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Serie Fritzl und Strunzl - 10.12. - Vom Erdboden Verschluckt (1)

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Fritzl und Strunzl - 10.12. - Vom Erdboden Verschluckt (1)

Vom Erdboden verschluckt (1)

Heute ist Mittwoch, der 10 Dezember und in genau zwei Wochen ist Weihnachten. Die Tiere des Winterwaldes sind bereits sehr im Weihnachtsstress: Sie müssen Geschenke für alle Familienmitglieder und Freunde besorgen, die Höhlen, Stöcke oder Nester putzen und weihnachtlich herrichten. Ja, ja, Weihnachtsstress ist schon etwas schlimmes, aber wie unbedeutend und wie harmlos erscheint er im Vergleich zu den Sorgen, wenn ein Freund oder ein Bekannter in Not gerät, ja, vielleicht sogar in Lebensgefahr schwebt? Heute, am 10 Dezember werden die Tiere des Winterwaldes dies herausfinden.

„Fritzl, glaubst du denn, dass Nüsse denken, dass ich böse bin, weil ich sie fresse?“ fragt Strunzl seinen Bruder, als sie sich nach der Schule zum nach Hause Gehen treffen. Dieser zuckt mit den Schultern.
„Mir egal, ich glaub nicht daran, dass Nüsse denken können“, antwortet Fritz und fügt hinzu: „Das Wichtigste ist, dass du unterscheiden kannst, welches Tier für dich selbst gut oder böse ist.“
„Glaubst du etwa, dass man das kann? Schließlich kann man am Äußeren nicht ablesen, wie ein Tier im Inneren ist.“
„Da hast du sicher recht, Strunzl“, stimmt Fritzl zu. „Aber eines weiß ich bestimmt: Füchse sind böse. Da verwette ich meine Schwanzspitze!“

Mit diesen Worten beenden sie ihr Gespräch und gehen weiter in Richtung der Eichhörnchenhöhle, bis sie auf einen Maulwurf treffen, der am Waldrand steht und zu ihnen herüber sieht.
„Servus Kinder, wie geht es euch denn?“ sagt er freundlich. Er ist auf einen Stock gestützt und trägt eine dunkle Sonnenbrille.
„Danke gut, Herr Maulwurf. Und selbst?“ ruft Fritzl fröhlich und flüstert dann zu Strunzl: „Der Maulwurf zum Beispiel ist ein gutes Tier. Das erkennt man daran, dass er zum einen keine Eichhörnchen frisst sondern nur Regenwürmer und zum anderen, dass er ganz kurzsichtig ist und auch noch einen Stock benützt.“ Strunzl ist beeindruckt. Er hätte daraus nie schließen können, dass der Maulwurf ein nettes Tier ist. Was sein Bruder alles kann...
„Danke, mir geht es auch gut“, antwortet der Maulwurf. „Sagt mir: Wisst ihr denn wo der Winterwaldner See ist. Meine Enkel laufen dort Schlittschuh und ich soll sie abholen. Aber meine Augen sind schwach und meine Beine müde, sodass ich den See nicht finden kann!“
„Na klar wissen wir wo er ist!“, antwortet Fritzl schnell und Strunzl stößt ihn mit dem Ellenbogen an. „Wir dürfen doch nicht mit Fremden reden, weißt du das denn nicht?“, sagt der kleine Bruder besorgt. Doch Fritzl flüstert zurück: „Ist schon gut, der will doch nur seine Enkel abholen!“
Fritzl wendet sich wieder zu dem Maulwurf: „Am besten gehen sie gerade aus, bis zur großen Tanne, dann biegen sie rechts ab und gehen etwa eine halbe Stunde am Waldrand entlang und schließlich kommen sie zu einer Lichtung. Dort befindet sich dann gleich der See, werter Herr Maulwurf!“
„Ach, nenn mich doch einfach Schaufle, nettes, kleines Eichhörnchen“, sagt der Maulwurf und kommt den beiden Eichhörnchen näher. „Aber wisst ihr, ich kenne mich im Wald überhaupt nicht aus. Wäret ihr so nett und helft einen alten, kurzsichtigen Maulwurf den See zu finden?“
„Aber sicher!“ erklärt Fritzl und nimmt den Maulwurf bei der Hand. „Kommen Sie einfach mit mir mit, Schaufle.“
Strunzl wirft seinen großen Bruder einen bösen Blick zu. Ein unheimliches Gefühl erfasst das kleine Eichhörnchen. Man darf nicht mit Fremden reden und niemals darf man mit ihnen mitgehen, das sagen alle, seine Mama, sein Papa und auch der Lehrer in der Schule. Andererseits, wenn sein Bruder sagt, dass es in Ordnung sei...
Strunzl überlegt nicht lange, denn als sich Fritzl und der Maulwurf entfernen, beschließt er aufzuschließen und mit ihnen mit zu gehen.

