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Fernweh, Heimweh und dazwischen

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24.01.2009
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Fernweh, Heimweh und dazwischen

Der Saal bebt, das Publikum jubelt, auf der Bühne verbeugen sich die Schauspieler; dahinter fällt man sich in die Arme, klopft auf Schultern und schüttelt Hände.
Benno Bergmann beobachtet das Treiben von der Seitenbühne. Er sieht es fallen: die Anspannung, die Nervosität, den Erwartungsdruck. Seine Zähne zermalmen einen Hustenbonbon. Ein Erfolg, er spürt es, er weiß es, dafür steht sein Name. Willy, einer der Schauspielstudenten, kommt zu ihm, greift nach seiner Hand, zieht ihn mit auf die Bühne. Benno Bergmann muss sich verbeugen, das ist so üblich.
Hier vorn ist es heiß und stickig. Das Licht der Scheinwerfer brennt in seinen Augen. Die Zuschauer erheben sich von den Plätzen, die Kette der Verbeugenden löst sich, die Darsteller treten zurück. Benno steht allein an der Rampe und ertrinkt im Beifall. Ihm ist schwindlig, sein linkes Auge beginnt zu zucken, die Scheinwerfer so hell, die Luft so trocken. Noch vor einer halben Stunde am Monitor in der Kantine hat er geflucht, geschimpft, geschrien. Zu viele Fehler, ihm sind sie aufgefallen. Daran denkt er, während das Wiener Publikum klatscht, trampelt, pfeift.

Er wird das Wiener Hotelzimmer nicht vermissen. Endlich ist er zurück in Hamburg, zu Hause bei seiner Familie. Nathan, der alte Schäferhund, begrüßt ihn an der Tür. Kurz nur, dann läuft der Hund in die Küche und Benno folgt ihm. Annas Hände stecken in einer Schüssel voll Hackfleisch. Mit dem Unterarm streicht sie sich eine Haarsträhne aus der Stirn und bietet Benno die Wange für den Willkommenskuss.
„Der Kaffee ist frisch.“ Annas Kopf deutet zur Thermoskanne.
„Für dich auch?“, fragt Benno, als er zu einer Tasse greift.
„Gern.“ Anna lächelt. Ihr Lächeln ist alt geworden, denkt Benno. Er stellt ihr den Pott zur Seite, lässt sich auf einen Stuhl fallen, betrachtet ihren Rücken, ihre Beine, ihren Hintern. Nathan hockt neben Anna und bettelt nach Hackfleisch.
„Wie läuft es bei deinen Proben?“, fragt Benno, während er Zucker in den Kaffee schaufelt.
„Geht so. Tolle Besprechung für die Wiener Premiere heute Morgen im Radio. Ein guter Abend?“
„Geht so.“

Der Kaffee ist heiß. Benno pustet kleine Wellen in die Tasse.
„Wo sind die Jungs?“, fragt er.
„Paul ist mit seiner Freundin an der Ostsee und Max hat ein Spiel.“
„Lohnt es sich noch hinzufahren? Zum Spiel meine ich.“
Annas Blick streift die Uhr. „Glaube nicht. Nein, es lohnt sicher nicht mehr.“

Natürlich käme er zu spät. Er würde seinen Jüngsten nicht mehr auf dem Platz erleben. So wie er nicht da war, als Max Fahrrad fahren lernte, mit sechs wieder ins Bett machte, als man ihm den Blinddarm heraus nahm. Nicht da, als Paul zum ersten Mal mit einem Mädchen am Frühstückstisch saß, seinen Suff in den Flur kotzte, durchs Abi flog. Er weiß nicht, welche Jeans die Jungs tragen.

Benno reibt sich die Augen, ist müde von den letzten Wochen. Und dann dieses Zucken, links.
„Wie sieht es bei Max in der Schule aus?“
„Im Fußball ist er besser.“
„Und die Nachhilfe? Bringt sie was?“
„Wenn er sich denn dort blicken lässt.“ Anna wirft Salz in die Schüssel.
„Was soll das heißen, wenn er sich denn dort blicken lässt?“
Wieder beginnt sie zu kneten. Mit den Händen. Mit den Fäusten. „Dass er dort nicht hingeht, soll es heißen!“
Sein Auge macht ihn wahnsinnig. Anna, wie sie die Masse bearbeitet. Ihre Vorwürfe, er will sie nicht hören, nicht jetzt. Er wird sie heute Abend mit den Frikadellen schlucken.
„Ich dreh noch eine Runde mit Nathan. Ich muss den Kopf frei bekommen."

Benno hatte Anna auf der Schauspielschule kennengelernt. Seit achtzehn Jahren spielt sie schon im Thalia. Wenige kleine Fernsehrollen, oft hatte sie Filmangebote abgelehnt. „Wegen der Jungs. Einer muss doch schauen, ob sie noch leben“, war ihr Standartspruch. Wenn kein Au-Pair bei ihnen wohnte, verbrachten die Jungs oft Stunden mit den Hospitanten im Zuschauersaal oder in der Requisite. Abends schliefen sie auf der Liege in Annas Garderobe, wo die Mutter ihnen übers Haar strich, während sie auf ihren Einruf wartete.
Auf die Au-Pairs haben sie verzichtet, seit Max zwölf ist. Paul hätte man in diesem Alter nicht allein lassen können. „Ein Kindskopf, der Bengel. Der macht die Stadt kaputt, wenn wir den allein lassen.“ Immerhin, sein Abitur hat er im zweiten Anlauf geschafft, den Zivildienst scheint er ernst zu nehmen und im Herbst wird er nach Berlin ziehen.

