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Gestrichen voll

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21.04.2015
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Gestrichen voll

Mir reicht’s!
Ich mach da nicht mehr mit.
Ehrlich wahr, die schlechte Laune quillt mir schon aus den Ohren. Soll doch jemand anders meine Arbeit erledigen.
Ich hab jedenfalls die Nase gestrichen voll, die Farbe Rosa zu sein!

Heute Morgen erst. Da ist so eine Omi ganz aus dem Häuschen, weil ein kleines Mädchen mich anhat. Sie winkt ihrer Freundin zu, beide schauen auf mich herunter und sagen „Oh, wie niedlich“ und „Hach, schau, was für ein tolles Kleid, ganz entzückend.“ Dann gehen sie weiter und haben mich in ein paar Sekunden wieder vergessen.
Oder wenn die Leute im Blumenladen nach Rosen fragen. Ich sitze auf den Blumen und warte darauf, dass mich jemand mitnimmt. Aber Rot gewinnt fast jedes Mal. Danach kommt Pink. Nach mir fragt kaum einer.
„Nein, lieber was Knalliges“, sagen sie.
Ich schaue dann immer an mir runter und fühle mich noch blasser.

Manchmal, da träume ich von Landschaften. Von kräftigen Farben, tiefblauen Seen und sattgrünen Wiesen. Die Sonne ist so gelb, dass es in den Augen wehtut, aber ich liebe das. Die Blumen leuchtend rot oder türkis.
Alle sind da, nur ich nicht.
Warum gibt es mich überhaupt?
Zwischen all dem Grellen und Kräftigen, wozu braucht es da mich?
Ich werde nur geholt, wenn etwas niedlich sein soll oder flauschig oder herzig.

Wie großartig wäre es, wenn die Menschen die Augen aufreißen würden, wenn sie mich sehen?! Wenn es ihnen die Sprache verschlüge. Ich wäre dann nicht niedlich und auch nicht bezaubernd.
Stark und mächtig, das will ich sein!
Sie würden sich die Hände vor den Mund schlagen, sich gegenseitig etwas zuflüstern und dastehen wie im Boden festgewachsen.
Ja, das fände ich gut.

Gerade in diesem Moment zieht mich eine Frau an. Also besser gesagt streift sie sich einen Pullover über, der wiederum mich anhat. Ich werfe einen Blick in den Schrank und winke meiner Cousine zu. Sie wird von einer Hose getragen, die über einem Bügel hängt. Die Frau nennt sie wie mich, nur dass sie ein „alt“ davor setzt. Gut, meine Cousine sieht ein bisschen schmutziger aus als ich. Dunkler und abgenutzter. Aber ich finde das toll. Ich würde sie nicht altrosa nennen, sondern echtrosa.
Die Frau geht mit mir in die Küche und gibt ihrem Freund einen Kuss. Er trägt einen Kapuzenpulli, auf dem Herr Schwarz sitzt. Ein griesgrämiger Zeitgenosse, aber ich freue mich immer, ihn zu sehen, weil er so anders ist als ich.

„Hey da drüben, wie geht’s?“, frage ich ihn und winke.
„Schlecht.“
„Versteh’ ich nicht.“
„Musst du auch nicht“, sagt er.
„Also ich an deiner Stelle hätte bombige Laune.“
„Nee, hättest du nicht.“
„Doch“, sage ich. „Ich wäre nämlich viel lieber Du und nicht Ich."
Herr Schwarz verdreht die Augen. „Jedes Mal nervst du mich damit. Sei doch mal froh darüber, wer du bist.“
„Bin ich aber nicht.“ Ich schüttle energisch den Kopf. „Warum sollte ich? Alle lächeln nur über mich. Keiner nimmt mich für voll. Und immer muss ich mit den anderen langweiligen Farben abhängen, weil die Menschen sagen, das passt so gut.“
„Du meinst die Pastellis?“, will er wissen.
Ich nicke. „Du dagegen, du bist so kräftig, so stark und dunkel. Du bedeutest etwas.“
„Ach ja?! Was bedeute ich denn?“
„Du bist sehr erwachsen, finde ich. Außerdem kommst du echt elegant rüber, dich nimmt jeder ernst, im Gegensatz zu mir. Und wenn’s drauf ankommt, dann fürchten sich die Menschen vor dir, weil sie dich nicht richtig verstehen. Du bist unheimlich und spannend. Gleichzeitig. Das ist ziemlich cool.“
„Weißt du, was nicht cool ist?“, fragt Herr Schwarz.
„Nein, was denn?“
Er schaut jetzt ganz schön betrübt aus der Wäsche. „Immer, wenn jemand traurig ist, werde ich rausgeholt. Meinst du, das fühlt sich gut an? Meinst du, das mache ich gerne?“
„Oh.“ Ich schlucke. „Tut mir leid, das war blöd von mir. Daran hab ich nicht gedacht.“
„Nee, haste nicht.“
Ich traue mich gar nicht mehr, ihn anzusehen.
„Über was beschwerst du dich denn?“, fragt er. „Die Menschen brauchen dich. Und du kapierst es einfach nicht, du meckerst immer nur rum.“
„Sie brauchen mich?“
„Klar. Was meinst du, wie oft sie genug von mir haben. Dann wünschen sie sich eine Farbe, die hell ist und fröhlich. Bei der sie schöne Gedanken kriegen. Und diese Farbe bist du.“
„Das ist alles?“
„Das ist viel“, sagt er. „Das ist das Gleichgewicht.“

Der Mann mit dem Pullover steht auf und verlässt das Zimmer. Also muss Herr Schwarz auch gehen. Ich hätte so gerne noch länger mit ihm geredet.
Er hat gesagt, ich bin wichtig.
Darüber muss ich nachdenken.
Die Frau geht ins Schlafzimmer und stellt sich vor den Spiegel. Dann zieht sie den Pullover aus und schmeißt ihn aufs Bett. Sie betrachtet ihn, nein, eigentlich betrachtet sie mich, und murmelt: „Nee, heute mal kein Rosa.“
Dann greift sie in ihrem Schrank nach einer knallroten Strickjacke.
Na toll.

 

Liebe RinaWu, du warst die erste in der Challenge und ich hatte deine Geschichte gleich, als sie erschien, gelesen. Du hast jetzt sehr viel verändert, gell? Vor allem gekürzt. Ich hab versucht, die Kommentare wenigstens zu überfliegen, aber ich schaff das zeitlich einfach nicht, deswegen weiß ich jetzt auch nicht, warum das rosa Karnickel verschwand. Find ich im Nachhinein schade, dass jetzt gar nichts mehr von der Idee vorkommt, dass die Farbe sich darüber beklagt, dass durch sie selbst, also durch ihre Eigenheit, etwas Gutes, in sich Bestehendes, zu etwas Albernem, Lächerlichen wird. Ich fand das einen irgendwie bestechenden Versuch, die Idee, die Farbe Rosa mit ihrer eigenen Rollenfarbenzuschreibung (Was für ein Wort) unzufrieden sein zu lassen, noch zuzuspitzen (und was für ein Satz, aber der bleibt jetzt stehen). Aber gut, du wirst deine Gründe haben und man kann es eh nicht jedem Recht machen und ich bin auch so überhaupt keine Kindergeschichtenexpertin. Ich kann da immer nur schätzen und mutmaßen, ob eine Idee, eine Geschichte geeignet ist. Und da bin ich mir eigentlich sicher, dass Rosa sprechen kann und dass das ganz normal ist. Wieso eigentlich nicht, wenn Pferde, Büsche und Hüte rumlabern, dass einem die Ohren wackeln. Das ist doch das Tolle, dass alle Welt Leben erhalten und dabei urmenschliche Konflikte ganz en passant "erledigen" kann. Also da sehe ich kein Problem, sondern finde die Idee originell und witzig, und hab ich so einfach noch nie gehört. Dafür schon mal einen Riesenhut ab von mir, gern auch einen sprechenden. Auch das Ende will ich verteidigen, das ist so nett und lustig und schön trotzig, wie das schmollende Rosa verkraften muss, dass es bei aller gefundenen Wichtigkeit doch nicht unbedingt gleich und immer an erster Stelle stehen muss. Eine wichtige Farbe ist es doch jetzt trotzdem.
Was ich so richtig beurteilen kann, das ist, ob die Geschichte mir beim Vorlesen Spaß machen würde. Das tut sie, weil deine Sprache so schön vorlesbar ist. Es sind die kleinen Ausrufe, die Schmoller, die Nachsätze. Das kann man gut vorlesen. Und das gefällt mir.
Auch insgesamt empfinde ich die Sprache als sehr verständlich und kindgerecht, ohne dass sie zu einfach wäre.
Als konstruktive Kritik habe ich eigentlich nur, dass mir die Idee, dass Rosa sich neben seiner ganzen Trotzerei, dass es zu wenig gewählt wird, auch noch verniedlicht/verniedlichend und veralbert/veralbernd findet, eigentlich ganz gut gefiel, es brachte die Farbe für mein Gefühl noch mehr zu einem starken Konflikt, aber ich weiß natürlich gar nicht, ob Kinder das wirklich verstehen könnten.
Schöne Zeit für dich und Grüße von Novak

