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Serie Fritzl und Strunzl - 5.12. - Der Krampustag

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24.09.2000
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Fritzl und Strunzl - 5.12. - Der Krampustag

Der Krampustag

Heute ist Freitag, der letzte Tag in der Woche und so wie jedes Kind, freuen sich auch die beiden Eichhörnchenbuben Fritzl und Strunzl, dass sie morgen nicht zur Schule müssen und den ganzen Tag tun und lassen können, was sie wollen. Außerdem ist morgen der sechste Dezember, der Tag, an dem der heilige Nikolaus durch die Stadt geht und allen Kindern Geschenke macht.
Nur Strunzl kann sich nicht so wirklich freuen. Die Ereignisse des gestrigen Tages liegen ihm noch ganz schön im Magen.
„Du Fritzl! Glaubst du ist Mama noch böse wegen der Vase, die ich gestern vom Tisch geschmissen habe?“, fragt er seinen großen Bruder, als sie in die Schule gehen.
Fritzl schaut ihn an und sieht, dass es zu schneien begonnen hat und einige Schneeflocken im besorgt aussehenden Gesicht seines kleinen Bruder Strunzl hängen bleiben. Und da hat Fritzl eine Idee. Heute könnte er seinen Bruder einen Streich spielen.
„Strunzl, ich glaube, Mama ist dir gar nicht mehr böse“, sagt er, „Und ich hoffe, der Krampus hat dir auch verziehen.“
Strunzl zieht die Augenbrauen zusammen. „Und wer ist das, der Kack-Bus?“
Fritzl bleibt stehen und tut so, als wäre er sehr überrascht und besorgt zugleich: „Du kennst den Krampus nicht?“ keucht er und klatscht sich mit den Händen auf die Wange, „Der Krampus ist ein riesiges Monster mit Hörnern und einer ganz langen Zunge. Er hat einen Pferdefuß und eine riesige Putte am Rücken, in der er alle schlimmen Kinder mit zu sich nach Hause nimmt, um sie dort zu essen!“
Strunzl sträuben sich die Haare auf der Nase als er das hört. „V...von... von dem hab ich noch nie gehört!“, stottert er.
„Er war auch schon lange nicht mehr bei uns. Aber als du noch nicht geboren warst, hatte ich noch einen Bruder. Der hat einmal Papas Lieblingsglas kaputt gemacht. Und dann, am fünften Dezember, hat ihn der Krampus geholt und seitdem haben wir nie mehr etwas von ihm gehört.“
Fritzl muss sich schon sehr zusammenreißen, damit er nicht sofort zu lachen beginnt. Er sieht die Angst im Fell seines kleinen Bruders und freut sich, dass ihm dieser Streich gelungen ist. „Aber reden wir nicht mehr darüber, denn schon allein wenn man seinen Namen erwähnt, kann es sein, dass er einen holt, der...“, Fritzl beugt sich zu seinen kleinen Bruder hinunter und flüstert ihn ganz leise ins Ohr: „KRAMPUS!“
Strunzl erschrickt und als Fritzl weiter geht, kann er sich gar nicht mehr rühren. Er sieht, wie sein Bruder im dichter werdenden Schnee verschwindet.

Den ganzen Tag über ist Strunzl sehr brav, grüßt alle, die er kennt, (sicherheitshalber auch die, die er nicht kennt), sagt immer „Bitte“ und „Danke“ und bohrt nicht ein einziges Mal in der Nase. Und als die ganze Familie Schwanzbusch am Abend in der Höhle der Eichkätzchen versammelt ist, denkt er, den Tag schon beinahe überstanden zu haben.
Doch noch immer geistert das Bild des kinderfressenden Monsters in seinem Kopf herum. Seine Mama könne bestimmt einiges über den Krampus erzählen, doch Strunzl traut sich nicht, sie zu fragen. Schon wenn man seinen Namen erwähnt, könnte er kommen, der Kram... na, lassen wir das lieber.
Papa Schwanzbusch sieht fern, Mama Schwanzbusch bügelt und Fritzl, der den Streich schon ganz vergessen hat, macht seine Strafhausaufgaben, die ihm Lehrer Kuckuck schon wieder aufgetragen hat, weil er Papierflieger gebastelt und während dem Matheunterricht in der Klasse herum fliegen gelassen hat. Im Ofen knistert das Feuer und erfüllt die ganze Höhle mit wohltuender Wärme. Aus der Küche riecht es nach der Marone, die Mama Schwanzbusch über der Flamme röstet. Und die große Pendeluhr in der Mitte des Zimmers tickt, während Strunzl auf dem großen Holztisch ein Blatt Papier ausgebreitet hat und zu malen versucht. Doch so ganz kann er sich nicht konzentrieren, er muss immer wieder daran denken, ob sein Versuch heute brav zu sein, auch wirklich geholfen hat.

Und während er versucht, ein Raumschiff und grüne Eichhörnchen zu zeichnen, klopft es an der Eingangstür der Eichhörnchenhöhle. Bum. Bum. Bum.
Strunzels Fell auf den Rücken sträubt sich und er zieht den Schwanz ein. Hat er sich das denn gerade eingebildet, oder ist da wirklich wer an der Tür? Ist es vielleicht etwa Kram...
Wieder klopft es an der Tür. Bum. Bum. Bum. Diesmal fester.
„Wer kann denn das sein?“, fragt Mama Schwanzbusch, während sie mit den Vorderpfoten versucht, die Schale der fertig gebackenen Marone herunter zu schälen.
„So spät am Abend kommt doch niemand mehr, den wir kennen“, erklärt Papa Schwanzbusch und dreht den Fernseher leiser, „Strunzl, kannst du bitte mal nachsehen!“
Strunzl erstarrt. Jetzt ist es wirklich geschehen, der Krampus kommt, um ihn zu holen, um ihn mit nach Hause zu nehmen und ihn mit Haut und Fell zu fressen.
Er will seinen Vater widersprechen, jedoch bekommt er keinen Ton aus seiner trockenen Kehle.
„Jetzt mach schon auf, Strunzl“, sagt Papa Schwanzbusch ungeduldig, „Das wird Tante Pfistl sein, die die Marone gerochen hat und nun auch ein Stück bekommen möchte.“
Bum. Bum. Bum. Wieder klopft es und diesmal so stark, dass die Tür erzittert.