Max jetzt also auch, denkt Benno. Ich muss mit ihm reden. Heute. Morgen. Übermorgen sitze ich im Flugzeug nach Tokio. Bis dahin muss ich mit ihm reden. Die Schule, das ist doch wichtig. Das muss er doch begreifen! Nathan zieht ihn durch den Park, führt ihn an der Leine. Scheinbar ziellos irren sie umher, weichen Sportlern und Familien aus. „Wohin Nathan? Wo wollen wir eigentlich noch hin?“
Benno setzt sich auf eine freie Bank. Ein Frisbee landet vor seinen Füßen. Benno hebt es auf und reicht es dem jungen Mann, der zu ihm gelaufen kommt.
„Danke.“
Das gleiche Piercing wie Willy. Der Schauspielstudent, der ihn auf die Bühne zog, Willy, der es wagte auf einer Probe „Ist doch Bullshit“ zu sagen, seine Regieanweisung als „Bullshit“ zu betiteln. Widerspruch glaubte Benno schon auf der roten Liste, vom Aussterben bedroht. Der Anblick des Jungen, die weit aufgerissenen Augen, der Klang des Angriffes in seiner Stimme; es fühlte sich gut an.
„Ist doch Bullshit, die Freude mehr zu gewichten. Es ist dreckiges Geld. Da klebt Blut dran. Das weiß selbst der letzte Einwohner von Güllen, dass für dieses Geld jemand sterben muss.“
„Aber noch steht das Geld für ihre Hoffnungen, Träume, Wünsche. Das ist doch kein unangenehmes Gefühl, Willy. Dieses Geld steht für ihre Freiheit, ihre Unabhängigkeit.“
„Jeder kennt die Bedingungen, die daran gebunden sind. Freiheit, Unabhängigkeit, Autonomie, alles hat Grenzen, es fordert Opfer! Das kann man nicht ausblenden, wegdenken.“
Willys Worte brannten, schlugen Funken. Kein klarer Gedanke ließ sich aus dem Feuer herausziehen. Benno übergab die Probe an seinen Assistenten und ging in sein Wiener Hotel, setzte sich an die Bar und schluckte Whisky. Wann hat ihn die Unabhängigkeit vom Geld zum letzten Mal glücklich gemacht? Er versuchte sich zu erinnern. Spulte rückwärts, Wochen, Monate, Jahre.
Das Haus in Skagen. Der erste Urlaub in einem eigenen Ferienhaus. Die gemeinsamen Wanderungen auf der Landzunge, hoch zu dem Punkt, an welchem Ost- und Nordsee aufeinandertreffen. Die Nächte dort. Anna. Die Jungs, die in der Stube Sandburgen bauten. Vor sechs Jahren haben sie sich davon getrennt und ein Haus in Mecklenburg gekauft, ein Pferd für Anna und ein Motorrad für ihn.

Zurück zu Haus, stolpert Benno über die Sporttasche von Max. Einfach fallen gelassen. Mit dem Fuß schiebt er sie zur Seite, streift die Schuhe ab und befreit Nathan vom Halsband.
„Hey Großer, Sieg oder Niederlage?“, ruft Benno ins Haus.
Max kommt kauend aus der Küche „Sieg“ triumphiert er schmatzend. „Und selbst? Sieg oder Niederlage?“
„Sieg im Burgtheater.“
„Na dann, ist ja alles wie gehabt. Wie lange bleibst du?“
„Zwei Tage“, das väterliche Gewissen drückt auf seine Stimmbänder. „Hast du bis dahin mal Zeit für deinen Alten?“
„Vielleicht.“
Dieses vielleicht, es zieht ihm das Blut aus dem Schädel. „Schon ausgebucht, was?“
„Wie die Großen, so die Kleinen.“ Max' Blick ist fest auf seinen Vater gerichtet.
Bennos Knie werden weich und er sackt auf die alte Wäschetruhe. „Wir müssen reden.“
„Worüber?“ Max schiebt sich den Rest seines Brotes in den Mund.
Groß ist der Junge geworden. Das Zucken, wieder da, linkes Auge.
„Über dich“, kaum hörbar sind Bennos Worte.
„Über die Schule wolltest du sagen. Immer reden wir über die scheiß Schule!“
Der Junge hat recht.
Max greift nach seinen Schuhen, seiner Jacke.
Er wird gehen und mich hier einfach sitzen lassen.
„Auch. Auch über die Schule ... und über dich, über uns.“
Max verharrt einen Moment, den prüfenden Blick auf seinen Vater gerichtet. In Benno keimt ein Funken Hoffnung. Ganz kurz, ganz klein. Max schüttelt den Kopf, streift sich die Jacke über. Alles geht so schnell.
„Morgen vielleicht.“ Er geht und zieht die Tür hinter sich ins Schloss.
Annas Worte kommen ihm in den Sinn. Wenn er mehr Zeit mit ihnen verbringen würde ... Bald wird es soweit sein, er wird die Intendantenstelle am Schauspielhaus annehmen. Dann bleibt er bei ihnen, hier zu Haus.

„Dein Essen steht in der Mikrowelle“, sagt Anna. Auch sie zieht Schuhe und Mantel an. Sie muss los, ins Theater. Kurz denkt Benno daran, sie zu begleiten, aber er verspürt nicht die geringste Lust dazu.
„Schöne Vorstellung.“
„Danke. Macht euch einen netten Abend.“ Ihr Blick fällt auf ihn und Nathan, wie sie da beide hocken. Dann geht auch sie.

Er isst mechanisch, ohne Appetit, aus reiner Vernunft. Eigentlich hat er Annas Frikadellen sehr gern. Heute kaut er lustlos Bissen für Bissen, würgt sie in den Magen. Dort bleiben sie liegen. Das letzte Stück steckt ihm im Halse, er hustet bis der Brocken sich löst, wieder hochkommt. Nathan, kurz aufgeschreckt, legt seinen Kopf zurück auf sein rechtes Bein.
„Gut, dass du heute Abend nichts vorhast, alter Junge. Musst bald öfter mit mir das Sofa teilen. Macht dir doch nichts aus, oder? Intendant, Nathan, weißt du, was das heißt? Bürokratie! Als wäre ich ein Mensch fürs Büro. Verträge ... Klinken putzen für Gelder ... repräsentieren, stell dir mal vor, ich im Anzug … Sitzungen … ich hab eine Sekretärin … Was für ein Scheiß.“

 

Chapeau, liebe Fliege,

ich habe an deiner Geschichte nichts auszusetzen, sie ist rund und stimmig, gut formuliert und schiebt einen sanft in die Richtung des Protagonisten, der am Ende das arme Würstchen ist, das er trotz seiner Erfolge immer sein wird, weil er aus seiner eigenen Gefangenschaft, an sich selbst die höchsten Anforderungen zu stellen, nicht heraus gelangt. Das steht da alles so nicht wortwörtlich, aber zwischen den Zeilen.

