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Freiflug

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21.03.2005
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Freiflug

Sie war wach. Plötzlich. Einfach so. Nichts hatte sie geweckt. Sie war einfach wach geworden.
Heiß war es. Die Ventilatoren liefen in allen Zimmern und die Fenster waren offen. Die Gardinen blähten sich nach allen Richtungen und dennoch kam kaum mehr als warme Backofenluft durch die Fenster herein.
Aus der Bar unten drang leise Musik hinein. Es war Jazz. Sie konnte das Piano hören. Zwischen die Klänge mischten sich die Laute von Menschen. Männer, die Frauen süßes Gift in die Ohren träufelten, um sie dazu zu bewegen, sich später von ihnen anfassen zu lassen. Schöne Frauen, die anmutig über die charmanten Lügen der Männer lachten. Der Bartender, der etwas durch den Raum rief.
Hier oben war alles angenehm gedämpft. Sie liebte diese Bar. Unzählige Male hatte sie selber auf den mit rotem Samt bezogenen Barhockern gesessen und mit den Männern in den Anzügen geflirtet.
Sie blieb minutenlang reglos liegen und genoss die mondäne Stille.
Die grüne Nachttischlampe brannte noch. Sie hatten sie nicht ausgemacht, als sie sich liebten. Sie ließen die Lampe meistens an. Sie mochte, wie der Schweiß auf seinem Körper in dem grünen Licht glänzte. Das Licht ließ die tiefroten Nadelstreifen auf der Tapete braun aussehen.
Er lag neben ihr. Auf dem Bauch, das Gesicht ihr zugewandt. Seine Augen waren geschlossen. Er sah entspannt aus. Sein Atem ging tief und gleichmäßig, aber er schlief nicht. Er konnte sie nicht täuschen. Er roch nach Schlaf. Weich und ausgeglichen. Und nach Sex. Sie begehrte ihn immer. Egal, wonach er roch. Sie liebte ihn. Für einen kurzen Moment zögerte sie, ihn zu berühren oder anzusprechen. Sie wollte dieses Bild der Ruhe nicht zerstören.
"Wir müssen weg", sagte sie. Leise. Sanft. Er reagierte nicht. Sie lächelte. Das machte er immer: so tun, als ob er schlief. Und sie griff hinüber zu ihm und berührte sein Gesicht. Seine Lider zuckten leicht, als sie seine Wimpern berührte. Dadurch verriet er sich. Sie legte ihren Mund so dicht an sein Ohr, dass ihre Lippen ihn berührten. "Wir müssen weg, Baby. Wir haben viel zu lange geschlafen. Sie werden bald hier sein." Er murmelte etwas ins Kissen und küsste dann ihren Hals. Sie spürte kurz seine Zunge und kämpfte die Lust hinunter. Dafür war jetzt keine Zeit. Wenn sie in Sicherheit waren, konnten sie sich Tag und Nacht der Lust hingeben. Sanft entwand sie sich seinen Berührungen, worauf er unwillig brummte.
Sie lachte ein leichtes, glockenhelles Lachen.
Sie liebte ihn so sehr.