 
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Hallo noch einmal @joycec,

Ich glaube, wir eiern hier gerade voll um die Zielgruppe herum.
Das Gefühl habe ich ehrlich gesagt gar nicht ... Ist doch alles gut :shy:

Das ist - metaphorisch gesprochen - nicht gerecht, weil ich aus der Gothic- und Wave-Zeit vor allem Frauen in Erinnerung habe, die der Farbe etwas abgewinnen konnten, und das sah in der Regel nicht sehr männlich aus.
Hach ja. Ich sage es mal ganz ehrlich. Ich wollte hier gar nicht die Genderkiste aufmachen. Sondern es geht viel eher generell darum, in eine Rolle gedrückt zu werden, die man nicht so toll findet. Seinen Platz in der Welt zu haben, den aber irgendwie nichtig zu finden. Dagegen aufzubegehren und aber auch ein Stück weit zu sehen, dass alles auf seine Art und Weise seine Berechtigung hat.
Ich finde dieses "Oh, das ist jetzt aber sehr männlich besetzt" oder "Oh, das wird jetzt wieder als typisch weiblich dargestellt" (jetzt mal stark übertrieben gesagt) oft ziemlich nervig. Und darum geht's mir hier auch gar nicht. Ich bin eh der Meinung, und da wollen mir jetzt einige vielleicht den Hals für umdrehen, dass dieses komplette Abschaffen-Wollen von Genderrollen 'n bisschen übertrieben ist. Das hat ja teilweise schon was Zwanghaftes und wird bestimmte Themen auch nicht lösen. Und ich denke einfach, es gibt typisch Männliches und typisch Weibliches, ob das nun Farben, Denkweisen oder emotionale Dinge sind. Ist doch auch gar nicht schlimm. So, aber ich komme ins Schwatzen ...

Wo du mir also geraten hast, etwas weniger dick aufzutragen, rate ich dir zum Gegenteil.
Ja, hmm, verstehe nicht so genau, was du mir sagen willst. Ich bin tatsächlich recht zufrieden damit, wie der Text jetzt so dasteht, wüsste gar nicht, wo ich da auf den Putz hauen sollte :D Kommt ja immer darauf an, was man erzählen will.

Danke für die Flusen, werde sie beseitigen :)
Liebe Grüße!


Liebe @Novak,

danke dir für deinen Kommentar, hat mich sehr gefreut.

deswegen weiß ich jetzt auch nicht, warum das rosa Karnickel verschwand
Weil es weiß ist. Das aus dem Hut. Ich habe da irgendwas in meinem Kopf durcheinander gebracht, aber als ich dann darauf aufmerksam gemacht wurde und gegoogelt habe, da waren die Karnickel alle weiß. Dann habe ich es mit einem rosa Pudel versucht, das war irgendwie schon besser, aber gibt es das heute noch? Bzw. ist das etwas, das Kinder wahrnehmen, im alltäglichen Leben sehen, diese seltsamen Hundeshows, bei denen speziell Pudel rosa eingefärbt werden. Naja, kurzum: Irgendwie knirschte mir das zu sehr.

Ich kann da immer nur schätzen und mutmaßen, ob eine Idee, eine Geschichte geeignet ist. Und da bin ich mir eigentlich sicher, dass Rosa sprechen kann und dass das ganz normal ist.
Toll! Denke ich auch. Und wie weiter oben schon mal erwähnt, glaube ich, dass Kinder das auf jeden Fall annehmen. Nicht logisch hinterfragen, ob die Farbe Rosa denn Ohren haben könnte oder sich hinsetzen kann. Sondern die Personifizierung in diesem Moment einfach annehmen.

Auch das Ende will ich verteidigen, das ist so nett und lustig und schön trotzig, wie das schmollende Rosa verkraften muss, dass es bei aller gefundenen Wichtigkeit doch nicht unbedingt gleich und immer an erster Stelle stehen muss. Eine wichtige Farbe ist es doch jetzt trotzdem.
:kuss: Schöner hätte ich es nicht sagen können. Dir ist beim Überfliegen der Kommentare vielleicht aufgefallen, dass ich das Ende auch mit Händen und Füßen verteidige. Denn ja, die Geschichte hat ihre Schwächen, das stimmt schon, aber ein versöhnlicheres Ende würde einfach nicht dazu passen, was ich erzählen wollte. Geht runter wie Öl, wie du das gelesen und für gut befunden hast.

Was ich so richtig beurteilen kann, das ist, ob die Geschichte mir beim Vorlesen Spaß machen würde. Das tut sie, weil deine Sprache so schön vorlesbar ist. Es sind die kleinen Ausrufe, die Schmoller, die Nachsätze. Das kann man gut vorlesen.
Hach, schön, das freut mich. Ich mache das ehrlich gesagt voll selten, aber bei dieser Geschichte hier habe ich sie laut vorgelesen und so tatsächlich gemerkt, wo es holpert - gerade im Hinblick auf das Vorlesen. Toll, wenn sich diese, für mich noch recht neue, Praktik ausgezahlt hat.

Ich schick dir liebe Grüße!
RinaWu

 

Wäre das nur eine Geschichte über die Farbe rosa, hätte ich gesagt: Vergiss sie! Sie ist aber mitnichten das, sondern eine schöne und gut geschriebene Geschichte über die Unzufriedenheit: Man will das, was andere sind oder haben. Daher ist sie nur für Menschen geeignet, die gewisses Abstraktionsvermögen besitzen, d.h. wissen, was ein Gleichnis ist. Und das sind keineswegs Kinder unter 10 Jahren. Für die älteren Kinder ist sie perfekt. :thumbsup:

 

Hallo @Dion,

Sie ist aber mitnichten das, sondern eine schöne und gut geschriebene Geschichte über die Unzufriedenheit: Man will das, was andere sind oder haben.
Danke dafür, das Lob freut mich sehr.

Ich hadere ja schon von Beginn an, was hier die richtige Altersgruppe ist. Es gibt wohl zwei Möglichkeiten - entweder man liest sie jüngeren Kindern vor und es entspinnt sich im Anschluss ein Gespräch, bei dem man sie vielleicht an so ein Gleichnis heranführen kann, bzw. einfach mal schaut, wie sie das verarbeiten/verstehen. Oder aber man liest sie älteren Kindern vor und sie können alleine abstahieren. So mein Gedanke ... fische da aber auch ein wenig im Trüben, weil das für mich einfach sehr schwer einschätzbar ist.

Viele Grüße!
RinaWu

 

Hej @RinaWu ,

meine fiktive Krümel-Gruppe und ich haben uns beim Lesen ziemlich hineingesteigert. Als Vorleserin wechselte meine Laune in einem fort von wütig in Richtung träumerisch, verständnislos, resigniert, erleichtert und irgendwann haben wir vergessen, worum es eigentlich geht. Also Farben klar, Rosa, natürlich.