Was mir gefällt, ist, dass du klare Worte schreibst und doch die Klarheit sich aufmacht ganz was anderes deutlich zu machen.

Einfach gut geschrieben!

Lieben Gruß
lakita

 

DAAANKE lakita,

von mir sind gerade Felsen der Last gefallen, abgesehen davon, dass ein solch erster Kommentar sich echt gut anfühlt, aufgrund folgenden Satzes:

... weil er aus seiner eigenen Gefangenschaft, an sich selbst die höchsten Anforderungen zu stellen, nicht heraus gelangt...

Ich hatte wirklich Bedenken, dass es nicht genügend raus kommt. Hab immer wieder Sätze dazu und wieder raus und ...

Lieben Dank für Deine aufbauenden Worte. Wenn es jetzt die Kritiken hagelt (zum feilen und basteln) werde ich mich gern an sie erinnern :).

Lieben Gruß
Fliege

 

Hallo Fliege,
zuerst wollte ich zu deiner KG nichts schreiben, weil mir nach lakitas Komm kein weiteres Lob dazu einfiel.
Dann noch zwei Mal gelesen, und nun dies:
Endlich mal eine Geschichte mit einem Schluss ohne 180 Grad Wende, ohne einer mehr oder weniger erzwungenen Überraschung, ohne auch nur eine Frage offen zu lassen.
Benno kann seine wichtigste, aber viel zu späte Entscheidung, die er seit langem für seine Familie getroffen hat, nur noch seinem Hund mitteilen.
Deine Story ist der Berg, und dieses Ende ist so logisch, so fest darin verankert, wie ein Gipfelkreuz.

Gruß
Asterix

 

Hallo Fliege,

ich habe Deinen kleinen Ausflug in den Alltag eines erfolgreichen und ehrgeizigen Theaterschaffenden gerne gelesen. Die Geschichte enthält zwar mE keinen nennenswerten Spannungsbogen und plätschert so ruhig vor sich hin, aber das soll nicht negativ verstanden werden.
Ganz im Gegenteil: Eigentlich macht gerade diese ruhige Atmosphäre, die Du schaffst, die Geschichte interessant zu lesen, jedenfalls für mich.

Ich denke, vielen vielbeschäftigten Familienvätern ergeht es ähnlich wie Deinem Benno. Man ist nur unregelmäßig zu Hause und bekommt die Entwicklung der eigenen Kinder nur als Randfigur mit, weil sich die Mutter überwiegend kümmert. Die Kinder werden zu Statisten im eigenen Leben.
Dieses Ohnmachtsgefühl, das für Deinen Prot. damit verbunden ist, hast Du sehr gut herausgekitzelt.

Nur ein paar Kleinigkeiten am Rande:

kurz aufgeschreckt vom Krächzen des Husten

vom Krächzen des Hustens

Gut das du heute Abend nichts vor hast, alter Junge.

Gut, dass du heute Abend nichts vor hast, alter Junge.

Gefällt mir gut.
Giraffe :)

 

Hallo Fliege,

Zwei Kleinigkeiten sind mir aufgefallen:

...wenn die Blicke der Schauspieler den seinigen kreuzen...
Entweder muss es "den seinen" heißen, oder ich kenne diesen Ausdruck nicht.^^

Nimm Nathan mit, es ist leidlich für ihn. Hier, in der Küche.
Leidlich kenn ich nur als Ausdruck für so etwas wie "gerade so". (Für Nathan ist es leidlich zu ertragen, dass da ne riesen Schüssel Hackfleisch steht und er nix abbekommt.) Auch hier kann es aber sein, dass ichs einfach nicht in dem Zusammenhang kenn.

In jedem Fall hat mir deine Geschichte sehr gut gefallen!
Besonders gefällt mir die Ruhe und "Unaufgeregtheit" mit der du von all der Hektik und dem Stress erzählst.

Hab ich sehr gerne gelesen!

 

Hallo Fliege,

so ist das, wenn man zu spät mit dem Kommentieren kommt: die anderen nehmen das Lob vorweg, und ich kann nur noch "ich schließe mich an" sagen.

Mit ein paar Einschränkungen:

Nach eingebetteter wörtlicher Rede kommt ein Komma, auch wenn die wörtliche Rede mit einem Satzzeichen abschließt.
Zu viele Drei-Wort-Sätze wirken so übertrieben lakonisch, dass es schon wieder in Pathos abdriftet, so wie hier:

Groß ist der Junge geworden. So groß.
Das Zucken. Wieder da. Links.
Nebensätze sind eine feine Erfindung der Grammatik, die man unbedingt nutzen sollte.
Und Wiederholungen wie "Groß. So groß. Traurig. So traurig. Schwer. So schwer." sind ein Kinderfehler angehender Schriftsteller, mit dem sie versuchen, Bedeutungsschwere herzustellen. Das löst beim Leser aber nur das Gefühl aus, für dumm gehalten zu werden, weil man ihm alles mehrmals sagen muss.
Deine Schreibe ist über dieses stadium weit hinaus, also solltest Du diesen Schnuller auch schnellstmöglich weglegen ;).

Die Max-Szene ist stark - gefällt mir. Durch Dauerabwesenheit des Vaters gekrämkte Kinderseelen sind eben naturgemäß verständnislos.

Schön finde ich auch die ambivalenz, die innere Zerrissenheit des Prots geschildert. Einerseits bedeutet ihm seine Familie viel, er ist bereit, sich im Rahmen seiner Möglichkeiten zu engagieren und Opfer zu bringen. andererseits erkennt er, dass das nötige Opfer vielleicht für seine seelische Integrität zu groß ist ...
Dort, wo Du aufhörst, könnte man locker mit drei weiteren KGs fortfahren :).

LG, Pardus

 

Hallo Fliege

Der Disput während der Probe zum Stück "Besuch der alten Dame" ist eine hübsche Parabel zu Bennos bisherigem Leben.