Der Winterwald ist heute besonders prachtvoll und glänzend. Während Fritzl und Strunzl den Maulwurf begleiten, sehen sie, wie die Sonne durch die Wipfel der Bäume ihre warmen Strahlen auf die Erde schickt. Das Sonnenlicht wird vom schneebedeckten Boden zurückgeworfen und taucht den ganzen Wald in ein wunderschön warmes Licht.
Die drei Tiere biegen an der großen Tanne nach link und gehen dann den Waldrand entlang in Richtung Winterwaldner See.
Als sie schon eine Weile gegangen sind, sagt der Maulwurf: „Ach, da fällt mir ein, dass ich zu Hause noch etwas vergessen habe. Ein Regenwurm Zuckerl als Geschenk für meinen Enkel. Würde es euch etwas ausmachen, wenn wir noch einen Sprung bei mir vorbei schauen. Ich wohne gleich hier in der Nähe.“
„Ich weiß nicht so recht...“, wirft Strunzl ein, aber Fritzl unterbricht ihn: „Aber kein Problem, Schaufle. Da wird sich ihr Enkel bestimmt freuen.“
Obwohl Strunzl am liebsten nach Hause gelaufen wäre, bleibt er und folgt mit seinem Bruder den Maulwurf, bis sie bei einem Loch im Schnee stehen bleiben.
„Kinder, hier wohne ich“, erklärt Schaufle.
„Unter der Erde?“ staunt Fritzl.
„Ganz recht!“ sagt der Maulwurf. „Ich wohne unter der Erde, in der schönsten Höhle des ganzen Winterwaldes. Wollt ihr sie denn einmal von Innen sehen?“
„Gern!“ ruft Fritzl und ehe Strunzl noch Zeit hatte etwas einzuwenden, springt sein großer Bruder in das Loch im Boden. Strunzl zögert.
„Was ist denn los mit dir, kleines Eichhörnchen?“ fragt der Maulwurf. „Möchtest du etwa nicht meine Höhle sehen?“
„Eigentlich nicht“, antwortet Strunzl. „Eichhörnchen haben nämlich Höhlen in Bäumen lieber. Hoch oben auf den Ästen fühlen sie sich am wohlsten. Löcher in der Erde sind nichts für Eichhörn...“
„Nicht so schüchtern!“ unterbricht ihn der Maulwurf und drängt ihn näher zu dem Loch. „Trau dich nur herein!“
Ehe es sich Strunzl versieht, wird er in das Loch geschoben und findet sich selbst in völliger Dunkelheit wieder.
„Fritzl, bist du da?“ ruft Strunzl in die Finsternis hinein.
„Ja, hier vorne bin ich! Hier ist es toll, nicht wahr?“, ertönt Fritzl Stimme in der Ferne. Er ist anscheinend schon vorgelaufen.
„Na ja, ich weiß nicht so recht“, hat Strunzl seine Bedenken. Es ist ganz finster in dem Gang, sodass Strunzl seine Pfoten vor den Augen nicht sehen kann. Wände umschließen ihn von allen Seiten, feuchte und kalte Wände, die ihn nicht viel Platz zum Atmen lassen. Und es ist still. Kein Vogelgezwitscher, kein Heulen des Windes, keine Rufe von Tierkindern. Nur sein eigenes Atmen kann Strunzl hören. Er hat Angst.
„Ist etwas mit dir?“, brummt eine Stimme hinter ihm. Es ist der Maulwurf Schaufle, dessen Stimme sich ein wenig verändert hat.
„Nein, alles bestens“, lügt Strunzl und beginnt durch die Höhle zu kriechen, in der Hoffnung, er würde bald auf seinen Bruder treffen. Lange Zeit kriecht er in dem unterirdischen Gang vorwärts in die Dunkelheit und noch immer ist kein Ende in Sicht.
„Wann sind wir denn da?“ fragt Strunzl mit zitternder Stimme.
„Bald!“ knurrt der Maulwurf hinter ihm. „Du willst doch nicht etwa zurück, ohne dass ich ein Regenwurm Zuckerl für meinen Sohn hole, oder?“
„Ich dachte, Sie holen ihren Enkelsohn ab?“ Nun weiß Strunzl, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmt.
„Ach ja. Meinen Enkelsohn!“ lacht der Maulwurf. Doch sein Lachen klingt nicht lustig. Es ist böse und gemein.
Sie kriechen weiter. Mittlerweile haben sie Fritzl eingeholt. Auch er ist nicht mehr so fröhlich und begeistert, wie er einmal war. Die beiden Eichhörnchen zittern, denn die feuchten Wände haben ihr Fell ganz nass gemacht.