Dennoch sind die Bilder real und der Protagonist*in abstrakt. Das hat so etwas wie Unruhe ausgelöst und eine Identifikation war schwierig. Aber genau das benötigen die kleinen Zuhörer. Vor allem setzt es voraus, dass es die Farbe Rosa wirklich schwer hat :hmm:. In meiner wahrscheinlichen Krümel-Gruppe hat die Hälfte was in Rosa an, selbst deren Mütter. Da es mir aber nicht ganz so wichtig ist, wen man genau erreichen will, werden einige Krümel diesem aufgelösten Rosa wohl folgen können. Ein großer Gewinn wären, wie bei allen Kindergeschichten, fragt man mich, Bilder. Eine Farbexplosion gäbe es in diesem Fall, eine bunten Vulkanausbruch!

Ein Leseeindruck und noch viel Vergnügen beim Krümeln, Kanji

 

Es gibt wohl zwei Möglichkeiten - entweder man liest sie jüngeren Kindern vor und es entspinnt sich im Anschluss ein Gespräch, bei dem man sie vielleicht an so ein Gleichnis heranführen kann, bzw. einfach mal schaut, wie sie das verarbeiten/verstehen.
Tut mir leid, @RinaWu, aber ich sehe da keine zwei Möglichkeiten, sondern nur eine – Begründung: Bei jüngeren Kindern würde durch diese Geschichte unweigerlich der Eindruck verstärkt, dass die Farbe rosa minderwertig sei. Das würde übertragen auf die hauptsächliche Trägergruppe Mädchen, was ihrem Selbstbewusstsein schaden, zumindest aber in eine defensive Position brächte, während die Jungen sich im Recht sehen würden, diese Farbe abzulehnen, weil sie nur etwas für die Mädchen sei.

 

Hey @Kanji,

lieben Dank für deinen Kommentar. Deinen und den der fiktiven Krümelgruppe :shy:

Da es mir aber nicht ganz so wichtig ist, wen man genau erreichen will, werden einige Krümel diesem aufgelösten Rosa wohl folgen können.
Ja, alle erreichen, das wird nicht funktionieren. Das ist mir von Anfang an klar gewesen. Kann man sowieso nie, egal bei welcher Zielgruppe.
Ich wollte einfach was anderes versuchen und ich denke auch, dass zumindest ein paar folgen können. Ist echt schwer für mich, das an einem bestimmten Alter festzumachen, weil ich durch die Erfahrungen in meinem Freundeskreis merke, wie unterschiedlich sich Kinder entwickeln.

Liebe Grüße!


Hi @Dion,

danke für deine erneute Rückmeldung. Muss dir nicht leid tun, da sind wir eben einfach unterschiedlicher Meinung. Ich sehe da kein "entweder / oder". Gerade weil sich Kinder z.T. so unterschiedlich entwickeln, könnte ich da für mich selbst einfach keine klare Linie bei dem Alter 10 ziehen, und sagen "ein paar Jahre drunter wird nicht funktionieren".
Aber wie gesagt, man muss sich ja nicht immer einig sein :)

Viele Grüße!
RinaWu

 

Hallo @RinaWu,

die Farbe rosa fühlt sich schlecht, weil sie sich als zu blass, zu unauffällig empfindet. Sie möchte nicht niedlich, flauschig, herzig sein. Und das tut sie lautstark und ausufernd kund. Sie fühlt sich gegenüber den knalligeren Farben zurückgesetzt, möchte Aufmerksamkeit und Bewunderung erhalten, träumt von bunten Landschaften mit satten, kräftigen Farben, die etwas bedeuten. Da wird eine Sehnsucht spürbar, jemand anderes zu sein, doch anders als bei Fliege mit ihrem "J" gönnst du deinem Rosa keine Handlungsoption.
Das Treffen mit Herrn Schwarz setzt den nötigen Kontrapunkt. Doch was erfährt sie durch ihn? Eigentlich nur, dass es ihm genauso geht, dass er mit seiner Rolle ebenso oft unglücklich ist, dass alle Farben gebraucht werden und wichtig sind und dass es um das Gleichgewicht gehe und darin sei ihre Rolle die Farbe, bei der Menschen schöne Gedanken bekommen. Die Veränderung geschieht dadurch, dass ihr Empfinden in einen anderen Kontext gesetzt wird. Schau, uns geht es allen gleich, jede Farbe hat ihre Vor- und Nachteile, also jammere nicht. Meh. Hat ein wenig was von Durchhalteparole. "Keep calm and carry on". Am Ende vom Tag auch etwas brav.
Aber was würde passieren, wenn sie stattdessen desertiert, "Now panic and freak out" ruft und mal so richtig zur bitch wird? Zum Beispiel, nachdem Herr Schwarz weg ist. Hach, was wäre das ein Fest, ein Rosa, das sich selbständig macht und durch die Gegend streift. Und dann setzt es sich auf ein Blau, das zu einem Flieder wird und geht nicht mehr runter. Ätsch. Oder es fliegt auf einen Elefanten im Zoo und genießt, wie blöd alle gucken. Oder es belagert eine Brille und freut sich daran, wie einfältig der Mensch dahinter grinst und was er ab jetzt so labert.
Und wenn sie in aller Munde war und ihren Spaß hatte, dann legt sie sich zum Schlafen wieder auf den Pullover und ist froh, wenn sie mal so richtig verschnaufen kann und die rote Strickjacke auch mal ran darf. Nur so als Idee, um das Rosa aus dieser fixierten Rolle rauszubringen. Mir persönlich würde eine anarchische Auflösung besser gefallen, weil mir die Befreiung von den Zwängen als Message besser gefallen würde, als durch Relativierung damit leben zu lernen. Aber es ist natürlich dein Text, also mach was du willst. ;)

Peace, linktofink

 

Hey @linktofink,

danke für deinen Kommentar, auf den ich leider nur recht kurz antworten kann, weil ich zurück an den Schreibtisch muss.

Ich kann komplett nachvollziehen, was du da schreibst und gebe zu, deine Idee hat was! Rosa komplett ausflippen zu lassen und die Welt mal einen Tag lang in kleines Chaos zu stürzen, ist total reizvoll. Vielleicht schreibe ich ja mal Teil 2 ...
Denn hier war mir tatsächlich ein anderer Punkt wichtig. Er ist dir zu schwach, bzw. zu brav - was ich nachvollziehen kann - war aber hier einfach das Thema, das mich beschäftigt hat. So viele Menschen in meinem Umfeld sind im Moment unzufrieden mit irgendwas. Ich habe in den letzten Monaten so eine Balance gefunden, wo mir das noch krasser auffällt, als vorher. Uns geht's so verdammt gut und dennoch wird ständig an Dingen rumgenörgelt (Job, Privatleben, Figur, ...). Ich finde eben, oft beschweren sich die Menschen einfach um des Beschwerens Willen, und das obwohl es ihnen im Vergleich zu andere wahnsinnig gut geht. Und ich wollte hier eben eher darauf hinaus, nicht immer nach dem zu Streben, was andere haben, sondern sich mal wirklich damit auseinander zu setzen, wieviel man selbst und das eigene Leben wert ist. Die eigene Perspektive gerade rücken sozusagen.

Deine Idee hätte ein anderes Motiv, das aber wie gesagt, auch einen großen Reiz hat :D Denke ich mal drüber nach ...

Lieben Dank für deine Gedanken und viele Grüße
RinaWu

 

"Der Mensch ist nie zufrieden", sagt irgendwo ROSA Luxemburg - und ich erfahre nun mit großer Verwunderung, auch Farben nicht,

liebe Rosa.

Aber ich sag dir, stell dich ma‘ nu' nich‘ so an, schließlich ist nicht nur eine wehrhafte Pflanze nach dir benannt, sondern gleich eine ganze Gattung. Und diese Abwechslung mit dem geschlossenen "ro" und dem offenen "sa" bietet das abrupte "rot" nun überhaupt nicht. Und was bedeutet es nicht alles Negatives vom Halt an der Ampel bis zur Kriegsfahne. Wer hätte schon mal ein rosa Fähnchen in den Krieg ziehen sehen?