„Jeder kennt die Bedingungen, die daran gebunden sind. Freiheit, Unabhängigkeit, Autonomie, alles hat Grenzen, es fordert Opfer! Das kann man nicht ausblenden, wegdenken.“
Gell, Benno!

Dein Schlaglicht auf den "ganz normalen" Alltag einer Künstlerfamilie hat mir gut gefallen. Liest sich rund und süffig, auch wenn der Text zuweilen etwas affektiert daherkommt. Aber das gehört zum Künstlermillieu und unterstreicht die Wahrnehmung deines Protagonisten.


Kleine Fehlerchen:

„Anna schiebt sich etwas Hackfleisch in den Mund
:: Anna vorne ohne "

Ein Träne rollt über seine Wange,
:: Eine

Weitere Lieblingsstellen:

Er ahnt ihre Vorwürfe. Er will sie nicht hören. Nicht jetzt. Er wird sie heute Abend mit den Frikadellen schlucken.
In Benno keimt ein Funken Hoffnung. Ganz kurz, ganz klein.
Max schüttelt den Kopf, streift sich die Jacke über. Alles geht so schnell.
„Morgen vielleicht.“
Die Tür fällt ins Schloss.

Gruss.dot

 

Lieben Dank Euch Allen, dass Ihr Euch die Zeit genommen habt, meine Geschichten zu lesen und zu kommentieren und dann auch noch so viele und so :huldig: schön.

@ Asterix

Danke, dass Du doch noch geschrieben hast.

Endlich mal eine Geschichte mit einem Schluss ohne 180 Grad Wende, ohne einer mehr oder weniger erzwungenen Überraschung, ohne auch nur eine Frage offen zu lassen ...
Deine Story ist der Berg, und dieses Ende ist so logisch, so fest darin verankert, wie ein Gipfelkreuz.

Wow!! Einfach mal Danke.

Ich muss gestehen, dass die Geschichte noch eine Seite länger war, aber ich bin überglücklich, diese in den Papierkorb befördert zu haben. Der Abschied war auch relativ schmerzfrei, muss ich gestehen.

@ Giraffe

Die Geschichte enthält zwar mE keinen nennenswerten Spannungsbogen und plätschert so ruhig vor sich hin, aber das soll nicht negativ verstanden werden.
Ganz im Gegenteil: Eigentlich macht gerade diese ruhige Atmosphäre, die Du schaffst ...

Irgendwie mogel ich mich wohl so rum, um die Bögen und tendiere stark zur Ruhe. Dabei bin ich gar kein ruhiges, dahin plätscherndes Menschenkind. Was wohl Herr Freud dazu sagen würde?

Lieben Dank auf jeden Fall für Deine Zeilen.
Gern gelesen ;).

@ Kurzgeschichtler

Atmosphärisch ist das ganz stark.
Besonders der Anfang hat mir da gefallen.

Schön. Ich finde es wirklich spannend zu lesen, wer hier was schön (oder eben auch nicht) findet. Egal ob einzelne Sätze, Anfang, Ende.

"Bin ziemlich begeistert", klingt ziemlich gut.

@ Wolfskind

Erst einmal ein herzliches Willkommen von mir an dieser Stellen. Ich finde es großartig, dass Du hier nicht nur Geschichten einstellst, sondern Dich auch gleich ins Getümmel der Diskussionen stürzt. Den Mum hat nicht jeder, leider.

Leidlich kenn ich nur als Ausdruck für so etwas wie "gerade so". (Für Nathan ist es leidlich zu ertragen, dass da ne riesen Schüssel Hackfleisch steht und er nix abbekommt.)

Ich meinte leidlich von Leid. Werde morgen im Duden nachschlagen, ob es dieses Wort, in diesem Sinne gibt, falls nicht, wird es ausgetauscht. Da kenne ich nix!
Und vielleicht ist es ja nicht nur für Nathan leidlich, in der Küche ;).

@Pardus

und ich kann nur noch "ich schließe mich an"
Klingt doch super! Danke!

Mit ein paar Einschränkungen

Ich hab es geahnt :). Nein im Ernst. Vielen Dank gerade dafür.

Zu viele Drei-Wort-Sätze wirken so übertrieben lakonisch, dass es schon wieder in Pathos abdriftet

Werde rüber gehen, aber ob ich mich von allen trennen mag, kann ich nicht versprechen. Auch wenn es wahrscheinlich richtig und wichtig ist. Aber dazu bin ich vielleicht noch nicht bereit. Kennst Du das, wenn man in den falschen Typen/ falsche Frau verschossen ist ...

Und Wiederholungen wie "Groß. So groß. Traurig. So traurig. Schwer. So schwer."

Ich habe erst die beiden ersten Kapitel von meinem Schreibelehrbuch gelesen und da ging es um Figuren und Plot. Ich glaube das Stilistische kommt ziemlich weit hinten. Und jetzt liest Du mir das Buch von hinten vor ...
was nicht heißen soll, dass ich mich nicht gleich ans ändern mache :bib:.

Dort, wo Du aufhörst, könnte man locker mit drei weiteren KGs fortfahren :).

Na dann, werde es mit Spannung lesen :D.

@dotslash

Der Disput während der Probe zum Stück "Besuch der alten Dame" ist eine hübsche Parabel zu Bennos bisherigem Leben. Gell, Benno!

Schön, dass Du es erwähnst. Noch schöner, dass es funktioniert.

Dein Schlaglicht auf den "ganz normalen" Alltag einer Künstlerfamilie ... auch wenn der Text zuweilen etwas affektiert daherkommt.

Kommt er? Dabei habe ich doch darauf verzichtet, ihn ständig rauchend und saufend darzustellen ;). Vielleicht kann mich jemand drauf stoßen, wäre jedenfalls sehr dankbar dafür.

Zu den zitierten Lieblingsstellen habe ich ja bereits was gesagt. Man entdeckt dann gleiche Vorlieben oder nette Gegensätze.

So, nun noch die wertvollen Korrekturvorschläge (alle!) umgesetzt.

Hab ich eigentlich schon Danke gesagt??

