese Stelle, das zieht sich durch. Da verlöre der Text ja nur an optischer Länge, inhaltlich aber wäre er weniger 'zerrissen'. Was meinst Du?

Immer noch bin ich fasziniert von dieser 'Legierung' und grüsse Dich!
Gisanne

 

„Immer noch [bistu] fasziniert von dieser 'Legierung'“,

liebe Gisanne,

was mich natürlich freut. Ich dank Dir auch für die Hinweise zur (geänderten) Strukur, die ich bei der weiteren Verarbeitung des Textes berücksichtigen werde.

Wem die inhaltlichen Äußerungen zum ursprünglichen Text nicht gegenwärtig sind, - wer zweifelt daran, dass solches vorkommen wird? -hier ist Gisannes Kommentar vom 03. Februar d. J.:

»Salü Friedrichard,

eine Hommage an Eva Mattes? Ich sah sie als 'Gertrude',1999 in Zürich mit Angela Winkler als 'Hamlet'. Beide so stark, wild, farbig, laut, leise, verzweifelt und brutal wie Du diese Geschichte geschrieben hast.

Ein ganz neuer Autor, den ich hier nicht mit 'friedel' und / oder 'Vridel' ansprechen könnte und wollte.

Da ist Dir ein starkes Stück gelungen. Voller Ironie die Blicke auf den 'menschlich, allzu menschlichen' (!) Giftzwerg, der sich als Cäsar ausgibt und doch 'nur' ein von Gicht geplagter, reizbare Feldherr ist. Astrologiegläubig und sie gleichzeitig verachtend - versus Wissenschaftsgläubig und sie zu verächtlichen Manipulationen missbrauchend.
Zitat:
gilt es doch immer wieder durch höheren Willen, eine Mörderbande aus dem Vermögen Ermordeter zu entlohnen und somit still zu stellen und die Tat zu legalisieren und zu legitimieren.
Flüssig geschrieben, spannend zu lesen, wirklich gefallen.

Herzlichst,
Gisanne«

Worauf ich spontan antwortete:

»Ah,

nicht so förmlich,

liebe Gisanne,

und keine Bange, ich bin der immer noch gleiche Langweiler wie zuvor!

Mattes gefällt mir ungemein und Winkler ebenso, -

nicht nur in der Personifikation der Katharina Blum, -

wenn ich nicht schon verheirat’ wär …

Aber im Ernst: ich dank Dir fürs Lesen und vor allem für den Mut eines ersten Urteils (das mir dann auch noch gefällt), denn es ist ja kein Geheimnis, dass ich eher sperrig als handlich daherkomme. Geradezu gekonnt die kurze, aber treffende Charakterzeichnung des Unternehmers einer riesigen Kriegsmaschinerie!

Ich freu mich

friedel«

Und auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen:

Ich dank Dir!

Gruß

Friedel

 

Ja,

liebe Are-Efen,

manchmal ist es erstaunlich, welche Passage eines Textes einen anderen Menschen anspricht und Emotionen oder auch nur Erinnerungen auslöst. Da sind wir gar nicht so weit weg vom Schlager, der allerdings i. d. R. darauf abzielt, „gute“, d. h. angenehme Erinnerungen zu wecken. Wie alle Vergleiche hinkt auch dieser, denn wir wissen nicht, was genau welche Emotion(en) in Zusammenhang mit Musik bei Dir ausgelöst hat.

Beruhigend zu wissen, dass Du um den Nutzen emotionaler Reaktionen weißt: „Damals hat es mich bloß aufgebracht, doch weiter ist man mit einer solchen Reaktion nicht unbedingt....“

Ich dank Dir für’s nochmalige Lesen!

Gute Nacht

Friedel

 

Are-Efen schrieb am 9. Februar d. J. zur ersten, der gelöschten Fassung:

»Hallo Friedrichard,

Der Text blendet durch seine anscheinend lockere und zeitgemäße Er z ä h l form.

In Wirklichkeit sind Inhalt und sprachliche Wiedergabe so fein aufeinander abgestimmt, dass sie zu einer Einheit, die eher über das Unterbewusstsein er f a s s t wird, verschmelzen.

Daher kommt keiner so recht ran.

Bei den Caesaren muss das so ähnlich sein.
Denn selbst wenn die Mörder meinen, genau zu wissen, wo das Messer angesetzt werden muss, dürfte das noch lange nicht der ultime Punkt sein.