Und glaubstu im Ernst, Frau Luxemburg wäre niedlich gewesen und blass?

Ach, liebe Mme. Wou,

ich muss mich wieder so aufregen - immer Ärger mit den Plagen bisse endlich begreifen und
eh ich‘s vergess, fangen Sie doch bitte hier

„Hach, schau, was für ein tolles Kleid, ganz entzückend“.
das Pünktchen ein, dass es sich nicht noch verirrt!

Nicht ungern aufgeregt von dem

Dante Friedchen

 

Mein lieber @Friedrichard,

das Pünktchen ist eingefangen, gerade noch so! Danke dir.

Nicht ungern aufgeregt
:D Was soll ich da noch sagen? Wenn's Aufregen Spaß gemacht hat, immerhin!

Und diese Abwechslung mit dem geschlossenen "ro" und dem offenen "sa" bietet das abrupte "rot" nun überhaupt nicht.
Ganz deiner Meinung, ich hoffe, das kommt bei Rosa auch noch an ...

Liebe Grüße
RinaWu

 

Liebe @RinaWu,

wie schön, dass Du mitkrümelst. Weil deine Texte ja (positiv gemeint!) sehr eigen sind und jetzt gibt es auch einen Wuschen Kindertext. Ist auch gar nicht nur für Kinder gut, finde ich, denn die Idee fand ich nice. Und irgendwie zweifeln die Leute ja ständig an sich herum und wollen immer sein wie die anderen, sind sich selbst nicht genug, große Volkskrankheit das in der heutigen Zeit und dazu noch völlig unnötig. Das es ausgerechnet das Rosa ist - das ebenfalls in dieses Dilemma verfällt, wer hätte das gedacht? Ich jedenfalls nicht. Aber dafür habe ich ja dich, damit Du mir das sagst ;).
Ich habe bisschen in den Kommentaren geschnüffelt und hatte den Text auch gleich nach dem Einstellen gelesen, ist schon einiges passiert und ich finde, der Text hat seitdem gewonnen. Allerdings musste ich auch bei @linktofink Vorschlag lächeln, die Idee fand ich ganz wunderbar, wenn das Rosa die Welt ein wenig auf den Kopf stellt. Aber es wäre in der Tat wohl eine ganz andere Geschichte geworden, allerdings eine, die sich auch zu erzählen lohnen würde. Nun ja, vielleicht tut es ja irgendwann irgendwer oder es gibt sie eh schon längst, wer weiß das schon.

Ich hab jedenfalls die Nase gestrichen voll davon, die Farbe Rosa zu sein!
Herrlich!

Oder wenn die Leute im Blumenladen nach Rosen fragen. Ich sitze auf den Blumen und warte darauf, dass mich jemand mitnimmt. Aber Rot gewinnt fast jedes Mal. Danach kommt Pink.
Ich weiß gar nicht, wie pinke Rosen aussehen. Sind die nicht auchirgendwie rosa? Aber was weiß ich schon über pink/rosa und Rosen im allgemeinen. Aber die Pfingstrosen sind rosa und nicht pink, da bin ich mir ganz sicher, wenn sie nicht gerade rot sind.

Von kräftigen Farben, tiefblauen Seen und sattgrünen Wiesen. Die Sonne ist so gelb, dass es in den Augen wehtut, aber ich liebe das. Die Blumen leuchtend rot oder türkis.
Ich auch, sorry rosa.

Alle sind da, nur ich nicht.
Gelogen! Allein was Obstbäume in rosa blühen!

Warum gibt es mich überhaupt?
Na, nu ist aber gut! Was soll denn das grau sagen? Weißt Du, wie gern das grau ein rosa wäre! Ist halt immer der Vergleich, der uns weiß machen will, wir wären unglücklich. Dabei vergleichen wir uns immer nur in die falsche Richtung. Eher mit dem Nachbarn, der einen Pool im Garten hat, anstatt mit dem Nachbarn, der noch aus Plumpsklo geht.

Ich werde nur geholt, wenn etwas niedlich sein soll oder flauschig oder herzig.
Und nun stell Dir die Welt mal ohne dem allen vor.

Stark und mächtig, das will ich sein!
Ja ja. Macht aber auch verdammt einsam. Solltest Du mal gehört haben.

So beeindruckt wären sie von mir.
Ja, das fände ich gut.
So so! :D

Ich werfe einen Blick in den Schrank und winke meiner Cousine zu. Sie wird von einer Hose getragen, die über einem Bügel hängt. Die Frau nennt sie wie mich, nur dass sie ein „alt“ davor setzt. Gut, meine Cousine sieht ein bisschen schmutziger aus als ich. Dunkler und abgenutzter. Aber ich finde das toll. Ich würde sie nicht altrosa nennen, sondern echtrosa.
Für mich ein Kandidat zum Kicken. Führt zu nichts. Zumal ich nicht verstehe, warum sie die toll findet, die verschindet ja nun noch mehr hinter den grellen Farben, die das roas so neidet. Empfinde ich als Widerspruch.

„Hey da drüben, wie geht’s?“, frage ich ihn und winke.
„Schlecht.“
„Versteh’ ich nicht.“
„Musst du auch nicht“, sagt er.
„Also ich an deiner Stelle hätte bombige Laune.“
„Nee, hättest du nicht.“
Mag ich!

Er schaut jetzt ganz schön betrübt aus der Wäsche. „Immer, wenn jemand traurig ist, werde ich rausgeholt. Meinst du, das fühlt sich gut an? Meinst du, das mache ich gerne?“
„Oh.“ Ich schlucke. „Tut mir leid, das war blöd von mir. Daran hab ich nicht gedacht.“
„Nee, haste nicht.“
Weil wir immer nur das sehen, was wir sehen wollen. Das Farben auch übel dran sind, wie wir Menschen, wer hätte das gedacht.

„Nee, heute mal kein Rosa.“
Dann greift sie in ihrem Schrank nach einer knallroten Strickjacke.
Na toll.
:D + :thumbsup:

Ich mag den Text. Ob er Kids abholt, liegt sicher auch daran, was sie für sich aus dem Text mitzunehmen verstehen. Und da sind wir alle so verschieden. Die Kleinen wie die Großen.
So, ich lass die kleine Zicke mal noch bisschen bocken und grübeln und wünsche ihr, sie muss nicht Stunden ihres Rosalebens in Therapiestunden absitzen.

Liebe Grüße und fünf Korken, Fliege

 

Hallo @RinaWu ,

die Farbe Rosa hat ja kulturell und in der Psychologie verschiedene Bedeutungen erlangt und etablierte sich erst spät als niedliche Mädchenfarbe.
In der Modewelt des 21. Jahrhunderts eroberte sie sich einen festen Platz, nicht nur für Mädchen als Bekleidungsfarbe und Zimmerdekorationen.
Rosa taucht regelmäßig auch als die trendige Frühlingsmodefarbe für Erwachsene auf.
So unterprivilegiert, wie du Rosa in deiner Geschichte einordnest, ist die Farbe also nicht.
In deiner Geschichte ist das Rosa sich selbst überdrüssig; allerdings nicht, weil es zu sehr gewollt wird, sondern, weil es in der Farbenwelt nicht die erste Geige spielt.

Oder wenn die Leute im Blumenladen nach Rosen fragen. Ich sitze auf den Blumen und warte darauf, dass mich jemand mitnimmt. Aber Rot gewinnt fast jedes Mal. Danach kommt Pink. Nach mir fragt kaum einer.

Ganz schön eitel, egoistisch und zickig ist das Rosa, bis Herr Schwarz ihm eine andere „Einsicht“, eine andere Selbstwahrnehmung über seinen Stellenwert in der Gesellschaft der Farben vermittelt.