Liebe Grüße Fliege

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Fliege,

dass du Spaß am Schreiben hast und überdies schreiben kannst, hast du hier mittlerweile ganz gut unter Beweis gestellt. Jetzt gilt es nur noch an die Kleinigkeiten zu gehen, ans Polieren. Das ist Frimelarbeit und wird von vielen nicht gemocht, da mitunter sehr anstrengend, aber erst dadurch gewinnt ein Text eine wirklich glänzende Qualität.

Einen Rat, den ich beherzigen würde, hat dir Pardus ja schon ans Herz gelegt. Einen weiteren, der in die ähnliche Kerbe haut und gern ebenfalls unter "Kinderfehler" laufen kann, ist die inflationäre Verwendung des Wortes immer. Dieses Wörtchen als Intensivierung zu benutzen, liest sich mal einfach unschön und unreif. In deinem text (aufgelistet in meinen Detailanmerkungen) findet sich dieses Wörtchen zu häufig. Hier ist jetzt wirkliches Sprachgefühl erforderlich, um das anders auszudrücken.

Generell hast du hier eine sehr atemlose Syntax verwendet. Kurzatmig. Das ist in Ordnung, da als durchgängiges Stilmitte erkennbar. Dennoch wird es an manchen Stellen zu abgehackt. Auch hier habe ich dir ein paar Beispiele rausgepickt.

Die zwei dicksten Fehlerquellen deiner Geschichte finden sich im Umgang mit der wörtlichen Rede und in der Setzung der Kommata, wobei letzteres ersteres bedient. Ebenfalls finden sich Anmerkungen dazu.

Einige andere kleinere Schnitzerchen habe ich auch noch aufgeführt.
Ich hoffe, ich erschlage dich nicht damit. Die Mühe habe ich mir nur gemacht, weil ich dich als aufstrebendes :D engagiertes Mitglied betrachte und die Qualität deiner Geschichten und Beiträge sich angenehm über manch anderen "Brei" abhebt, der hier immer wieder in Wellen ins Forum gespült wird. ;)


Immer lauter und heftiger dringt es zu ihm. Von vorn, von hinten. Sein linkes Auge beginnt zu zucken. Immer heftiger.
so, hier also das erste Mal
Nur das Radio durchbricht leise die Stille.
Vollkommen schiefes Bild. Durchbrechen beißt sich mit leise, zudem passt das nicht zum Säuseln eines Radios
„Der Kaffee ist frisch“, ANSTATT KOMMA PUNKTAnnas Kopf deutet zur Thermoskanne, ihre Hände, wieder knetend.
„Für dich auch?“
„Gern.“
Er stellt ihr den Kaffee zur Seite, setzt sich an den Tisch, seinen Blick auf ihren Rücken gerichtet. „Wie läuft es bei deinen Proben?“, fragt er mehr aus Anstand, als aus Interesse.
„Geht so ...“, PUNKT STATT KOMMA er ist dankbar, dass sie ihm eine detaillierte Analyse erspart „... tolle Besprechung heute morgen im Radio. Ein guter Abend?“
„Ging so.“ Sie dreht sich zu ihm herum und lächelt.
im letzten Absatz stimmt es dann

Seine Hauptdarsteller, geschliffene Diamanten, die jungen Menschen, Rohmaterial.
hier ist das Bspw überreizt mit den Kommas. Würde viel stärker wirken, nn du nach Diamanten einen Punkt setzt. Zudem wäre es der Verständlichkeit dienlich. Hier stolpert man, wird aus dem Lesefluss gerissen
Zusätzliches Salz rieselt in die Schüssel.
wurde Salz schon erwähnt?
Selbst wenn, wüürde ich dieses Wort streichen. Bricht aus dem Ton aus. Zudem gibt Salz als isoliertes Wort auch ein viel stärkeres Bild ab - wenn man ins Deuten kommt, hier eine Wunde/ wunden Punkt sieht. Buchstäblich wird das Salz ins Fleisch gerieben ;)

„Das er dort nicht hingeht, soll es heißen!“
Dass
Das muss er doch begreifen.
dieses doch springt wieder aus dem Erzählton. So denkt ud spricht dein Prot nicht. Streichen
Immer wieder muss er den Joggern und Walkern ausweiche

Immer mehr Anfragen, immer höhere Gagen. Immer weniger Zei
„Verzeihen sie.“
ohen Worte
Ein junger Mann bückt sich, greift nach der Scheibe PUNKT„Na dann, schönen Tag noch“, sagt er

Der Anblick des jungen, unschuldigen Gesichtes, die weit aufgerissenen Augen, der Klang des Angriffes erzeugte in ihm, KOMMA WEGein leises Kribbeln, eine angenehme Erregung.

Das Haus, in Skagen, sie hatten es gekauft.
Komma weg nach Haus - zu stockend
„Wir müssen reden, Max“, sein Mund ist trocken,
Statt Komma Punkt.
Ab hier wirst du auch ingenau mit dem verwenden deiner Pronomen. An manchen Stellen (wie auch hier) wird nicht sofort deutlich, wer gemeint ist. Sohn oder Vater.

Dieses vielleicht, es zieht ihm das Blut aus dem Schädel.
Sehr guter Satz!
Das letzte Stück steckt ihm im Halse, er hustet, immer heftiger, bis der Brocken sich löst, wieder hoch kommt.

Eine Träne rollt über seine Wange, zu seinem Mund. Mit der Zunge nimmt er sie auf, schmeckt er das Salz. Noch eine. Immer mehr. Er lässt sie laufen. Versucht nicht, sie aufzuhalten. Immer heftiger sein Schluchzen.
Nach einer wirklich starken Geschichte dieses Ende. Also wirklich, lies dir das noch mal durch.
Eine Träne rollt über seine Wange - abgedroschener geht das kaum. Aber du toppst es mit dem völlig ungelenken: rollt zu seinem Mund. Nein, das wird deiner Schreibe nicht im Ansatz gerecht.
Und dann schau dir mal die immerse an ;)

Das Ende ist mit Abstand die schwächste Stelle der Geschichte. UNd das darf auf keinen Fall sein. Das Ende ist beinahe so wichtig wie der Einstieg. Der Einstieg lockt den Leser, der Ausstieg entlässt ihn. Das bleibt hängen. Insbesondere bei dieser klassischen Variante der Kurzgeschichte, die den Leser ohne ein definiertes Ende entlässt, braucht es etwas stärkeres.