Gruß
Are-Efen«

Dieser scharfsinnige Kommentar findet bei mir nur einen Kritikpunkt: warum das „Unterbewusstsein“ und nicht das Unbewusste als „erfassende“ Instanz genommen wird. Das Unterbewusstsein ist unter den psychischen Instanzen eine minderwertige, weder schon bewusste noch nur unbewusste - als erfüllte es die Funktion des Fegefeuers im Katholizismus.

Gleichwohl dank ich Dir fürs Lob!

Gruß

Friedel

 

Hallo Are-Efen,

eine interessante Bemerkung, an deren Aufarbeitung ich gerne mitarbeite. Was natürlich, wie Du schon sagst, einiges dauern kann und dauern wird.

Gruß

Friedel

 

Hallo Are,

nachträglich betrachtet scheint's zunächst einmal vermessen zu sein, psychologische Instanzen mit religiösen in einen Topf zu werfen und das jüngste Gerücht darinnen zu brutzeln. Das Purgatorium ist erst seit 1439 Dogma und es bezeichnet den reinigenden Prozess für jene armen verstorbenen Sünderlein, die Genugtuung üben/leisten müssen, bevor sie Gott anschau'n dürfen.
Interessant ist in dem Zusammenhang, dass "Scheol" der alten Israeliten zur Gehanna entwickelt wurde, die sich tatsächlich als ein Tal in der Nähe Jerusalems lokalisieren lässt: die "Schlucht von Hinnom" ("gehinnom") im Grenzgebiet von Juda und Benjamin. Hier wäre nach dem Endgericht der Ort der Strafe für Gottlose, hier würden Leib & Seele durchs ewige Feuer verbrannt -
insofern sind "Hölle" und deren Verniedlichung im "Fegefeuer" keine papistische Erfindung.

Diesen Ort der Qual(en) haben wir Heutigen verinnerlicht im seelischen Leid, sofern Hölle/Fegefeuer hier & jetzt in uns selbst zu finden wäre,
wodurch der Bezug zu psychologischen Instanzen wiederhergestellt werden kann. Warum sollte man nicht den Ausdruck des "Unterbewusstseins" als Synonym fürs "Unbewusste" nutzen, 's ist ehr gang & gäbe.

Der Begriff der "Genugtuung" schreit dann auch nach Satire: im Gegensatz zu Strafe oder Buße soll dadurch ein verletztes immaterielles Rechtsgut wie z. B. die Ehre durch öffentliche Entschuldigung oder Widerruf wiederhergestellt werden. Das Schmerzensgeld als eine gesteigerte Form der Genugtuung (schönes Wort an sich, allein wegen der uuu's) erinnert dann auch ein wenig an den Ablasshandel, nur dass das Geschäft jetzt nicht mehr die Kirche macht, was ja mit der Säkulasierung einfach nur konsequent ist. Müssten in diesem Sinne "große" Männer/Frauen wie z. B. Wallenstein oder die erwähnte englische Elizabeth für die Opfer ihrer "großen" Taten Genugtuung leisten, könnte der persönliche Ruin eben dieser Leute am Ende stehen und sie könnten Sozialfall werden. Doch wer wollte dann noch eine Führungsposition bekleiden? Und wer von uns tapperte schon gerne führungslos und somit so gut wie blind durch Geschichte und aktuelles Zeitgeschehen?

Ein anderer, wesentlicher Verknüpfungspunkt liegt in der Funktion von Religion und Psychologie darin, das "Seelenheil" wiederherzustellen -
und sei's nur als social engineering.

Gruß

Friedel

Was der "Ephraim" bei mir wieder ausgelöst hat ....

 

Welche Wege wir beschreiten ist schon erstaunlich,

liebe Are.

Ich werd drüber nachdenken -

aber ohne Bässe, die derzeit sogar durch mein Steißbein dröhnen. Wer hat eigentlich das Gerücht in die Welt gesetzt, das "Musik" gleich welcher Art von Bässen beherrscht werden müsste? Dem werd ich Schmerzensgeld abverlangen!

Gleichwohl:

Ich komm drauf zurück!