Sie stand auf, konnte sich aber nicht dazu entschließen, sich anzuziehen. Sie zündete sich eine Zigarette an und setzte sich auf die Fensterbank. Ein Bein ließ sie draußen an der Hauswand herunterbaumeln. Unten auf der Straße stand eine kleine Menschenansammlung vor dem Eingang der Bar. Wahrscheinlich argumentierten sie mit dem Türsteher. Sie musste nicht befürchten, dass man sie hier oben nackt sah. In dieser Gegend sah man nicht nach oben. Der Zigarettenrauch strömte in ihre Lungen und vermischte sich mit der Abendluft, die nach Leben roch. Die Gardine bewegte sich im Durchzug und streifte ihre rechte Schulter. Sie seufzte. Es war ein ruhiges, tief zufriedenes Seufzen. Es dauerte sicher noch einige Stunden, bis man sie hier oben aufspürte. Kein Grund zur Hektik. Zumindest kein Grund, nicht noch eine letzte Zigarette vor der großen Fahrt zu nehmen. Sie ließ den Zigarettenstummel auf die Straße fallen und schwang sich mit einem Ruck wieder ins Zimmer. Sie hatte immer Angst, jemand bekäme die Kippe auf den Kopf und würde sie verantwortlich machen, wenn er sie sah. Sie hörte Laute des Erschreckens, als die Kippe fünf Stockwerke unter ihr auf den Boden traf.
Sie begann, sich anzuziehen. Zog die Jeans über ihren nackten Po. Die Hose saß verdammt eng. Sie hatte in den letzten Wochen deutlich zugenommen. Natürlich. Das viele Geld. Das gute Leben. Sie streichelte mit der Hand über ihren Bauch und fühlte sich gut. Dann streifte sie das T-Shirt über, das sie für wenig Geld an einem Straßenstand gekauft hatte und auf dem "Natural Born Winners" stand. Ihr Lieblings-T-Shirt. Sie ging ins Bad, um sich eine Handvoll Wasser ins Gesicht zu werfen. Im Spiegel begegnete ihr eine Frau mit zerzausten Haaren. Ihren Hals zierten die Zeichen seiner Lust. Tausendmal hatte sie ihm gesagt, er solle sie nicht so verunstalten, aber er hatte jedes Mal bloß gelacht und gesagt "Das magst Du doch."
Sie konnte ihn auch nicht täuschen.
Als sie aus dem Bad kam, lag er immer noch im Bett. Auf dem Rücken diesmal. Er sah sie an. "Komm zurück ins Bett. Ich will Dich ficken." Sie lachte und ging zu den Koffern. Als sie das Fußende des Bettes passierte, warf er sich blitzschnell nach vorne und griff nach ihrem Handgelenk. Sie erschrak vor der Plötzlichkeit seiner Bewegung und versuchte sich mit einem Aufschrei zu entwinden. Aber er ließ sie nicht los. Zog an ihrer Hand. Und weil er stärker war als sie, musste sie seinem Zug folgen und sich auf die Bettkante setzen. Er hielt ihr Handgelenk und schob ihre Hand unter die Bettdecke. Sie spürte seine Erektion und atmete tief durch. Als er merkte, dass ihre Gegenwehr nachließ, öffnete er seinen Griff. Wissend, dass sie ihre Hand nicht wegziehen würde. Er fasste ihren Hals und zog ihr Gesicht zu seinem, um sie zu küssen. Sie öffnete den Mund und ließ seine Zunge gewähren. Sie war hart und fordernd und hatte nichts Spitzbübisches mehr. Hitze durchflutete sie. Sie erwiderte seinen Kuss und merkte, dass seine Erektion härter wurde.
Mit einem Ruck, und für ihn mit Sicherheit völlig überraschend, stand sie auf und schüttelte ihr Haar. "Schluss jetzt. Wir müssen los. Es liegen ein paar Autostunden zwischen uns und der Grenze. Vergiss das nicht." Er sah sie beleidigt an. Dann seufzte er und schlug die Decke zurück.
Während er unter der Dusche stand, ging sie in Gedanken durch, ob sie an alles gedacht hatten. Die Pässe lagen auf dem Nachttisch. Der Koffer mit dem Geld stand am Fußende des Bettes. Ihre Kleidung hatten sie in großen Sporttaschen untergebracht. Alles war da. Und bereit, erst in einem neuen Leben wieder ausgepackt zu werden.

Später im Auto fiel ihr ein, dass sie vergessen hatte abzuschließen. Aber es war egal. Und wenn sie die ganze Bude ausräumten – es war egal. Sie würden nicht zurückkommen. Alles, was wichtig war, hatten sie bei sich. Im Auto.
Es dauerte fast eine dreiviertel Stunde, bis sie aus der Stadt heraus waren. Sie fühlte sich unbehaglich. Wünschte sich, es würde schneller gehen. In der Stadt kannte man sie. Alle beide. Und das Auto. Sie hatte es immer cool gefunden, in diesem auffälligen Schlitten zu sitzen. Alle schauten, wenn sie in ihm die Straße entlang fuhren. Jetzt störte es. Es war hinderlich. Jeder kannte sie. Und das Auto.