So viel von mir. :)

grüßlichst
weltenläufer

 

Vielen Dank weltenläufer,

für die Zeit und Mühe.
Nach dem Lesen habe ich erst mal überlegt, ob ich mir jetzt einen Kaffee koche oder ein Bier auf mache :).

Ich glaube es ist an der Zeit, den Text ein Weilchen ruhen zu lassen. Ich hab diese "IMMER" wirklich nicht mehr gelesen.
Deine konkreten Kritikpunkte habe ich verändert, das Ende- Ende erst mal weggenommen. Das es mehr Sprachgewalt an dieser Stelle benötigt, sehe ich ein. Ich hoffe Du meintest Veränderung nicht im inhaltlichen Sinne, also dass da noch irgendetwas aufregendes passieren muss. Würde ich nicht mögen, wäre nicht mein Ende, sondern ein Gefälligkeitsende.
Wie gesagt, ich schau mir den Text, in seiner jetzigen Fassung in einer Woche noch einmal an.

Jetzt gilt es nur noch an die Kleinigkeiten zu gehen, ans Polieren. Das ist Frimelarbeit und wird von vielen nicht gemocht ...

Doch ich will das schon, unbedingt sogar. Und Du hast hier viel Arbeit geleistet.

Ich hoffe, ich erschlage dich nicht damit.

Nein, tust Du nicht und bitte erschlage mich noch recht häufig ;).

Deine Worte waren mehr als hilfreich und ausreichend Lehrmaterial. Ich hoffe, ich krieg das alles rein in meinen Schädel!

Danke!
Fliege

 

Nicht ganz eine Woche, aber fast.

Ein neuer Satz hat sich für das Ende auch gefunden.
Ich hoffe, der kann jetzt da so stehen bleiben.

Liebe Grüße
Fliege

 

Guten Abend, Fliege!

Schöne Geschichte, und sehr angenehm zu lesen. Bei den Vater-Sohn-Szenen hatte ich immer den Text von Cat's in the cradle im Kopf mitlaufen. Das ist aber auch ein Drama, das sich nie abnutzt.
Ich mochte Willy gern. Und den letzten Einwohner von Güllen! Die beiden und der Hund waren meine Lieblingshelden, und das, obwohl ich kein Hundefreund bin.

Was mich ein wenig störte, waren diese Kombis:

Das Piercing in seiner Augenbraue, es erinnert ihn an Willy
Dieses vielleicht, es zieht ihm das Blut aus dem Schädel.
Das Wiener Hotelzimmer, er wird es nicht vermissen.
die Gedanken, er konnte sie nicht fassen.
Das Haus in Skagen, sie hatten es gekauft.

Statt jetzt noch drölfzig Dinge zu wiederholen, die meine Vorgänger bereits geschrieben haben, will ich Dir lieber eine Liste hinhudeln, mir fiel da nämlich noch Einzelzeug auf:

In der Luft liegt Schweiß und Euphorie.
besser Plural
Die Ersten stehen auf
ersten würd ich klein schreiben.
Im Saal da unten kein Komma feiern sie
ihre Hände kein Komma wieder knetend.
fragt er mehr aus Anstand kein Komma als aus Interesse.
eine detaillierte Analyse erspart. „... tolle Besprechung heute Morgen
Gesichter der Anderen
auch hier: Klein wär schöner.
Dass er dort nicht hingeht
große hat sie abgesagt
Ihm fehlt es.
würd ich streichen.
steil bergauf
greift nach der Scheibe. „Schönen Tag noch“, sagt er
Er funktioniert.
würd ich auch streichen
Willy, der es wagte, „ist doch Bullshit“ kein Komma zu sagen, seine Regieanweisung als „Bullshit“ kein Komma zu betiteln.
Der Anblick des jungen, unschuldigen Gesichtes, die weit aufgerissenen Augen, der Klang des Angriffes erzeugten in ihm ein leises Kribbeln
Gesichtes klingt stelzig. Gesichts wär eine Alternative.
Er versuchte sich zu erinnern?
das Fragezeichen steht da so, als gehöre es nicht da hin.
die Stimmbänder hier Satzzeichen Deiner Wahl einfügen „...Abstandfehlthast du bis dahin mal Zeit
Max' Blick
Dann kein Komma bleibt er bei ihnen
Bissen für Bissen, würgt sie hinab
wieder hochkommt.
Bennos Worte
„Über die Schule, wolltest du sagen. Immer reden wir über die Scheiß Schule!“
scheiß Schule oder Scheißschule. Ich finde zusammen immer schöner.
legt seinen Kopf zurück kein Komma auf sein rechtes Bein.
dass du heute Abend nichts vorhast

Lieben Gruß!
Makita.

 

Lieben Dank Sabine,

für's Lesen und Zeit nehmen, mir mitzuteilen,dass es Dir gefallen hat. Ich hab mich darüber wirklich sehr gefreut.

Lieben Dank Markita,

auch an Dich für Deine Mühe, den roten Stift nochmals anzusetzen. An manchen Stellen, war ich peinlich berührt, es nicht selbst bemerkt zu haben, an anderen bin ich der Hilfe echt hoffnungslos ausgeliefert.
Fast alle Deiner Vorschläge habe ich übernommen, die Korrekturen sowieso.
Außer:

Dieses vielleicht, es zieht ihm das Blut aus dem Schädel.

Ich mag den Satz sehr gern.

... und der Hund waren meine Lieblingshelden, und das, obwohl ich kein Hundefreund bin

:) Danke.

Vielen lieben Grüße an Euch
Fliege

 

Hallo Fliege,

ich hatte den Vorteil, die Geschichte nach den ausführlichen Verbesserungen zu lesen - das bedeutet mehr Genuss und weniger Arbeit ;)

Was jetzt zu lesen ist, gefällt mir ausgesprochen gut. Kein ausgelutschter Plot; Protagonisten, die viel zum Leser rüberbringen - Lebensmodelle, die von außen her mehr glänzen als sie gelebt wert sind.