Strunzl geht mit gesenktem Kopf, hochgezogenen Schultern und eingezogenen Schwanz zu Tür. Jetzt ist es also soweit, nun wird er das Frühstück des Krampus werden.
Langsam ergreift er den Türknauf, dreht ihn nach links und öffnet vorsichtig die für ihn sehr große Holztür.
Draußen steht ein riesiges Wesen, mit vor Kälte ganz rot gewordenen Wangen. Ein großer, roter Sack hängt auf seiner Schulter. Da sind wohl alle schlimmen Kinder drin, denkt Strunzl.
Das Wesen kommt näher zu der Eingangstür der Eichkätzchen und sagt: „Entschuldige bitte die Störung, aber ich habe mich hier wohl verlaufen. Weißt du denn, wo das Dorf der Menschen ist, kleines Eichhörnchen?“
Strunzl, der seinen ersten Schreck überwunden hat, sieht den fremden Mann vor der Tür fragend an. Das kann doch nicht der Krampus sein, denkt er sich. Der Mann draußen hat keine Hörner, sondern eine Bischofsmütze auf. Und er hat auch keine lange Zunge, sondern einen buschigen, weißen Bart. Auch ist er kein Monster, sondert sieht sogar ziemlich freundlich aus.
„Ich darf eigentlich nicht mit Fremden reden“, sagt Strunzl und verschränkt die Arme.
Der Fremde vor der Tür lacht laut auf: „Hohohohohooooo! Du bist aber ein ganz braver Junge, kleiner Strunzl. Ich weiß natürlich, wo das Dorf der Menschen ist, ich wollte nur einmal schauen, ob du wirklich so artig bist, wie man sich erzählt. Und wahrlich, das bist du!“ Der weißbärtige Mann mit der Bischofsmütze dreht sich um, murmelt noch: „Liebe Grüße vom Nikolaus“ und entfernt sich wieder von der Höhle der Schwanzbuschs.

Als Strunzl die Eingangstür wieder schließt, fragt ihn sein Vater: „Und, Strunzl? Wer war es?“
„Das war der Nikolaus“, sagt er und lässt den Mund offen. Erst jetzt, wo er gegangen ist, hat ihn Strunzl erkannt. Der Nikolaus, der morgen den braven Kindern Leckereien vorbeibringt!
„Der Nikolaus?!“, stößt Fritzl ungläubig aus und springt auf, „Das war der Heilige Nikolaus!“. Er rennt zur Eingangstür, reißt sie auf und ruft in den Schnee hinein: „Nikolo! Warte kurz!!!“, doch der Nikolaus war schon längst verschwunden.

 

Das ist jetzt aber gemein, dass dem Strunzl noch nicht mal was vom Nikolaus geschenkt wird, also wenigstens ein paar Nüsse hätte er vor der Tür in die dort abgestellten Fritzl- und Strunzl-Stiefelchen tun können, meinste nicht auch? Oder stellen deine Eichhörnchen ihr Stiefelchen nicht zu Nikolaus vor die Tür?
Zu den Eichhörnchen kann er doch früher kommen. Das ginge.
Dann fehlt mir in dieser Geschichte der Lerneffekt für die Kinder. Der Fritzl, der hätte doch irgendwie eine Strafe dafür bekommen müssen, dass er den Strunzl so geärgert hat. Das läßt du ihm so durchgehen?
Du wirst nachlässig als Papa, mein lieber Peter. ;)

Vielleicht kann der Nikolaus ja allwissend sein und den Fritzl an die Tür zitieren und ihn auffordern in Gegenwart von Strunzl zu beichten, was er für einen gemeinen Streich gespielt hat? Nur so ein Vorschlag, ein lakitanischer, du wirst sicherlich einen besseren hrubischen finden.

Lieben Gruß
elvira

 

Liebe Elvira!

Wieder einmal danke für deine Kritik. Wie ich sehe, hast du ja bereits alle kommentiert. Vielen Dank dafür.

Das mit dem Lerneffekt ist hier so: Der brave Strunzl, der durch seine Folgsamkeit nicht einmal mit dem Nikolaus sprechen möchte, wird durch ein Lob des selbigen belohnt. Fritzl, der ihm den Streich gespielt hat (der im Grunde ja ziemlich harmlos war) bekommt den Nikolaus ja nicht einmal zu sehen, obwohl er es gerne möchte. Zum Schluss läuft er ja zur Tür, doch der heilige Nikolaus ist verschwunden.

"Beichte", oder ein öffentliches Geständnis möchte ich hier nicht haben, ich denke, der Lerneffekt ist so unterschwelliger und effektifer. Die ersten beiden Geschichten sind schon genug moralisiert. Zumindest meinen Emfinden nach.

 

Lieber Peter,

da stimm ich dir zu, der Lerneffekt in dieser Geschichte ist schon vorhanden, nur feinsinniger.
Ich revidiere hier gerne meinen Kritikpunkt. :)

Lieben Gruß
elvira

 

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