Friedel

 

Hallo Are,

das kommt- wenn auch äußerst selten - vor, dass ich im Gegensatz zu Wallenstein unbeherrscht bin, gilt dieser doch als jähzornig. Das Adjektiv "souverän" verführt sogleich zum "Macht"-Begriff, denn selbst wir hier auf KG.de fallen mit unserem Schreiben -gleich welcher Art der Beitrag sein mag - untern Begriff derMacht buchstäblich i. S. Max Webers, indem wir mittels unserer Fähigkeiten/Talente, mehr oder weniger verständliche Texte zu verfassen, unsere Absichten durchsetzen wollen, im einfachsten Fall, einfach Spaß zu empfinden, und uns den Besonderheiten des Marktes -eben hier: KG.de - beugen. Zu den besonderen Problemen zählt da das Verhältnis von Macht und Recht, und sei's nur das Regelwerk der Grammatik betreffend, die ja auch "Reduktion von Komplexität" i. S. Luhmanns ist und damit die Welt- in unserem Fall eben die Schriftsprache - berechenbarer und somit verständlicher macht.

Der genannte Osiris-Mythos erinnert an Parallelen in der nordischen Naturmythologie in dem gegensätzlichen Paar Baldr/Loki, letzterer zugleich Vater der "Hel",nichts anderes als die Hölle -

und schon klemmt's Keyboard,dass ich für heute aufgebe ...

Gruß

Friedel

 

Hallo Leute,

hier vor Ort weiß man, dass ich niemals fertig werde – so auch mit diesem Text, dem aus aktuellem Anlass nun zu Anfang und Ende kleinere Erweiterungen widerfahren:

Vorangestellt und zur behutsamen Einführung des Lesers finden sich nun Verse aus der Gartenlaube zitiert

"O Wallenstein, du eigner Held, ...."

und ans Ende ist nun ein Stück Rechtfertigung durch die Gesellschaft Jesu gesetzt, deren stattlicher Umfang des Originals vom 3. März 1634 auf wenige Zeilen zu shaekspearscher Kürze eingedampft wurde. Angeboten hätte sich Antons x sei ein ehrenwerter Mann, tatsächlich wird's dann der Brutus:

- da niemand im nahen Alsheim Mnemosyne vermisst. Derweil ...

Angeregt ist es durch die heutige Phoenix-Runde, in der Dieter Hildebrandt Frau M. schon im Dinner for One wähnte.

Helau & Alaaf

Friedel

 

Lieber Friedel

O Wallenstein, du eigner Held, …

Weckte mir die Erinnerung an Golo Mann, sein Wallenstein, ein dicker Schinken, der mir damals zum Albtraum wurde. Sein Astrologe Seni möge mir verzeihen, dass ich ihn irgendwann achtlos zur Seite legte.

So weiss ich denn nun nicht, ob darin zitiert wurde: Gut, das Berge sich nicht einfach versetzen lassen. Oder ist dies eine verleumderische Zote? Doch es gibt nichts das nicht geht, wie es schon zu Gutenbergs Zeiten auf Papier, manchmal auch mit fremder Feder, festgehalten wurde. Merke, er stand doch auf Evas engelhaft sicherer Matte, gibt es Unumstösslicheres?

Ich kenn mich ja nichts aus, mit Büttenreden, das fasnächtliche Treiben ist jenseits meiner Welt. Doch Neugierde liess mich deine Sätze lesen, sie reimen sich nach Bild und Welt, wie Blitzlichter im Gewitter sich herniederpressend.

Mir war es wahrlich ein historisches Ereignis, von Seni wieder einmal zu hören, seine retrospektive Weissagung zu vernehmen, zeitig zum Faschingssonntag als Blüte in der Luft wirbelnd hochtreibend.

Hat Spass gemacht.

Doch nachträglich las ich nun die Kommentare, auch die replizierenden zur ersten Fassung. Verwirrung breitete sich mir aus. Oder war es unbewusstes entwirren, welche die Aktualität zum Faschingssonntag zu erkennen meint. Nun gut, die Fasnacht erlaubt ja jede Legalisierung. Würde ich es klarer deuten, wäre ich ein Spielverderber. Und Spass soll jeder für sich selbst verstehen.

Zu deinem neuen Jahresring im Stamm des Lebens, noch alles Gute.

Gruss

Anakreon

 

Und keine Kapelle spielt dazu, denn wer hätt’ den Anstiftern das hohe Lied des Mord und Totschlags singen und spielen sollen, gilt es doch immer wieder durch höheren Willen, eine Mörderbande aus dem Vermögen Ermordeter zu entlohnen und somit still zu stellen und die Tat zu legalisieren und zu legitimieren -

Salü Friedel,
mit obigem Zitat kannstu / könntestu nun aber mal wegkommen vom ollen Wallenstein und dich der Aktualität dieses unsäglichen Wüstenbewohners widmen, der ja schon längst nach Alzheim gehört (nur bringt ihn niemand hin!)
Aber ja, da gibts im Moment nichts fasnächtliches und somit auch nichts zu lachen.