Deutlich wird auch, dass Berufung für eine Arbeit auch Last für den Menschen sein kann, der er sich nicht entziehen kann. Ein Teufelskreis.

Von mir auf jeden Fall einen

:thumbsup:

und noch eine kleine Anmerkung:


Das Piercing in seiner Augenbraue erinnerte ihn an Willy. Willy, der es wagte „Ist doch Bullshit.“ zu sagen, seine Regieanweisung als „Bullshit“ zu betiteln.
Punkt hinter Bullshit weg

Liebe Grüße
bernadette

 

Hej Fliege,

wenn soviel - und zu Recht - gelobt wurde, bin ich mir oft unschlüssig, ob ich jetzt auch noch ein "hat mir sehr gut gefallen" darunter setzen soll.
Ich mach's aber, weil die Geschichte so wundervoll undramatisch daherkommt, obwohl es um ein Leben geht, dass sich selbst aufraucht und in jeder Begegnung verrät, wie substanzlos es geworden ist.

Den Dialog mit dem Sohn finde ich sehr gut.
Weil er den Benno so klar zeigt.

Mit der Überschrift kann ich mich nicht so richtig anfreunden.
Ach, Überschriften... :)

Viele Grüße
Ane

 
Zuletzt bearbeitet:

Grüß dich, Fliege!

Ich mach mir mal Notizen.

Der Saal bebt, die Menge jubelt. Immer wieder holt man sie vor, verbeugen sich die Schauspieler vor dem Publikum.

Hier ist mir der Bezug zu unklar. Das erschließt sich dann schon, aber wenn ich den Text zum ersten Mal lese, muss ich denken. :)

Benno Bergmann beobachtet das Treiben von der Seitenbühne, hält sich abseits, nickt anerkennend, wenn die Blicke der Schauspieler den seinen kreuzen.

Das braucht man eigentlich nicht. Wen er anerkennend nickt, gehe ich davon aus, dass er das zu jemandem macht.

Er kann es fallen hören, die Anspannung, die Nervosität, den Erwartungsdruck.

Das ist schräg, finde ich. "Ich höre es fallen, die Banane."

Ein Erfolg. Er spürt es, er weiß es - dafür steht sein Name.

In der Luft liegt Schweiß und Euphorie.

"Auf dem Boden liegt ein Apfel und eine Birne."

"Auf dem Boden liegen Äpfel und Birnen."

Noch vor einer halben Stunde, am Monitor in der Kantine(Komma) hat er geflucht, geschimpft, geschrien.

nach Hause

Mit dem Unterarm versucht sie, sich eine Haarsträhne aus der Stirn zu streifen. Für den Willkommenskuss, ein flüchtiger, ihm soll es recht sein, während Nathan um ihre Aufmerksamkeit winselt, nach der Schüssel giert.

Yeeahaw. Das ist mir zu kryptisch.

Vorschlag:

"Mit dem Unterarm versucht sie sich eine Haarsträhne aus der Stirn zu streifen - für den Willkommenskuss. Ein flüchtiger nur, ihm soll es recht sein, und Nathan winselt um Aufmerksamkeit, giert nach der Schüssel."

„Der Kaffee ist frisch.“ Annas Kopf deutet zur Thermoskanne, ihre Hände kneten wieder.

Er stellt ihr den Kaffee zur Seite, setzt sich an den Tisch, richtet seinen Blick auf ihren Rücken.

Tod dem Passiv!

„Wie läuft es bei deinen Proben?“, fragt er mehr aus Anstand als aus Interesse.

Streichen.

Er ist dankbar, dass sie ihm eine detaillierte Analyse erspart

Das ist so unfassbar. Werde konkreter. Vorschlag: "Er ist froh, dass er ihr nicht von den vielen Fehlern berichten muss."

Analyse erspart „... tolle Besprechung

Absatz bei Perspektiv- oder Sprecherwechsel.

Sie dreht sich zu ihm herum und lächelt.

Weg damit.

In seinem Kopf noch die Bilder der Premiere, die strahlenden, erlösten Gesichter der anderen danach.

Diesem Satz könnte ein Verb nicht.

Die Zusammenarbeit mit den Schauspielstudenten(Doppelpunkt) Eine Herausforderung.

Seine Hauptdarsteller, geschliffene Diamanten. Die jungen Menschen, Rohmaterial.

Hier auch. :)

Zum Spiel, meine ich?

Streichen. Mir ist klar, dass er nicht schnell zur Ostsee will.

„Glaube nicht ... nein ... es lohnt gewiss nicht mehr.“

Das klingt altbacken. Spricht sie wirklich so?

Er würde seinen Jüngsten nicht mehr auf dem Platz erleben.

Klingt hier besser, weil der Gedanke ja die Konsequenz aus dem letzten ist, der war, dass er dort hinfahren könnte.

So, wie er auch nicht dabei war, als er Fahrrad fahren lernte, als er mit sechs wieder ins Bett machte, als er im Krankenhaus war und sie ihm den Blinddarm heraus nahmen.

Anna schiebt sich etwas Hackfleisch in den Mund.

Rohes? Das hat sie doch eben noch geknetet. Wie ... barbarisch. :)

Die Dankesreden, Interviews(Doppelpunkt) Eine Farce, ein Schauspiel, er inszeniert sich selbst.

ßen.

Chaos in seinem Kopf, alles überschlug sich.

Warum nicht im Perfekt?

„Hey Großer, Sieg oder Niederlage?“, ruft er, kündigt er sein Kommen an.

Streichen.

Die Knie werden ihm weich, er sackt auf die alte Wäschetruhe, die hübsch aufgemöbelt die Diele ziert.

Streichen.

„Über dich“, kaum hörbar sind Bennos Worte.

Aus 3 2 1 mach 1 2 3: "Bennos Worte sind kaum hörbar." :)

Immer reden wir über die Scheiß Schule!

Irgendwer hat mir gesagt, dass man das so schreibt. Weil "Scheiß" ja kein Adjektiv ist. "scheißige Schule", aber "Scheiß Schule".