„Über was beschwerst du dich denn?“, fragt er. „Die Menschen brauchen dich. Und du kapierst es einfach nicht, du meckerst immer nur rum.“
„Sie brauchen mich?“
„Klar. Was meinst du, wie oft sie genug von mir haben. Dann wünschen sie sich eine Farbe, die hell ist und fröhlich. Bei der sie schöne Gedanken kriegen. Und diese Farbe bist du.“
„Das ist alles?“
„Das ist viel“, sagt er. „Das ist das Gleichgewicht.“

Gar nicht so einfach, sich nicht als primus inter pares einzuordnen!
Kaum ist Rosa besänftigt, da kommt der Rückschlag: Die Frau trägt heute lieber Rot statt Rosa.
Na toll.

Die Frau geht ins Schlafzimmer und stellt sich vor den Spiegel. Dann zieht sie den Pullover aus und schmeißt ihn aufs Bett. Sie betrachtet ihn, nein, eigentlich betrachtet sie mich, und murmelt: „Nee, heute mal kein Rosa.“
Dann greift sie in ihrem Schrank nach einer knallroten Strickjacke.
Na toll.

Man muss nicht immer die erste Geige spielen. Die anderen Mitglieder der Gesellschaft haben auch ihre Gleichberechtigung.
So habe ich deine Geschichte aufgefasst.
Kinder mit dieser Geschichte einmal darauf zu stoßen, dass man sich nicht allzu wichtig nehmen sollte, ist sicher legitim.

Du warst die Erste mit der Krümelgeschichte. Das ist ganz schwierig.
Ich habe sie spät kommentiert, aber gern gelesen.

Lieben Gruß
kathso60

 

Liebe @Fliege,
Hallo @kathso60,

vielen lieben Dank für eure Kommentare. Ich komme leider gerade nicht zum Antworten, wir haben Urlaubssaison im Büro und rocken alles, was eh schon zu viel ist, nun zu fünft, anstatt zu neunt ... Ich hoffe, ich habe am Wochenende Luft. Wenn nicht dieses, dann das nächste. Nicht, dass ihr denkt, ich hätte euch vergessen :shy:

Liebe Grüße
RinaWu

 

Gemach, Gemach! Geschriebenes kann ja nicht schimmeln!
Mach du erst mal dein Ding! Und bleib gesund!
Lieben Gruß
kathso60

 

Hallo @RinaWu,

deine Geschichte las ich bereits vor über einem Monat. Ich fand sie so niedlich, dass ich sie meinem Mann vorgelesen habe und selbst er (nicht so der Literaturfreak) war begeistert, musste mehrfach schmunzeln, grinsen und über den grimmigen Herrn Schwarz sogar lachen. Nur von einem waren wir nicht so überzeugt: dem eingeschnappten Ende.
Aber von vorne. Ich bin ein großer Fan von Personifizierungen jeglicher Art, weil ich glaube, dass man so auf spielerische Weise der oft starren Erwachsenen-Denke "das ist so, weil es so ist und so zu sein hat" entgegenwirken kann. Mir fällt dazu ein, was eine von mir geschätzte Frau aus meinem näheren Umfeld (angelehnt an eine Fake-Meldung der schweizerischen Gesellschaft für Psychotherapie und Psychiatrie SGPP) vor einigen Monaten über den Lockdown sagte: "In Zeiten von Corona ist es vollkommen normal, sich mit Haushaltsgeräten zu unterhalten. Nur, wenn der Staubsauger und der Wasserkocher antworten, ist es ein Fall für den Psychiater." Ich stimme dem bedingt zu, bin aber der Meinung, man muss es differenziert betrachten: Es kommt darauf an, was der Staubsauger antwortet. Nun gut, zurück zu deiner wunderbaren Welt der Farben.

„Nein, lieber was Knalliges“, sagen sie.
Ich schaue dann immer an mir runter und fühle mich noch blasser.
Genial. Rosa hat die Eigenschaft blass zu sein, sich deshalb auch noch blass zu fühlen, grenzt an Synästhesie. Beeindruckend. Und vor allem: ich möchte Rosa in den Arm nehmen und trösten.

Ich sitze auf den Blumen und warte darauf, dass mich jemand mitnimmt.
Ist das goldig!! Kindgerecht hoch zehn.

Die Blumen leuchtend rot oder türkis.
Würde ich vom Partizip I in Konjunktiv I umwandeln, (Die Blumen leuchten) liest sich mMn leichter. Ist aber Geschmackssache.

Warum gibt es mich überhaupt?
Zwischen all dem Grellen und Kräftigen, wozu braucht es da mich?
Ich werde nur geholt, wenn etwas niedlich sein soll oder flauschig oder herzig.
Hach, Rosa. Sie steckt wirklich in einer Krise.
Du verwendest zur Veranschaulichung eine dreistufige Steigerung. Wiederholt sich auch hier:
Sie würden sich die Hände vor den Mund schlagen, sich gegenseitig etwas zuflüstern und dastehen wie im Boden festgewachsen.
So beeindruckt wären sie von mir.
Ja, das fände ich gut.
Es wirkt. Du stellst absolut unmissverständlich dar, wie sich Rosa fühlt, was sie dabei denkt und was ihr stattdessen lieber wäre. Mir würde reichen, wenn du in beiden Fällen auf zwei Stufen reduzieren würdest:
(a) Zwischen all dem Grellen und Kräftigen, wozu braucht es mich da?
Ich werde nur geholt, wenn etwas niedlich sein soll oder flauschig oder herzig.
(b) Sie würden sich die Hände vor den Mund schlagen, sich gegenseitig etwas zuflüstern und dastehen wie im Boden festgewachsen.
Ja, das fände ich gut.

Allerdings berufe ich mich auch hier auf die altbewährte "Geschmackssache"; dein Text ist kompakt, klar strukturiert und wunderbar zu verstehen, da stört der eine Satz mehr nicht wesentlich. Ich glaube nur, dass es die Wirkung deiner Aussage nicht schmälern und den Lesefluss erhöhen würde, wenn ...

Ein griesgrämiger Zeitgenosse, aber ich freue mich immer, ihn zu sehen, weil er so anders ist als ich.
Griesgrämiger Zeitgenosse; das wird in meine Schachtel "Lieblingswortschatz" einsortiert.
Zumal du (siehe folgender Dialog) deiner Aussage gleich ein Paradebeispiel hinterherschiebst. Du showst, statt zu tellen. (Warum sagt man eigentlich nicht: "Veranschauliche, statt zu behaupten"?)
„Hey da drüben, wie geht’s?“, frage ich ihn und winke.
„Schlecht.“
„Versteh’ ich nicht.“
„Musst du auch nicht“, sagt er.
„Also ich an deiner Stelle hätte bombige Laune.“
„Nee, hättest du nicht.“
:lol: Toll. Kleiner, aufgedrehter, unzufriedener Wirbelwind trifft alten, abgeklärten Miesepeter.

„Sie brauchen mich?“
„Klar. Was meinst du, wie oft sie genug von mir haben. Dann wünschen sie sich eine Farbe, die hell ist und fröhlich. Bei der sie schöne Gedanken kriegen. Und diese Farbe bist du.“
„Das ist alles?“
„Das ist viel“, sagt er. „Das ist das Gleichgewicht.
Darüber grüble ich bis heute. Womöglich stehe ich auf dem Schlauch. Was meinst Du damit? Gleichgewicht wovon? Verstehen Kinder das? Womöglich. Womöglich nicht. Ich will nicht abstreiten, dass Kinder oft schlauer sind als wir Erwachsenen.

Nun zu Rosa, ihrer Selbstwahrnehmung und dem Ende deiner Geschichte:

Er hat gesagt, ich bin wichtig.
Darüber muss ich nachdenken.
Herr Schwarz gibt klein Rosa zu denken:
„Klar. Was meinst du, wie oft sie genug von mir haben. Dann wünschen sie sich eine Farbe, die hell ist und fröhlich. Bei der sie schöne Gedanken kriegen. Und diese Farbe bist du.“
Und weil Rosa zu Schwarz aufsieht, würde ich meinen, dass sie seine Gedanken sehr ernst nimmt, vllt sogar ihre Meinung zu sich selbst dank seines Einwands verändert.