Aber schließlich lag nur noch Dunkelheit vor ihnen. Es war weit nach zwei Uhr. Die wenigen Autos, die ihnen entgegen kamen, waren grelle Linien. Für eine Sekunde oder so. Aber es waren nicht die Autos, die ihnen entgegen kamen, die sie angespannt machten, sondern jene, deren Lichter im Rückspiegel auftauchten. Es waren nicht viele und langsam entspannte sie sich etwas. Die Dunkelheit tat gut. Sie war ihr Freund.
Er rauchte viel während der Fahrt. Unter anderen Umständen hätte sie das gestört. Sie selber rauchte nie während des Fahrens, sondern machte immer kurze Stopps, um sich eine Zigarette anzuzünden. Oder wartete auf einen Stau. Am Anfang hatte es deswegen ein paar Mal Streit gegeben, aber schließlich hatte er das Rauchen in geschlossenen Autos ihretwegen eingeschränkt. Jetzt aber verzichtete sie darauf, ihn um Rücksicht zu bitten. Er war nervös. Rücksicht war nicht wichtig.
Am frühen Morgen bekamen sie Hunger. Sie stoppten an einer Tankstelle, die damit warb, 24 Stunden am Tag geöffnet zu haben. 'Jetzt wieder gutes Essen' stand auf einem Schild. Sie mussten darüber lachen. Sie standen am Auto und bissen in aufgewärmte Schokokringel. Sie sagten nichts. Sie lehnte sich an ihn, kaute an ihrem Kringel und versuchte mit geschlossenen Augen, zwischen dem Mahlen ihrer Kiefer sein Herz zu hören. Als sie die Augen wieder öffnete, sah sie im Osten einen grauen Schimmer am Himmel.
Sie vertraten sich ein wenig die Beine und rauchten Zigaretten. Immer noch schwiegen sie. Es gab nichts zu sagen im Angesicht dessen, was vor ihnen oder – schlimmer noch – was hinter ihnen lag. Sie hatten einen Plan und der musste jetzt durchgeführt werden. Er musste nur noch klappen. Kein Grund, etwas zu sagen. Auch der Fahrerwechsel bedurfte keiner Absprache. Sie stiegen einfach wieder ein, diesmal sie auf der Fahrerseite. Er mochte wie sie fuhr. In der Stadt startete sie an der roten Ampel oft mit quietschenden Reifen. Und wenn die Passanten erschrocken aufschauten, lachten sie beide und sie fuhr die Gänge aus, bis der Drehzahlmesser in den roten Bereich kam. Er heulte zwar immer schmerzerfüllt, wenn sie den Motor so aufjaulen ließ, aber sie wusste, dass er ihr Feuer liebte.

"Weißt Du, woran ich denken muss?" Sie schaute ihn nicht an. Der graue Schimmer war zu einer schmutzig-weißen Schaumkrone auf dem Horizont geworden und ließ die Straße wie einen Fluss aussehen. Er sagte nichts. Vielleicht schlief er. Sie war nicht sicher. "Ich muss an 'Thelma und Louise' denken. Dieser Film mit Susan Irgendwas und Geena Dingsbums. So sind wir. Glaube ich. Sicher, Du hast weniger Brüste als Thelma und mehr Schwanz als Louise, aber irgendwie passt es. Oder nicht? Unrecht, das keins ist, aber alles viel komplizierter macht. Wir sind Gejagte und doch freier als alle anderen. Weil wir eins sind. Ich für Dich und Du für mich. So ist es doch, nicht wahr? Und weißt Du noch was? Wenn sie uns kriegen, dann möchte ich Deine Hand halten und ich möchte, dass Du das Gaspedal durchtrittst. Wirst Du das tun?"
Sie bemerkte aus dem Augenwinkel, dass er sie jetzt ansah. "Du spinnst." Er lächelte müde. – "Du musst es mir versprechen. Wirst Du mit mir über die Klippe fliegen?"
Er legte die Hand auf ihren rechten Oberschenkel und drückte ihn leicht, sagte aber nichts.

Gegen neun Uhr morgens steuerte sie einen Rastplatz an. Sie parkte hinter der Tankstelle, wo man den Wagen von der Straße aus nicht sofort sehen konnte. Nachdem sie noch eine letzte Zigarette geraucht hatten, klappten die Rückenlehnen nach hinten, um etwas zu schlafen. Sie waren seit fast acht Stunden unterwegs.