Schließlich erreichen sie eine große Höhle. Fritzl und Strunzl hören das Zischen eines Streichholzes und sehen dann etwas Licht. Schaufle hält eine Kerze in der Hand. Sie ist der einzige Lichtspender hier unten, tief unter der Erdoberfläche. Strunzl bemerkt, dass sich der Maulwurf stark geändert hat. Er lehnt nicht mehr an einen Stock und die Sonnenbrille hat er auch weggeworfen. Seine Augen sind zu sehen und im Schein der Kerze funkeln sie rot.
„So!“ beginnt Fritzl und versucht seine Stimme so mutig wie möglich klingen zu lassen. „Eine schöne Höhle haben Sie hier, Herr Maulwurf, wirklich wahr. Sie wissen wo der Winterwaldner See ist und das Regenwurm Zuckerl können sie nun auch holen. Können mein Bruder und ich nun gehen?“
„Natürlich könnt ihr gehen“, sagt der Maulwurf und fügt dann lachend hinzu: „Aber erst wen ihr es euch verdient habt! Und das kann lange dauern! Ihr seid nun meine Gefangenen! Ha! Ha! Ha!”
Die zwei Eichhörnchenbrüder sehen sich ängstlich an. Jetzt sind sie gefangen in der Höhle, weit unten in der Erde. Niemand wird sie hier finden. Warum waren sie nur so unvorsichtig und sind mit dem Maulwurf einfach mitgegangen? Oh nein.
„Hier!“ brüllt der Maulwurf und wirft den Eichhörnchen zwei Schüsseln zu. „Ihr müsst hier unter der Erde nach Regenwürmer graben und sie in den Schüsseln sammeln. Ich lasse euch erst frei, wenn ihr Hundert Regenwürmer gesammelt hab. Und das kann Monate dauern!“ Wieder erklingt das schallende Lachen des Maulwurfes.
Strunzl beginnt zu weinen. Wie gern wäre er jetzt zu Hause bei seiner Mama und bei seinem Papa.
„Und denkt erst gar nicht daran, zu fliehen. Ich sitze genau vor dem Ausgang. Also los, beginnt!“ befielt der Maulwurf und unsere beiden Eichhörnchen beginnen, mit bloßen Händen nach glitschigen Regenwürmern zu buddeln.