Dann gibt es da ja noch Rosas Cousine, die sie auch gut zu finden scheint, so gut, dass sie sie echtrosa nennen würde.

nur dass sie ein „alt“ davor setzt. Gut, meine Cousine sieht ein bisschen schmutziger aus als ich. Dunkler und abgenutzter. Aber ich finde das toll. Ich würde sie nicht altrosa nennen, sondern echtrosa.
Dunkler und abgenutzter verstehe ich so, dass die Cousine zwar auch hübsch und schön ist, aber im Gegensatz zu rosa eben nicht als niedlich verstanden, sondern ein bisschen ernster genommen wird.

Deiner kleinen Rosa scheint es um Ernsthaftigkeit zu gehen.
Dank dem Leiden von Herrn Schwarz könnte ihr doch bewusst werden, dass "niedlich" und "entzückend" Facetten von Freude, Begeisterung, vllt sogar von Glück sind. Sie könnte einen Aha!-Effekt haben, weil sie vor dem Gespräch mit Herrn Schwarz nicht an diese Seite der Medaille gedacht hat. Ebenso wie ihr ja nicht klar war, dass ein Herr Schwarz auch unschöne Begleiterscheinungen mit sich bringt.

Leider, ich finde das wirklich schade, hast du einen Part deiner Geschichte gelöscht, den ich wunderbar fand, weil er ein Sinnbild genau dafür war: Dass rosa eben nicht nur putzig ist, sondern sehr kluge, ernst zu nehmende Gedanken hat und sie sogar überaus einfühlsam ist: Der rosa Pudel. Ich für meinen Teil kann nur sagen: ich kenne rosa Pudel. Das sind wirklich arme Schweine. Unweit von hier gibt es ein Hotel, in dem sich einmal jährlich Hundeschau-Menschen treffen und "Fiffi" mal ordentlich rausgeputzt wird. Ich fand es wunderbar, dass du etwas Absurdes, wie einen eingefärbten Pudel eingeflochten hast und rosa sich darüber geärgert hat, dass sie für einen solchen Blödsinn hinhalten muss. Und nicht nur das: Der arme Hund hat ihr Leid getan. Ich erinnere mich vage an: "Pfui!" (was wieder echt putzig ist.)

Und weil mMn rosa in deiner Geschichte nur genervt und enttäuscht ist, weil ihr der Weitblick fehlt, sie aber gute Voraussetzungen mitbringt, um sich selbst eben doch ernst zu nehmen, fand ich das Ende deiner Geschichte enttäuschend. Enttäuschend für rosa, weil nach all den doofen Gefühlen, die sie erlebt, am Ende auch noch Frust bleibt. Frust, ohne vorausgehende Selbsterkenntnis, dass sie eben doch toll ist. Wäre ihr das noch bewusst geworden, quasi als "pädagogischer Lerneffekt" i.S.v. "sei stolz auf was du bist" und die Frau vor dem Spiegel hätte dann doch nach Rot gegriffen, wäre ein "Na toll!" wohl lustig gewesen.
So finde ich "Na toll!" eher frustrierend. Insofern auch enttäuschend für die kleine Leser- oder Zuhörerschaft, weil ein Kind, das die Frustration einer Farbe nachvollziehen könnte, lernt, dass es am Ende noch immer Grund zur Frustration gibt.

PS. Ich bin ebenfalls ein Fan der Pastellis. Für welches Alter deine Geschichte gedacht ist, sollen doch bitte Experten entscheiden (ich kann es jedenfalls nicht). Mit Experten meine ich im Bezug auf deine Geschichte "alle zwischen drei und neun Jahren". ;)

Liebe Rosa, du bist wunderbar. Ich werde mich bemühen, dich künftig ernster zu nehmen. Richte deiner Erschafferin, @RinaWu, aus, dass es ein herrlicher Einfall von ihr war, dir Leben einzuhauchen. Du gehörst nicht zu meinen Lieblingsfarben, das gebe ich zu. Aber ist dir mal aufgefallen, wie schick du neben grau aussiehst? Und dass du dann keineswegs putzig, sondern stilecht und elegant erscheinst? Vielleicht bist du ja kein Einzelgänger, sondern ein besonders guter Teamspieler? Denk darüber nach.

Es drückt dich,
Frieda Kartell

 

So, jetzt aber!

@Fliege, Liebe!

Zuerst - danke für die Geduld. Die letzten Wochen waren einfach vogelwild ...

Ist auch gar nicht nur für Kinder gut, finde ich, denn die Idee fand ich nice. Und irgendwie zweifeln die Leute ja ständig an sich herum und wollen immer sein wie die anderen, sind sich selbst nicht genug, große Volkskrankheit das in der heutigen Zeit und dazu noch völlig unnötig.
Das freut mich, denn ich sehe das ähnlich. In meinem Freundeskreis ist das Genörgle zum Glück nicht sehr verbreitet, aber im entfernteren Umfeld sehe ich das schon öfter. Ist echt selten, dass mir mal jemand begegnet, der einfach mal fein ist mit dem, was er hat. Und damit meine ich nicht, dass man keine Ziele haben sollte, Wünsche oder Träume. Ein innerer Antrieb ist immer toll. Aber genauso wichtig ist es eben, bewusst zu sehen, was man eigentlich schon alles hat.

Herrlich!
Thihi, schön, dass dir das gefällt, das ist in der Tat einer meiner Lieblingssätze in diesem Text :D

Was soll denn das grau sagen? Weißt Du, wie gern das grau ein rosa wäre! Ist halt immer der Vergleich, der uns weiß machen will, wir wären unglücklich. Dabei vergleichen wir uns immer nur in die falsche Richtung. Eher mit dem Nachbarn, der einen Pool im Garten hat, anstatt mit dem Nachbarn, der noch aus Plumpsklo geht.
Treffender hätte ich es nicht sagen können. Ich weiß, ich weiß, ich lasse Rosa schon krass rummeckern und sich selbst bemitleiden, aber ich dachte irgendwie, dass muss auch schon ein bisschen nerven, damit man eben genau da hinkommt (bzw. die kleinen Zuhörer dahinkommen) zu sagen - jetzt is aber mal gut. Schau dir doch besser mal das Positive an und hör auf, nur zu nölen.

Für mich ein Kandidat zum Kicken. Führt zu nichts. Zumal ich nicht verstehe, warum sie die toll findet, die verschindet ja nun noch mehr hinter den grellen Farben, die das roas so neidet. Empfinde ich als Widerspruch.
Ich glaube, das wurde schon mal erwähnt, mein wirrer Kopp hat den Überblick verloren. Ja hm, da muss ich drüber nachdenken. Altrosa findet sie eben cooler, weil sie was Abgerockteres hat, was "Echteres" in ihren Augen. Aber ich verstehe dein Argument auch ... Ich lass das noch mal sacken.

Weil wir immer nur das sehen, was wir sehen wollen.
Exakt!

Ich freue mich sehr, dass dir mein kleiner Krümel-Versuch gefallen hat. Rosa geht es schon besser, sie unterhält sich regelmäßig mit Herrn Schwarz und der rückt ihr die Sicht immer wieder gerade ;)

Liebe Grüße und drölfzig Korken!

Hallo @kathso60,

lieben Dank für deinen tollen Kommentar!

So unterprivilegiert, wie du Rosa in deiner Geschichte einordnest, ist die Farbe also nicht.
Ich ordne da nichts ein. Rosa erzählt, nicht ich! Das muss ich mal als erstes klarstellen ;) Denn ich bin da ganz bei dir, wenn du sagst:
Man muss nicht immer die erste Geige spielen.
Mein persönliches Empfinden über die Farbe Rosa spielt hier keine Rolle, ich habe Rosa als Protagonistin genommen und sie reden lassen.