Sie wachte von dem Geräusch des aufheulenden Motors auf, gefolgt von dem der durchdrehenden Reifen. "Wir müssen weg hier! Die Wichser sind vorne an der Tankstelle!" Mit Vollgas fuhr er von dem Rastplatz, und sie konnte im Rückspiegel sehen, wie die Kunden der Tankstelle auf sie aufmerksam wurden. Alle Kunden. Zwei von ihnen sprangen in ihren Wagen und gaben ebenfalls Vollgas. Ironie des Schicksals. Wenn sie einfach stehen geblieben wären und weiter geschlafen hätten, wären die anderen womöglich wieder auf die Straße eingebogen und weiter gefahren, ohne sie zu bemerken.
Sie weinte. Wie hatte das passieren können? Wie waren sie ihnen so schnell auf die Schliche gekommen? Sie hatte nur ihrem Bruder gesagt, wohin sie wollten. Und wenn er geredet hatte? Und wenn sie ihm etwas getan hatten? Egal. Alles egal. Jetzt waren sie hinter ihnen und es ging um Leben und Tod. Keine Zeit für Illusionen. Wenn sie sie erwischten, würden sie sie töten. Keine Frage. "Gib Gas!", schrie sie ihn an. Aber sie wusste ja, dass er nicht schneller konnte. Die Straße begann sich zu füllen. Leute, die unterwegs in ihre Büros oder Läden oder Was-sonst waren. "Wir kommen hier nicht vorwärts!", brüllte er zurück und riss in derselben Sekunde das Lenkrad herum. Verließ die Straße. Thelma und Louise schossen ihr wieder in den Kopf. Das war doch nur eine romantische Idee gewesen!
Ein Ruck schleuderte ihren Kopf gegen das Handschuhfach und sie verlor das Bewusstsein.

Sie wurde wach. Schmeckte Blut. Ihre Hände lagen in ihrem Schoß. Ihr Nacken schmerzte. Sie war benommen. Der Motor lief noch. Aber warum saß sie am Steuer? Sie sah neben sich. Auf dem Beifahrersitz lag der Koffer. Der Koffer mit dem Geld. Und ein Foto. Im Rückspiegel konnte sie das Auto sehen, das sie verfolgt hatte. Die zwei Typen von der Tankstelle waren ausgestiegen und lehnten am Auto. Sie grinsten. Und rauchten.
Sie sah nach vorne. Die Klippe. Sie war tatsächlich an einer Klippe gelandet. Und er war nicht da. Sie erinnerte sich an das viele Blut, das plötzlich da gewesen war. An seinen Blick. Das Gewicht seines Kopfes in ihrem Arm. Und an den Schmerz. Den Schmerz, der niemals vergehen würde. Wie lange war das her gewesen? Einen Tag? Nein, es mussten schon zwei Tage sein. In diesem kleinen Kaff mitten im Niemandsland hatten sie sie erwischt.

Und jetzt war sie hier. Allein. Genau wie die Klippe. Die war auch noch da. Sie griff nach dem Lenkrad und legte den Gang ein. Ihr Fuß lag auf dem Gaspedal.
Sie schaute das Foto an und eine Träne sprang von ihrer Wange in die Tiefe. Todesmutig.
Sie würde es allein tun müssen.
Sie konzentrierte sich.

 

Hallo Der Weg,

die KG hat mir sehr gut gefallen :). Der erste Teil im Zimmer war sehr intensiv und die Bettszenen gut im Ton getroffen; ich war in der Geschichte drin. Dein Schreibstil "läuft mir so richtig rein". Prima.
Ich hätte nur gerne noch etwas mehr von ihm gehabt - ein paar Sätze, etwas mehr Erklärungen zu ihm. Neben ihr war er etwas fad dargestellt, sie wirkte so dominant in allen Szenen. Vielleicht war das aber auch deine Absicht?


Was mir noch auffiel:

Nachdem sie noch eine letzte Zigarette geraucht hatten, klappten die Rückenlehnen nach hinten, um etwas zu schlafen.
Die Rückenlehnen schliefen ;) ?

Lieber Gruß
ber

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi ber,

ja, klar, schlafende Rückenlehnen! Noch nie welche gesehen? ;o)
Kleiner Scherz - Du hast Recht. Werde das ändern.

Was die Dominanz angeht ... hm ... ja, möglicherweise ist der Fokus etwas sehr stark zu ihren Gunsten ausgefallen. Aber andererseits sollte die Geschichte ja auch aus ihrer Perspektive ablaufen. Muss ich drüber nachenken ...

Ansonsten danke für's Lesen und kommentieren. Freut mich, wenn es Dir gefallen hat.

LG
M.

 

Salut Tetanusfem,

schon mal was von freier Interpretation gehört?
Das offene Ende hat durchaus den Sinn, den Leser darüber im Unklaren zu lassen, was genau passiert ist, und so seine Phantasie anzuregen.

Also, mach mal! ;o)

Gruß,
M.

 

Hallo, Der Weg!

