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Göttliche Extraktion
Doch was er diesmal für mich bereithielt, war nicht sein Machwerk, nicht die Maschine, das Trugbild, mein Wille. Es war der lebendige Engel, von einem mir gnädigen Gott, jenseits der Markttore, meiner Rettung zugefallen; dem Hehler des Leibhaftigen, dieser entsetzlich windigen Schlange in den Schoß gelegt, um mich, den Mann, dessen Hände voller Wanzen sind, der seinen Lehmtopf mit den wertvollen Münzen schon längst im Schatten verausgabt hatte, noch finden zu können. Offenbar gab es diesmal keinen Preis, denn sie, der Engel, löste sich von selbst, mir freigiebig aus dem Verbund der Schlange, entfaltete gewaltige, strahlendweiße Flügel, deren Antlitz unwillkürlich mächtig, all niederes Geschöpf in mir, zurück in ein muffiges Loch bannten, wo es nicht mehr treiben konnte, wo es ständig wütet und niemals stirbt. Doch sie kam mit dem mildesten und wahrhaftigsten Lächeln so nahe an mich heran, daß ich ihren klaren Atemzug spürte, wie er mir langsam mein durchsetztes Schnaufen raubte, mir die teure schwarze Luft aus den dunklen Lungen sog. Behutsam reichte sie nach meiner Hand und ich ergriff ihre taumelnd. Sie hüllte mich ein; ich presste mich ergeben an sie. Meine Füße verloren den Halt der Erde. So hoben wir ab, in den endlosen Sternenhimmel, als ich bewusstlos wurde.