Ist doch total oft so, dass Leute sich beschweren über bestimmte Dinge und man selbst denkt sich: "Hä, wo genau ist denn da jetzt gerade das Problem?!" Geht mir zumindest regelmäßig so. Ich glaube, dass zentrale Thema ist da oft die eigene Befindlichkeit. Das eigene Geltungsbedürfnis. Und sicher hat das bei jedem einzelnen verschiedene Gründe, manche mögen auch ernsthafterer Natur sein, aber im Grunde meckern doch viele Menschen um des Meckerns Willen. Zumindest, wenn wir von sogenannten "Luxusproblemen" sprechen. Ja - und das geht mir ziemlich auf den Zeiger ...

Kinder mit dieser Geschichte einmal darauf zu stoßen, dass man sich nicht allzu wichtig nehmen sollte, ist sicher legitim.
Schön, dass du das so siehst. Ich denke auch, das kann nicht schaden :) Sowieso glaube ich, es lebt sich leichter, wenn man sich selbst nicht so ernst nimmt und auch mal zurücktreten kann von der eigenen Wichtigkeit.

Viele Grüße!

Liebe @Frieda Kartell,

auch dir herzlichen Dank für den schönen Kommentar!

Also das hier made my day:

Ich fand sie so niedlich, dass ich sie meinem Mann vorgelesen habe und selbst er (nicht so der Literaturfreak) war begeistert, musste mehrfach schmunzeln, grinsen und über den grimmigen Herrn Schwarz sogar lachen.
Wie herrlich ist das denn? Danke, dass du diese Info mit mir geteilt hast :)
Ja, ich verstehe, dass das Ende nicht für jeden etwas ist und kann damit leben. Irgendeinen Tod stirbt man immer ;) Für mich hat hier ein versöhnlicheres oder niedlicheres Ende einfach nicht reingepasst.

Ich bin ein großer Fan von Personifizierungen jeglicher Art, weil ich glaube, dass man so auf spielerische Weise der oft starren Erwachsenen-Denke "das ist so, weil es so ist und so zu sein hat" entgegenwirken kann.
Hach, wie schön. Bin ich voll bei dir, mir geht es da genauso. Und das Schöne bei den Kleinen ist ja, dass sie da noch ein viel offeneres Denken und Aufnehmen haben, als der alles analysierende Erwachsene. Ich bewahre mir dieses Kindliche auch, denn ich finde es toll, die Dinge auch mal ohne eine alles Erklärende Logik zu betrachten.

Es wirkt. Du stellst absolut unmissverständlich dar, wie sich Rosa fühlt, was sie dabei denkt und was ihr stattdessen lieber wäre. Mir würde reichen, wenn du in beiden Fällen auf zwei Stufen reduzieren würdest
Kann ich verstehen. Und bei deinem Vorschlag (b) bin ich bei dir, das werde ich kürzen. Vorschlag (a) finde ich mit drei Stufen dann doch besser, eindringlicher.

Toll. Kleiner, aufgedrehter, unzufriedener Wirbelwind trifft alten, abgeklärten Miesepeter.
:D freut mich, dass dir das gefällt.

Darüber grüble ich bis heute. Womöglich stehe ich auf dem Schlauch. Was meinst Du damit? Gleichgewicht wovon?
Ganz simpel: Der Welt. Licht und Schatten. Sonne und Regen. Gut und Böse. Mal ganz plakativ und kurz erklärt. In diesem Falle - Schwarz mag ernst genommen werden, die "coolere" Farbe sein, aber Rosa ist leichter, sorgt für Fröhlichkeit. Wie eine Art Ausgleich der Dinge. Ob Kinder das sofort verstehen, weiß ich nicht. Kann sein, dass nicht. Aber vielleicht würde ein besonders spitzfindiges Kind aufhorchen und nachfragen und dann könnte man das im Anschluss diskutieren.

Dunkler und abgenutzter verstehe ich so, dass die Cousine zwar auch hübsch und schön ist, aber im Gegensatz zu rosa eben nicht als niedlich verstanden, sondern ein bisschen ernster genommen wird.
Genau, das wollte ich damit sagen.

Liebe Rosa, du bist wunderbar. Ich werde mich bemühen, dich künftig ernster zu nehmen. Richte deiner Erschafferin, RinaWu, aus, dass es ein herrlicher Einfall von ihr war, dir Leben einzuhauchen. Du gehörst nicht zu meinen Lieblingsfarben, das gebe ich zu. Aber ist dir mal aufgefallen, wie schick du neben grau aussiehst? Und dass du dann keineswegs putzig, sondern stilecht und elegant erscheinst? Vielleicht bist du ja kein Einzelgänger, sondern ein besonders guter Teamspieler? Denk darüber nach.
:herz: Danke dir!

Viele Grüße
RinaWu

 

Moin, moin @RinaWu ,
Na, aus Deiner Sicht ist die Challenge bestimmt schon fast verjährt, aber immerhin wollen wir noch abstimmen und davor steht der fairnesshalber wenigsten fast alle Geschichten kommentieren. Also sei tapfer und halte es aus ...

Gestrichen voll
Mir reicht’s!
Ich mach da nicht mehr mit.
Obwohl ich mich erfolgreich gedrückt habe, kann ich Euer Hauptproblem - die Alterseinstufung und die damit einhergehenden Herausforderungen, voll verstehen. Aber Deine kleine Geschichte empfinde ich als sehr netten Vorlesehappen, toll fürs Auslösen eines Gesprächs über Vorurteile und Schubladen. Also doch recht breit verwendbar.
Der Einstieg ist mir ehrlich gesagt ein bisschen zu doppelt, gemoppelt, aber vielleicht habe uich heut eauch nur einen besonders nüchternen Tag.

Ich hab jedenfalls die Nase gestrichen voll davon, die Farbe Rosa zu sein!

Aber hier bringst Du es ja super auf den Punkt (und irgendwie kann man das so herrlich auf andere Zustände verallgemeinern ...

Ich werde nur geholt, wenn etwas niedlich sein soll oder flauschig oder herzig.
und warum bitte tragen dann so viele alte Damen Rosa? Also ich finde ja, Du könntest hier noch ganz andere Dosen aufmachen. Es gelingt Dir sehr gut, Dich auf ein Thema mehr oder weniger zu beschränken (was glaube ich, für Kindergeschichten toll ist). Aus meiner Sicht machst Du da alles richtig, nur leider ist damit die Geschichte für mich als Erwachsene nur noch halb so interessant. Aber vielleicht zum Selberlesen? Du siehst, ich bin ein wenig hin- und hergerissen. (und ein Wunschkonzert wars ja auch wiedermal nicht)

„Nee, heute mal kein Rosa.“
Dann greift sie in ihrem Schrank nach einer knallroten Strickjacke.
Na toll.
Und auch am Ende kein Action, aber dafür auch kein Beschränken auf Rollenverhalten - hach, hat alles was für und wider. Und so geht es mit mit Deiner kleinen Geschichte. Eine wirklich hübsche Idee, herrlich vorstellbar, aber gefühlt mit Luft nach oben, was dem süßen Rosa so an Erlebnissen geboten wird.
Aber da könnte man ja in der anschließenden Disskusion nachlegen ...
Hab also dank für Deinen Beitrag, ich habe auf alle Fälle was dazu gelernt.
Beste Wünsche
witch

 

Liebe @RinaWu,

ist meist schwierig, dich – temperamentvoll und effizient, wie du nun mal bist – einzuholen. Denn während du mit rosa Schuhen schon auf der nächsten Hochzeit tanzt, überlege ich noch, welche Farbe mein Kleid denn zu dem Fest haben sollte.

Ist halt so mit den Nachzüglern, zu neuen Erkenntnissen tragen sie kaum bei. Aber ich wollte dich wenigstens wissen lassen, dass mich die Idee, die Farben zu beseelen, ihnen Leben einzuhauchen, anspricht.
Da musste ich sofort an einen uralten Plan von mir denken, als ich ein Frischling hier im Forum war, und mir partout nicht in den Kopf wollte, warum Adjektive so verpönt waren. Aus der Wortgruppen-Satire ist letztendlich nichts geworden, sicherlich auch, weil irgendwann der Groschen bei mir fiel und weil ich an der konkreten Umsetzung gescheitert wäre.