Deine Geschichte ist sehr spannend und in ihrem lapidaren, sachlichen Stil dem Sujet angemessen geschrieben. Ein wenig hat mich gestört, dass du sehr häufig deine Sätze nach dem Muster "Sie... [Verb]..." gebildet hast, da würde zwischendurch etwas mehr variieren. Außerdem schreibt man in Dialogen das Anredepronomen klein, also nicht "Komm zurück ins Bett. Ich will Dich ficken", sondern "... Ich will dich ficken."

Inhaltlich teile ich die Ratlosigkeit von Tetanusfem, würde sogar von Enttäuschung sprechen. Mit deiner Argumentation, durch ein offenes Ende die Fantasie des Lesers anzuregen, machst du es dir für meine Begriffe zu leicht und mogelst dich elegant um die saubere Konstruktion eines Handlungshintergrundes herum. Zumal es kein offenes Ende ist: Die Prot wird sich von der Klippe stürzen, das ist eindeutig. Ein theatralischer Abgang, der meines Erachtens dem Leser nur dann nicht als melodramatisch aufstößt, wenn er den Background kennt. Nur dann kann er einordnen, ob die Affekthandlung geschichtenlogisch schlüssig ist bzw. überhaupt ein Urteil formulieren, inwieweit der Plot plausibel ist.

Grüße!
Chica

 

Hi Chica,

danke für die Anregungen. Das mit dem kleinen D werde ich korrigieren. Ich schreibe gerne Briefe, da geht das dann irgendwann in Fleisch und Blut über ... ;o) Und auch über mehr Variation im Satzbau werde ich mal nachdenken.

Was den Plot angeht - ich muss ehrlich gestehen, dass ich den eigentlich gar nicht soooo unklar finde. Mag aber vielleicht auch daran liegen, dass ich die ganze Geschichte ja im Kopf habe. Ich finde, der Leser erfährt genug, um einen roten Faden zu erkennen. Geld ist im Spiel, viel Geld, das anscheinend mehr oder weniger unfreiwillig den Besitzer gewechselt hat. Na ja, und der/die ursprünglichen Besitzer scheut/en - sagen wir: keine Kosten und Mühen, um sich das Geld zurückzuholen. Und sie gehen dabei eben nicht wie die Ammen vor. Den Mann haben sie erwischt, die Frau nicht. Die macht sich lieber selber den Garaus. Eine Frage des Prinzips.
Ob der Ohnmachtsbruch und die kurze Rückblende logisch stimmig sind, ist eine andere Frage, das überdenke ich mir nochmal.

Ansonsten erstmal danke!

Gruß,
M.

 

Hi. Ich kann mit deiner Geschichte nichts Rechtes anfangen. Da sind also zwei unheimlich coole Leute, die sexuell irrsinnig aufeinander stehen und wie Thelma und Louise sterben wollen. Damit ist der Inhalt zwar nicht wiedergegeben, das muß ich fairerweise sagen, aber diese Leute sind auch nicht von dieser Welt. Als Trash würde ich deine KG noch akzeptieren.

Dem Trash entspricht auch der lakonische Stil. Einiges finde ich stilistisch mißlungen:

Er lag neben ihr. Auf dem Bauch, das Gesicht ihr zugewandt. Seine Augen waren geschlossen. Er sah entspannt aus. Sein Atem ging tief und gleichmäßig, aber er schlief nicht. Er konnte sie nicht täuschen. Er roch nach Schlaf. Weich und ausgeglichen. Und nach Sex. Sie begehrte ihn immer. Egal, wonach er roch. Sie liebte ihn. Für einen kurzen Moment zögerte sie, ihn zu berühren oder anzusprechen. Sie wollte dieses Bild der Ruhe nicht zerstören.
"Wir müssen weg", sagte sie. Leise. Sanft. Er reagierte nicht. Sie lächelte. Das machte er immer: so tun, als ob er schlief. Und sie griff hinüber zu ihm und berührte sein Gesicht. Seine Lider zuckten leicht, als sie seine Wimpern berührte. Dadurch verriet er sich.
In dieser recht langen Passage geht es immer wieder darum, daß er nicht schläft, obwohl er es vortäuscht. Das wirkt ermüdend. Noch an weiteren Stellen ist davon die Rede, daß er oder sie schläft. Paßt zur Handlung, die Leute werden gejagt und sind erschöpft. Paßt aber auch zum Trash. Zwei Aliens laden irgendwo ihre Batterien auf und weiter geht´s durch die Galaxis.
Im Auto.
Es dauerte fast eine dreiviertel Stunde, bis sie aus der Stadt heraus waren. Sie fühlte sich unbehaglich. Wünschte sich, es würde schneller gehen. In der Stadt kannte man sie. Alle beide. Und das Auto. Sie hatte es immer cool gefunden, in diesem auffälligen Schlitten zu sitzen. Alle schauten, wenn sie in ihm die Straße entlang fuhren. Jetzt störte es. Es war hinderlich. Jeder kannte sie. Und das Auto
Hier geht´s eindeutig zuviel um dieses Auto.