Einewäg: Heute ist Fasnachtssonntag und du wirst wieder ein Jahr älter. Herzlich alles Gute,
Gisanne

 
Zuletzt bearbeitet:

Ein Dankeschön in den Süden & ins Gebirg,

liebe Gisanne &
lieber Anakreon!

Ja, die Erinnerung an Golo Mann ist schon Absicht, denn im Grunde ist er zusammengedampft (was man in der Ausbildung zum Chemielaboranten als erstes lernt) und "schiller"nd formuliert (obwohl ich die Biographie für eine der besten / packendsten überhaupt halte, dass selbst, als ich an der Rezension zu CF Meyers Jenatsch-Roman schrieb, es mich in den Fingern juckte). In Wirklichkeit muss Seni ja mir verzeihn ...

Aber Dein Hinweis

So weiss ich denn nun nicht, ob darin zitiert wurde
bringt die aktuelle Situation auf den Punkt, wurde doch während der Jeckenzeit sogar für einen künftigen Kaiser K(arl)T(heodor) demonstriert ..., dass man - naiv, wie man halt ist, nicht weiß, wie ernst dergleichen gemeint sein könnte. - Und es ist alles keine Zote ...

Und selbst in einem Komm Poetisches zu finden wie

Neugierde liess mich deine Sätze lesen, sie reimen sich nach Bild und Welt, wie Blitzlichter im Gewitter sich herniederpressend
ist was feines und - sei Spielverderber!

Freilich, an Libyen hatte ich sträflich(erweise) gar nicht gedacht, und das, wo ich gerad erst den Hamed besprochen hab ...

Ich dank Euch beiden!

Gruß

Friedel

 

Lieber Friedel

- sei Spielverderber!

Hast du geantwortet. Wohlan, der Fasching ist vorbei. Es ziemt sich wohl, meinem Kommentar das Kryptische abzuschminken und kurz einen Klartext darzulegen. Die Aktualität unter einer Narrenkappe versteckt, die ich in deinem alten Werk als köstlich offenbarend, wahrzunehmen meinte.

O Wallenstein, du eigner Held, …

Golo Mann arbeitete es es einst auf Hunderten Seiten auf. Du brachtest es vor Jahren fertig, es konzentrierter noch einzubinden. Doch dem nicht genug:

Heut’ kehrt es als Gerücht zurück zu mir! –

Die Medien überschlugen sich, es soll ein Plagiat gewesen sein, wurde aufgedeckt, die Eitelkeit entlarvt und benannt, mit Karl Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Franz Joseph Sylvester Freiherr von und zu Guttenberg.

Ich pfeif auf die Anred'

Sich fragend, wer meuchlings an seiner akademischen Würde sich vergriff?

Von berufener Feder geführt hast du es als Aktualisierung mit Faschingssonntag oder "Ich, Caesar" trefflich verquickt.

Das Spielverderbende nimmt dem nicht seinen Reiz, zeigt es doch, was Goethe schon sagte: „Nichts Menschliches ist mir fremd.“

Gruss

Anakreon

 

Die Aktualität unter einer Narrenkappe versteckt, die ich in deinem alten Werk als köstlich offenbarend, wahrzunehmen meinte,
was mich natürlich freut (wie auch Gisannes Beitrag und Hinweis),

lieber Anakreon,

wie auch Deine weiteren Ausführungen unds Entblättern des schiller(nden) Jargons. Denn es sollte kein Geheimnis bleiben, dass neben dem Golo Mann die Wallensteintrilogie nebst der schillerschen Geschichte des Dreißigjährigen Krieges in einen Erlenmeyerkolben einflossen und bis zum Wesentlichen und Festen zusammengedampft wurden. Wie gerufen kommt da noch Hamed Abdel-Samed des Weges, der's auf andere Weise auf den Punkt bringt, wenn er behauptet, in Ägypten diene Facebook der Revolution - in Deutschland soll ein Kriegsminister, pardon, Verteidigungsminister gehalten werden.

Dank Dir und ein schönes Restwochenende vom

Friedel

 

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