Als wenn ich ein Mensch fürs Büro wäre.

"Als wäre ich ..."

So, durch. Das ist eine nette Geschichte, aber mir fehlt der Schwung. Es ist müßig, dem Mann beim Leben zuzusehen, denn es gibt zwar einen Konflikt, aber weder eine Lösung, noch eine Eskalation. Aber genau das hätte eine Geschichte abgegeben. So bleibt es eine Beschreibung eines Abends eines Trauerkloses, der nicht so richtig hier, nicht so richtig da ist, dessen Leben so lauwarm und langweilig ist wie die Frikadellen aus der Mikrowelle.

Einzig der Sohn ist ein Rebell und bricht aus. Die Geschichte aus seiner Perspektive zu erzählen wäre hübsch.

Schöne Grüße,

yours

 

Hallo Fliege,
auch mir hat die Geschichte sehr gut gefallen. Der verklemmte Gesprächsversuch zwischen dem Prot und seinem Sohn, inklusiver anbiedernder Sprache, ist für mich der Höhepunkt. Aber auch die gesamte, irgendwie beklemmende Atmosphäre im Haus, der Kontrast zum Jubel, der aus dem Publikum kommt, das hast Du super auf den Punkt gebracht. Das ist nicht nur hervorragend beobachtet, sondern auch wichtig, weil leider alltäglich.
Was mich noch interessieren würde ist die Beziehung zwischen dem Prot und seiner Frau...da würde ich mir noch etwas mehr Gebrochenheit wünschen. Vielleicht habe ich die einfach überlesen, aber mir kommt es so vor, als sei die Ehe insgesamt harmonisch, auch wenn die Frau ja weitgehend auf ihre Ambitionen verzichtet hat...aber bringt ihn das nicht zum Nachdenken?
Super Geschichte!
TeBeEm

 

Danke bernadette,

für die vielen schönen Worte, die Du unter die Geschichte geschrieben hast, auch dafür, mir mitzuteilen, was Du in ihr lesen konntest. Es hat mich Satz für Satz sehr gefreut.

Dein Komm hat mir richtig gut getan, mein Mann musste ihn mir per Telefon durchgeben, in einer wenigen schönen Arbeitsnacht. Da wurde Arbeit gleich zur Nebensache :).

Von mir auf jeden Fall einen :thumbsup:

Darauf werde ich einen :wein:

Danke Ane,

wenn soviel - und zu Recht - gelobt wurde, bin ich mir oft unschlüssig, ob ich jetzt auch noch ein "hat mir sehr gut gefallen" darunter setzen soll

Da wird wohl jeder, bei dem Du Dich dann doch ans schreiben machst unbedingt sagen - ja, schreib hin! Da freut man sich doch ganz doll drüber.
Und was hab ich mich gefreut!

... obwohl es um ein Leben geht, dass sich selbst aufraucht

Darf ich den Satz irgendwann in einer Geschichte benutzen?

Mit der Überschrift kann ich mich nicht so richtig anfreunden.

Der Titel, ich hab lange nach einem gesucht und mich dann für diesen entschieden, wenn auch nicht ganz glücklich.
Inzwischen hab ich mich aber sehr damit angefreundet, weil er in vier Worten fast den ganzen Plot erzählt :D


Danke yours,

für die sooo lange Liste. Erstaunt war ich, Sachen vorzufinden, die Makita bereits gelistet hatte und ich diese doch eigentlich Punkt für Punkt, da war ich mir ziemlich sicher. Aber ja wohl nicht.
Jedenfalls koche ich mir jetzt einen Kaffee und werde mich an die Arbeit machen, jawohl ... auch wenn Dir die Geschichte danach wahrscheinlich immer noch nicht unbedingt zusagen wird.
Einige empfohlene Satzkonstruktionen hören sich allerdings irgendwie nicht so recht nach "mir" an, beim Erstlesen Deines Komm's kam mir jedenfalls nicht gleich ein: klar, warum ist mir dass nicht eingefallen. Ich werde sie aber auf mich wirken lassen und mein Empfinden erneut befragen, versprochen.


Das braucht man eigentlich nicht. Wen er anerkennend nickt, gehe ich davon aus, dass er das zu jemandem macht.

Ja, nur stehen auf der Bühne (an den Seiten, hinter dem Vorhang) bei einer Premiere ein Haufen Leute rum, nicht nur Schauspieler. Und er fühlt sich eben ihnen verbunden und nicht dem Rest, der dort steht.

Rohes? Das hat sie doch eben noch geknetet. Wie ... barbarisch. :)

Man muss doch abschmecken :silly:!

So bleibt es eine Beschreibung eines Abends eines Trauerkloses, der nicht so richtig hier, nicht so richtig da ist, dessen Leben so lauwarm und langweilig ist wie die Frikadellen aus der Mikrowelle.

Ja, mit diesen Worten kann man die Geschichte auch erzählen :).

Umso größer mein Dank, dass Du Dir die Zeit genommen hast, mir die Liste zu machen.

Und:

Das ist eine nette Geschichte ...

finde ich total nett.


Danke TeBeEm,

... dass motiviert doch ungemein, wenn es gleich an die Arbeit geht.
So viel Lob, da freue und freue und ... ich mich total!

Das ist nicht nur hervorragend beobachtet, sondern auch wichtig, weil leider alltäglich.

Was trinkst Du?

Was mich noch interessieren würde ist die Beziehung zwischen dem Prot und seiner Frau ... aber mir kommt es so vor, als sei die Ehe insgesamt harmonisch

Ja, denke schon, dass sie eine ziemlich normale Ehe führen. Ich gebe zu, über großen Strecken führt sie jeder für sich alleine.
Sie ist sicher der Grund, warum er überhaupt daran denkt, das Reisen aufzugeben. An die Jungs kommt er ja nicht mehr wirklich ran, der Preis zu hoch, die Chance zu gering.
Ob die beiden noch miteinander können (bleibt er zu Haus), dass würde ich allerdings nicht unterschreiben.

Ich kann es gar nicht oft genug schreiben, dass schöne Wörtchen Danke.

Danke Euch Allen.

Liebe Grüße Fliege

 

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