Gruß
marquee

 

Hallo der weg
ich fand die Geschichte ziemlich gut, und ich habe einen guten teil der Geschichte quasi mitgefiebert, was eigentlich los ist - und das kommt nur mit kleinen Andeutungen raus. Das ist natürlich ein bisschen gemein, weil der Leser jetzt keinen Clou hat, was mit dem Mann passiert sein könnte. Merkwürdig finde ich, dass die Männer die sie verfolgt haben, mehr oder weniger hinter ihr stehen und ihr zugucken, was sie mit sich, dem teuren Auto und dem Geld (was ja wahrscheinlich im Koffer ist) macht. Ein bisschen merkwürdig, denn sie grinsen ja, und dass der Mann nicht da ist, lässt ja schließen, dass sie ihn sich geschnappt haben. Die Frau aber alleine im Autp zurückzulassen wäre blödsinnig von ihnen - sie könnte doch nach dem aufwachen die beiden Kerle versuchen zu überfahren, oder? Also an der Stelle kannst du vielleicht noch ein bisschen arbeiten, allerdings ist es durchaus auch so wie es ist eine gute Geschichte.
gruß, jonny

 

Hi Marquee,

also ich überlege noch, ob es eine Ehre oder eine Schmach ist, das Etikett "Trash" aufgepappt zu bekommen.
Dir scheint die Geschichte als Ganzes wenig zugesagt zu haben - ist vielleicht auch eine Frage des persönlichen Geschmacks. Ich nämlich finde, dass es ganz und gar nicht zu viel um das Auto geht, denn das Auto ist ja unter anderem der Grund, warum es gefährlich ist, in der Stadt unterwegs zu sein.
Du gestattest also, dass ich mich über diesen Kritikpunkt schlichtweg hinwegsetze.

Johnny M: Nun ja, die Männer könnten doch auch hinter ihr stehen und grinsen, weil sie sich ihrer Sache sehr sicher sind und nicht damit rechnen, dass die Frau tatsächlich Gas geben und über die Klippe fahren könnte, oder?
Und das mit dem Überfahren ist wahrscheinlich auch nicht mal eben so schnell gemacht, wenn die Typen, die einen verfolgen, Schusswaffen dabei haben, oder?
Den Mann haben sie geschnappt, richtig. Der Frau dagegen könnte die Flucht gelungen sein, oder?

Nur ein paar Anregungen ...

Ansonsten: danke für's Lesen und Kommentieren.

Gruß,
M.

 

hi der weg
ok ok, ich gebs ja zu: gute argumente. und da maenner (besonders die art von der diese typen sind) ja oefters mal ein wenig zu selbstsicher sind :) ist es nicht mal so aus der luft gegriffen...
gruss, jonny
(uebrigens bitte ohne H denn es gibt hier im forum noch einen mit H und ich moechte nicht verwechselt werden :) )

 

Hi Thomas,

dass Dich die Geschichte an "Smooth" erinnert, empfinde ich als Quasi-Literaturnobelpreis ... ;o) Das hat mich gefreut, weil ich es passend finde.

Zu Deinen Kritikpunkten:

1. Sex sells - ohne Frage. Allerdings habe ich ihn nicht gezielt eingesetzt. Herrje, warum empören sich denn hier alle über Sex?? Mann, Mann! Ist es nicht unrealistisch, ein junges, verliebtes Paar zu zeichnen und den Sex dabei außen vor zu lassen? Gute Güte, ein junges, verliebtes Paar denkt nun einmal nur an Sex - zumindest in meiner Welt.

2. "cool" und "Wichser" sind eindeutig das, was der Amerikaner "slang expressions" nennt. Aber seien wir mal ehrlich: wie realistisch ist es, wenn ein junges, halbkriminelles Paar auf der Flucht von seinen Häschern entdeckt wird, und der junge Mann daraufhin schreit: 'Wie ärgerlich! Die doofen Männer sind vorne an der Tankstelle' ...???
Also, mein Mann würde definitiv "Wichser" sagen! ;o)

Ansonsten danke fürs Lesen und Kommentieren!

Gruß,
M.

 

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