Also, was ich sagen will: Dass wir mit bestimmten Farbtönen ganz besondere Stimmungen koppeln, ist erst mal klar. Aber wie du dann diese kleine verrückte Welt kreierst, Situationen mit spritzigen, farbigen Dialogen schaffst, das mag ich sehr. Das hast du drauf. Ich kann mich noch an die KG von dir erinnern, in der die Prota mit Krümeln und Gegenständen im Restaurant kommunizieren konnte.

Mir reicht’s!
Ich mach da nicht mehr mit.
Ehrlich wahr, die schlechte Laune quillt mir schon aus den Ohren. Soll doch jemand anders meine Arbeit erledigen.
Ich hab jedenfalls die Nase gestrichen voll davon, die Farbe Rosa zu sein!
Die ist echt sauer. Was für eine Eröffnungsrede! Eigentlich tritt die Farbe Rosa – ein wohlklingender Name übrigens – hier schon den Beweis an, dass sie weder langweilig noch süß ist. Kein blasses, verschüchtertes Stimmchen, nein da sitzt Bumms, Temperament und ein starker Willen dahinter.

„Oh, wie niedlich“ und „Hach, schau, was für ein tolles Kleid, ganz entzückend.“ Dann gehen sie weiter und haben mich in ein paar Sekunden wieder vergessen.
So läuft das mit den erfolgreich eingeredeten Minderwertigkeitskomplexen. :lol:

Oder wenn die Leute im Blumenladen nach Rosen fragen. Ich sitze auf den Blumen und warte darauf, dass mich jemand mitnimmt. Aber Rot gewinnt fast jedes Mal. Danach kommt Pink. Nach mir fragt kaum einer.
„Nein, lieber was Knalliges“, sagen sie.
Ich schaue dann immer an mir runter und fühle mich noch blasser.
Da haben wir das Problem.
Kennste sicher:
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit."
Søren Kierkegaard.

Stark und mächtig, das will ich sein!
Sie würden sich die Hände vor den Mund schlagen, sich gegenseitig etwas zuflüstern und dastehen wie im Boden festgewachsen.
Ja, das fände ich gut.
Rosa weiß also nicht, dass sie kraftvoll ist. Noch nicht!

Die Frau geht mit mir in die Küche und gibt ihrem Freund einen Kuss. Er trägt einen Kapuzenpulli, auf dem Herr Schwarz sitzt. Ein griesgrämiger Zeitgenosse, aber ich freue mich immer, ihn zu sehen, weil er so anders ist als ich.
Eine Begegnung der Kontraste. Ist es wirklich seine Andersartigkeit, die Rosa anzieht, oder seine Weisheit und Lebenserfahrung?

„Bin ich aber nicht.“ Ich schüttle energisch den Kopf. „Warum sollte ich? Alle lächeln nur über mich. Keiner nimmt mich für voll. Und immer muss ich mit den anderen langweiligen Farben abhängen, weil die Menschen sagen, das passt so gut.“
„Du meinst die Pastellis?“, will er wissen.
:thumbsup:

Ich nicke. „Du dagegen, du bist so kräftig, so stark und dunkel. Du bedeutest etwas.“
Die arme Rosa, reiht eine Fehleinschätzung an die andere. Ich fühle mit ihr.

„Klar. Was meinst du, wie oft sie genug von mir haben. Dann wünschen sie sich eine Farbe, die hell ist und fröhlich. Bei der sie schöne Gedanken kriegen. Und diese Farbe bist du.“
„Das ist alles?“
„Das ist viel“, sagt er. „Das ist das Gleichgewicht.“
Na, hoffentlich kann sich bei Rosa die Erkenntnis festsetzen.

Er hat gesagt, ich bin wichtig.
Darüber muss ich nachdenken.
Schön. Sie ist auf einem guten Weg.

Die Frau geht ins Schlafzimmer und stellt sich vor den Spiegel. Dann zieht sie den Pullover aus und schmeißt ihn aufs Bett. Sie betrachtet ihn, nein, eigentlich betrachtet sie mich, und murmelt: „Nee, heute mal kein Rosa.“
Dann greift sie in ihrem Schrank nach einer knallroten Strickjacke.
Na toll.
Offenes Ende, hihi. Ein rosarotes hätte auch nicht gepasst.

Schöne, bunte Parabel, liebe Rina, deren Botschaft, vergleiche dich nicht mit anderen, sondern erkenne deine Stärken, sicher von den Kids in dieser kecken Aufbereitung verstanden wird.
Und nun ja, so eine kleine philosophisch-psychologische Nachhilfe hin und wieder kann den Großen auch nichts schaden. :cool:

Liebe Grüße
peregrina

 

Ihr Lieben @greenwitch & @peregrina,

ach du meine Güte, jetzt sehe ich eure Kommentare und dass ich nie darauf geantwortet habe. Tut mir leid! Bei mir ist privat gerade so viel los, dass ich das Forum im Moment eher stiefmütterlich behandeln muss. Ich schreibe zwar weiterhin, haue die Texte hier aber auch vorerst nicht rein, weil ich nicht weiß, wo ich dann die Zeit hernehmen soll, euren tollen Kommentaren zu antworten. Das soll gar kein Geheule sein, ist gerade eine spannende Zeit im wahren Leben, sondern eher eine Erklärung für meine Abwesenheit.

Ich sehe, @greenwitch, dass die Geschichte dich zwiegespalten zurücklässt.

hach, hat alles was für und wider. Und so geht es mit mit Deiner kleinen Geschichte. Eine wirklich hübsche Idee, herrlich vorstellbar, aber gefühlt mit Luft nach oben, was dem süßen Rosa so an Erlebnissen geboten wird.
Kann ich gut verstehen. Ich habe mich hier auf eine bestimmte Seite des Themas konzentriert, sehe aber auch, dass man das natürlich ausbauen könnte. Ich bin mir sicher, dass ich diese Geschichte irgendwann noch einmal anpacke. Eine Freundin von mir, die Grafikdesignerin ist, eine tolle noch dazu, und ich spinnen ja immer mal wieder rum, dass wir ein Kinderbuch zusammen machen wollen. Wer weiß? :) Ich behalte deine Anmerkungen auf jeden Fall im Hinterkopf, vielen Dank!

Aber wie du dann diese kleine verrückte Welt kreierst, Situationen mit spritzigen, farbigen Dialogen schaffst, das mag ich sehr.
Danke, liebe @peregrina, das freut mich sehr! Und jaaaaaa, du meinst "Tanzende Topfpflanzen" :) Die Geschichte hat auch großen Spaß gemacht damals ...

Da haben wir das Problem.
Kennste sicher:
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit."

Jep, genau. Und leider so oft der Fall. Ich mache gerade so eine private Challenge, den kompletten November nicht zu schimpfen. Klingt banal, hilft meiner Gesamtstimmung gerade aber kolossal. Genau so halte ich es schon lange mit Vergleichen - nämlich so gut wie gar nicht. Es tut einfach sehr gut, bei sich selbst zu bleiben und das zu wertschätzen, was man hat. Klingt auch banal, oder sogar abgedroschen, aber manchmal sind die banalsten Dinge eben sau wichtig für's Zufriedensein :)

Gerade bei Kindern gibt es das ja schon auch oft, dieses Vergleiche-Ziehen, sich schlecht fühlen, wenn man irgendetwas nicht so gut kann, wie andere, all sowas. Da dachte ich eben, die Moral der Geschichte is mal gar nicht so unpassend für die Kleinen. Deshalb freut mich das hier gleich noch mal:

Schöne, bunte Parabel, liebe Rina, deren Botschaft, vergleiche dich nicht mit anderen, sondern erkenne deine Stärken, sicher von den Kids in dieser kecken Aufbereitung verstanden wird.

Vielen Dank auch dir.

Liebe Grüße an euch beide und bis hoffentlich ganz bald.
RinaWu

 

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