Mittlerweile ist es Abend geworden im Winterwald und da ihre Söhne noch immer nicht zu Hause sind, beginnt Mama Schwanzbusch, sich Sorgen zu machen.
„Wo können sie nur sein?“ fragt sie ihren Mann.
„Das ist wirklich seltsam“, sagt dieser. „Ich werde einmal bei den Höhlen ihrer Freunde vorbeischauen und sehen, ob sie dort sind.“
Gesagt getan, doch nach zwei Stunden kommt Papa Schwanzbusch zurück, ohne einer Nachricht seiner beiden Söhne.
„Bei ihren Freunden sind sie nicht!“ erklärt er. „Wir brauchen mehr Tiere, um nach ihnen Ausschau zu halten.“
Mama Schwanzbusch ist den Tränen nahe. Wo können ihre geliebten Kinder nur sein. Hat sie ihnen denn nicht beigebracht, dass man immer auf dem Weg bleibt und nach der Schule so schnell wie möglich nach Hause kommt?
Papa Schwanzbusch trommelt die Tiere des Winterwaldes zusammen und eine große Suchaktion beginnt. Jeder Ast wird umgedreht und jeder Busch wird durchsucht. Die Vögel suchen von der Luft aus, die Eichhörnchen auf den Bäumen und die Bodentiere auf dem Boden. Doch die beiden Eichhörnchenkinder sind wie vom Erdboden verschluckt.

In der Zwischenzeit, tief unten in der Erde, sind Fritzl und Strunzl schon so erschöpft, dass sie nicht mehr graben können. Ihre Pfoten schmerzen vom Graben und ihre Augen von dem schwachen Licht der Kerze und obwohl sie sehr fleißig waren, haben sie erst drei Regenwürmer gefunden.
„So!“ brüllt der Maulwurf und taucht aus dem Nichts auf. Obwohl seine Augen über der Erde schwach sind, hier unter der Erde, in der Dunkelheit, sieht er besser als jedes andere Tier. „Wenn ihr weiterhin so langsam seit, dann werdet ihr nie von hier fort dürfen und müsst mir ewig dienen. Also beeilt euch gefälligst in Zukunft. Für heute dürft ihr schlafen gehen.“
Fritzl und Strunzl bekommen kein Bett, sie müssen auf der feuchten und kalten Erde schlafen.
„Fritzl, ich hab solche Angst“, flüstert Strunzl, sodass ihn der böse Maulwurf nicht hören kann.
„Ich auch, Bruderherz“, flüstert Fritzl zurück. „Aber ich verspreche dir: Morgen sind wir wieder zu Hause. Das weiß ich einfach!“
Das ist für Strunzl nicht sehr beruhigend, schließlich hat er auch gesagt, dass man dem Maulwurf trauen kann. Was wohl seine Eltern jetzt machen? fragt er sich und fällt in einen nervösen, traumlosen Schlaf.

Mittlerweile haben die Tiere des Winterwaldes aufgehört, nach den Kindern zu suchen.
„Es ist zwecklos, Herr Schwanzbusch!“ meldet der Hirsch Herwig dem Eichhörnchen. „Es ist viel zu finster, wir werden sie nicht finden!“
„Gut , ihr habt recht!“, sagt Papa Schwanzbusch, der auf einem Stein in der Mitte der größten Lichtung des Winterwaldes steht. Die meisten Tiere sind um ihn versammelt. „Ich danke euch für die Suche, wir hören auf für heute. Doch sobald die Sonne wieder aufgeht, treffen wir uns hier wieder und setzen unsere Suche fort. Ich werde meine Kinder finden, das verspreche ich euch. Doch nicht heute. Morgen!“

 

Hallo Fritzl-und Strunzl-Papa,

was für eine spannende Geschichte, wo die anderen eher so beschaulich wie die Adventszeit sind. Toll gemacht.
Hab nix anzumerken oder zu meckern und werde jetzt sofort den zweiten Teil lesen.

Insoweit hab ich es ja besser als die kleinen Zuhörer, die müssen einen ganzen langen Tag warten.

Bis denn
elvira

 

Hehe! Freut mich, wenn ich Spannung erzeugt habe. Schließlich geht es in dieser Geschichte auch darum.
Ziel erreicht!

 

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